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1. Bodenständiger Unterricht - S. 17

1913 - Leipzig : Dürr
— 17 — Wir achten weiter auf die bei Hochwasser trübe, gelbe und braune Färbung der Bäche, und die Schüler werden veranlaßt, sich nach starkem oder längerem Regen einmal ein Gefäß voll schmutzigen Flußwassers hinzustellen und nach einiger Zeit den Bodensatz anzu- sehen, vielleicht auch zu wiegen und zu messen. Größere Schüler könnten unter Anleitung des Lehrers durch eigene Messungen und Berechnungen ermitteln, wieviel Wasser täg- lich, monatlich, jährlich in Werre und Aa durch Herford fließt,*) wieviel Schwemmstoffe mitgeführt werden, wie hoch hier die Regenhöhe**) in einem Jahre ist, wieviel Erdreich usw. auf unfern Feldern, etwa auf 1 qkm oder im ganzen Kreise Herford, abgeschwemmt wird: alles Aufgaben, die eigene sorgsältige Beobachtung, selbständiges Denken und gewissenhafte Arbeit verlangten. So kommen wir nach und nach durch zahlreiche Beobachtungen und Vergleiche dahin, in dem Fluß einen außerordentlich erfolgreichen Sandfabrikanten, einen fleißigen Lumpensammler, der auf die Dauer nichts von dem, was ihm erreichbar ist, liegen laffen kann, und einen » billigen Lieferanten zu sehen. Auch mit einem Riesen-Fuhrgeschäft könnte man ihn vergleichen. Unaufhörlich, tagaus, tagein, ist er an der Arbeit, erstaunlich große Massen von Erde, Steinen, Sand und Schlamm loszureißen, fortzufpülen, weiterzuschleppen und nach dem Meere zu verfrachten. Wir kommen an einem mit 2 Pferden bespannten Sandwagen vorüber und fragen im Vorbeigehen den Knecht, wieviel Sand er da fährt. Es sind meist l1/2 cbm. Im Weitergehen rechnen wir sofort einige dazu paffende Auf- gaben, z. B. daß man, um 30 cbm Sand auf einmal zu fahren, 20 solcher Wagen und 40 solcher Pferde brauchte. *) Herrn Dipl.-Jng. Ulrici verdanke ich weiter folgende Angaben: Durchfluß 1. in der Werre an der Milcherbrücke im Jahresmittel 8 cbm/sec. 2. „ „ Aa bei Spilker „ „ 3,6 „ „ 3. „ „ Werre an der Hansabrücke „ „ rund 12 „ „ **) Herr Rektor Wulff als Leiter der hiesigen Wetterwarte („Königl. Meteorologischen Station") ermittelte als das 15 jährige Jahresmittel der Jahre 1895—1910 = 717,1 mm, als das Jahresmittel für 1910 —751,1mm (regenreich!) ii ii ii „ 1911 =485,1 mm (fehr trocken!) ii ii ii „ 1912 = 837,0 mm (regenreich !) Allein am 25. August 1912 betrug hier die Niederschlagsmenge 22 mm, im August 1912 überhaupt 126 mm! Vergl. dazu die regenreichsten Stellen der Erde: Kamerunberg mit 10 m, Assam am Himalaja 12 m! Nolte, Bodenständiger Unterricht. 2

