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1. Hilfsbuch zur Heimatskunde der Provinz Hannover - S. 10

1895 - Hannover [u.a.] : Hahn
Zweite Keile: Bon Hannover bis an die Wasserscheide zwischen Weser und Elbe. Siehe Karte 1. Erster Tag: Die Leine bis an die Mündung in die Aller. Von jetzt an durchwandern wir weitere Strecken über Berge und Thäler, über Flüsse, Wiesen, Moore und Heideflächen bis an die Grenzen unserer Provinz und noch darüber hinaus, sobald unser Weg vorübergehend benachbarte Gebiete berührt. Bei unseren Reisen nehmen wir die Flüsse als Wegweiser und folgen von Hannover aus zuerst dem Laufe der Leine bis an die Mündung in die Aller. „Wem Gott will rechte Gunst erweisen, Den schickt er in die weite Welt, Dem will er seine Wunder weisen, In Berg und Strom, in Wald und Feld." Unterwegs halten wir wie bei den vorigen Ausflügen Rundschau im Lande, um zu beobachten, wie die Menschen jedem Boden seine eigentümlichen Erzeugnisse abzugewinnen wissen: Hier legen sie Wiesen an und dort Wälder, Ackerland und Gärten; hier stechen sie Torf und an anderen Orten bohren sie nach Petroleum und Steinsalz, oder sie fördern aus deu dunklen Bergwerken Erze und Steinkohlen an das Tageslicht. Sie scheuen die harte Arbeit uicht; denn Arbeit macht das Leben süß! Unser erstes Interesse an der Leine wecken die Wiesen neben dem Georgengarten und vor der Herrenhäuser Kunst, weil sie uns im Sommer eiu anschauliches Bild von dem Leben und Treiben auf den Marschwiesen geben; denn Pferde und Kühe bleiben hier vom Mai an 5 Monate lang Tag und Nacht im Freien.

2. Hilfsbuch zur Heimatskunde der Provinz Hannover - S. 22

1895 - Hannover [u.a.] : Hahn
22 dessen schwarzglänzende Beeren im Herbste das zierliche Rotkehlchen als gern gesehenen Gast herbeilocken. Hinter dem Stubenfenster ist ein kleiner Blumengarten angelegt, mit Nelken, Akeley, Pfingstrosen, Krauseminze und Kamillen bepflanzt, und daran schließt sich ein größerer Gemüsegarten. Holunderstrauch und Kamillenbeet sind die Apotheken der Bewohner; denn bei jeder Erkältung muß der schweißtreibende Flieder- und Kamillenthee ge- trunken werden. Wir bleiben den ganzen Tag auf einem Bauernhofe, um das Leben und Treiben der Menschen kennen zu lernen. Fünfter Tag: Fortsetzung der letzten Reise und dabei Beobachtung der Beschäftigung und des Wesens der Heidebewohner. Wir stehen mit nnsern Gastgebern am srühen Morgen ans und verweilen bei ihnen bis an den Abend. Es ist Frühling. Schon um 4 Uhr weckt der Hauswirt oder der Großknecht das Hausgesinde, und jedermann eilt an die für ihn bestimmte Arbeit. Der Pferdeknecht giebt den Pferden Hafer, und dann putzt und striegelt er sie. Andere Knechte versorgen die Kühe und schassen Heide und Stroh zur Streu in die Viehställe, und die Mägde melken die Kühe, tränken die Kälber und füttern die Schweine. Während der Zeit richtet die Hausfrau das erste Frühstück au, entweder aus Milch mit Buchweizengrütze, oder in neuerer Zeit oft aus Kaffee bestehend, und erst gegen 6 Uhr, nach- dem alles Vieh versorgt ist, setzt das Gesinde sich zu Tische. Daraus verlassen die Männer den Hof, welcher stets von Acker- land umgeben ist, und hier auf dem Ackerland bleiben zunächst die Pferdeknechte mit den Gespannen zum Pflügen, Säen und Eggen. Von deu übrigen Knechten ziehen einige weiter auf die Berieseluugs- wiesen, die Gräben zu reinigen, und die letzten endlich müssen den längsten Weg zurücklegen nach der weiter entfernt liegenden Heide, die Heidebüschel zur Streu für das Vieh abzuhauen. Dort kreuzen auch der Imker und der Schäfer nnsern Weg; denn Bienenzaun und Schafstall liegen, geschützt durch einen Kranz von Birken und Fuhren, mitten in der Heide, wo das Hauptweidefeld ist für die Bienen und Heidfchnncken. Da die Schafe sich bei der Schaswäsche vor der Schur in den kalten Heidebächen leicht erkälten

