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1. Grundriß der mecklenburgischen Geschichte - S. 80

1899 - Leipzig [u.a.] : Süsserott
— 80 — Landtag tagte vom 26. April bis 17. Mai 1848 und brachte etn Wahlgesetz für die neue Landesvertretung, A bge-orbnetenfammer genannt, zustande. Die am 31. Oktober 1848 zu Schwerin eröffnete Abgeordnetenkammer legte dem Großherzog einen Verfaffungsentrvurf vor, der von ihm trotz vreler Bedenken angenommen und am 10. Oktober 1849 als nunmehr gültiges Staatsgrundgefetz veröffentlicht wurde Dre neue Verfassung, welche in dem Großherzog Georg von Mecklenburg-Strelitz und in der Ritterschaft ihre Hauptgegner hatte, wurde jedoch schon am 12, Septembe? 1850 durch den Freienwalder Schiedsspruch beseitigt. Die trüben Erfahrungen, welche diese unruhige Zeit dem Großherzog brachte, entmutigten ihn nicht, regten ihn vielmehr zu weiterem rüstigen Schaffen an. Er bestrebte sich alle Spuren der Aufregung zu verwischen, Zucht und Ordnung roteoer herzustellen. . 4. Kirche — j$me unermüdliche Thätigkeit entfaltete Friedrich Franz als Schirmherr und Ordner der Kirche. Als Organ für die Ausübung feiner oberbifchöflichen Macht fchuf er am 19. Dezember 1849 eine Behörde, den Oberkirchenrat. Sein früherer Lehrer, der nachherige Superintendent Kliefoth, war die Seele desselben und erwarb sich um die Hebung des kirchlichen Lebens in Mecklenburg die größten Verdienste. Der sromme und werkthätige Sinn des Großherzogs äußerte sich in zahlreichen Kirchenbauten. Unter ferner Regierung wurden 83 Kirchen erbaut und 113 einem völligen Umbau unterzogen. Die schönste von ihm erbaute Kirche ist die Paulskirche zu Schwerin. Auch viele milde Stiftungen und Wohlthätigkeitsanstalten verdanken ihm Begründung und Förderung, z. B. das Stift Bethlehem in Ludwigslust, das Rettungshaus in Gehlsdorf, der mecklenburgische Gotteskasten, das Anna-Hospital in Schwerin. 5. Schule. — Im gleichen Maße erfreute sich die Schule der Fürsorge des Großherzogs. Der Universität Rostock errichtete er ein prächtiges Gebäude; es wurde am 27. Januar 1870 eingeweiht. Er verdoppelte die Einnahmen der Hochschule, sorgte für ausreichende Lehrmittel, ließ eine Reihe Nebengebäude erbauen und brachte so die Landes-universität zu steigender Blüte. Ihrem dritten Gründer zu Ehren feiert die Universität alljährlich den 28. Februar. Den drei fürstlichen Gymnasien des Landes fügte er in

