: Beschieung von Libau (Kurland) und der Kste von Algier. Erstes Seetreffen bei Helgoland. Angriffe | der deutschen Flotte auf die englische Kste, Sieg an der Doggerbank. Das deutsche Auslandskreuzer-Geschwader, bei Coronet (Chile) siegreich, wird bei den Falklands-Jnseln vernichtet.
Kmpfe in den Kolonien: Tsingtau erliegt nach Helden-haster Verteidigung den Japanern, (7. November).
1915 Schlachten bei Soissons, in der Champagne, an der Lorettohhe und in den Argonnen. Der groe An-griff der Franzosen (General Joffre) und Englnder bei Ipern, Arras und in der Champagne scheitert
(September-Oktober).
I _
Winterschlacht in Masuren (7. bis 15. Febr.). Die Russen erobern Przemysl.
| Durchbruchsschlacht in Westgalizien (Gorlice 2. Mai); Rckeroberung Galiziens. Vorrcken der Dentscheu und sterreicher in Polen; Eroberung der groen westrussischen Festungen (Warschau, Kowuo, Modlin it. ct.).
Sieg der Trken an den Dardanellen (18. Mrz); Rck-zug der Englnder von Gallipoli.
Abfall Italiens vom Dreibund und Eintritt in den Krieg (23. Mai); Kmpfe in Sdtirol und am Jsonzo.
Eintritt Bulgariens in den Weltkrieg (Mitte Oktober). Vernichtung Serbiens und Montenegros (von Mackensen): Belgrad und Risch erobert, Schlacht auf dem Amselfelde.
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— 33 —
Eins von diesen Häusern stand mitten in der Heide bei den
alten Hünengräbern. Dies Haus wurde der Krug genannt, weil
die Kirchleute sich dort von dem langen Wege bei einem Kruge
Bier zu erholen pflegten. Der Wirt in dem Hause, welcher Alke
hieß, dachte mehr an seinen Verdienst als an den lieben Gott. Er
hatte immer viel Zeit, hielt die Menschen von der Kirche zurück und
nötigte sie zum Trinken, indem er sagte, sie kämen zum Gottes-
dienste noch früh genug. Dies war denn die Ursache, daß die
Leute selteu zur rechten Zeit in die Kirche kamen. Da der Wirt
schon häufig gewarnt worden war und doch von seiner bösen Ge-
wohnheit nicht lassen wollte, so strafte ihn zuletzt Gottes Hand.
Sein Haus, das auf einer kleinen Auhöhe stand, versank plötzlich
samt der Scheune, und an derselben Stelle entstanden die tiefen
Wasserlöcher, welche man heute noch sieht. Darüber erschraken
die Leute ganz gewaltig. Zum ewigen Andenken nannten sie die
andern elf Häuser „Alfhausen" und bauten sich eine eigene Kirche.
Von der Stelle aber, wo das Haus versunken ist, erzählt man
sich allerlei wunderbare Geschichten. Wenn um Mitternacht bei
diesen Wasserknhlen Alke dreimal gerufen wird, so erscheint er
in der Gestalt eines feurigen Rades und straft deu, der ihn gerufen
hat. Als einst der Bauer Grumfeld, dessen Hans nicht weit von
den Alkenkuhlen liegt, mit einigen guten Freunden im Wirtshause
saß, rühmten sie gegenseitig ihre Pferde. Grumfeld sagte, er habe
einen Schimmel, mit dem wolle er wohl in der nächsten Nacht den
Alke anreiten und ihn herausfordern. Tie andern Bauern hielten
ihn beim Wort und wetteten neun Pfund Silber gegen sein Pferd.
Grumfeld ging die Wette ein und machte sich am folgenden Tage
bereit. Er putzte seinen Schimmel und führte ihn an die Alken-
kühle. Dort suchte er ihm deutlich zu machen, worauf es ankäme.
