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1. Landeskunde des Königreichs Sachsen - S. 52

1912 - Breslau : Hirt
52 B. Landschaftsgebiete. § 141. 142 141. Nahe der sächsisch-böhmischen Grenze ist unterhalb Tetschen—bodenbach der Elb- umschlagplatz Lande zu großer Bedentnng für den Frachtverkehr geworden. Wich- tiger aber ist der Eröbaer Hafen bei Riesa (Bild 33), der Umschlagplatz für die von Hamburg auf der Elbe nach Sachsen eingeführten Waren*. Dn König-Albert-Hafen bei Dresden, der größte Elbhafen Sachsens, dient dem sehr umfänglichen Güter- verkehr der Residenz-. Auch sind mehrere Winterhäfen vorhanden, in denen die Fahrzeuge bei Eisgang und bei Hochfluten Sicherung finden. 33. Kran am Kai des Elbumschlagplatzes Gröba bei Riesa. Wir blicken auf den Hafen, in den die Mündung des Ueinen Flusses Döllnitz umgewandelt ist. Eben werden mittels des fahrbaren Kranes Waren, die in den großen durch Schleppdampfer gezogenen Frachtkähnen elbaufwärts gebracht wurden, vom Schiff in die Hafenbahn verladen, die nun die Güter ihrem Bestimmungsorte zuführt (Leipzig, Chemnitz). Die Bahnfracht für Getreide ist annähernd doppelt, die für Steine dreimal und für Holz gar fünfmal so hoch wie die Fracht auf dem Wasserwege. 142. Zusammenfassung. Die Sächsische Schweiz gehört zu den Zierden der deutschen Mittelgebirge. Aus weitem Ivaldgebiet ragen die grauen Hels- wände auf, überall bieten die steil abfallenden Helsvorfprünge prächtige Hern- sichten, oft schmückt gelber Ginster oder im Spätsommer blühende Beide die Bänge, enge kühle Gründe, geheimnisvolle Schluchten erschließen sich, und das Silberband der Llbe durchzieht in tiefem, vielgewundenem, oft engem u.ale die Landschaft, selbst belebt mit vielen Fahrzeugen, begleitet vom Schienen- weg, auf dem die Schnellzüge des Durchgangsverkehrs und lange Güterzüge unaufhörlich dahinrollen. fehlen auch die Ruinen und Burgen, so übertrifft doch die Elblandschaft vielfach die Rheingegend durch ihre Lieblichkeit, und die Sächsische Schweiz hat einen außerordentlich starken fremden- und Tou- ristenverkehr. 1 Hier werden jährlich allein gegen 200 000 t Getreide und Mehl und gegen 100 000 t Baumwolle umgeschlagen. 2 1908 kamen auf der Elbe in Dresden 700 000 t Güter (einschließlich Floszholz) an, und 123 000 t gingen ab.

