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1. Landeskunde der Großherzogtümer Mecklenburg-Schwerin und -Strelitz - S. 11

1912 - Breslau : Hirt
§5. I. Die Ostseeküste und das Knftenvorland, 11 lauf der Recknitz liegt am rechten Ufer Lange. 2513 Ew. Flußabwärts am linkeu Ufer Tessin. 2765 Ew. An der rechtwinkligen Wendling der Recknitz, wo der Fluß (2 m über dem Meer) das Pommersche Grenztal erreicht, liegt Sülze. 2156 Ew. Salzquelle, Gradierwerk, Bad und Kinderheilanstalt. Flußabwärts am linken, hohen Flußufer finden wir Marlow, nächst Brüel die kleinste Stadt in Mecklenburg-Schwerin, mit 1841 Ew. Unweit der Mündung der Recknitz liegt aus dem f.-w. höheren Ufer der Ribnitzer Binnensee Ribnitz. 4620 Ew. Als Seestadt ist sie von geringer Wichtigkeit. Die Bedeutung der Lage beruht anf dem paß- artigen Übergang über die Recknitz, unmittelbar vor deren Verbreiterung. Von der Halbinsel, welche der Ribnitzer Binnensee und ihre östlichen Fortsetzungen von der Ostsee trennen, gehört nur das cm eigentümlichen Gebräuchen reiche Fisch- laud zu Mecklenburg. In diesem das stadtähnliche Dorf Wustrow, Wohnsitz vieler von Rostock fahrender Schiffer. Navigationsschule. Zwischen Wustrow und Warne- münde Seebad Müritz. An der Sw.-Seite der Ribnitzer Heide das Jagdschloß Gelbensande. Weiter w. kommen wir in das Gebiet der Warnow. Sie ist mit 130 km der längste Küstenfluß Mecklenburgs, doch gehört nur ihr Unterlauf dem Küsten- Vorland an. An einem rechten Zufluß, der Nebel, liegt Güstrow, die viert- größte Stadt des Laudes, die Vorderstadt des Wendischen Kreises. 17 809 Ew. Die Nebel ist von hier bis zu ihrer Mnnduug kanalisiert. Die Stadt ist be- günstigt durch ihre Lage, fast geuau in der Mitte des Landes, daher ein Haupt- Mittelpunkt des Verkehrs. Lange Zeit war sie die Residenz der Werleschen, später der Güstrower Linie (bis 1695). 1628/29 war sie Residenz Wallensteins. Das von Herzog Ulrich erbaute schöne Schloß ist jetzt Landesarbeitshaus. G. ist auch Sitz eiues Land- und des Schwurgerichts. Etwas oberhalb der Nebelmünduug ebenfalls in guter Verkehrslage befindet sich Bützow. 5840 Ew. 3 m über dem Meere, 40 km vou der Warnowmündnng. Tie Warnow ist bis hier für kleine Dampf- schiffe befahrbar. Ehemals befand sich hier ein Schloß der Bischöfe von Schwerin, vorübergehend auch die Universität (1760—89). Zeutralgesäuguis. 2 km u.-w. die Landesstrafanstalt Dreibergen. 12 km flußabwärts liegt am liukeu Ufer Schwann. 4120 Ew. In der Nähe lag auf dem rechteu Ufer Niklots Burg Werle. 13 km vor der Mündung ändert sich auf einmal das Aussehen der Warnow. Während der Fluß bis dahin in einem breiten Wiesental dahinfließt, dem früheren Flußbett, ist dieses von hier an völlig von Wasser angefüllt und bildet die Uuterwarnow. An dieser günstigen Stelle entstand Rostock, die größte Stadt des Landes. 65377 Ew. (Bild 16.) Ihr Name bedeutet Verbreiterung des Flusses. Schon 1161 erhob sich hier eine wendische Siedlung, 1218 wurde R. mit Lübischem Recht bewidmet. Es war eines der ältesten und angesehensten Mitglieder des Hansebundes und hat sich bis heute eine fast selbständige Stellung bewahrt. R. entwickelt sich immer mehr zur ersten Handelsstadt des Landes. Die Reederei war früher die bedeutendste der Ostseeküste,- ist aber jetzt zurückgegangen. 1910: 44 Schiffe mit 22452 Registertonnen. Der Seeverkehr betrug 1909 mit Einschluß der regelmäßig zwischen Warnemünde und Gjedfer verkehrenden Eisenbahnfähren 3020 eingegangene und 3018 ausgegangene Schiffe. Die Haupteinfuhrartikel find Holz, Kohlen und Kolonialwaren. Bedeutend ist anch das Großgewerbe. Die Neptuuwerft stellt Schiffe bis 10000 Registertonnen her. R. ist der Sitz des Oberlandesgerichts, eines Landgerichts, der Universität, des Hanptsteneramts. Tie alten Wälle, in Spazierwege verwandelt, sind zum Teil uoch erhalten nebst