Und das treue Tier begriff alles und trug seinen Herrn in schnellem
Laufe nach Hause zurück. Nun gab der Bauer ihm das beste
Futter und zeigte ihm auch die große Thür, welche in der Nacht
offen bleiben sollte.
Als Mitternacht nahe war, ritt er abermals hinaus zu der
Alkenkuhle und hielt am Rande des Wasserloches still. Es war
eine sternhelle, ruhige Nacht. Man vernahm keinen Laut; uicht
einmal ein Fuchs oder eine Eule ließen sich hören. Der Schimmel
stand und rührte kein Glied. Jetzt hörte Grumfeld die Turmuhr
zwölf schlagen, erst zu Uffeln, dann zu Merzen und zuletzt zu
Alfhausen. Nach dem letzten Schlage rief er mit lauter Stimme:
„Alke, knmm! geist du mit?"
Da antwortete eine grausige Stimme, die mitten aus der
Erde kam:
„Tös! den enen Schoh antück ick,
den annern anrück ick,
dann wil ick di Düwel wol Halen!"
Ohne Zögern gab der Bauer seinem Pferde die Sporen, und
wie der Blitz durch die Luft fährt, wie der Pfeil vom Bogen
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Extrahierte Personennamen: Bauer_Grumfeld Hans Grumfeld
— 13 —
bahn quer ganz dicht aneinander gelegt und miteinander, ver-
bnnden hat. So baute man sich einen sichern Weg durch das
Moor, iu welches man sonst wohl ohne Zweifel eingesunken wäre.
Später war das Moor darüber hinausgewachsen, und man wußte
nichts mehr von ihnen. Jetzt gräbt man fleißig danach, weil man
glaubt, daß die alten Römer sie gebaut haben, als sie nach Deutsch-
land kamen, um unser Land zu erobern. Man möchte genau wissen,
auf welchen Wegen sie Deutschland betreten und wieder verlassen
haben. Solche Bohlwege sind im Burtanger Moor nicht weit
von Rütenbrock gefunden worden. Andere Bohlwege giebt es in
den sumpfigen Gegenden um den Dümmer. Ob sie alle von den
Römern stammen, ist noch ungewiß.
Viii. Sinteitung und (Verwaltung.
Jede Gemeinde hat an ihrer Spitze den Gemeindevor-
stehe r mit einigen Beigeordneten. Die Städte werden von dem
Magistrate verwaltet. Dieser besteht aus dem Bürgermeister und
mehreren Senatoren. Er ttnrjd von den Bürgervorstehern unterstützt,
welche von den Bürgern gewählt werden.
Eine größere Zahl von Gemeinden bildet einen Kreis. Der
oberste Beamte eines Kreises ist der L a n d r a t. Die Stadt Osna-
brück ist ein Kreis für sich. Die Geschäfte des Landrats besorgt
hier der Magistrat. Auch Lingen und Papenburg verwalten sich
selbst und haben eine eigene Polizei. Es sind also Städte mit
voller Selbständigkeit, die nicht unter dem Landrat, sondern unter
dem Regierungspräsidenten stehen. Ebenso verhält es sich mit Melle
und Quakenbrück; nur ist ihre Polizei vom Landrat abhängig. Man
nennt sie deshalb Städte mit beschränkter Selbständigkeit. Alle
übrigen Städte stehen unter Aufsicht des Landrats, nur haben
sie meistens eine befoudere städtische Verfassung.
Aus mehreren Kreisen ist der Regierungsbezirk zusam-
mengesetzt. Der Regierungsbezirk Osnabrück hat 11 Kreise, deren
Namen wir am Ende des Buches Seite 34 finden. Der höchste
Beamte desselben ist der Regierungspräsident, der in
seiner Arbeit von den Regierungsräten unterstützt wird.
Aus mehreren Regierungsbezirken wird eine Provinz gebildet,
an deren Spitze der O b e r p r ä s i d e n t steht.