2. Landeskunde des Königreichs Sachsen - S. 72

1912 - Breslau : Hirt
72 B. Landschaftsgebiete. 191, 192 191. In der Lausitz haben sich bis auf den heutigen Tag Reste der einst das ganze Land bewohnenden Slawen erhalten, die Wenden. Das Gebiet der Wendet kann in Sachsen etwa durch eine Linie bezeichnet werden, die von der preußischen Landesgrenze über Kamenz—elstra—schirgiswalde—löbau zu dieser zurück verläuft. Jenseits der Grenze greift die Wendet ein großes Stück ins Preußische hinüber. Die genannten Orte liegen noch außerhalb des wendischen Sprachgebietes, dessen Grenze eigentlich nur östlich von Kamenz—elstra scharf hervor- tritt. Gegenwärtig gibt es noch etwa 40 000 Wenden in Sachsen, die jedoch immer mehr im Deutschtum aufgehen. Wenige sprechen nur Wendisch, die meisten auch Deutsch. Ihre malerische Tracht verschwindet mehr und mehr. Die Eigenart der Wenden- dörfer ist zwischen Kamenz und Königswartha noch am reinsten erhalten. In Bautzen selbst wohnen viele Wenden. 51. Wendendorf Piskowitz, östlich von Kamenz. Das noch rein wendische Bauerngut zeigt die das große Strohdach tragenden Holzsäulen. Nur der neuere Anbau hat Ziegeldachung. Zum Hofe gelangt.man durch ein kleines Tor, neben dem sich die Einfahrt befindet. Ein drittes Tor liegt dieser gegenüber auf der andern Hofseite und führt durch die quer zum Wohnhaus stehende Scheune aufs Feld hinaus. Der Hof erhält durch den Schuppen auf der Gegenseite des Wohnhauses seinen Ab- schlutz. Charakteristisch ist der große granitene Wassertrog, der sich in vielen Dörfern der Lausitz findet. 192. Daß der Katholizismus in Sachsen am stärksten sich in der Lausitz erhalten hat, hängt damit zusammen, daß die Lausitz bis zum Jahre 1635 böhmisch war und bis 1831 nur als Lehen zu Sachsen gehörte. Früher bildete die Pulsnitz die Grenze zwischen den Meißner Erblanden und der Lausitz^. Die Hauptgebiete des Katholizismus sind die Gegenden um die beiden Nonnenklöster Marienstern bei Kamenz und Mariental bei Ostritz, welche heute noch die einzigen Klöster in Sachsen sind. Bemerkenswert ist, daß die Petrikirche zu Bautzen Simultankirche ist, also Katholiken und Protestanten dient. Von den Wenden sind etwa 10 000 katholisch. 1 Daher heißt noch jetzt der links des Flusses gelegene Teil von Pulsnitz „Pulsnitz Meinerseits", ein wenig oberhalb rechts gelegener Ort hatte bis vor kurzem den Namen „Böhmisch-Vollung".

3. Landeskunde des Königreichs Sachsen - S. 51

1912 - Breslau : Hirt
§ 139, 140 5. Das Elbsandsteingebirge. 51 nach 0 oder W von Pirna ans die Sächsische Schweiz (vgl. § 263). Wurden auch in neuerer Zeit mehrere Kunststraßen angelegt, so führt doch auch jetzt noch keine fahr- bare Straße von Sachsen durchweg im Elbtal nach Böhmen. Die Wichtige Eisenbahnlinie Dresden—bodenbach (Berlin— Wien) begleitet von Pirna an auf dem linken Ufer den Strom, ist aber nur durch viele Felsabsprengungen und den Bau langer Ufermauern aus- führbar geworden. Von Schandau zweigt eine Bahn nach Sebnitz ab, die zahlreiche Brücken- und Tunnelbauten nötig machte. 32. Radschleppdampfer mit angehängten Frachtkähnen auf der Bergfahrt bei Dresden. Die Tragfähigkeit der Frachtkähne liegt zwischen 600 t und 1200 t, kann aber nur bei günstigem Wasserstande voll ausgenutzt werden. Die Zugkraft der Schleppdampfer beträgt 25 000 bis 100 000 Zentner bei 4 Km Mindestfahrgeschwindigkeit pro Stunde stromaufwärts. Die Acttenschlepp- dampfer arbeiten sich an einer über Walzen und Zahnräder rasselnden Kette fort, wähtend die Rad- schleppdampfer durch die Drehung der großen Schaufelräder sich fortbewegen. Die Elbe führt als Wasserstraße zwischen zwei dicht bevölkerten § 140. Ländern einen sehr regen Verkehr herbei. Von Leitmeritz bis Mühlberg, mit Dresden als Mittelpunkt, vermitteln schmucke Personendampfer den namentlich zwischen Dresden und der Sächsischen Schweiz leb- haften Verkehr Die Elbe ist die wichtigste Schiffahrtsstraße des Deutschen Reiches und Hamburg an ihr der bedeutendste Ein- und Ausfuhrhafen für überseeische Waren. Dies kommt auch in dem regen Elbverkehr auf der sächsischen Stromstrecke zum Aus- druck (Bild 32). 1908 kamen in Dresden 16 000 Fahrzeuge (Personen- und Schleppdampfer, Kähne, Flöße) an, und 14000 gingen ab. Über die sächsisch-böhmische Zollgrenze werden jähr- lich auf der Elbe etwa 3 Mill. t Waren zu Tal, i Mill. t zu Berg befördert. Zu Tal gehen hauptsächlich Braunkohlen, Holz, Getreide, Obst und Steine, zu Berg Roheisen, Düngemittel sowie Kolonialwaren. Da die größten Elbkähne bei voller Ladung so viel wie ein Güterzug von etwa 40 Wagen fassen, so ist natürlich die Fracht für den Wasser- weg weit billiger als für die Eisenbahn. * Es werden durchschnittlich jährlich mehr als 3 Millionen Personen befördert. 4*

