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1. Wiben Peter - S. 111

1901 - Braunschweig : Appelhans
— 111 — zur Seite, als schäme er sich dessen, und Johann war klug genug, ihn nicht durch Fragen und Andeutungen zu behelligen. Er freute sich, daß Wibeu, der bisher nichts von geistlichen Dingen hatte hören wollen, wieder anfing, an seine unsterbliche Seele zu denken. Johann war, trotz seines unruhigen Gebens, doch noch immer ein frommer Mann geblieben — fromm freilich auf feine Weise. Denn auch er hielt das Selbstvergeltungswerk Wibens durchaus nicht für ein Unrecht. Zur Selbsthilfe, glaubte er, sei jeder berechtigt; daß dabei freilich manches geschah, was nicht hätte geschehen sollen — nun, das war nicht zu verhindern, das brachte eben der Krieg, den sie gegen ihr Land führten, mit sich. Wenn aber jemand ihnen gesagt hätte, daß sie Räuber wären, die sich vergriffen an fremdem Eigentum, so würden sie sich gewiß gegen eine solche Bezeichnung verwahrt haben. Ein Räuber, so urteilten sie, beraubt einen jeden, der ihm in den Weg kommt; sie dagegen schädigten einzig und allein die Dithmarschen, und das war ihr gutes Recht, weil diese ihre Feinde waren, mit denen sie in Fehde lagen. Nein, Räuber waren sie nicht; sie verteidigten nur, so gut sie es konnten, ihr Recht! Leider waren aber die vierzehn Gehilfen Wibens, die er sich gedungen hatte, weniger gewissenhaft. Was ging es sie an, ob die Schiffe, aus die sie Jagd machten, aus Dithmarschen stammten oder nicht? Freilich wenn Wiben oder Johann zugegen waren, so mußten sie sich deren Anordnungen fügen und fremde Schiffe unbehelligt lassen; aber es geschah in der letzten Zeit immer öfter, daß die Brüder sich von den Kapersahrten fernhielten und dieselben allein ihren Leuten überließen, die oft tagelang mit den Schiffen unterwegs waren. Da wurde denn leider auch manches Schiff geplündert, das mit Dith- marschen in gar keiner Beziehung stand, und an der ganzen Küste der Nordsee von Friesland bis nach Jütland hinaus war der Name Wiben Peters und seiner Leute gefürchtet. Wiben verwies ihnen zwar eine solche Überschreitung ihrer Bollmacht; aber was hals's? Wenn er und sein

2. Wiben Peter - S. 70

1901 - Braunschweig : Appelhans
— 70 — zeitig, und zwar nicht allein des Nachts, sondern gar bei helllichtem Tage, Vieh von der Weide geraubt sei; auch hörte man von räuberischen Ueberfällen, deren Opfer die Bewohner einzeln liegender Gehöfte geworden waren. Wer die Räuber waren, wußte niemand; nur so viel wußte man, daß es eine ganze wohlorganisierte Bande war, die diese Einfälle machte. Aber ebensoschnell, wie die Räuber erschienen, waren sie auch verschwunden, und ehe die Bauern sich sammeln konnten, um sie zu verfolgen, hatten sie schon die holsteinische Grenze erreicht und waren jenseits derselben in Sicherheit. Die Bestürzung der Dithmarschen wuchs noch, als bald daraus die Kunde durchs Land lief, daß mehrere Reisende, die nach Lübeck wollten, in der Segeberger Heide überfallen und ihrer ganzen Habe beraubt worden seien, und fast gleichzeitig waren mehrere Schiffe der Dithmarschen, die vor der Elbmündung auf der Rhede lagen, ausgeplündert; die Hamburgischen und holsteinischen Schiffe aber, die ganz in der Nähe lagen, blieben unbehelligt. Ja was die Sache noch rätselhafter machte, war der Umstand, daß die Räuber es weniger schienen darauf abgesehen zu haben, sich mit dem Schiffsgut zu bereichern, als vielmehr den Schiffseigentümern Schaden zuzufügen; denn einen großen Teil der Güter warfen sie ins Wasser und die vollen Bierfässer, die die Ladung eines der Schiffe bildeten, ließen sie in den Strom anslanfen. Solch ein Zustand war seit Menschengedenken unerhört im Lande; ein Gefühl der Unsicherheit kam über alle Einwohner, zumal man bald einsehen mußte, daß man es mit einer Bande zu thun habe, deren Führer ganz genau Bescheid wußte in Dithmarschen. Im Oktober desselben Jahres 1541 rüstete sich auch Reimer Groth, der reiche Schiffsbauer aus Büsnm, zu einer Reise nach Lübeck. Nicht allein, sondern in Begleitung seines ältesten Sohnes wollte er dieselbe unternehmen; denn zwei, so urteilte Reimer, vermögen mehr auszurichten, als einer. Auch nahmen sie sich vor, nur bei Tage zu reisen, und auf diese Weise einem Ueberfalle

