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Die soziale Gesetzgebung.
123.
hinsichtlich der Fahrt aus einem der beiden deutschen Meere ins andere vom Auslande unabhngig macht. Als Flagge ist die des Norddeut-scheu Bundes bernommen worden.
Im Jahre 1889 traten an die Stelle der Admiralitt svgl. 99) zwei oberste Behrden, das Oberkommando der Marine und das Reichs-marineamt, dem die Verwaltung obliegt. Fr den Ausbau der Flotte ist (1906) ein Plan aufgestellt worden, der 1917 durchgefhrt sein soll. Als-dann wird die Hochseeflotte" aus 38 Linienschiffen, 20 groen und 38 kleinen Kreuzern bestehen. Die Kopfzahl der Marine betrgt gegenwrtig der 60000 Mann (darunter fast 3000 Offiziere), die sich vorwiegend aus der seemnnischen Bevlkerung rekrutieren, d. h. aus Leuten, die mindestens ein Jahr aus deutschen See- oder Kstenschlssen gefahren sind ober die Seefischerei gewerbsmig betrieben haben. Die deutsche Kriegsflotte nimmt jetzt unter den Weltmchten die dritte Stelle ein, während es im Bestnde seiner Handelsflotte nur von Grobritannien bertroffen wird.
Die soziale Gesetzgebung.
Fabrikwesen 123. Der Sozialismus. Die grten Fortschritte, die das
^ftand!^ 19. Jahrhundert gemacht hat, verdankt es der Entwicklung der Natur-Wissenschaften und der Technik. Mit der Verwendung des Dampfes im Dienste menschlicher Arbeit hat eine neue Zeit fr das Erwerbsleben begonnen, nmlich die der Warenerzeugung in groen Betrieben, die einen neuen Stand, den der Industriearbeiter, geschaffen hat. Mit dem Anwachsen der Arbeiterbevlkerung an den Mittelpunkten des Gewerbe-fleies, der sich immer strker entwickelte, fand die sozialistische Be-trachtnngsweise des wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Lebens bei allen Kulturvlkern Eingang.
Sozialismus. Das wirtschaftliche Leben der Gegenwart nmlich, d. h. ihre ans Erzeugung und Verwendung von Gtern gerichtete Ttigkeit, hat das Recht des einzelnen, Eigentum zu erwerben und zu besitzen und der seine Nutzung zu bestimmen, zur Voraussetzung. Diese Wirtschaftsordnung wird durch die bestehende Rechts- und Staatsordnung, deren Gestaltung sie zum Teil bedingt, geschtzt und aufrechterhalten. Sie fhrt zu einer Gliederung der Gesellschaft in verschiedene Berufsstnde,- ihr entspringen die sozialen Gegenstze von reich nitb arm mit den bazwischen liegenben Abstufungen. Diese ganze, aus dem Soubereigeutum beruheube Wirtschaftsordnung und bte mit ihr in Wechselwirkung stehenbe Rechts- nnb Staats-orbnnng betrachtet nun aber der Sozialismus als verkehrt. Er sorbert, das Privateigentum durch Gemeineigentum zu ersetzen nnb die gesamte wirtschaftliche Ttigkeit durch die Gesamtheit planmig zu regeln, womit eine vllige uberuug der Rechts- und Staatsordnung zusammenhngt.
Die Sozial- Diejenige Partei, die eine Verwirklichung dieser Forbernnqen in
demokratie. i t ,.Jv n r . . . n \ ( . .' r
einem demokratischen Staate anstrebt, in der dem Lohnarbeiter bte Herrschaft zufllt, ist die Sozialdemokratie. In ihrem Programm geht sie von der Behauptung aus, ba bei der gegenwrtig herrschenden
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Autor: Dittrich, P., Pfeifer, Wilhelm, Christoph, A.
Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
Schulformen (OPAC): Höhere Lehranstalt
Regionen (OPAC): Ostdeutschland
Inhalt Raum/Thema: Deutsche Geschichte
Geschlecht (WdK): Jungen
Begrndung d. Brandenb.-pren. Staates unter d. Gr. Kurfrsten u. Friedr. Iii. 37
von Kalcksteiu, den er in Warschau hatte ausheben lassen, enthauptet. (Der Absolutismus dauert in Preußen bis 1848.) Die Hauptsttzen seiner unumschrnkten Gewalt waren die Domnen, das stehende Heer und das Beamtentum (vgl. darber spter 32 und 33). In diesem Kampfe vertrat der Kurfürst den Staatsgedanken gegen die territorialen Ge-walten. Schon während des Krieges hatte die kurfrstliche Regierung gegenber den Stnden, die Geld nur fr ihr eignes Land aufbringen und verwendet wissen wollten, den Standpunkt vertreten, da die einzelnen Lnder ein Ganzes bildeten und jedes die Lasten dieses Ganzen mit zu tragen habe. Sie hatte auch durchgesetzt, da die Stnde in Kleve einen Geldbeitrag zu dem Kriege in Ostpreuen leisteten. Nur auf diesem Wege konnten die zerstreuten Gebiete zu einem Staatsganzen weiterent-wickelt und ihre Bewohner mit einem krftigen Staatsbewutsein erfllt werden. In diesen Jahren wurden auch die ersten Schritte zur Einfh-ruug der Akzise, einer indirekten Steuer auf Mehl, Schlachtvieh und Bier, getan, durch die sich der Kurfürst eine regelmige, mit dem Wohl-stnde des Landes wachsende, von der Bewilligung der Stnde unab-hngige Einnahme sicherte. Er begnstigte das Merkantilsystem, legte den Mllroser Kanal zur Verbindung der Elbe und Oder an und schuf eine eigne Post, begrndete ferner die Bibliothek in Berlin und die Universitt Duisburg.
22. Der Franzsisch-schwedische Krieg. Ende der Regierung. Auch an der Bekmpfung der Franzosen war der Kurfürst während des zweiten Raubkrieges hervorragend beteiligt, ohne freilich trotz glnzender Erfolge der die franzsischen Verbndeten, die Schweden, einen nennenswerten materiellen Gewinn zu erzielen (vgl. 4).
Seit dieser Zeit wurde der Name des Groen Kurfrsten" in Deutschland volkstmlich.
Der Krieg an der Ostsee hatte den Kurfrsten die Notwendigkeit einer Flotte erkennen lassen. Im Jahre der Schlacht bei Fehrbellin hatte er schon drei Fregatten (Kurprinz", Berlin" und Potsdam") mit dem roten Adler im weien Felde von Holland durch den hollndischen Reeder Raule gechartert". Die Flotte stieg allmhlich auf 30 Schiffe. Sie griff wegen rckstndiger Hilfsgelder die spanische Silberflotte an und bestand ein rhmliches Gefecht bei St. Vincent. Sie erwarb auch Kolonien an der Guineakste, wo das Fort Grofriedrichsburg angelegt wurde. Eine afrikanische Handelsgesellschaft sollte den Handel frdern. Aber die Eifersucht der Hollnder, die Anforderungen an die Steuerlast des Landes fr das unentbehrliche Landheer, der Mangel eines geeigneten Hafens, da Pillau und Emden zu weit von dem Mittelpunkte seiner Staaten ab-gelegen waren, das alles war einer krftigen Kolonialpolitik und der Ent-Wicklung einer starken Flotte ungnstig.
Wenn der Kurfürst sich nach dem Schwedischen Kriege zu einem Bndnis mit Frankreich entschlo, so wirkte auch das gespannte Verhltnis
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Extrahierte Ortsnamen: Warschau Kleve Ostpreuen Berlin Duisburg Schweden Deutschland Ostsee Fehrbellin Holland Pillau Emden Frankreich
108
Aus der Geschichte des Mittelalters.
den starken Wunsch weiter Kreise der Bevölkerung Italiens nach nationaler Unabhängigkeit und ihre damit zusammenhängende Feindseligkeit gegen die deutsche Herrschaft für seine Zwecke und machte sich zum Herrn der Lage. Sizilien blieb von Deutschland getrennt, Konstanze, Heinrichs Vi. Witwe, übertrug Innozenz die Vormundschaft über ihren Sohn Friedrich. Der Bürgerkrieg in Deutschland hinderte jede Entfaltung der königlichen Gewalt und ihr Eingreifen in Italien: Innozenz forderte Mittelitalien als alten Besitz der Kirche zurück.