2. Grundriß der mecklenburgischen Geschichte - S. 22

1899 - Leipzig [u.a.] : Süsserott
— 22 — im Beisein vieler Fürsten der zunächst aus Holz erbaute Dom zu Schwerin geweiht. Auch Klöster wurden angelegt, 1170 Doberan, 1172 Dargun, beide Niederlassungen der Cister-cienfer. Beide Stiftungen fielen dem Wendenaufstande 1179 zum Opfer; Doberan ward 1186 an feiner jetzigen Stelle wiederaufgebaut, Dargun 1216 wiederhergestellt. Um alles heidnische Wesen auszurotten, befahl Berno, daß die christlichen Gotteshäuser auf solchen Stellen errichtet würden, wo früher heidnische Tempel gestanden hatten. Ferner suchte er die Abneigung der Wenden gegen den christlichen Gottesdienst dadurch zu vermindern, daß er den heidnischen Götzen christliche Heilige unterschob. So zerstörte er im Lande der Kessiner den heiligen Hain des Götzen Goderak und befahl statt seiner die Verehrung des heiligen Gotthard. Die segensreiche Wirksamkeit Bernos wurde von seinen Zeitgenossen allgemein anerkannt. Papst und Kaiser achteten ihn hoch, die Fürsten schätzten ihn wegen seiner Weisheit und suchten bei ihm Rat in schwierigen Fällen. Wahrscheinlich vermittelte Berno 1167 auch die Aussöhnung Pribislavs mit Heinrich dem Löwen. Mit Recht darf Bischof Berno der Apostel Mecklenburgs genannt werden. 2. ßischos frunmarb. 1193—1237. — Nach zweijährigem Streit um das Recht der Bischofswahl bestieg der Wende Brunward den bischöflichen Stuhl von Schwerin. Brunward erwies sich als ein würdiger Nachfolger Bernos und versorgte besonders den Süden und Osten des Landes mit christlichen Stiftungen. Er erneuerte 1216 das Kloster Dargun, stiftete 1222 das Benediktinerkloster Dobbertin, welches bald in ein Nonnenkloster verwandelt wurde, und 1223 das Cistercienser-Nonnenkloster zu Rühn. Auf Einführung und Handhabung kirchlicher Rechtsordnung und christlicher Sitten nahm Bischof Brunward besonders bedacht. 3. Sistümer. — Mecklenburg verteilte sich in kirchlicher Beziehung auf die 5 Bistümer: Schwerin, Ratzeburg, Lübeck, Havelberg und Kammin. Das Bistum Ratzeburg umfaßte den größten Teil des westlichen Mecklenburg einschließlich Wismar. Die Residenz des Bischofs war Schönberg. Klöster befanden sich in Eldena und Rehna. Im Sprengel dieses Bistums erhielt sich das heidnische Wesen am längsten. d ^ Zum Bistum Lübeck gehörte in Mecklenburg nur die Insel Dem Bischof von Havelberg gehörte das Land südlich der Elde und Peene, im wesentlichen das heutige Mecklenburg-Strelitz. Der Sprengel des Bischofs von Kammin erstreckte sich von Osten her weit ins Land hinein, ungefähr in der Ausdehnung Neu-brandenburg-Gnoien keilförmig auf ,Krakow zu. Während die

3. Grundriß der mecklenburgischen Geschichte - S. 23

1899 - Leipzig [u.a.] : Süsserott
Bischöfe von Havelberg viele, aber kleine Kirchen bauten, erbauten die Bischöfe von Kammin wenige, aber große, maffive Kirchen. Zum Bistum Schwerin gehörte der breite Mittelstreifen Mecklenburgs in der Richtung Schwerin-Bützow, außerdem noch die Hälfte von Rügen. Residenzen des Bischofs waren außer Schwerin noch Bützow und Marin. Infolge der vereinten Wirksamkeit dieser Bistümer durfte Mecklenburg bereits 50 Jahre nach Pribislavs Tode als christliches Land gellen. 13. Wie Mecklenburg ein deutsches Land wird. 1. Das platte Land. — Heinrich der Löwe glaubte seine Herrschaft im Obotritenlande am besten durch die Besiedelung desselben mit deutschen Kolonisten zu befestigen. Pribislavs Bemühungen, die wendische Nation zu erhalten, waren vergeblich; die wendische Bevölkerung war so zusammengeschmolzen, daß es nicht möglich war, mit ihr das verwüstete Land gehörig wieder anzubauen. So strömten denn zahlreiche deutsche Einwanderer ins Wendenland. Heinrich Borwin I. begünstigte diese Einwanderung sehr. Auch Bischof Berno machte sich um die Pflege des Deutschtums verdient Er schickte seine arbeitstüchtigen Cistercienser in die undurchdringlichen Wälder, diese zu lichten, daß die Sonne den Boden bescheine und dieser in fruchtbares Ackerland verwandelt werde. Die ersten Kolonisten siedelten sich daher in der Nähe der Klöster an. Wie die Christianisierung, so hielt auch die Germanisierung Mecklenburgs im allgemeinen die Richtung von Westen nach Osten inne. Die Hauptmasse der deutschen Einwanderer stammte aus Westfalen, aus den Grafschaften Mark und Ravensberg. Diese Ansiedler brachten christliche Sitte und deutsche Sprache, vor allem große Lust zur Arbeit mit. Was das deutsche Schwert gewonnen, sicherte der deutsche Eisenpflug. Jammervoll gingen die Wenden zu Grunde. Sie wurden aus ihrer Heimat vertrieben und entweder als Landstreicher erschlagen oder in öde Sandgegenden zurückgedrängt, welche die Deutschen verschmähten. Noch heute verraten die Bewohner der Jabeler Heide in Aussehen, Sprache und Sitte ihre wendische Herkunft. In den Gegenden, wo sich die Wenden anfänglich noch selbständig neben den eingewanderten Deutschen erhielten, entstanden Doppeldorfer, die sich durch den Zusatz „Deutsch" und „Wendisch" unterschieden. Diese Bezeichnungsweise hat

