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1. Heimatkunde des Regierungsbezirks Osnabrück - S. 33

1901 - Osnabrück : Pillmeyer
— 33 — Eins von diesen Häusern stand mitten in der Heide bei den alten Hünengräbern. Dies Haus wurde der Krug genannt, weil die Kirchleute sich dort von dem langen Wege bei einem Kruge Bier zu erholen pflegten. Der Wirt in dem Hause, welcher Alke hieß, dachte mehr an seinen Verdienst als an den lieben Gott. Er hatte immer viel Zeit, hielt die Menschen von der Kirche zurück und nötigte sie zum Trinken, indem er sagte, sie kämen zum Gottes- dienste noch früh genug. Dies war denn die Ursache, daß die Leute selteu zur rechten Zeit in die Kirche kamen. Da der Wirt schon häufig gewarnt worden war und doch von seiner bösen Ge- wohnheit nicht lassen wollte, so strafte ihn zuletzt Gottes Hand. Sein Haus, das auf einer kleinen Auhöhe stand, versank plötzlich samt der Scheune, und an derselben Stelle entstanden die tiefen Wasserlöcher, welche man heute noch sieht. Darüber erschraken die Leute ganz gewaltig. Zum ewigen Andenken nannten sie die andern elf Häuser „Alfhausen" und bauten sich eine eigene Kirche. Von der Stelle aber, wo das Haus versunken ist, erzählt man sich allerlei wunderbare Geschichten. Wenn um Mitternacht bei diesen Wasserknhlen Alke dreimal gerufen wird, so erscheint er in der Gestalt eines feurigen Rades und straft deu, der ihn gerufen hat. Als einst der Bauer Grumfeld, dessen Hans nicht weit von den Alkenkuhlen liegt, mit einigen guten Freunden im Wirtshause saß, rühmten sie gegenseitig ihre Pferde. Grumfeld sagte, er habe einen Schimmel, mit dem wolle er wohl in der nächsten Nacht den Alke anreiten und ihn herausfordern. Tie andern Bauern hielten ihn beim Wort und wetteten neun Pfund Silber gegen sein Pferd. Grumfeld ging die Wette ein und machte sich am folgenden Tage bereit. Er putzte seinen Schimmel und führte ihn an die Alken- kühle. Dort suchte er ihm deutlich zu machen, worauf es ankäme. Und das treue Tier begriff alles und trug seinen Herrn in schnellem Laufe nach Hause zurück. Nun gab der Bauer ihm das beste Futter und zeigte ihm auch die große Thür, welche in der Nacht offen bleiben sollte. Als Mitternacht nahe war, ritt er abermals hinaus zu der Alkenkuhle und hielt am Rande des Wasserloches still. Es war eine sternhelle, ruhige Nacht. Man vernahm keinen Laut; uicht einmal ein Fuchs oder eine Eule ließen sich hören. Der Schimmel stand und rührte kein Glied. Jetzt hörte Grumfeld die Turmuhr zwölf schlagen, erst zu Uffeln, dann zu Merzen und zuletzt zu Alfhausen. Nach dem letzten Schlage rief er mit lauter Stimme: „Alke, knmm! geist du mit?" Da antwortete eine grausige Stimme, die mitten aus der Erde kam: „Tös! den enen Schoh antück ick, den annern anrück ick, dann wil ick di Düwel wol Halen!" Ohne Zögern gab der Bauer seinem Pferde die Sporen, und wie der Blitz durch die Luft fährt, wie der Pfeil vom Bogen

