: Beschieung von Libau (Kurland) und der Kste von Algier. Erstes Seetreffen bei Helgoland. Angriffe | der deutschen Flotte auf die englische Kste, Sieg an der Doggerbank. Das deutsche Auslandskreuzer-Geschwader, bei Coronet (Chile) siegreich, wird bei den Falklands-Jnseln vernichtet.
Kmpfe in den Kolonien: Tsingtau erliegt nach Helden-haster Verteidigung den Japanern, (7. November).
1915 Schlachten bei Soissons, in der Champagne, an der Lorettohhe und in den Argonnen. Der groe An-griff der Franzosen (General Joffre) und Englnder bei Ipern, Arras und in der Champagne scheitert
(September-Oktober).
I _
Winterschlacht in Masuren (7. bis 15. Febr.). Die Russen erobern Przemysl.
| Durchbruchsschlacht in Westgalizien (Gorlice 2. Mai); Rckeroberung Galiziens. Vorrcken der Dentscheu und sterreicher in Polen; Eroberung der groen westrussischen Festungen (Warschau, Kowuo, Modlin it. ct.).
Sieg der Trken an den Dardanellen (18. Mrz); Rck-zug der Englnder von Gallipoli.
Abfall Italiens vom Dreibund und Eintritt in den Krieg (23. Mai); Kmpfe in Sdtirol und am Jsonzo.
Eintritt Bulgariens in den Weltkrieg (Mitte Oktober). Vernichtung Serbiens und Montenegros (von Mackensen): Belgrad und Risch erobert, Schlacht auf dem Amselfelde.
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— 33 —
Eins von diesen Häusern stand mitten in der Heide bei den
alten Hünengräbern. Dies Haus wurde der Krug genannt, weil
die Kirchleute sich dort von dem langen Wege bei einem Kruge
Bier zu erholen pflegten. Der Wirt in dem Hause, welcher Alke
hieß, dachte mehr an seinen Verdienst als an den lieben Gott. Er
hatte immer viel Zeit, hielt die Menschen von der Kirche zurück und
nötigte sie zum Trinken, indem er sagte, sie kämen zum Gottes-
dienste noch früh genug. Dies war denn die Ursache, daß die
Leute selteu zur rechten Zeit in die Kirche kamen. Da der Wirt
schon häufig gewarnt worden war und doch von seiner bösen Ge-
wohnheit nicht lassen wollte, so strafte ihn zuletzt Gottes Hand.
Sein Haus, das auf einer kleinen Auhöhe stand, versank plötzlich
samt der Scheune, und an derselben Stelle entstanden die tiefen
Wasserlöcher, welche man heute noch sieht. Darüber erschraken
die Leute ganz gewaltig. Zum ewigen Andenken nannten sie die
andern elf Häuser „Alfhausen" und bauten sich eine eigene Kirche.
Von der Stelle aber, wo das Haus versunken ist, erzählt man
sich allerlei wunderbare Geschichten. Wenn um Mitternacht bei
diesen Wasserknhlen Alke dreimal gerufen wird, so erscheint er
in der Gestalt eines feurigen Rades und straft deu, der ihn gerufen
hat. Als einst der Bauer Grumfeld, dessen Hans nicht weit von
den Alkenkuhlen liegt, mit einigen guten Freunden im Wirtshause
saß, rühmten sie gegenseitig ihre Pferde. Grumfeld sagte, er habe
einen Schimmel, mit dem wolle er wohl in der nächsten Nacht den
Alke anreiten und ihn herausfordern. Tie andern Bauern hielten
ihn beim Wort und wetteten neun Pfund Silber gegen sein Pferd.
Grumfeld ging die Wette ein und machte sich am folgenden Tage
bereit. Er putzte seinen Schimmel und führte ihn an die Alken-
kühle. Dort suchte er ihm deutlich zu machen, worauf es ankäme.
Und das treue Tier begriff alles und trug seinen Herrn in schnellem
Laufe nach Hause zurück. Nun gab der Bauer ihm das beste
Futter und zeigte ihm auch die große Thür, welche in der Nacht
offen bleiben sollte.
