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1. Grundriß der mecklenburgischen Geschichte - S. 29

1899 - Leipzig [u.a.] : Süsserott
- 29 — geliebten Fürsten zu mildern. Erst nach drei Jahren erfuhr man in Mecklenburg von dem Unglück, welches Heinrich betroffen. Anastasia ließ kein Mittel unversucht, ihren Gemahl zu befreien, doch blieben alle Bemühungen erfolglos. 4. Die Heimkehr. — 26 Jahre schmachtete Heinrich in der Gefangenschaft.,, Wegen seiner Sanftmut und Geduld wurde er in ganz Ägypten als ein Heiliger angesehen. Erst als 1297 ein neuer Sultan den ägyptischen Thron bestieg, erlangte der fromme Dulder seine Freiheit wieder. Es war am Weihnachtsabend, als man ihm die Pforte seines Gefängnisses öffnete. Um Johannis 1298 kam Heinrich in der Heimat an, wo man ihn schon als tot betrauert hatte. Sein ältester Sohn Heinrich war zu einem stattlichen Ritter herangewachsen und gerade beschäftigt, das Raubschloß Glaisin zu belagern, als er die Rachricht erhielt, daß sein verschollener Vater komme. Sogleich eilte er nach Wismar, um feiner Mutter diese Kunde zu bringen. Heinrichs I. jüngster Sohn Johann befand sich nicht mehr am Leben; er war 1289 in der Golwitz, der Meerenge zwischen der Insel Pöl und dem Festlande, durch Umschlagen seines Bootes ertrunken. 5. Das Wiedersehen — Anastasia schickte dem Ankömmling ihre beiden Räte entgegen, um die Wahrheit der überbrachten Kunde zu prüfen. Diese Vorsicht war nötig, denn es waren schon öfters Betrüger ausgetreten, die sich für den verschollenen Fürsten ausgegeben hatten; einer war bei der Börzower Mühle in der Stepenitz ertränkt, der andere bei Sternberg verbrannt worden. Heinrich I. wurde von seinen getreuen Räten erkannt und geleitet. Nachdem Glaisin erobert und geschleift worden, zogen Vater und Sohn der Fürstin entgegen. Bei Hohen-Viecheln trafen die vielgeprüften Ehegatten zusammen. Anastasia sank dem greisen Fürsten in die Arme mit den Worten: „O Sohn, ja, dieser ist mein Herr!" 6. Heinrichs I. ^ob. — Heinrich der Pilger überlebte seine Rückkehr in die Heimat nicht lange. Seine Kraft war in der langen Gefangenschaft gebrochen." Ant 2. Januar 1302 legte er sein müdes Haupt zur ewigen Ruhe nieder, in welche sein treuer Diener Martin Bleyer bereits vor ihm eingegangen war.