Ix. Vechtöpftege.
Die Gerichte haben besonders Streitigkeiten der Bürger zu
schlichten und die Übertretung der Gesetze zu bestrafen. In Bent-
heim, Bersenbrück, Freren, Fürstenau, Iburg, Lingen, Malgarten,
Melle, Meppen, Neuenhaus, Osnabrück, Papenburg, Quakenbrück,
Sögel und Wittlage bestehen Amtsgerichte. Diese sprechen
Recht bei kleineren Streitigkeiten der Bürger untereinander. Auch
urteilen sie leichtere Vergehen ab. Letzteres geschieht in den
Schöffengerichten, welche aus dem Amtsrichter und zwei
Bürgern (Schöffen) bestehen.
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In Osnabrück befindet sich das Landgericht. Tiefes ent-
scheidet die größeren bürgerlichen Streitigkeiten und bestraft auch
die größeren Verbrechen. Im letzteren Falle tritt das Schwur-
gericht zusammen. Dieses wird aus 3 Richtern und 12 Bürgern
(Geschworenen) gebildet.
Über dem Landgerichte steht noch das O b e r l a u d e s a e r i ch t
in Celle.
In jedem Orte sind auch Schiedsmänner ernannt. Es
sind dies angesehene Bürger, welche versuchen, bei kleineren Streitig-
leiten, vor allem auch bei Beleidigungen, die streitenden Parteien
zu versöhnen.
X. Schuten.
Tie Volksschulen und die M i t t e l s ch u l e u werdeu von
der Regierung unseres Bezirkes verwaltet. Für die Schulen eines
oder mehrerer Kreise ist ein Kreisschulinspektor ernannt.
Ter Ortsschulinspektor beaufsichtigt die Schulen einer
Kirchengemeinde. Außerdem hat jede Gemeinde einen Schul vor-
stand, welcher aus dem Ortsschulinspektor, dem Lehrer und mehre-
ren von den Bürgern gewählten Schulvorstehern besteht. Gute
Volksschulen giebt es in allen Gemeinden. Aber auch Rektorats-
Bürger- und Fortbildungsschulen sind an mehreren Orten vor-
Händen. Außerdem bestehen:
Ackerbauschulen in Meppen und Quakenbrück,
eine Navigationsschule in Papenburg,
Handelsschulen in Osnabrück, Freren und Schapen,
eine Schule für Handfertigkeitsunterricht in Osnabrück,
2 höhere Töchterschulen in Osnabrück,
eine Webefchule in Bramsche,
eine Rettungsanstalt iu Thuine,
eine Taub st u m m e n a n st a l t in Osnabrück,
Prüparandenan st alten in Ankum, Melle und Osnabrück,
2 Lehrerseminare in Lsnabrück (evangelisch und katholisch),
ein R e a l p r o g y m n a s i n m in Papenburg,
Realgymnasien in Osnabrück (mit Realsch.) und Quakenbrück,
Gymnasien in Osnabrück (2), Lingen und Meppen.
Die höheren Schulen der ganzen Provinz stehen unter dem
sogenannten Provinzial-Schulkollegium zu .Hannover.
—---—
B. Hsnaörück im besonderen^
I. Das lkergtand von Osnabrück.
Das Osnabrücker Land sieht einem Viereck ähnlich. Es grenzt
im Norden an Oldenburg, während es im übrigen von der Pro-
vinz Westfalen eingeschlossen ist. Nur südlich vom Dümmer bildet
etwa 1 Stunde lang der Regierungsbezirk Hannooer auf dem rechten
Hunteufer die Grenze.
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— . 57 —
das Endglied eines Kanals bildet. Dieser zieht sich in einer Länge von nahezu
14 km durch das Hasetal nordwärts bis nach Bramsche. Dort mündet er in
den Ems—weser-Kanal, von dem er also ein Zweig ist, von dem er auch
sein Wasser bekommt.