2. Landeskunde der Großherzogtümer Mecklenburg-Schwerin und -Strelitz - S. 12

1912 - Breslau : Hirt
12 Landschaftskunde. A. Mecklenburg - Schwerin. 8 5. vier Stadttoren (Kröpeliner Tor). Der Turm der Petrikirche, 126 in, ein weithin sichtbares Schifferzeichen, ist der höchste im Lande. Denkmal Blüchers, der hier 1742 geboren ist. „In Hcirren und Krieg, in Sturz und Sieg, bewußt und groß, so riß er uns von Feinden los." Rechts der Warnow liegt die Landesirrenanstalt Gehlsheim. Der Vorhafen Rostocks für größere Seeschiffe ist der Flecken Warnemünde am linken Ufer der Warnow, die sich vorher zu dem haffartigen Breitling erweitert. Zwei große Steinmolen schützen die Einfahrt. Eisenbahnfähre nach Gjedser in Däne- mark. Leuchtturm. Sehr besuchtes Seebad. 4530 Ew. — Zwischen Warne- münde und der Wismarschen Bucht ist eine hafenlose, glatte Küste. Die Städte liegen etwas landeinwärts. Westlich von Rostock treffen wir zunächst Doberan. 5222 Ew. (Bild 17.) Es ist erst seit 1879. Seine Entstehung verdankt es dem Kloster D., das zuerst in dem 3 km entfernten Althoff begründet wurde. Die Klosterkirche von D., Mecklenburgs schönste Kirche, ist die Grabstätte vieler Mit- glieder des Fürstenhauses. Das Seebad am Heiligen Damm ist das älteste Seebad Deutschlands (1793). Es hat seinen Namen von einer eigentümlichen Küsten- Bildung, einem 3 km langen, 2 bis 5 m hohen Steinwall. Derselbe besteht aus schön abgerundeten Steinchen (Feuerstein, Granit, Sandstein u. a.), welche die Brandung aus zwei parallel unter der See entlang streichenden Geröllriffen herausgelöst, abgeschliffen und übereinander geschichtet hat. — Weiter westlich finden wir die rasch aufblühenden Seebäder Brunshaupteu und Arendsee am Fuß der Diedrichshäger Berge mit der schluchteureichen Kühlung. Unweit davon erhebt sich der Bastorser Leuchtturm, und an der Wurzel der Halbinsel Wustrow liegt das kleine Seebad Alt-Gaarz. Landeinwärts finden sich die beiden Landstädte Kröpelin (2471 Ew.) und Nenbukow (1950 Ew.). — An der nun im Westen folgenden Wismarschen Bncht liegt am südlichsten Punkte der Ostsee (53° 54') Wismar, die zweite Seestadt des Landes. 24378 Ew. (Bild 14 n. 15.) 1229 wurde es Stadt, war dann ein Jahrhundert lang Hauptresidenz der Fürsten und entwickelte sich zu einem mächtigen Mitglieds der Hansa. Der Versall, der, wie bei Rostock, seit der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts eintrat, wurde durch die Abtretung an Schweden vollständig. Die starken Befestigungen wurden nach dem Nordischen Kriege geschleift. Seit es 1803 wieder in den Besitz Meckleu- burgs kam, hat es sich langsam erholt, besonders ist in den letzten Jahrzehnten ein Aufschwung eiugetreteu. Die Reederei besaß 1910: 23 Schiffe mit 10895 Registertonnen. Der aus drei Bassins bestehende Hafen hat genügende Tiefe für Schiffe bis zu 6m Tiefgang. Sehr sichere Reede. Der Schiffsverkehr betrug 1909: 734 eingekommene, 738 ausgegangene Schiffe. In den Jahren 1564 bis 1582 wurde W. durch eine mit großen Kosten hergestellte Kanalanlage, den söge- nannten Wallensteingraben, mit dem Schweriner See verbunden. (12 Schleusen für eiu Gefäll von 37 m auf 13 km.) Sie verfiel jedoch bald. Im Eisen- bahngüterverkehr nimmt W. die erste Stelle ein. Auch das Großgewerbe ist bedeutend. Maschinenbau und Waggonfabrik. Wismar ist wohl gleich bei seiner Gründung sehr regelmäßig angelegt. Von manchen wird es wegen seiner schönen alten Kirchen und Giebelhäuser mit Lübeck verglichen. Alte Schule. Fürstenhof. Das Mittelschiff der Nikolaikirche, 37 m hoch, gehört zu den höchsten in Deutsch- laud. (Kölner Dom 44 m, Lübecker Marienkirche 42 m.) An der Westseite der Bucht, x/2 Stuude vou W., das kleine Seebad Wendorf, im Eingange znr engeren Bncht die kleine, zur Schwedeuzeit stark befestigte Insel Walfisch. Nach

