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1. Grundriß der mecklenburgischen Geschichte - S. 29

1899 - Leipzig [u.a.] : Süsserott
- 29 — geliebten Fürsten zu mildern. Erst nach drei Jahren erfuhr man in Mecklenburg von dem Unglück, welches Heinrich betroffen. Anastasia ließ kein Mittel unversucht, ihren Gemahl zu befreien, doch blieben alle Bemühungen erfolglos. 4. Die Heimkehr. — 26 Jahre schmachtete Heinrich in der Gefangenschaft.,, Wegen seiner Sanftmut und Geduld wurde er in ganz Ägypten als ein Heiliger angesehen. Erst als 1297 ein neuer Sultan den ägyptischen Thron bestieg, erlangte der fromme Dulder seine Freiheit wieder. Es war am Weihnachtsabend, als man ihm die Pforte seines Gefängnisses öffnete. Um Johannis 1298 kam Heinrich in der Heimat an, wo man ihn schon als tot betrauert hatte. Sein ältester Sohn Heinrich war zu einem stattlichen Ritter herangewachsen und gerade beschäftigt, das Raubschloß Glaisin zu belagern, als er die Rachricht erhielt, daß sein verschollener Vater komme. Sogleich eilte er nach Wismar, um feiner Mutter diese Kunde zu bringen. Heinrichs I. jüngster Sohn Johann befand sich nicht mehr am Leben; er war 1289 in der Golwitz, der Meerenge zwischen der Insel Pöl und dem Festlande, durch Umschlagen seines Bootes ertrunken. 5. Das Wiedersehen — Anastasia schickte dem Ankömmling ihre beiden Räte entgegen, um die Wahrheit der überbrachten Kunde zu prüfen. Diese Vorsicht war nötig, denn es waren schon öfters Betrüger ausgetreten, die sich für den verschollenen Fürsten ausgegeben hatten; einer war bei der Börzower Mühle in der Stepenitz ertränkt, der andere bei Sternberg verbrannt worden. Heinrich I. wurde von seinen getreuen Räten erkannt und geleitet. Nachdem Glaisin erobert und geschleift worden, zogen Vater und Sohn der Fürstin entgegen. Bei Hohen-Viecheln trafen die vielgeprüften Ehegatten zusammen. Anastasia sank dem greisen Fürsten in die Arme mit den Worten: „O Sohn, ja, dieser ist mein Herr!" 6. Heinrichs I. ^ob. — Heinrich der Pilger überlebte seine Rückkehr in die Heimat nicht lange. Seine Kraft war in der langen Gefangenschaft gebrochen." Ant 2. Januar 1302 legte er sein müdes Haupt zur ewigen Ruhe nieder, in welche sein treuer Diener Martin Bleyer bereits vor ihm eingegangen war.