Auch in den übrigen Staaten Europas brachte Innozenz die Stellung eines Oberherrn zur Geltung; von den Königen von Portugal, Aragonien und von Johann (ohne Land) von England, dem Bruder und Nachfolger von Richard Löwenherz, wurde sie durch die Lehnshuldigung förmlich anerkannt.
Der vierte Kreuzzug. Obwohl es Innozenz nicht gelang, die Wiedereroberung von Jerusalem herbeizuführen, so fand unter seinem Pontifikate die größte Einwirkung des lateinischen Abendlandes auf den Osten seit dem ersten Kreuzzuge statt. Kreuzfahrer, die sich in Venedig sammelten, wurden vom Dogen Henrico Dandolo bestimmt, die Stadt Zara für Venedig zu erobern. Hier erschien der aus Kou-stautinopel vertriebene Kaisersohn Alexius und erbat, unter Zusicherung einer großen Entschädigung, ihre Hilfe für seinen entthronten Vater Isaak Angelus. Obwohl Innozenz über die Kreuzfahrer den Bann aussprach, gingen diese auf das Anerbieten ein und führten Alexius zurück. Als er ihnen hier die versprochene Summe zu zahlen sich weigerte, eroberten sie Konstantinopel und begründeten das lateinische Kaisertum, an dessen Spitze Balduin von Flandern trat; mehrere Lehns-königtümer und Fürstentümer wurden eingerichtet, den Hauptgewinn hatte Venedig durch seine Erwerbungen am Adriatischen und am Ägäischen Meere.
Auch Innozenz erklärte sich schließlich einverstanden.
Seine Stellung als die eines Herrn der ganzen Christenheit trat auf der vierten lateranischen Synode, an der alle Patriarchen entweder in Person oder durch Vertreter teilnahmen, aus das glänzendste hervor.
Der Widerstand gegen die Verweltlichung der Kirche, die von den Albigensern (nach der Stadt Albi) und Waldensern, Anhängern des Petrus Waldus in Lyon, ausging, wurde durch die „Albigenserkriege", die als Kreuzzüge geführt wurden, niedergebrochen. _
Der weiteren Verbreitung ihrer Lehre über die Grenzen von Südfrankreich hinaus und der drohenden Gefahr eines sich in der Stille vollziehenden allgemeinen Abfalles von der Kirche traten am frühesten und wirksamsten die Minoriten oder Franziskaner entgegen. Sie verzichteten wie die wenige Jahre später auftretenden Dominikaner gänzlich auf Hab und Gut zugunsten der Armen und wirkten hauptsächlich in den Städten. Franz von Assisi (+ 1226) und der Altkastiliauer Dominikus (+1221) sind die Stifter der nach ihnen genannten „Bettelorden". Die Erfolge der
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Extrahierte Personennamen: Konstanze Heinrichs Heinrichs Innozenz Friedrich Friedrich Innozenz Innozenz Johann_( Johann Richard_Löwenherz Innozenz Henrico_Dandolo Alexius Isaak_Angelus Isaak Innozenz Alexius Innozenz Franz_von_Assisi Franz Dominikus
Extrahierte Ortsnamen: Italiens Sizilien Deutschland Deutschland Italien Europas Portugal Aragonien England Jerusalem Venedig Konstantinopel Flandern Petrus_Waldus Lyon
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Franken
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
— 72 —
Menschen erschuf, gab er ihm Gewalt über alle Tiere, über die Vögel in der Luft und die Fische im Wasser.
5. Zum fünften haben sich unsere Herrschaften die Hölzer allein zugeeignet und der arme Mann muß sich sein £70x3 teuer erkaufen. Unsere Meinung ist, daß alle Wälder, die nicht gekauft wurden, der Gemeinde zufallen sollen. Brenn- und Bauholz soll dann jeder nach Bedarf von der Gemeinde umsonst erhalten.