3. Zeittafel der vaterländischen Geschichte - S. uncounted

1917 - Breslau : Hirt
: Beschieung von Libau (Kurland) und der Kste von Algier. Erstes Seetreffen bei Helgoland. Angriffe | der deutschen Flotte auf die englische Kste, Sieg an der Doggerbank. Das deutsche Auslandskreuzer-Geschwader, bei Coronet (Chile) siegreich, wird bei den Falklands-Jnseln vernichtet. Kmpfe in den Kolonien: Tsingtau erliegt nach Helden-haster Verteidigung den Japanern, (7. November). 1915 Schlachten bei Soissons, in der Champagne, an der Lorettohhe und in den Argonnen. Der groe An-griff der Franzosen (General Joffre) und Englnder bei Ipern, Arras und in der Champagne scheitert (September-Oktober). I _ Winterschlacht in Masuren (7. bis 15. Febr.). Die Russen erobern Przemysl. | Durchbruchsschlacht in Westgalizien (Gorlice 2. Mai); Rckeroberung Galiziens. Vorrcken der Dentscheu und sterreicher in Polen; Eroberung der groen westrussischen Festungen (Warschau, Kowuo, Modlin it. ct.). Sieg der Trken an den Dardanellen (18. Mrz); Rck-zug der Englnder von Gallipoli. Abfall Italiens vom Dreibund und Eintritt in den Krieg (23. Mai); Kmpfe in Sdtirol und am Jsonzo. Eintritt Bulgariens in den Weltkrieg (Mitte Oktober). Vernichtung Serbiens und Montenegros (von Mackensen): Belgrad und Risch erobert, Schlacht auf dem Amselfelde.

