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1. Heimatkunde des Regierungsbezirks Osnabrück - S. 33

1901 - Osnabrück : Pillmeyer
— 33 — Eins von diesen Häusern stand mitten in der Heide bei den alten Hünengräbern. Dies Haus wurde der Krug genannt, weil die Kirchleute sich dort von dem langen Wege bei einem Kruge Bier zu erholen pflegten. Der Wirt in dem Hause, welcher Alke hieß, dachte mehr an seinen Verdienst als an den lieben Gott. Er hatte immer viel Zeit, hielt die Menschen von der Kirche zurück und nötigte sie zum Trinken, indem er sagte, sie kämen zum Gottes- dienste noch früh genug. Dies war denn die Ursache, daß die Leute selteu zur rechten Zeit in die Kirche kamen. Da der Wirt schon häufig gewarnt worden war und doch von seiner bösen Ge- wohnheit nicht lassen wollte, so strafte ihn zuletzt Gottes Hand. Sein Haus, das auf einer kleinen Auhöhe stand, versank plötzlich samt der Scheune, und an derselben Stelle entstanden die tiefen Wasserlöcher, welche man heute noch sieht. Darüber erschraken die Leute ganz gewaltig. Zum ewigen Andenken nannten sie die andern elf Häuser „Alfhausen" und bauten sich eine eigene Kirche. Von der Stelle aber, wo das Haus versunken ist, erzählt man sich allerlei wunderbare Geschichten. Wenn um Mitternacht bei diesen Wasserknhlen Alke dreimal gerufen wird, so erscheint er in der Gestalt eines feurigen Rades und straft deu, der ihn gerufen hat. Als einst der Bauer Grumfeld, dessen Hans nicht weit von den Alkenkuhlen liegt, mit einigen guten Freunden im Wirtshause saß, rühmten sie gegenseitig ihre Pferde. Grumfeld sagte, er habe einen Schimmel, mit dem wolle er wohl in der nächsten Nacht den Alke anreiten und ihn herausfordern. Tie andern Bauern hielten ihn beim Wort und wetteten neun Pfund Silber gegen sein Pferd. Grumfeld ging die Wette ein und machte sich am folgenden Tage bereit. Er putzte seinen Schimmel und führte ihn an die Alken- kühle. Dort suchte er ihm deutlich zu machen, worauf es ankäme. Und das treue Tier begriff alles und trug seinen Herrn in schnellem Laufe nach Hause zurück. Nun gab der Bauer ihm das beste Futter und zeigte ihm auch die große Thür, welche in der Nacht offen bleiben sollte. Als Mitternacht nahe war, ritt er abermals hinaus zu der Alkenkuhle und hielt am Rande des Wasserloches still. Es war eine sternhelle, ruhige Nacht. Man vernahm keinen Laut; uicht einmal ein Fuchs oder eine Eule ließen sich hören. Der Schimmel stand und rührte kein Glied. Jetzt hörte Grumfeld die Turmuhr zwölf schlagen, erst zu Uffeln, dann zu Merzen und zuletzt zu Alfhausen. Nach dem letzten Schlage rief er mit lauter Stimme: „Alke, knmm! geist du mit?" Da antwortete eine grausige Stimme, die mitten aus der Erde kam: „Tös! den enen Schoh antück ick, den annern anrück ick, dann wil ick di Düwel wol Halen!" Ohne Zögern gab der Bauer seinem Pferde die Sporen, und wie der Blitz durch die Luft fährt, wie der Pfeil vom Bogen

