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1. Beiträge zur Behandlung der mecklenburgischen Geschichte in der Volksschule - S. 13

1912 - Rostock i. M. : Boldt
13 fried an einem groen Ges zur Aufbewahrung von Wald-pfeln und Hffen, dort vollendet der Horfa eine kleine Tasse, in welche er die Form eines Bbchens hineinzudrcken versucht. Drei lange Reihen von Gegenstnden trocknen bereits in der Sonne. Mit Befriedigung prft Meister Hartmut die bald kleinen, bald groen, bald rundbauchigen, bald schlanken, bald lang-, bald kurzhalsigen Gefe. (Er kniet nieder und betrachtet voll Wohlgefallen die feinen Strichlein, welche einer umfangreichen Urne eingeprgt find. Hun steht er auf. Dom Tale her naht ein Mann, in der Rechten einen groen Fisch, in der Linken einen Fellbeutel mit Gerstenkrnern. Heil, Meister Hartmut!" so ertnt die krftige Stimme des Ankmmlings. Heil, Hachbar vom Moorgraben! Willkommen! Womit kann ich dienen?" Ach", erwiderte der Moormann, mein Weib hat mit beiden Kochtpfen Unglck gehabt, ich mchte zwei neue haben." Such' dir die besten aus!" entgegnete Hartmut. Lange guckt der Talbewohner diesen, lange jenen Topf an. Endlich war er schlssig. Nachdem er mit Fisch und Korn bezahlt hatte, drckte er dem Meister die Hand und eilte mit dem neuen Geschirr heimwrts. Hartmut schaute nach dem am Boden liegenden Fisch. Ein Prachtkerl zwar", meinte er, aber zu morgen, zum Sonnenwendseste, mssen wir doch noch etwas Besseres haben. Wolf!" Ein gewaltiger Hund fprang mit groen Stzen heran. Heute mssen wir beide wie alle Jahr einmal zur jagd. Hast Lust?" voll strmischer Freude stellte sich der Hund auf die Hinterbeine und stie mit den vorderen beinahe feinen Herrn um. Dieser macht sich frei, geht ein paar Schritte zu feiner Wohnung, hngt sich einen wuchtigen Steinhammer um die Schulter, nimmt die Lanze mit der scharfen Feuerstein-spitze und strebt, tchtig ausschreitend, dem nahen Walde zu. 2. frau Irmgard und tbrc Mgde bei der Hrbett. Wie die Männer, so waren auch die Frauen vom frhen Morgen an ununterbrochen ttig. Mit Feldarbeit allerdings beschftigten sie sich nur wenig, weil sie von den Hachbarn in der Hhe und in der Ferne mit Gerste und Weizen ver-sehen wurden. Ein Ackerstck freilich pflegte Frau Irmgard aber doch im Frhlinge jeden Jahres mit Hlfe der Mgde und Tchter durch lngliche Steine mit scharfer Kante zu lockern und dann den Samen hineinzuftreuen. Und jetzt begannen die Halme schon zu bleichen. Die Ernte war vor der Tr. Heute gab's keine Feldarbeit. Die Gertrud lief mit einem groen Topf zur Wiefe, um die Khe zu melken. Hilde nahm