2. Grundriß der mecklenburgischen Geschichte - S. 33

1899 - Leipzig [u.a.] : Süsserott
liche Besitz noch mehr zusammen. Als Albrecht eines Tages mit seinen Vormündern über Feld ritt, griff er einen Vogel, rupfte demselben die Federn aus und fragte seine Begleiter, ob das Tier noch leben könne. Als sie die Frage verneinten, sagte er, es gehe ihm ebenso wie dem Vogel, weil man ihm seine Schlösser und Burgen weggenommen habe. Im Jahre 1336 trat Albrecht die Regierung an und feierte alsbald seine Vermählung mit der Prinzessin Euphemia von Schweden. 2. Albrecht Ii. als Aandesfürll. — Sogleich ging der junge Fürst ans Werk, den Übermut und Trotz seiner Vasallen zu brechen. Er bekämpfte weiter die Raubritter, welche die Landstraßen unsicher machten und brachte am 11. Januar 1338 zu Lübeck zwischen den Hansestädten und den norddeutschen Fürsten den ersten Landfrieden § bund zustande. Weil die Städte ihm in feinem Bestreben, die Auflehnung des Adels und das Raubwesen der Ritter zu dämpfen, zur Seite standen, fühlte ^Albrecht sich ihnen verpflichtet. Deshalb vermittelte er auch in den Streitigkeiten zwischen feinem Schwager Magnus und den Hansestädten einen für letztere günstigen Frieden. 3. Albrecht Ii., „Herzog von Mecklenburgs. — Kaiser Ludwig der Baier war 1347 gestorben; fein ©cgenfaifer und Nachfolger Karl Iv. (1347—1378) suchte Ludwigs gleich, namigen Sohn, den Markgrafen von Brandenburg, zu vertreiben. Um sich den Beistand der mecklenburgischen Fürsten zu sichern, erhob Karl Iv. das Land Stargard, welches bis dahin noch brandenburgifches Sehen gewesen, zum Reichslehen und machte weiter der Oberhoheit, welche die Herzoge von Sachsen über Mecklenburg beanspruchten, für immer ein Ende, indem er am 8. Juli 1348 Albrecht Ii. und feinem Bruder Johann zu Prag die herzogliche Würde verlieh. 4. Albrecht Ii. als Kriegsheld.—Herzog Albrecht Ii bewies feine dankbare Gesinnung durch die Unterstützung des Kaisers in dessen Kampfe gegen Markgraf Ludwig. Karl Iv. hatte dem im Jahre 1348 aufgetretenen „falschen Waldemar", einem Betrüger, der sich für den 1319 gestorbenen letzten Assanier ausgab, die Belehnung mit Brandenburg erteilt. Auch Albrecht Ii. erkannte die Echtheit Waldemars an und zog für ihn gegen Ludwig siegreich fein Schwert. Zu Ludwigs Unterstützung eilten die Dänen herbei, wurden aber von Albrecht glänzend besiegt. Nach dem Tode Waldemars wünschte Karl Iv. die Mark an sein Haus zu bringen und verhieß Albrecht Ii. für feine Hülfe die Abtretung der Priegnitz. Der Kaiser löste aber dieses Versprechen nicht ein. Benjes, Grundriß. 3

3. Grundriß der mecklenburgischen Geschichte - S. 36

1899 - Leipzig [u.a.] : Süsserott
— 36 — unter feinem Scepter vereinigt hätte. Doch es kam anders. Albrecht verlor am 24. Februar 1389 die Schlacht bei Fal-köping, indem er tollkühn über einen halbgefrorenen Morast vordrang und mit abgematteten Streitkräften die Dänen angriff; mit feinem Sohne und vielen mecklenburgischen Edlen fiel er in die Gefangenschaft feiner Feindin. Zum Hohn ließ ihm diese eine große Mütze mit einem neunzehn Ellen langen Schweife auffetzen und nach dem Schlöffe Lindh olm in Schonen abführen, wo er sechs Jahre gefangen faß. Ganz Schweden fiel den Dänen in die Hände; nur Stockholm, wohin Albrechts Oheim, Johann von Stargard, den Rest des Heeres rettete, blieb den Mecklenburgern erhalten. Alle Unterhandlungen zur Freilassung des gefangenen Königs verliefen fruchtlos. Da kam diesem Hülfe von einer anderen Seite. 3. Die Vitalienbrüder. — Die Städte Rostock und Wismar erklärten 13v2 ihre Häfen zu Freihäfen für alle Schiffe, welche auf eigne Gefahr die Länder der Königin Margarete angreifen wollten. Bald wimmelte die Ostsee von kühnen Freibeutern, denen unsere Seestädte Kaperbriefe auf alle nordischen Schiffe ausgestellt hatten. Man nannte sie Vitalienbrüder, weil sie dem von den Dänen belagerten Stockholm Lebensrnittel (Viktualien) zuführen wollten; sie hießen auch Likendeler, weil sie ihre Beute in gleichen Teilen zu verteilen pflegten. Die Führer dieser Kaperschiffe waren meist fehdeluftige Ritter, deren Augen durch die Strenge, mit welcher der Landfrieden aufrecht erhalten ward, auf die See gelenkt wurden; viele von ihnen waren mecklenburgische Edelleute Die Bemannung bestand aus hergelaufenem Volke aus aller Herren Ländern. Deshalb arteten die Vitalienbrüder bald zu reinen Seeräubern aus, welche ihre Verpflichtung, die Befreiung des Königs zu erzwingen, außer acht ließen. Ihr Losungswort war: „Gottes Freund und aller Welt Feind". Die Insel Gotland bildete ihr Hauptversteck. Alle Schiffahrt in der Ostsee drohte aufzuhören. Erst 1395 kam ein Vertrag zustande, durch welchen Albrecht Iii. seine Freiheit wieder erlangte. Er zahlte 60000 Mark Lösegeld (21/2 Mill. Reichsmark) und verzichtete auf die Krone Schwedens. Rostock und Wismar erklärten jetzt das den Vitalienbrüdern erteilte Kaperrecht für erloschen und die meisten mecklenburgischen Ritter gaben das Seeräuberhandwerk auf; andere setzten es unter Führung des aus Wismar gebürtigen Klaus Störtebeker fort. Dieser hatte feinen Schlupfwinkel im Ribnitzer Binnen-