3. Wiben Peter - S. 120

1901 - Braunschweig : Appelhans
— 120 — handeln zu lassen." „Wiben Peter", sagte der alte Pastor traurig, „ich wollte, Ihr wäret auf die erste Bedingung eingegangen. Als ich unten war, sah ich die drohenden Gesichter Eurer Landsleute; sie sind aufs Höchste erbittert, und haben ja auch wohl Ursache dazu. Ich glaube aber, daß es dem alten Suwel Ernst mit dem war, was er sagte, und daß sie in der That Euer Leben schonen werden, wenn Ihr Euch ergebt. Doch ich bin bereit, noch einmal hlnunterzusteigeu und ihnen Eure Bedingungen mitzuteilen." Und seufzend machte sich der alte Herr wieder auf den Weg. Als die Dithmarschen hörten, daß Wiben Peter ihre Bedingungen ablehnte und mir als Gefangener des Herzogs und des Königs von Dänemark sich ergeben wollte, kannte ihr Zorn keine Grenzen. „Wir kennen das!" riefen sie aus; „es wird dann wieder so gehen wie einst bei Rendsburg; der Verbrecher geht frei aus und wir zahlen die Strafe. Wir lassen uns deshalb auf keine andere Bedingung ein; entweder Wiben Peter wird freiwillig unser Gefangener, oder wir brauchen Gewalt!" Es war vergeblich, daß der alte Luden noch versuchte, die Erregten umzustimmen, vergeblich, daß er ihnen vorhielt, es sei ein Eingriff in die Rechte des Herzogs von Holstein, wenn sie auf seinem Gebiete von ihren Waffen Gebrauch machten, vergeblich, daß er sie warnte, die Folgen eines solchen Schrittes für ihr Land zu bedenken; der Zorn und die Erbitterung waren so groß, daß Suwel und seine Genossen kein Ohr hatten für die Worte des alten Geistlichen, und mit blutendem Herzen stieg dieser endlich wieder den steilen Pfad hinauf, um Wiben Peter die Nachricht zu bringen, daß sein Vorschlag abgelehnt sei. Stumm, mit zusammengezogenen Brauen vernahm Wiben die Botschaft. Er blickte nach seinem Bruder hinüber und las auch in dessen Mienen eine finstere Entschlossenheit. Da stand sein Entschluß fest. Er ging in seine Wohnung und holte aus derselhen ein großes weißes Bettlaken und eine hölzerne Kanne mit Bier. Das Tuch band er an eine Speerstange und schwang es wie eine