2. Beiträge zur Behandlung der mecklenburgischen Geschichte in der Volksschule - S. 89

1912 - Rostock i. M. : Boldt
89 dringlich zur Fahrt nach Schwerin." Du nach Schwerin?" begehrte die Buerin auf, wer soll das alles bezahlen? hatten wir noch nicht genug Abla vom Bischof? Nun koinint auch noch der Papst. Aus deiner Reise wird nichts." Hinrich redete noch davon, da es ja jetzt Winter und die Arbeit darum nicht so eilig sei, sagte auch noch, da er in Schwerin fr die ganze Familie beten und Annas Seelenheil besonders bedenken wolle. Die Frau aber polterte: Ach was, vorlufig sterbe ich noch nicht, und mit dem Fegefeuer hat's noch gute Weile!" (Es wurde Weihnachten. Die ganze Familie nahm an der Chrisimette teil. Wie rhrend war es fr alle, als man in einer Krippe das <hriftfindlein in Form einer Puppe und wirkliche Schafe und echte Hirten in der Kirche sah, wie rhrend, als man hrte, wie die Gemeinde sang, die Schafe blkten und die Hirten tuteten. Konnte es in Bethlehem einst schner gewesen sein? Der Bauer war ganz weg; und fast htte er einen Gulden in den Opferstock geworfen, wenn nicht Frau Anna das noch rechtzeitig verhindert und den Gulden durch einen Schilling ersetzt htte. Diese Sparsamkeit war auch hchst notwendig; denn nach wenigen Wochen erschien der priester in Klockenhagen, um allerlei Gutes fr Messen und Weihen einzusammeln. Besonders nahm er sich den Hinrich vor und ermahnte ihn noch einmal zu einer Wallfahrt nach Schwerin oder doch wenigstens nach Gnoien oder Kammin. Dann sagte er, da er im vorigen 3ahre besondere Messen frs Gedeihen des Flachses und (Er-zielung einer guten Kornernte in Klockenhagen gelesen und gestern noch eine Messe gegen zu groe Klte und bse Krankheiten gehalten habe; und er bte doch, der Kirche zu geben, was der Kirche zukomme. Weiter wolle er noch darauf hinweisen, doch zu Lichtme die Wachskerzen zu bringen, damit er sie weihen knne. Als die Buerin dies alles vernommen hatte, begann sie klagend: Woher sollen wir armen Bauern alles Geld und alle Abgaben schaffen? Als unser Kirchturm im letzten 3ahre eine neue Glocke von dem Gadebuscher Meister Heinrich von Kampen bekam und die Altarseite der Kirche ein paar bunte Glasfenster von Btzower Glasern, muten wir zahlen. Als der neue Altar fr die heilige Jungfrau geweiht wurde, hat man uns wiederum Geld abgefordert. Dazu lt uns das Kloster Ribnitz nichts vom Zehnten nach und besteht strenge darauf, da nur reinstes Korn geliefert werde. Woher nehmen und nicht stehlen?" Aber schnell erwiderte der Priester: )a, das ist nun mal so: Geldt moth by der Saken syn. (Es geht uns Priestern auch nicht anders. Als der hochwrdige Bischof von Schwerin vor einigen fahren vom Heiligen Dater besttigt wurde, mute er 500 Gulden zahlen; und mancher von uns

3. Beiträge zur Behandlung der mecklenburgischen Geschichte in der Volksschule - S. 90

1912 - Rostock i. M. : Boldt
90 armen Priestern mu bei seiner Anstellung das halbe Ein-kommen des ersten Jahres abgeben." Das jammerte den Bauern; und so gebot er seinem Sohn Johann, sofort das beste Schaf aus dem Stall zu holen und es noch heute nach Libnitz zu schaffen. Da nickte der Priester und wanderte be-friedigt von bannen. Betrbt ging darauf Frau Anna ihrer Arbeit nach. Als Johann aus der Stadt zurckkehrte, mar es Abend geworden. Der Bauer sprach das Gebet; und jeder a still fr sich die Milch-suppe mit Schwarzbrot. Tnnies nahm nur sehr wenig und legte bald den ffel hin. Da schauten alle auf ihn, und die Mutter fragte besorgt: Was Hast, Tnnies?" Als der Gefragte schwieg, sprach >Hann: Ach, den Tnnies plagt's schon lange, lvenn wir frher das Vieh hteten und nher nach dem Bodden hinankamen und er ein Schiff mit Segeln sah, wollte er sogleich davon. Nun haben wir beide ja vor acht Tagen eine Kuh nach Wustrow gebracht. Dort hat er mit dem Schiffer Fretrnurst gesprochen, der ihn, sowie es Frhling wird, mit zur See nehmen will." heilige Jungfrau!" riefen Vater und Mutter wie aus einem Munde. Als sie sich ein wenig von ihrem Schreck erholt hatten, schalt Frau Anna: Nichtsnutziger )unge, bist verrckt geworden? Willst dich und uns mit Gewalt ins Unglck bringen? Und wie soll's mit unserer Arbeit werden, nun der Jrgen fort ist?" Ist wahr, Mutter", sagte kleinlaut der Tnnies, aber ich kann nicht anders. Den ganzen Tag mu ich an die See denken, und des Nachts trume ich immer von Schiffen und Segeln." Dann lat ihn doch", bat Johann, er hat nun einmal zum Bauern keine Tust. )ch werde doppelt soviel arbeiten wie frher, dann werden wir unsere Arbeit schon zwingen." Und als nun der Klaus dreimal und die Katharina sogar viermal soviel schaffen wollte wie sonst, wurden die Eltern allmhlich etwas willfhriger. Noch lange besprach man die Sache, dann legte man sich zur Ruhe, Tnnies glcklich und zufrieden, Vater und Mutter nicht ohne Sorge. Nach etwa acht Tagen fuhr der Bauer zwei fette Schweine nach Ribnitz, um sie an den Metzger zu verkaufen. Als er fein Geld eingestrichen hatte und die Pferde heimwrts lenkte, begegnete ihm der Priester und fragte: )st's wahr, was die Leute erzählen, da dein Tnnies zur See will? Dann mu ich wohl ein paar Reisemessen fr ihn lesen, damit ihm kein Sturm etwas tut und die See ihn nicht verschlingt." Hinrich bejahte lebhaft und zog ein Geldstck, welches der Priester schleunigst verschwinden lie. Als der Bauer nach Hause kam, wollte er von feinem Zusammentreffen mit dem Priester nichts erzählen. Aber die Buerin, welche sich nach dem preise der Schweine sorgfltig erkundigte und im Rechnen sehr genau mar, hatte es bald

