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zu brauen. Daß er sich gerade diese Stelle aussuchte, kam
daher, daß der genannte Weg von den Fischern in Ovelgönne
für ihren Landverkehr mit Hamburg benutzt wurde. Ebenfalls
wird dies von zahlreichen Schiffern geschehen sein; denn größere
Schiffe mußten häufig schon in Neumühlen löschen und laden,
weil von dort nach Hamburg das Fahrwasser sehr mangelhaft
war. So durfte Joachim v. Lohe hoffen, in einem Wirts-
hause, das an diesem Wege lag, recht viel Besuch zu erhalten
und guten Verdienst zu finden.
Mit dem Bau wurde im Jahre 1536 begonnen. Gerade
im Jahre vorher hatte man in Hamburg die Steuern auf
das Braugewerbe erhöht. Weil nun Joachim v. Lohe das
Bier billiger als die Hamburger Brauer verkaufen konnte, so
befürchtete der Hamburger Rat, ein so nahe an der Grenze
belegenes Wirts- und Brauhaus könne den Hamburgern
schaden. Auch mag er wohl besorgt gewesen sein, es könnte
hier nach und nach ein ganzer Ort entstehen, dessen nahe
Nachbarschaft dem hamburgischen Handel und Gewerbe über-
Haupt mancherlei Schaden bringe. Daher sandte er zwei seiner
Mitglieder an den Vogt zu Ottensen, zu dessen Bezirk außer
Ottensen noch die Dörfer Othmarschen, Bahrenfeld, Stellingen
und Eidelstedt, sowie die schauenburgischen Elbinseln gehörten,
um ihn zu ersuchen, den Bau des Hauses zu verhindern.
Auch der höchste Beamte des Schauenburger Grafen, der
Drost, der von der Burg auf dem Pinneberge aus die ganze
Grafschaft verwaltete, stellte sich ein, und die Hamburger
Ratsherren erklärten ihm, die Stadt könne den Bau nicht
leiden. Der Drost weigerte sich jedoch, der Forderung des
Rates nachzugeben. Als alles freundliche Zureden nichts half,
vielmehr der Platz zum Hausbau hergerichtet und das Bau-
holz zugehauen wurde, da ließ der Rat nochmals verkünden,
er werde den Bau auf keine Weise gestatten, und drohte so-
gar, wenn man das Haus dennoch richten wolle, so würde
alsbald am andern Tage „dat bawerste under und dat underste
baven" stehen. Da aber die Hamburger gar kein Recht hatten,
TM Hauptwörter (50): [T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger]]
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Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Hamburg
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
— 28 —
Zeit nachgebildet worden ist. Dieses Schiff hatte sich im Kampfe
gegen die Seeräuber vor allen anderen Schiffen hervorgethan.
Jeder Besucher des Ratsweinkellers soll nun an den Mut und
die Tapferkeit von Hamburger Bürgern, aber auch au die Ge-
sahreu erinnert werden, welche einst Hamburgs Handel bedrohten.
Vor 500 Jahren wurden die nordischen Meere durch
Schwärme von Seeräubern unsicher gemacht. Diese Unholde
werden oft Vitalienbrüder genannt. Sie sind aus folgende
Weise zu dem absonderlichen Namen gekommen: Die Königin
Margarethe vou Dänemark führte einen großen Krieg gegen den
Schwedenkönig, besiegte ihn und belagerte seine Hauptstadt Stock-
Holm. Alle Zusuhr von Lebensmitteln schnitt sie der Stadt ab,
so daß bald große Not daselbst entstand. Da that sich eine
Zahl kühner Seefahrer zusammen und führte der bedräugteu
Stadt für schweres Geld Lebensmittel zu. Bei ihren wieder-
holten Fahrten gerieten sie mit dänischen Schiffen in Kampf,
siegten aber und machten Beute. Nun mehrte sich ihre Zahl
sehr schnell. Da sie Stockholm mit Lebensmitteln oder Viktnalien
versorgten und im Kampfe gegen die Dänen brüderlich zusammen-
hielten, so nannte man sie Viktualienbrüder oder Vitalienbrüder.