4. Grundriß der mecklenburgischen Geschichte - S. 29

1899 - Leipzig [u.a.] : Süsserott
- 29 — geliebten Fürsten zu mildern. Erst nach drei Jahren erfuhr man in Mecklenburg von dem Unglück, welches Heinrich betroffen. Anastasia ließ kein Mittel unversucht, ihren Gemahl zu befreien, doch blieben alle Bemühungen erfolglos. 4. Die Heimkehr. — 26 Jahre schmachtete Heinrich in der Gefangenschaft.,, Wegen seiner Sanftmut und Geduld wurde er in ganz Ägypten als ein Heiliger angesehen. Erst als 1297 ein neuer Sultan den ägyptischen Thron bestieg, erlangte der fromme Dulder seine Freiheit wieder. Es war am Weihnachtsabend, als man ihm die Pforte seines Gefängnisses öffnete. Um Johannis 1298 kam Heinrich in der Heimat an, wo man ihn schon als tot betrauert hatte. Sein ältester Sohn Heinrich war zu einem stattlichen Ritter herangewachsen und gerade beschäftigt, das Raubschloß Glaisin zu belagern, als er die Rachricht erhielt, daß sein verschollener Vater komme. Sogleich eilte er nach Wismar, um feiner Mutter diese Kunde zu bringen. Heinrichs I. jüngster Sohn Johann befand sich nicht mehr am Leben; er war 1289 in der Golwitz, der Meerenge zwischen der Insel Pöl und dem Festlande, durch Umschlagen seines Bootes ertrunken. 5. Das Wiedersehen — Anastasia schickte dem Ankömmling ihre beiden Räte entgegen, um die Wahrheit der überbrachten Kunde zu prüfen. Diese Vorsicht war nötig, denn es waren schon öfters Betrüger ausgetreten, die sich für den verschollenen Fürsten ausgegeben hatten; einer war bei der Börzower Mühle in der Stepenitz ertränkt, der andere bei Sternberg verbrannt worden. Heinrich I. wurde von seinen getreuen Räten erkannt und geleitet. Nachdem Glaisin erobert und geschleift worden, zogen Vater und Sohn der Fürstin entgegen. Bei Hohen-Viecheln trafen die vielgeprüften Ehegatten zusammen. Anastasia sank dem greisen Fürsten in die Arme mit den Worten: „O Sohn, ja, dieser ist mein Herr!" 6. Heinrichs I. ^ob. — Heinrich der Pilger überlebte seine Rückkehr in die Heimat nicht lange. Seine Kraft war in der langen Gefangenschaft gebrochen." Ant 2. Januar 1302 legte er sein müdes Haupt zur ewigen Ruhe nieder, in welche sein treuer Diener Martin Bleyer bereits vor ihm eingegangen war.

