: Beschieung von Libau (Kurland) und der Kste von Algier. Erstes Seetreffen bei Helgoland. Angriffe | der deutschen Flotte auf die englische Kste, Sieg an der Doggerbank. Das deutsche Auslandskreuzer-Geschwader, bei Coronet (Chile) siegreich, wird bei den Falklands-Jnseln vernichtet.
Kmpfe in den Kolonien: Tsingtau erliegt nach Helden-haster Verteidigung den Japanern, (7. November).
1915 Schlachten bei Soissons, in der Champagne, an der Lorettohhe und in den Argonnen. Der groe An-griff der Franzosen (General Joffre) und Englnder bei Ipern, Arras und in der Champagne scheitert
(September-Oktober).
I _
Winterschlacht in Masuren (7. bis 15. Febr.). Die Russen erobern Przemysl.
| Durchbruchsschlacht in Westgalizien (Gorlice 2. Mai); Rckeroberung Galiziens. Vorrcken der Dentscheu und sterreicher in Polen; Eroberung der groen westrussischen Festungen (Warschau, Kowuo, Modlin it. ct.).
Sieg der Trken an den Dardanellen (18. Mrz); Rck-zug der Englnder von Gallipoli.
Abfall Italiens vom Dreibund und Eintritt in den Krieg (23. Mai); Kmpfe in Sdtirol und am Jsonzo.
Eintritt Bulgariens in den Weltkrieg (Mitte Oktober). Vernichtung Serbiens und Montenegros (von Mackensen): Belgrad und Risch erobert, Schlacht auf dem Amselfelde.
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TM Hauptwörter (200): [T140: [Stadt Franzose Feind Festung Truppe Tag Mann Paris Belagerung Angriff], T129: [Schiff Hafen Flotte Meer Küste Fahrzeug See Kriegsschiff Land Dampfer], T54: [Staat Zeit Volk Deutschland Leben Reich Jahrhundert Macht Entwicklung Gebiet], T88: [Türke Ungarn Krieg Rußland Kaiser Sultan Wien Jahr Frieden Polen]]
— 17 —
Wir achten weiter auf die bei Hochwasser trübe, gelbe und
braune Färbung der Bäche, und die Schüler werden veranlaßt, sich
nach starkem oder längerem Regen einmal ein Gefäß voll schmutzigen
Flußwassers hinzustellen und nach einiger Zeit den Bodensatz anzu-
sehen, vielleicht auch zu wiegen und zu messen.
Größere Schüler könnten unter Anleitung des Lehrers durch
eigene Messungen und Berechnungen ermitteln, wieviel Wasser täg-
lich, monatlich, jährlich in Werre und Aa durch Herford fließt,*) wieviel
Schwemmstoffe mitgeführt werden, wie hoch hier die Regenhöhe**) in
einem Jahre ist, wieviel Erdreich usw. auf unfern Feldern, etwa auf
1 qkm oder im ganzen Kreise Herford, abgeschwemmt wird: alles
Aufgaben, die eigene sorgsältige Beobachtung, selbständiges Denken
und gewissenhafte Arbeit verlangten.
So kommen wir nach und nach durch zahlreiche Beobachtungen
und Vergleiche dahin, in dem Fluß einen außerordentlich erfolgreichen
Sandfabrikanten, einen fleißigen Lumpensammler, der auf die Dauer
nichts von dem, was ihm erreichbar ist, liegen laffen kann, und einen
» billigen Lieferanten zu sehen. Auch mit einem Riesen-Fuhrgeschäft
könnte man ihn vergleichen. Unaufhörlich, tagaus, tagein, ist er an
der Arbeit, erstaunlich große Massen von Erde, Steinen, Sand und
Schlamm loszureißen, fortzufpülen, weiterzuschleppen und nach dem
Meere zu verfrachten.
Wir kommen an einem mit 2 Pferden bespannten Sandwagen
vorüber und fragen im Vorbeigehen den Knecht, wieviel Sand er da
fährt. Es sind meist l1/2 cbm.