Sie griffen bald nach ihren ersten Siegen die dänischen Küsten
an, fügten den Dänen Schaden zu, wo und wie sie nur konnten,
und wurden von Tag zu Tag mächtiger. Ihr Beutemachen
setzten sie auch uach dem Kriege fort, lauerten den Handelsschiffen
aller Art auf und nahmen Schiff und Ware weg. Die Küsten
Dänemarks, Norwegens, Schwedens, Deutschlands hatteu viel
von ihnen zu leiden. Schon waren sie so mächtig geworden,
daß sie Burgen eroberten, Städte überfielen und Staaten zwangen,
Verträge mit ihnen zu schließen.
Als es durch große Anstrengungen gelang, die schlimmen
Gesellen aus der Ostsee zu verdrängen, wandten sie sich ganz
der Nordsee zu und trieben hier ihr Wesen um so ärger. Klaus
Störtebeker und Godeke Michels, das soll heißen Gottfried
Michaelsen, waren die beiden tollkühnen Hanptlente der Piraten
und der Schrecken aller Kaufleute, Schiffer und Küstenbewohner.
Störtebeker war sehr groß und stark und konnte unmenschlich
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Extrahierte Personennamen: Margarethe_vou_Dänemark Holm Klaus
Störtebeker Godeke_Michels Gottfried
Michaelsen
Extrahierte Ortsnamen: Hamburgs Stockholm Norwegens Schwedens Deutschlands
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Hamburg
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
— 48 —
zählt. Die Häuser werden heutzutage anders gebaut als in der
alten Zeit; Holzwerk wird in den Außenwänden gänzlich ver-
mieden; jedes Haus hat eigene, massive Brandgiebel; die Straßen
sind breiter; die Speicher sind von den Wohnungen getrennt.
Dazu besitzen wir seit 1872 eine ständige Feuerwehr, mit welcher
die Löschmannschaften von 1842 und früheren Zeiten, so gut
sie auch eingeübt waren, gar nicht verglichen werden können
In 9 großen, über das Stadtgebiet verteilten Feuerwachen sind
die Abteilungen der Feuerwehr stets zur Abfahrt bereit, und
durch zahlreiche Feuermeldestelleu kann schnell die erforderliche
Hilfe herbeigerufen werden. Unsere Feuerwehr ist mit Dampf-
spritzen und den besten Lösch - und Rettungsapparaten aus-
gerüstet und kann auch jedes Großfeuer erfolgreich bekämpfen
oder ans seinen Herd einschränken. Wo es gilt, Menschenleben
aus Feuersnot zu retten, da kennen unsere braven Feuerwehr-
männer keine Gefahr, welche sie hindern könnte, eine edle That
zu verrichten; aber wo es sich auch nur darnm handelt, eines
Brandes Herr zu werden und weiteren Schaden zu verhüten,
setzen sie sich nicht selten der größten Lebensgefahr aus, und
darin sind sie alle, hoch und gering, einander gleich. Der erste
Director unserer ständigen Feuerwehr, Kipping, verunglückte bei
einem großen Schadenfeuer im Jahre 1892. Auf dem Hofe
der Hauptfeuerwache in der Spitalerstraße ist ihm ein Denkmal
errichtet worden. In einer Nische des Hauses steht die Gestalt
des unerschrockenen Mannes in voller Uniform. Mit der rechten
Hand hat er die Signalflöte erhoben, um seiner Mannschaft
neue Befehle zu erteilen. So wurde er in der Ausübung seines
Dienstes tödlich verletzt.
15.
Hamburgs Obst- und Gemüsemarkt.
Auf dem großen Platze vor der Nicolaikirche, dem Hopfen-
inarkt, wird unser Hauptgemüsemarkt abgehalten. Wer einmal
das Gemüse, das Obst und die Blumen beisammen sehen möchte,
welche die Elbmarschen in einem Tage nach Hamburg liefern,
l
TM Hauptwörter (50): [T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität], T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
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Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Hamburg
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
— 65 —
hat die Wiederherstellung der Kirche gekostet. — 1842 wütete
das große Feuer in furchtbarer Nähe und überschüttete die Kirche
längere Zeit mit einem Funkenregen. Zwei braven Männern
ist die Rettung des Gotteshauses vornehmlich zu danken. Es
sind der Zimmermeister Fetterlein und der Maurermeister Breckel-
bäum. Sie bewaffneten ihre Leute mit Handspritzen, Eimern,
Decken und Laternen, eilten herbei, hielten Tag und Nacht
Wache auf dem Turm und auf dem Kirchendach und kämpften
siegreich gegen die sengende Gluthitze, welche von den brennenden
Speichern der „Neuenburg" herüberwehte.