4. Bodenständiger Unterricht - S. 17

1913 - Leipzig : Dürr
— 17 — Wir achten weiter auf die bei Hochwasser trübe, gelbe und braune Färbung der Bäche, und die Schüler werden veranlaßt, sich nach starkem oder längerem Regen einmal ein Gefäß voll schmutzigen Flußwassers hinzustellen und nach einiger Zeit den Bodensatz anzu- sehen, vielleicht auch zu wiegen und zu messen. Größere Schüler könnten unter Anleitung des Lehrers durch eigene Messungen und Berechnungen ermitteln, wieviel Wasser täg- lich, monatlich, jährlich in Werre und Aa durch Herford fließt,*) wieviel Schwemmstoffe mitgeführt werden, wie hoch hier die Regenhöhe**) in einem Jahre ist, wieviel Erdreich usw. auf unfern Feldern, etwa auf 1 qkm oder im ganzen Kreise Herford, abgeschwemmt wird: alles Aufgaben, die eigene sorgsältige Beobachtung, selbständiges Denken und gewissenhafte Arbeit verlangten. So kommen wir nach und nach durch zahlreiche Beobachtungen und Vergleiche dahin, in dem Fluß einen außerordentlich erfolgreichen Sandfabrikanten, einen fleißigen Lumpensammler, der auf die Dauer nichts von dem, was ihm erreichbar ist, liegen laffen kann, und einen » billigen Lieferanten zu sehen. Auch mit einem Riesen-Fuhrgeschäft könnte man ihn vergleichen. Unaufhörlich, tagaus, tagein, ist er an der Arbeit, erstaunlich große Massen von Erde, Steinen, Sand und Schlamm loszureißen, fortzufpülen, weiterzuschleppen und nach dem Meere zu verfrachten. Wir kommen an einem mit 2 Pferden bespannten Sandwagen vorüber und fragen im Vorbeigehen den Knecht, wieviel Sand er da fährt. Es sind meist l1/2 cbm. Im Weitergehen rechnen wir sofort einige dazu paffende Auf- gaben, z. B. daß man, um 30 cbm Sand auf einmal zu fahren, 20 solcher Wagen und 40 solcher Pferde brauchte. *) Herrn Dipl.-Jng. Ulrici verdanke ich weiter folgende Angaben: Durchfluß 1. in der Werre an der Milcherbrücke im Jahresmittel 8 cbm/sec. 2. „ „ Aa bei Spilker „ „ 3,6 „ „ 3. „ „ Werre an der Hansabrücke „ „ rund 12 „ „ **) Herr Rektor Wulff als Leiter der hiesigen Wetterwarte („Königl. Meteorologischen Station") ermittelte als das 15 jährige Jahresmittel der Jahre 1895—1910 = 717,1 mm, als das Jahresmittel für 1910 —751,1mm (regenreich!) ii ii ii „ 1911 =485,1 mm (fehr trocken!) ii ii ii „ 1912 = 837,0 mm (regenreich !) Allein am 25. August 1912 betrug hier die Niederschlagsmenge 22 mm, im August 1912 überhaupt 126 mm! Vergl. dazu die regenreichsten Stellen der Erde: Kamerunberg mit 10 m, Assam am Himalaja 12 m! Nolte, Bodenständiger Unterricht. 2

5. Bodenständiger Unterricht - S. 18

1913 - Leipzig : Dürr
— 18 — Wir hören von dem Müller Schachtstek in Diebrock, — wir treffen ihn gerade an, wie er bei seiner Mühle aus dem Arme der Aa, der nach dem Mühlrad zu abgeleitet ist, den abgelagerten Sand aus- wirft, um das Flußbett wieder tiefer zu machen — daß er dort jedes Jahr etwa 50 cbm Sand abfahren muß — über 30 Fuder. Die Schüler haben gesehen und werden angehalten, dauernd daraus zu achten, wie oft Kolke, Teiche, Straßen- und Ackergräben gereinigt, „ausgeschlämmt" werden müssen. So lernen sie auf Grund vielfacher Beobachtungen in ihrer engsten Heimat, welche gewaltige Mengen festen Erdreichs usw. aus den Bergen und Feldern des Binnenlandes durch die zahlreichen kleinen und großen Flüsse und Ströme abgeschwemmt, fortgespült und in das Meer geschleppt werden. Nun klingt es ihnen glaubhaft, wenn sie hören, daß alljährlich allein aus dem sächsischen Elblaufe *) über 34000 cbm Sand, Kies und Steine (rund 23000 Fuder oder was 46000 Pserde ziehen können!) ausgebaggert werden müssen, damit die Fahrrinne tief genug bleibt; daß die Donau **) jährlich über 35^ Millionen cbm — rund 23 Millionen Fuder für 46 000000 Pferde, der Mississippi weit über 211 Millionen cbm — 140 Millionen Fuder für 280000000 Pferde, der Hoangho sogar 472 ^ Millionen cbm = 315 Millionen Fuder für 630000000 Pferde, Erde, Steine, Sand und Schlamm nach dem Meere bringt, daß allein aus der schwäbischen Alb jedes Jahr 63600 cbm Kalksteine vom Wasser ausgewaschen und abgeschwemmt werden = 42400 Fuder für 84800 Pferde, daß dort, wie man an zurückgebliebenen Spuren nachweisen kann, bereits eine Erd- und Gesteinsschicht von 200 m Dicke und 23 km Ausdehnung fortgespült worden ist. Da sehen die Schüler allmählich ein, daß bei solch ungeahnter, unaufhörlicher Riesenarbeit des Wassertropfens nach und nach Gebirge und andere hoch gelegene Teile der Erdoberfläche abgetragen werden, und daß durch diese ungeheure Einebnungsarbeit des Wassers schließlich eine völlige Beseitigung aller Erhebungen stattfinden müßte, wenn nicht auch andere Kräfte mit entgegengesetztem Erfolge an der Arbeit wären. *) Vgl. Fraas, Die Naturerscheinungen der Erde. Verlag von Lutz, Stuttgart. **) Vgl. Volk, Geologisches Wanderbuch. Verlag von Teubner, Leipzig.