Als Mitternacht nahe war, ritt er abermals hinaus zu der
Alkenkuhle und hielt am Rande des Wasserloches still. Es war
eine sternhelle, ruhige Nacht. Man vernahm keinen Laut; uicht
einmal ein Fuchs oder eine Eule ließen sich hören. Der Schimmel
stand und rührte kein Glied. Jetzt hörte Grumfeld die Turmuhr
zwölf schlagen, erst zu Uffeln, dann zu Merzen und zuletzt zu
Alfhausen. Nach dem letzten Schlage rief er mit lauter Stimme:
„Alke, knmm! geist du mit?"
Da antwortete eine grausige Stimme, die mitten aus der
Erde kam:
„Tös! den enen Schoh antück ick,
den annern anrück ick,
dann wil ick di Düwel wol Halen!"
Ohne Zögern gab der Bauer seinem Pferde die Sporen, und
wie der Blitz durch die Luft fährt, wie der Pfeil vom Bogen
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Extrahierte Personennamen: Bauer_Grumfeld Hans Grumfeld
— 23 —
ist der Glietenberg, welcher 145 m hoch ist. Südlich von diesen
Bergen besteht der' Boden bis über die Grenze fast nur
aus Sand und Moor. An der Chaussee von Bramsche
nach Fürstenau merken wir uns noch außer Uffeln und dem
nahen Reueukircheu im Hülsen die Ortschaften Merzen
und Schwagstorf. Fürstenau liegt am Fuß der oben
genannten Berge und ist Bahnstation. Vor 600 Jahren entstand
die Stadt um eine Burg, welche die Osnabrücker dort bauien.
Früher war sie Festung und ist im 30 jährigen Kriege von deu
Schweden erobert worden. Zwischen Bahnhof und Stadt liegt das
Schloß. In der Umgegend sieht man viele merkwürdige, dichte Busch-
hecken, sogenannte Knicks, welche die einzelnen Weiden umschließen
und trennen. Am Nordrand des Bergrückens liegt Ankum mit
seiner hochliegenden hübschen, neuen Kirche in der Mitte des Torfes.
Zahlreiche Chausseen gehen von diesem Orte nach allen Richtungen
hin. Südlich von Ankum liegt mitten in der Heide eine größere
Anzahl von Hünengräbern. Diese Gegend heißt das Giersfeld.
Nach der Ems und dem Unterlauf der Hase hin senkt sich das
Land. Neben Ackerland und Wiesen finden wir hier wieder größere
Heide- und Moorflächen, z. B. das H a h n e n m o o r nördlich von
Börstel und das Ochsenbruch am Emskanal. Wald ist nur
wenig vorhanden, am meisten noch zwischen Lingen und Freren,
sowie bei Stift und Torf B ö r st e l. Die meisten Ortschaften liegen
am Rande des Sandrückens oder in den Flnßthälern. Die Chausfee,
welche von Lingen an der Ems ostwärts führt, berührt das Torf
Lengerich an der Wallage (nicht zu verwechseln mit Len-
gerich in Westfalen, welches an der Bahn von Osnabrück nach
Münster liegt). Südlich von Lengerich haben wir an der Bahn
die kleine Stadt Freren, in der sich eine kaufmännische Schule be-
findet. Eiu Stündchen westwärts wandernd kommen wir nach
Thuine, welches durch ein Kloster mit Erziehungsanstalt bekannt
ist. Südlich von Thuine zeigt uns die Karte noch die Ortschaften
Messingen, Plantlünne an der Ahe, die Bahnstation
Beesten und eine Stunde südöstlich davon das Torf Schapen,
welches gleichfalls eine kaufmännische Lehranstalt besitzt.
Iii. Das (Aeliek der Sms.
Die Ems ist unser Hauptstrom. Bald hinter der Kreuzstation
Rheine betritt sie uusern Regierungsbezirk. Zu beiden Seiten wird
der Fluß von Moor begleitet, welches jedoch fast nie bis ganz an
das Ufer reicht. Im südlichen Teile der Ems sind ihre Ufer nn-
fruchtbar und zeigen viele Sandhügel. Es sind dies richtige Sand-
dünen, d. h. Hügel, die der Wind zusammengeweht hat. Oft bläst
er den Sand wieder fort und häuft ihn anderswo von neuem auf.