Die Namen der Straßen des Katharinenkirchspiels haben
vielfach Beziehung zu der alten Zeit. Da ist die Straße „Bei
den Mühren", d, h. bei den Mauern, wo eine doppelte Mauer
aus Granitblöcken und aus Backsteinen Schutz gegen Wassers-
gesahr wie auch gegen feindliche Angriffe gewähren sollte. Ge-
waltige Steinblöcke, oft durch dicke eiserne Klammern aneinander
gebunden, zog man vor wenigen Jahren bei einer Verbreiterung
des Fleetes daselbst hervor. Sie zeugten von der Festigkeit der
alten Mauer. — In dem Fleet bei der Gröningerstraße pflegten
die Schiffe der Gröninger Kaufleute anzulegen und auszuladen,
solange die Fleetseite noch nicht bebaut war. Von ihnen ist
der Name auf die Straße übergegangen. — In der Matten-
twiete, welche jetzt eine fchöne, breite Straße ist, früher aber
eine schmale Gasse oder Twiete war, wohnte Jan Maat, der
Matrose. — Der interessanteste Straßenname aber ist wohl die
Bezeichnung „Beim Zippelhaufe". Es ist die ganze Geschichte
des Unterganges einer großen und mächtigen Stadt, mit welcher
dieser Straßenname sich verknüpft.
Den Hamburger Kindern sind die Bardowiekerinnen be-
kannt, welche so leicht und zierlich mit dem Gemüsekorbe ans
dem Kopfe durch unsere Straßen schreiten. Ihnen hatte die
Stadt Hamburg ein Haus gebaut, woselbst sie ihre Zwiebeln,
die sie plattdeutsch Zibbeln oder Zippeln nennen, verkaufen
konnten. Es staud bis vor kurzer Zeit an der Straße „Beim
Zippelhanse".
Übermütige Straßenjungen necken und ärgern nicht selten
Hentze, Hamburg. 5
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Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Hamburg
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
— 128 —
gebrauchte die Faust gegen den Schwächeren. So entstanden
unzählige Kämpfe zwischen Herzogen, Grafen und Rittern, ebenso
zwischen Städten und Burgen. Die deutschen Rittergeschlechter,
vor deren starkem Arme Deutschlands Feinde einstmals gezittert
und die trotz des Kriegshandwerks stets feine, guten Sitten be-
wahrt hatten, entarteten in jener Zeit fast gänzlich. Durch lange
Kriege in fernen Ländern hatten sie sich gewöhnt, nicht selbst
den Lebensunterhalt zu erwerben, sondern von den Städten
und Dörfern das zu fordern, was sie gebrauchten. Diese Ge-
wohnheit wollten sie zur Friedenszeit im Vaterlande fortsetzen.
Da man ihnen aber gutwillig nicht gab, was sie begehrten, so
lauerten sie den schwerbeladenen Wagen der reisenden Kaufleute
auf, zwangen die Knechte, ihnen die Kaufmannsgüter in ihre
Burgen zu fahren, und hielten oft genug den Kaufmann selbst
gefangen, bis seine Angehörigen ihn durch ein hohes Lösegeld
freikauften. Das war freilich ganz gemeiner Straßenraub und
nicht besser, als die That eines Wegelagerers, der mit Knüttel
und Dolch den einsamen Wanderer überfällt und seiner Bar-
schast beraubt. Aber die Raubritter aus dieser Zeit des Faust-
rechts hielten es durchaus nicht für ehrlos, dem reichen Kauf-
mann zur Ader zu lassen. Sie nannten ihre Frevelthaten
„Beutemachen". Es gab viele solcher Raubnester in Deutschland.