2. Bodenständiger Unterricht - S. 18

1913 - Leipzig : Dürr
— 18 — Wir hören von dem Müller Schachtstek in Diebrock, — wir treffen ihn gerade an, wie er bei seiner Mühle aus dem Arme der Aa, der nach dem Mühlrad zu abgeleitet ist, den abgelagerten Sand aus- wirft, um das Flußbett wieder tiefer zu machen — daß er dort jedes Jahr etwa 50 cbm Sand abfahren muß — über 30 Fuder. Die Schüler haben gesehen und werden angehalten, dauernd daraus zu achten, wie oft Kolke, Teiche, Straßen- und Ackergräben gereinigt, „ausgeschlämmt" werden müssen. So lernen sie auf Grund vielfacher Beobachtungen in ihrer engsten Heimat, welche gewaltige Mengen festen Erdreichs usw. aus den Bergen und Feldern des Binnenlandes durch die zahlreichen kleinen und großen Flüsse und Ströme abgeschwemmt, fortgespült und in das Meer geschleppt werden. Nun klingt es ihnen glaubhaft, wenn sie hören, daß alljährlich allein aus dem sächsischen Elblaufe *) über 34000 cbm Sand, Kies und Steine (rund 23000 Fuder oder was 46000 Pserde ziehen können!) ausgebaggert werden müssen, damit die Fahrrinne tief genug bleibt; daß die Donau **) jährlich über 35^ Millionen cbm — rund 23 Millionen Fuder für 46 000000 Pferde, der Mississippi weit über 211 Millionen cbm — 140 Millionen Fuder für 280000000 Pferde, der Hoangho sogar 472 ^ Millionen cbm = 315 Millionen Fuder für 630000000 Pferde, Erde, Steine, Sand und Schlamm nach dem Meere bringt, daß allein aus der schwäbischen Alb jedes Jahr 63600 cbm Kalksteine vom Wasser ausgewaschen und abgeschwemmt werden = 42400 Fuder für 84800 Pferde, daß dort, wie man an zurückgebliebenen Spuren nachweisen kann, bereits eine Erd- und Gesteinsschicht von 200 m Dicke und 23 km Ausdehnung fortgespült worden ist. Da sehen die Schüler allmählich ein, daß bei solch ungeahnter, unaufhörlicher Riesenarbeit des Wassertropfens nach und nach Gebirge und andere hoch gelegene Teile der Erdoberfläche abgetragen werden, und daß durch diese ungeheure Einebnungsarbeit des Wassers schließlich eine völlige Beseitigung aller Erhebungen stattfinden müßte, wenn nicht auch andere Kräfte mit entgegengesetztem Erfolge an der Arbeit wären. *) Vgl. Fraas, Die Naturerscheinungen der Erde. Verlag von Lutz, Stuttgart. **) Vgl. Volk, Geologisches Wanderbuch. Verlag von Teubner, Leipzig.

3. Heimatkunde für die Provinz Rheinland - S. 2

1914 - Frankfurt am Main : Diesterweg
I. Der Rhein von Bingen bis Loblenz. lvimpel grüßen, Völler krachen, Lustig schwimmen wir im Rhein, Tiefe Boote, leichte Nachen Wollen uns Geleite sein. wohl, nun geht es rauschend weiter, Lachend Bild, wohin wir sehn, Die Gestade grün und heiter Und dahinter Rebenhöhn. Städte mit den alten Zinnen Laden gastlich uns herzu, Burgen, die verlassen sinnen, ^Ragen einsam tief in Ruh. Überall in trauter Nähe Winkt ein Zander Bild herbei, Eh' ich alles übersehe, Ist es wie ein Traum vorbei. (Greif.) 1. Landschaftsbild, a) Der Rhein bei Bingen. Es ist ein gar prächtiger Sommermorgen. Goldige Sonnenstrahlen spielen auf der breiten Wasserfläche des stolzen Rheinstromes. Ein stattlicher Dampfer, mit vielen lustigen Kusflüglern besetzt, verläßt eben die Landungsstelle in Bingen, um seine Talfahrt anzutreten, vom Niederwald herab, einer hohen Bergwand bei Rüdesheim, grüßt das großartige Nationaldenkmal. Kuf einer Felsenklippe steht der alte Niäuseturm (Maut- oder Zollturm), jetzt eine Signalstation für Schiffe. Wildströmend flutet der Rhein an ihm vorbei, hohe Felswände, rechts die westlichen Ausläufer des Taunus, links der huns- rück, treten dicht an ihn heran. Früher waren die hier unter dem Wasser versteckten Felsenriffe den Schiffern Gefahr bringend. Die preußische Regierung ließ sie sprengen und schuf so den Schiffen eine sichere Fahrstraße durch das einst so gefürchtete Binger Loch. Der Vinger Mäuseturm. Bei Bingen ragt mitten aus dem Rhein ein hoher Turm, von dem nachstehende Sage umgeht: Im Jahre 970 war große Teuerung in Deutschland, daß die Nienschen aus Not Natzen und Hunde aßen und doch viele Leute Hungers starben, va war ein Bischof von Mainz, der hieß Hatto. Er war ein Geizhals und dachte nur daran, seinen Schatz zu mehren. Er sah zu, wie die armen Leute auf der Gasse niederfielen und in

