Autor: Dittrich, P., Pfeifer, Wilhelm, Christoph, A.
Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
Schulformen (OPAC): Höhere Lehranstalt
Regionen (OPAC): Ostdeutschland
Inhalt Raum/Thema: Deutsche Geschichte
Geschlecht (WdK): Jungen
Begrndung d. Brandenb.-pren. Staates unter d. Gr. Kurfrsten u. Friedr. Iii. 37
von Kalcksteiu, den er in Warschau hatte ausheben lassen, enthauptet. (Der Absolutismus dauert in Preußen bis 1848.) Die Hauptsttzen seiner unumschrnkten Gewalt waren die Domnen, das stehende Heer und das Beamtentum (vgl. darber spter 32 und 33). In diesem Kampfe vertrat der Kurfürst den Staatsgedanken gegen die territorialen Ge-walten. Schon während des Krieges hatte die kurfrstliche Regierung gegenber den Stnden, die Geld nur fr ihr eignes Land aufbringen und verwendet wissen wollten, den Standpunkt vertreten, da die einzelnen Lnder ein Ganzes bildeten und jedes die Lasten dieses Ganzen mit zu tragen habe. Sie hatte auch durchgesetzt, da die Stnde in Kleve einen Geldbeitrag zu dem Kriege in Ostpreuen leisteten. Nur auf diesem Wege konnten die zerstreuten Gebiete zu einem Staatsganzen weiterent-wickelt und ihre Bewohner mit einem krftigen Staatsbewutsein erfllt werden. In diesen Jahren wurden auch die ersten Schritte zur Einfh-ruug der Akzise, einer indirekten Steuer auf Mehl, Schlachtvieh und Bier, getan, durch die sich der Kurfürst eine regelmige, mit dem Wohl-stnde des Landes wachsende, von der Bewilligung der Stnde unab-hngige Einnahme sicherte. Er begnstigte das Merkantilsystem, legte den Mllroser Kanal zur Verbindung der Elbe und Oder an und schuf eine eigne Post, begrndete ferner die Bibliothek in Berlin und die Universitt Duisburg.
22. Der Franzsisch-schwedische Krieg. Ende der Regierung. Auch an der Bekmpfung der Franzosen war der Kurfürst während des zweiten Raubkrieges hervorragend beteiligt, ohne freilich trotz glnzender Erfolge der die franzsischen Verbndeten, die Schweden, einen nennenswerten materiellen Gewinn zu erzielen (vgl. 4).
Seit dieser Zeit wurde der Name des Groen Kurfrsten" in Deutschland volkstmlich.
Der Krieg an der Ostsee hatte den Kurfrsten die Notwendigkeit einer Flotte erkennen lassen. Im Jahre der Schlacht bei Fehrbellin hatte er schon drei Fregatten (Kurprinz", Berlin" und Potsdam") mit dem roten Adler im weien Felde von Holland durch den hollndischen Reeder Raule gechartert". Die Flotte stieg allmhlich auf 30 Schiffe. Sie griff wegen rckstndiger Hilfsgelder die spanische Silberflotte an und bestand ein rhmliches Gefecht bei St. Vincent. Sie erwarb auch Kolonien an der Guineakste, wo das Fort Grofriedrichsburg angelegt wurde. Eine afrikanische Handelsgesellschaft sollte den Handel frdern. Aber die Eifersucht der Hollnder, die Anforderungen an die Steuerlast des Landes fr das unentbehrliche Landheer, der Mangel eines geeigneten Hafens, da Pillau und Emden zu weit von dem Mittelpunkte seiner Staaten ab-gelegen waren, das alles war einer krftigen Kolonialpolitik und der Ent-Wicklung einer starken Flotte ungnstig.
Wenn der Kurfürst sich nach dem Schwedischen Kriege zu einem Bndnis mit Frankreich entschlo, so wirkte auch das gespannte Verhltnis
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Extrahierte Personennamen: Raule
Extrahierte Ortsnamen: Warschau Kleve Ostpreuen Berlin Duisburg Schweden Deutschland Ostsee Fehrbellin Holland Pillau Emden Frankreich
Autor: Dittrich, P., Pfeifer, Wilhelm, Christoph, A.
Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
Schulformen (OPAC): Höhere Lehranstalt
Regionen (OPAC): Ostdeutschland
Inhalt Raum/Thema: Deutsche Geschichte
Geschlecht (WdK): Jungen
222 Die wichtigsten Begebenheiten der Neuzeit, insbes. der Preuisch-deutschen Geschichte.
dringt die englische Macht in den quatorialen Provinzen vor, um einen berlandweg etwa zum Viktoria Nyanza und von da nach der Kste von Britifch-Ostafrika und dem Kaplande zu schaffen.
In den letzten Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts gewann Afrika fr England erhhte Bedeutung aus militrifch-politischeu Grnden, da von Afrika aus die Verbindung zwischen dem Mutterlands und den Kolonien bedroht werden kann, Deutschland und Frankreich aber hier groe Be-sitznngen erworben haben, aus wirtschaftlichen Grnden, da der Gold-reichtnm des Sdens ungeheuer ist und diese weiten, reichen und noch fast unberhrten Gebiete dem nach Beschftigung suchenden Kapitalreich-tum Gelegenheit zu lohnenden Anlagen bieten. Diese Grnde fhrten am Ende'des 19. Jahrhunderts zur Vernichtung der Freistaaten Oranje-sreistaat und Sdafrikanische Republik im Burenkriege. Seiner alten Erfahrung in kolonialen Angelegenheiten, seinen hochentwickelten Transportmitteln zur See und dem Reichtum der privaten Unternehmer verdankt es England, da die von ihm in Besitz genommenen Kolonien verhltnismig schnell zur Blte gelangen.
Zu den genannten Wegen, die England mit seinen Kolonien ver-bindet, ist endlich noch ein vierter hinzugekommen, der der Nord-amerika. Die kanadische Pazifikbahn stellt den krzesten berlandweg zwischen der Ost- und der Westkste des Erdteils her und die Fahrt von Vanconver nach Jokohama die schnellste Verbindung zwischen der Ost-und der Westkste des Groen Ozeans.
Der Glanz der englifchen Kolonialherrschaft wurde bei den Regierungs-jubileu der Knigin Viktoria 1887 und 1897 dem englischen Volke und den von allen Seiten zusammengestrmten Fremden vor Augen gefhrt.
Die englische Industrie hat nicht auf allen Gebieten die Stelle behauptet, die sie noch vor einem Menschenalter einnahm. Sie verlangte 1887, um die deutschen Waren zu verdrngen, fr sie die Bezeichnung made in Germany. Der Anteil der englischen Flagge am Seehandel der Welt betrgt fast 50 Prozent, der deutsche etwa 10 Prozent*). Englands Handelsmarine ist etwa so groß wie die aller brigen Staaten zusammen. Die Getreideversorgung Englands ist von seiner berlegenheit
zur See abhngig.
Englands Herrschaft beruht darauf, da feine aktive Kriegsflotte nicht nur der Flotte jeder anderen Macht, fondern auch zweier oder
*) Die Welthandelsflotte der 5 wichtigsten Staaten 1910:
Registertonnen %
1. Grobritannien und Irland. . 33 Vs Tausend 47,8
2. Deutsches Reich......?V3 *^,6
3. Vereinigte Staaten.....5 7,3
4. Norwegen........3 4,5
5. Frankreich........23/4 4,1
Prozentualer Anteil am Gesamtauenhandel aller Staaten der Erde 1907: England 17,6, Deutschland 12,6, Vereinigte Staaten 10,3, Frankreich 9.
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Extrahierte Ortsnamen: Viktoria_Nyanza Britifch-Ostafrika Afrika England Afrika Deutschland Frankreich Sdafrikanische_Republik England England Nord-amerika Germany Englands Englands Englands Irland Norwegen Frankreich England Deutschland Frankreich
Autor: Dittrich, P., Pfeifer, Wilhelm, Christoph, A.
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Regionen (OPAC): Ostdeutschland
Inhalt Raum/Thema: Deutsche Geschichte
Geschlecht (WdK): Jungen
Die brigen Gromchte der Gegenwart.
223
mehrerer verbndeter Mchte an Zahl, Strke und Schnelligkeit der Schiffe berlegen ist und auf Gte der Geschtze sowie Ausbildung und Leistungsfhigkeit von Offizieren und Mannschaften auf allen Gebieten des Seedienstes groes Gewicht legt.