4. Wiben Peter - S. 82

1901 - Braunschweig : Appelhans
— 82 — Wibens, als er einst in den Kerker Groths trat und er das Nest leer fand! Der treue Sohn des Gefangenen hatte Mittel und Wege gefunden, zu seinem Vater zu dringen, und mit seiner Hilfe hatte Reimer das Eisengitter an den Fenstern zerbrochen und war ins Freie und von dort wohlbehalten nach Büsnm gelangt. Im Grunde seines Herzens war es Wiben nicht unlieb, daß der Vogel aus dem Bauer entschlüpft war; seitdem er einsah, daß er ihn doch zur Verzichtleistung nicht zwingen würde, war ihm die längere Gefangenhaltung Reimers nur hinderlich und sein Bruder Johann hatte ihm schon öfter geraten, ihn laufen zu lassen. Viii. Am 14. März des folgenden Jahres 1542 herrschte auf der alten Gerichtsstätte unweit der Stadt Rendsburg ein lebhaftes Treiben. Von allen Richtungen kamen die Holstenbauern nach dieser altehrwürdigen Malstätte, wo schon im Mittelalter die heilige Fehme ihres Amtes gewaltet hatte. Auch heute sollte hier ein Gericht gehalten werden. Herr Kai Ranzau, der gestrenge Amtman von Rendsburg, führte im Namen des Königs Christian Iii. von Dänemark den Vorsitz, um ihn herum saßen die Schöffen, freie holsteinische Bauern, die den Titel „Amtsbauern" führten, und deren Aufgabe es war, genau und aufmerksam dem Gange der Verhandlung zu folgen und darnach das Urteil zu sprechen. Ein solches Gericht, das alter Sitte gemäß unter Gottes freiem Himmel gehalten wurde, hieß ein „Loding". Seine Befugnisse waren weitgehende; konnte es doch sogar das Todesurteil fällen und von dem jüngsten Schöffen dasselbe vollstrecken lassen! Rechts von den Schöffen stand eine Gruppe von Leuten, denen man es auf den ersten Blick ansah, daß sie ebenfalls freie Bauern waren. Sie waren hier auf der Dingstätte aber nicht erschienen als Richter, sondern als Ankläger. Finster blickten ihre Mienen, halblaut sprachen

5. Wiben Peter - S. 143

1901 - Braunschweig : Appelhans
— 143 — seinen Räten gegenüber verhalten sollten; er erkundigte sich teilnehmend nach ihren Verlusten und nach den Namen der vornehmsten Gefallenen, und unter solchen Gesprächen ritten sie in das Lager ein. Der Feldmarschall Johann Ranzau empfing die Gesandten und führte sie in sein Zelt, wo sie bewirtet wurden; dann wurden sie in das Zelt des verwundeten Herzogs Adolf geführt, wo sich auch der König mit vielen vornehmen Rittern ans Dänemark und den Herzogtümern, unter denen sich auch Barthold Peter befand, eingesunden hatte. Auch hier wurden die Dithmarschen freundlich empfangen und der König reichte jedem einzelnen die Hand; dann ergriff der Landessekretär Hermann Schröter aus Oldenwöhrden für die anderen das Wort und schilderte in einer ergreifenden Rede, wie viel das Land Dithmarschen bereits durch den Krieg gelitten habe, daß sie aber nicht willens seien, ihre Freiheit jetzt länger zu verteidigen, sondern daß sie sich und ihr Land der Gnade der verbündeten Fürsten übergeben wollten, wenn ihnen versprochen würde, daß sie ihre Ländereien und Häuser als Eigentum behalten sollten und daß der übriggebliebenen Männer, der Weiber und Kinder geschont würde. Man sah es dem Manne an, wie schwer es ihm wurde, diese Worte über die Lippen zu bringen; oftmals drohte die Stimme ihm zu versagen und es bedurfte eines ermunternden Blickes des Königs oder Bart-holds, daß er fortfuhr. Als er geendet hatte, war es eine geraume Zeit stille im Zelte; aller Blicke waren auf den König gerichtet, denn von seiner Entscheidung hing es ab, ob die Dithmarschen fortan freie Männer bleiben oder ob sie Leibeigene werden sollten. Aber Friedrich hieß die Gesandten abtreten und im Zelte Ranzaus seiner Entscheidung harren. Er wollte nicht sofort seine Antwort geben, sondern vorher mit seinem Oheim und mit seinen Räten überlegen, was er ihnen erwidern solle. Nun waren zwar einige der Meinung, daß man mit aller Strenge gegen ein so widerspenstiges Volk verfahren müsse, ja einer riet sogar, das ganze Volk auszurotten, wie man einst die Stedinger ausgerottet habe; aber glück-