2. Die wichtigsten Begebenheiten der Neuzeit, insbesondere der preußisch-deutschen Geschichte seit 1648 - S. 37

1911 - Breslau : Hirt
Begrndung d. Brandenb.-pren. Staates unter d. Gr. Kurfrsten u. Friedr. Iii. 37 von Kalcksteiu, den er in Warschau hatte ausheben lassen, enthauptet. (Der Absolutismus dauert in Preußen bis 1848.) Die Hauptsttzen seiner unumschrnkten Gewalt waren die Domnen, das stehende Heer und das Beamtentum (vgl. darber spter 32 und 33). In diesem Kampfe vertrat der Kurfürst den Staatsgedanken gegen die territorialen Ge-walten. Schon während des Krieges hatte die kurfrstliche Regierung gegenber den Stnden, die Geld nur fr ihr eignes Land aufbringen und verwendet wissen wollten, den Standpunkt vertreten, da die einzelnen Lnder ein Ganzes bildeten und jedes die Lasten dieses Ganzen mit zu tragen habe. Sie hatte auch durchgesetzt, da die Stnde in Kleve einen Geldbeitrag zu dem Kriege in Ostpreuen leisteten. Nur auf diesem Wege konnten die zerstreuten Gebiete zu einem Staatsganzen weiterent-wickelt und ihre Bewohner mit einem krftigen Staatsbewutsein erfllt werden. In diesen Jahren wurden auch die ersten Schritte zur Einfh-ruug der Akzise, einer indirekten Steuer auf Mehl, Schlachtvieh und Bier, getan, durch die sich der Kurfürst eine regelmige, mit dem Wohl-stnde des Landes wachsende, von der Bewilligung der Stnde unab-hngige Einnahme sicherte. Er begnstigte das Merkantilsystem, legte den Mllroser Kanal zur Verbindung der Elbe und Oder an und schuf eine eigne Post, begrndete ferner die Bibliothek in Berlin und die Universitt Duisburg. 22. Der Franzsisch-schwedische Krieg. Ende der Regierung. Auch an der Bekmpfung der Franzosen war der Kurfürst während des zweiten Raubkrieges hervorragend beteiligt, ohne freilich trotz glnzender Erfolge der die franzsischen Verbndeten, die Schweden, einen nennenswerten materiellen Gewinn zu erzielen (vgl. 4). Seit dieser Zeit wurde der Name des Groen Kurfrsten" in Deutschland volkstmlich. Der Krieg an der Ostsee hatte den Kurfrsten die Notwendigkeit einer Flotte erkennen lassen. Im Jahre der Schlacht bei Fehrbellin hatte er schon drei Fregatten (Kurprinz", Berlin" und Potsdam") mit dem roten Adler im weien Felde von Holland durch den hollndischen Reeder Raule gechartert". Die Flotte stieg allmhlich auf 30 Schiffe. Sie griff wegen rckstndiger Hilfsgelder die spanische Silberflotte an und bestand ein rhmliches Gefecht bei St. Vincent. Sie erwarb auch Kolonien an der Guineakste, wo das Fort Grofriedrichsburg angelegt wurde. Eine afrikanische Handelsgesellschaft sollte den Handel frdern. Aber die Eifersucht der Hollnder, die Anforderungen an die Steuerlast des Landes fr das unentbehrliche Landheer, der Mangel eines geeigneten Hafens, da Pillau und Emden zu weit von dem Mittelpunkte seiner Staaten ab-gelegen waren, das alles war einer krftigen Kolonialpolitik und der Ent-Wicklung einer starken Flotte ungnstig. Wenn der Kurfürst sich nach dem Schwedischen Kriege zu einem Bndnis mit Frankreich entschlo, so wirkte auch das gespannte Verhltnis