4. Heimatkunde für die Provinz Rheinland - S. 10

1914 - Frankfurt am Main : Diesterweg
10 Heimatkunde für die Provinz Rheinland. Die feindlichen Brüder. Auf den nachbarlichen Burgen Sterrenberg und Liebenstein am Rhein wohnten zwei Brüder, die waren sehr reich und hatten die Burgen stattlich von ihres Vaters Erbe erbaut. Als ihre Mutter starb, wurden sie noch reicher. Beide hatten aber eine Schwester, die war blind,- mit der sollten nun die Brüder der Mutter Erbe teilen. Sie teilten aber, da man das Geld in Scheffeln maß, daß jedes ein volles Matz nach dem andern nahm, und die blinde Schwester fühlte bei jedem, daß eins so richtig voll war wie das andere. Die arglistigen Brüder drehten aber jedesmal, wenn es an das Maß der Schwester ging, dieses um und deckten nur den von schmalem Rande umgebenen Boden mit Gold zu; da fühlte die Blinde oben darauf und war zufrieden, daß sie ein volles Maß empfing, wie sie nicht anders glaubte. Sie war aber gottlos betrogen? dennoch war mit ihrem Gelds Gottes Segen, und sie konnte reiche Andachten in drei Klöstern stiften. Aber mit dem Gelde der Brüder war der Unsegen für und für; ihre habe ver- ringerte sich, ihre Herden starben, ihre Felder verwüstete der Hagel, ihre Burgen begannen zu verfallen, und sie wurden aus Freunden Feinde und bauten zwischen ihren nachbarlich nahe gelegenen Burgen eine dicke Mauer als Scheidewand, deren Reste noch heute zu sehen sind. Kbb. y. ttönigsstuhl zu Rhense. Als all ihr Erbe zu Ende gegangen war, versöhnten sich die feindlichen Brüder und wurden wieder Freunde, aber auch ohne Glück und Segen. Leide bestellten einander zu einem gemeinschaftlichen Zagdritt; wer zuerst munter sei, solle den andern Bruder frühmorgens durch einen Pfeilschuß an den Fensterladen wecken, ver Zufall wollte, daß beide gleichzeitig erwachten, beide gleichzeitig die Armbrust spannten, im gleichen Augenblick den Laden aufstießen und schössen, und der Pfeil eines jeden von ihnen dem andern in das herz fuhr. — Das war der Lohn ihrer untreuen Tat an ihrer blinden Schwester (Sechste in.) Die prächtige Marksburg, auf die wir bei dem Grtchen Brau- dach hingewiesen werden, ist wie Rheinstein in alter Herrlichkeit wieder her- gestellt, lvir bemerken, daß das Tal sich ein wenig erweitert, als wir die freund- liche Stadt Boppard in Sicht bekommen. Unvergleichlich schön muß diese

5. Heimatkunde für die Provinz Rheinland - S. 11

1914 - Frankfurt am Main : Diesterweg
I. Der Rhein von Bingen bis Loblenz. 11 Strecke im jungen 5enz sein, wenn hier die unzähligen Kirschen-, Pfirsich- und Kprikosenbäume ihre herrliche Blütenpracht entfalten, Das kleine Salzig mit einer warmen Salzquelle hat durch seine Kirschen Berühmtheit erlangt. Die geschützte Lage des Vrtes läßt dort die Früchte zu ftüherer Reife gelangen als in anderen Gegenden unserer Heimat. Lei R h e n s betrachteten wir den Nönigsstuhl, auf dem sich in früheren Jahren die vier Rurfürsten von Köln, Mainz, Trier und der Rheinpfalz oersammelten, um über die Raiserwahl zu beraten. Schon liegen Burg Lahneck und Schloß Stolzenfels hinter Kbb. 10. Stolzenfels. (Nach: „Km Rhein". Verlag der photogr. K.-G. Siegburg bei Töln.) uns. Stolz flattert im Winde die Reichsfahne auf der Festung Ehrenbreit- st e i n. hochgespannte Brückenbogen und zahllose Türme erglänzen in der Kerne und gemahnen uns, daß wir Eoblenz erreicht haben. 2. Loblenz. In (loblenz verlassen wir und noch viele Mitreisende das Schiff. Neue Reisende steigen ein, unser stolzer Dampfer setzt sich bald wieder in Bewegung, Wir winken ihm noch einen freundlichen Kbschiedsgruß zu, und bald ist er unseren Blicken entschwunden. Nun beginnen wir einen Rund- gang durch die alte Stadt. Ihr Name Confluentes, d. h. die „Zusammen- fließenden", deutet schon darauf hin, daß sie ihre Gründung den Römern ver- dankt. Gar prächtig ist sie am Einflüsse der stattlichen Mosel in den Rhein gelegen. Deutlich hebt sich das gelbliche Moselwasser von den grünen Fluten des Rheins