4. Landeskunde des Königreichs Sachsen - S. 63

1912 - Breslau : Hirt
160, 161 6. Der Elbtalkessel. 63 des Stromes die freundliche, durch die Nähe Dresdens rasch aufblühende Stadt Pirna, überragt vorn Schloß Hängen des rechten Elbufers ertragreiche Obst- und Erdbeerpflanzungen, so tragen die Hänge links Sandsteine. Ein Winterhafen auf Copitzer Seite bietet den Frachtkähnen während des Winters Schutz. Einmündung der Gottleuba besetzt hat, so erhebt sich an dessen Ende die einstige Markgrafenstadt Meißen (35000 E.) am Fuße des alleinstehenden Burgberges mit der Albrechtsburg, dem prächtigen Dome und der alt- berühmten Fürstenschule auf dem linken Elbnfer am Einfluß der Triebisch1 und gegenüber das jetzt mit Meißen vereinigte Cölln^ (Bild 45). Ober- halb Meißens schauen die Schlösser Scharfenberg und Siebeneichen, unterhalb Schloß Hirsch stein auf den Strom herab. Zusammenfassung. Das Elbgebiet Sachsens stellt in dem von pirna bis § 161. Gleißen reichenden Elbtalkessel ein Gebiet dar, das klimatisch sehr begünstigt und daher vorwiegend zu Garten- und Obstbau geeignet ist. An die'^aupt- stadt reihen sich Vororte regster ^.ndustrietätigkeit, andrerseits aber auch Villenorte mit hohen landschaftlichen Reizen. Der Elbtalkessel ist die Perle Sachsens. Auf den L^öheu und weiter stromab finden sich linkselbisch meist fruchtbare Ackerbaugebiete mit zahlreichen Dörfern, rechtselbisch ausgedehnte bewaldete ^eidesandgebiete. 1 D. i. Bach in der Rodung. ^ D. i. Pfahlhüttendorf.