[Sda diese Seemacht gegenwrtig seit Abschlu des englisch-japanischen Bndnisses nur von einer europischen Macht oder etwa von Nordamerika bedroht werden knnte, ist die Flotte (seit 1904) so verteilt worden, da alle Linienschiffe in Europa vereinigt sind; die Nordsee, der Kanal, der stliche Atlantische Ozean und das Mittelmeer sind ihre Sammelpunkte, Portland und, sobald die Hafenbauten beendet sein werden, Dover sind die Sttzpunkte der Kanalflotte, Gibraltar der atlantischen Flotte und Malta sr die Mittelmeerflotte; dazu treten vier Kreuzergeschwader sr den West-atlantischen Ozean, die nordeuropischen Gewsser haben verhltnismig nur schwache Geschwader erhalten. Fr den Indischen und den Stillen Ozean sind drei Geschwader bestimmt, je eins ans der ostindischen, der australischen und der ostasiatischen Station. Die Verbindung zwischen den ostasiatischen und den atlantischen Geschwadern hat das Kreuzer-geschwader in Simonstown zu sichern.
Auer dieser sofort zur Bewegung bereiten Flotte liegt in den englischen Hfen eine Reserveflotte, die alle kriegsbrauchbaren Schiffe umfat.]
137. Rußland. Alexander Ii. (18551881), Sohn Nikolaus' I., hob die Leibeigenschaft der Bauern in Rußland auf, konnte aber die inneren Schden des Reiches nicht heilen; die p ans law istische Be-wegnng, welche die Vereinigung aller slawischen Völker unter russischer Fhrung anstrebt, griff um sich. Die Unzufriedenheit mit den bestehenden Verhltnissen, der polizeilichen Bevormundung und Willkr gab dem Nihilismus (Anarchismus) Nahrung. Einem von Nihilisten verbten Attentate fiel Alexander Ii. zum Opser.
Alexander Iii. (18811894) stellte den starren Despotismus wieder her und sttzte sich auf die grorussische, allem Fremden seind-liche Bewegung und die griechische Kirche. Es wurde der Versuch gemacht, die zum Reiche gehrenden nichtrussischen Völker auf gewaltsame Weise zu russisizieren.
Nikolaus Ii. behielt dies System bis zum Ausbruche der russischen Revolution (1905) bei.
uere Geschichte. Der Krieg gegen die Trkei 18771878. Rußland benutzte Wirren, die auf der Balkauhalbiufel ausgebrochen waren, um sich einzumischen. Serbien und Montenegro untersttzten einen Aufstand in der Herzegowina und in Bulgarien gegen die Trkei. Als diese siegreich war, verlangte Rußland von der Pforte die Einfhrung von Reformen und erklrte, da feine Bemhungen er-gebnislos blieben, im Bunde mit Rumnien den Krieg. Seine Heere berschritten die Donau und besetzten den wichtigen bergang der das
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Extrahierte Personennamen: Alexander_Ii Alexander Nikolaus'_I. Alexander_Ii Alexander Alexander_Iii Alexander Nikolaus
Extrahierte Ortsnamen: Nordamerika Europa Portland Dover Malta Simonstown Serbien Montenegro Bulgarien Donau
Autor: Dittrich, P., Pfeifer, Wilhelm, Christoph, A.
Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
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Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
Schulformen (OPAC): Höhere Lehranstalt
Regionen (OPAC): Ostdeutschland
Inhalt Raum/Thema: Deutsche Geschichte
Geschlecht (WdK): Jungen
210 Die wichtigsten Begebenheiten der Neuzeit, insbes. der Preuisch-deutschen Geschichte.
Flottengesetz sollen 1917 vorhanden sein: 1. eine Schlachtflotte von vier Geschwadern zu je 8 Linienschiffen, 8 groen und 24 kleinen Kreuzern, abgesehen von Flottenflaggschiffen und kleineren Fahrzeugen. 2. eme Aus-landsflotte von 3 groen und 10 kleinen Kreuzern. 3. eine Materialreferve. Auerdem werden Torpedos und Unterseebote gebaut. Die Kriegsflotte foll nicht nur die deutschen Ksten im Kriegsfalle schtzen, sondern auch jeder-zeit die Handelsflotte, die nur von der englischen bertroffen wird.