6. Kreis Worms - S. 20

1914 - Gießen : Roth
20 Heimatkunde des Großherzogtums Hessen. Nr. 18. Ittit den Franken kommt auch das Christentum in unsere Heimat, und über die Christen gebietet ein Bischof, der in Worms seinen Sitz hat. Fast in jedem (D ,.......... , ____:este von Burgen, große, alte Bauernhöfe oder ,,Zehntenscheuern" zu finden. Sie erinnern uns an eine Zeit, während welcher es den Bauersleuten recht schlecht erging, so schlecht, daß sie einmal zu den Waffen griffen und Grausamkeiten ver- übten, wofür sie aber sehr hart gestraft wurden. Das war vor etwa 400 Iahren. höre, was die Geschichte erzählt: In jenen schönen, großen Häusern wohnen vornehme, stolze Herren, denen fast die ganze Gemarkung gehört. Viesen müssen die Bauern schwere Dienste leisten. Drei Tage in der Woche arbeiten sie den Herren umsonst, von ihren Ernten liefern sie den zehnten Teil in die Zehntenscheuern ab, und gar oft noch werden ihre Acker bei den Streitigkeiten dieser Herren verwüstet. Schließlich werden die Bauern unzufrieden. Kber ihr Zorn führt sie zu weit. Sie gehen zusammen, plündern und zerstören Schlösser und Klöster. Im Leiningertal geht's zuerst los. ßuch die pfeddersheimer schließen sich den Bauern an. Sie berauben die Klöster Hochheim und Liebenau bei Worms und ziehen über Neuhausen, Herrnsheim, Gst- und Westhofen. Um die weitere Gegend zu schützen, sendet der Pfälzer Kurfürst 500 Fuß- gänger und 300 Reiter gegen sie. Bei Westhofen geraten sie zum ersten Male aneinander, und die Bauern werden verjagt. Doch sie bleiben nicht ruhig, sondern sammeln sich wieder bei Dalsheim und Gundheim und marschieren nach Pfeddersheim, wo sie aber von pfälzischen Soldaten eingeschlossen und vollständig besiegt werden. Ihre Strafe ist nun hart' beinahe 3000 Bauern werden erstochen und erschlagen, 30 Anführer sofort hingerichtet und 24 andere am nächsten Morgen an pfählen auf dem Kirchhofe vor der Kirche aufgehängt. Nun werden sie noch härter bedrückt als vor diesem Kriege, den man den Bauernkrieg nennt. Ts gab einmal eine Zeit in unserm deutschen vaterlande, da waren die Katholiken und Protestanten so feindselig gegeneinander, daß sie einen Krieg miteinander führten, der 30 Jahre lang dauerte (1618—1648). Da kämpften nicht nur deutsche Soldaten, sondern auch aus fernen Län- dern kamen Krieger herbei und brachten sehr viel Unglück über unsere Heimat. Lasse dir davon erzählen: ' Für die Bewohner der Rheingegend sind die Leiden kaum zu ertragen. Bald kommen schwedische, bald spanische, bald deutsche Soldaten, und alle wollen Geld, gutes Tssen und Trinken. Wie werden da die armen Leute gequält, wie werden die Häuser niedergebrannt und die Felder verwüstet! e) Die Zei^der schweren kriege.