5. Grundriß der mecklenburgischen Geschichte - S. 33

1899 - Leipzig [u.a.] : Süsserott
liche Besitz noch mehr zusammen. Als Albrecht eines Tages mit seinen Vormündern über Feld ritt, griff er einen Vogel, rupfte demselben die Federn aus und fragte seine Begleiter, ob das Tier noch leben könne. Als sie die Frage verneinten, sagte er, es gehe ihm ebenso wie dem Vogel, weil man ihm seine Schlösser und Burgen weggenommen habe. Im Jahre 1336 trat Albrecht die Regierung an und feierte alsbald seine Vermählung mit der Prinzessin Euphemia von Schweden. 2. Albrecht Ii. als Aandesfürll. — Sogleich ging der junge Fürst ans Werk, den Übermut und Trotz seiner Vasallen zu brechen. Er bekämpfte weiter die Raubritter, welche die Landstraßen unsicher machten und brachte am 11. Januar 1338 zu Lübeck zwischen den Hansestädten und den norddeutschen Fürsten den ersten Landfrieden § bund zustande. Weil die Städte ihm in feinem Bestreben, die Auflehnung des Adels und das Raubwesen der Ritter zu dämpfen, zur Seite standen, fühlte ^Albrecht sich ihnen verpflichtet. Deshalb vermittelte er auch in den Streitigkeiten zwischen feinem Schwager Magnus und den Hansestädten einen für letztere günstigen Frieden. 3. Albrecht Ii., „Herzog von Mecklenburgs. — Kaiser Ludwig der Baier war 1347 gestorben; fein ©cgenfaifer und Nachfolger Karl Iv. (1347—1378) suchte Ludwigs gleich, namigen Sohn, den Markgrafen von Brandenburg, zu vertreiben. Um sich den Beistand der mecklenburgischen Fürsten zu sichern, erhob Karl Iv. das Land Stargard, welches bis dahin noch brandenburgifches Sehen gewesen, zum Reichslehen und machte weiter der Oberhoheit, welche die Herzoge von Sachsen über Mecklenburg beanspruchten, für immer ein Ende, indem er am 8. Juli 1348 Albrecht Ii. und feinem Bruder Johann zu Prag die herzogliche Würde verlieh. 4. Albrecht Ii. als Kriegsheld.—Herzog Albrecht Ii bewies feine dankbare Gesinnung durch die Unterstützung des Kaisers in dessen Kampfe gegen Markgraf Ludwig. Karl Iv. hatte dem im Jahre 1348 aufgetretenen „falschen Waldemar", einem Betrüger, der sich für den 1319 gestorbenen letzten Assanier ausgab, die Belehnung mit Brandenburg erteilt. Auch Albrecht Ii. erkannte die Echtheit Waldemars an und zog für ihn gegen Ludwig siegreich fein Schwert. Zu Ludwigs Unterstützung eilten die Dänen herbei, wurden aber von Albrecht glänzend besiegt. Nach dem Tode Waldemars wünschte Karl Iv. die Mark an sein Haus zu bringen und verhieß Albrecht Ii. für feine Hülfe die Abtretung der Priegnitz. Der Kaiser löste aber dieses Versprechen nicht ein. Benjes, Grundriß. 3