Das von Bahngleisen und Lagerschuppen umsäumte Hafenbecken ist
500 m lang, 60 m breit und 6v2 m tief. Das Wasser kann etwa 3v2—4 m
hoch stehen. Die Hafenufer (Kai) sind aus mächtigen Bruchsteinen gemauert,
damit das Wasser sie nicht zerstören kann. In kurzen Zwischenräumen sind
dicke Eisenringe in schweren Steinblöcken verankert. Hieran machen die Schiffe
fest. Starke, fahrbare Kräne „löschen" die Schiffsladungen in die Schuppen
oder in bereitstehende Güterzüge. An der Hafeneinfahrt ist eine Aus-
weiche- und Wendestelle eingerichtet. Die muntere Nette ist gezwungen
worden, in einem weiten Rohr unter dem Kanal herzutauchen, ehe sie der
Hase in die Arme eilt. Eine solche Flußunterführung heißt Düker.
Der Kanal führt an der Netter Heide entlang durch Eversburg in das
tieferliegende Tal der unteren Hase. Damit nun unser Hafen, der 10 in
höher liegt als der Kanalanfang bei Bramsche, genügend Wasser behält,
ist die ganze Kanalstrecke in drei Haltungen zerlegt. Die Hafenhaltung
reicht bis zum Ende der Netter Heide, die folgende bis Halen, die letzte bis
Bramsche. Jede ist durch eine Schleuse abgeschlossen, die nur geöffnet wird,
wenn ein Schiff hindurchfahren will.
Eine Schleuse besteht aus einer durch zwei Tore abgeschlossenen
Kammer. Das äußere Tor unserer Schleuse ist ein Flügeltor, das innere
ein Falltor. Will ein Schiff in den Hafen einfahren, so werden die Flügel
des äußeren Tores geöffnet. Das Schiff fährt in die 100 m lange Schleusen-
kammer. Die Flügel schließen sich wieder. Ein Pumpwerk füllt jetzt die
Kammer mit Wasser aus der unteren Kanalstrecke. Das Schiff wird so ge--
hoben, bis es in gleicher Höhe mit dem Wasserspiegel des Hafens liegt.
Nun klappt das Falltor, von Wasserdruckmaschinen bewegt, langsam um;
das Schiff fährt darüber hinweg in den Hafen.
Der Unterlauf der Äase.
Aufgabe: Beobachte die Richtung der Hase unterhalb Osnabrücks!
Bei Osnabrück ändert die Hase ihre Richtung. Nachdem sie am Süd-
rande der Netter Heide die Nette aufgenommen Hat, fließt sie in nörd-
lichem Laufe am Fuße des Piesberges entlang. Sie nimmt dann ihren
Weg zwischen Penterknapp und Gehn hindurch; in diesem Tale liegt
Bramsche.
Bramsche ist eine sehr gewerbefleißige Stadt. Mehrere große Spin-
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64 —
stehen im Winter warm und sauber in langer Reihe die Rinder, die im
Sommer Tag und Nacht auf der Weide bleiben.
Ein Hauptort des Emslandes ist das Schifferdorf Haren, dessen
Pünten (Flußschiffe, die von Pferden oder den Schiffern selbst gezogen
werden) Ziegelsteine, Torf, Eisenerz und Bretter flußaufwärts bringen und
mit Kohlen oder Flußsteinen wieder flußab fahren. Weiter begrüßt die
Ems Lathen, Steinbild, Dörpen, Heede, den Kreisort Aschendorf und
Rhede. Mancher dieser Orte liegt fast eine halbe Stunde vom Flusse ent-
fernt. Vor vielen Jahrhunderten strich die Ems nämlich recht wild um-
her. ,,Tote Flußarme" an beiden Ufern, von den Emsländern ,,alte Ems"
genannt, geben noch Zeugnis davon. Jetzt zwingen in den Fluß hinein-
gebaute Holzflechtwerke, sogenannte „Stacken", das Wasser zu ruhigem
.Laufe, Dampfbagger entfernten Sandbänke und Untiefen. Dazu hat der
Wind stellenweise eine hohe Dünenreihe an den Emsufern aufgeschüttet,
Von Aschendorf an sind von Menschenhand hohe Erdwälle (Deiche) gebaut.