5. Landeskunde des Königreichs Sachsen - S. 83

1912 - Breslau : Hirt
§ 229—236 3. Besiedlung. 83 Im Rundling haben wir wahrscheinlich die älteste, auch deutsche Bauart vor uns. § 229. Hier liegen die Gehöfte um einen runden Platz herum, der rtux einen Zugang hat. Dieser Platz enthält den Teich, die Kirche, den Friedhof, meist auch Schule und Schmiede. Hinter den Gehöften befinden sich die Gärten, von Gräben und dichten Hecken umgeben, so daß ein abgeschlossenes Ganzes entsteht. Wird der Rundling in der Weise erweitert, daß zum Zugang auch noch ein Ausgang kommt, so geht er ins Straßendorf über. Diese beiden Siedlungsformen finden sich meist in der Ebene. Im Gebirge begegnen wir häufig dem deutschen Reihendorf. Hier stehen die § 230. durch Wiesen und Gärten getrennten Gehöfte auf einer oder auf beiden Seiten der Straße (ein- und zweireihiges Dorf), nicht immer dicht an ihr. Die Felder liegen hinter den Gebäuden und ziehen sich lang hinaus, oder befinden sich beim einreihigen Reihen- dorf gegenüber auf der anderen Straßenseite. In der Regel führt von jedem Gehöft ein Wirtschaftsweg auf die Felder hinaus. Solche Dörfer sind oft sehr langgestreckt und werden häufig im Erzgebirge wie in der Lausitz angetroffen. Beim Haufendorf endlich liegen die Gehöfte planlos beisammen. Solche An- § 231. siedlungen finden sich in der Lommatzscher Gegend als sogenannte Weiler. Die Streu- oder Waldhufendörfer, deutsche Gründungen, denen wir häufig § 232. im Erzgebirge begegnen (Bild 18), entstanden dadurch, daß von einem zu rodenden Waldgebiet jeder Ansiedler seine Hufen zusammenhängend bekam und er sein Haus inmitten seines Grundstücks erbaute. Oben auf der Höhe wurde der Wald stehen- gelassen, um Brenn- und Nutzholz zu liefern. Stadtanlagen waren den nur in kleinen Dörfern beisammen wohnenden Slawen § 233. fremd. Daher sind die Städtegründungen durchweg deutsch. Sie entstanden erst nach dem Jahre 1100 und wurden als Burgwarde, als Festungen meist an wichtigen Flußübergängen angelegt. Der Fluß, ein Steilabfall, ein Sumpf, ein Teich wurde dabei möglichst gleich zur Befestigung mitverwandt. In der Mitte der Stadt befand sich der Markt, von dem aus nach allen vier Himmelsrichtungen die Straßen nach den Toren führten. Längs der alten Straßen entstanden an den Furten frühzeitig Siedlungen, da § 234. hier bei hohem Wasserstande die Wagen warten mußten. Aus diesen Siedlungen sind die meisten größeren Orte und Handelsstädte erwachsen. Auch geben die regelmäßigen Abstände der Siedlungen an den alten Straßenzügen die Entfernungen wieder, die gewöhnlich von den Wagen an einem Tage zurückgelegt wurden. Zahlreich waren die Städtegründungen in Sachsen zur Zeit des Aufblühens § 235. des Bergbaues. Im Dreißigjährigen Kriege ward bei vielen Ortschaften durch Brand und Verwüstung das ursprüngliche Bild vollständig vernichtet. Manche Ort- schaften verschwanden auch gänzlich vom Erdboden, und nur „wüste Marken" blieben übrig. In der Hofanlage unterscheidet sich das deutsche vom slawischen Gehöft. Das § 236. wendische Haus, das aus dem Lehmhaus hervorgegangen ist, hat meist nur Erdgeschoß; Holzsäulen tragen das überspringende, strohgedeckte Satteldach (Bild51). Die Hofanlage zeigt neben dem Wohnhaus den Stall mit dem Futterraum, quer die Scheune, die häufig eine Durchfahrt für den Wirtschaftsweg enthält, gegenüber den Schuppen. Bei der fränkischen Hofanlage enthält das Wohnhaus, dessen Giebel zur Straße weist, zu- gleich auch den Kuhstall, auf zwei weiteren Seiten des rechteckigen Hofplatzes mit dem Düngerhaufen und dem Taubenhaus stehen die Scheunen und der Pferdestall. Eine Mauer mit einem großen und einem kleinen Tor nach der Straße schließt den Hof ab. Freilich sind solche Anlagen in ursprünglicher Gestalt kaum noch anzutreffen. 6*