Im Weitergehen rechnen wir sofort einige dazu paffende Auf-
gaben, z. B. daß man, um 30 cbm Sand auf einmal zu fahren,
20 solcher Wagen und 40 solcher Pferde brauchte.
*) Herrn Dipl.-Jng. Ulrici verdanke ich weiter folgende Angaben:
Durchfluß 1. in der Werre an der Milcherbrücke im Jahresmittel 8 cbm/sec.
2. „ „ Aa bei Spilker „ „ 3,6 „ „
3. „ „ Werre an der Hansabrücke „ „ rund 12 „ „
**) Herr Rektor Wulff als Leiter der hiesigen Wetterwarte („Königl.
Meteorologischen Station") ermittelte als das 15 jährige Jahresmittel der
Jahre 1895—1910 = 717,1 mm,
als das Jahresmittel für 1910 —751,1mm (regenreich!)
ii ii ii „ 1911 =485,1 mm (fehr trocken!)
ii ii ii „ 1912 = 837,0 mm (regenreich !)
Allein am 25. August 1912 betrug hier die Niederschlagsmenge 22 mm,
im August 1912 überhaupt 126 mm!
Vergl. dazu die regenreichsten Stellen der Erde: Kamerunberg mit 10 m,
Assam am Himalaja 12 m!
Nolte, Bodenständiger Unterricht. 2
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone]]
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Extrahierte Personennamen: Spilker Wulff August August
— 18 —
Wir hören von dem Müller Schachtstek in Diebrock, — wir treffen
ihn gerade an, wie er bei seiner Mühle aus dem Arme der Aa,
der nach dem Mühlrad zu abgeleitet ist, den abgelagerten Sand aus-
wirft, um das Flußbett wieder tiefer zu machen — daß er dort
jedes Jahr etwa 50 cbm Sand abfahren muß — über 30 Fuder.
Die Schüler haben gesehen und werden angehalten, dauernd
daraus zu achten, wie oft Kolke, Teiche, Straßen- und Ackergräben
gereinigt, „ausgeschlämmt" werden müssen.
So lernen sie auf Grund vielfacher Beobachtungen in ihrer
engsten Heimat, welche gewaltige Mengen festen Erdreichs usw. aus
den Bergen und Feldern des Binnenlandes durch die zahlreichen
kleinen und großen Flüsse und Ströme abgeschwemmt, fortgespült
und in das Meer geschleppt werden.
Nun klingt es ihnen glaubhaft, wenn sie hören, daß alljährlich
allein aus dem sächsischen Elblaufe *) über 34000 cbm Sand, Kies
und Steine (rund 23000 Fuder oder was 46000 Pserde ziehen können!)
ausgebaggert werden müssen, damit die Fahrrinne tief genug bleibt;
daß die Donau **) jährlich über 35^ Millionen cbm — rund
23 Millionen Fuder für 46 000000 Pferde,
der Mississippi weit über 211 Millionen cbm — 140 Millionen
Fuder für 280000000 Pferde,
der Hoangho sogar 472 ^ Millionen cbm = 315 Millionen
Fuder für 630000000 Pferde,
Erde, Steine, Sand und Schlamm nach dem Meere bringt,
daß allein aus der schwäbischen Alb jedes Jahr 63600 cbm
Kalksteine vom Wasser ausgewaschen und abgeschwemmt
werden = 42400 Fuder für 84800 Pferde,
daß dort, wie man an zurückgebliebenen Spuren nachweisen
kann, bereits eine Erd- und Gesteinsschicht von 200 m Dicke
und 23 km Ausdehnung fortgespült worden ist.
Da sehen die Schüler allmählich ein, daß bei solch ungeahnter,
unaufhörlicher Riesenarbeit des Wassertropfens nach und nach Gebirge
und andere hoch gelegene Teile der Erdoberfläche abgetragen werden,
und daß durch diese ungeheure Einebnungsarbeit des Wassers schließlich
eine völlige Beseitigung aller Erhebungen stattfinden müßte, wenn nicht
auch andere Kräfte mit entgegengesetztem Erfolge an der Arbeit wären.
*) Vgl. Fraas, Die Naturerscheinungen der Erde. Verlag von Lutz,
Stuttgart.
