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1. Heimatkunde des Regierungsbezirks Osnabrück - S. 33

1901 - Osnabrück : Pillmeyer
— 33 — Eins von diesen Häusern stand mitten in der Heide bei den alten Hünengräbern. Dies Haus wurde der Krug genannt, weil die Kirchleute sich dort von dem langen Wege bei einem Kruge Bier zu erholen pflegten. Der Wirt in dem Hause, welcher Alke hieß, dachte mehr an seinen Verdienst als an den lieben Gott. Er hatte immer viel Zeit, hielt die Menschen von der Kirche zurück und nötigte sie zum Trinken, indem er sagte, sie kämen zum Gottes- dienste noch früh genug. Dies war denn die Ursache, daß die Leute selteu zur rechten Zeit in die Kirche kamen. Da der Wirt schon häufig gewarnt worden war und doch von seiner bösen Ge- wohnheit nicht lassen wollte, so strafte ihn zuletzt Gottes Hand. Sein Haus, das auf einer kleinen Auhöhe stand, versank plötzlich samt der Scheune, und an derselben Stelle entstanden die tiefen Wasserlöcher, welche man heute noch sieht. Darüber erschraken die Leute ganz gewaltig. Zum ewigen Andenken nannten sie die andern elf Häuser „Alfhausen" und bauten sich eine eigene Kirche. Von der Stelle aber, wo das Haus versunken ist, erzählt man sich allerlei wunderbare Geschichten. Wenn um Mitternacht bei diesen Wasserknhlen Alke dreimal gerufen wird, so erscheint er in der Gestalt eines feurigen Rades und straft deu, der ihn gerufen hat. Als einst der Bauer Grumfeld, dessen Hans nicht weit von den Alkenkuhlen liegt, mit einigen guten Freunden im Wirtshause saß, rühmten sie gegenseitig ihre Pferde. Grumfeld sagte, er habe einen Schimmel, mit dem wolle er wohl in der nächsten Nacht den Alke anreiten und ihn herausfordern. Tie andern Bauern hielten ihn beim Wort und wetteten neun Pfund Silber gegen sein Pferd. Grumfeld ging die Wette ein und machte sich am folgenden Tage bereit. Er putzte seinen Schimmel und führte ihn an die Alken- kühle. Dort suchte er ihm deutlich zu machen, worauf es ankäme. Und das treue Tier begriff alles und trug seinen Herrn in schnellem Laufe nach Hause zurück. Nun gab der Bauer ihm das beste Futter und zeigte ihm auch die große Thür, welche in der Nacht offen bleiben sollte. Als Mitternacht nahe war, ritt er abermals hinaus zu der Alkenkuhle und hielt am Rande des Wasserloches still. Es war eine sternhelle, ruhige Nacht. Man vernahm keinen Laut; uicht einmal ein Fuchs oder eine Eule ließen sich hören. Der Schimmel stand und rührte kein Glied. Jetzt hörte Grumfeld die Turmuhr zwölf schlagen, erst zu Uffeln, dann zu Merzen und zuletzt zu Alfhausen. Nach dem letzten Schlage rief er mit lauter Stimme: „Alke, knmm! geist du mit?" Da antwortete eine grausige Stimme, die mitten aus der Erde kam: „Tös! den enen Schoh antück ick, den annern anrück ick, dann wil ick di Düwel wol Halen!" Ohne Zögern gab der Bauer seinem Pferde die Sporen, und wie der Blitz durch die Luft fährt, wie der Pfeil vom Bogen

