Autor: Dittrich, P., Pfeifer, Wilhelm, Christoph, A.
Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
Schulformen (OPAC): Höhere Lehranstalt
Regionen (OPAC): Ostdeutschland
Inhalt Raum/Thema: Deutsche Geschichte
Geschlecht (WdK): Jungen
England.
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2. England.
Whrend in Frankreich das absolute Knigtum in vollkommenster Form ausgestaltet wurde, gewann in England die parlamentarische Verfassung in den inneren Kmpfen des 17. Jahrhunderts die Herrschast.
9. Jakob I. (16031625.) Auf Elisabeth folgte als nchster Verwandter der Tndors (Nachkommen Heinrichs Vii.) der Sohn der K-night Maria Stuart und Darnleys, Jakob Vi. von Schottland. Mit ihm bestieg das Haus der Stuarts den englischen Thron. Uuzuver-lssige Charaktere, verschwenderisch, die spteren zum Katholizismus neigend, haben sie die Liebe des englischen Volkes nicht zu gewinnen verstanden. Sie wollten hnlich wie die Tndors fast unumschrnkt regieren, obwohl sich die Verhltnisse gendert hatten.
Jakob I. vereinigte die Kronen von England und Schottland, aber seinem Plane, beide Reiche zu einem Staatswesen zu verschmelzen, versagte das Parlament die Zustimmung. Es bestand also nur eine Personalunion; seit 1604 fhrte er den Titel König von Grobritannien".
Damals wurde Irland nach mehreren Versuchen, sich loszulsen, der englischen Herrschaft von neuem unterworfen. Aber die ausgedehnte Einziehung von Landgtern, ihre Verleihung an protestantische Englnder und Schotten, die furchtbare Hrte, mit der die Iren behandelt wurden, hielt in ihnen den Ha gegen ihre Unterdrcker wach.
Die englische Verfassung. In England regiert das Parla-ment; es besteht aus dem Könige, dem Hause der Lords (Oberhaus), dem die Prinzen des kniglichen Hauses, die Peers nach Erbrecht, einige der obersten Richter und einige Bischfe der anglikanischen Kirche an-gehren, und dem Hause der Gemeinen (Unterhaus), dessen Mitglieder gewhlt werden. Die Regelung und Abgrenzung der Rechte dieser drei Faktoren gegeneinander, wie sie heute die Verfassung aufweist, war im 17. Jahrhundert noch nicht mit gleicher Klarheit und Schrfe durch-gefhrt. Widerstreitende Auffassung der den Umfang der Rechte, bergriffe in die Rechtssphre des anderen riefen unaufhrliche Reibungen zwischen König und Parlament (im engeren Sinne) hervor, aus denen sich schlielich der Brgerkrieg entzndete. Insbesondere stand dem Parla-mente das Recht der Steuerbewilligung zu, die auf ein Jahr oder auf lngere Zeit erteilt werden konnte; das Parlament mute durch den König berufen werden, beffen freiem Ermessen es berlassen blieb, ob und wann er dies tun wollte. Die ersten Stuarts haben mehrmals ohne Parlament auszukommen versucht, da sie aber wohl die einmal bewilligten Steuern, Zlle und Abgaben erheben, aber weder durch neue vermehren noch sie erhhen durften, wurden sie schlielich durch Geldverlegenheiten gezwungen, wieder ein Parlament zu berufen.
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Autor: Dittrich, P., Pfeifer, Wilhelm, Christoph, A.
Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
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Die Revolution des Jahres 1848.
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96. Die Revolution in Deutschland. Die Revolution ergriff fast alle deutschen Bundesstaaten, am heftigsten die sterreichische Monarchie, die an den Rand des Verderbens gebracht wurde.
Das Mibehagen an den bestehenden Zustnden hatte sich schon lngst in der Presse und hin und wieder auch durch Unruhen ge-uert.
Unter dem Eindrucke der Julirevolution von 1830 war der Herzog Karl von Braunschweig, der Sohn des bei Qnatrebras gefallenen Herzogs Friedrich Wilhelm, wegen seines zgellosen Lebens gestrzt und sein Bruder Wilhelm auf den Thron erhoben worden.
Auf dem Hambacher Fest in der Pfalz (1832) wurden zum ersten-mal republikanische Absichten in Deutschland laut. Ihm folgte das Frankfurter Attentat", ein Aufstand, der gegen den Bundestag ge-richtet, aber mhelos niedergeschlagen wurde. Darauf besttigte der Bundestag die Beschlsse der Ministerkonferenzen zu Teplitz und Wien, durch welche die Rechte der Stnde in den Bundesstaaten beschrnkt wurden.