6. Heimatkunde für die Provinz Rheinland - S. 43

1914 - Frankfurt am Main : Diesterweg
X. Das Siebengebirge. 43 Stück Wald erwerben, so groß, als ich umreiten kann, während du beim Mahle sitzest." Gern gewährte der Kaiser diese Bitte. Arnold aber hieß heimlich seine Knechte nach dem Vürgelwalde reiten und gebot, daß sie von Strecke zu Strecke, just so weit voneinander, als ein Pferd ohne Ermüdung zurücklegen kann, am Waldessaum jeder mit einem Rosse am Zügel sich aufstellten. Als nun der König sich zu Tisch setzte, schwang sich der Sänger in den Sattel und jagte im schnellsten Zluge am Waldesrande hin, und wie er zu dem ersten Knechte kam, sprang er geschwinde vom ermüdeten Rotz und bestieg das frische, das ihm der Knecht bereit hielt, und so tat er jedesmal, wenn er eine Strecke geritten war. Solcherweise gelang es ihm, ein gewaltiges Stück Zorst zu umreiten, wie es ein rüstiger Wanderer kaum in Tagesfrist umgangen hätte. Oer Kaiser saß noch bei Tische, als Arnold vor ihn trat und meldete, dajz er den Ritt vollbracht habe. Da meinte der Kaiser, der Sänger sei gar zu bescheiden und hätte sich noch mehr Zeit nehmen sollen, der Lohn werde nun wohl sehr klein aus- fallen,' Arnold zuliebe würde er selber gern noch einige Apfel zum Nachtisch verspeist haben. Ms aber der Sänger seine List gestand, da mußte ihm Karl zwar den verheißenen Lohn gewähren, aber er kränkte sich ob seines Lieblings Habsucht und schwieg verstimmt und traurig. Da kniete der edle Sänger vor ihm nieder, sah ihm voll ins Antlitz und sprach: „Mein hoher Herr, was grollst du mir? ©, zürne nicht! Nicht mir zum Nutzen ersann ich die List; nein, keinen Schritt hätt' ich aus Eigensucht getan. Doch sieh, so weit der Wald sich dehnt von Zier bis Angelsdorf, wohnt armes Volk,' wohl zwanzig Dörfer sind es, die kein holz zum Brennen haben. Die sollen nun nicht länger darben, denn für sie umritt ich den Lürgelwald,- so schenk' ich ihnen, was ich mir zum Lohn für meinen Sang erwarb." Da leuchtete des Kaisers Antlitz von hoher Kreude, er hob den Knienden auf und drückte einen Kuß auf seine Stirne. Die beiden blieben treue Freunde, bis der Tod sie schied, und das Volk bewahrt noch heute in Dankbarkeit ihr Gedächtnis. (Klee. Nach Simrock.) X. Das Siebengebirge. 1. Ein Ausflug nach dem Orachenfels. Ein blühender, lachender Znai- morgen — schimmernde Wölkchen am leuchtenden Atherblau des herrlichen Krühlingshimmels —, goldener Sonnenschein über der schneeigen Blütenpracht und dem zarten Laubgrün der bräutlich geschmückten Erde. Welche Lust, auf schmuckem Schifflein durch die frischgrünen Zluten des Vater Rhein dahin- zugleiten! „Du Schillern, gelt, das fahrt sich gut in all die Lust hinein?" trällere ich vor mich hin, mährend ich am Rande des vampfers stehe und in den wonnigen Lenz hinein träume. Siehe, da grüßen schon aus der Kerne die noch von einem leichten, bläulichen Nebelschleier umwallten Gipfel des lieb- lichen Siebengebirges! Wir fahren an der Siegmündung vorüber und gewahren zu unserer Rechten die Stadt Bonn mit ihrer türmchengeschmückten Rhein- brücke. Eine Schar lustiger Studenten läßt sich auf dem veck unseres Schiffes nieder, und bald ertönen bei Hellem Lecherklang ihre fröhlichen Weisen. Ehe wir's uns versehen, legt der Oampfer am belebten Landungsplatze in Königswinter an. Unser erster Besuch gilt dem sagenumwobenen Drachenfels.