Nun kann die Ems nicht mehr wie ehemals im wilden Übermut aus
den Ufern brechen, sondern muß warten, bis die Emsländer die Sieltore
öffnen. Dann, zur Winterzeit, soll sie die leeren Wiesen und Weiden recht
hoch und recht lange überschwemmen und mit ihrem fruchtbaren Schlamm
{Schlick) düngen. Zuweilen jedoch erwacht ihr alter Trotz. In wilder
Sturmnacht brausen ihre Wogen zornig grollend gegen die Deiche und nagen
unaufhörlich, bis sie die Fessel gesprengt, den Damm zerrissen haben. Mit
erschreckender Schnelligkeit rollen die Wasser dahin. Kaum kann vor ihnen
Mensch und Vieh sich retten.
Die Ems verläßt unsere Heimat bei Papenburg, der eigenartigsten
Stadt unseres Regierungsbezirkes. Ganz durchzogen von einem Kanal,
dessen-Ufer je eine Häuserreihe umsäumt, erstreckt sie sich fast drei Stunden
weit am Hauptkanal und mehreren Seitenkanälen entlang aus dem Ems-
tal in das Moor hinein. Hie und da führen Brücken über den Kanal. Sie
können teils aufgezogen werden (Zugbrücken), teils zur Seite gedreht
werden (Drehbrücken). Mehrere Schleusen (Verlaate) stauen das Kanal-
wasser und öffnen sich nur, um die Torfschiffe (Mutten) durchzulassen.
Aber auch größere Schiffe, Seeschiffe, Segler und Dampfer, meist mit Holz
beladen, kommen nach Papenburg. Sie ankern gewöhnlich in dem vor
einigen Iahren neu erbauten Seehafen, der durch eine große Schleusen-
anlage von der offenen Ems getrennt ist. In Papenburg werden auch
Schiffe gebaut. Fast immer liegen einige Dampfer auf der Helling der
Werft. Eine Papierfabrik, eine Eisenfabrik, eine Glashütte und eine chemische
Fabrik sowie große Holzsägereien beschäftigen ebenfalls viele Arbeiter. —
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— 74
lang ziehen sich Norderland (Norden), Harlingerland (Wittmund), Ieverland
(Jever), Stadingerland und Butjadingen (Nordenham). An der Weser liegen
Stedinger Marsch, Osterstade und Land Wursten. Die Elbmarschen sind Hadeln,
ftehdingen und die eigentümlichste aller Marschen, das Alte Land, das ein großer
Obstbaumwald ist. Das Alte Land reicht bis Stade, der Hauptstadt des gleich-
namigen Regierungsbezirkes.
Die Marschbewohner gehören dem Friesenstamme an. Der Friese ist
groß, derb, breitschultrig. Sein von der scharfen Seeluft gerötetes, rundliches Ee-
ficht, aus dem ein paar blaue Augen schauen, ist gewöhnlich von einem Bart
umrahmt, der die Oberlippe ganz freiläßt. Wortkarg und verschlossen ist er
das Spiegelbild seiner dem Meere abgetrotzten Scholle. Der Ostfriese liebt
Freiheit und Heimat. Er ist bedächtig und hängt treu am Alten, wie die bis
in die jüngste Zeit erhaltene eigene Sprache, das Friesische, zeigt. Sie findet
sich noch auf einigen Inseln und im Innern Ostfrieslands bei Aurich, der Regie-
rungshauptstadt.
5lnsere Seehäfen an der Nordsee.