**) Vgl. Volk, Geologisches Wanderbuch. Verlag von Teubner, Leipzig.
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— 101 —
Der bodenständige Unterricht wird dies Verhältnis völlig
umkehren: das Aufsuchen, Zeigen, Betrachten und Besprechen der
Dinge wird die Hauptsache werden; dem Wortunterricht, der sich
an die unmittelbare Anschauung anzuschließen und, soweit er
in einem Unterrichtsraum stattfindet, die allerbesten Veranschau-
lichungsmittel zu gebrauchen hat, wird man die Aufgabe dahin be-
schränken, daß er im wesentlichen nur noch das zu erklären und
darzustellen hat, was die Sinne, besonders die Augen, wahrnehmen
und wahrgenommen haben.
Die Sache wird nicht mehr das Wort, sondern das
Wort wird die Sache erklären!
Dies Verhältnis, daß die Sache der Zweck, das Wort aber nur
ein Mittel zu diesem Zwecke wird, ist das natürlichste; denn immer
war erst die Sache da, dann erst das Wort; und es ist für den
Ertrag der Schularbeit das fruchtbarste, weil es den Grundsatz des
„anschaulichen Unterrichts" am besten durchführt.
Dadurch aber bewirkt der bodenständige Unterricht eine bessere
Erfüllung der oft erhobenen und nie bestrittenen Forderung, daß,
wie alle Unterrichtsarbeiten, so auch die mündlichen und schriftlichen
Leistungen echt und wahr sein sollen.
Das sind sie aber doch erst dann, wenn die Schüler nicht mehr
gezwungen sind, das wiederzugeben, was ihnen vorgetragen und ein-
geprägt worden ist, was sie also nur — häufig mehr oder weniger
unverstanden — nachsprechen und nachschreiben, sondern wenn sie
geben, was aus der Fülle ihres Anschauungsschatzes zum Ausdruck
drängt, wenn sich also die Schule bei den mündlichen und schrift-
lichen Übungen stetig des Wortes erinnert: „Wes das Herz voll ist,
des geht der Mund über."
Der bodenständige Unterricht, der seine Stoffe der nächsten Um-
gebung entnimmt, läßt am ersten und am meisten an die Stelle der
künstlich herausgepreßten Scheinleistungen Ursprünglichkeit, Natür-
lichkeit, Wahrheit treten.
In wieviel Schulen führt heute der Unterricht in der Natur-
geschichte dazu, daß die Schüler die naturwissenschaftlichen Dinge
der engsten Heimat auch nur einigermaßen, um nicht zu sagen gut
und gründlich, kennen lernen?
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
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20
Heimatkunde des Großherzogtums Hessen. Nr. 18.
Ittit den Franken kommt auch das Christentum in unsere Heimat, und
über die Christen gebietet ein Bischof, der in Worms seinen Sitz hat.
Fast in jedem (D ,.......... , ____:este von Burgen, große,
alte Bauernhöfe oder ,,Zehntenscheuern" zu finden. Sie erinnern uns an
eine Zeit, während welcher es den Bauersleuten recht schlecht erging, so
schlecht, daß sie einmal zu den Waffen griffen und Grausamkeiten ver-
übten, wofür sie aber sehr hart gestraft wurden. Das war vor etwa 400
Iahren. höre, was die Geschichte erzählt:
In jenen schönen, großen Häusern wohnen vornehme, stolze Herren,
denen fast die ganze Gemarkung gehört. Viesen müssen die Bauern schwere
Dienste leisten. Drei Tage in der Woche arbeiten sie den Herren umsonst,
von ihren Ernten liefern sie den zehnten Teil in die Zehntenscheuern ab,
und gar oft noch werden ihre Acker bei den Streitigkeiten dieser Herren
verwüstet. Schließlich werden die Bauern unzufrieden. Kber ihr Zorn führt
sie zu weit. Sie gehen zusammen, plündern und zerstören Schlösser und
Klöster. Im Leiningertal geht's zuerst los. ßuch die pfeddersheimer schließen
sich den Bauern an. Sie berauben die Klöster Hochheim und Liebenau bei
Worms und ziehen über Neuhausen, Herrnsheim, Gst- und Westhofen.