7. Heimatkunde für die Provinz Rheinland - S. 88

1914 - Frankfurt am Main : Diesterweg
88 Heimatkunde für die Provinz Rheinland. von ihnen sehr geliebten, leutseligen Kürsten noch zu seinen Lebzeiten auf dem Marktplatz ein aus Rupfer gegossenes Denkmal. Es zeigt „Jan röellem", so heißt er im Düsseldorfer Volksmunde, hoch zu Rotz- angetan ist er mit einer schweren Rüstung, sein von langen Locken umwalltes Haupt schmückt die Rurfürstenkrone, in seiner Rechten hält er den Herrscherstab. vom Kurfürsten Johann lvilhelm. Oer Kurfürst Johann lvilhelm liebte sehr die Jagd. Einmal hatte er sich im Königsforste zu Vensberg verirrt und wußte sich nicht mehr zurechtzufinden. Er ging viele Stunden lang bis über Mittag und wurde bei der Anstrengung gewahr, wie der Hunger tut. Er hatte ihn wohl zum ersten Male kennen gelernt, plötzlich kam er an ein Haus, vor Ermüdung brach er zusammen und bat um Nahrung. Es war ein Bauernhaus,- man hatte dort Speck und Erbsen gekocht. Die setzte die Krau des Lauern dem Kurfürsten vor in der Meinung, er sei, wie er angab, ein fremder Jägersmann. Oas Speck- und Erbsengericht und das Haferbrot schmeckten dem Kurfürsten so wohl, wie ihm noch nie eine Speise gemundet hatte. Als er nach Düsseldorf zurückgekehrt war und ihm die leckeren Speisen daselbst nicht zusagen wollten, da befahl er, Speck und Erbsen zu kochen,' denn das sei das köstlichste Essen von der Welt. Wie der Koch aber auch die Speisen anrichtete, der Kurfürst sagte, im Königsforste hätte er das besser gegessen. Endlich mußte ein Eilbote hinausreiten und die Bäuerin bestellen, damit sie die Lieblingskost dem Kurfürsten so schmackhaft zubereite, wie er sie in ihrem Hause genossen habe. Auch sollte sie ein Bauernbrot mitbringen. Die Bäuerin wurde in einem Wagen des Kurfürsten nach Düsseldorf geholt, Was die gute Krau ihm aber auch kochte, es wollte ihm nicht schmecken; ebensowenig mundete dem Fürsten das Hafer- brot, das sie mitgebracht hatte. Das kam aber daher, daß ihm die hauptwürze, der Hunger, fehlte, der ihm bei der Ermüdung im Königsforste die Speisen gewürzt hatte. Das wurde dem Kurfürsten bald klar, und er pries die Arbeiter glücklich, weil ihnen in ihrem Arbeitsleben jede Mahlzeit schmecke. Noch heute will uns diese Wahrheit das bergische Sprüchlein zurufen: . lver sich vor Arbeit nicht tut schrecken, Dem wird's wie dem Jan lvilhelm schmecken. (M o n t a n u s.) wie man in Düsseldorf das Recht zu Grabe läutete. Einstmals ging der Narr des Herzogs zu Düsseldorf am Rheine spazieren. Da kam ihm ein Bäuerlein aus der Stadt entgegen, das trug ein Bündel Papier unter dem Arme und schlich gar betrübt seines Weges einher. „Wohin geht die Reise?" fragte der Narr. „An den Bettelstab," antwortete der Bauer, „ho, ho," sagte der Narr, „das ist ein Stab, der für so wohlbeleibte Leute, wie Ihr seid, schlecht taugt." — „Danach haben die da drinnen in der Stadt nicht gefragt," erwiderte der Bauer, „ich muß an den Bettelstab von Rechts wegen." — „So seid Ihr also ein Nichtsnutz und Kaulenzer, wenn Ihr von Rechts wegen an den Bettelstab kommt?" — „® nein," schrie der Bauer, „wenn das wäre, so geschähe mir mein Recht, aber leider ist es ganz anders!" Und nun erzählte er dem Narren, wie sein Nachbar, ein habsüchtiger und böser Junker, ihm Prozeß auf Prozeß an den hals gehängt, bis er ihm wider sein klares und gutes Recht den letzten Acker und die letzte Kuh abgenommen habe, „hier habe ich meinen Besitz verbrieft und versiegelt," schloß er endlich, „und ich armer Mann kann ihn doch nicht gegen den mächtigen Junker und die ungerechten Richter behaupten." Damit warf er das Bündel Papier, das er unter dem Arme trug, auf die Erde. „Laßt doch sehen," sagte der Narr, nahm die Papiere, setzte sich auf einen Stein und fing an, darin zu lesen. Er schüttelte dabei oft mit dem Kopfe und rief einmal