3. Die Hauptereignisse der römischen Kaiserzeit, Deutsche Geschichte bis zum Ende des Dreißigjährigen Krieges - S. 108

1911 - Breslau : Hirt
108 Aus der Geschichte des Mittelalters. den starken Wunsch weiter Kreise der Bevölkerung Italiens nach nationaler Unabhängigkeit und ihre damit zusammenhängende Feindseligkeit gegen die deutsche Herrschaft für seine Zwecke und machte sich zum Herrn der Lage. Sizilien blieb von Deutschland getrennt, Konstanze, Heinrichs Vi. Witwe, übertrug Innozenz die Vormundschaft über ihren Sohn Friedrich. Der Bürgerkrieg in Deutschland hinderte jede Entfaltung der königlichen Gewalt und ihr Eingreifen in Italien: Innozenz forderte Mittelitalien als alten Besitz der Kirche zurück. Auch in den übrigen Staaten Europas brachte Innozenz die Stellung eines Oberherrn zur Geltung; von den Königen von Portugal, Aragonien und von Johann (ohne Land) von England, dem Bruder und Nachfolger von Richard Löwenherz, wurde sie durch die Lehnshuldigung förmlich anerkannt. Der vierte Kreuzzug. Obwohl es Innozenz nicht gelang, die Wiedereroberung von Jerusalem herbeizuführen, so fand unter seinem Pontifikate die größte Einwirkung des lateinischen Abendlandes auf den Osten seit dem ersten Kreuzzuge statt. Kreuzfahrer, die sich in Venedig sammelten, wurden vom Dogen Henrico Dandolo bestimmt, die Stadt Zara für Venedig zu erobern. Hier erschien der aus Kou-stautinopel vertriebene Kaisersohn Alexius und erbat, unter Zusicherung einer großen Entschädigung, ihre Hilfe für seinen entthronten Vater Isaak Angelus. Obwohl Innozenz über die Kreuzfahrer den Bann aussprach, gingen diese auf das Anerbieten ein und führten Alexius zurück. Als er ihnen hier die versprochene Summe zu zahlen sich weigerte, eroberten sie Konstantinopel und begründeten das lateinische Kaisertum, an dessen Spitze Balduin von Flandern trat; mehrere Lehns-königtümer und Fürstentümer wurden eingerichtet, den Hauptgewinn hatte Venedig durch seine Erwerbungen am Adriatischen und am Ägäischen Meere. Auch Innozenz erklärte sich schließlich einverstanden. Seine Stellung als die eines Herrn der ganzen Christenheit trat auf der vierten lateranischen Synode, an der alle Patriarchen entweder in Person oder durch Vertreter teilnahmen, aus das glänzendste hervor. Der Widerstand gegen die Verweltlichung der Kirche, die von den Albigensern (nach der Stadt Albi) und Waldensern, Anhängern des Petrus Waldus in Lyon, ausging, wurde durch die „Albigenserkriege", die als Kreuzzüge geführt wurden, niedergebrochen. _ Der weiteren Verbreitung ihrer Lehre über die Grenzen von Südfrankreich hinaus und der drohenden Gefahr eines sich in der Stille vollziehenden allgemeinen Abfalles von der Kirche traten am frühesten und wirksamsten die Minoriten oder Franziskaner entgegen. Sie verzichteten wie die wenige Jahre später auftretenden Dominikaner gänzlich auf Hab und Gut zugunsten der Armen und wirkten hauptsächlich in den Städten. Franz von Assisi (+ 1226) und der Altkastiliauer Dominikus (+1221) sind die Stifter der nach ihnen genannten „Bettelorden". Die Erfolge der

4. Die Hauptereignisse der römischen Kaiserzeit, Deutsche Geschichte bis zum Ende des Dreißigjährigen Krieges - S. 203

1911 - Breslau : Hirt
Das Zeitalter der Religionskriege. 203 Als aber Leute des Herzogs von Guise die zu Vassy in einer Scheune versammelten Hugenotten überfielen, kam es zum offenen Kampfe. Nach mehreren glücklichen Kriegen erhielten sie freie Religionsübung zugesichert; ja Coliguy erwarb Karls Ix. besonderes Vertrauen und gewann Einfluß auf seine Entschließungen. Da entfachte die Pariser Bluthochzeit (1572) den Krieg von neuem. Es war zur Befestigung des Friedens die Vermählung Heinrichs von Bourbon mit Margarete, Karls Schwester, vereinbart worden. Die Hugenotten, die sich zur Feier des Festes nach Paris begeben hatten, wurden hier in der Bartholomäusnacht (23./24. August) überfallen und etwa 1000 von ihnen niedergemacht; unter ihnen, eins der ersten Opfer, Coliguy. Auch auf mehrere Provinzen dehnte sich die Versorgung aus. In den folgenden fünf Bürgerkriegen stand Heinrich von Navarra, der sein Leben in der Bartholomäusnacht durch scheinbaren Übertritt zur katholischen Kirche gerettet hatte, an der Spitze der Reformierten. Die Erbitterung stieg aufs höchste im (letzten) Kriege der drei Heinriche (Heinrich Iii., Heinrich von Navarra, Heinrich von Guise). Da der König kinderlos war und mit ihm das Haus Valois ausstarb, war Heinrich von Bourbon der nächstberechtigte Thronerbe. Um ihn von der Nachfolge auszuschließen und den unfähigen König zu beseitigen, bildete sich unter Führung von Heinrich Guise eine (neue) Ligue, die das Volk von Paris für sich gewann. Als aber Heinrich Iii. ihren Plänen zuvorkam und Guise ermorden ließ, erbitterte er seine Glaubensgenossen so sehr, daß er vor ihrer Rache in das Lager Heinrichs von Navarra flüchten mußte. Hier wurde er bald darauf von einem Mönche ermordet. Ihm folgte Heinrich Iv. (1589—1610). Da Heinrich die Anerkennung der Gegner nicht fand und Paris (das von Alexander Farnese entsetzt worden war) nicht erobern konnte, trat er in St. Denis zum zweitenmal zur katholischen Kirche über. Herauf öffnete ihm Paris die Tore. Die Religionskriege wurden 1598 durch das Edikt von Nantes beendet, das den Reformierten Gewissensfreiheit, politische Gleichberechtigung und das Besatzungsrecht in mehreren Städten gewährte. Heinrich Iv. ist einer der tatkräftigsten Könige Frankreichs. Er verstand es, mit Hilfe seines Finanzministers Sully die Wunden, die der Hugenottenkrieg dem Lande geschlagen, durch Hebung des Ackerbaues, Handels und Gewerbes zu heilen; damals erwarb Frankreich den ersten Kolonialbesitz in Amerika. Als Heinrich sich anschickte, in den jülich-klevischen Streit einzugreifen, traf ihn der Dolch eines Fanatikers.