2. Heimatkunde für die Schulen Osnabrücks - S. 44

1915 - Osnabrück : Pillmeyer
— 44 — blühen, wenn der heiße Sommer kommt, oder wenn der Herbst die Bäume schön färbt und das Obst reif wird. Die Landleute haben hart zu arbeiten. Während die Frauen im Hause Menschen und Vieh versorgen, sind Bauer und Unecht von früh bis spät mit dem Gespann auf dem Felde. Da wird gepflügt, gesät und gepflanzt. Dann muß das Gras der Wiesen gemäht und geheut werden. Stolz kann aber auch der Bauer im Juni mit seinem Besuch Sonntags durch die wogen- den Kornfelder gehen, die in der Sommerwärme der Ernte entgegenreifen. Dann klingt die Sense und rattert die Mähmaschine. Schwerbeladene Ernte- wagen bringen das goldig glänzende Korn heim. Im Herbst beginnt die Kartoffel- und Rübenernte; die Felder müssen von neuem bestellt werden. Wenn dann endlich die Novemberstürme übers Land brausen, kommt eine Zeit wohlverdienter Ruhe. Aber die Pflege des zahlreichen Viehbestandes gibt auch im Winter noch Arbeit genug. Sobald aber die lachende Früh- lingssonne den letzten Schnee von den Feldern leckt, beginnt für den Land- mann ein neues Jahr mit neuer Arbeit. In früheren Zeiten hatten unsere Landleute eigene Trachten, beson- ders die Frauen trugen an Feiertagen schöne silberne oder goldene Mützen. Das ist alles dahin. Aber ihre Sprache, das Plattdeutsche, haben unsere Landbewohner bis heute treu bewahrt. Wie eine Quelle entsteht (Äasequelle). Am Nordabhange des Hankenüll treten mehrere Quellen zutage; eine davon ist der Anfang unserer Hase. Unter hohen Bäumen quillt sie hervor, um dann als winziges Bächlein ihren Weg nach Norden zu suchen. Wie eine Quelle entsteht. Wie entsteht eine Quelle? Füllen wir ein Trinkglas mit Sand und gießen Wasser darauf, so sickert es bis auf den Boden. Sand ist also durchlässiger Boden. Nehmen wir bei demselben Versuche Ton statt Sand, so bleibt das Wasser über dem Ton stehen. Ton ist also undurch-

3. Heimatkunde für die Schulen Osnabrücks - S. 63

1915 - Osnabrück : Pillmeyer
— 63 — rereit Fabriken, einer Fischzuchtanstalt und einer Mastanstalt im nahen Geeste. Unterhalb Lingen ist die Ems noch recht seicht; der Dortmund—ems- Kanal verläßt sie deshalb wieder bis Meppen. Das ist die bekannteste Stadt des Emslandes. Dort befindet sich der weltberühmte Kruppsche Schieß- platz. In Essen, in der Rheinprovinz besitzt die Familie Krupp mehrere große Eußstahlfabriken mit mehr als 50000 Arbeitern. Dort werden Kanonen hergestellt. Für Schießversuche aber ist bei Essen kein Platz. Darum hat der Fabrikherr bei Meppen einen langen Streifen Heideland gepachtet. Hier wird nun 3—4 Stunden weit, vielleicht noch weiter, nach bestimmten Zielen geschossen. Die größten Geschosse sind wohl 1000 kg Kruppscher Schießplatz bei Sdzeppert. schwer und so groß wie ein großer Knabe. Sie haben beinahe die Form eines Zuckerhutes. Oft sind in Meppen fremde Offiziere; denn Kruppsche Kanonen werden weithin verkauft. — Wie Lingen hat auch Meppen ein Gymnasium, außerdem eine Landwirtschaftliche Winterschule, die von den Bauernsöhnen des Emslandes besucht wird. Meppen ist Kreisstadt. Durch Hase und Nordradde bedeutend verstärkt, fließt die Ems nun gemächlich durch ein breiteres, fruchtbares Tal, das Emsland. Hatte sie im Münsterlande das westfälische Bauernhaus kennen gelernt, sieht sie hier die ostfriesische Bauart. Dicht zusammen drängen sich die roten Backsteinhäuser an die holprige Dorfstraße, der sie meist das große Ein- fahrtstor zuwenden. Dort hinein fahren zur Erntezeit die hoch mit Heu oder Garben beladenen Wagen auf die lange Diele. Der reiche Erntesegen füllt die ganze Mitte der mit den Wohnräumen zu einem Hause verbun- denen Scheune von unten bis oben unters Dach. An der anderen Seite