4. Beiträge zur Behandlung der mecklenburgischen Geschichte in der Volksschule - S. 93

1912 - Rostock i. M. : Boldt
93 nicht", schrie die Frau, allein kann er nicht, und Johann ist gar nicht zu entbehren. Wie sollen wir die Unkosten der Fahrt decken? Und dann mu Hinrich, wenn er wirklich gesund wird, wohl auch noch allerlei stiften?" )a", antwortete der Priester, wer eine gesunde Hand bekommt, stiftet eine Hand aus Silber, Kupfer oder Wachs, wem das Herz erneuert wird, hngt in hnlicher Weise ein Herz in der heiligen Blutskapelle auf usw." Heiliger Gott", rief die entsetzte Frau, das wre unser Bankerott!" Allein der Priester lchelte nur, gab dem Hinrich die Hand, versprach, bald wiederzukommen, und verlie das Gehft. Die Frau aber ballte die Hand hinter dem lveg-gehenden und schrie: Dieser pfaff, dieser (Erzbettier und Partekenfresser!" Auf ihren Mann aber fuhr sie mit den Worten los: Du Hofverderber bringst uns noch ganz ins Unglck!" Der Bauer bekam wieder einen furchtbaren Husten-anfall, konnte sich nicht aufrecht halten und mute wieder ins Bett. Sein Zustand verschlimmerte sich in paar Tagen so arg, da jedermann den Tod vor Augen sah. Da fuhr Johann zur Stadt zum Priester und bat fr seinen Dater um das Sterbesakrament. Der Priester kam, blieb mit dem Kranken allein, nahm ihm die Beichte ab und ermahnte ihn, im Angesichte des Todes die Kirche und ihre Diener nicht zu vergessen. Gewi habe Hinrich noch eine gute Kuh fr ihn und noch Geld fr die Kirche. Geld haben wir nicht", sagte der Bauer mit schwacher Stimme. Lge nicht vor (Sott!" schrie der Pfaff in starkem Tone, heraus mit der Wahrheit!" Da gestand Hinrich, da in der Kche unter dem groen Stein ein paar Gulden versteckt wren. Aber nun drang auch die Buerin mit den Kindern ins Zimmer und rief: Hinrich wei nicht mehr, was er redet. Don unferm Hof darf nichts genommen werden." Aber der Priester fragte den Sterbenden mit lauter Stimme: Soll die Kirche nicht das Geld haben, was in der Kche liegt? Hast du mir nicht deine beste Kuh vermacht?" Wieder kam der bse Husten, aber der Bauer hatte doch noch auf jede Frage mit einem schwachen 3a geantwortet. Triumphierend blickte der Pfaffe die Buerin an und sagte: Hast es gehrt, Frau Anna?" Sie sank auf einen Stuhl und weinte bitterlich. Der Priester aber gab dem Sterbenden noch schnell die Hostie und dann die letzte lung, bei welcher der Bauer auch schon feinen Geist aufgab. Nun wandte er sich an Johann, der mit ihm zur Kche mute, um den groen Stein aufzuheben. Ein verschimmeltes Schlchen mit zwanzig Gulden und sechs Schillingen kam zum Dorschein. Hastig griff der edle Gottesmann darnach und barg alles unter feinem groen, weiten Mantel. Nun lie er sich zur Stadt fahren, besprach das Begrbnis mit dem