7. Kreis Worms - S. 21

1914 - Gießen : Roth
Kreis Worms, bearbeitet von Adolf Trieb. 21 Hm schlimmsten ergeht es der Stadt Worms. Sie mutz viel, viel Geld be- zahlen. Besonders hart sind die Jahre von 1635—1648. vor allen sind die Schweden verwildert' denn von ihnen sagen die Leute: „Die Schweden sind kommen, haben alles mitgenommen, haben die Fenster eingeschlagen und 's Blei davongetragen, haben Klügeln draus gegossen und den Bauern erschossen." In Worms stillen die Bewohner ihren Hunger mit dem Fleische von toten Tieren, mit wurzeln, Gras und Baumblättern. Noch schlimmer ist es aber aus dem Lande, wo die verlaufenen Soldaten das Morden ge- schästsmätzig betreiben und die verwilderten Bauern hinter ihnen nicht zu- rückbleiben. herdenweise lausen die Wolfe durch das verödete Land, und manche Menschen fristen ihr Leben mit Menschenfleisch, das sie am Galgen stehlen. Durch Morden, Flüchten, Pest und Hungersnot ist das lockende Paradies des pfälzischen Landes in einen verödeten Kirchhof ver- wandelt.*) Die Zahl der wormser Bürger ist bis auf wenige hunderte herabgesunken. 1 Bis 1652 wird unsere Gegend mit Geldforderungen durch spanische Soldaten bedrückt, und erst mit diesem Jahre kehrt für kurze Zeit Ruhe ein. Größer noch ist das Ungemach in den Jahren von 1688—1695, als der französische König Ludwig Xiv. durch seine Truppen das linke Rhein- ufer verwüsten lätzt. 1688 rücken die Franzosen unter dem General Melac gegen Worms, 1689 wird die Stadt niedergebrannt, und nicht besser ergeht es manchen (Drten der Umgebung. In der Mrheingegend findet zwischen deutschen und französischen Truppen ein Gefecht statt. In Eich wird nun alles Vieh von den Franzosen weggenommen, die Einwohner werden ihrer Kleider beraubt und nach Mainz geführt. Das ganze Dorf wird verbrannt. Das gleiche Schicksal teilen auch Uhein-Dürkheim, Dittels- heim, hetzloch und Bechtheim. Den Bauern ist es bei Todesstrafe ver- boten, die Sensen an ihre Saaten zu legen. Diese werden vollständig ver- wüstet. Nur langsam können sich die Bewohner in den folgenden Jahren wieder erholen. f) Die Kriege von Z792-M4. 1792 'beginnt ein neuer Krieg, wieder sind es französische Sol- daten, welche sich über die Gegend verbreiten und Mainz einnehmen. Deutsche Truppen ziehen ihnen nach und erobern 1793 Mainz wieder zurück. Im Frühling 1794 geht das Kriegsspiel wieder los und dauert bis 1798. Drei Millionen Mark soll Worms damals zahlen und hat doch keinen Pfennig. Die Wohnung des Bischofs, Bischofshof genannt, wird abgebrannt und alles tragbare Eigentum fortgeschafft. Die Glocken werden *) Nach Häuser, Geschichte der Kurpfalz.

8. Die wichtigsten Begebenheiten der Neuzeit, insbesondere der preußisch-deutschen Geschichte seit 1648 - S. 19

1911 - Breslau : Hirt
England. 19 2. England. Whrend in Frankreich das absolute Knigtum in vollkommenster Form ausgestaltet wurde, gewann in England die parlamentarische Verfassung in den inneren Kmpfen des 17. Jahrhunderts die Herrschast. 9. Jakob I. (16031625.) Auf Elisabeth folgte als nchster Verwandter der Tndors (Nachkommen Heinrichs Vii.) der Sohn der K-night Maria Stuart und Darnleys, Jakob Vi. von Schottland. Mit ihm bestieg das Haus der Stuarts den englischen Thron. Uuzuver-lssige Charaktere, verschwenderisch, die spteren zum Katholizismus neigend, haben sie die Liebe des englischen Volkes nicht zu gewinnen verstanden. Sie wollten hnlich wie die Tndors fast unumschrnkt regieren, obwohl sich die Verhltnisse gendert hatten. Jakob I. vereinigte die Kronen von England und Schottland, aber seinem Plane, beide Reiche zu einem Staatswesen zu verschmelzen, versagte das Parlament die Zustimmung. Es bestand also nur eine Personalunion; seit 1604 fhrte er den Titel König von Grobritannien". Damals wurde Irland nach mehreren Versuchen, sich loszulsen, der englischen Herrschaft von neuem unterworfen. Aber die ausgedehnte Einziehung von Landgtern, ihre Verleihung an protestantische Englnder und Schotten, die furchtbare Hrte, mit der die Iren behandelt wurden, hielt in ihnen den Ha gegen ihre Unterdrcker wach. Die englische Verfassung. In England regiert das Parla-ment; es besteht aus dem Könige, dem Hause der Lords (Oberhaus), dem die Prinzen des kniglichen Hauses, die Peers nach Erbrecht, einige der obersten Richter und einige Bischfe der anglikanischen Kirche an-gehren, und dem Hause der Gemeinen (Unterhaus), dessen Mitglieder gewhlt werden. Die Regelung und Abgrenzung der Rechte dieser drei Faktoren gegeneinander, wie sie heute die Verfassung aufweist, war im 17. Jahrhundert noch nicht mit gleicher Klarheit und Schrfe durch-gefhrt. Widerstreitende Auffassung der den Umfang der Rechte, bergriffe in die Rechtssphre des anderen riefen unaufhrliche Reibungen zwischen König und Parlament (im engeren Sinne) hervor, aus denen sich schlielich der Brgerkrieg entzndete. Insbesondere stand dem Parla-mente das Recht der Steuerbewilligung zu, die auf ein Jahr oder auf lngere Zeit erteilt werden konnte; das Parlament mute durch den König berufen werden, beffen freiem Ermessen es berlassen blieb, ob und wann er dies tun wollte. Die ersten Stuarts haben mehrmals ohne Parlament auszukommen versucht, da sie aber wohl die einmal bewilligten Steuern, Zlle und Abgaben erheben, aber weder durch neue vermehren noch sie erhhen durften, wurden sie schlielich durch Geldverlegenheiten gezwungen, wieder ein Parlament zu berufen. 2*