2. Die Hauptereignisse der römischen Kaiserzeit, Deutsche Geschichte bis zum Ende des Dreißigjährigen Krieges - S. 15

1911 - Breslau : Hirt
Naumburg, Braunschweig, Bamberg, Wechselburg. 15 31. Kreuzigungsgruppe in der Kirche zu Wechselburg. Um 1225. (Phot. Tirpitz Wechselburg.) Ein völlig ausgereiftes Werk der romanischen Holzplastik ist die Kreuzigungsgruppe zu Wechselburg. Das altertümlichste Beispiel dieser Kunstgattung erblickt man auf einem Querbalken über dem Altar des Vraunfchweiger Domes (20). Das Kruzifix von Wechselburg ist zu einem förmlichen Symbol der christlichen Heilsgefchichte ausgebildet: oben Gott-Vater mit der Taube des heiligen Geistes, unten Adam, der in einem Kelche das erlösende Blut für die sündige Menschheit auffängt. Fliegende (Engel halten beiderseits die Arme des Kreuzes, welches auf einem besondern mit Kerbschnitt umränderten Rahmen ruht. Zu beiden Seiten liegen zwei gekrönte Gestalten, die Verkörperungen des Heidentums und des Judentums am Boden; sie sind durch das Christentum überwunden und müssen den trauernden Gestalten von Maria und Johannes als Fußschemel dienen. Die Formengebung ist bei aller Strenge von wunderbarer Feinheit der Empfindung.

3. Die Hauptereignisse der römischen Kaiserzeit, Deutsche Geschichte bis zum Ende des Dreißigjährigen Krieges - S. 47

1911 - Breslau : Hirt
Florenz, Rom. 47 91. Michelangelo, David. Florenz. (Phot. Vrogi.) 92. Michelangelo, Moses. S. Pietro in Vincoli, Rom. 93. Michelangelo, Die Erschaffung Adams. Deckenbild der Sixtinischen Kapelle. Kapelle bleibt Michelangelo vorzugsweise Plastiker (93). Aus dem ausgestreckten Zeigefinger des Schöpfers, der durch den Weltenraum dahergesaust kommt, springt der Lebensfunke in den Zeigefinger des sich langsam und schwer von der Erde loslösenden riesigen Adam über.

4. Bilder aus Frankens Vergangenheit - S. 95

1914 - München : Oldenbourg
95 — 10. Plünderung und Mißhandlung der Bewohner im Dreißigjährigen Kriege. „Die Soldaten. stellten ihre Pferde ein und schlachteten alle Hühner und Schafe nacheinander ab. hernach hatte jeglicher feine sonderbare Arbeit zu verrichten, deren jede lauter Untergang und Derderbert anzeigte. Dann obzwar etliche anfingen zu sieden und zu braten, daß es aussah, als sollte ein Festmahl gehalten werden, so waren hingegen andere, die burchstürtnten das Baus unten und oben; andere machten von Tuch, Kleidungen und allerlei Hausrat große palete zusammen, als ob sie irgend einen Krempelmarft einrichten wollten. Was sie aber nicht mitzunehmen gedachten, ward zerschlagen und zu Grunde gerichtet. (Etliche durchstachen Heu und Stroh mit ihren Degen; etliche schütteten die Federn aus den Betten und füllten hingegen Speck, dürres Fleisch und Gerät hinein, als ob alsdann besser darauf zu fchlafen wäre. Andere schlugen Ofen und Fenster ein, gleichsam als hätten sie einen ewigen Sommer zu versündigen. Kupfer- und Zinngeschirr schlugen sie zusammen und packten die verbogenen und verderbten Stücke ein. Bettboden, Tische und Stühle verbrannten sie. Unsere lllagd war dermaßen mißhandelt, daß sie nicht mehr gehen konnte. Den Knecht legten sie gebunden auf die (Erde, steckten ihm ein Sperrholz in den Mund und schütteten ihm einen Kübel voll garstigen Mistlachenwassers in den Leib. Das nannten sie einen schwedischen Trunk, wodurch sie ihn zwangen, eine partei anderwärts zu führen, wo sie Menschen und Dieh hinwegnahmen und in unsern Hof brachten. Da fing man erst an, die Steine von den Pistolen und an deren Statt des Bauern Daumen auszuschrauben und die armen Schelme so zu foltern, als wenn man hätte Hexen brennen wollen, wie sie denn auch einen von den gefangenen Bauern bereits in den Backofen steckten und mit Feuer hinter ihm her waren, ungeachtet er noch nichts bekannt hatte. (Einem andern machten sie ein Seil um den Kopf und zogen es so zusammen, daß ihm das Blut zu Mund, Nase und Ohren heraussprang. In Summa: es hatte jeder seine eigene (Erfindung, die Bauern zu peinigen, und also auch jeder Bauer seine besondere Marter. Allein mein Vater war meinem damaligen Bedünken nach der glückseligste, weil er mit lachendem Munde bekannte, was andere mit Schmerzen und jämmerlicher Wehklage sagen mußten. Die Soldaten setzten ihn nämlich zu einem Feuer, banden ihn, daß er weder Hände noch Füße regen konnte, und rieben seine Fußsohlen mit angefeuchtetem Salze, welches ihm unsere alte Geiß wieder ab lecken und ihn also kitzeln mußte, daß er vor Lachen hätte zerbersten mögen. Das klang so spaßhaft, daß ich, weil ich es nicht besser verstand, von Herzen mitlachen mußte. In solchem Gelächter bekannte er, was man von ihm verlangte, und öffnete den verborgenen Schatz, welcher an Gold, perlen und Kleinodien viel reicher war, als man hinter Bauern hätte suchen mögen."