Deutsche Schiffe fahren über alle Meere und bringen Erzeugnisse deutschen
Fleißes, wie Möbel und Maschinen aller Art, in fremde Länder. Mit Kolonial-
waren, Südfrüchten, Wölk, Holz oder Erz beladen kehren sie zurück. Ihren reichen
Inhalt entladen sie in den großen Seehäfen an den Nordseeflüssen: Emden,
Bremen, Hamburg. Gewaltige Hafenbecken sind dort ausgebaggert, an deren
steilen Ufern (Kai) die Schiffe anlegen. Auf den Kais stehen geräumige Speicher,
welche die Waren aufnehmen, die mit Dampfkränen aus den Schiffen gehoben
werden. Eisenbahnzüge stehen bereit, die Güter aufzunehmen. Von Hamburg
und Bremen fahren auch viele Leute über den Ozean, um in Amerika wohnen
zu bleiben (Auswanderer). Für die großen Auswandererschiffe sind Elbe und
Weser aber nicht tief genug. Die Dampfer der Hamburg-Amerika-Linie
ankern deshalb in Cuxhaven, die Dampfer des Norddeutschen Lloyd in
Bremerhaven. —■ In Wilhelmshaven am Iadebusen liegen unsere Kriegs-
schiffe; Wilhelmshaven ist ein Kriegshafen.
Die Geestlandschaft.
Hinter dem schmalen fruchtbaren Küstenstreifen bietet die Landschaft ein
ganz verändertes Bild. Der Marschboden wird moorig und mager. Die höher-
gelegenen Teile sind sandig und dürr. An die Stelle des saftigen Grases
tritt die braune Heide. Das ist die Geest, die sich von der Ems bis an die
Elbe quer durch Hannover und Oldenburg erstreckt. Durch das Flachland der
Weser wird sie in einen westlichen und einen östlichen Flügel geteilt. Den West-
flügel bilden das Moorland der Ems und der Hümmling (Seite 65), der Ostflügel
ist die Lüneburger Heide.
Die Lüneburger Heide liegt als schwachgewölbter Landrücken zwischen
Elbe und Aller. Im Osten geht sie über in die Niederung des Wendlandes,
dessen rund angelegte Dörfer (Rundlinge) die wendische Abstammung der Be-
wohner noch erkennen lassen; im Nordwesten sinkt sie ab zum Sumpsgebiet des
Teufelsmoores. Die höchste Erhebung der Heide ist der Wilseder Berg in der
Nordecke (170 m), von wo man weit ins Land schauen kann. Endlos dehnt sich
das düstere Braun, hie und da leuchtet eine graugelbe Sandblöße. Steif stehen
die Wacholdermännnchen, vereinsamt erscheint eine kleine Virkengruppe, ein krüppe-
TM Hauptwörter (50): [T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
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— 80 —
Oldenburg. Im Osten grenzt Hannover an die Provinzen Schleswig-Holstein
und Sachsen, im Süden an die Provinzen Sachsen, Hessen und Westfalen,
zwischen die sich das Herzogtum Vraunschweig und die Fürstentümer Waldeck,
Schaumburg-Lippe und Lippe-Detmold schieben. Unser westlicher Nach-
bar ist das Königreich der Niederlande. Das Herzogtum Vraunschweig scheidet
Hannover durch einen schmalen Landstreifen in einen kleinen südlichen und einen
großen nördlichen Teil (Südhannover, Nordhannover). Oldenburg trennt Nord-
Hannover fast voneinander (Westhannover, Osthannover).
Zur Provinz Hannover gehören sechs Regierungsbezirke: Osnabrück, Aurich,
Stade, Lüneburg, Hannover, Hildesheim. Die gleichnamigen Städte sind Regie-
rungshauptstädte. An der Spitze der Provinz steht der Oberpräsident,
dem der Provinzialrat und die von der Provinz gewählten Behörden (Provinzial-
landtag, Provinzialausschuß, Landesdirektor) zur Seite stehen.