6. Wiben Peter - S. 106

1901 - Braunschweig : Appelhans
— 106 — eflk Z^wölbt hatte über dem frischen Grabe, da litt fl q Ir, deter nicht langer mehr an dem Orte, wo er ftm Liebstes verloren hatte. Er trat deshalb vor den Grafen und bte Gräfin hin und bat sie, ihm zu gestatten, ? toieber abzureisen. Beibe legten chm feine Htnderntsse tn den Weg, und nachdem Wiben Lmenf ent remen schmerzlichen Abschieb genommen r "°ch der Fürsorge der Gräfin empfohlen (S t!' s f fi erf ^ch ^etn Mrb vorführen. Als er schon im Sattel saß, sagte ihm der Graf zum Abschied: „Wiben il Iubcr ®taug aus Kopenhagen habe m? ' 6 fcer Kronprinz fest entschlossen ist, gegen Dithmarschen zu ziehen, sobald ihm die Regierung zu- fallt. Euer Bruder Barthold steht beim Prinzen in Gunst; ei wird das Feuer schüren, daß es nicht erlischt. lte 3es fommen' wo Euch Euer Recht wird. Und nun gehabt Euch wohl. Grüßet Euren Bruder Johann: gute tfahrt und gute Verrichtung!" Er gab dem Pferde einen leichten Schlag auf den Schenkel, Wiben lüftete "b-r die Zugbrücke zum Fast ohne anzuhalten ritt Wiben Tag und Nacht bis er am anderen Morgen in der Hütte am Deiche an*' "Men sich bte Brüber die Hände: Johann sah Wiben tn die Angen, und da wußte er, daß dieser vou einem Totenbette kam. Keine Frage kam über seine Kippen; aber er murrte den ganzen Tag über den Rauch des Kamins, der ihm, wie er sagte, in die Augen biß, so daß er fortwährend mit dem Hanbriitfen sich die Thränen fortwischen mußte. X Umtost von den nimmer ruhenben, fcranbenben Wogen der Norbsee erhebt sich etwa 56 Kilometer von der holsteinischen Küste entfernt die Felseninsel Helgolanb ans den Fluten. Im Altertum, so erzählt die Sage, war

7. Wiben Peter - S. 17

1901 - Braunschweig : Appelhans
— 17 — Aber auch der König und sein Bruder rüsteten eifrig zum Kriege. Der Zufall war ihnen günstig, denn sie konnten gerade eine berühmte Schar von Landsknechten werben, die „große" oder die „schwarze" Garde, die unter dem Befehl eines deutschen Ritters stand, des Junkers Jörg von Schleinitz, gewöhnlich Junker Slenz genannt. Diese Bande, die raubend und sengend durch das nördliche Deutschland, vornehmlich durch das Land Hadeln zog, war der Schrecken aller Landleute und galt für unüberwindlich. Im Januar 1500 trat diese Garde in den Dienst der Fürsten, und ihre Zahl vermehrte sich durch Zuzug aus Jütland und dem übrigen Dänemark dermaßen, daß dieselbe auf 30000 Mann geschätzt wurde. Mit dieser furchtbaren Macht zogen nun im Februar König Johann von Dänemark und Graf Friedrich von Holstein gegen das kleine Dithmarschen. Dem Heere voran flog die alte Danebrogfahne*), das dänische Nationalheiligtum, die einst, wie die Legende erzählt, der Erzengel Michael dem Könige Waldemar Ii. während der Schlacht bei Reval, den 15. Juni 1219, vom Himmel heruutergereicht hatte. Ohne ernstlichen Widerstand zu finden, näherte sich das Heer dem damals unbefestigten Meldorf. Die Bauern aus den Dörfern hatten ihre Höfe verlassen, ihr Vieh fortgetrieben, und nur hie und da war ein eigensinniger, hartköpfiger Altvater auf seinem Altenteile sitzen geblieben, um dem nahenden Unheil Trotz zu bieten. „Wahre Di, Buer, de Garde kummt!" mit diesem Schlachtrufe stürzte sich die wilde Soldateska auf die Höfe und Häuser. Was fortgeschleppt werden konnte und des Mitnehmens wert war, wurde fortgeschleppt; das andere wurde zerschlagen und verbrannt, die Menschen getötet. In Meldorf hauste die Garde ebenso; hier waren es besonders die zurückgebliebenen Weiber und Kinder, an denen ihre Wut sich in grauenerregender Weise ausließ. Der König *) Die dänische Fahne, der „Danebrog", besteht aus einem roten Tuch, das durch ein großes weißes Kreu; in vier Felder geteilt wird. Tiemann, Wiben Peter. 2