5. Bilder aus Frankens Vergangenheit - S. 95

1914 - München : Oldenbourg
95 — 10. Plünderung und Mißhandlung der Bewohner im Dreißigjährigen Kriege. „Die Soldaten. stellten ihre Pferde ein und schlachteten alle Hühner und Schafe nacheinander ab. hernach hatte jeglicher feine sonderbare Arbeit zu verrichten, deren jede lauter Untergang und Derderbert anzeigte. Dann obzwar etliche anfingen zu sieden und zu braten, daß es aussah, als sollte ein Festmahl gehalten werden, so waren hingegen andere, die burchstürtnten das Baus unten und oben; andere machten von Tuch, Kleidungen und allerlei Hausrat große palete zusammen, als ob sie irgend einen Krempelmarft einrichten wollten. Was sie aber nicht mitzunehmen gedachten, ward zerschlagen und zu Grunde gerichtet. (Etliche durchstachen Heu und Stroh mit ihren Degen; etliche schütteten die Federn aus den Betten und füllten hingegen Speck, dürres Fleisch und Gerät hinein, als ob alsdann besser darauf zu fchlafen wäre. Andere schlugen Ofen und Fenster ein, gleichsam als hätten sie einen ewigen Sommer zu versündigen. Kupfer- und Zinngeschirr schlugen sie zusammen und packten die verbogenen und verderbten Stücke ein. Bettboden, Tische und Stühle verbrannten sie. Unsere lllagd war dermaßen mißhandelt, daß sie nicht mehr gehen konnte. Den Knecht legten sie gebunden auf die (Erde, steckten ihm ein Sperrholz in den Mund und schütteten ihm einen Kübel voll garstigen Mistlachenwassers in den Leib. Das nannten sie einen schwedischen Trunk, wodurch sie ihn zwangen, eine partei anderwärts zu führen, wo sie Menschen und Dieh hinwegnahmen und in unsern Hof brachten. Da fing man erst an, die Steine von den Pistolen und an deren Statt des Bauern Daumen auszuschrauben und die armen Schelme so zu foltern, als wenn man hätte Hexen brennen wollen, wie sie denn auch einen von den gefangenen Bauern bereits in den Backofen steckten und mit Feuer hinter ihm her waren, ungeachtet er noch nichts bekannt hatte. (Einem andern machten sie ein Seil um den Kopf und zogen es so zusammen, daß ihm das Blut zu Mund, Nase und Ohren heraussprang. In Summa: es hatte jeder seine eigene (Erfindung, die Bauern zu peinigen, und also auch jeder Bauer seine besondere Marter. Allein mein Vater war meinem damaligen Bedünken nach der glückseligste, weil er mit lachendem Munde bekannte, was andere mit Schmerzen und jämmerlicher Wehklage sagen mußten. Die Soldaten setzten ihn nämlich zu einem Feuer, banden ihn, daß er weder Hände noch Füße regen konnte, und rieben seine Fußsohlen mit angefeuchtetem Salze, welches ihm unsere alte Geiß wieder ab lecken und ihn also kitzeln mußte, daß er vor Lachen hätte zerbersten mögen. Das klang so spaßhaft, daß ich, weil ich es nicht besser verstand, von Herzen mitlachen mußte. In solchem Gelächter bekannte er, was man von ihm verlangte, und öffnete den verborgenen Schatz, welcher an Gold, perlen und Kleinodien viel reicher war, als man hinter Bauern hätte suchen mögen."