5. Bilder aus Frankens Vergangenheit - S. 110

1914 - München : Oldenbourg
— Uo — war in Lohr ein Haus von der Pest verseucht, so wurde es zugeschlagen. Die Notwendigkeiten wurden an einer Stange zum Fenster hineingereicht, war einer gestorben, so wurde er von den Lebenden zum Fenster hinaus auf die Straße geworfen; der täglich dreimal alle Straßen passierende Leichenwagen nahm den Leichnam auf. Die Pest regierte sechs Wochen und drei Lage; es sind daran gestorben 860 Menschen; der höchste Stand an einem Lage waren 45 Tote. Nur zwölf Häuser waren noch frei; von zwölf Ratsherren lebten noch vier (\655). 3n Kloster Neustadt verstärken sechs Priester. — Nicht ein ziffernmäßiges Bild soll durch diese Zusammenstellung gewonnen werden, dazu sind die Angaben zu lückenhaft, zu unvollständig und ungenau. Aber eines ist daraus zu ersehen' Furchtbarer denn der Krieg mordete dessen treue Begleiterin, die Pest. 23, Der Friede. Friede! Kaum war es zu glauben, daß er in deutschen Landen nochmal Linkehr halten könne, wie ein fremdes Märchen aus seligen Tagen klang die Kunde von dem Friedensschluß den Alten, die während einer jahrzehntelangen Greuelzeit grau geworden waren, wie ein unfaßbares Wunder empfand sie die Jugend, die in Kriegsnot und Elend herangewachsen war- ohne wart und Pflege. Sie hatte die Segnungen des Friedens nie gesehn. Daß der Bauersmann frohgemut die Saat bestellte auf sorgfältig bereiteter Flur, daß hundertfältige Ernte den sauren Fleiß des Landmanns lohnte, daß nach getaner Arbeit auch Feste das Leben im schmucken Dorf lein verschönten —, ja davon wußte das verwilderte Geschlecht nichts. Bilder zertretener Acker, geschwärzter Dorfruinen, Szenen von Haub und Mord, Kummer und Leid — das waren die Eindrücke gewesen, die es empfangen hatte von Kindheit auf. Und jetzt klangen die Glocken von Turm zu Turm und kündeten Frieden auf deutscher Erde. Bis in die entlegensten Schlupfwinkel drang die Botschaft und rief die verkrochenen Einwohner in die Dorffchaften um das Friedensfest zu feiern. Am Lage Martini des ^6^8 ften Jahres beging man in vielen ©rten Frankens das frohe Ereignis. 3n feierlichem Wallgange zogen die abgehärmten Männer, Weiber und Kinder vom Gotteshaufe durch die Straßen der Heimatgemeinde. Dann vereinigten sie sich in der Kirche zu andächtigem Dankgottesdienst. Die Glocken läuteten und die Böller krachten und von dem Turme bliesen Trompeter kirchliche Lieder. Alle Arbeit ruhte. wie aber sah es aus im Lande, als der längste Krieg geendet tvara den Deutschland je zu ertragen hatte? Unsagbar war die Verwüstung. Ganze Dörfer waren von der Erde verschwunden und wurden nicht mehr aufgebaut. In jeder Ortschaft gab es herrenlose Güter in Menge. Die Einwohner vieler Gemeinden waren