4. Zeittafel der vaterländischen Geschichte - S. uncounted

1917 - Breslau : Hirt
: Beschieung von Libau (Kurland) und der Kste von Algier. Erstes Seetreffen bei Helgoland. Angriffe | der deutschen Flotte auf die englische Kste, Sieg an der Doggerbank. Das deutsche Auslandskreuzer-Geschwader, bei Coronet (Chile) siegreich, wird bei den Falklands-Jnseln vernichtet. Kmpfe in den Kolonien: Tsingtau erliegt nach Helden-haster Verteidigung den Japanern, (7. November). 1915 Schlachten bei Soissons, in der Champagne, an der Lorettohhe und in den Argonnen. Der groe An-griff der Franzosen (General Joffre) und Englnder bei Ipern, Arras und in der Champagne scheitert (September-Oktober). I _ Winterschlacht in Masuren (7. bis 15. Febr.). Die Russen erobern Przemysl. | Durchbruchsschlacht in Westgalizien (Gorlice 2. Mai); Rckeroberung Galiziens. Vorrcken der Dentscheu und sterreicher in Polen; Eroberung der groen westrussischen Festungen (Warschau, Kowuo, Modlin it. ct.). Sieg der Trken an den Dardanellen (18. Mrz); Rck-zug der Englnder von Gallipoli. Abfall Italiens vom Dreibund und Eintritt in den Krieg (23. Mai); Kmpfe in Sdtirol und am Jsonzo. Eintritt Bulgariens in den Weltkrieg (Mitte Oktober). Vernichtung Serbiens und Montenegros (von Mackensen): Belgrad und Risch erobert, Schlacht auf dem Amselfelde.