Als im Jahre 1837 Ernst August den Thron von Hannover bestieg, hob er die wenige Jahre zuvor erlassene Verfassung auf, da sie ohne seine, des nchsten Thronerben, Einwilligung gegeben worden sei. Es erregte ein ungeheures Aufsehen, als ihm sieben Professoren der Uni-versitt Gttingen (Dahlmann, Gervinus, Jakob und Wilhelm Grimm, Weber, Albrecht und Ewald) den Huldigungseid verweigerten, da sie durch ihren Eid an die alte Verfassung gebunden seien. Sie wurden ihres Amtes entsetzt.
Im Jahre 1848 wurde in den meisten deutschen Mittel- und Kleinstaaten den Forderungen der Volksversammlungen auf Erweiterung der Volksrechte (Prefreiheit, Brgermiliz, Schwurgerichte) sofort nach-gegeben, Minister, die dem Volke nicht genehm waren, wurden entlassen und durch seine Fhrer ersetzt; so in Baden, Wrttemberg, Hessen-Darm-stadt, Nassau. In Bayern legte Ludwig I. die Regierung zugunsten seines Sohnes Maximilian Ii. nieder. In Kurhessen war man mit dem Kurfrsten selbst unzufrieden. Am lngsten strubte sich die Regierung in Dresden, ehe sie nachgab.
97. fterreich-Ungarn. Italien. Im Jahre 1836 war auf Franz I. sein regierungsfhiger Sohn Ferdinand I. gefolgt. Unter ihm wurde durch die Erzherzge der Staatsrat geschaffen, um gegen Metternich ein Gegengewicht zu bilden. Seitdem unterblieb jede nderung im Innern, obwohl die einzelnen Nationen ihre Selbst-stndigkeit immer lauter forderten.
Durch die Revolution vom Jahre 1848 wurden diese Nationen pltzlich von dem Zwange befreit, der sie bisher verbunden hatte; da sie sich selbstndig machten, schien die Gesamtmonarchie ihrem Untergange geweiht zu sein
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Autor: Dittrich, P., Pfeifer, Wilhelm, Christoph, A.
Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
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82 Die wichtigsten Begebenheiten der Neuzeit, insbes. der Preuisch-deutschen Geschichte.
nie pozwalam) Gebrauch und lhmt die Ttigkeit des Reichstages. Das Eindringen der Reformation steigerte die Uneinigkeit. Die Dissidenten (Protestanten und Griechisch-Katholische) hatten keine politischen Rechte. Die drei Wasa verhalfen der katholischen Religion wieder zum Siege. Johann Kasimir verzichtete nach einem unglcklichen Feldzuge gegen den Groen Kur-frsten auf die Lehnshoheit der Ostpreuen. Auch Livland ging bald an die Schweden verloren. Auf Johann Sobieski, der sich erfolgreich an der Bekmpfung der Trken beteiligt hatte, folgten zwei schsische Kurfrsten, August Ii. und Iii., nicht zum Vorteile des Landes. (der den Nordischen Krieg und den Polnischen Erbfolgekrieg vgl. 29 und 30). Polen war nur der Form nach eine Monarchie, in Wirklichkeit eine Adelsrepublik. Der Adel (etwa 1v2 Millionen unter 14 Millionen Einwohnern) hatte alle poli-tische Macht in den Hnden, war aber wirtschaftlich meist heruntergekommen.
Allmhlich hatte Rußland seinen Einflu in Polen immer strker zur Geltung gebracht, und die kluge Kaiserin Katharina Ii., die Nach-folgerm Peters Iii., strebte danach, die Republik in einen russischen Schutzstaat zu verwandeln. Sobald ihr Gnstling Stanislaus Poniatowski 1764 zum König erhoben worden mar, wurde an den Reichstag der Antrag gestellt, den Dissidenten freie Religionsbung und Zntritt zu den ffentlichen mtern zu gewhren. Die Zurckweisung dieses Antrages tief den Zusammenschlu der feindlichen Parteien zu zwei Adelsbndnissen und endlich den offenen Brgerkrieg hervor. Diese Wirren gaben Rußland Gelegenheit, feine Truppen in Polen einrcken zu lasten. Nun mischte sich aber die Trkei ein und griff Rußland an, wobei sie die schwersten Niederlagen erlitt.