In meinem Verlage sind ferner erschienen:
Rohrs. Fr., Schulwandkarte des Regierungs-
bezirks Osnabrück
im Maßstabe 1 : 100000, aufgezogen auf Leinen mit Stäben,
Format 150x 160 cm. Preis M. 21,—.
Wrasmauu, A., Die Sagen der Heimat.
Enthält den so reichen Saaenschatz des Regierungsbezirks
Osnabrück. Preis M. 1,50.
Wurm. Dr. A., Osnabrück, seine Geschichte,
seine Bau- und Kunstdenkmäler.
Ein kunst- und kulturhistorischer Führer mit einer ausführ-
lichen Geschichte der Stadt und Umgebung mit über
100 Bildern. Preis M, 1,—.
Osnabrücker Tourenbuch.
Wanderungen in der Umqegend von Osnabrück, im Wiehen-
gebirge und im Teutoburger Walde mit einer vorzüglichen Karte.
Preis M. 1,30.
Druck von F. Haag, Melle t. £).
TM Hauptwörter (50): [T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T35: [Preußen Königreich Bayern Sachsen Staat Hannover Baden König Provinz Land]]
TM Hauptwörter (100): [T57: [Weser Stadt Hannover Harz Osnabrück Leine Kreis Aller Land Elbe], T44: [Sachsen Provinz Preußen Königreich Hannover Bayern Staat Hessen Baden Land], T72: [Bauer Arbeiter Steuer Jahr Stadt Staat Abgabe Gemeinde Land Verwaltung], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite], T66: [Geschichte Iii Vgl Nr. Aufl Gesch Lesebuch Bild fig deutsch]]
TM Hauptwörter (200): [T38: [Weser Elbe Hannover Land Stadt Lüneburg Leine Nordsee Aller Bremen], T174: [Preußen Sachsen Hannover Holstein Provinz Königreich Staat Oldenburg Braunschweig Dänemark], T99: [Stadt Verwaltung Provinz Gemeinde Beamter Kreis König Spitze Land Angelegenheit], T29: [Geschichte Geographie Nr. Erdkunde Lesebuch Bild Iii allgemein Lehrbuch deutsch], T66: [Stadt Kreis Einw. Berlin Einwohner Schloß Regierungsbezirk Sitz Provinz Düsseldorf]]
— 44 —
blühen, wenn der heiße Sommer kommt, oder wenn der Herbst die Bäume
schön färbt und das Obst reif wird.
Die Landleute haben hart zu arbeiten. Während die Frauen im Hause
Menschen und Vieh versorgen, sind Bauer und Unecht von früh bis spät
mit dem Gespann auf dem Felde. Da wird gepflügt, gesät und gepflanzt.
Dann muß das Gras der Wiesen gemäht und geheut werden. Stolz kann
aber auch der Bauer im Juni mit seinem Besuch Sonntags durch die wogen-
den Kornfelder gehen, die in der Sommerwärme der Ernte entgegenreifen.
Dann klingt die Sense und rattert die Mähmaschine. Schwerbeladene Ernte-
wagen bringen das goldig glänzende Korn heim. Im Herbst beginnt die
Kartoffel- und Rübenernte; die Felder müssen von neuem bestellt werden.
Wenn dann endlich die Novemberstürme übers Land brausen, kommt eine
Zeit wohlverdienter Ruhe. Aber die Pflege des zahlreichen Viehbestandes
gibt auch im Winter noch Arbeit genug. Sobald aber die lachende Früh-
lingssonne den letzten Schnee von den Feldern leckt, beginnt für den Land-
mann ein neues Jahr mit neuer Arbeit.
In früheren Zeiten hatten unsere Landleute eigene Trachten, beson-
ders die Frauen trugen an Feiertagen schöne silberne oder goldene Mützen.
Das ist alles dahin. Aber ihre Sprache, das Plattdeutsche, haben unsere
Landbewohner bis heute treu bewahrt.