6. Grundriß der mecklenburgischen Geschichte - S. 36

1899 - Leipzig [u.a.] : Süsserott
— 36 — unter feinem Scepter vereinigt hätte. Doch es kam anders. Albrecht verlor am 24. Februar 1389 die Schlacht bei Fal-köping, indem er tollkühn über einen halbgefrorenen Morast vordrang und mit abgematteten Streitkräften die Dänen angriff; mit feinem Sohne und vielen mecklenburgischen Edlen fiel er in die Gefangenschaft feiner Feindin. Zum Hohn ließ ihm diese eine große Mütze mit einem neunzehn Ellen langen Schweife auffetzen und nach dem Schlöffe Lindh olm in Schonen abführen, wo er sechs Jahre gefangen faß. Ganz Schweden fiel den Dänen in die Hände; nur Stockholm, wohin Albrechts Oheim, Johann von Stargard, den Rest des Heeres rettete, blieb den Mecklenburgern erhalten. Alle Unterhandlungen zur Freilassung des gefangenen Königs verliefen fruchtlos. Da kam diesem Hülfe von einer anderen Seite. 3. Die Vitalienbrüder. — Die Städte Rostock und Wismar erklärten 13v2 ihre Häfen zu Freihäfen für alle Schiffe, welche auf eigne Gefahr die Länder der Königin Margarete angreifen wollten. Bald wimmelte die Ostsee von kühnen Freibeutern, denen unsere Seestädte Kaperbriefe auf alle nordischen Schiffe ausgestellt hatten. Man nannte sie Vitalienbrüder, weil sie dem von den Dänen belagerten Stockholm Lebensrnittel (Viktualien) zuführen wollten; sie hießen auch Likendeler, weil sie ihre Beute in gleichen Teilen zu verteilen pflegten. Die Führer dieser Kaperschiffe waren meist fehdeluftige Ritter, deren Augen durch die Strenge, mit welcher der Landfrieden aufrecht erhalten ward, auf die See gelenkt wurden; viele von ihnen waren mecklenburgische Edelleute Die Bemannung bestand aus hergelaufenem Volke aus aller Herren Ländern. Deshalb arteten die Vitalienbrüder bald zu reinen Seeräubern aus, welche ihre Verpflichtung, die Befreiung des Königs zu erzwingen, außer acht ließen. Ihr Losungswort war: „Gottes Freund und aller Welt Feind". Die Insel Gotland bildete ihr Hauptversteck. Alle Schiffahrt in der Ostsee drohte aufzuhören. Erst 1395 kam ein Vertrag zustande, durch welchen Albrecht Iii. seine Freiheit wieder erlangte. Er zahlte 60000 Mark Lösegeld (21/2 Mill. Reichsmark) und verzichtete auf die Krone Schwedens. Rostock und Wismar erklärten jetzt das den Vitalienbrüdern erteilte Kaperrecht für erloschen und die meisten mecklenburgischen Ritter gaben das Seeräuberhandwerk auf; andere setzten es unter Führung des aus Wismar gebürtigen Klaus Störtebeker fort. Dieser hatte feinen Schlupfwinkel im Ribnitzer Binnen-

7. Grundriß der mecklenburgischen Geschichte - S. 43

1899 - Leipzig [u.a.] : Süsserott
— 43 — zu Muchow bei Neustadt, daß der Herr Christus zwar die Thür zum Himmel sei, die Juugfrau Maria aber einem Feuster gleiche durch welches jeder die Seligkeit gewinnen könne, den Christus nicht einlassen wolle. In der Lehrthätigkeit der Kirche nahm die Predigt, anfänglich in lateinischer Sprache, seit 13(0 tu nieder-sächsischer Mundart gehalten, nur eine untergeordnete Stellung ein; eher legte man Gewicht auf die Unterweisung des Volkes im Beichtstuhl. Auch die Lehre vom Ablaß fand iu Mecklenburg viele Gläubige. Es gab gewisse Orte, durch deren Besuch man sich einen Ablaß von der Höllenstrafe erringen konnte. Wer den Dom zu Schwerin an den vier Festen eines Jahres besuchte, kürzte die Qualen des Fegeseuers um 1277 Jahre ab. Wer um die Mauern des Kirchhoses zu Kammin bei Laage einmal betend herumging, hatte seine zukünftige Pein um 40 Tage verringert. Seit 1463 wurde unser Land auch von Ablaßhändlern durchzogen, die gegen Geldzahlung Vergebung der Sünden und Erlösung der abgeschiedenen Seelen aus dem Fegefeuer verhießen. Einer von ihnen, Ar cimboldus, hatte auch Milch- und Butterbriese seil; wer sich einen solchen löste, durfte in den Fasten Milch und Butter genießen, ohne damit eine Sünde zu begehen. In hoher Blüte stand ferner die Reliquienverehrung. Die höchste Anbetung genoß das heilige Blut in Schwerin und in Doberan. Ersteres war ein in einen Jaspisstein geschlossener Tropfen des Blutes Christi, welchen Graf Heinrich 1222 von feiner Kreuzfahrt mitgebracht hatte. In der heiligen Blutskapelle im Schweriner Dom ward es aufbewahrt. Jeden Freitag zur Todesstunde des Erlösers teilte es sich in drei Teile und bewies eine wunderwirkende Kraft. Sein Anblick heilte viele Kranke, welche dann eine Abgabe zahlen mußten, die je nach dem Leibesgewichte verschieden groß war. Das heilige Blut iu Doberan verdankt seinen Ursprung einem Hirten aus Steffenshagen, der die im heiligen Abendmahle empfangene Hostie in seinem ausgehöhlten Hirtenstabe verbarg. Seine Herde war jetzt vor jeder Gefahr geschützt. Bald aber wurde dies Geheimnis entdeckt und die Hostie nach Doberan zurückgebracht, wo sie viele Wunder wirkte. Die Kirche zu Doberan war auch an anderen Reliquien die reichste. 5. filiifler und Schulen. — Als Höhepunkt der Frömmigkeit galt im Mittelalter das beschauliche Leben in den Klöstern Die ersten von den Eisterciensern gegründeten mecklenburgischen Klöster waren Pflegstätten christlicher Barmherzigkeit und Sitze der Wissenschaften und Künste. Unter den Klöstern nahm Doberan die vornehmste Stellung ein; der Abt desselben durste sich sogar des bischöflichen Ornats bedienen. Neben der weißen Ordenstracht der Cisterfienf er erblickte man in Mecklenburg auch Franziskaner (die braunen Mönche), Dominikaner (die schwarzen Mönche), sowie Augustiner (Sternberg), Benediktiner (Dobbertin), Karthäuser (Moriettehe bei Rostock), Prämonstratenser (Broda). Zur Zeit des Herzogs Magnus Ii. gab es in Mecklenburg 27 Klöster, in welchen 500 Nonnen und 700 Mönche lebten. Schulen für die Jugend des gemeinen Volkes kannte das Mittelalter nicht. Deshalb herrschte weithin gröbste Unwissenheit