6. Bilder aus Frankens Vergangenheit - S. 110

1914 - München : Oldenbourg
— Uo — war in Lohr ein Haus von der Pest verseucht, so wurde es zugeschlagen. Die Notwendigkeiten wurden an einer Stange zum Fenster hineingereicht, war einer gestorben, so wurde er von den Lebenden zum Fenster hinaus auf die Straße geworfen; der täglich dreimal alle Straßen passierende Leichenwagen nahm den Leichnam auf. Die Pest regierte sechs Wochen und drei Lage; es sind daran gestorben 860 Menschen; der höchste Stand an einem Lage waren 45 Tote. Nur zwölf Häuser waren noch frei; von zwölf Ratsherren lebten noch vier (\655). 3n Kloster Neustadt verstärken sechs Priester. — Nicht ein ziffernmäßiges Bild soll durch diese Zusammenstellung gewonnen werden, dazu sind die Angaben zu lückenhaft, zu unvollständig und ungenau. Aber eines ist daraus zu ersehen' Furchtbarer denn der Krieg mordete dessen treue Begleiterin, die Pest. 23, Der Friede. Friede! Kaum war es zu glauben, daß er in deutschen Landen nochmal Linkehr halten könne, wie ein fremdes Märchen aus seligen Tagen klang die Kunde von dem Friedensschluß den Alten, die während einer jahrzehntelangen Greuelzeit grau geworden waren, wie ein unfaßbares Wunder empfand sie die Jugend, die in Kriegsnot und Elend herangewachsen war- ohne wart und Pflege. Sie hatte die Segnungen des Friedens nie gesehn. Daß der Bauersmann frohgemut die Saat bestellte auf sorgfältig bereiteter Flur, daß hundertfältige Ernte den sauren Fleiß des Landmanns lohnte, daß nach getaner Arbeit auch Feste das Leben im schmucken Dorf lein verschönten —, ja davon wußte das verwilderte Geschlecht nichts. Bilder zertretener Acker, geschwärzter Dorfruinen, Szenen von Haub und Mord, Kummer und Leid — das waren die Eindrücke gewesen, die es empfangen hatte von Kindheit auf. Und jetzt klangen die Glocken von Turm zu Turm und kündeten Frieden auf deutscher Erde. Bis in die entlegensten Schlupfwinkel drang die Botschaft und rief die verkrochenen Einwohner in die Dorffchaften um das Friedensfest zu feiern. Am Lage Martini des ^6^8 ften Jahres beging man in vielen ©rten Frankens das frohe Ereignis. 3n feierlichem Wallgange zogen die abgehärmten Männer, Weiber und Kinder vom Gotteshaufe durch die Straßen der Heimatgemeinde. Dann vereinigten sie sich in der Kirche zu andächtigem Dankgottesdienst. Die Glocken läuteten und die Böller krachten und von dem Turme bliesen Trompeter kirchliche Lieder. Alle Arbeit ruhte. wie aber sah es aus im Lande, als der längste Krieg geendet tvara den Deutschland je zu ertragen hatte? Unsagbar war die Verwüstung. Ganze Dörfer waren von der Erde verschwunden und wurden nicht mehr aufgebaut. In jeder Ortschaft gab es herrenlose Güter in Menge. Die Einwohner vieler Gemeinden waren