8. Heimatkunde für die Provinz Rheinland - S. 89

1914 - Frankfurt am Main : Diesterweg
Xix. Städte am Niederrhein und ihre Bedeutung. 89 über das andere aus: „Die Schelme, die Schelme!" Endlich sprach er zu dem Bauer: „hört, guter Freund, ich will Euch helfen, wenn Ihr mir folgen wollt." va gingen die beiden zu allen Glöcknern der Stadt, und der Lauer bezahlte sie mit seinem letzten Gelde, daß sie alle zu Mittag die Totenglocken läuten sollten. Oer Bauer aber stellte sich auf den Hof des Schlosses, wo der Herzog sein Mittagsmahl zu halten pflegte. Als er nun bei Tische saß und hörte, wie alle Glocken der Stadt läuteten: Bum — kam, bum — bam! da fragte er seine Hofleute, was denn für ein vornehmer Mann gestorben Kbb. 44. Düsseldorf, Uunsthalle. (Nach: „Km Rhein". Verlag der photogr. R.=®. Siegburg bei (Töln.) sei. Da rief der Narr laut über den Tisch hinüber: „Ja, Herzog, das ist fürwahr ein trauriges Geläute, drob heut' und immerdar viele Augen weinen werden,' deines Landes Zierde ist nicht mehr,- das gute Recht liegt auf der Bahre und wird heute zu Grabe getragen!" Oer Herzog fuhr empor und versetzte zornig: „wie wagst du solches zu sagen, Narr?" — Oer Narr antwortete: „Herr Herzog, weil die Narren die Wahrheit sagen, wenn die weisen sie aus Klugheit verschweigen." Und nun erzählte er, wie der Junker mit Hilfe der Gerichte den Lauer von Haus und Hof vertrieben, ließ ihn herauf- kommen und belegte alles mit Urkunden. Da gingen dem Herzog die Augen auf,' er vernichtete den Urteilsspruch, jagte die Nichter davon und gab dem Bauer alles, was sein eigen war, wieder zurück. (Leibling.)