Der zur Grndung und Erhaltung der Kriegsflotte und der damit zusammenhngenden Anstalten erforderliche Aufwand wird aus der Reichs-kafse bestritten.
Die Kriegsmarine des Reiches ist eine einheitliche unter dem Oberbefehl des Kaisers. Ihre Organisation und Zusammensetzung liegt dem Kaiser ob, der die Offiziere und Beamten der Marine ernennt und fr den diese nebst den Mannschaften eidlich in Pflicht zu nehmen find.
Das Oberkommando der Marine untersteht einem vom Kaiser er-nannten kommandierenden Admiral, die Verwaltung dem Staats-sekretr des Reichsmarineamtes.
Zwischen Nord- und Ostsee ist eine vom Auslande unabhngige Verbindung durch den Kaiser-Wilhelm-Kanal geschaffen worden der von der Elbmndung bei Brunsbttel der Rendsburg nach Holtenau au der Kieler Bucht fhrt; er wurde im Jahre 1887 begonnen und 1895 erffnet. Reichskriegshfen sind bei Kiel und Wilhelmshaven.
k 128 Die Kolonien. Beim Abschlu der Reichsverfassung besa kein Bundesstaat Kolonien. Seit Begrndung einer deutschen Seemacht aber reate sich ein lebhaftes Verlangen nach einer krftigen Kolonialpolitik, dem Anfang der achtziger Jahre Rechnung getragen wurde.
Im Jahre 1884 wurden die Erwerbungen des Kaufmanns Lderitz aus Bremen nrdlich des Oranjeflnffes um die Bucht Deutsch-Sdwestafrika, unter den Schutz des Reiches gestellt und durch den deutschen Generalkonsul Nachtigal die deutsche Flagge m Togo und Kamerun gehit. Im folgenden ^?hre trat Dentsch- Os-afrika, das Dr. Peters fr die Deutsch-ostafrikamsche Gesellschaft erworben hatte, ein Teil von Neuguinea, das Katser-Wuhelmsland d Bismarckarchipel, die Salomon- und die Marschallinseln unter den Schutz des Reiches.
Die europischen Mchte, die in Afrika Besitzungen haben, regelten auf der Afrikakouferenz in Berlin ihre Interessen. Damals wurde derkong -staat, dessen Souvern König Leopold Ii. von Belgien war, anerkannt.
Das Witnland und Sansibar wurden 1890 England berlassen, das dafr Helgoland an Deutschland abtrat, 1897 der Ort Tsingtau an der Bucht vou Kiautschou von den Deutschen gepachtet und seitdem h ein Sttzpunkt der deutschen Interessen in Ostasien geschaffen.
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Extrahierte Personennamen: Lderitz Dentsch-_Os-afrika Peters Leopold_Ii Leopold
Extrahierte Ortsnamen: Ostsee Rendsburg Holtenau Kiel Wilhelmshaven Bremen Togo Kamerun Neuguinea Katser-Wuhelmsland Afrika Berlin Belgien Sansibar England Helgoland Deutschland Tsingtau Ostasien
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Franken
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
— *58 —
Medaillen, ^ Kreuze der Ehrenlegion, darunter drei an Gemeine, und sechs nachträgliche Belobungen durch den König von Bayern.
Nur fünf Tote ließen die Würzburger Lbevaulegers auf den Feldern der Schlachten — ein rühmlicher Beweis für ihre Gewandtheit im (Einzel-gefecht.
(Ehre den braven Reitern aus fränkischen Gauen!
21. Die Sachsengräber bei Miltenberg und Kleinheubach.
Kaum war das unter den gewaltigen Tritten des Kriegsfürften jener Zeit hart bedrängte Land der Sachsen nach der Schlacht bei Leipzig von der Fremdherrschaft befreit, so schloß es sich der deutschen Volkserhebung an. wie überall in Deutschland wurden auch hier Linienmilitär, Freiwillige und Landwehr organisiert zur Verfolgung des über den Rhein geflüchteten Kriegsmeisters.