Zu ihnen gehörten auch das Schloß zu Bergedorf und die
Riepenburg.
Wenn die Hamburger und Lübecker Kanflente ihre reich be-
ladenen Frachtwagen landeinwärts über Bergedorf sandten, so brach
die Horde der Raubritter aus den Burgen hervor und plünderte die
Handelsleute gründlich aus. Die beiden Städte führten Be-
schwerde bei dem Herzog Erich von Bergedorf-Mölln. Doch
dieser gerade schützte die Räuber. Die beiden Städte schickten
Reiter aus, welche die Straße säubern sollten; aber dieselben
vermochten nicht, die Unholde bis in ihre Schlupfwinkel zu ver-
folgen. Nun war jedoch die Geduld der beiden Städte erschöpft.
Sie rüsteten ein stattliches Heer von 2000 Mann zu Fuß und
800 Reitern aus. Unter der Führung der beiden Bürger-
meister von Hamburg und Lübeck wurde das Schloß, dieses Erz-
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Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Hamburg
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
— 105 —
sich eine ganze Reihe von Bollwerken oder Bastionen, deren zahl-
reiche Kanonen dem nahenden Feinde Verderben drohten. Die
Straße Johannisbollwerk erinnert an die hart an der Elbe er-
richtete Bastion Johannes; die Seewarte steht auf der Bastion
Albertus. Gegenüber, jenfeit des Festungsgrabens und der
jetzigen „Helgoländerallee" erhob sich ein vorgeschobenes Horn-
werk. Auf seiner Höhe steht jetzt das Seemannshaus, wo die
Seeleute vom Wasserschaut an- und abgemustert werden, und in
welchem auch die Steuermannsschule, sowie das Seemannskranken-
haus untergebracht worden sind. Der Elbpavillon steht auf dem
Bollwerk Kasparus und die Sternwarte auf der Bastiou Henrkns.
Wie man die Ferdinandstraße nach dem Außenwerk Ferdinandus
bezeichnete, so sind die Ulricusstraße nach dem Bollwerk Ulricus
und die Straße Ericus und der Ericnsgraben nach der Bastion
Ericus benannt worden.
An jene Festungszeit erinnert ferner der Zeughausmarkt,
auf welchem das große Artillerie-Zeughaus stand, auch die kurze
Straße „Dragonerstall", wo in einem großen Stalle die Pferde
der Dragonerschwadronen untergebracht waren. Schanzen und
andere Außenwerke waren auf hochgelegenen Stellen außerhalb
des Festungswalles errichtet. Der Name der einen Schanze ist
uns in der Bezeichnung Sternschanze geblieben. Furchtbar war
die Stadt Hamburg befestigt.
Konnten aber die neuen Festungswerke zuerst als außer-
ordentlich stark gelten, so waren sie doch in späterer Zeit den
nenen Kanonen gegenüber zu schwach. Zudem bedurften die
weitläufigen Werke zu ihrer wirksamen Verteidigung zahlreicherer
Streitkräfte, als Hamburg aufzubringen vermochte. Deshalb ent-
schloffen sich die Hamburger im Jahre 1804 zur Entsestigung
der Stadt. Am Millernthor, Dammthor, Steinthor wurden die
Wälle durchbrochen, die Gräben zugeschüttet, die Thorgewölbe
niedergerissen, die Geschütze von den Wällen entfernt, die Außen-
werke vernichtet. Doch zogen die schon halbwegs zerstörten
Festungswerke der Stadt noch einmal schweres Leid zu.