9. Heimatkunde für die Provinz Rheinland - S. 68

1914 - Frankfurt am Main : Diesterweg
68 Heimatkunde für die Provinz Rheinland. Schlamm in ihm ab, so bedeckte sich das Gebiet nach und nach mit lockeren Erd- massen. Das bedeutendste unter den genannten Gewässern war der Rhein, der sich ftüher bei Bonn in das Meer ergötz. Als dieses mehr und mehr zurückwich, führte der Rhein seine Zluten weiter, va er ein viel größeres Gefälle hatte als heute, schwemmte er einen Teil der sich abgelagerten Erd- schichten wieder fort, so daß sich die Lucht noch bedeutsam vertiefte. Allmählich verringerte sich das Gefälle, und die Abschwemmungen ließen nach. Jetzt ver- fandet der Rhein von Jahr zu Jahr mehr und läßt bei Überschwemmungen mehr Erdmassen zurück, als er mit sich fortwälzt. Krüher unterschied man außer dem Hauptlaufe des Rheines, der ungefähr die Richtung des jetzigen hatte, noch einen alten linksseitigen und alten rechtsseitigen Nebenlauf, deren Spuren in der Eölner Bucht deutlich erkennbar sind. Teils versandeten die Nebenläufe, teils wurden sie durch Menschenhand trocken gelegt. Oer Haupt- arm hat auch noch häufiger seinen Lauf teils nach rechts, teils nach links ver- schoben,- so floß er früher am bekannten Tölner heumarkt vorüber, der jetzt mehr im Mittelpunkte der Stadt zu suchen ist. I. Erwerbsquellen. Die Tölner Luch bietet ihren Bewohnern reiche Erwerbsquellen der verschiedensten Art. Oer überaus fruchtbare, lockere Lehm- boden erzeugt im verein mit dem günstigen Klima ein hervorragendes Ackerbau- gebiet. Wogende Roggen- und Weizenfelder, deren übervolle Ähren sich tief unter der schweren Körnerlast neigen, sichern reiche Ernten. Ausgedehnte Zuckerrübenfelder, Tabakpflanzungen, Gemüse- und Obstgärten bringen hervor- ragenden Gewinn. Weniger fruchtbar ist die rechte Rheinseite. Dort treffen wir sogar eine große Heide an, die Wahner Heide, die von den Soldaten als Übungsplatz benutzt wird. Allerorts herrscht in der Tölner Bucht rege Industrie. Tin gewaltiges Eisenbahnnetz durchzieht sie und erleichtert den Bewohnern Handel und Verkehr mit aller Welt. Außer den unzähligen Eisenbahnen, die das Gebiet durchsausen, dient der breite Rheinstrom als wichtige Handels- und Verkehrsstraße. Schon im Altertum, besonders aber im Mittelalter, galt der Rhein als bedeutende Handelsstraße, doch erst in der Neuzeit ist er zur ersten Wasserstraße Europas geworden. Den Bemühungen der Strombauverwaltung ist es gelungen, den Schiffen bis Töln eine Kahrwassertiefe von 3 m auch bei niedrigem Wasserstand zu schaffen. Handel und Verkehr wurden dadurch bedeutsam erleichtert und blühten gewaltig empor. In früherer Zeit mußten Pferde, die am Ufer auf dem sogenannten Leinpfade gingen, die Schiffe ström- aufwärts ziehen. Gegenwärtig benutzt man zu diesem Zwecke Schleppdampfer, die eine Reihe von Rheinkähnen, Schleppkähne genannt, hinter sich herziehen. Die Größe dieser Rheinkähne, die hauptsächlich Köhlen, holz und Steine befördern, ist sehr verschieden. Das größte deutsche Rheinschiff, das 102 m lang und über 12 m breit ist, faßt 2474 t, also ungefähr soviel wie 250 Eisenbahnwagen laden können. Außer diesen großen Rheinschiffen vermögen auch kleine Seedampfer auf der vorzüglichen Wasserstraße stromaufwärts bis Eöln zu fahren. Die Klößerei, die früher eifrig betrieben wurde, hat heute an Bedeutung verloren,

10. Heimatkunde für die Provinz Rheinland - S. 71

1914 - Frankfurt am Main : Diesterweg
Xiv. Die Cölner Lucht. 71 Nachdem wir schon so mancherlei über die hohe Bedeutung des altehr- würdigen Cöln als Handels- und Industriestadt, Erzbischofssitz und starke Zestung gehört, wollen wir auch in seinem Innern einmal kurze Umschau halten. Wir sind eben mit dem Dampfer von Bonn gekommen und stehen nun am belebten Cölner Rheinufer. Schon vom Schiffe aus fesselte uns die neue hohenzollern- brücke, ein herrliches Beispiel deutschen Fleißes und deutscher Kunst. Kühn und hell streben an beiden Spitzen der Brücke die Türme empor. Drei Logen
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