2. Beiträge zur Behandlung der mecklenburgischen Geschichte in der Volksschule - S. 26

1912 - Rostock i. M. : Boldt
26 mar, seht dorthin! (Ein merkwrdiges Fuhrwerk!" Die Männer richteten ihre Augen nach dem bezeichneten Punkte und sagten wie aus einem Munde: In der Tat merkwrdig!" Das Gefhrt, gezogen von einem kleinen, zottigen Gaul, kam langsam nher. Auf dem Karren, dessen Inneres allerlei Gerumpel barg, sa ein Mann in mittleren Jahren. Neben ihm her schritten zwei jngere Leute, offenbar die Shne des Fuhrmanns. Alle drei waren von gelblicher Gesichtsfarbe die Backenknochen standen stark hervor, das Haar hing wirr ms Gesicht hinein. pitto und Dietmar waren aufgesprungen, traten den Fremden entgegen und schauten sie neugierig an. Der Altere stieg vom Karren herunter und sprach: Ich bin Kakau, mir kommen von dem groen Flu her und sind schon mehrere Wochen an ihm entlang gezogen. In den letzten Tagen ist es uns schlecht ergangen. Nur eine einzige Siedlung haben wir getroffen, wo wir etwas zu essen bekommen haben. Und heute haben wir den ganzen Tag gehungert. (Erbarmt euch meiner und meiner beiden Shne!" Siehst du, pitto!" rief Frau Foiia, warum bist du nicht noch heute abend auf den Fischfang gegangen? Indessen, Landfremde, etwas wird sich doch noch fr euch finden. Tretet nher!" Tausend Dank, Frau!" sagte Kakan, langte in feinen Wagen und holte einen Gegenstand heraus, hier hast du etwas, das deine Augen noch nie sahen: ein (Eisenmesser! Ihr habt noch Bronze* oder gar Steinmesser. Solche Dinger macht man in meiner Heimat nicht mehr. Bei uns regiert das (Eisen. Und wenn ihr mich aufnehmt, will ich euch morgen schon zeigen, was (Eisen ist und wie man mit dem (Eisen umspringt." hastig hatte der pitto seiner Frau das neue Messer entrissen, den nchsten Zweig ergriffen und glatt durchgeschnitten. Donnerwetter!" rief er aus, das schneidet." Mit Freuden wurden Kakan und die Seinen aufgenommen. Und während sie sich an frischem Ger/tenbrote und ser Milch strkten, erzhlten sie noch eine Zeitlang von ihren Fahrten und ihrem wundersamen Gewerbe. Am nchsten Morgen, als die Fremden noch schliefen, gingen pitto und Dietmar schon in aller Frhe an den See und brachten reiche Beute heim. Nachdem man das Frhmahl eingenommen hatte, wollte Kakan seine Kunst zeigen. Die Shne holten einen (Eisenhammer und verschiedene (Eisenstcke vom Karren. Nachdem Frau Folla auf ihrem Herde ein Feuer entzndet hatte, das nun von pitto tchtig unterhalten werden mute, legte Kakan ein kleines (Eisenstck in die Glut, während feine Shne nach einem recht glatten, flachen Steine suchten. Sobald das (Eisenstck glhend geworden war, holte Kakan es mit einer Gabel