6. Deutsche Geschichte mit entsprechender Berücksichtigung der sächsischen - S. 55

1880 - Halle : Anton
55 „Herr", sprach der Hirt, „die Raben umkreisen noch die Höhn, Den Aar, den konnt' ich nimmer, wie weit ich sah, erspähn." Da seufzte Rothbart düster: „Dann sind's noch hundert Jahr! Schlaf ein, du müde Seele, noch schläft des Nordens Aar." Weber. (Vergl. auch das Gedicht von Rückert „Friedrich Barbarossa.") Iv. Wohl umgaben Barbarossa und die ihm folgenden Hohenstaufen den deutschen Kaiserthron mit Glanz und Pracht; aber ihre Regierungszeit war zum größten Theil mit Kämpfen in Italien ausgefüllt, und Deutschland ging leer aus. Während jene im fremden Lande ihre Macht ausrecht zu erhalten suchten, herrschte hier die größte Verwirrung. „Es freuten sich die Räuber; die Pflugfchaareu wurden in Schwerter, die Sensen in Lanzen umgewandelt. Keiner war, der nicht Stahl und Stein bei sich trug, um sogleich Feuer und Brand stiften zu können." Im Jahre 1254 starb der letzte hohenstaufifche Kaiser, Konrad Iv. Er hinterließ ein Söhnlein, Konradin5 das nach des Vaters Tode still und unbemerkt bei feiner Mutter zum Jüngling heranwuchs. 16 Jahr alt, zog Konradin mit feinem Freunde Friedrich von Baden nach Italien, um feine Erb-läuder, Neapel undsicilien, zurückzuerkämpfen. Ein französischer Prinz, der freche Thronenräuber Karl (— von Anjou —) hatte sie auf Geheiß des Papstes an sich gerissen. Jubelnd empfingen die Römer den jungen Hohenstaufen; grollend aber rief der Papst: „Des Knaben Größe wird vergehn tote Rauch; er zieht gen Apulien zur Schlachtbank". Bald stand Konradin dem Gegner gegenüber. Die Franzosen wurden geschlagen; aber zu schnell überließen sich die Deutschen der Plünderung des feindlichen Lagers. Aus einem Hinterhalte brach der schlaue Karl noch einmal hervor und schlug sie in die Flucht. Konradin und fein Freund Friedrich flohen dem Meere zu; schon waren sie beinahe in Sicherheit, da verrieth sie ein Edler, der fein ganzes Glück den Hohenstaufen zu verdanken hatte, für schnödes Gold an Karl von Anjou; sie wurden gefangen und vor Gericht gestellt. Alle Richter, mit Ausnahme eines einzigen, sprachen sie frei; Karl folgte der Stimme des Einen und v er urtheilte sie zum Tode. Eilig wurde das Blutgerüst auf dem Markte zu Neapel errichtet. Mit bloßen Füßen und mit aufgestreiften Aermeln erwartete der Henker feine Opfer. Als die Verurtheilten auf dem Schaffet standen, verlas jener ungerechte Richter noch einmal das Todesurtheil. Da ergrimmte sogar Karls Schwiegersohn und rief ihm zu: „Wie darfst du, frecher ungerechter Schurke, einen so großen und herrlichen Ritter zum Tode verurtheilen?" Und von feinem Schwerte getroffen, sank der Elende blutend zu Boden. Trotzdem aber wurde auf Karls Befehl das Urtheil vollzogen. Konradin umarmte feine Todesgenoffen, hob Arme und Augen gen Himmel und rief: „Jesus Christus, wenn dieser Kelch nicht an mir vorübergehen soll,