Um die weitere Gegend zu schützen, sendet der Pfälzer Kurfürst 500 Fuß-
gänger und 300 Reiter gegen sie. Bei Westhofen geraten sie zum ersten Male
aneinander, und die Bauern werden verjagt. Doch sie bleiben nicht ruhig,
sondern sammeln sich wieder bei Dalsheim und Gundheim und marschieren
nach Pfeddersheim, wo sie aber von pfälzischen Soldaten eingeschlossen und
vollständig besiegt werden. Ihre Strafe ist nun hart' beinahe 3000 Bauern
werden erstochen und erschlagen, 30 Anführer sofort hingerichtet und 24
andere am nächsten Morgen an pfählen auf dem Kirchhofe vor der Kirche
aufgehängt. Nun werden sie noch härter bedrückt als vor diesem Kriege,
den man den Bauernkrieg nennt.
Ts gab einmal eine Zeit in unserm deutschen vaterlande, da waren
die Katholiken und Protestanten so feindselig gegeneinander, daß sie einen
Krieg miteinander führten, der 30 Jahre lang dauerte (1618—1648).
Da kämpften nicht nur deutsche Soldaten, sondern auch aus fernen Län-
dern kamen Krieger herbei und brachten sehr viel Unglück über unsere
Heimat. Lasse dir davon erzählen:
' Für die Bewohner der Rheingegend sind die Leiden kaum zu ertragen.
Bald kommen schwedische, bald spanische, bald deutsche Soldaten, und alle
wollen Geld, gutes Tssen und Trinken. Wie werden da die armen Leute
gequält, wie werden die Häuser niedergebrannt und die Felder verwüstet!
e) Die Zei^der schweren kriege.
TM Hauptwörter (50): [T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
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Kreis Worms, bearbeitet von Adolf Trieb.
21
Hm schlimmsten ergeht es der Stadt Worms. Sie mutz viel, viel Geld be-
zahlen. Besonders hart sind die Jahre von 1635—1648. vor allen sind
die Schweden verwildert' denn von ihnen sagen die Leute:
„Die Schweden sind kommen, haben alles mitgenommen,
haben die Fenster eingeschlagen und 's Blei davongetragen,
haben Klügeln draus gegossen und den Bauern erschossen."
In Worms stillen die Bewohner ihren Hunger mit dem Fleische von
toten Tieren, mit wurzeln, Gras und Baumblättern. Noch schlimmer ist
es aber aus dem Lande, wo die verlaufenen Soldaten das Morden ge-
schästsmätzig betreiben und die verwilderten Bauern hinter ihnen nicht zu-
rückbleiben. herdenweise lausen die Wolfe durch das verödete Land,
und manche Menschen fristen ihr Leben mit Menschenfleisch, das sie am
Galgen stehlen. Durch Morden, Flüchten, Pest und Hungersnot ist das
lockende Paradies des pfälzischen Landes in einen verödeten Kirchhof ver-
wandelt.*) Die Zahl der wormser Bürger ist bis auf wenige hunderte
herabgesunken. 1
Bis 1652 wird unsere Gegend mit Geldforderungen durch spanische
Soldaten bedrückt, und erst mit diesem Jahre kehrt für kurze Zeit Ruhe ein.
Größer noch ist das Ungemach in den Jahren von 1688—1695, als
der französische König Ludwig Xiv. durch seine Truppen das linke Rhein-
ufer verwüsten lätzt. 1688 rücken die Franzosen unter dem General Melac
gegen Worms, 1689 wird die Stadt niedergebrannt, und nicht besser ergeht
es manchen (Drten der Umgebung. In der Mrheingegend findet zwischen
deutschen und französischen Truppen ein Gefecht statt. In Eich wird nun
alles Vieh von den Franzosen weggenommen, die Einwohner werden
ihrer Kleider beraubt und nach Mainz geführt. Das ganze Dorf
wird verbrannt. Das gleiche Schicksal teilen auch Uhein-Dürkheim, Dittels-
heim, hetzloch und Bechtheim. Den Bauern ist es bei Todesstrafe ver-
boten, die Sensen an ihre Saaten zu legen. Diese werden vollständig ver-
wüstet. Nur langsam können sich die Bewohner in den folgenden Jahren
wieder erholen.
f) Die Kriege von Z792-M4.