Da die Erfolge der rustifchen Waffen den Nachbarmchten, insbesondere sterreich, groe Besorgnisse einflten, fo drohte ein europischer Krieg auszubrechen. Jofeph Ii. von Osterreich nherte sich Friedrich dem Groen, mit dem er in Neie (1769) und Mhrtsch-Neustadt zusammentraf. Hier bot sich ihnen die Teilung Polens als ein Ausweg, der Gefahr des Krieges zu entgehen. Sie wurde bald darauf durch die drei Nachbarmchte vollzogen. Preußen erhielt die ehe-mals deutschen Gebiete, Westpreuen nebst Ermeland und Kulmerland, freilich ohne Danzig und Thorn, und den Netzedistrikt, Osterreich Galizien und Lodomirien, Rußland die Gebiete stlich von Dna und Dnjepr.
48. Der Bayrische Erbfolgekrieg (17781779) und der Frstenbund (1785). Als der Kurfürst Maximilian Joseph von Bayern 1777 gestorben war, ging das Land an Karl Theodor von der Pfalz der. Dieser lie sich im folgenden Jahre durch Jofeph Ii. bestimmen, auf den grten Teil Bayerns zu verzichten, der sogleich von kaiserlichen Truppen L besetzt wurde. Dieser Besitzwechsel wrde sich ohne Strung vollzogen haben, wenn nicht der Herzog Karl Ii. von Pfalz-Zweibrcken gleich-falls erbberechtigt gewesen wre und wenigstens zu dem Handel feine Zu-stimmung htte geben muffen, damit er rechtsgltig wurde. Karl wrde
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210
Aus der Geschichte der Neuzeit.
Schon unter Rudolf Ii. waren die religiösen Gegensätze hochgespannt. Das zeigen die Vorkommnisse in Cöln, Straßburg und Donauwörth. In Cöln wurde der Erzbischof uach seinem Übertritt zur lutherischen Lehre (1583) vertrieben, in Straßburg behielt nach einer zwiespältigen Bischofswahl mit Mühe der katholische die Oberhand; in der überwiegend protestantischen Freien Reichsstadt Donauwörth hatte die Störung einer katholischen Prozession zur Folge, daß Herzog Maximilian von Bayern die Acht gegen sie vollstreckte und sie in eine bayrische Landstadt verwandelte.
Union und Liga. Dieser.vorfall erregte bei den kleinen Reichsständen, an denen vor allen Süddeutschland reich war, die größten Besorgnisse. Deswegen wurde unter Führung des Kurfürsten Friedrich Iv. von der Pfalz ein Bund evangelischer Reichsstände zu gegenseitigem Schutze, die Union, geschlossen (1608). Maximilian vereinigte demgegenüber eine Anzahl katholischer Fürsten (mit Ausnahme der Habsburger) zu der Liga. Maximilian war die Seele dieses Bundes; er war ein eifriger Katholik, ein tatkräftiger Fürst, in manchen Einrichtungen des Staates seinen Standesgenossen weit voraus.
Es bestanden also vor Ausbruch des großen Krieges zwei organisierte Bündnisse, und es war die Frage, wie sie sich eintretendenfalls bewähren würden. Für die evangelische Sache war es von vornherein von übler Vorbedeutung, daß sich die großen lutherischen Fürsten des Nordens von der Union fernhielten.
§ 115. Die Lage in Europa. 1. Der Westen. In den westeuropäischen Staaten hatten die Religionskriege einen Abschluß gefunden, die Machtfragen traten in den Vordergrund.
Spanien hatte mit den Niederlanden nur einen Waffenstillstand, noch keinen Frieden geschloffen, es hatte also die Entscheidung nur vertagt. Die alten Welch errschastsgedanken Karls V. waren in den beiden habsburgischen Monarchien nicht erstorben. War auch Spaniens Macht geschwächt, so schien dafür einer der großen Feinde weniger gefährlich zu sein, die Pforte. Seitdem Soliman 1566 vor Sziget gestorben war, erlahmte die Angriffskraft der Türken, daher wurden die Kräfte der österreichischen Habsburger für den Westen frei.
Auf seiten der evangelischen Mächte wuchs Macht und Reichtum der Niederlande. Während ihres Unabhängigkeitskrieges war zum erstenmal ein europäischer Krieg in die Kolonien hinübergespielt worden; als Philipp Ii. Portugal erobert hatte, rissen die Niederlande die südasiatischen Kolonien der Portugiesen an sich. Sie gründeten ihre ostindische Kompanie, und Amsterdam wurde Mittelpunkt des Welthandels.