3. Beiträge zur Behandlung der mecklenburgischen Geschichte in der Volksschule - S. 33

1912 - Rostock i. M. : Boldt
33 Als wenn die Menden die Kostbarkeiten mit ihren Blicken verschlingen wollten, so sahen sie darauf hin. Und Zora sprach: Kommt unsern Flu hinauf zu unserm Dorf, da wollen wir euch alles abkaufen. Jetzt haben wir leider nichts, was wir euch bieten knnten." Die Hndler berieten. Bald wurden sie eins, da ein Teil die Elbe weiter verfolgen und der andere auf Ziritz und Grabow lossteuern sollte. Nach acht Tagen wollte man sich wieder an dieser Stelle zusammenfinden. Diese Botschaft hrten die Wenden mit Freuden und eilten voraus, ihre Freunde und Nachbarn zu benachrichtigen. Da geriet ganz Ziritz in Aufruhr. Eifrigst suchte jeder nach Sachen, fr welche er sich die fremden Kostbarkeiten eintauschen konnte. Smok holte die Felle von den beiden Bibern, die er krzlich beim Flusse erlegt hatte. Zir und Zora schleppten die pelze von den Fchsen und Mardern herbei, denen sie das Lebenslicht ausgeblasen Hattert. Rantze, Gyneke und Tesse rannten zum Walde, schlten weie Birkenrinde ab und brachten sie nach Hause, weil sie gehrt hatten, da kluge Leute so etwas zum Schreiben und Malen gebrauchen knnten. Und nun waren die Hndler auch richtig angelangt. Da blieb kein Mensch zu Hause. Selbst der todkranke Spuske kroch von seinem Lager nach drauen, um die Fremden zu sehen. War das nun aber ein Handeln und Schachern! Zir und Zora kauften natrlich einen Sattel und einen Zaum. Der Smok bot feine beiden Biberfelle fr einen Ring aus Silberdraht. Der Hndler forderte zwar fnf pelze, gab sich aber zuletzt doch mit den zweien zufrieden. Gyneke, Rantze und Tesse zeigten ihre Birkenrinde und empfingen dafr als Entgelt einige kleine Mnzen von eckiger und stark zerhackter Form. Unterdes hatte sich Bordey mglichst dicht an den Haupthndler hinangedrngt und versucht, ihm unvermerkt ein Ohrgehnge aus feinem Sacke zu ziehen. Da kam er aber fchn an. Der geriebene Kaufmann erkannte sofort das Vor-haben des Bauern und brllte ihn an: Verfluchter Hund!" Da lachten alle Ziritzer. Jetzt trat Zora zu dem Haupthndler und fragte: Woher kommt ihr denn eigentlich?" Wir", erwiderte der Gefragte, sind die Elbe hinuntergefahren und stammen von jenfeit des Gebirges, von prg, her. O, da solltet ihr einmal auf unserm Markte sein, was da fr Menschen und hbsche Sachen zusammenkommen! )st das ein Gewimmel!" Wohl grade so wie in )ulin", rief Zir, wohin schon einmal der alte Gul aus Grabow gereist ist. Sechs Tage hat er gebraucht, und der Malchow, Rethra und Pafewalk hat er feinen Weg genommen. In Pafewalk hat er noch viele Reifende getroffen, welche den Knigsweg gezogen find, der der Demmin, Laage, Hohen- 3

4. Beiträge zur Behandlung der mecklenburgischen Geschichte in der Volksschule - S. 34

1912 - Rostock i. M. : Boldt
34 Sprenz und Wetle fhrt, wenn Gul von seiner Reise erzhlte war er immer ganz weg." Kamt ich mir denken", sagte der Hndler, so was mu man eben gesehen haben. brigens geht es auch in Magdeburg schon ganz munter her. Wir sind da vorbeigekommen, als mir hierher fuhren. War Gul schon mal in Magdeburg?" Nein", entgegnete Zora, dahin ist bis jetzt noch keiner von uns gereist, aber sein mchte ich mobl in Magdeburg. Was gibt's da Besonderes?" ", bemerkte der Hndler, dort kauft man vor allem scharfe deutsche Schwerter, aber auch ferne, wollene Mntel, Hemden, Zacken und Beinkleider. Freilich, teuer sind die Deutschen links von der (Elbe. Am liebsten nehmen sie Sklaven und Pferde. Doch auch fr getrocknete und gesalzene Heringe lt sich manches erwerben." Zora!" rief Zir, wir mssen nach Magdeburg!" Und habt weder Sklaven, noch Pferde, noch Heringe!" spottete Smok. Das wird sich finden!" erklrten siegesgewi die beiden Dorfltesten. Es wurde abgemacht, da die reiselustigen Ziritzer sich rsten sollten, während die Hndler den Rest ihrer Waren in Grabow absetzten. Man mute ja auf jeden Fall zu der bestimmten Zeit am verabredeten Ort mit den brigen Hndlern wieder zusammentreffen. Sowie die Hndler nach Grabow aufgebrochen waren, machten Zir und Zora, wiederum gefolgt von Rantze und Cesse, sich auf, um auf einem nchtlichen Raubzuge einige Pferde zu ergattern. Der Zug glckte. Nicht weniger als sechs Pferde brachten sie heim. Teste gab den Rat, noch eine jagd auf Menschen zu machen. Das wiesen aber Zir und Zora zurck mit der Bemerkung: Sklaven knnen wir auf dem Wege nach Magdeburg noch genug fangen." Inzwischen waren die Hndler von Grabow zurck-gekehrt. Die Ziritzer waren bereit. Zu den vier nchtlichen pferdejgern gesellten sich noch Bordes und Dowke, welche die weite Reise mitzumachen gedachten. Die Reisenden zogen fort. Unterwegs hatten Zir und Zora ein scharfes Auge auf jeden gerichtet, der einsam seine Strae zog. Als man der Elbe nher kam, gewahrte matt einen Fischer, der soeben sein Netz herauszog. Schnell wurde er ergriffen und zum Mitgehen gezwungen, lind als die gewaltttigen Wenden auf dem weiteren Zuge einen einzelnen Reiter bemerkten, war er ihnen eine sehr willkommene Beute. Man schlug zwei Fliegen mit einem Streich, man hatte noch einen Sklaven und hatte auch noch ein Pferd. Nach sechs Wochen trafen die Reisenden wieder in Ziritz ein, freilich ohne Bordey, der auf dem Markte in Magdeburg, als er wieder einmal stehlen wollte, erschlagen worden war. Das war nun zwar keine angenehme Botschaft; doch setzte