6. Zum sechsten fordern wir, daß man mit den Diensten, die täglich zunehmen, Einhalt tuen möge und uns gnädig behandle, wie unsere Eltern gedient haben nach dem Worte Gottes.
7. Zum siebten wollen wir uns von einer Herrschaft nicht weiter beschweren lassen als zu der Zeit, da das Gut verliehen wurde, wenn der £?err neue Dienste nötig hat, soll der Bauer ihm gehorsam sein, aber zu einer Zeit, da es ihm nicht zum Nachteil ist, und um einen annehmbaren Lohn.
8. Zum achten wollen wir, daß Güter, welche die Gült nicht tragen, von ehrbaren Leuten nach Billigkeit geschätzt werden, damit der Bauer nicht umsonst seine Arbeit tue, denn jeder Taglöhner ist seines Lohnes wert.
9. Zum neunten beschweren wir uns dagegen, daß man straft nach Neid und Gunst und nicht nach geschriebener Strafe und nach Gestalt der Sache.
10. Die Acker und wiesen, die der Gemeinde gehören und die sich jemand angeeignet hat, werden wir wieder der Gemeinde zu fanden geben.
\ V Den Todesfall wollen wir abgeschafft haben.
\2. wenn einer der Artikel dem Worte Gottes nicht gemäß ist, so wollen wir davon abstehen, wenn uns dies aus der Schrift nachgewiesen wird. Der Friede Ehristi sei mit uns allen. Amen.
f) Das Lager von Bildhausen.
Am palmtag versammelten sich etliche Bauern von Burglauer und Umgegend in einem Schenkhaus zu Münnerstadt und machten mit einigen aus der Stadt einen Pakt, das Kloster Bildhausen einzunehmen. Am folgenden Mittwoch zogen bis zu zoo Mann mit wehren, Trommeln und pfeifen vor das Kloster und forderten Einlaß. Als sie eingelassen waren, haben sich £)ans Schnabel von Münnerstadt, ein Schreiner, und fjans Scharr von Burglauer zu f^auptleuten unter ihnen aufgeworfen. Der Abt und der größte Teil des Konvents flohen gegen Königshofen im Grabfeld. Die £}auptleute nahmen die Verwaltung des ganzen Klosters Zu ihren fanden, bestellten die wache, da sie einen Überfall befürchteten, und hielten Straßen, Wege, Führten und Schläge bei Tag und Nacht in guter Acht. Auf ein Ausschreiben liefen ihnen viele Bauern aus der Umgegend zu; auch die von Neustadt schlossen sich ihnen an. Als der
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Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Franken
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
— m —
bis auf wenige Familien gestorben oder verdorben. Ohne Unterricht, ohne Gottesdienst war das junge Volk aufgewachsen in Roheit und Sittenlosigkeit; von den Soldknechten der Heere hatte es Gewalttätigkeit und Verbrechen aller Art gelernt.
Über den ehemaligen Acker war Wald gewachsen; angebaut wurde nur so viel Feld, als 3um (Ertrage der nötigen Nahrung erforderlich war. Der wert der Grundstücke war ungemein gesunken. Ost weigerten sich Nachbarn, anstoßende herrenlose Acker schenkungsweise anzunehmen, um die darauf lastenden Bodenabgaben nicht zahlen zu müssen.