7. Bilder aus Frankens Vergangenheit - S. 72

1914 - München : Oldenbourg
— 72 — Menschen erschuf, gab er ihm Gewalt über alle Tiere, über die Vögel in der Luft und die Fische im Wasser. 5. Zum fünften haben sich unsere Herrschaften die Hölzer allein zugeeignet und der arme Mann muß sich sein £70x3 teuer erkaufen. Unsere Meinung ist, daß alle Wälder, die nicht gekauft wurden, der Gemeinde zufallen sollen. Brenn- und Bauholz soll dann jeder nach Bedarf von der Gemeinde umsonst erhalten. 6. Zum sechsten fordern wir, daß man mit den Diensten, die täglich zunehmen, Einhalt tuen möge und uns gnädig behandle, wie unsere Eltern gedient haben nach dem Worte Gottes. 7. Zum siebten wollen wir uns von einer Herrschaft nicht weiter beschweren lassen als zu der Zeit, da das Gut verliehen wurde, wenn der £?err neue Dienste nötig hat, soll der Bauer ihm gehorsam sein, aber zu einer Zeit, da es ihm nicht zum Nachteil ist, und um einen annehmbaren Lohn. 8. Zum achten wollen wir, daß Güter, welche die Gült nicht tragen, von ehrbaren Leuten nach Billigkeit geschätzt werden, damit der Bauer nicht umsonst seine Arbeit tue, denn jeder Taglöhner ist seines Lohnes wert. 9. Zum neunten beschweren wir uns dagegen, daß man straft nach Neid und Gunst und nicht nach geschriebener Strafe und nach Gestalt der Sache. 10. Die Acker und wiesen, die der Gemeinde gehören und die sich jemand angeeignet hat, werden wir wieder der Gemeinde zu fanden geben. \ V Den Todesfall wollen wir abgeschafft haben. \2. wenn einer der Artikel dem Worte Gottes nicht gemäß ist, so wollen wir davon abstehen, wenn uns dies aus der Schrift nachgewiesen wird. Der Friede Ehristi sei mit uns allen. Amen. f) Das Lager von Bildhausen. Am palmtag versammelten sich etliche Bauern von Burglauer und Umgegend in einem Schenkhaus zu Münnerstadt und machten mit einigen aus der Stadt einen Pakt, das Kloster Bildhausen einzunehmen. Am folgenden Mittwoch zogen bis zu zoo Mann mit wehren, Trommeln und pfeifen vor das Kloster und forderten Einlaß. Als sie eingelassen waren, haben sich £)ans Schnabel von Münnerstadt, ein Schreiner, und fjans Scharr von Burglauer zu f^auptleuten unter ihnen aufgeworfen. Der Abt und der größte Teil des Konvents flohen gegen Königshofen im Grabfeld. Die £}auptleute nahmen die Verwaltung des ganzen Klosters Zu ihren fanden, bestellten die wache, da sie einen Überfall befürchteten, und hielten Straßen, Wege, Führten und Schläge bei Tag und Nacht in guter Acht. Auf ein Ausschreiben liefen ihnen viele Bauern aus der Umgegend zu; auch die von Neustadt schlossen sich ihnen an. Als der