Dadurch ist der Sand für die benachbarten Äcker sehr gefährlich.
Auch der Fluß selbst ist durch den Sand an vielen Stellen so
seicht geworden, daß die Schiffahrt dadurch erschwert wird. Größere
Schiffe kamen früher bis Meppen, müssen aber jetzt in Papenburg
bleiben. Das einzige Mittel gegen solche Sandwehen besteht im
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— . 57 —
das Endglied eines Kanals bildet. Dieser zieht sich in einer Länge von nahezu
14 km durch das Hasetal nordwärts bis nach Bramsche. Dort mündet er in
den Ems—weser-Kanal, von dem er also ein Zweig ist, von dem er auch
sein Wasser bekommt.
Das von Bahngleisen und Lagerschuppen umsäumte Hafenbecken ist
500 m lang, 60 m breit und 6v2 m tief. Das Wasser kann etwa 3v2—4 m
hoch stehen. Die Hafenufer (Kai) sind aus mächtigen Bruchsteinen gemauert,
damit das Wasser sie nicht zerstören kann. In kurzen Zwischenräumen sind
dicke Eisenringe in schweren Steinblöcken verankert. Hieran machen die Schiffe
fest. Starke, fahrbare Kräne „löschen" die Schiffsladungen in die Schuppen
oder in bereitstehende Güterzüge. An der Hafeneinfahrt ist eine Aus-
weiche- und Wendestelle eingerichtet. Die muntere Nette ist gezwungen
worden, in einem weiten Rohr unter dem Kanal herzutauchen, ehe sie der
Hase in die Arme eilt. Eine solche Flußunterführung heißt Düker.
Der Kanal führt an der Netter Heide entlang durch Eversburg in das
tieferliegende Tal der unteren Hase. Damit nun unser Hafen, der 10 in
höher liegt als der Kanalanfang bei Bramsche, genügend Wasser behält,
ist die ganze Kanalstrecke in drei Haltungen zerlegt. Die Hafenhaltung
reicht bis zum Ende der Netter Heide, die folgende bis Halen, die letzte bis
Bramsche. Jede ist durch eine Schleuse abgeschlossen, die nur geöffnet wird,
wenn ein Schiff hindurchfahren will.
Eine Schleuse besteht aus einer durch zwei Tore abgeschlossenen
Kammer. Das äußere Tor unserer Schleuse ist ein Flügeltor, das innere
ein Falltor. Will ein Schiff in den Hafen einfahren, so werden die Flügel
des äußeren Tores geöffnet. Das Schiff fährt in die 100 m lange Schleusen-
kammer. Die Flügel schließen sich wieder. Ein Pumpwerk füllt jetzt die
Kammer mit Wasser aus der unteren Kanalstrecke. Das Schiff wird so ge--
hoben, bis es in gleicher Höhe mit dem Wasserspiegel des Hafens liegt.
Nun klappt das Falltor, von Wasserdruckmaschinen bewegt, langsam um;
das Schiff fährt darüber hinweg in den Hafen.
Der Unterlauf der Äase.
Aufgabe: Beobachte die Richtung der Hase unterhalb Osnabrücks!
Bei Osnabrück ändert die Hase ihre Richtung. Nachdem sie am Süd-
rande der Netter Heide die Nette aufgenommen Hat, fließt sie in nörd-
lichem Laufe am Fuße des Piesberges entlang. Sie nimmt dann ihren
Weg zwischen Penterknapp und Gehn hindurch; in diesem Tale liegt
Bramsche.
Bramsche ist eine sehr gewerbefleißige Stadt. Mehrere große Spin-
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64 —
stehen im Winter warm und sauber in langer Reihe die Rinder, die im
Sommer Tag und Nacht auf der Weide bleiben.