5. Beiträge zur Behandlung der mecklenburgischen Geschichte in der Volksschule - S. 39

1912 - Rostock i. M. : Boldt
39 Whrend nun die Krieger sich rsteten und sich in Ziritz zum Zuge sammelten, ging Hohle mit Nachdruck an die Erweiterung des Tempels. Der alte Priester, der in dem heiligen Hain rvohnte, freute sich zu dem Vorhaben seiner Glaubens-genossen. Mitten im Hain, auf freiem Platze, stand ein Huschen, mit Rohr gedeckt. In dem Tempel hatte man in die Holzwnde das Bildnis Goderacs eingemeielt. Doch auch Sivas und Radegasts Zeichen fehlten nicht. Dies alte Heiligtum lie man unversehrt. Damit man aber bei schlechter Witterung nicht im freien feiern brauchte, fing Rohle mit seinen Gehlfen an, neben dem Tempel einen langen Holzbau zu errichten. Drinnen wurden lange Tische mit ebenso langen Bnken aufgeschlagen, damit man beim Feste Goderacs gemtlich essen und trinken konnte. Fortwhrend rief der Burgwart feinen Gehlfen zu: Hurtig, Gesellen, frisch voran! Heil Goderac!" 7. Vom Jvtarfote und vom Gtzenfefte zu Grabow. Bald rckten die Arieger wieder heran. Mehr als hundert Khe und zwanzig Pferde fhrten sie als Beute heim. Da aber jeder befrchtete, da die Sachsen mit. ihrer Rache nicht lange warten wrden, trieb man smtliches Vieh vorlufig auf die Burg Grabow los und beschlo, dort am bernchsten Tage ein groes Fest zu feiern. Diese Botschaft wurde berall, auch von denen, die nicht am Zuge der die Elbe teilgenommen hatten, mit Jubel begrt. Gab's doch beim Feste gehrig zu essen und viel zu trinken; traf man doch auch mit vielen alten Bekannten zusammen; konnte man doch auf dem Feste so manches kaufen, was das Herz wnschte. Denn sobald die Hndler, welche die Gegend durchzogen, von den Volksversammlungen hrten, eilten sie, um Geschfte machen zu knnen. Hatten die Frauen es jetzt aber eilig! Alle Leinentcher, die man mit Mhe bereitet hatte, wurden zusammengelegt. Wer so reich war, eine Adelheidsmnze zu besitzen, die auf der Vorderseite ein Kreuz und den Namen Otto Iii. und auf der Rckseite eine Kirche und den Namen Adelheid (tto's Gromutter) aufwies, steckte das Silberstck zu sich. Wer auch nur einige Wendenpfennige sein eigen nennen konnte, freute sich und lie sie in seine Tasche gleiten. Auch die Krge mit dem kstlichen Met, der den Gttern geopfert werden sollte, wurden herbeigeholt. Nachdem jeder sich aufs schnste geschmckt und mit Leintchelchen, Geld und Met versehen hatte, zog es von allen