Als der Franzosenkaiser Napoleon ganz Deutschland unter-
worfen hatte, machte er Hamburg im Jahre 1810 zu einer Stadt
TM Hauptwörter (50): [T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger], T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität]]
TM Hauptwörter (100): [T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle], T19: [Feind Pferd König Mann Soldat Reiter Uhr Wagen Kanone Offizier]]
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Extrahierte Personennamen: Albertus Napoleon
Extrahierte Ortsnamen: Bastiou_Henrkns Artillerie-Zeughaus Hamburg Hamburg Deutschland Hamburg
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Hamburg
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
— 62 —
erstürmten das Millernthor, welches damals dort stand, wo jetzt
der Heiligengeistkirchhos ist, und drangen mit wüstem Geschrei
in dichten Haufen in die Stadt herein. Aber die jungen Brauer-
knechte, lauter handfeste und mutige Burschen, waren unterdessen
von ihrer Arbeit gelaufen, hatten sich zusammengethan und mit
tüchtigen, eichenen Knütteln und den Dauben der großen Fässer
bewaffnet. Als sie das Freuden- und Siegesgeschrei der Baueru
hörten, brachen sie hervor und hieben so grimmig darauf los,
daß sie alles vor sich niederschlugen. Die Bauern wandten sich
eiligst zur Flucht; aber es hagelte Schläge auf ihren Rücken,
und dabei schrieen ihnen die Brauerknechte immer zu, doch stehen
zu bleiben: sie riefen aber plattdeutsch: „Stah, Bur, stah!"
Zum Danke für diese kühne Rettnngsthat, so heißt es, ge-
währte man den Brauerknechten manches Vorrecht; auch nahm
man es nicht so genau, wenn sie bei ihren Festen ein wenig
ausgelassen waren. Zur ewigen Erinnerung benannte man
zwei Straßen an der Stelle, wo der Kampf stattgefunden hatte,
mit ihrem freudigen Schlachtrufe wider die Bauern. Es sind
der große und der kleine Burstah.
Die Hamburger Brauerknechte bildeten einen großen Verein.
Sogar einen Schutzheiligen hatten sie; es war der heilige Vincent.
Nach ihm nannten sie sich auch Vineentbrüder. Alle zwei Jahre
feierten sie ein großes Fest, bei welchem es hoch her ging, und
wobei sich jedweder einmal ordentlich lustig machen, sich högen
konnte. Das Fest hieß die Höge der Brauerknechte, dauerte
acht Tage und wurde am Ende des Monats Januar oder im
Anfange des Februars abgehalten. Da wurde gut gegessen und
getrunken; da gab es Spiel und Tanz. Die ganzen acht Tage
hindurch wurde gar nicht gebraut; denn die Knechte waren im
Vereinshause am Rödiugsmarkt beisammen. Das Haus war
mit Fahnen prächtig ausgeschmückt, und innen erscholl Musik.
Das lustige Leben dauerte bis in die Nacht hinein, um am
nächsten Morgen wieder zu beginnen.
Die Braunieister mußten zu dem Feste nicht nur das Bier,
sondern sogar das Fleisch für die Mahlzeiten der Knechte liefern,
und das Stück mußte hübsch groß sein, sonst wurde es von der
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger], T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität]]
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Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Hamburg
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
— 121 —
Bugenhagendenkmal mit dem Gymnasium bei der Petrikirche,
die Standbilder Adolfs Hi. und des Bischofs Anschar mit dem
Nikolai- und dem Petrikirchspiel, der Gedenkstein der Vertriebenen
von 1813 und das Kugeldenkmal mit Hamburgs Festungszeit.
Das Kippingdenkmal ist in Verbindung mit dem Hamburger
Brande und unserer Feuerwehr erwähnt worden. Über die ge-
nannten Denkmäler ist in den bezüglichen Artikeln das Not-
wendigste zu finden.