Das „Banner der freiwilligen Sachsen", ein Korps von zwei Jägerbataillonen, einem Reiterregiment, einer Abteilung Schanzgräber und einer fahrenden Batterie in der Gesamtstärke von 5000 Mann, marschierte im Frühjahr durch Thüringen nach Würzburg. £ner teilte es sich. Die Reiterei ging auf Aschaffen bürg, das Jägerregiment über Wertheim und Freudenberg nach Itc iltenberg, wo es am \2. April nachmittags ankam. Die z. und 4. Schützenkompagnie des ersten Bataillons wurden nach dem Miltenberg schräg gegenüberliegenden Dorfe Großheubach kommandiert. Die 3. Kompagnie war bereits zum größten Teile übergesetzt, der Rest und ein Teil der 4. Kompagnie bestieg eine zweite Fähre. Der wasserstand des Maines war sehr hoch, der Tag für diese Jahreszeit ungewöhnlich heiß. Ls wurde ernstlich gewarnt, das Fahrzeug nicht zu überfüllen; die zurückbleiben mußten, sollten nachher abgeholt werden; auch wurde geraten, Tornister und Waffen abzulegen. — Warnung und Rat blieben jedoch erfolglos. Alle eilten der Fähre zu und überfüllten sie, alle behielten Tornister und Waffen. Die braven Schiffer stießen das überladene Fahrzeug mit Vorsicht und Kraft vom Lande ab. (Es ging schwerfällig in bedenklicher Bewegung. Da eilten noch zwei zurückgebliebene Schützen mit einem kleinen Nachen der Fähre nach, erreichten sie, wobei es dem einen gelang, durch einen Sprung auf dieselbe zu kommen. Der andere sprang zu kurz und fiel ins Wasser. Der Versuch, ihn in die Fähre zu ziehen, mißlang. Viele Leute im Fahrzeug drängten sich zur Rettung an eine Stelle, andere liefen hin und her. Dadurch ging das Gleichgewicht verloren; die Fähre schlug um und die Insassen versanken in den Wellen. Drei Schiffer und 62 Freiwillige, unter ihnen ßauptmann von pausen, ertranken im wirren, verzweifelten Kampfe mit den wogen. Unglückliche, die sich schwimmend retten wollten, wurden von anderen in die Tiefe gezogen. Wohl eilten vom Ufer zahlreiche hilfsbereite Leute
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195
Mcnmaaß genauer bestimmen. Er errichtete eine Menge
Handelsgesellschaften, die mit großen Privilegien begabt
wurden. So entstand 1602 die isländische Com-
pagnie, die später auch den Handel auf die Nordlande
und Finnmarken erhielt; es wurde eine Tuch-,Seiden-
und Salzcompagnie errichtet, welche letztere auf ei-
genen Schiffen Salz von Frankreich und Spanien ein-
führte. Im Jahre 1616 entstand die ostindische
Compagnie, und der König versuchte zur Befestigung
des Handels auf Ostindien eigene Besitzungen daselbst
sich zu erwerben, zu welchem Ende im Jahre 1618
eine Flotte unter dem Admiral Ove Gjedde nach
Ceilon abgcschickt wurde. Zwar mißlang der Versuch auf
dieser Insel, dagegen wurde die Stadt Tranquebar
auf der Küste Koromandel erworben und daselbst die
Festung Dans bürg angelegt. Um eine nordwestliche
Durchfahrt nördlich um Amerika herum nach Ostindien
zu suchen und zugleich die Ostküste Grönlands wieder
zu finden, ließ Christian Iv. vier Entdeckungsreisen
in diese Gegenden unternehmen. Die zwei ersten ge-
schahen unter dem Admiral Lindenov, die dritte un-
ter dem sachkundigen Holsteiner Richard so n und die
vierte und unglücklichste unter Peter Munk im Jahre
1619. Obgleich diese kostspieligen und gefährlichen
Reisen nicht zum gewünschten Ziele führten, so glückte
es dock, die Westküste Grönlands wieder zu finden, wo
eine neu errichtete grönländische Compagnie den Wall-
fischfang zu treiben anfing. — Christian Iv. ermunterte
auch die Kaufleute, große Schiffe für längere Seerei-
sen zu erbauen, und versah dieselben mit Kanonen,
wodurch sie nicht allein gegen die zu der damaligen
Zeit häufigen Kaper und Seeräuber gesichert worden,
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300
mit seinen Truppen zurück, und Karlx., welchen Ulfeld
überall begleitete und die Bewohner zum Abfall zu be-
wegen suchte, dachte daran, nachdem er Jütland erobert
batte, auch die Inseln in seine Gewalt zu bekommen.