5. Bodenständiger Unterricht - S. 17

1913 - Leipzig : Dürr
— 17 — Wir achten weiter auf die bei Hochwasser trübe, gelbe und braune Färbung der Bäche, und die Schüler werden veranlaßt, sich nach starkem oder längerem Regen einmal ein Gefäß voll schmutzigen Flußwassers hinzustellen und nach einiger Zeit den Bodensatz anzu- sehen, vielleicht auch zu wiegen und zu messen. Größere Schüler könnten unter Anleitung des Lehrers durch eigene Messungen und Berechnungen ermitteln, wieviel Wasser täg- lich, monatlich, jährlich in Werre und Aa durch Herford fließt,*) wieviel Schwemmstoffe mitgeführt werden, wie hoch hier die Regenhöhe**) in einem Jahre ist, wieviel Erdreich usw. auf unfern Feldern, etwa auf 1 qkm oder im ganzen Kreise Herford, abgeschwemmt wird: alles Aufgaben, die eigene sorgsältige Beobachtung, selbständiges Denken und gewissenhafte Arbeit verlangten. So kommen wir nach und nach durch zahlreiche Beobachtungen und Vergleiche dahin, in dem Fluß einen außerordentlich erfolgreichen Sandfabrikanten, einen fleißigen Lumpensammler, der auf die Dauer nichts von dem, was ihm erreichbar ist, liegen laffen kann, und einen » billigen Lieferanten zu sehen. Auch mit einem Riesen-Fuhrgeschäft könnte man ihn vergleichen. Unaufhörlich, tagaus, tagein, ist er an der Arbeit, erstaunlich große Massen von Erde, Steinen, Sand und Schlamm loszureißen, fortzufpülen, weiterzuschleppen und nach dem Meere zu verfrachten. Wir kommen an einem mit 2 Pferden bespannten Sandwagen vorüber und fragen im Vorbeigehen den Knecht, wieviel Sand er da fährt. Es sind meist l1/2 cbm. Im Weitergehen rechnen wir sofort einige dazu paffende Auf- gaben, z. B. daß man, um 30 cbm Sand auf einmal zu fahren, 20 solcher Wagen und 40 solcher Pferde brauchte. *) Herrn Dipl.-Jng. Ulrici verdanke ich weiter folgende Angaben: Durchfluß 1. in der Werre an der Milcherbrücke im Jahresmittel 8 cbm/sec. 2. „ „ Aa bei Spilker „ „ 3,6 „ „ 3. „ „ Werre an der Hansabrücke „ „ rund 12 „ „ **) Herr Rektor Wulff als Leiter der hiesigen Wetterwarte („Königl. Meteorologischen Station") ermittelte als das 15 jährige Jahresmittel der Jahre 1895—1910 = 717,1 mm, als das Jahresmittel für 1910 —751,1mm (regenreich!) ii ii ii „ 1911 =485,1 mm (fehr trocken!) ii ii ii „ 1912 = 837,0 mm (regenreich !) Allein am 25. August 1912 betrug hier die Niederschlagsmenge 22 mm, im August 1912 überhaupt 126 mm! Vergl. dazu die regenreichsten Stellen der Erde: Kamerunberg mit 10 m, Assam am Himalaja 12 m! Nolte, Bodenständiger Unterricht. 2

6. Bodenständiger Unterricht - S. 84

1913 - Leipzig : Dürr
— 84 — Die Lichtbilder hätten vor allem diejenigen Seiten der Heimat- künde vorzuführen, die man gründlich besprechen will. Die Maschinen, Einrichtungen, Vorgänge und Arbeiten in unsern heimischen Fabriken und andern gewerblichen Anlagen, die einzelnen Holzarten und andere Rohstoffe, die Schichtenlagerung in den hiesigen Stein-, Mergel-, Sand- und Kiesgruben und sonstigen Aufschlüssen, die Versteinerungen, die Türen, Giebel usw. der Häuser, die Fluß- laufe, Vogelnester, Pflanzen u. a. naturgeschichtliche Dinge usw. könnten für den Unterricht mit Lichtbildern aufgenommen und dann um so besser besprochen werden. Ist das für unsere Herforder Jungen und Mädchen gleichgültig und unnötig, ist es nicht so lehrreich, wissenswert und bildend wie etwa die unterrichtliche Behandlung der Arbeiten des Herkules oder wie die Schlachten, Feldherren und Sieger in den Perser- und Punischen Kriegen und viele andere Dinge, die jahraus, jahrein in unsern Schulen gelehrt und gelernt werden müssen? Gute Lichtbildvorträge sind zu Bildungszwecken schon zahlreich zu haben. So z. B. verleiht die „Gesellschaft für Verbreitung von Volks- bildung" Einrichtungen zur Vorführung von Lichtbildern, Lichtbild- reihen und ausgearbeitete Vorträge. Uns kommt es hier darauf an, das Lichtbild in den Dienst der Heimatkunde zu stellen, um die heimatkundlichen Beobachtungsgänge zu ersetzen, zu ergänzen, vorzubereiten und unterrichtlich auszunutzen. Freilich sind die Lichtbilder bei der Besprechung entfernter Gegenden, ihrer Flüsse, Städte, Pflanzen, Tiere, Menschen usw. am notwendigsten, weil da die unmittelbare Anschauung unmöglich ist. Dieselbe Bedeutung hat das Lichtbild aber doch auch für die Be- Handlung vieler Stoffe der Heimatkunde, nämlich derjenigen, für die man anschauliche Unterlagen durch unterrichtliche Spaziergänge nicht gewinnen kann, z. B. bei manchen Fabriken, sonstigen gewerblichen und andern Anlagen, mikroskopischen und biologischen Arbeiten. Aber auch für die Besprechung derjenigen heimatlichen Dinge und Vorgänge, die aufgesucht und in der Wirklichkeit betrachtet werden können, ist das Lichtbild nicht überflüssig, sondern sehr angebracht und durchaus notwendig. Wenn z. B. ein Giebel, eine Kirche, ein Steinbruch, ein gewerb- licher Betrieb, eine Maschine, die Gasanstalt, der Schlachthof, das Elektrizitätswerk, wenn Bäume, sonstige Pflanzen, Denkmäler. Stein-