4. Heimatkunde für die Schulen Osnabrücks - S. 21

1915 - Osnabrück : Pillmeyer
21 — Auf der Großen Straße. Aufgaben: Beobachte die Straßenbahn, die fahrenden Wagen, die Läden! Die Große Straße ist die verkehrsreichste Straße der Stadt. Hier sind die meisten Geschäfte; ein Laden reiht sich an den andern. In den großen Schaufenstern laden die hübsch ausgestellten Waren zum Kaufe ein. Spaziergänger bleiben stehen und treten dann in den Laden ein, wo der Kaufmann sie bedient. Wer eilig ist, fährt für 10 Pfennig mit der elektrischen Straßenbahn durch die ganze Stadt. Bei schlechtem Wetter sind die Wagen gewöhnlich ganz von Fahrgästen besetzt. Mancher läßt sich in der Droschke oder im Auto fahren. Vor den Geschäften halten schwer- beladene Frachtwagen mit Kisten, Fässern und Ballen. Radfahrer winden sich zwischen dem lebhaften Wagenverkehr hindurch. Vormittag? rollen die leichten Milch- und Brotwagen schnell über die weniger belebte Straße. Am stärksten ist der Verkehr in den Abendstunden, wenn über der Straße die elektrischen Lampen brennen und die Schaufenster hell erleuchtet sind. Aufgabe: Worauf mußt du achten, wenn du mit der Straßenbahn fuhrst? Auf dem Postamt. Aufgaben: Beobachte, wenn der Briefträger kommt, der Briefkasten geleert wird, der Postwagen fährt! Sieh die vielen Leitungsdrähte auf dem Postamt an! Wenn du einen Brief fortschicken willst, steckst du ihn in einen Umschlag. Vergiß nicht die Aufschrift (Adresse) und die Freimarke! Dann trügst du den Brief zum nächsten Briefkasten. Schon kommt auf flinkem Rade der Briefkastenleerer mit der großen Tasche. Er holt mehrmals am Tage die Briefe, Karten und Drucksachen aus allen Briefkästen der Stadt und bringt sie zum Hauptpostamt an der Möserstraße. Dort werden alle Briefe gestempelt und geordnet. Manche bleiben in der Stadt und werden von den Briefboten ausgetragen (bestellt). Andere machen eine weite Reise durch Deutschland oder gar in fremde Länder. Die Eisenbahn bringt sie in einem besonderen Wagen an ihren Bestimmungsort. Ein Postbote mit dem Postkarren erwartet den Zug schon auf der Station. Er nimmt die Postsäcke in Empfang und fährt sie in das Postgebäude. Hier wandern die Postsachen bald in die Tasche des Briefträgers, der auch deinen Brief an die rechte Adresse abliefert. Willst du eine eilige Nachricht geben, so telegraphierst du. Auf dem nächsten Postamt schreibst du die Depesche auf ein Papier und reichst es dem Beamten. Der schickt das Telegramm durch die Telegraphendrähte mit Hilfe der Elektrizität blitzschnell in die Ferne.