9. Die wichtigsten Begebenheiten der Neuzeit, insbesondere der preußisch-deutschen Geschichte seit 1648 - S. 37

1911 - Breslau : Hirt
Begrndung d. Brandenb.-pren. Staates unter d. Gr. Kurfrsten u. Friedr. Iii. 37 von Kalcksteiu, den er in Warschau hatte ausheben lassen, enthauptet. (Der Absolutismus dauert in Preußen bis 1848.) Die Hauptsttzen seiner unumschrnkten Gewalt waren die Domnen, das stehende Heer und das Beamtentum (vgl. darber spter 32 und 33). In diesem Kampfe vertrat der Kurfürst den Staatsgedanken gegen die territorialen Ge-walten. Schon während des Krieges hatte die kurfrstliche Regierung gegenber den Stnden, die Geld nur fr ihr eignes Land aufbringen und verwendet wissen wollten, den Standpunkt vertreten, da die einzelnen Lnder ein Ganzes bildeten und jedes die Lasten dieses Ganzen mit zu tragen habe. Sie hatte auch durchgesetzt, da die Stnde in Kleve einen Geldbeitrag zu dem Kriege in Ostpreuen leisteten. Nur auf diesem Wege konnten die zerstreuten Gebiete zu einem Staatsganzen weiterent-wickelt und ihre Bewohner mit einem krftigen Staatsbewutsein erfllt werden. In diesen Jahren wurden auch die ersten Schritte zur Einfh-ruug der Akzise, einer indirekten Steuer auf Mehl, Schlachtvieh und Bier, getan, durch die sich der Kurfürst eine regelmige, mit dem Wohl-stnde des Landes wachsende, von der Bewilligung der Stnde unab-hngige Einnahme sicherte. Er begnstigte das Merkantilsystem, legte den Mllroser Kanal zur Verbindung der Elbe und Oder an und schuf eine eigne Post, begrndete ferner die Bibliothek in Berlin und die Universitt Duisburg. 22. Der Franzsisch-schwedische Krieg. Ende der Regierung. Auch an der Bekmpfung der Franzosen war der Kurfürst während des zweiten Raubkrieges hervorragend beteiligt, ohne freilich trotz glnzender Erfolge der die franzsischen Verbndeten, die Schweden, einen nennenswerten materiellen Gewinn zu erzielen (vgl. 4). Seit dieser Zeit wurde der Name des Groen Kurfrsten" in Deutschland volkstmlich. Der Krieg an der Ostsee hatte den Kurfrsten die Notwendigkeit einer Flotte erkennen lassen. Im Jahre der Schlacht bei Fehrbellin hatte er schon drei Fregatten (Kurprinz", Berlin" und Potsdam") mit dem roten Adler im weien Felde von Holland durch den hollndischen Reeder Raule gechartert". Die Flotte stieg allmhlich auf 30 Schiffe. Sie griff wegen rckstndiger Hilfsgelder die spanische Silberflotte an und bestand ein rhmliches Gefecht bei St. Vincent. Sie erwarb auch Kolonien an der Guineakste, wo das Fort Grofriedrichsburg angelegt wurde. Eine afrikanische Handelsgesellschaft sollte den Handel frdern. Aber die Eifersucht der Hollnder, die Anforderungen an die Steuerlast des Landes fr das unentbehrliche Landheer, der Mangel eines geeigneten Hafens, da Pillau und Emden zu weit von dem Mittelpunkte seiner Staaten ab-gelegen waren, das alles war einer krftigen Kolonialpolitik und der Ent-Wicklung einer starken Flotte ungnstig. Wenn der Kurfürst sich nach dem Schwedischen Kriege zu einem Bndnis mit Frankreich entschlo, so wirkte auch das gespannte Verhltnis