7. Bodenständiger Unterricht - S. 88

1913 - Leipzig : Dürr
— 88 — Daß dieses ausgezeichnete Hilfsmittel in seiner höchsten Vervoll- kommnung in den Dienst der Heimatkunde (Vogel- und sonstige Tier- welt, biologische Beobachtungen usw.) gestellt werden muß und wird, unterliegt keinem Zweifel.*) Vielseitige heimatkundliche Arbeit der Lehrer. Was aber wäre die Folge oder die Voraussetzung von dem allen? Von der Lehrerschaft wird viel neue Arbeit verlangt: eingehende langjährige Beschäftigung mit der Heimat durch eigene Beobachtimg und Benutzung der gebotenen Hilfsmittel, Mitarbeit an der Herstellung und fortlaufenden Verbesserung dieser Hilfsmittel, Ausführung der verantwortungs- und mühevollen Beobachtungsgänge mit den Schülern, Anlegung von Sammlungen, Vorbereitung und Ausführung des Licht- bildunterrichts u. a. m. Es fragt sich, ob immer Lehrer da sein werden, die diese viel- fache Arbeit übernehmen. Denn sie fordert in ganz besonderer Weise Zeit, Liebe, Geschick und Kraft: Dinge, die nicht jeder hat, weil ihm entweder die natür- lichen Voraussetzungen dafür fehlen, oder aber, weil er für Neben- erwerb zum Unterhalt seiner Familie sorgen muß. Verantwortung, Takt und Freiheit bei den heimatkundlichen Arbeiten. Wer jemals als verantwortlicher Leiter mit Schülern Ausflüge, Wanderungen oder Beobachtungsgänge gemacht hat, weiß, wie zahl- reich und stark für die Schüler die Anlässe zur Unaufmerksamkeit und zu Unvorsichtigkeiten und ferner, wie groß dabei die Anforderungen sind, die an die Kunst der Beherrschung der Schüler, an Umsicht, Geduld und Takt des Lehrers im Hinblick auf den möglichst unge- zwungenen, freundschaftlichen Verkehr mit den Schülern gestellt werden. Wer da nicht die weitestgehende Liebe zur Sache hat, kann wohl bald erlahmen und den bisherigen bequemeren Unterricht in der Klasse vorziehen, statt sich ganze Nachmittage mit den Schülern draußen abzumühen. *) Um Lebensvorgänge, z. B. den Umlauf des Blutes, das Wachstum von Pflanzen, das Auf- und Verblühen von Blumen mit größter Deutlichkeit zu zeigen, geschieht die Vorführung mit stark übertriebener, z. B. 800facher Schnelligkeit. Das erzeugt leicht falsche Vorstellungen, worauf besonders aufmerksam zu machen ist.