6. Bilder aus Frankens Vergangenheit - S. 23

1914 - München : Oldenbourg
— 23 — 790 besuchte Karl die Salzburg zum ersten Male. Drei Jahre später ■empfing er hier feine Söhne Ludwig von Aquitanien und Pippin, den König von Langobardien. Hierauf begab er sich nach Regensburg und an die Altmühl, wo er den plan verwirklichen wollte, die beiden Gewässer Rednitz und Altmühl zusammen in einen Fluß zu bringen. „(Er vermeinte, nachdem die Altmühl in die Donau fließt und die Rednitz in den Main, welcher wieder in den Rhein mündet, daß er eine ununterbrochene Schiffahrt von dem Rhein in die Donau herstellen könne, welche ihm bei feinem Heereszuge wider die ungläubigen Avaren gut gelegen und erwünfchlich fein würde. (Er stellte demnach zwischen beiden Gewässern, der Altmühl und der Rednitz, einen großen Haufen Arbeiter an und ließ einen Graben, auswerfen zweitausend Schritte lang und dreihundert Schuhe breit, wodurch die beiden Flüsse zusammenkommen sollten. Aber nachdem der Boden daselbst fumpfig und mofig und zur Zeit, da man daran arbeitete, beständig Regenwetter war, also daß die (Erde, die des Tags aus dem Graben geworfen wurde, nachts wieder hineinsank, nachdem auch dem König gemeldet ward, daß die Sachsen wieder abgefallen feien und die Sarazenen einen (Einfall ins Reich gemacht hätten, ließ er vom Kanalbau ab. (Er fuhr auf einem Kahne von der Regnitz in den Main nach tpiirzburg. Da feierte er das Fest des heiligen Christ. Dann rückte er gegen Frankfurt, wohin des Papstes Botschaft und viele Fürsten zu ihm kamen." Zwischen Weißenburg und Creuchtlingen find heute noch die Spuren des aufgeworfenen Grabens zu sehen. ~Sm Jahre 803 finden wir das kaiserliche Hoflager wieder auf der Salzburg. Hier stellten sich mehrere Gesandte des oftrömifchen Kaisers dem mächtigen Fürsten der Franken vor, hier erschienen auch die Großen und Häuptlinge des sächsischen Volkes, um nach dreißigjährigem blutigem Kampfe mit dem gewaltigen Bezwinger Frieden zu schließen. 3m nächsten )ahre berief der Kaiser eine Versammlung von Bischöfen und Fürsten auf feine Burg an der Saale. Dabei wurden die Bedürfnisse der fränkischen Kirche beraten und zweckmäßige Verordnungen erlassen. tvürzburg, allwo Carolus Magnus von der alten Brücke hernieder-fchaut auf die Jdaffer des Maines, verdankt ihm feine erste Markungs-befchreibung, die Priester Bernger am Tag des Zdeinmonats im zwölften 3ahre der Regierung des ruhmgefrönten Kaisers niederschrieb. 6. Von den nach Franken eingewanderten Sachsen. Unter Bifchof Bernwelf im )ahre 796 zog König Karl der Große gegen die Sachsen zu Feld. (Er bezwang sie, und da sie vom Götzendienste zum wahren Glauben zurückgebracht waren, traf er Anstalten, sie in beständigem Gehorsam zu erhalten. (Er ließ bei \o 000 Mann