Ein Hauptort des Emslandes ist das Schifferdorf Haren, dessen
Pünten (Flußschiffe, die von Pferden oder den Schiffern selbst gezogen
werden) Ziegelsteine, Torf, Eisenerz und Bretter flußaufwärts bringen und
mit Kohlen oder Flußsteinen wieder flußab fahren. Weiter begrüßt die
Ems Lathen, Steinbild, Dörpen, Heede, den Kreisort Aschendorf und
Rhede. Mancher dieser Orte liegt fast eine halbe Stunde vom Flusse ent-
fernt. Vor vielen Jahrhunderten strich die Ems nämlich recht wild um-
her. ,,Tote Flußarme" an beiden Ufern, von den Emsländern ,,alte Ems"
genannt, geben noch Zeugnis davon. Jetzt zwingen in den Fluß hinein-
gebaute Holzflechtwerke, sogenannte „Stacken", das Wasser zu ruhigem
.Laufe, Dampfbagger entfernten Sandbänke und Untiefen. Dazu hat der
Wind stellenweise eine hohe Dünenreihe an den Emsufern aufgeschüttet,
Von Aschendorf an sind von Menschenhand hohe Erdwälle (Deiche) gebaut.
Nun kann die Ems nicht mehr wie ehemals im wilden Übermut aus
den Ufern brechen, sondern muß warten, bis die Emsländer die Sieltore
öffnen. Dann, zur Winterzeit, soll sie die leeren Wiesen und Weiden recht
hoch und recht lange überschwemmen und mit ihrem fruchtbaren Schlamm
{Schlick) düngen. Zuweilen jedoch erwacht ihr alter Trotz. In wilder
Sturmnacht brausen ihre Wogen zornig grollend gegen die Deiche und nagen
unaufhörlich, bis sie die Fessel gesprengt, den Damm zerrissen haben. Mit
erschreckender Schnelligkeit rollen die Wasser dahin. Kaum kann vor ihnen
Mensch und Vieh sich retten.
Die Ems verläßt unsere Heimat bei Papenburg, der eigenartigsten
Stadt unseres Regierungsbezirkes. Ganz durchzogen von einem Kanal,
dessen-Ufer je eine Häuserreihe umsäumt, erstreckt sie sich fast drei Stunden
weit am Hauptkanal und mehreren Seitenkanälen entlang aus dem Ems-
tal in das Moor hinein. Hie und da führen Brücken über den Kanal. Sie
können teils aufgezogen werden (Zugbrücken), teils zur Seite gedreht
werden (Drehbrücken). Mehrere Schleusen (Verlaate) stauen das Kanal-
wasser und öffnen sich nur, um die Torfschiffe (Mutten) durchzulassen.
Aber auch größere Schiffe, Seeschiffe, Segler und Dampfer, meist mit Holz
beladen, kommen nach Papenburg. Sie ankern gewöhnlich in dem vor
einigen Iahren neu erbauten Seehafen, der durch eine große Schleusen-
anlage von der offenen Ems getrennt ist. In Papenburg werden auch
Schiffe gebaut. Fast immer liegen einige Dampfer auf der Helling der
Werft. Eine Papierfabrik, eine Eisenfabrik, eine Glashütte und eine chemische
Fabrik sowie große Holzsägereien beschäftigen ebenfalls viele Arbeiter. —
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— 65 —
Papenburg hat ein Real-Gymnasium. Mit Vorliebe über fahren die Papen-
burger Zungen, wenn sie ihre Schulzeit hinter sich haben, zur See. Wenn
sie nach einigen Jahren wieder in die Heimat kommen, besuchen sie die
Navigationsschule (Schifferschule) und werden Kapitän, wie es der
Vater war.
Unterhalb Papenburg verläßt die Ems unsere Heimat bei dem durch seinen
Reiherhorst bekannten Gut Halte und tritt in den Regierungsbezirk Aurich
ein. Bei Leer nimmt sie die Leda auf. In der Nähe von Emden mündet
sie in den Dollart. In zwei Armen, die Osterems und die Westerems,
schickt sie, die Insel Borkum umspülend, ihr Wasser in die Nordsee.
Die emsländischen Moore.