Da aber seine aus 60 Schiffen bestehende Flotte, die er
zu diesem Zwecke hatte in See stechen lassen, von der
nur 30 Segel starken dänischen Flotte unter Admiral
Heinrich Bjelke geschlagen wurde, benutzte der kühne
Krieger den strengen Winter, der 1637—1658 eintraf,
und ging mit seinen siegreichen Truppen übers Eis nach
Fühnen, und von da über Langeland, Laaland, Falster
und Möen nach Seeland. Alles unterwarf sich ihm fast
ohne Widerstand, selbst die befestigte Stadt Nakskov
wurde durch Ulfelds List bewogen, sich ohne Schwert-
schlag zu ergeben; nur der Commandeur Peter Bre-
dahl zeigte in dieser Stunde der Noth und Verzweif-
lung, daß noch männlicher Muth in Dänemark zu finden
sei. Er lag mit 4 Kriegsschiffen in der Npborger Föhrde
eingefroren, und obgleich seine Schiffe von den Kanonen
der Festung Nvborg beschossen und von den Schweden
auf dem Eise angegriffen wurden, wollte er doch von
keiner Ergebung wissen, sondern vertheidigte sich so lange,
bis es ihm gelang, die Schiffe loszueisen und nach Kopen-
hagen zu bringen. — In dieser Stadt, wo man nichts
vorbereitet hatte, war man durch Karl X. unerwartete
Fortschritte in die äußerste Bestürzung gesetzt, und be-
rcuete jetzt zu spät den unvorsichtig begonnenen Krieg.
Der Reichshofmeister Gersdorf und der Reichsrath
Skcel wurden an den schwedischen König abgesandt,
um Friedensunterhandlungen einzuleiten. Karl X. ließ
anfangs durch Ulfeld die unerhörtesten Bedingungen
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Extrahierte Personennamen: Heinrich_Bjelke Heinrich Peter_Bre- Muth Karl_X Karl Gersdorf Karl_X Karl
T8 S- _
noch eine Stunde lang fort?^. Mittlerweile war die
südliche dänische Verteidigungslinie größtentheils ver-
nichtet, die nördliche hatte nicht im Geringsten gelitten,
und die meisten Schiffe in der englischen Flotte waren
in einem kläglichen Zustande. Mehrere hatten Segel
und Stengen verloren, und die Masten waren so zer-
schossen, daß sie jeden Augenblick über Bord zu stürzen
drohten; andere waren in dem dem Feinde unbekannten
Fahrwasser auf den Grund gerathen. Unter diesen Um-
ständen sandte Nelson ein Parlamentair ans Land, und
ließ Vorschläge zu Unterhandlungen machen, worauf die
Feindseligkeiten vorläufig eingestellt wurden. So endete
diese blutige und für Dänemark so ehrenvolle Sehlacht.
Nelson selbst gestand, daß unter den 105 blutigen Treffen,
an welchen er Theil genommen hatte, die Schlacht auf
der Kopenhagener Rhede die blutigste und hartnäckigste
gewesen sei. Der Verlust der Danen an Todten und
Verwundeten betrug 1020, die Engländer selbst geben
den ihrigen nur auf 953 an, obgleich es anzunehmen
ist, daß derselbe viel größer gewesen sein müsse, da sie,
nach ihrer eigenen Angabe, auf einem Schiffe allein
210 Mann verloren. Unter den dänischen Seehelden,
die sich an diesem Tage einen unvergeßlichen Ruhm ge-
wannen, steht der Name Olfert Fischers, der erst auf
dem Schiffe Dannebrog, später, als dieses in Brand
gerieth, am Bord des Schiffes Holstein, und zuletzt von
der Batterie „Dreikronen" aus das ganze Gefecht leitete,
oben an. Nach ihm nennt man den kühnen Lassen,
Braun, Lemming, den jungen Villemoes u. v. a.