8. Bodenständiger Unterricht - S. 93

1913 - Leipzig : Dürr
— 93 — Denn wer die Heimat wirklich kennen lernt, der übt — wie sonst an andern, weiter hergeholten, mehr fremdartigen, so nun — an heimatlichen Stoffen und Arbeiten seine Gaben und Kräfte. Er erwirbt sich an und mit den örtlichen Kenntnissen auch allgemeines Wissen und Tüchtigkeit. Wer durch eigene Beobachtung und selbständige Arbeiten die Heimat genau und gründlich kennen gelernt hat. der ist auch in bester Weise imstande, sich eine gute und ausgezeichnete Kenntnis einer neuen Gegend, in der er sich aufhält, zu verschaffen, sich bald auch anderswo zurechtzufinden und einzuarbeiten. Und er wird das auch gewiß um so eher und um so besser tun, als er gewöhnt ist, sich seine Umgebung anzusehen, sie zu beobachten, zu untersuchen und sich durch eigene Tätigkeit mit den Verhältnissen und Dingen, die ihn umgeben, bekannt und vertraut zu machen, um sie zu beherrschen. Unsern jetzigen Unterricht könnte man wohl so kennzeichnen, daß man sagt: Er vermittelt fast nur allgemeines Buchwissen, seine Stoffe sind meist fremdartig, er vernachlässigt Heimat und Gegenwart und läßt das Entferntere und Weithergeholte, das Fremde und Ver- gangene vorherrschen. Eine wirkliche Heimatkunde dagegen betont: Möglichste Boden- ständigkeit alles Unterrichts, Bevorzugung der Heimat und Gegenwart, Schöpfen aus Natur und Leben! Die wichtigste Vorarbeit zum bodenständigen Unterricht. Daß die Forderung des bodenständigen Unterrichts bisher ver- geblich war, hat seinen Grund darin, daß man das Wesen und die Tragweite echtester und breitester Bodenständigkeit, ihr Was und Wie nicht genügend klar gelegt, und vor allem, daß man nicht die Wege beschritten, nicht die Arbeiten getan hat, die zu solcher Bodenständig- keit führen. Man konnte bisher und kann auch in Zukunft keinen wurzel- echten, im besten und weitesten Sinne bodenständigen Unterricht be- treiben, weil und solange man nicht für jeden einzelnen Schulort die Grundvoraussetzung dazu erfüllt hat: die Aufdeckung und Zusammentragung alles heimatkundlichen Stoffes durch zahlreiche Fachleute, die mit ihren eingehenden wissen- schaftlichen Einzelarbeiten (Heimatbüchern) erst die ganze Summe des bodenständigen Unterrichtsstoffes geben müssen.

9. Bodenständiger Unterricht - S. 112

1913 - Leipzig : Dürr
— 112 — Zur Heimatliebe zu erziehen ist meiner Ansicht nach ebenso un- nötig und auch ebenso unmöglich wie eine Erziehung zur Mutterliebe. Beide, die Liebe zur Mutter und die Liebe zur Heimat, sind die natürlichsten und selbstverständlichsten Dinge von der Welt. Zu beiden, zur leiblichen Mutter und zur heimatlichen „Mutter Erde", steht jeder Mensch von Haus aus im innigsten Verhältnis. Zu beiden kann er sagen: „Ich bin Fleisch von deinem Fleisch." Wo aber einmal unnatürlicherweise diese Liebe fehlte, kann niemand in der Schule dazu erziehen. Zur Erziehung zur Mutterliebe aufzufordern, ist auch noch keinem eingefallen. Jeder weiß, daß das Kind ganz von selbst seine Mutter liebt, und daß da, wo es nicht so ist, keine Überredungskunst und keine Macht es dazu bringen könnte. Ebenso ist es mit der Heimatliebe. Das Kind liebt seine Heimat, ohne daß die Schule dazu auch nur einen Finger gerührt hätte und zu rühren brauchte; und was unser Unterricht in der Erziehung zur Heimatliebe trotz aller Rederei darüber tatsächlich geleistet hat, würde sich, wenn man es genau nach- und ausrechnen^ könnte, wohl als ziemlich dürftig und kläglich erweisen. Man frage doch nur einmal sich selbst und andere, welchen Einfluß denn der genossene heimatkundliche Unterricht auf die eigene Heimatliebe gehabt hat! Ich fürchte, es werden gar zu viele zu finden sein, die da sagen, daß sie nicht wegen, sondern trotz des Schulunterrichts ihre Heimat lieben und immer geliebt haben. Wie konnte denn auch der bisherige Unterricht zur Heimatliebe führen, da er sich doch um die Heimat gar nicht kümmerte, ihren Wert und ihre Bedeutung, ihren Reichtum und ihre Schönheit ja nicht im geringsten gezeigt hat, ja sogar, sobald er einsetzte, alle Fäden mit der Heimat unbarmherzig zerschnitt und das Kind in eine ihm völlig fremde und kalte Welt führte, es herausriß aus allem, was ihm lieb und vertraut war, aus allem, in dem es mit seinen liebsten Gedanken, mit allen seinen Wünschen und Arbeiten lebte? Wahrlich, wenn die Heimatliebe nicht so urwüchsig, so ursprünglich und stark wäre, wenn sie nicht immer wieder durch das tägliche Leben der Kinder außerhalb der Schule genährt und belebt würde — durch unsern bisherigen Schulunterricht wäre sie eher beeinträchtigt und herabgemindert als erhöht. Wie überall im Unterricht, so haben wir auch in der üblichen Heimatkunde in der Klasse strenge auf äußere Ordnung, auf Stille- sitzen und Stillesein, auf Unterdrückung aller eigenen Gedanken und