8. Wiben Peter - S. 64

1901 - Braunschweig : Appelhans
— 64. — Hand gegen Dithmarschen zu ziehen, er selbst wolle ihr Führer sein, dann zuckten die Herren die Achseln und sagten, daran sei nicht zu denken; einer solchen Sache wegen pflege man keinen Krieg zu beginnen. An Kriegslust fehlte es zwar den meisten nicht; aber obwohl sie mit Grimm an den Tag von Hemmingstedt dachten, so erinnerten sie sich doch auch stets der Tapferkeit der Bauern, und manchem alten Krieger, der selbst mit dabei gewesen war, gellte noch heute der schreckliche Schlachtruf: „Wahre Di, Garde", in die Ohren. Dazu kam noch, daß Adolf, Herzog von Holstein, ein Bruder des Königs Christian Iii. von Dänemark, noch in einem zu jugendlichen Alter stand, als daß er sich selbst hätte an die Spitze des Heeres stellen können, und ohne ihren Herrn und Herzog wagten doch auch die kriegslustigsten unter den Rittern nicht, eine Fehde gegen Dithmarschen zu beginnen. Ja wenn man den König selbst hätte bewegen können, mit teilzunehmen am Kampfe! Aber daran war wohl kaum zu denken, denn Christian war ein frommer, friedfertiger Herr, der keine Lust nach kriegerischen Lorbeeren verspürte, nachdem er sich mit vieler Mühe die dänische Königskrone erkämpft hatte. So zogen die Brüder während des Sommers von einem Schlosse zum andern; aber überall erhielt Wiben dieselbe Antwort. Der Druck des Rechtsbuches schritt indessen rüstig weiter, und als es Wiben endlich sauber gebunden in der Hand hielt, da glaubte er seinem Ziele um ein Bedeutendes näher zu sein. Noch einmal ging er zu seinen adeligen Wirten und verehrte einem jeden unter ihnen ein Exemplar des neuen Buches. Sie nahmen es dankend entgegen, ließen sich auch von Wiben gern und willig noch einmal seine Beschwerde vortragen und aus dein Gesetz beweisen, daß ihm Unrecht geschehen sei; aber das war auch alles, was er erreichte. Da beschloß Wiben einen Schritt weiter zu gehen und zwar sich an den König Christian selbst zu wenden; und so sehen wir ihn denn im Frühling des folgenden Jahres 1541 in Kopenhagen. Es gelang ihm ohne Mühe, bei dem leutseligen Könige Zutritt zu erlangen und in geheimer Audienz ihm