1792 'beginnt ein neuer Krieg, wieder sind es französische Sol-
daten, welche sich über die Gegend verbreiten und Mainz einnehmen.
Deutsche Truppen ziehen ihnen nach und erobern 1793 Mainz wieder
zurück. Im Frühling 1794 geht das Kriegsspiel wieder los und dauert
bis 1798. Drei Millionen Mark soll Worms damals zahlen und hat doch
keinen Pfennig. Die Wohnung des Bischofs, Bischofshof genannt, wird
abgebrannt und alles tragbare Eigentum fortgeschafft. Die Glocken werden
*) Nach Häuser, Geschichte der Kurpfalz.
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Extrahierte Personennamen: Adolf Adolf Kirchhof Ludwig_Xiv Ludwig
Kreis Worms, bearbeitet von Adolf Trieb.
25
im Bischofshofe*) vor dem Kaiser, vor vielen Fürsten, Bischöfen und andern
vornehmen Herren, um seine neue Lehre zu erklären. Kber er fürchtet sich
nicht. Seine Rede schließt er mit den Worten: „hier stehe ich, ich kann nicht
anders, Gott helfe mir! 5lmen!"
Schon 10 Tage später reist Luther wieder ab. Manche Leute erzählen,
er sei heimlich durch das Lutherpförtchen entwichen.
Zur Erinnerung an das mutige Auftreten dieses großen Mannes erhebt
sich in Worms seit 1868 auf einem schönen, freien Platze, der mit pracht-
vollen Vlumenanlagen geschmückt ist, das herrliche Lutherdenkmal. Es ist
erbaut worden mit Geldmitteln, die von der ganzen evangelischen Christen-
heit gespendet wurden. In der Mitte steht Luther, den Blick gegen den
Himmel gewandt, mit der erhobenen Rechten auf die Bibel deutend:
,,Seht meinen Luther stehen,
jeder Zoll ein Mann, ein Held.
Mit dem Bibelbuch im 5lrme
beut er Trotz der ganzen Welt.
Steht mit ehrnem Fuß gewurzelt
auf granitnem Postament,
blickt mit hohem Haupt nach oben
in das klare Firmament.
Spricht: ,,hier steh' ich, kann nicht anders,
Kmen! und Gott helfe mir!" (Gerok.)
Standbilder von Männern, die schon vor ihm in seinem Sinne
gepredigt hatten, ebenso von solchen, die ihm mit Rat und Tat Hilfe
leisteten, umgeben ihn, auch drei Frauengestalten, welche Städte dar-
stellen, die wegen seiner Lehre viel zu leiden hatten und in denen für
seine Lehre gekämpft wurde, nämlich Magdeburg, Speyer und Augsburg.
Luther erwirbt sich infolge seines mutigen Auftretens in Worms viele
Freunde. Bald entsteht eine lutherische Gemeinde, und als sich etwa 100
Jahre später die Katholiken und Protestanten 30 Jahre lang bekämpfen,
da sammeln sich die protestantischen Fürsten zuerst in der Lutherstadt.
d) Die schwer bedrängte Stadt.
Das schwerste Unglück, von dem die Stadt Worms jemals heimgesucht
wurde, trifft sie im Jahre 1689.
Der französische König Ludwig Xiv. beginnt 1688 einen schrecklichen
Raubkrieg. 5lm 1. Oktober dieses Jahres stehen die Franzosen einlaß-
begehrend vor Worms. Statt der angegebenen 500 Soldaten rücken 1400
ein, deren Zahl sich bald um die Hälfte vermehrt. Schändlich Hausen die
rohen Gesellen. Die Bewohner werden aufs Grausamste behandelt und
müssen mit den Bauern, die aus der Umgebung beigetrieben werden, die
*) Das Gebäude stand da, wo jetzt der „Heylshof" erbaut ist.