7. Bilder aus Frankens Vergangenheit - S. 72

1914 - München : Oldenbourg
— 72 — Menschen erschuf, gab er ihm Gewalt über alle Tiere, über die Vögel in der Luft und die Fische im Wasser. 5. Zum fünften haben sich unsere Herrschaften die Hölzer allein zugeeignet und der arme Mann muß sich sein £70x3 teuer erkaufen. Unsere Meinung ist, daß alle Wälder, die nicht gekauft wurden, der Gemeinde zufallen sollen. Brenn- und Bauholz soll dann jeder nach Bedarf von der Gemeinde umsonst erhalten. 6. Zum sechsten fordern wir, daß man mit den Diensten, die täglich zunehmen, Einhalt tuen möge und uns gnädig behandle, wie unsere Eltern gedient haben nach dem Worte Gottes. 7. Zum siebten wollen wir uns von einer Herrschaft nicht weiter beschweren lassen als zu der Zeit, da das Gut verliehen wurde, wenn der £?err neue Dienste nötig hat, soll der Bauer ihm gehorsam sein, aber zu einer Zeit, da es ihm nicht zum Nachteil ist, und um einen annehmbaren Lohn. 8. Zum achten wollen wir, daß Güter, welche die Gült nicht tragen, von ehrbaren Leuten nach Billigkeit geschätzt werden, damit der Bauer nicht umsonst seine Arbeit tue, denn jeder Taglöhner ist seines Lohnes wert. 9. Zum neunten beschweren wir uns dagegen, daß man straft nach Neid und Gunst und nicht nach geschriebener Strafe und nach Gestalt der Sache. 10. Die Acker und wiesen, die der Gemeinde gehören und die sich jemand angeeignet hat, werden wir wieder der Gemeinde zu fanden geben. \ V Den Todesfall wollen wir abgeschafft haben. \2. wenn einer der Artikel dem Worte Gottes nicht gemäß ist, so wollen wir davon abstehen, wenn uns dies aus der Schrift nachgewiesen wird. Der Friede Ehristi sei mit uns allen. Amen. f) Das Lager von Bildhausen. Am palmtag versammelten sich etliche Bauern von Burglauer und Umgegend in einem Schenkhaus zu Münnerstadt und machten mit einigen aus der Stadt einen Pakt, das Kloster Bildhausen einzunehmen. Am folgenden Mittwoch zogen bis zu zoo Mann mit wehren, Trommeln und pfeifen vor das Kloster und forderten Einlaß. Als sie eingelassen waren, haben sich £)ans Schnabel von Münnerstadt, ein Schreiner, und fjans Scharr von Burglauer zu f^auptleuten unter ihnen aufgeworfen. Der Abt und der größte Teil des Konvents flohen gegen Königshofen im Grabfeld. Die £}auptleute nahmen die Verwaltung des ganzen Klosters Zu ihren fanden, bestellten die wache, da sie einen Überfall befürchteten, und hielten Straßen, Wege, Führten und Schläge bei Tag und Nacht in guter Acht. Auf ein Ausschreiben liefen ihnen viele Bauern aus der Umgegend zu; auch die von Neustadt schlossen sich ihnen an. Als der