Zu beiden Seiten des wiesen- und äckerreichen Emstales breiten sich
große Moore aus. Im Westen erstreckt sich von der Vechte bis nach
Ostfriesland das tief in Holland hineinragende Bourtanger Moor,
das seinen Namen nach dem holländischen Orte Bourtange trägt. Zum
Regierungsbezirk Osnabrück gehören ungefähr 500 qkm (50000 ha) dieses
Moores.
Fast ebenso groß ist das Arenberger Moor östlich der Ems. Es
reicht von Papenburg bis zum Hümmling, von dem Emstale bis an die
Stadt Oldenburg. Die Hälfte davon gehört zu unserm Regierungsbezirk.
Öde und still liegt das große Moor. Nicht Busch noch Baum, nicht
Hütte noch Haus hemmt den Blick, der ungehindert über die braune, von den
Tupfen des Wollkrautes weißgesprenkelte Fläche gleitet. Rings gähnen
Moorkuhlen, von braunem, schlammigem Wasser gefüllt, das in binsen-
umsäumten Gräben langsam den Moorkanälen zufließt. Eine Schnepfe
streicht im Zickzackfluge vorbei. Ein Kibitz umflattert den Wanderer; mit
ängstlichem Geschrei will er ihn von seinem Neste ablenken. Wage aber
niemand, danach zu suchen. Das Moor schützt seine Bewohner. Es ersaßt
den Frevler und zieht ihn hinab in den schwarzen Schlund. Und vielleicht
nach Jahrhunderten wird die Leiche gefunden, braungefärbt, doch wohl-
erhalten. Das Moor bewahrte sie vor Verwesung, machte sie zur Mumie.
Torfgewinnung. Sobald der trockene Frühlingswind die Moor-
wege einigermaßen gangbar gemacht hat, ziehen die Emsländer aufs Moor,
um Torf zu stechen ober zu baggern. Der Torfgräber sticht mit einer
langen schmalen Schaufel Moorstücke in Form großer Backsteine los. Wo
das Moor sehr krümelig ist, wird die schlammige Masse in einen backstein-
großen Mechnapf gedrückt und so geformt. Der nasse Torf wird locker kreuz-
weise auseinander geschichtet, damit der durchstreichende Wind ihn trocknen
5
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser]]
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72 —
Provinz Hannover.
Die Nordseeküste.
Durch den Regierungsbezirk Aurich strömt die Ems in breitem, fast geradem
Bett zwischen hohen Dämmen langsam dem Meere zu. Bei Leer wird ihre Wasser-
masse noch vermehrt durch die Leda, die aus einer Anzahl Flürchen des Olden-
burger Moorgebietes entsteht. Das bekannteste von diesen ist die Saterems
des Saterlandes, eines nordöstlich an den Hümmling grenzenden Oldenburger
Landstriches. Der Name ,,£eda" gilt nur für eine kurze Strecke. Der breite Ems-
ström biegt unterhalb Leer allmählich nach Westen um und erreicht südlich von
Emden den Dollart. Wo jetzt das Wasser des Dollart wogt, breitete sich vor
fast 700 Iahren noch eine blühende Landschaft aus mit etwa 50 wohlhabenden
Dörfern. Gewaltige Sturmfluten der nahen Nordsee fegten in den Iahren 1277
und 1287 die schützenden Deiche hinweg und ertränkten Land und Leute. Diese
Einschnitte des Meeres ins Land heißen Meerbusen. Auch den Iadebusen
und die weiten Mündungen der Weser und der Elbe hat die wilde Nordsee ins
Land gerissen.
Ein weiteres Denkmal der Zerstörungswut des „blanken Hans" bildet die
der Küste vorgelagerte Inselreihe. Eine ununterbrochene Dünenkette (Sand-
berge) bildete vor Jahrhunderten einen natürlichen Damm gegen die Flut. Die
See aber ruhte nicht, bis sie die Dünen an mehreren Stellen durchbrochen uno einen
breiten Streifen dahinterliegenden Landes verschlungen hatte. Was sie zurück-
gelassen hat, sind die Inseln, die unsere Nordseeküste umsäumen. Von ihrer
großen Zahl gehören zu unserer Provinz Borkum, Iuist, Norderney, Bal-
trum, Langeoog und Spiekeroog, an das sich sofort das oldenburgische
Wangeroog anschließt. Die bekanntesten Inseln sind Borkum und Norderney.