3. Hilfsbuch zur Heimatskunde der Provinz Hannover - S. 5

1895 - Hannover [u.a.] : Hahn
5 sie einander zurufen: „Seid fleißig, reinlich, ordnungsliebend und sparsam!" Wie der Buchweizen das rechte Korn der Heide ist, so können wir die Fuhren und Birken als die rechten Bäume derselben bezeichnen. Überall auf dem sandigen Boden treffen wir Fuhrenwälder an, oft umrahmt von weißgekleideten Birken, aber auch an feuchten Stellen untermischt mit schlanken Tannen und mit Eichen und Buchen. Nord- lich von Vahrenwald, rechts von der Stader Landstraße, liegt der erste Fuhrenwald in nächster Nähe Hannovers. Wir biegen vom Wege ab und übersehen von der Ostseite des kleinen Nadelwaldes den weiten Exerzierplatz, die frühere „Vahren- walder Heide". Wo aber einst die große Heidefläche den munteren Heidschnncken als Weideplatz diente, wo einst die Schäfer ihre Heidebesen banden, da ist jetzt das Heidekraut durch das Reiten und Fahren ausgerottet, und dichte, gelbe Staubwolken werden gleich dem Dünensande vom Winde emporgewirbelt. Nur die Böschungen der Schanzen sind mit Heide bewachsen, und an den benachbarten Orten, wo weniger geritten wird, findest du ebenfalls hier und dort noch einen Rest derselben. Einen Heidebüfchel und einige Fuhrenzapfen stecken wir in unsere Botanisiertrommel, merken uns die Hauptkennzeichen der Fuhren und Birken und suchen schließlich auf unferem Rückwege in Vahrenwald ein echtes niederfächfifches Bauernhaus auf mit rauchgeschwärztem, moosbewachsenem Strohdache und den hölzernen Pferdeköpfen an der Giebelseite. Dann kehren wir vergnügt in unser trautes Heim zurück und träumen an: Abend von dem schönen, gemeinschaftlichen Ausfluge. Zweiter Tag: Die Nordostseite Hannovers. An: zweiten Tage wenden wir uns nach Nordosten, folgen der Celler Landstraße durch List und „Klein Buchholz" bis Lahe und betreten dann zwischen Lahe und Warmbüchen das große Warm- büchener Moor rechts von der Landstraße. Es ist Spätsommer, und auf deu Dämmen und anderen trockenen Stellen hat man große Haufeu Torf aufgestapelt, welche in den letzten Monaten durch Wind und Sonne vollständig ausgetrocknet worden sind und nun bald nach Hannover zum Verkaufe gebracht werden können.