8. Bilder aus Frankens Vergangenheit - S. 86

1914 - München : Oldenbourg
— 86 — anführte, die im „zauberischen verdachte" stünden? warum nicht reden, wenn Schweigen neue Folterqualen brachte? Und so zogen denn die L^exenprozesse ihre Kreise weiter und weiter und an einem Brande entzündeten sich die neuen Feuer. Und in den Ortschaften, wo die „geheimen Räte" ihre Wirkungsstätte aufgeschlagen hatten, war Jammern und Wehklagen. Die bedauernswerten Opfer aber gestanden und erzählten, was ihnen die Richter nahelegten und ihre verirrte Einbildungskraft ihnen vorgaukelte. Bekannte und Verwandte, oft sogar die Mütter, nannten sie als Verführer zum Hexenhandwerke. Oft erschien ihnen ■— nach ihren Aussagen — der böse Feind in verschiedenartiger Gestalt, sehr oft als grüner Jäger, und versprach ihnen in der Not oder bei ihrer Arbeit zu helfen. Dafür mußten sie ihm das Versprechen geben, sein zu sein, und diese Versicherung durch Handschlag oder auch durch Verschreibung mit Blut bekräftigen. Dann folgte die Teufelstaufe, wozu dem Teufel jede ihm zur ßand stehende Flüssigkeit, sogar das Spülicht in der Küche, tauglich war. Meistens aber warf er den Täufling ein- oder zwei- und dreimal ins Wasser. Hach der Taufe mußte die Hexe Gott abschwören und erhielt vorn Teufel eine Gabel oder einen Stecken um damit auszufahren und ihre Kunst auszuüben. Bei den Ausfahrten saß der Satan hinter oder vor der Hexe. Zur Vollbringung von Übeln an Menschen, Tieren und Früchten benützten die Unholden eine Salbe, die sie mit Teufels Hilfe aus der Leiche eines Kindes gewonnen hatten. Damit töteten sie Vieh, mordeten Kinder, machten erwachsene personen lahm und siech, verursachten Gewitter, Hageljchlag und Reif, erzeugten Ungeziefer aller Art. Mehrmals im Jahre, fast immer in der Walpurgisnacht nach \2 Uhr, fanden Hexentänze statt, wobei der Teufel Berichte über die begangenen Untaten forderte. Die Urteile über die Hexen lauteten fast alle auf Tod und Feuer. Mehr als 900 Personen waren in wenigen Jahren im Fürstbistum Würzburg als Opfer des unseligen Wahnes verbrannt worden (in Würzburg 2^9, in Gerolzhofen von ^6—\9 260- Man schonte kein Alter, kein Geschlecht, keinen Stand. Sogar ein naher Verwandter des Fürstbischofs Philipp Adolf von Ehrenberg bestieg den Scheiterhaufen. Ein edler Priester, der Jesuit Friedrich Spee, der selbst 200 „Hexen" auf dem Gange zur Richtstätte begleitet hatte, schrieb ein Buch gegen die furchtbare Verirrung seiner Zeit. Diesem Werke ist die Abschaffung der Hexenprozesse im Hochstifte durch den Bischof Johann philipp von Schönborn (^642 bis ^673) zu verdanken. Cdfter aber kehrten in der Folge noch Beschuldigungen wegen Zauberei wieder und heute ist bei abergläubischen Leuten die Meinung noch nicht erloschen, daß es Menschen gibt, die mit dem Bösen int Bunde stehen.

9. Bilder aus Frankens Vergangenheit - S. 112

1914 - München : Oldenbourg
— U2 — bo war es überall im Frankenlande, so war es in ganz Deutschland. Nur langsam schwand das Elend, nur allmählich hob sich die Bevölkerungsziffer. Aber auch der Friede mußte nochmals teuer erkauft werden durch hohe Friedensgelder. Karlstadt hatte z. B. 2*00 Reichstaler zu entrichten. Erst zwei Jahre nach dem Friedensschlüsse zogen die letzten Schweden aus Franken ab. Ihr schmachvolles Gedenken aber hat sich bis in unsere Tage erhalten und heute noch schreckt Großmütterlein die Enkelkinder mit dem Spruche: „Bet, Kindlein, bet! Bet, sonst kommt der Schwed, Bet, sonst kommt der Ochsenstern, Wirt) die Kindlein beten lehr'n!" 24. Der Pflugzug zu Hollstadl. Gelobte Wallfahrten erinnern uns vielerorts an die schreckensvollen Zeiten des Dreißigjährigen Krieges, da der schwarze Tod Städte und Dörfer entvölkerte und wilde Söldnerscharen die wenigen Überlebenden quälten und mordeten. Aber auch weltliche Bräuche haben das Gedenken an jene Zammertage erhalten. )n der Gemeinde Hollstadt bei Neustadt begeht man das Gedächtnis der furchtbaren Leiden, welche die Schweden über das Dorf gebracht hatten, durch den eigenartigen Pflugzug. Zwei lanzentragende Kriegsfnechte marschieren an der Spitze des Zuges; ihnen folgt ein schwarzer Heiter als Sinnbild des langen Krieges. Pfeifer, Trommler, ein Schwedenhauptmann, Offiziere, Heiter und Fußvolk stellen die erste größere Gruppe und rufen Bilder von Verwüstung und Not vor den rückschauenden Blick. Eine einzige Kuh war von dem ganzen Viehstand übriggeblieben, im tiefen Keller hatte man sie versteckt gehalten und heimlich gefüttert. Darum geht im Zuge eine geschmückte Kuh mit. Abgehärmtes, elendes Landvolk, von junger und Mißhandlungen entkräftet, geleitet sie. vier Feldgeschworene deuten an, daß die verwüsteten Felder nach dem Kriege wieder neu abgegrenzt werden mußten. Sechs festlich gekleidete Mädchen ziehen den pflüg, wie sich die Bevölkerung aus Mangel an Zugvieh nach dem Schwedeneinfalle vor die Feldgeräte spannte. Auf einem Hade werden zwei Burschen einhergezogen zur Erinnerung daran, daß viele Einwohner von den grausamen Fremdlingen geschleift, gerädert oder in den Weinkeltern langsam zerschmettert wurden. Ein Bärenführer, der den Zufluchtsort der ^oll-städter an die Schweden verraten wollte, erscheint ebenfalls im Zuge, ferner ein schwedischer Soldat, der die Leute fortwährend neckt und beunruhigt. puppen, die an Birkenstämmchen hängen, versinnbildlichen uns jene schreckliche Todesart, welche die Schweden vielen Dörflern durch Auf-