5. Heimatkunde für die Schulen Osnabrücks - S. 25

1915 - Osnabrück : Pillmeyer
25 — über den Schinkelberg hinweg, von dem man einen schönen Blick auf di? im Tale liegende Stadt hat. Aufgaben: 1. Suche auf der Skizze die Fabrikanlagen, die du auf dem Unter-- richtsgange kennen gelernt hast! 2. Suche die wichtigsten Straßen auf und be- stimme ihre Richtung! 3. Zeichne die Skizze nach! 4. Form? sie im Sandkasten! Wie Osnabrück beleuchtet wird. Aufgaben: Beobachte, wie die Straßenlaternen angezündet, gereinigt werden, die Stichflamme, die Gasbehälter auf dem Gaswerk, eure Gasuhr, wenn das elektrische Licht eingeschaltet wird! Wenn der Abend kommt, werden die Straßenlaternen angezündet. Das- besorgt der Laternenanzünder. Mit seinem langen Stock dreht er flinc den Haupthahn an der Laterne auf, und die kleine Flamme (Stichflamme) die den ganzen Tag brennt, entzündet sofort die Hauptflamme. Gegen Mitternacht wird ein Teil der Laternen ausgelöscht. Morgens putzt der Laternenmann die Glasscheiben und sieht die Glühstrümpfe nach, damit abends die Reihe hell erstrahlt. In den Laternen brennt Leuchtgas. Dieses wird auf dem Gaswerk aus Steinkohlen hergestellt und in großen Gasbehältern (Gasometern) auf- bewahrt. Durch die Gasrohre unter den Straßen wird es zu den Laternen und in die Häuser geleitet. Das Gas, das wir im Hause gebrauchen, strömt durch die Gasuhr. In der Großen Straße und in der Krahnstraße brennen elektrische Bogenlampen. Die Kraft für das elektrische Licht wird auf dem Elektrizitäts- werk gewonnen und durch unterirdische Drähte (Kabel) fortgeleitet. Aufgaben: 1. Zeichne eine Straßenlaterne! 2. Wozu wird das Gas im Hause gebraucht? 3. Wie können Gas und Petroleum gefährlich werden? Auf dem Schlachthof. Aufgabe: Beobachte einen Schlachterladen in eurer Straße! Neulich war Viehmarkt. In langen Reihen standen auf dem Markt- platz hinter dem Schlachthof Ochsen, Rinder, Kälber und Schafe zum Ver- kauf. Auf den Wagen quiekten Ferkel, grunzten fette Schweine. Viehhändler und Schlachter in langen weißen Kitteln gingen von Stand zu Stand. Überall Handeln und Feilschen, Verkauf und Kauf, der mit Handschlag besiegelt wurde. Die Schlachter führen das Vieh zum Schlachthof, wo unsere Stadt mit Fleisch versorgt wird. Schon am frühen Morgen holen die Gesellen die geschlachteten Tiere auf kleinen, flinken Wagen in den Laden. Im

6. Bodenständiger Unterricht - S. 17

1913 - Leipzig : Dürr
— 17 — Wir achten weiter auf die bei Hochwasser trübe, gelbe und braune Färbung der Bäche, und die Schüler werden veranlaßt, sich nach starkem oder längerem Regen einmal ein Gefäß voll schmutzigen Flußwassers hinzustellen und nach einiger Zeit den Bodensatz anzu- sehen, vielleicht auch zu wiegen und zu messen. Größere Schüler könnten unter Anleitung des Lehrers durch eigene Messungen und Berechnungen ermitteln, wieviel Wasser täg- lich, monatlich, jährlich in Werre und Aa durch Herford fließt,*) wieviel Schwemmstoffe mitgeführt werden, wie hoch hier die Regenhöhe**) in einem Jahre ist, wieviel Erdreich usw. auf unfern Feldern, etwa auf 1 qkm oder im ganzen Kreise Herford, abgeschwemmt wird: alles Aufgaben, die eigene sorgsältige Beobachtung, selbständiges Denken und gewissenhafte Arbeit verlangten. So kommen wir nach und nach durch zahlreiche Beobachtungen und Vergleiche dahin, in dem Fluß einen außerordentlich erfolgreichen Sandfabrikanten, einen fleißigen Lumpensammler, der auf die Dauer nichts von dem, was ihm erreichbar ist, liegen laffen kann, und einen » billigen Lieferanten zu sehen. Auch mit einem Riesen-Fuhrgeschäft könnte man ihn vergleichen. Unaufhörlich, tagaus, tagein, ist er an der Arbeit, erstaunlich große Massen von Erde, Steinen, Sand und Schlamm loszureißen, fortzufpülen, weiterzuschleppen und nach dem Meere zu verfrachten. Wir kommen an einem mit 2 Pferden bespannten Sandwagen vorüber und fragen im Vorbeigehen den Knecht, wieviel Sand er da fährt. Es sind meist l1/2 cbm. Im Weitergehen rechnen wir sofort einige dazu paffende Auf- gaben, z. B. daß man, um 30 cbm Sand auf einmal zu fahren, 20 solcher Wagen und 40 solcher Pferde brauchte. *) Herrn Dipl.-Jng. Ulrici verdanke ich weiter folgende Angaben: Durchfluß 1. in der Werre an der Milcherbrücke im Jahresmittel 8 cbm/sec. 2. „ „ Aa bei Spilker „ „ 3,6 „ „ 3. „ „ Werre an der Hansabrücke „ „ rund 12 „ „ **) Herr Rektor Wulff als Leiter der hiesigen Wetterwarte („Königl. Meteorologischen Station") ermittelte als das 15 jährige Jahresmittel der Jahre 1895—1910 = 717,1 mm, als das Jahresmittel für 1910 —751,1mm (regenreich!) ii ii ii „ 1911 =485,1 mm (fehr trocken!) ii ii ii „ 1912 = 837,0 mm (regenreich !) Allein am 25. August 1912 betrug hier die Niederschlagsmenge 22 mm, im August 1912 überhaupt 126 mm! Vergl. dazu die regenreichsten Stellen der Erde: Kamerunberg mit 10 m, Assam am Himalaja 12 m! Nolte, Bodenständiger Unterricht. 2