6. Beiträge zur Behandlung der mecklenburgischen Geschichte in der Volksschule - S. 50

1912 - Rostock i. M. : Boldt
du freilich genug, aber wie steht es mit den Kmpfern, welche die festen Pltze verteidigen sollen? Die Zahl der entschlossenen Verteidiger reichte nicht aus. Und so blieb denn nichts weiter brig, als die meisten Burgen im Stich zu lassen. Das geschah; und die Hauptmacht der wenden legte sich in den festen (Drt Werle, von dem aus man die Rckzugslinie nach dem Osten, nach Demmm, frei hatte. <Hs dauerte nicht lange, so erschienen auch die Sachsen vor Werle und belagerten die Feste. Immer nher suchten sie an die Burg hinanzukommen. Aber Niklot war auch unermdlich, lie tagtglich die Tore ffnen, jagte mit einigen Tapfern hinaus und brachte manchen Sachsenkrieger vom Leben zum Tode. Lines Tages machten auch pribislcm und lvertislav, die Shne des Fürsten, mit einigen Getreuen einen Aussall. Der Dater wartete mit Spannung auf den Ausgang. Endlich bemerkte er, da seine Shne fast nur allein heimkehrten, die brigen Volksgenossen also erschlagen sein mten. Da schwoll dem Alten die Zornesader. Mit eisigem Schweigen empfing er die Kmpfer; und mit Zagen schauten diese auf den t)ater. Endlich brach er los: )ch glaubte, Männer erzogen zu haben, ihr aber lauft schneller als die Weiber. Her meine Waffen! Ich will hinaus!" Als der lteste Sohn noch ein Wort erwidern wollte, zuckte Niklots Hand zum Schwerte. Da schwieg pribislat) und wich zurck. Der Fürst aber stob mit einer kleinen Schar zum Tore hinaus. Flink trieb der Alte sein Ro durch den Flu und war bald auf dem Kampfplatz. Hier war es totenstill; nur einige Raben und Krhen hockten krchzend auf den nahen Bumen. Tote Wenden und gefallene Sachsen lagen auf- und nebeneinander. Als Niklot die Zahl der gebliebenen Wenden mit der der Sachsen verglich, huschte ein Lcheln der seine harten Zge. Denn auf einen toten Wenden kamen immer zwei Sachsen. Wahrhaftig", rief er seinen Begleitern zu, die Unfern haben doch nicht wie Weiber gestritten." Noch eine Strecke weiter ritt die Schar und folgte der Spur der Sachsen. Da rief pltzlich der Wende (80330, so leise er konnte: Halt? dort sind Feinde!" Niklot schaute nach dem bezeichneten (Drt und erblickte hinter einem Hgel eine Anzahl Knechte, die nachlssig und ungeschickt auf ihren Pferden saen. Der alte Wendenhuptling freute sich der Gelegenheit, grndlich Rache nehmen zu knnen; und so fate er seinen Speer fester und sagte leise 3u seiner Umgebung: Dem Fürsten gebhrt der erste Streich. Keiner wage es, ihn mir streitig zu machen." Und so jagte er im gestreckten Galopp auf die Sachsen und warf seine Lanze auf die Knechte. Doch die Waffe sprang, als habe sie Eisen berhrt, von dem Getroffenen ab.