5. Beiträge zur Behandlung der mecklenburgischen Geschichte in der Volksschule - S. 89

1912 - Rostock i. M. : Boldt
89 dringlich zur Fahrt nach Schwerin." Du nach Schwerin?" begehrte die Buerin auf, wer soll das alles bezahlen? hatten wir noch nicht genug Abla vom Bischof? Nun koinint auch noch der Papst. Aus deiner Reise wird nichts." Hinrich redete noch davon, da es ja jetzt Winter und die Arbeit darum nicht so eilig sei, sagte auch noch, da er in Schwerin fr die ganze Familie beten und Annas Seelenheil besonders bedenken wolle. Die Frau aber polterte: Ach was, vorlufig sterbe ich noch nicht, und mit dem Fegefeuer hat's noch gute Weile!" (Es wurde Weihnachten. Die ganze Familie nahm an der Chrisimette teil. Wie rhrend war es fr alle, als man in einer Krippe das <hriftfindlein in Form einer Puppe und wirkliche Schafe und echte Hirten in der Kirche sah, wie rhrend, als man hrte, wie die Gemeinde sang, die Schafe blkten und die Hirten tuteten. Konnte es in Bethlehem einst schner gewesen sein? Der Bauer war ganz weg; und fast htte er einen Gulden in den Opferstock geworfen, wenn nicht Frau Anna das noch rechtzeitig verhindert und den Gulden durch einen Schilling ersetzt htte. Diese Sparsamkeit war auch hchst notwendig; denn nach wenigen Wochen erschien der priester in Klockenhagen, um allerlei Gutes fr Messen und Weihen einzusammeln. Besonders nahm er sich den Hinrich vor und ermahnte ihn noch einmal zu einer Wallfahrt nach Schwerin oder doch wenigstens nach Gnoien oder Kammin. Dann sagte er, da er im vorigen 3ahre besondere Messen frs Gedeihen des Flachses und (Er-zielung einer guten Kornernte in Klockenhagen gelesen und gestern noch eine Messe gegen zu groe Klte und bse Krankheiten gehalten habe; und er bte doch, der Kirche zu geben, was der Kirche zukomme. Weiter wolle er noch darauf hinweisen, doch zu Lichtme die Wachskerzen zu bringen, damit er sie weihen knne. Als die Buerin dies alles vernommen hatte, begann sie klagend: Woher sollen wir armen Bauern alles Geld und alle Abgaben schaffen? Als unser Kirchturm im letzten 3ahre eine neue Glocke von dem Gadebuscher Meister Heinrich von Kampen bekam und die Altarseite der Kirche ein paar bunte Glasfenster von Btzower Glasern, muten wir zahlen. Als der neue Altar fr die heilige Jungfrau geweiht wurde, hat man uns wiederum Geld abgefordert. Dazu lt uns das Kloster Ribnitz nichts vom Zehnten nach und besteht strenge darauf, da nur reinstes Korn geliefert werde. Woher nehmen und nicht stehlen?" Aber schnell erwiderte der Priester: )a, das ist nun mal so: Geldt moth by der Saken syn. (Es geht uns Priestern auch nicht anders. Als der hochwrdige Bischof von Schwerin vor einigen fahren vom Heiligen Dater besttigt wurde, mute er 500 Gulden zahlen; und mancher von uns