10. Die wichtigsten Begebenheiten der Neuzeit, insbesondere der preußisch-deutschen Geschichte seit 1648 - S. 46

1911 - Breslau : Hirt
46 Die wichtigsten Begebenheiten der Neuzeit, insbes. der Preuisch-deutschen Geschichte. So wurde Byzanz fr die Russen, was Rom fr die Germanen geworden war, der Ausgangspunkt ihrer Gesittung und die Heimat ihrer Kultur; daraus erklrt es sich, da sie sich vom Abendlande abwendeten. In der Mitte des 13. Jahrhunderts trat ein neues, fr die Ge-schichte des russischen Volkes bedeutsames Ereignis ein, es wurde von den Mongolen unterworfen. Die Zeit der Fremdherrschaft, welche die Goldene Horde von Kaptschak" der Sdruland bte, dauerte fast 250 Jahre (12381480). Am Anfange des 15. Jahrhunderts fhrte Timnr neue Mongolen-stamme aus Zentralasien nach Westen und erschtterte die Herrschaft der Goldenen Horde an der Wolga, wie er auch den Siegeslauf der Trken auf der Balkanhalbinsel hemmte. Die Grofrsten von Moskau ge-wannen seitdem eine unabhngigere Stellung. Iwan Iii. (14621505) vernichtete endlich das Heer des letzten Khans und wurde der Befreier der Russen. Er nahm bei seiner Vermhlung mit einer Verwandten des letzten Palologen das Wappen der griechischen Kaiser, den zweikpfigen Adler, an und nannte sich Grofrst und Gossndar (Selbstherrscher) von ganz Rußland". Inzwischen war Konstantinopel in trkische Hnde gefallen. Da die Russen dadurch die Heimat ihrer geistigen Kultur verloren hatten, regte sich nach ihrer Befreiung von der Mongolenherrschaft bei ihnen der Wunsch, mit den Lndern christlicher Kultur im Abendlande in Verbindung zu treten. Dahin suchte sich Iwan Iv. der Schreckliche" (15331584) den Weg zu ffnen, indem er gegen den Schwertorden in Livland Krieg fhrte. Er stie aber dabei auf die Feindschaft von Polen und Schweden und mute einen ungnstigen Frieden schlieen. Iwan gewhrte den Eng-lndern, die den Seeweg der Archangelsk entdeckt hatten, Handelsvorteile, zog Deutsche ins Land und lud Knstler, Gelehrte, Kaufleute nach Moskau ein. Er begrndete die fast absolute Macht des Zarentnms in Ru-lernt); während in dem benachbarten Polen der Adel die Gewalt an sich ri und das Knigtum unterdrckte, machte sich Iwan durch die Bildung eines Kroudomaniallandes, das zum Unterhalte des Zaren bestimmt war, in seinen Einknften vom Adel unabhngig und verschaffte sich die Mittel dazu, ein stehendes Heer, die Strelzi", d. h. Schtzen, zu unterhalten. Im Jahre 1598 starb das Haus der Rurik aus. Nun erhoben die Polen den falschen Demetrius auf den russischen Thron; dieser konnte sich aber nicht behaupten, da er die Fremden und die Katholiken begn-fgte, und wurde bald wieder gestrzt. Da bestieg 1613 Michael Romanow, ein Verwandter der Ruriks, den Thron. Sein Enkel ist Peter der Groe, der Begrnder der Macht-stellung Rulands in Europa.
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