Sie sind weltberühmte Seebäder, zu denen allsommerlich Tausende von Bade-
gästen hinüberfahren, um sich in der derben, salzigen Seeluft zu erholen. In den
letzten Iahren ist auch aus den anderen Inseln die Zahl der Badegäste bedeutend
gestiegen. — Von Borkum, Norderney und Wangeroog glänzt nachts das
Licht der Leuchttürme weit ins Meer hinaus, den Schiffern den rechten Weg
zu zeigen. Denn die Nordsee ist eine Mordsee voller Untiefen, auf denen schon
manches brave Schiff zum Wrack geworden ist. Mancher brave Seemann hat
hier ein nasses Grab gefunden, mancher aber ist den Fluten entrissen durch die
tapferen Mannschaften der auf Küste und Inseln angelegten Rettungs-
stationen. — Schiffahrt und Fischfang (Hering, Schellfisch, Austern) sind be-
deutende Erwerbszweige.
Gegen weiteren Landraub der Nimmersatten See schützten sich die Küsten-
bewohner durch den Bau eines mächtigen Deiches, der sich ununterbrochen von
der Ems zur Weser, von der Weser zur Elbe die Küste entlang zieht. Zwischen
Deich und Inseln aber behielt das Wasser die Herrschaft,- hier dehnt sich
die Meeresfläche, die allerdings zu Zeiten so seicht ist, daß man hindurch-
waten kann, woher es auch den Namen Watt, Wattenmeer trägt. Alle zwölf
Stunden weicht die Nordsee bis außerhalb des Inselkranzes zurück. Das Watt
bildet dann eine graue, schlammige Schlickfläche, durchzogen von den blinkenden
Fäden tieferer Wasserrillen (Priele) und belebt von zahllosen Seesternen, Krabben
und anderem Seegetier, das beim schnellen Rückzüge des Wassers zurückgeblieben
ist und nun eine Beute der Enten, Möwen, Austernfischer und anderer Vögel
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TM Hauptwörter (100): [T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle], T48: [Fluß Meer See Strom Land Wasser Mündung Kanal Lauf Ostsee], T57: [Weser Stadt Hannover Harz Osnabrück Leine Kreis Aller Land Elbe]]
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— 74
lang ziehen sich Norderland (Norden), Harlingerland (Wittmund), Ieverland
(Jever), Stadingerland und Butjadingen (Nordenham). An der Weser liegen
Stedinger Marsch, Osterstade und Land Wursten. Die Elbmarschen sind Hadeln,
ftehdingen und die eigentümlichste aller Marschen, das Alte Land, das ein großer
Obstbaumwald ist. Das Alte Land reicht bis Stade, der Hauptstadt des gleich-
namigen Regierungsbezirkes.
Die Marschbewohner gehören dem Friesenstamme an. Der Friese ist
groß, derb, breitschultrig. Sein von der scharfen Seeluft gerötetes, rundliches Ee-
ficht, aus dem ein paar blaue Augen schauen, ist gewöhnlich von einem Bart
umrahmt, der die Oberlippe ganz freiläßt. Wortkarg und verschlossen ist er
das Spiegelbild seiner dem Meere abgetrotzten Scholle. Der Ostfriese liebt
Freiheit und Heimat. Er ist bedächtig und hängt treu am Alten, wie die bis
in die jüngste Zeit erhaltene eigene Sprache, das Friesische, zeigt. Sie findet
sich noch auf einigen Inseln und im Innern Ostfrieslands bei Aurich, der Regie-
rungshauptstadt.
5lnsere Seehäfen an der Nordsee.