4. Hilfsbuch zur Heimatskunde der Provinz Hannover - S. 40

1895 - Hannover [u.a.] : Hahn
40 der südliche das Sietland (fiet = niedrig). Das Sietland hatte früher viel von dem, aus den benachbarten Mooren kommenden Wasser zu leiben, durch den Geeste-Kanal wird dieser Teil jetzt aber ent- wässert. Der Boden ist im Lande Hadeln leichter als in den zuletzt geuannten Marschländern, und daher wird hier mehr Ackerbau ge- trieben. Nebeu Roggen und Weizen baut man viel Raps. Die Wohnungen liegen vereinzelt mitten im Felde, von Gräben umgeben und von Eschen umschattet; oft siud sie aber auch unmittelbar hinter die Deiche gebaut, so daß sie mit den Giebeln kaum darüber hinweg- ragen. Das linke Elbufer ist vou Bleckede au eingedeicht. Die Deiche sind Wälle mit steiler Innenwand und schräg abfallender Außenseite. Das Binnenwasser wird mittels Schleusen, welche man Siele nennt, durch die Deiche hindurchgelasseu. Diese uach außen im stumpfen Winkel angelegten Siele öffnen sich durch deu Druck des abfließenden Binnenwassers, werden aber zur Zeit der Flut durch das aufwärts getriebeue Meer- und Flußwasser geschlossen. Dritter Tag: Die Mündung der (5lbe, das Land Wursten und Osterstade. An der Mündung der Elbe treffen wir wieder hmuburgsches Gebiet. Der Hauptort ist Kux Häven mit 4500 Einwohnern, der Endpunkt der Eisenbahn Harburg-Kuxhaveu. Vor der Elbmündung liegt die kleiue hamburgsche Insel Neuwerk, welche durch ihren Leuchtturm den Schiffern in der Dunkelheit den Weg zeigt. Außerdem hat Hamburg an der Elbmündung mehrere Leuchtschiffe liegen. Diese Leuchtschiffe sind vlumpe, schwere Fahrzeuge, die au deu gefährlichsten Stellen fest veraukert werden. Am Tage siud sie keuutlich durch deu roten Anstrich am Rumpfe des Schiffes und durch die an der Spitze des Mastbaumes besestigteu schwarzen Körbe; aber in der Nacht zeigen sie ein Blinkfeuer, welches allen Schiffern, die diese Straße sahren, bekannt ist. Jedem Leuchtschiffe sind einige Rettungsboote beigegeben. Es solgen nun weiter die hannoverschen Marschen: das Land Wurste u an der Nordsee und die Ost erst ad er Marsch am Unter- laufe der Weser.