10. Bilder aus Frankens Vergangenheit - S. 108

1914 - München : Oldenbourg
— t08 — An Gottesdienst dachte kein Mensch. Die Kirchenbücher waren abhanden gekommen, Altäre niedergerissen und Kirchen zu Aufenthaltsorten für Pferde verwandelt." 22. von Pest und Hungersnöten. Seuchen und Hungersnot waren die unheimlichen Gäste, die das ganze Mittelalter hindurch die Menschheit bedrohten. Besonders in stärker bewohnten Gemeinwesen hielten diese Geißeln des Menschengeschlechtes furchtbare Ernte. „Da man zählte nach der Geburt Christi \5\2, ereigneten sich sehr viele Ungewitter und Regen und wurden die Wasser und Bäche so groß, daß sie überliefen und die Frucht auf dem Felde verdarben. Darauf folgte eine heftige Teuerung und die größte, gefährlichste und erschrecklichste pestilenz, die je in unseren deutschen Landen gewesen war. Es gingen viele tausend Menschen hinweg und man konnte an etlichen Orten kaum Leute finden, die die Gestorbenen zu Grabe trugen, wen die Sucht ankam, der lebte nicht mehr über 24 Stunden. Zu Würzburg verstorben bei 5000 Menschen. Die Leute erschraken ob solchen Ungewitters und Sterbens so sehr, daß etliche nicht anders meinten, als es wäre am (Ende der Welt. Ls wollte niemand mehr bauen, säen, pflanzen noch arbeiten. Infolgedessen entstand im folgenden 3ahre ein großer Mangel an den Früchten des Feldes, f° öaß öw Leute, die die verflossene Teuerung, Hungersnot und Pest überlebt hatten, ihre notdürftige Leibesnahrung kaum erhalten konnten. Ihefer Jammer und das Elend währten lange Zeit. Aus Sizilien führte man Getreide nach Deutschland, was bis dahin und in der Folge nicht mehr geschah. Jm Jahre *339 erschienen ungeheure Schwärme von Heuschrecken in Ungarn, Österreich, Bayern, Schwaben und Franken und flogen bis an den Rhein. Sie flogen so dicht, daß sie die Sonne verfinsterten und verzehrten alle weiden, Blüten und Früchte. Große Teuerung und Pestseuche waren die Folge. Jm Jahre *356 wurden in ganz Franken viele (Einwohner von einer großen pestseuche hinweggerafft. Auch *366 tötete die Pest in würzburg und Umgebung viele Menschen." Furchtbar wüteten die Seuchen während des Dreißigjährigen Krieges, was der Schwede geschont hatte, ward durch sie vernichtet. Hören wir vor allem die Nachrichten darüber vom Untermain. Jm Freigericht Alzenau waren die (Drte fast menschenleer, die Leute verhungert, an der Pest gestorben. Als das wort Friede erscholl, war es viel, wenn in einem Dorfe zwei oder drei Familien gefunden wurden, pestjahre waren *625, *63* und *635. Kahl am Main war vollständig entvölkert.
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