6. Beiträge zur Behandlung der mecklenburgischen Geschichte in der Volksschule - S. 90

1912 - Rostock i. M. : Boldt
90 armen Priestern mu bei seiner Anstellung das halbe Ein-kommen des ersten Jahres abgeben." Das jammerte den Bauern; und so gebot er seinem Sohn Johann, sofort das beste Schaf aus dem Stall zu holen und es noch heute nach Libnitz zu schaffen. Da nickte der Priester und wanderte be-friedigt von bannen. Betrbt ging darauf Frau Anna ihrer Arbeit nach. Als Johann aus der Stadt zurckkehrte, mar es Abend geworden. Der Bauer sprach das Gebet; und jeder a still fr sich die Milch-suppe mit Schwarzbrot. Tnnies nahm nur sehr wenig und legte bald den ffel hin. Da schauten alle auf ihn, und die Mutter fragte besorgt: Was Hast, Tnnies?" Als der Gefragte schwieg, sprach >Hann: Ach, den Tnnies plagt's schon lange, lvenn wir frher das Vieh hteten und nher nach dem Bodden hinankamen und er ein Schiff mit Segeln sah, wollte er sogleich davon. Nun haben wir beide ja vor acht Tagen eine Kuh nach Wustrow gebracht. Dort hat er mit dem Schiffer Fretrnurst gesprochen, der ihn, sowie es Frhling wird, mit zur See nehmen will." heilige Jungfrau!" riefen Vater und Mutter wie aus einem Munde. Als sie sich ein wenig von ihrem Schreck erholt hatten, schalt Frau Anna: Nichtsnutziger )unge, bist verrckt geworden? Willst dich und uns mit Gewalt ins Unglck bringen? Und wie soll's mit unserer Arbeit werden, nun der Jrgen fort ist?" Ist wahr, Mutter", sagte kleinlaut der Tnnies, aber ich kann nicht anders. Den ganzen Tag mu ich an die See denken, und des Nachts trume ich immer von Schiffen und Segeln." Dann lat ihn doch", bat Johann, er hat nun einmal zum Bauern keine Tust. )ch werde doppelt soviel arbeiten wie frher, dann werden wir unsere Arbeit schon zwingen." Und als nun der Klaus dreimal und die Katharina sogar viermal soviel schaffen wollte wie sonst, wurden die Eltern allmhlich etwas willfhriger. Noch lange besprach man die Sache, dann legte man sich zur Ruhe, Tnnies glcklich und zufrieden, Vater und Mutter nicht ohne Sorge. Nach etwa acht Tagen fuhr der Bauer zwei fette Schweine nach Ribnitz, um sie an den Metzger zu verkaufen. Als er fein Geld eingestrichen hatte und die Pferde heimwrts lenkte, begegnete ihm der Priester und fragte: )st's wahr, was die Leute erzählen, da dein Tnnies zur See will? Dann mu ich wohl ein paar Reisemessen fr ihn lesen, damit ihm kein Sturm etwas tut und die See ihn nicht verschlingt." Hinrich bejahte lebhaft und zog ein Geldstck, welches der Priester schleunigst verschwinden lie. Als der Bauer nach Hause kam, wollte er von feinem Zusammentreffen mit dem Priester nichts erzählen. Aber die Buerin, welche sich nach dem preise der Schweine sorgfltig erkundigte und im Rechnen sehr genau mar, hatte es bald