5. Landeskunde von Braunschweig und Hannover - S. 13

1899 - Breslau : Hirt
Landschaftskunde. — Moore- Die Lüneburger Heide. 13 Riffe, als die Überreste verschlungenen Geestbodens, die „Kirchhöfe der Schiffe", darunter das schlimme Borkum-Riff. Mehrere Feuerschiffe und vier große Leuchttürme auf den Inseln nebst kleineren auf dem Festlande suchen die Schiffahrt zu sichern, und zahlreiche Rettungsstationen streben den Schiffbrüchigen der Mordsee menschenfreundlich zu helfen. 4. Die Moore zwischen der Aller und dem Dümmer. a. L. der Weser. Zwischen dieser und der Aue das Große Moor, jenseits der Aue das Wieting sm oor. Der 22 qkm messende Moorsee Dümmer, 2—5 111 tief, ist der zweitgrößte in Niedersachsen und sehr fischreich. b. R. der Weser. Geest, Moor und geringe Stücke Marschlandes wechseln miteinander ab. Zwischen der Oker, Aller und dem Braunschweig- schen der fruchtbare Lehmboden des Papenteichs, an den sich, nach S.o. bis in die Nähe von Helmstedt vorspringend, der Hasenwinkel mit ergiebigen Feldern anschließt. 5. Die Lüneburger Heide besteht mit ihrer Fortsetzung im Stadeschen aus verschiedenen Höhenzügen, die zusammen eine Art stark gewellten Hochlandes von mäßiger Erhebung bilden. Sie erreicht 171 m im Wilseder Berge, dem Quellgebiete einer großen Anzahl von Flüssen (welcher?); nach der Aller und Weser hin senkt der Rücken sich langsam, nach der Elbe hin fällt er mit steilen Rändern ab. Der Rücken ist größtenteils ein verwüsteter Waldboden und ist wirklich aus weite Strecken hin eine Art Wüste geworden, „in der sich Wacholder, Heide und Besenpsriem Gesellschaft leisten". Andere Stellen sind mit Kiefern und selbst Fichten bestanden, und die beharrlichen Anstrengungen, die Heide wieder aufzuforsten oder in den Senken die saftig grünen „Rieselwiesen" anzulegen, gehen einen guten Gang. Großartige Auf- forstungen durch die Provinzial-Verwaltungen liegen in den Feldmarken von Örrel, Lintel und Brambostel. Auch fehlt es keineswegs an anbauwürdigen Geestäckern. Das Ein- sammeln von Heidel- und Kronsbeeren bringt ansehnlichen Verdienst. Die genügsame, tapser aushaltende Heidschnucke ist dem Heidebauern, der noch nicht mit modernem Landwirtschaftsbetriebe vertraut ist, so unentbehrlich wie dem Lappen sein Renntier. — Die Heide besitzt auch manche Züge eigentümlicher Schönheit, den feierlichen Aus- blick über menschenleere Weiten, klare, plätschernde Heidbäche, anheimelnde Gehöfte unter alten Eichen und vor allem im Hochsommer Hügel aus Hügel ab die purpurne Decke des endlos blühenden Heidekrautes, voll summenden Jnsektenlebens. Das sogenannte „Para- dies der Heide", bei Fallingbostel an der Böhme, mit ihrem Saume von uralten, knor- rigen Buchen ist sogar recht malerisch. Aus dem 55 qkm großen Truppen-Übungsplatze zu Munster, Kreis Soltau, ist die Heide vollständig dem Anbau entzogen. Ein besseres Gepräge weisen die Höhenzüge im n. und ö. Lüneburg auf, ihr thoniger Boden trägt vielfach schönen Buchenwald. Sie beginnen n. vom Bruchlande des Drömlings und ziehen in n.n.w. Richtung zum Teil über die Elbe hinaus. Zu ihnen gehören der Lemgow [go], der Drawän, die wild- und waldreiche Göhrde, sowie der Kalkberg bei Lüneburg. Der östlichste Winkel des Landes zwischen der Elbe und der Provinz Sachsen erinnert durch seinen Namen, das Wendland, daran, daß die Be- wohner einst Slawen waren. Viel Eigentümliches haben sie sich noch bewahrt im Körperbau, in Kleidung, Sitten und in der hufeisenförmigen Bauart der „Rundlingsdörfer", die nur einen Eingang besitzen.