8. Bilder aus Frankens Vergangenheit - S. 111

1914 - München : Oldenbourg
— m — bis auf wenige Familien gestorben oder verdorben. Ohne Unterricht, ohne Gottesdienst war das junge Volk aufgewachsen in Roheit und Sittenlosigkeit; von den Soldknechten der Heere hatte es Gewalttätigkeit und Verbrechen aller Art gelernt. Über den ehemaligen Acker war Wald gewachsen; angebaut wurde nur so viel Feld, als 3um (Ertrage der nötigen Nahrung erforderlich war. Der wert der Grundstücke war ungemein gesunken. Ost weigerten sich Nachbarn, anstoßende herrenlose Acker schenkungsweise anzunehmen, um die darauf lastenden Bodenabgaben nicht zahlen zu müssen. Die Ortsgeschichten belegen diese 2lngaben mit (Einzelbeispielen. So schreibt die dhronif von Gerolzhofen: „(Ein jammervolles Bild boten Stadt und Markung von Gerolzhofen nach den Drangsalen des Krieges. Die Mittel des Stadthaushaltes waren völlig erschöpft, Stadt- und Landgemeinden an den Bettelstab gebracht. Greulichen Anblick bot das Gebiet der Stadtmarhmg, der Umgebung, dessen ausgebrannte, totenstille Dörfer Lindelach, Rügsbofen, Stockheim, Alitzheim, Mittelmühle in Trümmern lagen. Rügshofen erlangte feinen früheren Umfang nicht wieder, Lindelach erhob sich überhaupt nicht mehr. Auren und wiesen waren nach langem Verwildern ertraglos, Acker und Weingärten von wildem Buschwerk überwuchert. Auch der sittliche Zustand der gelichteten Bevölkerung hatte begreiflicherweise sehr stark gelitten unter den (Eindrücken endloser blutiger Greuel, unbeschreiblicher Ausschreitungen, jammervoller Seuchen, He$enverfolgungen und Kriegsläufe. Zahlreiche Güter waren herrenlos und fanden tatsächlich keinen Herrn." In der Ortsgeschichte von Untererthal ist zu lesen: „Zwischen \652 und \650 verschwanden Nachbarn mit Familienangehörigen. Gegen (Ende der Kriegstvirren waren an die 50 Hofstätten verödet. Von 25 dem Frhrn. von (Erthal zustehenden Häusern standen 20 leer. Die unbewohnten Häuser waren teilweise abgebrannt oder verfallen. Steine und Holz verwendeten die den Krieg überlebenden Nachbarn zum Ausbessern ihrer baufälligen Heimstätten. Felder, wiesen und Weinberge lagen größtenteils brach; sie waren vielfach mit Hecken und Stauden verwachsen. Auf Hetzloser Markung waren \658 von 295 Morgen (Erthaljcher Acker nur ungefähr 40 Morgen bebaut, „das übrige mit Hecken und Holz verwachsen". Von \03 Morgen wiesen konnten nur 35 Morgen genutzt werden, die übrigen waren verwachsen und verwildert. Noch um 1?oo lagen \56 Morgen Feld bei Hetzlos wüst und das Dorf zählte noch ^6 öde Hofstätten. Hier wie überall wurde die Markung neu vermessen, da sie „mit Holz, Hecken und Sträuchern dergestalt verwachsen, daß sich darinnen schwerlich mehr zu finden". Die Stadt Karlstadt hatte ^670 {7? leere Häuser. Infolge der großen Verarmung der (Einwohnerschaft wurde der Gemeindewald verteilt.

9. Bilder aus Frankens Vergangenheit - S. 112

1914 - München : Oldenbourg
— U2 — bo war es überall im Frankenlande, so war es in ganz Deutschland. Nur langsam schwand das Elend, nur allmählich hob sich die Bevölkerungsziffer. Aber auch der Friede mußte nochmals teuer erkauft werden durch hohe Friedensgelder. Karlstadt hatte z. B. 2*00 Reichstaler zu entrichten. Erst zwei Jahre nach dem Friedensschlüsse zogen die letzten Schweden aus Franken ab. Ihr schmachvolles Gedenken aber hat sich bis in unsere Tage erhalten und heute noch schreckt Großmütterlein die Enkelkinder mit dem Spruche: „Bet, Kindlein, bet! Bet, sonst kommt der Schwed, Bet, sonst kommt der Ochsenstern, Wirt) die Kindlein beten lehr'n!" 24. Der Pflugzug zu Hollstadl. Gelobte Wallfahrten erinnern uns vielerorts an die schreckensvollen Zeiten des Dreißigjährigen Krieges, da der schwarze Tod Städte und Dörfer entvölkerte und wilde Söldnerscharen die wenigen Überlebenden quälten und mordeten. Aber auch weltliche Bräuche haben das Gedenken an jene Zammertage erhalten. )n der Gemeinde Hollstadt bei Neustadt begeht man das Gedächtnis der furchtbaren Leiden, welche die Schweden über das Dorf gebracht hatten, durch den eigenartigen Pflugzug. Zwei lanzentragende Kriegsfnechte marschieren an der Spitze des Zuges; ihnen folgt ein schwarzer Heiter als Sinnbild des langen Krieges. Pfeifer, Trommler, ein Schwedenhauptmann, Offiziere, Heiter und Fußvolk stellen die erste größere Gruppe und rufen Bilder von Verwüstung und Not vor den rückschauenden Blick. Eine einzige Kuh war von dem ganzen Viehstand übriggeblieben, im tiefen Keller hatte man sie versteckt gehalten und heimlich gefüttert. Darum geht im Zuge eine geschmückte Kuh mit. Abgehärmtes, elendes Landvolk, von junger und Mißhandlungen entkräftet, geleitet sie. vier Feldgeschworene deuten an, daß die verwüsteten Felder nach dem Kriege wieder neu abgegrenzt werden mußten. Sechs festlich gekleidete Mädchen ziehen den pflüg, wie sich die Bevölkerung aus Mangel an Zugvieh nach dem Schwedeneinfalle vor die Feldgeräte spannte. Auf einem Hade werden zwei Burschen einhergezogen zur Erinnerung daran, daß viele Einwohner von den grausamen Fremdlingen geschleift, gerädert oder in den Weinkeltern langsam zerschmettert wurden. Ein Bärenführer, der den Zufluchtsort der ^oll-städter an die Schweden verraten wollte, erscheint ebenfalls im Zuge, ferner ein schwedischer Soldat, der die Leute fortwährend neckt und beunruhigt. puppen, die an Birkenstämmchen hängen, versinnbildlichen uns jene schreckliche Todesart, welche die Schweden vielen Dörflern durch Auf-