In England zeigten die Stuarts wenig Neigung, sich in die religiösen Kämpfe des Festlandes einzumischen; Jakob I. verfolgte d:e Puritaner (englische Reformierte, welche die Hochkirche verwarfen und sich der schottischen Presbyterialkirche anschlossen), die nach Nordamerika aus-
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Das Zeitalter der Religionskriege.
215
2. Der Krieg.
§ 116, Der Böhmisch-Pfälzische Krieg. Der Dreißigjährige Krieg begann mit dem böhmischen Aufstande 1618.
Die Böhmen hatten auch nach den Hussitenkriegen eine kirchliche Sonderstellung behalten; sie hatten sich 1575 zur „böhmischen Konfession" zusammengeschlossen. Ihnen hatte Rudolf Ii., um sein Land zu behalten, 1609 durch den Majestätsbrief freie Religionsübnng eingeräumt, außerdem den drei höheren Ständen der Herren, Ritter und königlichen Städte das Recht des Kirchenbaues; durch den „Vergleich" war dieses Recht auch auf die Untertanen königlicher Güter ausgedehnt worden, und nun rechneten die Böhmen zu den königlichen Gütern die geistlichen Güter, weil der König bei ihrer Besetzung weitgehende Befugnisse hatte. Sie erbauten auch auf geistlichen Herren unterstehenden Gebieten Kirchen, wie in Braunau und Klostergrab. Jene sollte geschlossen werden, diese wurde niedergerissen. Da die Beschwerden, die sie durch Vermittlung der Statthalterschaft in Prag an den Kaiser einreichten, in ungnädigen Formen zurückgewiesen wurden, beschlossen die böhmischen Edelleute, vom Grafen Thnrn aufgewiegelt, Gewalt zu gebrauchen. Sie ergriffen bei einer Audienz, die ihnen die Statthalter auf der Burg gewährten, zwei von diesen, Martinitz und Slavata (und den Schreiber Fabricins), und warfen sie aus dem Fenster.
Darauf sagten sie dem Kaiser den Gehorsam auf und vertrieben seine Truppen. Dem Nachfolger des Kaisers Matthias, Ferdinand von Steiermark, verweigerten sie die Anerkennung und übertrugen, während dieser in Frankfurt zum Kaiser gewählt wurde, dem jungen Kurfürsten Friedrich V. von der Pfalz, der mit Elisabeth, der Tochter Jakobs I., vermählt war, die Krone von Böhmen, Mähren, Schlesien und der Lausitz, in der Hoffnung, daß England und die Union ihn unterstützen würden. Hierin täuschten sie sich. Friedrich ließ sich zwar in Breslau huldigen und erschien in Prag, aber hier wurden seine Truppen am Weißen Berge in ein-stündiger Schlacht am 8. November 1620 von dem ligistischen Heere unter dem Wallonen (Johann Tserklaes von) Tilly geschlagen, und damit fand sein Königtum ein Ende. Er flüchtete über Breslau und Berlin nach Holland und verfiel mit seinen Anhängern der Reichsacht. Ferdinand vernichtete den Majestätsbries, ließ die Häupter des Aufstandes hinrichten, zog ihre Güter ein und stellte, wie in seinen übrigen Landen, den katholischen Gottesdienst wieder her. Auch Markgraf Johann Georg von Jägerndorf aus dem Hoheuzolleruhause verlor als Parteigänger des „Winterkönigs" seine schlesischen Besitzungen.
Ferdinand Ii. hatte Maximilian von Bayern als Lohn für seine Hilfe alle pfälzischen Länder, die er erobern würde, zugesagt und ließ nun die ligistischen Truppen gegen diese vorrücken. Die Besitzungen des
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Das Zeitalter der Reformation.
191
Als die Häupter des Schmalkaldener Bundes, der ängstlich-vorsichtige Kurfürst Johann Friedrich von Sachsen und der feurige Landgraf Philipp von Hessen, den katholischen Herzog von Braunschweig vertrieben hatten, erklärte sie der Kaiser als Ausrührer in die Acht und begann gegen sie den Krieg. Er hatte zwei Schauplätze, einen im Süden, einen späteren im Norden.