9. Wiben Peter - S. 65

1901 - Braunschweig : Appelhans
— 65 — seine Sache vorzutragen. Christian betrachtete den dith-marsischen Bauern mit großem Interesse; hatte er doch stets eine gewisse Zuneigung zu dem tapferen Bauernvolke, das einem seiner Vorfahren so erfolgreich Widerstand geleistet hatte. Auch versprach er Wiben, seine Angelegenheit durch die tüchtigsten Rechtsgelehrten in Kopenhagen prüfen zu lassen; während aber dieses geschehe, möge sich Wiben als Gast des Königs betrachten. So kam Wiben Peter an den glänzenden Hos des Königs von Dänemark und er benutzte diese Gelegenheit, unter den Rittern des dänischen Hofes seiner Sache Freunde zu erwerben; aber trotzdem hatte seine Anwesenheit in Kopenhagen nicht den Erfolg, den er erwartet hatte. Die Prüfung durch die Rechtsgelehrten dauerte lange, und als sie endlich beendet und, wie nicht anders sich erwarten ließ, zu seinen Gunsten ausgefallen war, da war Wiben dennoch genau so weit wie vorher. Einen Teil des Sommers verbrachte der König alljährlich am Ufer des Esromsees, im nördlichen Teile von Seeland. Auch Wiben wurde eingeladen, den Hof dorthin zu begleiten, und es war eine neue Welt, die sich hier vor ihm anfthat. Das Bernhardinerkloster am nördlichen Ufer des Sees, damals noch nicht so verfallen wie heute, diente dem Könige und seinem Gefolge als Wohnung, und die Jagd in den hochragenden Buchenwaldungen, die den See von allen Seiten umsäumen, brachte genügende Abwechselung in die Eintönigkeit des Landlebens. Des Abends aber versammelte sich die ganze vornehme Hofgesellschaft auf einem Hügel am Ufer des Sees, wo bei gutem Wetter das Abendbrot eingenommen wurde, und Geschichten und Sagen vom Könige Waldemar Atterdag, der einst in dieser Gegend ein Schloß besaß und noch jetzt nächtlicherweile durch Wald und Sumpf jagte, verkürzten die Zeit. Eines Abends hatte sich Wiben Peter von der Hofgesellschaft entfernt und erging sich allein am Seeufer. Eine plötzliche Sehnsucht nach der Heimat, nach Weib und Kind hatte ihn ergriffen. Wie lange war es nun doch Tiemann, Wiben Peter. 5

10. Wiben Peter - S. 132

1901 - Braunschweig : Appelhans
— 132 — unter ihm befehligten Franz von Bülow, Holger Rosenkranz, Kai Ranzau und noch mehrere andere Herren von bewährtem Verstände und großer Umsicht. Barthold Peter sollte dem Heere als Wegweiser dienen. Die dänische Flotte aber lag unter ihrem Admiral Jens Truudeseu in der Elbmündung vor Anker, um, falls es nötig werden sollte, sofort in Thätigkeit treten zu können. Am Sonnabend, den 21. Mai, wurde den Achtundvierzigern, die in Heide versammelt waren, die Kriegserklärung des Königs von Dänemark und des Herzogs von Holstein übergeben. Nach altem Kriegsgebrauch wurde der Fehdebrief an einen weißen Stecken gebunden und von einem Reiter in das feindliche Lager gebracht. Weil dieses aber eine sehr gefährliche Sendung war, da man befürchten mußte, daß der Ueberbriuger des Fehdebrieses von den Feinden erschlagen würde, so wurde mit derselben ein zum Tode verurteilter Verbrecher betraut, dem dafür das Leben geschenkt werden sollte. Auf einem Gute der Herren von Ranzau war ein Wilddieb ergriffen worden, dem der Galgen gewiß war; ihm gab man den Auftrag, den Dithmarschen die Kriegserklärung nach Heide zu bringen. Aber selbst diesem schien die Sache so bedenklich, daß er nur durch die Drohung sofortiger Hinrichtung bewogen werden konnte, sich mit dem verhängnisvollen weißen Stecken auf den Weg zu machen. Der Brief war in plattdeutscher Sprache abgefaßt und enthielt ein langes Sündenregister der Dithmarschen; hauptsächlich wurde ihnen zur Last gelegt, daß sie „Roof, Mord un Fredebröke geöfet, wo denn np unfe Land, Hilgenland genömet, dar de Kerfe ntch verschonet un geschüet worden, Mord darin dädlick to öfen un to began, andere unsägliche, dädliche, grusahmliche Handlungen, de schwerlich to verholden".*) *) „Raub, Mord und Friedensbruch geübt, wie denn auf unserm Lande, Helgoland genannt, dort die Kirche nicht verschont und nicht gescheut worden, Mord darin thätlich zu üben und zu begehen, andere unsägliche, thätliche, grausamliche Handlungen, die schwerlich zu entschuldigen".
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