6. Bodenständiger Unterricht - S. 18

1913 - Leipzig : Dürr
— 18 — Wir hören von dem Müller Schachtstek in Diebrock, — wir treffen ihn gerade an, wie er bei seiner Mühle aus dem Arme der Aa, der nach dem Mühlrad zu abgeleitet ist, den abgelagerten Sand aus- wirft, um das Flußbett wieder tiefer zu machen — daß er dort jedes Jahr etwa 50 cbm Sand abfahren muß — über 30 Fuder. Die Schüler haben gesehen und werden angehalten, dauernd daraus zu achten, wie oft Kolke, Teiche, Straßen- und Ackergräben gereinigt, „ausgeschlämmt" werden müssen. So lernen sie auf Grund vielfacher Beobachtungen in ihrer engsten Heimat, welche gewaltige Mengen festen Erdreichs usw. aus den Bergen und Feldern des Binnenlandes durch die zahlreichen kleinen und großen Flüsse und Ströme abgeschwemmt, fortgespült und in das Meer geschleppt werden. Nun klingt es ihnen glaubhaft, wenn sie hören, daß alljährlich allein aus dem sächsischen Elblaufe *) über 34000 cbm Sand, Kies und Steine (rund 23000 Fuder oder was 46000 Pserde ziehen können!) ausgebaggert werden müssen, damit die Fahrrinne tief genug bleibt; daß die Donau **) jährlich über 35^ Millionen cbm — rund 23 Millionen Fuder für 46 000000 Pferde, der Mississippi weit über 211 Millionen cbm — 140 Millionen Fuder für 280000000 Pferde, der Hoangho sogar 472 ^ Millionen cbm = 315 Millionen Fuder für 630000000 Pferde, Erde, Steine, Sand und Schlamm nach dem Meere bringt, daß allein aus der schwäbischen Alb jedes Jahr 63600 cbm Kalksteine vom Wasser ausgewaschen und abgeschwemmt werden = 42400 Fuder für 84800 Pferde, daß dort, wie man an zurückgebliebenen Spuren nachweisen kann, bereits eine Erd- und Gesteinsschicht von 200 m Dicke und 23 km Ausdehnung fortgespült worden ist. Da sehen die Schüler allmählich ein, daß bei solch ungeahnter, unaufhörlicher Riesenarbeit des Wassertropfens nach und nach Gebirge und andere hoch gelegene Teile der Erdoberfläche abgetragen werden, und daß durch diese ungeheure Einebnungsarbeit des Wassers schließlich eine völlige Beseitigung aller Erhebungen stattfinden müßte, wenn nicht auch andere Kräfte mit entgegengesetztem Erfolge an der Arbeit wären. *) Vgl. Fraas, Die Naturerscheinungen der Erde. Verlag von Lutz, Stuttgart. **) Vgl. Volk, Geologisches Wanderbuch. Verlag von Teubner, Leipzig.

7. Lesebuch für hannoversche Volksschulen - S. 122

1862 - Hannover : Meyer
122 von einer Pest heimgesucht; da starben in Göttingen, wie auch in den Städten Nordheim und Braunschweig, in wenigen Monaten ein Drittel der Einwohner. In dieser Zeit suchte man noch bei den Heiligen Hülfe. So zogen dazumal die von Einbeck, wohl 300 Mann stark, gen Pöhlde, holten von dort das Heiligthum St. Fabian und Sebastian nach ihrer Stadt und brachten es dann wieder zurück. 3. Durch die Reformation wurde das anders. Schon im Jahr 1523 fing die lutherische Lehre an, im Fürftenthum Göttingen bekannt zu werden. Wenn auch noch der Predigt des Evangeliums gewehrt wurde, so wußten die Bürger sich dagegen Luthers Lieder und seine Übersetzung des Psalters zu verschaffen, und kürzten sich in ihren Werkstätten die Zeit durch das Singen der Lieder Luthers, und das thaten namentlich die Wollenweber. In den Dörfern Grone und Rosdorf lehrten schon evangelische Prediger, und die Bürger von Göttingen schlichen sich verstohlen hinaus zu deren Predigten, trotz der Strafe, die ihnen gedroht war. Da kam 1529 aus dem Lüneburgischen Friedrich Hübenthal, ein feiner Prediger in grobem Rock, und hielt auf dem Kirchhofe von St. Georg die erste evange- lische Predigt. Seine Anhänger schickten etliche Männer zu Simon Gieseler, einem vornehmen Manne, der in der ganzen Stadt hoch angesehen war, und ließen ihn um Rath fragen, ob sie den Prediger behalten sollten. Er lag gerade schwer krank. Lange schwieg er und bedachte sich tief; dann erhob er sein Haupt und sprach- „Was die Bürger jetzt vorhaben, werden sie vollbringen und mögen darum getrost fortfahren; ich aber will Leib und Leben daran setzen." Nun bestellten sie Hübenthal zu ihrem Prediger und baten den Rath, er möge ihnen eine Kirche zum Gottesdienste gewähren. Der Rath aber war unzufrieden, gab eine harte Antwort und sann auf Strafe. Da sammelten sich die evangelischen Bürger, wohl 300 an der Zahl, und besprachen sich, wie das Evangelium vor den Widersachern zu schirmen sein möchte. Die weisesten Bürger wurden zusammenge- rufen, um ihre Meinung zu sagen. Unter ihnen war auch Henning Hohof, ein verständiger Gotdschmid. Als zu diesem die Botschaft kam, sprach er zu seiner Hausfrau: „Was dünkt dich zu solcher Sache?" Sie erwiderte: „Thue es um Gottes willen; es wird doch und kann nicht anders sein." Worauf er sagte: „Ja, liebe Anna, wenn es aber dazu käme, daß ich einst vor diesem unserm Hause vorüber einen andern Weg zum Leineberge (der Richtstätte) gehen müßte, was wolltest du dann thun?" „Wohlan. Henning," ant- wortete sie, „es wäre doch besser, wir stürben um dieser Ursache wegen, denn Schande und Laster halben." Da sann Henning nicht länger und ging aufs Rathhaus. Mit Mühe erhielten die Männer Gehör beim Rath; ihrer Bitte, dem Evangelium freien Lauf zu lassen, ward keine Gewährung. Endlich aber sah sich der Rath dennoch nachzugeben genöthigt und bat mit der Gemeinde den Landgrafen Philipp von Hessen, ihnen feine, stille, fromme und gelehrte Prediger zu senden, und vom Palm-