7. Beiträge zur Behandlung der mecklenburgischen Geschichte in der Volksschule - S. 107

1912 - Rostock i. M. : Boldt
107 2> Alle verlief er? Der 20. Juni rckte heran. Steilem Wacknitz hatte alle Hnde voll. Er trieb die Bauern, von denen er altert Hafer und junges Heu gekauft hatte, an, das Futter pnktlich bei der Sagsdorfer Brcke, die nicht weit von Sternberg der die Warnow fhrt, abzuliefern. Ein lustiges Peitschenknallen war auf allen Wegen zu hren, und ganze Berge von Heu und Hafer wurden in der Nhe der Brcke aufgeschttet, mehrere Männer waren auch schon beschftigt, ein Zelt fr die Herzge aufzuschlagen. Und nun kamen sie aus der Nhe und aus der Ferne, aus Nord und Sd, aus Ost und West: die Ritter in ihrer blinkenden Rstung, die Brgermeister in ihrer Amtstracht, die Geistlichen in ihrem langen Talare. Alle, die sich unterwegs getroffen hatten, sprachen nur das eine wieder und wieder: Wir wollen Lutherische bleiben!" Und jetzt steht alles vor dem Zelte, der welches eine mchtige Eiche ihre Aste breitet. Die Mitglieder des Landtags sind heute in einer Zahl versammelt, wie es bisher noch nie der Fall gewesen war. Jeder sieht erwartungsvoll nach dem Eingang desherzogszelts und harrt der Dinge, die da kommen sollen. Nun ffnet sich das Zelt. Heraus tritt der alternde Herzog Heinrich, es folgt ihm zunchst der jugendliche Johann Albrecht und dann der Kanzler Johann v. Lucka. Ehrfurchtsvoll grt der ganze Kreis der versammelten die Fürsten, welche durch Neigen ihres Hauptes die Gre erwiderten. Herzog Heinrich nimmt auf einem Stuhle vor dem Zelte platz. Neben ihm steht, hoch aufgerichtet, der krftige und energische Johann Albrecht. Ihnen zur Linken erblickt man auf einer Stange das mecklenburgische Wappen. Jetzt tritt der Kanzler Johann v. Lucka mitten in den Kreis, den Ritter, Brgermeister und Geistliche bilden. Ernst und Entschlossenheit lagern auf dem Gesichte dieses Mannes. Einst war er Prediger in Sachsen. Da er sich nicht den Katholischen fgen, vielmehr bei der Lehre Luthers verbleiben wollte, hetzte man ihn fort aus der Heimat. Bei Dietrich v. Maltzan fand er eine Zufluchtssttte, und Johann Albrecht machte ihn sogar zum Kanzler. Mit Recht. Denn alle, die den Mann nun ansahen, dachten unwillkrlich: Der wei, was er will!" Nun beginnt er mit lauter Stimme: Hochansehnliche Herren! Des Kaisers Majestt verlangt die Annahme des Interims. Aber es handelt sich hier um die Religion, um die Sache Gottes, nicht um ein irdisch Ding. Haltet treulich fest am gttlichen Worte, es komme, was da mag! Und nun, ihr Herren, tut ffentlich kund, was ihr zum Interim meint!"