7. Bodenständiger Unterricht - S. 18

1913 - Leipzig : Dürr
— 18 — Wir hören von dem Müller Schachtstek in Diebrock, — wir treffen ihn gerade an, wie er bei seiner Mühle aus dem Arme der Aa, der nach dem Mühlrad zu abgeleitet ist, den abgelagerten Sand aus- wirft, um das Flußbett wieder tiefer zu machen — daß er dort jedes Jahr etwa 50 cbm Sand abfahren muß — über 30 Fuder. Die Schüler haben gesehen und werden angehalten, dauernd daraus zu achten, wie oft Kolke, Teiche, Straßen- und Ackergräben gereinigt, „ausgeschlämmt" werden müssen. So lernen sie auf Grund vielfacher Beobachtungen in ihrer engsten Heimat, welche gewaltige Mengen festen Erdreichs usw. aus den Bergen und Feldern des Binnenlandes durch die zahlreichen kleinen und großen Flüsse und Ströme abgeschwemmt, fortgespült und in das Meer geschleppt werden. Nun klingt es ihnen glaubhaft, wenn sie hören, daß alljährlich allein aus dem sächsischen Elblaufe *) über 34000 cbm Sand, Kies und Steine (rund 23000 Fuder oder was 46000 Pserde ziehen können!) ausgebaggert werden müssen, damit die Fahrrinne tief genug bleibt; daß die Donau **) jährlich über 35^ Millionen cbm — rund 23 Millionen Fuder für 46 000000 Pferde, der Mississippi weit über 211 Millionen cbm — 140 Millionen Fuder für 280000000 Pferde, der Hoangho sogar 472 ^ Millionen cbm = 315 Millionen Fuder für 630000000 Pferde, Erde, Steine, Sand und Schlamm nach dem Meere bringt, daß allein aus der schwäbischen Alb jedes Jahr 63600 cbm Kalksteine vom Wasser ausgewaschen und abgeschwemmt werden = 42400 Fuder für 84800 Pferde, daß dort, wie man an zurückgebliebenen Spuren nachweisen kann, bereits eine Erd- und Gesteinsschicht von 200 m Dicke und 23 km Ausdehnung fortgespült worden ist. Da sehen die Schüler allmählich ein, daß bei solch ungeahnter, unaufhörlicher Riesenarbeit des Wassertropfens nach und nach Gebirge und andere hoch gelegene Teile der Erdoberfläche abgetragen werden, und daß durch diese ungeheure Einebnungsarbeit des Wassers schließlich eine völlige Beseitigung aller Erhebungen stattfinden müßte, wenn nicht auch andere Kräfte mit entgegengesetztem Erfolge an der Arbeit wären. *) Vgl. Fraas, Die Naturerscheinungen der Erde. Verlag von Lutz, Stuttgart. **) Vgl. Volk, Geologisches Wanderbuch. Verlag von Teubner, Leipzig.