10. Bilder aus Frankens Vergangenheit - S. 70

1914 - München : Oldenbourg
— 70 — Um Amorbach suchte sich der Helle lichte Zausen zu ordnen und die Grundsätze niederzuschreiben, welche die Richtschnur für die Bauern sein sollten. Der Amtskeller in Miltenberg machte ihnen einen Entwurf. Am 30. April besetzten die rebellischen Bauern Amorbach. Götz von Berlichingen und Jörg Metzler kamen zu Pferde, stiegen in der mainzischen Kellerei ab, kamen dann in das Kloster und redeten mit dem Abte und dem Konvent von ihrer brüderlichen christlichen Reformation, weswegen alle Barschaft an Geld, alles Silberwerk und alle Kleinodien ausgeliefert werden sollten. Inzwischen fielen die Bauern in das Kloster ein und plünderten alle Zellen und Kammern. Am Mai mußten die Fratres ihre silbernen Becher herausgeben und das Kloster wurde noch» ntals geplündert. Der Abt mußte einen Leinenkittel anziehen. Am 2. Mai wurde beim Morgenessen aus lauter Kelchen getrunken. Ein Bauer, der mehrere Kelche geheim für sich behalten wollte, wurde ausgepeitscht und vom Haufen gejagt. Nachdem alles wohl geplündert war, sind sie von Niederhall mit ihrem Fähnlein auf den Gotthardsberg gezogen und haben solchen geplündert. Jetzt vereinigten sich die übrigen der Städte mit dem Hellen lichten Haufen, zogen vor Aschaffenburg, belagerten diese Stadt, in welcher sich der Statthalter von Mainz befand, nahmen die Stadt ein und zwangen den Statthalter, die gemeinen zwölf Artikel und acht zu Miltenberg geschmiedete anzunehmen. Während dieser Dorf alle war der Brandmeister von den Bauern mit einer Rotte in Amorbach zurückgeblieben in der Absicht, nach völliger Ausplünderung das Kloster zu verbrennen, wenn die Bauernschaft diese Gegend verlassen würde. Allein die Bürger haben dafür gebeten aus Furcht, es möge das Feuer dann auch das Stäbtlein ergreifen, weshalb die Hauptleute befahlen, die Mühlen und Scheuern stehen zu lassen, das andere aber bis in den Grund abzubrechen, welches dann die Bürger auch zu bewerkstelligen sich sonderlich beflissen, die Dächer abhoben, die (Lüren heraustaten, die Kloben herausbrachen usw. 3m Kurstaat Mainz war nun nichts mehr zu tun. Die Bauern zogen daher ab und nahmen ihre Richtung auf Franken. In Wertheim überfielen sie den Grafen Jörg von Wertheim und zwangen denselben, mit ihnen gemeinschaftliche Sache zu machen. Am Sonntag Jubilate kamen die Bauern aus dem Odenwald in Höchberg vor Würzburg an. d) Wie die Bauernhaufen gegen Würzburg zogen. Dazumal lag die Versammlung der Bauern vom Neckar und (Odenwald zu Amorbach. Ihre Hauptmänner waren Götz von Berlichingen mit der eisernen Hand und Georg Metzler von Ballenberg. Diese Bauern wurden von etlichen Bürgern von Würzburg ersucht und geladen, gegen Würzburg zu kommen, was sie gerne taten. Am Sonntag, den 7. Mai, langten sie bei Höchberg, nicht fern von Würzburg, an und schlugen da-
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