8. Beiträge zur Behandlung der mecklenburgischen Geschichte in der Volksschule - S. 111

1912 - Rostock i. M. : Boldt
111 2. Mallen stein als F) erzog von Mecklenburg. a. Wie ihn der Kaifer zum Herzog ernannte, und was die Mecklenburger dazu sagten. <Es war int uo. Jahre nach Beginn des Krieges kurz vor Weihnachten. Da trafen der Kaifer Ferdinand und der Wallen-fiein zu einer geheimen Besprechung zusammen. Was die beiden zusammenfhrte, war das Geld. Wallenstein hatte von der Werbung und Unterhaltung seiner Truppen viele Kosten gehabt und verlangte dafr eine Entschdigung. Da der Kaiser die nicht zahlen konnte, begehrte sein Feldherr ein Pfand und lenkte die Augen des Kaifers auf Mecklenburg. Aber", erwiderte der Kaifer, wo bleiben wir dann mit den mecklenburgischen Herzgen, und was werden die deutschen Fürsten zu diesem Gewaltftreich sagen?" Nichts werden sie sagen", rief Wallenftein, die Herzge haben einfach ihr Tand zu verlassen, womit ihnen ganz recht geschieht. Haben sie sich nicht fortwhrend hchst zweideutig benommen? Drohend erhoben sie ihre Schwerter, als wir ihren Lndern nahe kamen. Darauf haben sie es in hchst verrterischer Weise mit den Dnen gehalten. Als sie aber merkten, da sie nicht gegen uns aufkommen konnten, wedelten und schwnzelten sie um uns herum, besorgten unfern Soldaten Quartiere und suchten sich in Gunst zu fetzen. (Erbrmliche Heuchler!" 3ft wahr!" warf der Kaifer dazwischen. Und darum", fuhr Wallenftein fort, verdienen sie strengste Strafe. Wohin soll es führen, wenn deutsche Reichsfrsten den Respekt vor ihrem Oberhaupt vergessen? Ich bitte um Mecklenburg, erbitte es als Eigentum, schwre Ew. Majestt Treue und verspreche, durch alle meine Forderungen einen dicken Strich Zu ziehen." Sinnend sah der Kaiser vor sich nieder. Dann sprach er: (Euer Wille sei erfllt. Doch vorlufig erhaltet der Fürsten wegen Mecklenburg nur als Pfand, spter als wirklichen Besitz. )ch beglckwnsche Luch, Herzog t>on Mecklenburg, setzt (Euren Hut auf, wie es ja auch die lteren regierenden Fürsten in meiner Gegenwart tun drfen." Sofort griff der Wallenftein nach feinem Hut und dankte dem Kaifer fr das Weihnachtsgeschenk. Sein Gesicht leuchtete, sein Herz war voll Freude. Was er schon immer ersehnte, aber nie recht zu hoffen wagte, war in (Erfllung gegangen. Der Kaifer aber lie eine Schrift auffetzen, da er das lanb Mecklenburg, dessen Herzge immer gegen ihn gearbeitet htten, an Wallenstein als Pfand fr aufgewendete Kosten berlassen habe, und da die Mecklenburger bei Vermeidung schwerer Strafe dem Friedlnder zu huldigen htten. Unter dies Schriftstck schrieb er seinen Namen und lie sein kaiserliches Siegel dranheften.

9. Beiträge zur Behandlung der mecklenburgischen Geschichte in der Volksschule - S. 121

1912 - Rostock i. M. : Boldt
121 Beute! Beute!" Was sie an silbernen Lffeln und Leuchtern oder an Geld zu fassen kriegten, schleppten sie hinaus. Jeder Brger gab freiwillig, was er hatte, damit er die Bande nur los wrde. Am schlimmsten wteten sie in dem Gottes-Hause. Das Schnitzwerk an der Ranzel und am Altar wurde abgerissen, heilige Bilder zerschlagen, Altardecken und Bcher zerschnitten, der Altar beschmutzt und verunreinigt. Als man sich darin einigermaen ausgetobt hatte, machte man sich an die Menschen hinan. Männer und Frauen, Greise und Kinder wurden nackend ausgezogen, geschunden oder an den Gliedern verstmmelt. Zvenn jemand es wagte, seinen Lieben bei-zuspringen, wurde er mit dem Spie durchbohrt. Gellende Schmerzensrufe zitterten durch die Luft. Doch darum kmmerte sich der Kroat nicht im mindesten. Das Jammergeschrei seiner Opfer beantwortete er mit scheulichem Hohngelchter. Nachdem er des Mihandelns und Mordens mde geworden war, raffte er die Gegenstnde, die er geraubt hatte, in einen Sack. Konnte er solchen nicht finden, schlitzte er Bettstcke auf und verbarg feinen Raub in Bettbezgen und Inletts. Auf irgend einen Befehl hrte der Kroat in feiner Blut- und Beutegier nicht im geringsten. Das wurde selbst dem Obersten Goldacker zu arg; und so durchbohrte er mehrere der Unholde mit feinem Schwerte. Allmhlich hrte das plndern auf. Nur noch hier und da tnte der Hlfeschrei eines Geplagten und das Schmerzens-gesthn eines Verwundeten. Da ging der Stadtvogt an eine blutige Arbeit. Vier Stunden lang bis in die Nacht hinein lie er Schlpen in den Straen umherfahren und die Leichen nach dem Friedhofe bringen. Ganze Haufen wurden aufgestapelt und am folgenden Tage der Erde bergeben. Line solche Totenfeier hatte Wittenburg noch nicht gehabt. b. Wie Pastor Schrder in Belitz gepeinigt wurde. Pastor Schrder erzhlt: (Es war an einem schnen Sonntage im August. )ch hatte den Gottesdienst abgehalten und mit meiner Gemeinde Gott auf den Knieen angefleht, uns in diesen schlimmen Kriegszeiten vor Gefahr und Unglck gndig zu bewahren, und dann die Tren der Kirche verschlossen. (Eben war ich in meinem Hause angelangt und hatte meinen Chorrock abgelegt, als ich lauten Lrm auf der Strae vernahm. Denn eine Schar wilder Kriegsgesellen kam ins Dorf gesprengt, sprang von den Pferden, band diese an einen Torpfosten und strzte nun in die Huser. Als die Soldaten sich hier wie die Teufel benommen hatten, liefen sie wieder auf die Strae