8. Heimatkunde für die Provinz Rheinland - S. 10

1914 - Frankfurt am Main : Diesterweg
10 Heimatkunde für die Provinz Rheinland. Die feindlichen Brüder. Auf den nachbarlichen Burgen Sterrenberg und Liebenstein am Rhein wohnten zwei Brüder, die waren sehr reich und hatten die Burgen stattlich von ihres Vaters Erbe erbaut. Als ihre Mutter starb, wurden sie noch reicher. Beide hatten aber eine Schwester, die war blind,- mit der sollten nun die Brüder der Mutter Erbe teilen. Sie teilten aber, da man das Geld in Scheffeln maß, daß jedes ein volles Matz nach dem andern nahm, und die blinde Schwester fühlte bei jedem, daß eins so richtig voll war wie das andere. Die arglistigen Brüder drehten aber jedesmal, wenn es an das Maß der Schwester ging, dieses um und deckten nur den von schmalem Rande umgebenen Boden mit Gold zu; da fühlte die Blinde oben darauf und war zufrieden, daß sie ein volles Maß empfing, wie sie nicht anders glaubte. Sie war aber gottlos betrogen? dennoch war mit ihrem Gelds Gottes Segen, und sie konnte reiche Andachten in drei Klöstern stiften. Aber mit dem Gelde der Brüder war der Unsegen für und für; ihre habe ver- ringerte sich, ihre Herden starben, ihre Felder verwüstete der Hagel, ihre Burgen begannen zu verfallen, und sie wurden aus Freunden Feinde und bauten zwischen ihren nachbarlich nahe gelegenen Burgen eine dicke Mauer als Scheidewand, deren Reste noch heute zu sehen sind. Kbb. y. ttönigsstuhl zu Rhense. Als all ihr Erbe zu Ende gegangen war, versöhnten sich die feindlichen Brüder und wurden wieder Freunde, aber auch ohne Glück und Segen. Leide bestellten einander zu einem gemeinschaftlichen Zagdritt; wer zuerst munter sei, solle den andern Bruder frühmorgens durch einen Pfeilschuß an den Fensterladen wecken, ver Zufall wollte, daß beide gleichzeitig erwachten, beide gleichzeitig die Armbrust spannten, im gleichen Augenblick den Laden aufstießen und schössen, und der Pfeil eines jeden von ihnen dem andern in das herz fuhr. — Das war der Lohn ihrer untreuen Tat an ihrer blinden Schwester (Sechste in.) Die prächtige Marksburg, auf die wir bei dem Grtchen Brau- dach hingewiesen werden, ist wie Rheinstein in alter Herrlichkeit wieder her- gestellt, lvir bemerken, daß das Tal sich ein wenig erweitert, als wir die freund- liche Stadt Boppard in Sicht bekommen. Unvergleichlich schön muß diese