10. Bodenständiger Unterricht - S. 7

1913 - Leipzig : Dürr
— 7 — Welchen Reiz sollten denn auch solche Dinge wie Fuß, Abhang, Spitze eines Berges, Kamm, Rücken, Sattel und Paß eines Gebirgs- zuges, Ober-, Mittel- und Unterlauf eines Flusses, Ebene, Hügelland, Verwitterung, Klima usw. auf ein kindliches Gemüt ausüben? Kann man erwarten, daß Jungen und Mädchen Einteilungen in Städte, Dörfer, Gemeinden, Kreise, Regierungsbezirke usw., Ver- waltungsbehörden und ihre Sitze u. ä. anziehend finden? Daß die Begriffe Landwirtschaft, Industrie, Handel, Verkehr usw. Kinder packten und fesselten, wird wohl nicht leicht jemand behaupten. Daher denn auch die Erfahrung, daß im heimatkundlichen Unter- richt von besonderer Freude und lebendiger Mitarbeit der Schüler wenig oder gar nicht gesprochen werden kann. Man muß sich die größte Mühe geben, um die vielen Namen und Begriffe wenigstens einigermaßen zum Verständnis zu bringen und einzuüben, damit man bei Prüfungen nicht zu schlecht wegkommt. Das liegt zwar nicht allein, aber doch sicher wesentlich mit daran, 2. Mangel daß die Schüler zu wenig Heimatkundliches gesehen, d. h. mit Auf- °B-obach-" merkfamkeit und Hingabe beachtet haben. ^Schüler" Wie oft setzt uns die Armut der Schüler in dieser Beziehung in Erstaunen! Dinge, an denen sie fast täglich vorübergehen, sind ihnen unbekannt geblieben. Immer wieder ist man überrascht, wie lücken- hast, falsch und unzuverlässig ihre heimatkundlichen Vorstellungen und Begriffe find. Gar zu leicht lassen wir uns in dieser Beziehung täuschen. Wenn die Schüler das, was wir ihnen mehr oder weniger, oft sogar ganz vorgesagt haben, behalten und auf unsere Frage wieder- geben können, so sind wir gern zufrieden und glauben wohl, ein genügendes Verständnis erreicht zu haben. Doch wie ist es in Wirklichkeit? Mit vielen von unsern Fragen sagen wir schon ein gut Stück der Antwort vor. Da wir es nicht allein dulden dürfen, sondern, abgesehen von Ausnahmen, gelegentlich wohl gar noch angehalten fremde Art werden, es zu fordern und stetig durchzusetzen, daß die Frage in die untärias. Antwort aufgenommen und fchön im ganzen Satze wiedergegeben werde, so hat es der Schüler in vielen Fällen ziemlich leicht. Wenn er auch nur halb zugehört hat, wird er uns eine Antwort geben. Er fängt zunächst mit der Wiedergabe unserer Frage an und gewinnt so erst mal Zeit, sich zurechtzufinden.
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