7. Beiträge zur Behandlung der mecklenburgischen Geschichte in der Volksschule - S. 35

1912 - Rostock i. M. : Boldt
35 man sich bald darber hinweg, als man die kostbaren Schwerter sah, welche die Marktleute mitbrachten, und die schnen Ge-schichten hrte, welche Zir und Zora von der Llbestadt zu erzählen wuten. 5. Die die Grabower und Ziritzer fr einen Raubzug gedemttgt wurden. Das Rauben gefiel den Ziritzern sehr gut. Nur hatten sie den Wunsch, einmal einen recht groen Zug zu unternehmen. Darum begab sich Zir eines Tages nach Grabow und besprach die Sache mit fernem Schwiegersohn Hohle. Der alte Gul war bereits vor zwei Jahren gestorben. Zora hatte seine Schritte nach der alten Heimat prtsla gelenkt, um die dortigen freunde fr den plan zu begeistern. Zora rief den prislaern zu: )hr solltet die hbschen Pferde gesehen haben, welche ich auf meiner Reise nachmagde-brg erblickte, und ihr wrdet sofort kommen." Und die Grabower kriegten von Zir zu hren: Meine Augen haben sich, als ich an der Elbe entlang zog, an den fetten Rhen geweidet, die ich jenfeit des Flusses schaute; und wie oft habe ich gedacht: die mchtest du haben!" Solche Reden wirkten. Bald war man sich einig. Nach drei Tagen sollte der Zug von Ziritz losgehen. Als Zir sich von Rohle verabschiedete, band er es ihm noch auf die Seele, da er das kleine Bild Goderacs, das die Grabower besaen, ja nicht vergessen drfe. Am festgesetzten Tage erschienen die Grabower und prislaer. Alle waren zu Fu, nur der Rohle hatte ein pferd und trug auf einer Stange das Zeichen Goderacs. Die meisten Männer hatten einen Schild und ein Schwert, einige fhrten statt des Schwertes einen Speer. Zir und Zora stiegen auch zu Rosse, die brigen Ziritzer liefen zu Fu. Zir bernahm den Oberbefehl. Schon wollte sich der Zug in Bewegung setzen, da rief der Anfhrer: Halt! Bald htten wir noch etwas vergeffen. Da auch niemand daran denkt! Vo\i mssen doch noch Axte und Stricke mitnehmen, darruit wir uns Fle fr die berfahrt der die Elbe herstellen." Ihr seid doch alle Schafskpfe!" schalt der Smok. Und du bist der grte, das fteht man dir auf hundert Schritt an!" hhnte G^neke. Schnell strmten die Ziritzer ins Haus und bewaffneten ftch mit xten und Stricken. Und damit gings rasch vorwrts. Rohle ritt als Bannertrger voraus und hielt das Zeichen c*u fyoch empor. Mit zuversichtlicher Miene schauten die wenden auf das Bild, und Dowke jubelte: Go-derac ist mit uns, das wird eine feine Fahrt!" 3*