8. Lesebuch für hannoversche Volksschulen - S. 159

1862 - Hannover : Meyer
159 Die Kiebitzen sind immer fröhlich, sie mögen fliegen oder Äufen, sich ätzen oder'baden, und der Hirtenknabe auf dem Ried sieht leine Lust an ihnen, zumal sie sich nicht verstecken, sondern ihr Wesen und ihre Kurzweil vor jedermanns Augen haben. Der Hamster aber ärgerte sich einmal darüber, daß ihm die Galle überlief, und sprach zu' dem Kiebitz, der etliche Schritte vor seiner Höhle einen Bock- sprung machte: „Wie kann man doch den ganzen Tag io lustig sein!" Der Kiebitz antwortete: „Das ist sehr begreiflich. Wir |inb mit dem täglichen Brote zufrieden; wir sorgen mcht für den andern Tag; wir haben weder Keller noch Speicher, und nichts, wonach dre Diebe gelüstet." 41. Stade. Änweit der Elbe liegt an den Ufern der Schwinge und auf der Grenze der Elbmarsch und des Geestlandes die Stadt Stade, der Sitz der gleichnamigen Landdrostei. Sie gehört zu den ältesten Wehrstätten unsers Landes und war in der Vorzeit die Residenz des uralten Geschlechts des Grafen von Stade. Die Festungswerke der Stadt wurden gegen Ende des vorigen Jahrhunderts geschleift, sind jedoch 1814 wieder hergestellt. Stade ist außer Harburg und Geestemünde der einzige Ort in Osthannover, welcher für die Schiffahrt Wichtigkeit hat. Äußer grö- ßeren Seeschiffen gibt es eine Menge kleinerer Küstenfahrzeuge, wel- che mit Bremen, Hamburg u. s. w. verkehren. Hin und wieder wird auch wohl ein Schiff zum Walfischfang ausgerüstet. Freilich leidet die Schwinge wie das ganze Stromgebiet der Unterelbe an Versandung und Verschlammung, weshalb schon 1766 ein Kanalbau erforderlich wurde, ohne welchen die Schiffahrt von der Elbe nach Stade vielleicht ganz aufgehört haben würde. Dennoch aber ist der kleine Fluß von großer Wichtigkeit für die Elbschiffahrt. Bei Ein- tritt des Winters suchen häufig Schiffe bei ihr Schutz, und die Rhede vor ihr, welche vor Südwest- und Nordwestwinden schützt, wird nicht selten zum Ankern benutzt. Wie Stade der Grenzpunkt zwischen Marsch und Geest ist, so bildet die Mündung der Schwinge die Scheidelinie zwischen dem Süß- und Seewasser. Hier ist die Eis- grenze, selten bildet sich tiefer abwärts auf der Elbe eine feste Eis- decke. Die größeren Seeschiffe Pflegen daher hier zu lichten. Die Luft ist wie am ganzen Gestade der Elbmündung und des Meeres feucht und rauh. Man heizt in den Häusern volle 6 Monate des Jahres ein. Dennoch ist die Gegend gesund, da die frische See- luft freien Zutritt hat und die aus den nahen Moorgegenden auf- steigenden Dünste entfernt. Die Stadt hat eine freundliche Lage. Der sogenannte schwarze Berg neben der Stadt, den früher öde Heide bedeckte, ist jetzt mit jungem, kräftigem Nadelholze bepflanzt und bietet eine malerische Aussicht dar. Von dem freundlichen Vergnügungsorte Hohewedel sieht man die Schwinge sich durch saftiges Wiesengrün nach der Stadt schlängeln und sich weiterhin in die Elbe ergießen, an deren