7. Deutsche Geschichte mit entsprechender Berücksichtigung der sächsischen - S. 92

1880 - Halle : Anton
92 Eigentlich wollten aber die deutschen Fürsten keinen von den drei Bewerbern; sie boten vielmehr dem sächsischen Kurfürsten Friedrich dem Weisen, der schon dreimal Reichsvicar, d. H. Stellvertreter des Kaisers gewesen war, die Krone an. Dieser schlug sie indeß seines hohen Alters wegen aus; er meinte, in solcher sturmbewegten Zeit mußten die Zügel der Regierung in jugendlich starke jiände gelegt werden, und empfahl darum den König Karl von Spanien. Karl wurde nun auch gewählt und regierte als Karl V. von 1519 — 1558. Als Zeichen seiner Dankbarkeit schickte er an Friedrich den Wersen ein Geschenk von 100000 Dukaten; doch dieser wies dasselbe zurück und duldete auch nicht, daß einer seiner Diener irgend eine Gabe annahm. Karl aber hielt ihn fort und fort in hohen Ehren und meinte wohl zuweilen bei Berathungen: „Wir wollen erst hören, was unser Vater Herzog Friedrich von Sachsen dazu sagen wird". Karl war schon vor seiner Wahl ein mächtiger Fürst gewesen-Spanien, Neapel und Stellten, die Niederlande, die habsburgischen Besitzungen und die neu entdeckten Länder in Amerika gehorchten seinem Scepter; nun empfing er noch die deutsche Krone; wohl konnte er daher sagen: „In meinem Reiche geht die Sonne nicht unter." 2. Im Jahre 1521 hielt Kaiser Karl V. zu Worms seinen ersten Reichstag ab. Auch Luther, dessen Sache hier entschieden werden sollte, wurde auf denselben vorgeladen und ihm zugleich durch ein besonderes kaiserliches Schreiben freies Geleit zugesichert. Wohl warnten ihn seine Freunde und riechen ihm ab, der Vorladung zu folgen; sie meinten, er werde, wie einst Huß, zum Scheiterhaufen gehen. Allein Luther antwortete: „Und wenn sie zwischen hier und Worms ein Feuer anzündeten, das bis zum Himmel reichte, so will ich doch hiudurchziehu." Getrosten Muthes trat er auf einem kleinen hölzernen Wägelchen, das ihm der Rath zu Wittenberg geliehen hatte, die Reise an. Voran ritt der kaiserliche Herold, der ihm das Einladungsschreiben gebracht hatte; sein Bruder und'zwei Freunde begleiteten ihn. Wo er hinkam, da strömte das Volk herzu, den Mann zu sehen, der kühn genug war, den Kampf mit dem Papste und der Geistlichkeit zu wagen; die Einwohner von Erfurt holten ihn tn feierlichem Aufzuge in ihre Stadt ein; an vielen Orten predigte er. Noch einmal erhielt er in der Nähe von Worms die Warnung eines guten Freundes, er möge dem sicheren Geleite nicht allzusehr trauen-aber Luther erwiderte: „Und wenn so viel Teufel in Worms wären als Ziegel auf den Dächern, ich wollte doch hineingehen." Als er in die Stadt einfuhr, da konnte ihm der kaiserliche Herold kaum den Weg durch die ungeheure Volksmenge bahnen, die ihn zu sehen begehrte. Am andern Tage wurde er aus das Rathhaus geführt, wo der Reichstag seine Versammlungen hielt. Beim Eintritt in den Sitzungssaal klopfte ihm der in Waffen grau gewordene Ritter Georg von Frundsberg theilnehmend auf Die Schulter und sprach: „Mönchlein, Mönchlein, du gehst jetzt einen Gang, dergleichen ich und mancher Oberste m unsrer allerernstesten Schlachtordnung nicht gethan haben. Bist du

8. Deutsche Geschichte mit entsprechender Berücksichtigung der sächsischen - S. 76

1880 - Halle : Anton
76 Meißen zu erobern. Markgraf Friedrich und sein Bruder Diezmann mußten abermals zum Schwerte greifen, um ihr Recht zu vertheidigen. Bei Lucka, unweit Altenburg, kam es 1307 zum Kampfe. Als Friedrich vor Beginn der Schlacht den Helm sich aufsetzen ließ, sprach er freudig: „Heut bind' ich fest Meißen, Thüringen und Pleißen Und alles, was meine Eltern je gewahrt, So helfe mir Gott auf dieser Fahrt!" Und Gott half; nach fünfstündigem harten Kampfe flohen die Feinde; Albrecht wurde geschlagen, und die Mark Meißen blieb den Wettinern. Seitdem aber pflegte man wohl spottend zu sagen: „Es wird dir glücken wie den Schwaben bei Lücken". Xiii. und die Lusstten. I. 1. Im Laufe der Jahrhunderte hatte ^die Kirche Christi allmählich ihre ursprüngliche Reinheit eingebüßt. Der Papst behauptete, Christi Statthalter auf Erden zu sein, und maßte sich eine Macht an, die ihm nicht gebührte. Wer sich ihm nicht beugte, der wurde mit dem Banne belegt und damit aus der christlichen Kirche ausgeschlossen. Furchtbarer noch war das Interdiet, das über ganze Städte und Länder ausgesprochen wurde. Dann war jeder Gottesdienst, jede kirchliche Handlung verboten; die Glocken verstummten; die Kirchen wurden geschlossen; kein Geistlicher folgte mit Kreuz und Gesang dem Sarge der Todten; selbst die Ehen wurden nnr auf dem Friedhöfe eingesegnet (Vergl. das Gedicht von Lenau „das Interdiet"). — Zu Zeiten gab es sogar mehrere Päpste, von denen jeder behauptete, der rechte zu sein, und die sich gegenseitig verfluchten und in den Bann thaten. Geistliche und Mönche waren zum größten Theil unwissend. Viele kannten nicht einmal die Bibel, aus der sie doch das Volk belehren und ihm Trost spenden sollten, und in manchen Klöstern konnten weder Abt noch Mönche schreiben. Die meisten aber führten ein unsittliches Leben und gaben damit dem Volke ein böses Beispiel. Die reine Lehre Christi war durch allerlei Irrlehren und menschlichezusätze verfälscht worden, und eine Menge Mißbrauche hatten sich in die Kirche ein geschlichen. So wurde den Nichtgeistlichen oder Laien verboten, die Bibel zu lesen — und doch hatte Christus allen zugerufen: „Suchet in der Schrift! Sie ist's, die von mir zeuget." So lehrte die Kirche, man dürfe nicht zu Gott felbst, sondern müsse zuerst zu den sogenannten Heiligen beten, das seien die Mittelspersonen zwischen Gott und Menschen und die Für-