Deutsche Schiffe fahren über alle Meere und bringen Erzeugnisse deutschen
Fleißes, wie Möbel und Maschinen aller Art, in fremde Länder. Mit Kolonial-
waren, Südfrüchten, Wölk, Holz oder Erz beladen kehren sie zurück. Ihren reichen
Inhalt entladen sie in den großen Seehäfen an den Nordseeflüssen: Emden,
Bremen, Hamburg. Gewaltige Hafenbecken sind dort ausgebaggert, an deren
steilen Ufern (Kai) die Schiffe anlegen. Auf den Kais stehen geräumige Speicher,
welche die Waren aufnehmen, die mit Dampfkränen aus den Schiffen gehoben
werden. Eisenbahnzüge stehen bereit, die Güter aufzunehmen. Von Hamburg
und Bremen fahren auch viele Leute über den Ozean, um in Amerika wohnen
zu bleiben (Auswanderer). Für die großen Auswandererschiffe sind Elbe und
Weser aber nicht tief genug. Die Dampfer der Hamburg-Amerika-Linie
ankern deshalb in Cuxhaven, die Dampfer des Norddeutschen Lloyd in
Bremerhaven. —■ In Wilhelmshaven am Iadebusen liegen unsere Kriegs-
schiffe; Wilhelmshaven ist ein Kriegshafen.
Die Geestlandschaft.
Hinter dem schmalen fruchtbaren Küstenstreifen bietet die Landschaft ein
ganz verändertes Bild. Der Marschboden wird moorig und mager. Die höher-
gelegenen Teile sind sandig und dürr. An die Stelle des saftigen Grases
tritt die braune Heide. Das ist die Geest, die sich von der Ems bis an die
Elbe quer durch Hannover und Oldenburg erstreckt. Durch das Flachland der
Weser wird sie in einen westlichen und einen östlichen Flügel geteilt. Den West-
flügel bilden das Moorland der Ems und der Hümmling (Seite 65), der Ostflügel
ist die Lüneburger Heide.
Die Lüneburger Heide liegt als schwachgewölbter Landrücken zwischen
Elbe und Aller. Im Osten geht sie über in die Niederung des Wendlandes,
dessen rund angelegte Dörfer (Rundlinge) die wendische Abstammung der Be-
wohner noch erkennen lassen; im Nordwesten sinkt sie ab zum Sumpsgebiet des
Teufelsmoores. Die höchste Erhebung der Heide ist der Wilseder Berg in der
Nordecke (170 m), von wo man weit ins Land schauen kann. Endlos dehnt sich
das düstere Braun, hie und da leuchtet eine graugelbe Sandblöße. Steif stehen
die Wacholdermännnchen, vereinsamt erscheint eine kleine Virkengruppe, ein krüppe-
TM Hauptwörter (50): [T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
TM Hauptwörter (100): [T57: [Weser Stadt Hannover Harz Osnabrück Leine Kreis Aller Land Elbe], T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite]]
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— 36 —
finden, die man für ein Römerlager hält. Endlich kann man auch von
Ibbenbüren nach Süden wandern und erreicht dann Berge, die mit den im
Osten sich anschließenden Höhenzügen den Gesamtnamen Teutoburger
Wald oder auch Osning führen. Wir wandern über einen niedrigen Berg-
rücken bis Tecklenburg. Unterwegs sehen wir viele Felsen (Klippen) zutage
treten, die oft wunderliche Formen haben. Von einer dieser Klippen, dem
„Hockenden Weib", erzählt man sich folgende Sage: Eine Mutter flüchtete
mit ihren Kindern auf die Höhen, um sie vor der wild anstürmenden Flut
zu retten. Die stieg aber immer höher um sie herum! Kein Ausweg mehr!
Da bat sie Gott, er möge sie in einen Felsen verwandeln. Das geschah, und
auf ihm fanden die Kinder Schutz, bis die Flut sich verlief.
2. Tecklenburg. Hoch auf den Höhen liegt dieser alte Ort neben
der Burgruine, deren schöner Toreingang mit den vielen Wappen gut er-
halten ist. Die weite Ebene liegt dem Beschauer zu Füßen. Auch der
Wierturm, der Bismarckturm und eine Felsbildung, die Hexenküche, sind
sehenswert.