An Hamburgs ältere Zeit und an seine schweren Kämpfe
zur See zum Schutze der Handelsschiffe erinnern vier aus Stein
gemeißelte Standbilder, die an den beiden Seiten der großen,
neuen Brücke aufgestellt worden find, welche die Helgoländer
Allee überspannt. An der Elbseite stehen bei den Endpunkten
des Brückenbogens der Hamburger Bürgermeister Miles, der ein
Bündnis der geschädigten Städte und Länder gegen die See-
räuber und ihre Helfer und Helfershelfer zustande brachte, und
Simon von Utrecht, der Führer der „bunten Kuh" im Kampfe
gegen Störtebeker. An der Stadtseite haben Ditmar Koel und
Kapitän Karpsanger einen Ehrenplatz erhalten. Ditmar Koel
fing den gefürchteten Seeräuber Klaus Kniphoff. Derselbe hielt
sich ähnlich wie Störtebeker mit großer Macht in der Nordsee
auf, verwüstete die Küsten, nahm die Handelsschiffe weg und
fügte den Hanseaten unermeßlichen Schaden zu. Die Hamburger
rüsteten deshalb ein Kriegsgeschwader aus und griffen ihn im
Jahre 1525 in der unteren Ems an. Ditmar Koel war der
Führer eines hamburgischen Kriegsschiffes. Er zeichnete sich
durch Mut und Geschicklichkeit ganz besonders aus. Gerade auf
Kniphosfs Schiff fuhr er los, eroberte es, überwältigte Kniphoff
und brachte ihn gefangen nach Hamburg, wo derselbe seinen
verdienten Lohn durch den Henker empfing. — Karpsanger war
der umsichtige, beliebte und getreue Admiral Hamburgs. Er
stand im Dienste des Admiralitätskollegiums, welches in früherer
Zeit im Admiralitätshause an der Admiralitätstraße über die
Maßregeln zum Schutze unserer Handelsflotte beriet und be-
schloß. Im Jahre 1683 begleitete Karpsanger mit seinem
Kriegsschiffe, das Wappen von Hamburg geheißen, eine große
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Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Hamburg
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
— 142 —
und in die Nordsee kommen, und furchtbare Kanonen stehen bei
Cuxhaven in kleinen Festungen, die man Forts nennt. Die
größten Kanonen sind 101/2 Meter lang, schießen weiter als
von Hamburg nach Blankenese und schleudern Geschosse, welche
10 Centner schwer sind. Dieselben durchschlagen die stärksten
Panzerschiffe, so daß kein einziges es wagen darf, bis auf
Schußweite heranzukommen.
Vor einigen Jahren, im Jahre 1894 war es 500 Jahre her,
daß das Land Ritzebüttel mit Cuxhaven an Hamburg kam. In
alter Zeit gehörte das Schloß und Laud Ritzebüttel den Herren
von Lappe, die an der Mündung der Elbe und den Ufern der
Nordsee See- und Strandräuberei trieben und den Hamburger
Kaufleuten viel Schaden zufügten. Die Hamburger wollten es
aber nicht länger dulden, daß ihre Handelsschiffe verfolgt und
daß die aus Sturm und Wellen mit Lebensgefahr geretteten
Güter der gestrandeten Schiffe von den Raubrittern weggenommen
wurden. Sie verbanden sich mit den Wurstfriesen, die auf den
Wnrten wohnten und daher ihren Namen führten, stürmten und
eroberten das feste Schloß Ritzebüttel. — Obgleich sie aber das
Schloß in offener und ehrlicher Fehde erobert hatten, kauften
sie es mit den dazu gehörigen Dörfern den Herren von Lappe
für eine hübsche Summe Geldes ab. Seit der Zeit hat das
Ländchen ununterbrochen den Hamburgern gehört und ist von
Hamburger Ratsherreu oder Senatoren regiert worden.
40.
Hamburgs nächste Umgebung.
Im Westen und Osten liegen zwei Städte, Altona und
Wandsbek, so nahe bei Hamburg, daß sie mit der Zeit ganz
und gar mit unserer Stadt verwachsen sind. Wie eine große
und eine kleine Tochter lehnen sie sich von rechts und links an
ihre Mutter Hamburg an und bilden mit ihr eine einzige,
zusammenhängende Hänsermaffe, ein ungeheures Häusermeer.
Mehr als zwei Stunden Zeit würde man gebrauchen, wollte
man vom westlichen Altonaer Stadtteil, von Ottensen her, die
TM Hauptwörter (50): [T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger], T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser]]
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82
Ortsbeschreibung des Landgebietes.
Auf dem „Hause" oder Schlosse zu Nitzebüttel betrieben seit dem 13. Jahr-
hundert die Herren von Lappe1 das ertragreiche See- und Strandräuberhandwerk.