9. Heimatkunde für die Provinz Rheinland - S. 43

1914 - Frankfurt am Main : Diesterweg
X. Das Siebengebirge. 43 Stück Wald erwerben, so groß, als ich umreiten kann, während du beim Mahle sitzest." Gern gewährte der Kaiser diese Bitte. Arnold aber hieß heimlich seine Knechte nach dem Vürgelwalde reiten und gebot, daß sie von Strecke zu Strecke, just so weit voneinander, als ein Pferd ohne Ermüdung zurücklegen kann, am Waldessaum jeder mit einem Rosse am Zügel sich aufstellten. Als nun der König sich zu Tisch setzte, schwang sich der Sänger in den Sattel und jagte im schnellsten Zluge am Waldesrande hin, und wie er zu dem ersten Knechte kam, sprang er geschwinde vom ermüdeten Rotz und bestieg das frische, das ihm der Knecht bereit hielt, und so tat er jedesmal, wenn er eine Strecke geritten war. Solcherweise gelang es ihm, ein gewaltiges Stück Zorst zu umreiten, wie es ein rüstiger Wanderer kaum in Tagesfrist umgangen hätte. Oer Kaiser saß noch bei Tische, als Arnold vor ihn trat und meldete, dajz er den Ritt vollbracht habe. Da meinte der Kaiser, der Sänger sei gar zu bescheiden und hätte sich noch mehr Zeit nehmen sollen, der Lohn werde nun wohl sehr klein aus- fallen,' Arnold zuliebe würde er selber gern noch einige Apfel zum Nachtisch verspeist haben. Ms aber der Sänger seine List gestand, da mußte ihm Karl zwar den verheißenen Lohn gewähren, aber er kränkte sich ob seines Lieblings Habsucht und schwieg verstimmt und traurig. Da kniete der edle Sänger vor ihm nieder, sah ihm voll ins Antlitz und sprach: „Mein hoher Herr, was grollst du mir? ©, zürne nicht! Nicht mir zum Nutzen ersann ich die List; nein, keinen Schritt hätt' ich aus Eigensucht getan. Doch sieh, so weit der Wald sich dehnt von Zier bis Angelsdorf, wohnt armes Volk,' wohl zwanzig Dörfer sind es, die kein holz zum Brennen haben. Die sollen nun nicht länger darben, denn für sie umritt ich den Lürgelwald,- so schenk' ich ihnen, was ich mir zum Lohn für meinen Sang erwarb." Da leuchtete des Kaisers Antlitz von hoher Kreude, er hob den Knienden auf und drückte einen Kuß auf seine Stirne. Die beiden blieben treue Freunde, bis der Tod sie schied, und das Volk bewahrt noch heute in Dankbarkeit ihr Gedächtnis. (Klee. Nach Simrock.) X. Das Siebengebirge. 1. Ein Ausflug nach dem Orachenfels. Ein blühender, lachender Znai- morgen — schimmernde Wölkchen am leuchtenden Atherblau des herrlichen Krühlingshimmels —, goldener Sonnenschein über der schneeigen Blütenpracht und dem zarten Laubgrün der bräutlich geschmückten Erde. Welche Lust, auf schmuckem Schifflein durch die frischgrünen Zluten des Vater Rhein dahin- zugleiten! „Du Schillern, gelt, das fahrt sich gut in all die Lust hinein?" trällere ich vor mich hin, mährend ich am Rande des vampfers stehe und in den wonnigen Lenz hinein träume. Siehe, da grüßen schon aus der Kerne die noch von einem leichten, bläulichen Nebelschleier umwallten Gipfel des lieb- lichen Siebengebirges! Wir fahren an der Siegmündung vorüber und gewahren zu unserer Rechten die Stadt Bonn mit ihrer türmchengeschmückten Rhein- brücke. Eine Schar lustiger Studenten läßt sich auf dem veck unseres Schiffes nieder, und bald ertönen bei Hellem Lecherklang ihre fröhlichen Weisen. Ehe wir's uns versehen, legt der Oampfer am belebten Landungsplatze in Königswinter an. Unser erster Besuch gilt dem sagenumwobenen Drachenfels.