9. Lesebuch für hannoversche Volksschulen - S. 154

1862 - Hannover : Meyer
154 selben stehen 20 Särge fürstlicher Personen. An dieser Kirche ist Johann Arnd, der Verfasser des „wahren Christenthums", von 1611 bis 1621 Prediger gewesen; Herzog Georg hatte ihn nach Celle als Generalsuperintendenten berufen. Arnds Bildniß hangt auf der Bibliothek der Kirche. Die Stadt ist nicht ohne Leben. Das kommt theils durch ihre Lage; sie liegt nemlich an der Aller, welche von hier an schiffbar ist, nachdem sie ihr Wasser durch Aufnahme der Fase vermehrt hat, und zugleich führt die Eisenbahn, welche von Hannover und Braunschweig nach Harburg geht, an Celle vorbei. Theils aber kommt es auch dadurch, daß Celle der Sitz zweier Oberbehörden ist: des schon genannten Oberappellationsgerichtes und eines Ober- gerichtes. -- Die Stadt gilt für den Ort, wo das Hochdeutsch am reinsten gesprochen wird. 37. Die Hermannsburger Mission. 1. Eehet hin in alle Welt, und prediget das Evangelium aller Creatur! so sprach der Herr zu seinen Jüngern, und sie gingen hin. Sein Befehl gilt auch heute noch, und gilt so lange, wie' es Völker auf Erden gibt, denen die frohe Botschaft von Christo noch unbekannt geblieben ist; und wer ein rechter Christ ist und von Herzen betet: „Dein Reich komme", der wird gern mithelfen an dem heiligen Werke der Mission. 2. Seit 1849 haben wir in unserm Vaterlande eine Missions- anstalt, welche der Pastor Harms zu Hermannsburg im Lüneburgi- schen gestiftet hat. Im Glauben an den Herrn hat er das Werk angefangen, und Gott hat ihn reichlich dabei gesegnet und ihm über Bitten und Verstehen gegeben. Aus der lutherischen Christenheit von nah und fern sind ihm Gaben zugekommen, sogar aus den Niederlanden, Rußland und Amerika; einzelne Landleute haben hun- dert, dreihundert, fünfhundert Thaler geschenkt, einer sogar einen ganzen Ackerhof in Hermannsburg und sich selber sammt seiner Frau in den Missionsdienst begeben; Kinder und arme Leute haben ihre ersparten Pfennige zusammengethan, und sind daraus Thaler gewor- den. Am fleißigsten ist die Gemeinde Hermannsburg im Geben gewesen. Da ist wohl gesagt worden: „Aber die Leute müssen ja endlich dabei verarmen!" Keineswegs; es gibt keinen Bettler im Dorfe, und außer den Missionsgaben werden noch jährlich über 400 Thaler für auswärtige Fcuersbrünste, Bibelgesellschaften und dergleichen zusammengebracht. Die Missionsanstalt besteht aus einem Missionshause und drei Nebengebäuden, 20 Morgen Acker, Wiesen und Gartenland; dazu kommt noch jener Missionshof, welcher der Anstalt geschenkt ist. In dem Missionshause wohnen die jungen Leute, welche Missionare werden wollen, sammt ihrem Lehrer. Wenn die tägliche Unterrichts- zeit verflossen ist, so, ziehen sie auf den Acker und in den Garten, um dvrt zu lernen, was der Apostel sagt: „Christen sollen mit stil-