8. Grundriß der mecklenburgischen Geschichte - S. 44

1899 - Leipzig [u.a.] : Süsserott
— 44 - und finsterer Aberglaube. In den Städten waren alle Schulen Lateinschulen. Die erste deutsche Schule, in welcher Lesen, Schreiben, Rechnen gelehrt wurde, gründeten 1480 die „Brüder vom gemeinsamen Leben" in Rostock. Ein eigenartiges Bildungsmittel, durch welches die Kirche der Volksmasse eine größere Kenntnis der christlichen Heilsthatsachen vermitteln wollte, war das geistliche Schauspiel. Dieses erfreute sich während des Mittelalters in Mecklenburg einer großen Beliebtheit. Geistliche Schauspiele wurden in der Fastenzeit, am häufigsten am Vorabend des Osterfestes aufgeführt. Berühmt geworden ist das Osterschauspiel zu Redentin, einem Dorfe nördlich von Wismar. Die Spielenden waren teils Priester und Mönche, teils Bauern. 6. Laieiivereine. — Gegen Ende des Mittelalters verfiel die Kirche einer zunehmenden Verweltlichung. Auch die Klöster waren allmählich ihrem ursprünglichen Zwecke entfremdet und von weltlicher Lust und Zuchtlosigkeit nicht unberührt geblieben. Bei dieser fortschreitenden Verflachung des geistlichen Lebens schlossen sich einzelne fromme Seelen zu dessen Erneuerung und Vertiefung eng zusammen. Es entstanden christliche Laienvereine, von denen folgendein Mecklenburg Verbreitung fanden: a) Die Brüder vom gemeinsamen Leben. — Stifter dieser Gesellschaft ist Gerhard Groote, f 1384 zu Decenter in Holland Die Brüder vom gemeinsamen Leben, auch „Brüder vom guten Willen" genannt, führten in Gebet und Arbeit eine apostolische Lebensweise, Sie lebten gemeinsam in einem Kloster (Fraterkloster) und erwarben ihren Lebensunterhalt durch Unterricht der Jugend Aber auch höhere wissenschaftliche Bestrebungen wurden eifrig von ihnen gefördert. In Rostock errichteten sie 1462 eine Niederlassung und gründeten hier 1472 die erste Druckerei in Mecklenburg. Ihr Fraterkloster war das jetzige Wollmagazin an der Schwaanschen Straße. b) Diebeguinen. — Die Beginnen waren Laienschwestern, welche, an keine bestimmte Ordensregel gebunden, meistens gemeinschaftlich in einem Hause lebteu. Sie verrichteten in der Stille Werke der Barmherzigkeit, besonders Krankenpflege, und erfreuten sich wegen der Fürbitten für die Verstorbenen der Gunst des Volkes. In Wismar gewährte ihnen der Rat 1288 eine Niederlassung, welche der Beguinenstraße den Namen gab; in Rostock siedelten sie sich 1293 auf dem nach ihnen benannten Beguiuenberge an. Sie fanden sich außerdem an verschiedenen Orten des Landes. c) Die Kalande — Dies waren Vereine, welche sich die Pflege christlicher Barmherzigkeit zum Ziel gesetzt hatten. Es gab einen großen und einen kleinen Kaland. Ersterer sorgte für die Toten, letzterer für die Lebenden. Man nannte die Kalande auch Elendsgilden. Mitglied konnte jeder ohne Unterschied des Alters, Standes und Geschlechts werden. Deshalb erlangten diese Vereine eine große Verbreitung, besonders in den Städten. Aber auch sie erlagen dem allgemeinen Sittenverderben. An die monatlichen Zusammenkünfte schloffen sich Festmähler an, welche mehr und mehr in wüste Gelage ausarteten. Daher wurden später die Kalande aufgehoben.