TM Hauptwörter (50): [T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität]]
TM Hauptwörter (100): [T90: [Luther Kirche Lehre Schrift Wittenberg Papst Kaiser Reformation Jahr Konzil], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod]]
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Extrahierte Personennamen: Adolf Adolf Luther Gerok Ludwig_Xiv Ludwig
Autor: Dittrich, P., Pfeifer, Wilhelm, Christoph, A.
Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
Schulformen (OPAC): Höhere Lehranstalt
Regionen (OPAC): Ostdeutschland
Inhalt Raum/Thema: Deutsche Geschichte
Geschlecht (WdK): Jungen
England.
19
2. England.
Whrend in Frankreich das absolute Knigtum in vollkommenster Form ausgestaltet wurde, gewann in England die parlamentarische Verfassung in den inneren Kmpfen des 17. Jahrhunderts die Herrschast.
9. Jakob I. (16031625.) Auf Elisabeth folgte als nchster Verwandter der Tndors (Nachkommen Heinrichs Vii.) der Sohn der K-night Maria Stuart und Darnleys, Jakob Vi. von Schottland. Mit ihm bestieg das Haus der Stuarts den englischen Thron. Uuzuver-lssige Charaktere, verschwenderisch, die spteren zum Katholizismus neigend, haben sie die Liebe des englischen Volkes nicht zu gewinnen verstanden. Sie wollten hnlich wie die Tndors fast unumschrnkt regieren, obwohl sich die Verhltnisse gendert hatten.
Jakob I. vereinigte die Kronen von England und Schottland, aber seinem Plane, beide Reiche zu einem Staatswesen zu verschmelzen, versagte das Parlament die Zustimmung. Es bestand also nur eine Personalunion; seit 1604 fhrte er den Titel König von Grobritannien".
Damals wurde Irland nach mehreren Versuchen, sich loszulsen, der englischen Herrschaft von neuem unterworfen. Aber die ausgedehnte Einziehung von Landgtern, ihre Verleihung an protestantische Englnder und Schotten, die furchtbare Hrte, mit der die Iren behandelt wurden, hielt in ihnen den Ha gegen ihre Unterdrcker wach.
Die englische Verfassung. In England regiert das Parla-ment; es besteht aus dem Könige, dem Hause der Lords (Oberhaus), dem die Prinzen des kniglichen Hauses, die Peers nach Erbrecht, einige der obersten Richter und einige Bischfe der anglikanischen Kirche an-gehren, und dem Hause der Gemeinen (Unterhaus), dessen Mitglieder gewhlt werden. Die Regelung und Abgrenzung der Rechte dieser drei Faktoren gegeneinander, wie sie heute die Verfassung aufweist, war im 17. Jahrhundert noch nicht mit gleicher Klarheit und Schrfe durch-gefhrt. Widerstreitende Auffassung der den Umfang der Rechte, bergriffe in die Rechtssphre des anderen riefen unaufhrliche Reibungen zwischen König und Parlament (im engeren Sinne) hervor, aus denen sich schlielich der Brgerkrieg entzndete. Insbesondere stand dem Parla-mente das Recht der Steuerbewilligung zu, die auf ein Jahr oder auf lngere Zeit erteilt werden konnte; das Parlament mute durch den König berufen werden, beffen freiem Ermessen es berlassen blieb, ob und wann er dies tun wollte. Die ersten Stuarts haben mehrmals ohne Parlament auszukommen versucht, da sie aber wohl die einmal bewilligten Steuern, Zlle und Abgaben erheben, aber weder durch neue vermehren noch sie erhhen durften, wurden sie schlielich durch Geldverlegenheiten gezwungen, wieder ein Parlament zu berufen.