10. Lesebuch für hannoversche Volksschulen - S. 256

1862 - Hannover : Meyer
‘256 drängen hier Sandsteinfelsen auf sie ein; sie durchbricht dieselben und eilt durch die sogenannte sächsische Schweiz mit ihren reizenden Ber- geshöhen zur schönen Königsstadt Dresden. Bei M e i ß e n drängt sie sich abermals durch Gebirgsmassen hindurch und gelangt dann unweit Leipzig in die norddeutsche Tiefebene. Von setzt an sind ihre User flach, und wo sie nicht durch Dämme begrenzt ist, da ergießt sie im Herbst und Frühjahr häufig ihre Fluten über die weiten Fluren. Oft durchbricht sie sogar gewaltsam die Dämme und richtet dann großm Schaden an. Doch hat sie bei den Überschwemmungen auch manche Sandftrecke mit fruchtbarem Erdreich überkleidet. Ihre Wassermenge wird durch die Mulde und die Saale von der linken Seite und durch die Havel von der rechten Seite ver- stärkt^ So wird sie stark genug, Schiffe zu tragen. Die Waren gehen theils durch die Havel in die Spree bis Berlin; theils fahren sie den Strom hinab. Aus preußischem Gebiete liegen an ihren Ufern die Städte Wittenberg und Magdeburg. Nachdem sie das hannoversche Gebiet theils durchflossen, theils von Preußen, Meklenburg und Lauenburg getrennt und die Ilme- nau aufgenommen hat, erreicht sie Harburg und gleich darauf Hamburg, die bedeutendste Handelsstadt Deutschlands, deren größte Kaufleute ihre Schiffe nach allen Erdtheilen senden. Von hier kom- men die ausländischen Waren stromaufwärts tiefer in das Land hinein; die Dampfboote gehen sogar bis Prag. Auch die Eisen- bahnen, welche die Elbe bald in größerem, bald in geringerem Abstande bis nach Böhmen hinein begleiten, fördern den Verkehr erstaunlich. Bei Altona und Glückstadt vorbei fließt sie dann zwischen Hannover und Holstein in die Nordsee. Vor ihrer Mün- dung liegt die kleine Insel Helgoland, welche die Engländer besitzen. 13. Die Oder. Äm Südostende der Sudeten entspringt die Oder. Sie kommt als ein schmaler Bach aus einem von finstern Tannenwäldern um- gebenen Sumpfe. In einem tief eingeschnittenen Thale braust sie reißend dahin. Bald tritt sie in das Tiefland; ihr Thal wird breit; träge schleicht sie zwischen Gebüsch und Wiesel hin. Auf beiden Ufern sind dichte Forsten, von Wiesen und Äckern unterbrochen. Doch ist der Boden mager und die Ernte dürftig; dafür aber finden sich in dunkler Tiefe Kohlen und Erze. Der Strom ist seicht und sehr ver- sandet, daher geht die Schiffahrt langsam; aber der Dampfwagen führt uns schnell nach Breslau, Schlesiens größter Stadt. Unter- halb derselben nimmt sie links die Katzbach auf, an der 1813 Blücher die Franzosen schlug. Sie und alle von diesen Gebirgen kommenden Flüsse schwellen bei Gewittern plötzlich an und werden dann überaus reißend. Von Breslau an trägt sie Fahrzeuge, die mit einer Last bis zu tausend Centnern beladen sind. Wald, Ge- büsch auf Sumpfstrichm und Sandhügel geleiten sie nach Frank-
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