9. Grundriß der mecklenburgischen Geschichte - S. 63

1899 - Leipzig [u.a.] : Süsserott
Diesem Bestreben traten die Stände, welche sich cats ihre verbrieften Rechte stützten, nachdrücklich entgegen So entstanden langjährige Streitigkeiten zwischen den Herrschern und den Ständen, und durch 100 Jahre war unser Vaterland schweren Erschütterungen seiner staatlichen Ordming ausgesetzt, welche erst durch den Landesgrundgesetzlichen Erb-vergleich von 1755 ihre Beendigung fanden. 27. Christian I. von Mecklenburg Schwerin und Gustav Adolf von Mecklenburg-Güstrow. 1. Ehristian I. 1658-1682. Im Jahre 1658 starb Adolf Friedrich I., der sich m der schweren Kriegszeit als kraftvoller Regent bewährt und sich nach dem Friedens chlusse bemüht hatte in Kirche und Schule geordnete Zustände herzustellen. Sern ältester Sohn Christian I. wurde sein Nachfolger. Herzog Christian vermochte der Heimat keine Anhänglichkeit entgegenzubringen und lebte meist außer Landes. Mit Vorliebe hielt er sich m Frankreich am Ssofe Ludwigs Xiv. auf und nahm diesem zu Ehren den Bemamen Louis an. Auch änderte er seinen Glauben und wurde katholisch. Sonst regierte er in vieler Hinsicht löblich, indem er durch sparsame Hofhaltung die arg zerrütteten Finanzen besserte und Verbote aeaen das Hexenbrennen und die Anwendung der Folter erliey. Mit den Ständen geriet er in Streit, weil er die Abgabenfreiheit derselben bestritt. Herzog Christian verlebte ferne letzten Lebensjahre in Holland, wo er 1692 kinderlos starb. Der älteste Sohn seines 1688 verstorbenen Bruders Friedrich, Friedrich Wilhelm, wurde sein Nachfolger. 2 Gustav ütbolf. J654—1695 — Adolf Friedrich I. hatte feine vormundschaftlichen Pflichten mit aller Treue geübt. Der junge Gustav Adolf war ebenso folgsam als gelehrig mid machte seinem Oheint viele Freude. 1654 wurde er volljährig. Sein Oheim stellte ihn den Ständen vor und erklärte ihn für den Glanz und Ruhm feines Haufes. Gustav Adolf war der gelehrteste Fürst seiner Zeit. Er besaß ungewöhnliche Kenntnisse in Sprachen und Wissenschaften. Mit der'scharfen Verstandesbildnug vereinigte er tiefe Innigkeit des Gemüts. Täglich las er in der Bibel und pflegte das Gebet. Auch dichtete er selber zahlreiche geistliche Lieder. Unterstützt von seiner edlen Gemahlin Magdalena ^ibylla führte Gustav Adolf ein segensreiches Landesregiment. Den kirchlichen Verhältnissen widmete er große Fürsorge. 1659 ward eine Generalsynode der Geistlichkeit berufen und 1671 wurden zur Unterstützung der Superintendenten die Präpo fiten eingeführt. Mit den Ständen stand er ebenso wie mit seinem Vetter Christian I in keinem guten Einvernehmen. Im Jahre 1688 verlor Gustav Adolf feinen einzigen Sohn Karl durch den Tod, mithin drohte das Herzogtum Mecklenburg-Güstrow ansznsterben Von seinen Töchtern war die älteste an Adolf Friedrich Ii, den jüngsten Bruder Christians I., verheiratet. In diesem Schwiegersöhne hoffte Gustav Adolf seinen Nachfolger auf dem Throne zu sehen, als er am 26. Oktober 1695 starb. Seine Leiche ward im Dome zu Güstrow beigefetzt.