9. Deutsche Geschichte mit entsprechender Berücksichtigung der sächsischen - S. 64

1880 - Halle : Anton
64 kam er bald vorwärts, und die Söhne setzten des Vaters Geschäft mit so viel Glück fort, daß sie nur die reichen Fugger genannt wurden und daß es nicht leicht einen befahrenen Weg zur See oder zu Lande gab, auf dem sich nicht Fugger'sche Waaren befanden. Selbst die deutschen Kaiser wendeten sich an sie, wenn sie Geld brauchten, und erhoben sie zum Danke für die geleistete Hilfe in den Adelstand. — Als der spätere Kaiser Karl V. einst nach Augsburg kam, besuchte er auch den reichen Handelsherrn und entschuldigte sich bei ihm, daß er seine große Schutt) noch nicht habe abtragen können. Am andern Morgen fror es den an ein wärmeres Klima gewöhnten Kaiser. Fugger ließ sofort ein Kaminseuer anzünden, legte einige Bündel Zimmet, der damals entsetzlich theuer war (— ein Loth kostete einen Dukaten —), auf das Holz, nahm dann die Schuldverschreibung des Kaisers und zündete damit die dünnen Zimmetrollen an. — Als Karl später einmal den königlichen Schatz zu Paris besah, sagte er: „In Augsburg habe ich einen Leinweber, der das alles mit seinem Gelde bezahlen kann." Der in den Städten aufgehäufte Reichthum verleitete zu einem verschwenderischen, üppigen Leben. Man wohnte prächtiger, aß und trank mehr und besser und kleidete sich kostbarer. Die Frauen liebten es, in Kleidern und Mänteln einherzugehen, die so lang waren, daß ein oder zwei Diener die Schleppe nachtragen mußten; auch trugen sie gewaltig hohe Hauben aus dem Kopse. Bei den Männern wiederum waren Schuhe mit großen Schnäbeln Mode; die Größe dieser Schnäbel richtete sich nach dem Range der Personen; auch brachte man auf und an ihnen noch allerlei Thierfiguren und Schellen an, welche letztere durch ihr Geläute die Ankunft der Person ankündigten. (Man lebte damals „ans einem großen Fuße"). - Namentlich zeigte man den Reichthum auch bei Festlichkeiten aller Art; solche Familienfeste dauerten oft 8 Tage; Hunderte von Gästen wurden dazu eingeladen; Unmassen von Speisen und Getränken wurden dabei vertilgt. Und wenn auch die Obrigkeiten gegen solchen Unfug Gesetze erließen, so wurden dieselben doch nur wenig beachtet. 6. Um so schlimmer waren die Bauern ans dem Lande daran. Sie lebten in Unwissenheit und Aberglauben dahin. Einem Ritter oder Kloster leibeigen, gehörte der Ertrag ihrer Arbeit nicht einmal ihnen, sondern ihrem Herrn. Ihm hatten sie allerlei Dienste unentgeltlich zu leisten und vielfache Abgaben zu entrichten. Starb der Bauer oder seine Frau, so mußte ein Theil des Nachlasses', gewöhnlich die beste Kuh im Stalle, an den Herrn abgetreten werden; starb der Herr, so mußten ebenfalls Abgaben gezahlt werden; wollte der Bauer sich verheirathen, so mußte er wieder durch eine besondere Abgabe sich die Erlaubniß des Gutsherrn dazu erkaufen. Daneben galt es, eine Menge Dienste zu leisten, die nicht bezahlt wurden. „Die Männer mußten Fuhren und Botengänge thun, auf dem Hofe Wachten halten, Heu und Getreide mähen; die Weiber mußten Flachs brechen, spinnen, weben, waschen oder in der Herrenküche helfen". Ja, oft wurde der Bauer unter einem ganz nichtigen Verwände „abgemeiert", d. h.