Der Versuch der Hamburger, von der zu Anfang des 14. Jahrhunderts von ihnen
besetzten kleinen Insel Neuwerk aus dem für ihren Schiffahrtsverkehr so nachteiligen
Unwesen entgegenzutreten, war von geringem Erfolge. Nach erneuten empfindlichen
Belästigungen nahmen hamburgische Scharen im Bunde mit Wurster Friesen 1393
das Schloß zu Ritzebüttel mit stürmender Hand. Zu größerer Sicherung seiner Eigen-
tumsrechte schloß Hamburg im folgendem Jahre mit den Herren von Lappe einen
Kaufkontrakt ab, durch den das ganze Gebiet gegen eine bestimmte Zahlung in den
Besitz der Stadt überging.
Seit 1400 residierten auf dem Schlosse zu Ritzebüttel Hamburger Ratsherren,
welche, nachdem sie vor versammeltem Rate zu Hamburg „auf Schloß- und Haupt-
mannsglauben" verpflichtet worden waren, das kleine Land ziemlich unumschränkt
regierten. Der letzte dieser Amtmänner war der nachmalige, 1887 verstorbene Bürger-
meister Kirchenpauer. Seit 1864 bildet das Amt eine Landherrenschaft, deren Ge-
schäfte ein Amtsverwalter mit ständigem Wohnsitze in Ritzebüttel führt.
1. Die Stadt Cuxhaven, seit dem 6. Dezember 1872 durch die Ver-
einigung der beiden Flecken Ritzebüttel und Cuxhaven als Gemeinde gebildet
und am 1. Mai 1905 durch die Eingemeindung von Döse vergrößert und
Stadt geworden.
Ritzebüttel' Marschland in 4-9 m Höhenlage.
Der alte Bau des Schlosses — eigentlich ein massiges, beinahe quadratisches,
turmartiges Gebäude mit gewaltig dicken Mauern, bekrönt mit Zinnen- und Schieß-
scharten um das steile Dach — erhebt sich aus den hübschen Parkanlagen, in welche
die doppelten Gräben und Wälle umgewandelt worden sind, die vormals starken
Schutz gewährten. Der Wohnhausvorbau datiert von 1616. — Die nahe dem
Schlosse belegene Martinskirche ist am 22. August 1819 eingeweiht worden- bis
dahin war der Ort zu Groden eingepfarrt.
Cuxhaven^ liegt hart an der Elbe um den in diese sich öffnenden und
mit einer Schleuse versehenen Hafenpriel, der Hauptsache nach südlich von der
Einmündung der Döser Wetterung in denselben. Nördlich vom Hafeneingange,
nahe dem 1802- 1803 erbauten, 25 m über See hohen Leuchtturme,
bildet das als „Alte Liebe"3 bezeichnete Bollwerk den Hafenkopf. Ende
1879 ist das unweit davon neuerbaute Telegraphengebäude seiner Be-
stimmung übergeben worden- weithin sichtbar, ragen neben ihm die 25 m
hohe Ieitballbake und der Windzeiger empor.
Schon seit langer Zeit ist Cuxhaven von hoher Bedeutung als Not- und
Winterhafen an der befahrensten deutschen Strommündung, sowie als Haupt-
stützpunkt für die Verwaltung aller derjenigen Vorkehrungen und Einrichtungen,
welche die Instandhaltung und Verstärkung der Uferbauten des Amtes, die
Vertiefung und Verbesserung der schiffbaren Stromrinne der ganzen Unterelbe
und die Bezeichnung des Fahrwassers bezwecken. Erfreulichen Aufschwung
1 Es ist übrigens wahrscheinlich, daß die in den Urkunden als „de Lappen"
Bezeichneten nicht „Herren von Lappe", sondern ein freies Bauerngeschlecht, „die
Lappen", aus dem Lande Hadeln gewesen sind.
2 Zu Döse eingepfarrt. — Der Hafen wird schon 1570 als „Kuckeshaven" be-
zeichnet (ursprünglich wohl „Kogshaven", da ein großer Teil des Ortes auf einem
„Koge", d. h. auf dem Meere abgewonnenem Lande, steht).
s Angeblich der Name eines alten, ehemals an dieser Stelle als Landungsbrücke
benutzten Schiffes.
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Extrahierte Personennamen: Wurster Lappe Kirchenpauer August Döser_Wetterung