Die Burg, einst eine starke Feste, gehörte den stolzen und kriege-
rischen Grafen von Tecklenburg, die lange Zeit als Vögte Osnabrück be-
herrschten (Sage vom lahmen Boten). Sie wohnten auch wohl in Osna-
brück im Tecklenburger Hof, dem ehemaligen Stadttheater (Große Gilde-
wart 7). Später machten die Osnabrücker sich von den Vögten frei. Es
gab noch viele Kämpfe mit den streitsüchtigen Grafen, bis später die Burg
zerstört wurde.
3. Woher der Zement kommt. Die Bahn von Osnabrück nach
Münster gelangt bald hinter Natruphagen vor den Höhenzug des Teuto-
burger Waldes und durchbricht ihn in einem 675 m langen Tunnel. Da
liegt die weite Münstersche Ebene vor uns. Links aber erblicken wir neben
gewaltigen Kalksteinbrüchen zahlreiche Schornsteine und Fabrikanlagen. Alles
ist mit feinem weißen Staube bedeckt. Es sind die Zementwerke von
Lengerich, die den Bauunternehmern den Portland-Zement liefern. Die
'Kalksteine werden zuerst zerkleinert, mit Sand und Ton vermengt und
dann in mächtigen sich drehenden Eisentrommeln bis zur Weißglut erhitzt.
Die ausgeglühten Steine werden zermahlen und müssen noch vieles er-
leiden, bis sie als grauer Zement in geschlossenen eisernen Wogen ihre Reise
in die Welt antreten können. Die Zementwerke und Kalköfen beschäftigen
Hunderte von Arbeitern.
Die nahe gelegene Stadt Lengerich (3000 Einwohner) wird auch
von der Teutoburger-Wald-Eisenbahn berührt, die von Saerbeck über
Tecklenburg—iburg nach Gütersloh führt.
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blühen, wenn der heiße Sommer kommt, oder wenn der Herbst die Bäume
schön färbt und das Obst reif wird.
Die Landleute haben hart zu arbeiten. Während die Frauen im Hause
Menschen und Vieh versorgen, sind Bauer und Unecht von früh bis spät
mit dem Gespann auf dem Felde. Da wird gepflügt, gesät und gepflanzt.
Dann muß das Gras der Wiesen gemäht und geheut werden. Stolz kann
aber auch der Bauer im Juni mit seinem Besuch Sonntags durch die wogen-
den Kornfelder gehen, die in der Sommerwärme der Ernte entgegenreifen.
Dann klingt die Sense und rattert die Mähmaschine. Schwerbeladene Ernte-
wagen bringen das goldig glänzende Korn heim. Im Herbst beginnt die
Kartoffel- und Rübenernte; die Felder müssen von neuem bestellt werden.
Wenn dann endlich die Novemberstürme übers Land brausen, kommt eine
Zeit wohlverdienter Ruhe. Aber die Pflege des zahlreichen Viehbestandes
gibt auch im Winter noch Arbeit genug. Sobald aber die lachende Früh-
lingssonne den letzten Schnee von den Feldern leckt, beginnt für den Land-
mann ein neues Jahr mit neuer Arbeit.
In früheren Zeiten hatten unsere Landleute eigene Trachten, beson-
ders die Frauen trugen an Feiertagen schöne silberne oder goldene Mützen.
Das ist alles dahin. Aber ihre Sprache, das Plattdeutsche, haben unsere
Landbewohner bis heute treu bewahrt.
Wie eine Quelle entsteht (Äasequelle).
Am Nordabhange des Hankenüll treten mehrere Quellen zutage; eine
davon ist der Anfang unserer Hase. Unter hohen Bäumen quillt sie hervor,
um dann als winziges Bächlein ihren Weg nach Norden zu suchen.
Wie eine Quelle entsteht.
Wie entsteht eine Quelle? Füllen wir ein Trinkglas mit Sand
und gießen Wasser darauf, so sickert es bis auf den Boden. Sand ist also
durchlässiger Boden. Nehmen wir bei demselben Versuche Ton statt
Sand, so bleibt das Wasser über dem Ton stehen. Ton ist also undurch-
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T0: [Blatt Baum Pflanze Blüte Frucht Wurzel Blume Erde Zweig Stengel]]
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