Auf die fortgesetzten Unterhandlungen folgte ein Waffen-
stillstand von 14 Wochen. Dänemark entsagte während
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Extrahierte Personennamen: Nelson Nelson Olfert_Fischers Dänemark
/
2455
Hoffmann, ein Kürschner, aber mit der Bibel wohl-
bekannt und ein fertiger Schwätzer, der auf Verwenden
des Königs eine Predigcrstelle in Kiel erhalten hatte,
gefahrdrohende Irrungen, und da man bei einem Reli-
gionsgespräche zu Flensburg ihn zu keiner andern Ue-
berzeugung hatte bringen können, mußte er mit seinem
Anhänge das Land verlassen. — In Kopenhagen drang
am 3. Weihnachtstage 1531 ein Hanfe Bürger, ange-
führt vom Bürgemeister Ambrosius Bogbinder, in
die Frauenkirche, wo sie Bilderstürmcrei anfingen, und
nur durch bewaffnete Macht zur Ordnung zurückgebracht
woxdcn. Aehnliche Auftritte fielen an andern Orten
vor. Man verfolgte die Mönche, besonders die Bet-
telmönche, und riß ihre Klöster nieder, und selbst ein-
zelne Bischöfe waren, wenn sie sich öffentlich zeigten,
nicht vor Verhöhnungen und Gewaltthätigkeiten sicher.
Im Jahre 1531 machte Christian Ii. einen neuen
Versuch, seine Reiche wieder zu gewinnen, Znd landete
mit einer Flotte, die er in Holland ausgerüstet hatte,
am 5. November in Norwegen, wo der frühere Erz-
bischof von Upsala, Gustav Trolle, für seine Sache
wirksam gewesen war. Aber obgleich ihm die Stände
zu Opslo huldigten und der norwegische Neichsrath dem
Könige Friedrich I. einen Aufkündigungsbrief sandte,
so konnte doch Christian Ii. keinen einzigen festen Platz
in Norwegen gewinnen, und sah sich bald zu Unter-
handlungen mit dem Anführer der dänischen Flotte,
Knud Gyldenstjerne, genöthigt, der ihm freies
Geleit zusagte, um mit seinem Oheim eine persönliche
Zusammenkunft zu haben. Auf dieses Versprechen sich
verlassend, ging Christian Ii. an Bord der dänischen
Flotte, die ihn nach der Rhede von Kopenhagen brachte.
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Gebäuden, der Burse, der Regen; und dem runden
Thurm, erbaute er in Kopenhagen das Zucht- und
Findelhaus, die Trinitatis- und Holmskirche, die Neu-
budcn, das Proviantgebäude, das Zeughaus, das Schloß
Rosenburg und Christianshafen auf Amak, vollendete
den Bau des schönen Schlosses Friedrichsburg, erbaute
die starke Festung Glückstadt an der Elbe, Christians-
preis am Kieler Meerbusen, Christianopel, auch Skyr-
Kalmar (Zwiug-Kalmar) genannt, in Blekingcn, Chri-
stianftadt in Schonen, Christiania, Kongsberg und Chri-
stiausand in Norwegen. — Während seiner friedlichen
Beschäftigungen versäumte Christian Iv. nicht, zum
Kriege gerüstet zu sein; davon zeugt nicht nur dican-
leguug der genannten Festungen, die Einrichtung des
Zeughauses in Kopenhagen und die vortreffliche Unter-
haltung der Flotte, sondern auch das im Jahre 1615
errichtete stehende Kricgshecr von 5000 Manu, das erste
in Dänemark nach Aufhebung des Thingmannalids.
Bereits im Jahre 1598 hatte der König eine allgemeine
Bürgerbewaffnung in den Handelsstädten angeordnet,
und aus diesen wurden außerdem 1500 Bootsleute,
die auf dem Bremerholm in Kopenhagen in allerlei
Schiffsarbeiten unterrichtet wurden, und einen festen
Stock zur Bemannung der Flotte bildeten, ausgehoben.
Zur Wohnung für diese Schiffsmannschaft ließ der
König die Neubudcn aufführen und eine Navigations-
schule zum Unterricht derselben einrichten.
Auch als Gesetzgeber war Christian Iv. ein wirk-
samer König. Außer den schon angeführten norwegi-
schen Gesetzen erließ er zu verschiedenen Zeiten mehrere
Recesse und Verordnungen, welche alle in dem 1643
erlassenen großen Receß enthalten sind. Doch war
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