Wie eine Quelle entsteht (Äasequelle).
Am Nordabhange des Hankenüll treten mehrere Quellen zutage; eine
davon ist der Anfang unserer Hase. Unter hohen Bäumen quillt sie hervor,
um dann als winziges Bächlein ihren Weg nach Norden zu suchen.
Wie eine Quelle entsteht.
Wie entsteht eine Quelle? Füllen wir ein Trinkglas mit Sand
und gießen Wasser darauf, so sickert es bis auf den Boden. Sand ist also
durchlässiger Boden. Nehmen wir bei demselben Versuche Ton statt
Sand, so bleibt das Wasser über dem Ton stehen. Ton ist also undurch-
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T0: [Blatt Baum Pflanze Blüte Frucht Wurzel Blume Erde Zweig Stengel]]
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— 13 —
Zeiten versammelte sich der Rat der Stadt im Friedenssaale. Auch jetzt
noch halten die städtischen Kollegien (Magistrat und Bürgervorsteher)
dort ihre Beratungen ab. Die übrigen Räume sind Diensträume für die
städtischen Beamten.
Wie die Stadt verwaltet wird.
Osnabrück hat über 80 000 Einwohner; es ist eine Mittelstadt. In
einer solchen Stadt gibt es mancherlei Dinge, um die der einzelne Bürger
sich nicht immer kümmern kann. Da müssen Kanäle und Straßen angelegt,
Gaswerk und Straßenbahn verwaltet und beaufsichtigt und Stenern er-
hoben werden. Für alle diese Dinge sorgt die städtische Verwaltung.
Sie wird vom Magistrat geleitet. Zu ihm gehören 7 Senatoren, ein
Syndikus und der Oberbürgermeister. Die Arbeit ist aber so groß,
daß noch viele Sekretäre und andere Beamte angestellt worden sind. Alle
diese Beamten arbeiten im Rathause und den daneben liegenden Gebäuden.
Da die Bürger auch an der Stadtverwaltung teilnehmen wollen, so haben
sie 23 Bürgervorsteher gewählt. Es können aber nur diejenigen Männer
wählen, die den Bürgereid geleistet haben und Steuern bezahlen. Die
Bürgervorsteher bilden das Bürgervorsteherkollegium, welches zusammen
mit dem Magistrat Beratungen abhält. Magistrat und Bürgervorsteher-
kollegium nennt man tue städtischen Kollegien.
Alle Einwohner der Stadt müssen zu den Kosten für Schulen, Kanäle,
Straßen usw. beitragen. Darum bezahlen sie eine Gemeindesteuer (Kom-
munalstener).
Alte Bürgerhäuser.
Am Markt, an der Bierstraße und der Gildewart fallen uns altertüm-
liche Häuser auf, die so ganz anders aussehen als die neueren Gebäude.
Unsere Vorfahren bauten ihre Häuser meistens aus Fach werk. Dicht an-
einander gedrängt, nur durch eine Brandmauer voneinander getrennt,
sahen sie mit der schmalen Eiebelseite nach der Straße. Die Holzgiebel
standen vielfach nach der Straße etwas über und waren mit Malereien,
Sprüchen uno Schnitzwerk oft reich verziert. Am Markt und an der
^»ohannisstraße sind auch Häuser mit steinernen Treppengiebeln aus jener
älteren Zeit erhalten geblieben. Statt der Hausnummern hatten die Häuser
wohl Hausmarken Die Haustüren waren groß genug, um mit Korn
beladene Wagen durchlassen zu können. Denn früher hatten fast alle Bürger
Äcker und Vieh. Die große Hausdiele nahm fast das ganze vordere Haus
ein. An ihm stand der offene Herd, dessen Rauch das Fleisch im „Wiemen"
räucherte. Hinten lagen die kleinen, niedrigen und dunklen Wohnräume.
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