8. Beiträge zur Behandlung der mecklenburgischen Geschichte in der Volksschule - S. 93

1912 - Rostock i. M. : Boldt
93 nicht", schrie die Frau, allein kann er nicht, und Johann ist gar nicht zu entbehren. Wie sollen wir die Unkosten der Fahrt decken? Und dann mu Hinrich, wenn er wirklich gesund wird, wohl auch noch allerlei stiften?" )a", antwortete der Priester, wer eine gesunde Hand bekommt, stiftet eine Hand aus Silber, Kupfer oder Wachs, wem das Herz erneuert wird, hngt in hnlicher Weise ein Herz in der heiligen Blutskapelle auf usw." Heiliger Gott", rief die entsetzte Frau, das wre unser Bankerott!" Allein der Priester lchelte nur, gab dem Hinrich die Hand, versprach, bald wiederzukommen, und verlie das Gehft. Die Frau aber ballte die Hand hinter dem lveg-gehenden und schrie: Dieser pfaff, dieser (Erzbettier und Partekenfresser!" Auf ihren Mann aber fuhr sie mit den Worten los: Du Hofverderber bringst uns noch ganz ins Unglck!" Der Bauer bekam wieder einen furchtbaren Husten-anfall, konnte sich nicht aufrecht halten und mute wieder ins Bett. Sein Zustand verschlimmerte sich in paar Tagen so arg, da jedermann den Tod vor Augen sah. Da fuhr Johann zur Stadt zum Priester und bat fr seinen Dater um das Sterbesakrament. Der Priester kam, blieb mit dem Kranken allein, nahm ihm die Beichte ab und ermahnte ihn, im Angesichte des Todes die Kirche und ihre Diener nicht zu vergessen. Gewi habe Hinrich noch eine gute Kuh fr ihn und noch Geld fr die Kirche. Geld haben wir nicht", sagte der Bauer mit schwacher Stimme. Lge nicht vor (Sott!" schrie der Pfaff in starkem Tone, heraus mit der Wahrheit!" Da gestand Hinrich, da in der Kche unter dem groen Stein ein paar Gulden versteckt wren. Aber nun drang auch die Buerin mit den Kindern ins Zimmer und rief: Hinrich wei nicht mehr, was er redet. Don unferm Hof darf nichts genommen werden." Aber der Priester fragte den Sterbenden mit lauter Stimme: Soll die Kirche nicht das Geld haben, was in der Kche liegt? Hast du mir nicht deine beste Kuh vermacht?" Wieder kam der bse Husten, aber der Bauer hatte doch noch auf jede Frage mit einem schwachen 3a geantwortet. Triumphierend blickte der Pfaffe die Buerin an und sagte: Hast es gehrt, Frau Anna?" Sie sank auf einen Stuhl und weinte bitterlich. Der Priester aber gab dem Sterbenden noch schnell die Hostie und dann die letzte lung, bei welcher der Bauer auch schon feinen Geist aufgab. Nun wandte er sich an Johann, der mit ihm zur Kche mute, um den groen Stein aufzuheben. Ein verschimmeltes Schlchen mit zwanzig Gulden und sechs Schillingen kam zum Dorschein. Hastig griff der edle Gottesmann darnach und barg alles unter feinem groen, weiten Mantel. Nun lie er sich zur Stadt fahren, besprach das Begrbnis mit dem

9. Beiträge zur Behandlung der mecklenburgischen Geschichte in der Volksschule - S. 39

1912 - Rostock i. M. : Boldt
39 Whrend nun die Krieger sich rsteten und sich in Ziritz zum Zuge sammelten, ging Hohle mit Nachdruck an die Erweiterung des Tempels. Der alte Priester, der in dem heiligen Hain rvohnte, freute sich zu dem Vorhaben seiner Glaubens-genossen. Mitten im Hain, auf freiem Platze, stand ein Huschen, mit Rohr gedeckt. In dem Tempel hatte man in die Holzwnde das Bildnis Goderacs eingemeielt. Doch auch Sivas und Radegasts Zeichen fehlten nicht. Dies alte Heiligtum lie man unversehrt. Damit man aber bei schlechter Witterung nicht im freien feiern brauchte, fing Rohle mit seinen Gehlfen an, neben dem Tempel einen langen Holzbau zu errichten. Drinnen wurden lange Tische mit ebenso langen Bnken aufgeschlagen, damit man beim Feste Goderacs gemtlich essen und trinken konnte. Fortwhrend rief der Burgwart feinen Gehlfen zu: Hurtig, Gesellen, frisch voran! Heil Goderac!" 7. Vom Jvtarfote und vom Gtzenfefte zu Grabow. Bald rckten die Arieger wieder heran. Mehr als hundert Khe und zwanzig Pferde fhrten sie als Beute heim. Da aber jeder befrchtete, da die Sachsen mit. ihrer Rache nicht lange warten wrden, trieb man smtliches Vieh vorlufig auf die Burg Grabow los und beschlo, dort am bernchsten Tage ein groes Fest zu feiern. Diese Botschaft wurde berall, auch von denen, die nicht am Zuge der die Elbe teilgenommen hatten, mit Jubel begrt. Gab's doch beim Feste gehrig zu essen und viel zu trinken; traf man doch auch mit vielen alten Bekannten zusammen; konnte man doch auf dem Feste so manches kaufen, was das Herz wnschte. Denn sobald die Hndler, welche die Gegend durchzogen, von den Volksversammlungen hrten, eilten sie, um Geschfte machen zu knnen. Hatten die Frauen es jetzt aber eilig! Alle Leinentcher, die man mit Mhe bereitet hatte, wurden zusammengelegt. Wer so reich war, eine Adelheidsmnze zu besitzen, die auf der Vorderseite ein Kreuz und den Namen Otto Iii. und auf der Rckseite eine Kirche und den Namen Adelheid (tto's Gromutter) aufwies, steckte das Silberstck zu sich. Wer auch nur einige Wendenpfennige sein eigen nennen konnte, freute sich und lie sie in seine Tasche gleiten. Auch die Krge mit dem kstlichen Met, der den Gttern geopfert werden sollte, wurden herbeigeholt. Nachdem jeder sich aufs schnste geschmckt und mit Leintchelchen, Geld und Met versehen hatte, zog es von allen