Der Feldzug wurde zunächst an der Donau geführt. Nachdem der Rat Schärtlius von Bnrtenbach, des Feldherrn der schwäbischen Städte, die Ehrenberger Klause zu besetzen, um die heranziehenden Truppen des Kaisers abzusperren, unausgeführt geblieben war, zog sich der Feldzug während des Sommers ohne Entscheidung hin. Der Einfall des Herzogs Moritz in Kursachsen bestimmte Johann Friedrich zur Rückkehr nach Wittenberg. Sein Ausbruch war das Zeichen zur Auflösung; da sich auch Philipp nach Hessen zurückzog, wurde Süddeutschland in kurzem unterworfen.
Im April des folgenden Jahres (1547) wurde Johann Friedrich in der Schlacht auf der Lochauer Heide, bei Mühlberg auf dem rechten Elbnfer, besiegt und gefangen genommen. Er verzichtete auf die sächsische Kurwürde, die somit von der Ernestinischen Linie an die Albertinische überging. Seine Söhne behielten nur einen Teil des Kurlandes, die Herrschaften Gotha, Weimar, Eisenach n. a., aus denen später die sächsischen Herzogtümer entstanden sind. Die Demütigung und Gefangennahme des Landgrafen Philipp in Halle vollendete den Sieg des Kaisers. Die Ursache der Niederlage der Protestanten war ihre Uneinigkeit und die Haltung des Herzogs Moritz, der nicht nur seine Glaubensgenossen, sondern auch Kaiser und Reich verriet.
So glücklich nun Karl V. in der Niederwerfung seiner Gegner gewesen war, so wenig geschickt zeigte er sich in der Ordnung der religiösen Angelegenheiten.
Da er sich von dem nach Bologna verlegten Konzil nicht viel für die Herstellung der kirchlichen Einheit versprach, suchte er auf dem Augsburger Reichstage aus eigener kaiserlicher Machtvollkommenheit eine vorläufige Einigung herbeizuführen. (Das Interim.) Die hier getroffenen Bestimmungen, die den Protestanten den Gebrauch des Kelches und die Priesterehe gestatteten, befriedigten keine Partei; trotzdem bestand der Kaiser auf ihrer Ausführung. Mittelpunkt des Widerstandes der Evangelischen war die Stadt Magdeburg. Da sie den vertriebenen evangelischen Predigern Schutz und Freiheit zu einer energischen literarischen Tätigkeit gewährte, mußte über sie die Acht verhängt werden.
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Extrahierte Personennamen: Johann_Friedrich_von_Sachsen Johann Friedrich Philipp_von_Hessen Philipp Moritz Johann_Friedrich Johann Friedrich Philipp Philipp Johann_Friedrich Johann Friedrich Philipp Philipp Moritz Karl_V. Karl_V.
192
Aus der Geschichte der Neuzeit.
§ 105. Die Fürstenverschwörung unter Moritz von Sachsen. Trotz des Übergewichts, das Kaiser Karl errungen hatte, ist er zu keinem vollen Siege gelangt. Denn erstens vermochte er das Interim, das auch die Fürsten, die nicht zu den Schmalkaldenern gehört hatten, erbitterte, nicht durchzuführen, zweitens verfeindete er sich dadurch, daß er die Macht der Fürsten Hinabdrücken wollte, alle deutschen Fürsten, auch die katholischen. Endlich aber entzweite er sich mit seinem Bruder Ferdinand über die Nachfolge im Reiche. Zu diesen inneren Schwierigkeiten kamen äußere. Der Friede mit den Türken und dem Könige von Frankreich, der ihm seine Siege in Deutschland ermöglicht hatte, wurde unsicher.
Dazu verschlimmerte sich sein körperliches Leiden. Die Fürsten weigerten sich, seinen Sohn Philipp zu wählen.
Allmählich bildete sich in Norddeutschland eine Fürstenverschwörung gegen ihn, an deren Spitze der bedeutendste der damaligen Reichsfürsten, Moritz von Sachsen, trat. Mit der Achtvollstreckung gegen Magdeburg beauftragt, zog er ein starkes Heer zusammen, das er auch nach der Eroberung der Stadt unter dem Vorwande rückständiger Soldzahlung nicht entließ. Da er sein Ziel, die Kurwürde, erreicht hatte, trat er wieder zu den Gegnern des Kaisers über, ja er schloß mit Heinrich Ii. von Frankreich einen Vertrag, worin er ihm Metz, Tonl, Verdun und Cambrai gegen eine Geldunterstützung in dem bevorstehenden Feldzuge zu Pfandbesitz überließ.
Darauf wandte er sich im Frühjahr 1552 gegen den Kaiser und zwang ihn durch die rasche Erstürmung der Ehrenberger Klause, von Innsbruck über den Brenner nach Villach zu flüchten. Der kranke Kaiser entschloß sich zum Frieden.