2*
TM Hauptwörter (50): [T31: [König Ludwig Karl Sohn Maria Frankreich Kaiser Tod England Philipp], T25: [Kaiser König Reichstag Recht Reich Verfassung Staat Regierung Jahr Fürst], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte]]
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TM Hauptwörter (200): [T148: [Kirche Macht Staat Deutschland Kampf Frankreich Reich Reformation Zeit Gewalt], T7: [Staat Gesetz Verfassung Recht Reichstag Reich König Regierung Volk Verwaltung], T150: [Maria König Theresia Kaiser Franz Karl Friedrich Joseph Frankreich Sohn], T16: [König Heinrich Karl Frankreich Neapel Sohn England Philipp Herzog Bruder]]
Extrahierte Personennamen: Elisabeth Heinrichs Maria_Stuart Maria Jakob_Vi
Extrahierte Ortsnamen: England England Frankreich England Schottland England Schottland Irland England
Autor: Dittrich, P., Pfeifer, Wilhelm, Christoph, A.
Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
Schulformen (OPAC): Höhere Lehranstalt
Regionen (OPAC): Ostdeutschland
Inhalt Raum/Thema: Deutsche Geschichte
Geschlecht (WdK): Jungen
Begrndung d. Brandenb.-pren. Staates unter d. Gr. Kurfrsten u. Friedr. Iii. 37
von Kalcksteiu, den er in Warschau hatte ausheben lassen, enthauptet. (Der Absolutismus dauert in Preußen bis 1848.) Die Hauptsttzen seiner unumschrnkten Gewalt waren die Domnen, das stehende Heer und das Beamtentum (vgl. darber spter 32 und 33). In diesem Kampfe vertrat der Kurfürst den Staatsgedanken gegen die territorialen Ge-walten. Schon während des Krieges hatte die kurfrstliche Regierung gegenber den Stnden, die Geld nur fr ihr eignes Land aufbringen und verwendet wissen wollten, den Standpunkt vertreten, da die einzelnen Lnder ein Ganzes bildeten und jedes die Lasten dieses Ganzen mit zu tragen habe. Sie hatte auch durchgesetzt, da die Stnde in Kleve einen Geldbeitrag zu dem Kriege in Ostpreuen leisteten. Nur auf diesem Wege konnten die zerstreuten Gebiete zu einem Staatsganzen weiterent-wickelt und ihre Bewohner mit einem krftigen Staatsbewutsein erfllt werden. In diesen Jahren wurden auch die ersten Schritte zur Einfh-ruug der Akzise, einer indirekten Steuer auf Mehl, Schlachtvieh und Bier, getan, durch die sich der Kurfürst eine regelmige, mit dem Wohl-stnde des Landes wachsende, von der Bewilligung der Stnde unab-hngige Einnahme sicherte. Er begnstigte das Merkantilsystem, legte den Mllroser Kanal zur Verbindung der Elbe und Oder an und schuf eine eigne Post, begrndete ferner die Bibliothek in Berlin und die Universitt Duisburg.
22. Der Franzsisch-schwedische Krieg. Ende der Regierung. Auch an der Bekmpfung der Franzosen war der Kurfürst während des zweiten Raubkrieges hervorragend beteiligt, ohne freilich trotz glnzender Erfolge der die franzsischen Verbndeten, die Schweden, einen nennenswerten materiellen Gewinn zu erzielen (vgl. 4).
Seit dieser Zeit wurde der Name des Groen Kurfrsten" in Deutschland volkstmlich.
Der Krieg an der Ostsee hatte den Kurfrsten die Notwendigkeit einer Flotte erkennen lassen. Im Jahre der Schlacht bei Fehrbellin hatte er schon drei Fregatten (Kurprinz", Berlin" und Potsdam") mit dem roten Adler im weien Felde von Holland durch den hollndischen Reeder Raule gechartert". Die Flotte stieg allmhlich auf 30 Schiffe. Sie griff wegen rckstndiger Hilfsgelder die spanische Silberflotte an und bestand ein rhmliches Gefecht bei St. Vincent. Sie erwarb auch Kolonien an der Guineakste, wo das Fort Grofriedrichsburg angelegt wurde. Eine afrikanische Handelsgesellschaft sollte den Handel frdern. Aber die Eifersucht der Hollnder, die Anforderungen an die Steuerlast des Landes fr das unentbehrliche Landheer, der Mangel eines geeigneten Hafens, da Pillau und Emden zu weit von dem Mittelpunkte seiner Staaten ab-gelegen waren, das alles war einer krftigen Kolonialpolitik und der Ent-Wicklung einer starken Flotte ungnstig.