10. Beiträge zur Behandlung der mecklenburgischen Geschichte in der Volksschule - S. 98

1912 - Rostock i. M. : Boldt
98 laut: Da haben sie eben gesungen: Ls wolle Gott uns gndig sein und eine Zge geben. wenn Slter euch eine Zae geben will, lat euch auch das Futter dazu geben. Zta, will it so dricht sin un taun Dtvel fohrert, so lopet mmer hen." Da lachte die Schar der Rmischen aus vollem Halse, noch mehr, als der Dicke schrie: Lopet man mmer hen to den'n Magister Kter, to den'n Dwelsbanner, to den'n swarten Ketzer." So nannte er Stter, weil er volles schwarzes Haar hatte und einen schwarzen Bart trug. Kaum hatte man sich der die Witze des Frechlings ein wenig beruhigt, als aus einem Nachbarhause der bekannte Gassengesang erscholl: Hken, Slk un prachery (das heit: Gesindel und Bettelvolk) geiht to St. Peter in de predeky." lvohl stieg manchem Kirchgnger bei diesen Worten das Blut zu Kopfe, wohl ballten ein paar Männer die Faust, doch niemand vergalt die Beschimpfung mit irgend einem bsen Ausdruck. Denn Slter hatte noch soeben seinen Anhngern die Worte zugerufen: Segnet, die euch verfolgen, segnet und fluchet nicht!" wenn aber die Feinde hofften, durch Hohn und Spott Slter zu schaden, so irrten sie. Seine Kirche wurde immer voller. 3n der dunklen Winterszeit schlich zur Frhpredigt sogar ein Mann von der hohen Obrigkeit in die Kirche hinein, nmlich der wrdige Ratsherr Gerdes. Oft kamen die Leute aus der weiten Umgegend von Rostock, um Slter zu hren. Mit starken Stcken bewaffnet, Brot und Speck in einem Bndel oder in den weiten Rocks- oder Manteltaschen tragend, so erschienen sie in der Warnowstadt und eilten nach St. Peter. Mit Lebensmitteln wohl versehen, konnten sie nun dem vormittags- und Nachmittagsgottesdienste beiwohnen. Da der Andrang hufig so stark war, da die Leute nicht einmal auf den Altar- und Treppenstufen und in den Gngen einen Steh-platz erobern konnten, so predigte Slter unter der groen Kirchhofslinde dicht bei der Kirche. Einige wackere Handwerker hatten ihm fr diesen Zweck ein hohes Pult als Kanzel ge-zimmert, auf welche sich der beliebte Mann hinstellte, wie ein Heiliger und Prophet erschien er in der Menge, welche kein Auge wandte von der hohen, ernsten Gestalt mit dem schwarzen Barte und den feurigen Augen, weithin erscholl seine Stimme der den Platz und bis in die nchsten Huser hinein. Mochte jemand auf einem Grabhgel oder auf der Kirchhofsmauer sitzen ober den Rcken gegen ein Grabdenkmal lehnen oder sich dicht vor Stters Kanzel aufgepflanzt haben, bei jedem drangen die Worte bis ins innerste Herz, auch bei den Feinden, die sich fter einzufinden pflegten, wenn eine
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