Sein Bruder Ferdinand vermittelte den Passaner Vertrag, durch den das Interim abgeschafft und den Anhängern der Augsburgischen Konsession freie Religionsübung bis zu einem allgemeinen Reichstage bewilligt wurde. Der Landgraf von Hessen erhielt seine Freiheit wieder, wie schon vorher Johann Friedrich.
Vernichtete der Passaner Vertrag alle bisherigen Erfolge Karls gegen die Evangelischen, so scheiterte auch sein Versuch, das von Franz von Guise zähe verteidigte Metz Heinrich Ii. wieder zu entreißen. Moritz erlebte den Abschluß eines endgültigen Friedens nicht. Sein ehemaliger Bundesgenosse, der Markgraf Albrecht von Brandenburg-Kulmbach, hatte den Krieg gegen Klöster und Bischöfe in Norddeutschland auf eigene Faust fortgesetzt. Er wurde 1553 von den verbündeten norddeutschen Fürsten bei Sievershausen (bet Braunschweig) geschlagen, sein Heer auseinandergesprengt und er zur Flucht nach Frankreich genötigt. In dieser Schlacht fiel Moritz, erst 32 Jahre alt.
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Das Zeitalter der Religionskriege.
199
Die Religionskriege in Westeuropa.
8 108. Philipp Ii. von Spanien (1556—1598). Als Karl V., der Regierung müde, sich in die Nähe des Hieronymitenklosters San Duste (in Estremadura) zurückzog (1556), wo er zwei Jahre später starb, teilte er sein Weltreich unter seinen Bruder Ferdinand und seinen Sohn Philipp Ii. Jener, schon seit 1531 deutscher König, folgte ihm in der deutschen Kaiserwürde, dieser erhielt Spanien mit dem Kolonialbesitz und den vier europäischen Nebenländern: den Niederlanden, der Freigrafschaft Burgund, Mailand und Neapel.
Philipp Ii. war auch trotz dieser Teilung noch der mächtigste Herrscher Europas. Einsam, verschlossen, seinem Glauben mit ganzer Kraft ergeben, lebte er allein der Regierung seines weiten Reiches. Alle wichtigen Angelegenheiten wurden ihm vorgelegt und von ihm entschieden. Er verließ in den letzten Jahren seiner Regierung nur selten noch seine Gemächer im Schloß zu Madrid oder die Zelle in dem von ihm erbauten Kloster Eskorial. (Sein Sohn Don Karlos aus erster Ehe, unbesonnen und leidenschaftlich, körperlich und geistig zur Regierung unfähig, starb im Gefängnis.)
Die militärischen und finanziellen Kräfte seines Reiches, zu den: er Portugal nach dem Aussterben der burgundischen Dynastie hinzufügte, stellte er in den Dienst des Kampfes gegen die Feinde seines Glaubens: sein Stiefbruder Don Juan d'anstria erfocht 1571 über die Türken den Seesieg bei Lepanto (Cervantes), der ebenso wie die Verteidigung der Insel Malta durch die Johanniter (1565) ihr Vordringen nach Westen auf dem Seewege aufhielt. Vor allem aber war Philipp entschlossen, die Einheit des Glaubens unter seinen Untertanen aufrechtzuerhalten oder wiederherzustellen. Darüber brach der große Kampf mit den Niederlanden aus, an dem auch die Nachbarstaaten Frankreich und England teilnahmen.
Der Freiheitskampf der Niederlande.
1568—1648.
§ 109. Der Streit Philipps mit den Niederlanden. Die damaligen spanischen Niederlande umfaßten etwa das Gebiet der heutigen Königreiche Belgien und Niederlande. Im Norden wohnten Deutsche, im Süden französisch redende Wallonen. Dem Bekenntnis nach gehörte die Bevölkerung zur römisch-katholischen Kirche, doch hatte sich der Kalvinismus, namentlich im Norden, stark ausgebreitet.
Politisch bestanden die Niederlande aus siebzehn Provinzen, an deren Spitze ein Statthalter und ein mit weitgehenden Rechten ausgestatteter Landtag („Staaten") stand. Die Einheit des Ganzen repräsentierten der vom König eingesetzte Generalstatthalter und die General-staateu, eine Versammlung von Abgeordneten aus sämtlichen Provinzen.
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Extrahierte Personennamen: Ferdinand_von_Österreich Ferdinand Georg_von_Sachsen Johanns Johanns Philipps