10. Deutsche Geschichte mit entsprechender Berücksichtigung der sächsischen - S. 74

1880 - Halle : Anton
74 der herausgekommen sind". Um so mehr widmete er seine Zeit und Kraft dem armen, gänzlich zu Grunde gerichteten Deutschland. Mit fester Haud stellte er Ruhe, Ordnung und Sicherheit wieder her. Er erließ strenge Gebote, den Landfrieden zu halten, sorgte aber auch dafür, daß sie befolgt wurden. Unermüdlich durchzog er das Reich von einem Ende zum andern und hielt über die Frevler Gericht: die Raubburgen wurden zerstört und die Raubritter hingerichtet. Geendet nach langem, verderblichem Streit War die kaiserlose, die schreckliche Zeit, Und ein Richter war wie-der auf Erden. Nicht blind mehr waltet der eiserne Speer, Nicht fürchtet der Schwache, der Friedliche mehr Des Mächtigen Beute zu werden. Das dankbare Volk nannte ihn darum mit Recht den Wiederhersteller Deutschlands und das lebendige Gesetz. 5. Rudolf war als Mensch einfach. Sein graues Wamms, welches er gewöhnlich trug, besserte er wohl mit eigner Hand aus. Auf seinen Feldzügen begnügte er sich zu Zeiten auch mit Rüben vom Felde, die er roh verzehrte, und tröstete seine Krieger mit den Worten: „So lange wir die noch haben, werden wir nicht verhungern". Und als, während sein Heer vor Durst fast verschmachtete, ein Soldat ihm eine Flasche Wasser brachte, die er einem Bauer abgenommen hatte, befahl der König, sie dem Eigenthümer zurückzugeben, indem er sagte: „Ich fühle keinen Durst für mich, sondern nur für meine Kriegsgefährten". Wegen seiner Freundlichkeit und Herzengüte war er allgemein beliebt. Seine Erhöhung hatte ihn nicht stolz gemacht. Vor einem Bürger aus Zürich stand er vom Throne aus, weil ihm derselbe einst das Leben gerettet hatte — und als er einmal wieder in die Gegend von Basel kam, suchte er einen Gerber, den er früher gekannt, in seiner Werkstätte auf und schüttelte ihm wie ehedem kräftig die Hand. Für jeden war er zugänglich, und als seine Kriegsleute einst einen armen Mann, der mit einer Bitte kam, abweisen wollten, sprach er verweisend: „Bin ich denn König, um mich einschließen zu lassen?" — Gern übte er Milde, und als seiner Umgebung ein von ihm gefälltes Urtheil zu gelinde erschien, entgegnete er: „Ich habe oft Reue darüber empfunden, daß ich zu strenge verfuhr, nie aber darüber, daß ich zu gütig war". Er war ein Freund harmlosen [Scherzes. In Mainz trat er einst unerkannt in eines Bäckers Haus, um sich zu wärmen. Die übelgelaunte und den Soldaten nicht gutgesinnte Frau des Bäckers schalt ihn gar arg und goß ihm sogar, als er sich nicht rasch genug entfernte, ein Gefäß mit Wasser über den Kopf. Als er darauf am Mittag, umgeben von seinen Großen, bei Tafel saß, schickte er ihr einige gefüllte Schüsseln und ließ ihr sagen, das sei für den freundlichen Empfang am Morgen. Die gewaltig erschrockene Frau rannte sogleich
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