10. Grundriß der mecklenburgischen Geschichte - S. 71

1899 - Leipzig [u.a.] : Süsserott
— 71 - Reiches Gottes konnte er sich nie genug thun. Seinem Vater znm Andenken benannte er das Jagdschloß Kleinow Ludwigslust und erbaute hier in den Jahren 1765 — 1770 im griechischen Tempelstil eine Kirche, über deren Portal er als redendes Zeugnis seiner Frömmigkeit die Worte setzte: „Jesu Christo, dem großen Erlöser der Sünder, ist dieser Tempel geweiht von dem großen erlösten Sünder Friedrich, von Gottes Gnaden Herzog von Mecklenburg." 4. Der Pietismus in Mecklenburg. — Friedrich der Fromme war dem Pietismus, welcher sich um die Mitte des 18. Jahrhunderts allgemeinen Eingang in die evangelische Christenheit verschafft hatte, aus innerster Überzeugung zugethan. Der Pietismus legte weniger aus die Lehre und das Bekenntnis, als auf lebendigen Glauben und frommen Wandel Gewicht und erblickte das Heil der Seele in der Erneuerung des Herzens. Pietistische Prediger kamen in großer Zahl nach Mecklenburg und förderten die Entsaltung eines regen kirchlichen Lebens. Besonders war dies in der Gegend von Dargun der Fall. In Dargun hatte die pietistisch gesinnte Herzogin Auguste, eine Tochter Gustav Adolfs von Mecklenburg-Güstrow, ihren Wohnsitz. In dieser edlen Fraueugestalt erlebte das dem Aussterben verfallene Haus Mecklenburg-Güstrow eine schöne Nachblüte. Bekannt unter dem Namen der „Prinzessin von Dargun" rief Herzogin Auguste eine weitgehende geistliche Bewegung hervor, deren Spuren noch heute nicht ganz verwischt sind. Ihr Großneffe Friedrich war Erbe ihrer Gesinnung und brachte die von ihr ausgestreute Saat zur Reife. Er verordnete 1759 die Wiedereinführung der Konfirmation, welche außer Brauch gekommen war, und ließ 1764 das noch jetzt gültige Gesangbuch herausgeben. Um eine größere Heilighaltung der Sonn- und Festtage zu erzielen, schaffte Friedrich alle vermeintlich überflüfsigen kirchlichen Feiertage ab. Die Feier der drei hohen Feste wurde 1774 aus zwei Tage beschränkt; gestrichen wurden die Marien- und Aposteltage, sowie das Epiphaniassest am 6. Januar. Mit der Herrschast des Pietismus stand auch der Zwist im Zusammenhang, welcher zwischen dem Herzog und der Universität ausbrach. Die Rostocker Professoren waren der orthodoxen Richtung zugethan und verweigerten die Einführung eines neuen Professors, den Friedrich aus Halle, der Pflegstätte des Pietismus, berief. Da errichtete der Herzog 1760 zu Bützow eine neue
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