Wenn der Kurfürst sich nach dem Schwedischen Kriege zu einem Bndnis mit Frankreich entschlo, so wirkte auch das gespannte Verhltnis
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Extrahierte Personennamen: Raule
Extrahierte Ortsnamen: Warschau Kleve Ostpreuen Berlin Duisburg Schweden Deutschland Ostsee Fehrbellin Holland Pillau Emden Frankreich
Autor: Dittrich, P., Pfeifer, Wilhelm, Christoph, A.
Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
Schulformen (OPAC): Höhere Lehranstalt
Regionen (OPAC): Ostdeutschland
Inhalt Raum/Thema: Deutsche Geschichte
Geschlecht (WdK): Jungen
46 Die wichtigsten Begebenheiten der Neuzeit, insbes. der Preuisch-deutschen Geschichte.
So wurde Byzanz fr die Russen, was Rom fr die Germanen geworden war, der Ausgangspunkt ihrer Gesittung und die Heimat ihrer Kultur; daraus erklrt es sich, da sie sich vom Abendlande abwendeten.
In der Mitte des 13. Jahrhunderts trat ein neues, fr die Ge-schichte des russischen Volkes bedeutsames Ereignis ein, es wurde von den Mongolen unterworfen. Die Zeit der Fremdherrschaft, welche die Goldene Horde von Kaptschak" der Sdruland bte, dauerte fast 250 Jahre (12381480).
Am Anfange des 15. Jahrhunderts fhrte Timnr neue Mongolen-stamme aus Zentralasien nach Westen und erschtterte die Herrschaft der Goldenen Horde an der Wolga, wie er auch den Siegeslauf der Trken auf der Balkanhalbinsel hemmte. Die Grofrsten von Moskau ge-wannen seitdem eine unabhngigere Stellung. Iwan Iii. (14621505) vernichtete endlich das Heer des letzten Khans und wurde der Befreier der Russen.
Er nahm bei seiner Vermhlung mit einer Verwandten des letzten Palologen das Wappen der griechischen Kaiser, den zweikpfigen Adler, an und nannte sich Grofrst und Gossndar (Selbstherrscher) von ganz Rußland". Inzwischen war Konstantinopel in trkische Hnde gefallen.
Da die Russen dadurch die Heimat ihrer geistigen Kultur verloren hatten, regte sich nach ihrer Befreiung von der Mongolenherrschaft bei ihnen der Wunsch, mit den Lndern christlicher Kultur im Abendlande in Verbindung zu treten.
Dahin suchte sich Iwan Iv. der Schreckliche" (15331584) den Weg zu ffnen, indem er gegen den Schwertorden in Livland Krieg fhrte. Er stie aber dabei auf die Feindschaft von Polen und Schweden und mute einen ungnstigen Frieden schlieen. Iwan gewhrte den Eng-lndern, die den Seeweg der Archangelsk entdeckt hatten, Handelsvorteile, zog Deutsche ins Land und lud Knstler, Gelehrte, Kaufleute nach Moskau ein.
Er begrndete die fast absolute Macht des Zarentnms in Ru-lernt); während in dem benachbarten Polen der Adel die Gewalt an sich ri und das Knigtum unterdrckte, machte sich Iwan durch die Bildung eines Kroudomaniallandes, das zum Unterhalte des Zaren bestimmt war, in seinen Einknften vom Adel unabhngig und verschaffte sich die Mittel dazu, ein stehendes Heer, die Strelzi", d. h. Schtzen, zu unterhalten.
Im Jahre 1598 starb das Haus der Rurik aus. Nun erhoben die Polen den falschen Demetrius auf den russischen Thron; dieser konnte sich aber nicht behaupten, da er die Fremden und die Katholiken begn-fgte, und wurde bald wieder gestrzt.
Da bestieg 1613 Michael Romanow, ein Verwandter der Ruriks, den Thron. Sein Enkel ist Peter der Groe, der Begrnder der Macht-stellung Rulands in Europa.
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