10. Heimatkunde für die Provinz Rheinland - S. 88

1914 - Frankfurt am Main : Diesterweg
88 Heimatkunde für die Provinz Rheinland. von ihnen sehr geliebten, leutseligen Kürsten noch zu seinen Lebzeiten auf dem Marktplatz ein aus Rupfer gegossenes Denkmal. Es zeigt „Jan röellem", so heißt er im Düsseldorfer Volksmunde, hoch zu Rotz- angetan ist er mit einer schweren Rüstung, sein von langen Locken umwalltes Haupt schmückt die Rurfürstenkrone, in seiner Rechten hält er den Herrscherstab. vom Kurfürsten Johann lvilhelm. Oer Kurfürst Johann lvilhelm liebte sehr die Jagd. Einmal hatte er sich im Königsforste zu Vensberg verirrt und wußte sich nicht mehr zurechtzufinden. Er ging viele Stunden lang bis über Mittag und wurde bei der Anstrengung gewahr, wie der Hunger tut. Er hatte ihn wohl zum ersten Male kennen gelernt, plötzlich kam er an ein Haus, vor Ermüdung brach er zusammen und bat um Nahrung. Es war ein Bauernhaus,- man hatte dort Speck und Erbsen gekocht. Die setzte die Krau des Lauern dem Kurfürsten vor in der Meinung, er sei, wie er angab, ein fremder Jägersmann. Oas Speck- und Erbsengericht und das Haferbrot schmeckten dem Kurfürsten so wohl, wie ihm noch nie eine Speise gemundet hatte. Als er nach Düsseldorf zurückgekehrt war und ihm die leckeren Speisen daselbst nicht zusagen wollten, da befahl er, Speck und Erbsen zu kochen,' denn das sei das köstlichste Essen von der Welt. Wie der Koch aber auch die Speisen anrichtete, der Kurfürst sagte, im Königsforste hätte er das besser gegessen. Endlich mußte ein Eilbote hinausreiten und die Bäuerin bestellen, damit sie die Lieblingskost dem Kurfürsten so schmackhaft zubereite, wie er sie in ihrem Hause genossen habe. Auch sollte sie ein Bauernbrot mitbringen. Die Bäuerin wurde in einem Wagen des Kurfürsten nach Düsseldorf geholt, Was die gute Krau ihm aber auch kochte, es wollte ihm nicht schmecken; ebensowenig mundete dem Fürsten das Hafer- brot, das sie mitgebracht hatte. Das kam aber daher, daß ihm die hauptwürze, der Hunger, fehlte, der ihm bei der Ermüdung im Königsforste die Speisen gewürzt hatte. Das wurde dem Kurfürsten bald klar, und er pries die Arbeiter glücklich, weil ihnen in ihrem Arbeitsleben jede Mahlzeit schmecke. Noch heute will uns diese Wahrheit das bergische Sprüchlein zurufen: . lver sich vor Arbeit nicht tut schrecken, Dem wird's wie dem Jan lvilhelm schmecken. (M o n t a n u s.) wie man in Düsseldorf das Recht zu Grabe läutete. Einstmals ging der Narr des Herzogs zu Düsseldorf am Rheine spazieren. Da kam ihm ein Bäuerlein aus der Stadt entgegen, das trug ein Bündel Papier unter dem Arme und schlich gar betrübt seines Weges einher. „Wohin geht die Reise?" fragte der Narr. „An den Bettelstab," antwortete der Bauer, „ho, ho," sagte der Narr, „das ist ein Stab, der für so wohlbeleibte Leute, wie Ihr seid, schlecht taugt." — „Danach haben die da drinnen in der Stadt nicht gefragt," erwiderte der Bauer, „ich muß an den Bettelstab von Rechts wegen." — „So seid Ihr also ein Nichtsnutz und Kaulenzer, wenn Ihr von Rechts wegen an den Bettelstab kommt?" — „® nein," schrie der Bauer, „wenn das wäre, so geschähe mir mein Recht, aber leider ist es ganz anders!" Und nun erzählte er dem Narren, wie sein Nachbar, ein habsüchtiger und böser Junker, ihm Prozeß auf Prozeß an den hals gehängt, bis er ihm wider sein klares und gutes Recht den letzten Acker und die letzte Kuh abgenommen habe, „hier habe ich meinen Besitz verbrieft und versiegelt," schloß er endlich, „und ich armer Mann kann ihn doch nicht gegen den mächtigen Junker und die ungerechten Richter behaupten." Damit warf er das Bündel Papier, das er unter dem Arme trug, auf die Erde. „Laßt doch sehen," sagte der Narr, nahm die Papiere, setzte sich auf einen Stein und fing an, darin zu lesen. Er schüttelte dabei oft mit dem Kopfe und rief einmal
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