10. Beiträge zur Behandlung der mecklenburgischen Geschichte in der Volksschule - S. 64

1912 - Rostock i. M. : Boldt
64 Der Bischof schritt vom Altar auf den Lwen zu und reichte ihm die Hand. Da zog der Sachsenherzog eine Urkunde, eine pergamentrolle, aus seinem Wams und sagte: Noch immer habe ich dein Bistum Schwerin nicht so ausgestattet, wie ich es schon lange wollte. Jetzt bestimme ich, da 300 Hufen und to Vorwerke dir steuern sollen, und zum Zeichen, da dies mein fester Wille ist, bergebe ich dir diese Urkunde mit meinem Siegel." Herzlichst dankte der treue Mann und bat den Lwen, sich auch frder als eifriger Frderer der Kirche erweisen zu wollen. Darauf leerte sich allmhlich der Dom. 4. mu das Klofter Doberan entftand. Sollte das Wendenland wirklich ein christliches werden, so mute Berno fr zahlreiche Gehlfen sorgen, welche das Evangelium in die Wlder zu den Htten der (Dbotriten trugen. Wer war wohl besser geeignet als die Mnche? Wie erfreut war darum der Bischof, als pribislat) und Woislava gelobten, den frommen Brdern in der Waldgegend am Doberbache ein Kloster zu bauen. Was das frstliche Paar gelobte, das hielt es. Lines Tages stellten sich beim heutigen Althof tchtige Zimmer- und Bauleute ein, um den Mnchen einen Wohnplatz zu schaffen. Weithin hallte die Axt der Zimmerer; und die Lehmbereiter und Strohdachdecker arbeiteten mit ihnen um die Wette. Und so wuchsen allmhlich alle die zu einem Kloster notwendigen Gebude aus dem Boden hervor: das Bet-, Schlaf- und Speise-Haus, die Herberge fr Gaste und das Zelt des Pfrtners. <Dft kam Berno, um sich nach dem Stand des Werkes zu erkundigen oder um Anweisungen zu geben, wie alles im einzelnen einzurichten sei. Als die Arbeit sich ihrer Vollendung zuneigte, schickte der Bischof einen Boten nach dem Kloster Amelungsbom und lie sagen: )m (Dbotritenlande ist zwar ein Kloster vorhanden, doch fehlen die Männer, die in ihm Herbergen knnen. Schickt uns doch fromme Brder!" Diese Botschaft wurde in Amelungsbom mit Freuden aufgenommen. Der Vorsteher whlte aus seinen Zisterziensermnchen \3 aus und ernannte unter diesen den Konrad zum Abte. Wie einst der Herr Jesus mit den Zwlfen durch die Mrkte und Städte des Heiligen Landes zog, so wanderte Konrad mit seinen zwlf Begleitern zur Llbe und dann ins Wendenland. Jeder trug das lange, graue Wollgewand der Zisterzienser, um die Hfte den Grtel und der Brust und Rcken das Skapulier oder Schulterkleid, jene beiden schwarzen, viereckigen Tuchstreifen, die auf den Schultern
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