Die Ortsgeschichten belegen diese 2lngaben mit (Einzelbeispielen. So schreibt die dhronif von Gerolzhofen:
„(Ein jammervolles Bild boten Stadt und Markung von Gerolzhofen nach den Drangsalen des Krieges. Die Mittel des Stadthaushaltes waren völlig erschöpft, Stadt- und Landgemeinden an den Bettelstab gebracht. Greulichen Anblick bot das Gebiet der Stadtmarhmg, der Umgebung, dessen ausgebrannte, totenstille Dörfer Lindelach, Rügsbofen, Stockheim, Alitzheim, Mittelmühle in Trümmern lagen. Rügshofen erlangte feinen früheren Umfang nicht wieder, Lindelach erhob sich überhaupt nicht mehr. Auren und wiesen waren nach langem Verwildern ertraglos, Acker und Weingärten von wildem Buschwerk überwuchert. Auch der sittliche Zustand der gelichteten Bevölkerung hatte begreiflicherweise sehr stark gelitten unter den (Eindrücken endloser blutiger Greuel, unbeschreiblicher Ausschreitungen, jammervoller Seuchen, He$enverfolgungen und Kriegsläufe. Zahlreiche Güter waren herrenlos und fanden tatsächlich keinen Herrn."
In der Ortsgeschichte von Untererthal ist zu lesen:
„Zwischen \652 und \650 verschwanden Nachbarn mit Familienangehörigen. Gegen (Ende der Kriegstvirren waren an die 50 Hofstätten verödet. Von 25 dem Frhrn. von (Erthal zustehenden Häusern standen 20 leer. Die unbewohnten Häuser waren teilweise abgebrannt oder verfallen. Steine und Holz verwendeten die den Krieg überlebenden Nachbarn zum Ausbessern ihrer baufälligen Heimstätten. Felder, wiesen und Weinberge lagen größtenteils brach; sie waren vielfach mit Hecken und Stauden verwachsen. Auf Hetzloser Markung waren \658 von 295 Morgen (Erthaljcher Acker nur ungefähr 40 Morgen bebaut, „das übrige mit Hecken und Holz verwachsen". Von \03 Morgen wiesen konnten nur 35 Morgen genutzt werden, die übrigen waren verwachsen und verwildert. Noch um 1?oo lagen \56 Morgen Feld bei Hetzlos wüst und das Dorf zählte noch ^6 öde Hofstätten.
Hier wie überall wurde die Markung neu vermessen, da sie „mit Holz, Hecken und Sträuchern dergestalt verwachsen, daß sich darinnen schwerlich mehr zu finden".
Die Stadt Karlstadt hatte ^670 {7? leere Häuser. Infolge der großen Verarmung der (Einwohnerschaft wurde der Gemeindewald verteilt.
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14
Schmetterhaus und westlich ans Hopsenhaus angelehnt. Die
meisten füllten die breite Ostseite des Ringes. Viele wurden
abends abgeräumt, manche rückten abwechselnd drei Tage lang
auf den Neumarkt.
Das sind die Breslauer Bauden oder Lauben, von denen
heut nur noch wenige bestehen, die meisten mußten dem riesig
entwickelten Verkehr auf dem Ringe weichen.
Interessant ist der Unterschied zwischen den reichen Krämern
oder Reichkrämern (nicht „Reichskrämern"), den oben erwähnten
Händlern in den Reihenständen, und den Inhabern der Bauden,
die man „arme Krämer" nannte, da sie nur Waren von
geringerem Wert feilboten.
Welche Waren darin feilgeboten wurden, sieht man einiger-
maßen noch aus den heutigen Bauden: Nadler, Bürstenbinder,
Gürtler, Schuhmacher, Hutmacher, Zuckerwarenhändler, Bäcker
n. a. m. hatten sie inne. Im Jahre 1612 waren es schon 79,
allein auf der Ostseite.
Auf der Südseite standen sie besonders vor dem Schweid-
nitzer Keller, vor dem sie sich noch heut erhalten haben. Weiter
westlich standen die Salzbauden und die Heringsbauden, die
jedoch schon im 16. Jahrhundert sortgewiesen wurden, die Salz-
bauden auf deu Salzring, der jetzt Blücherplatz heißt, die
Heringsbaudeu auf den Neumarkt.
Auf der Nordseite wurde namentlich „essende Ware" auf
beweglichen Schrägen oder Tischen feilgeboten. Noch hent nennt
man diese Ringseite „Obstmarkt oder Naschmarkt". Hier fanden
Montags und Douuerstags die freien Brotmärkte statt, wozu
auch Landbäcker zugelassen wurden. Souuabeuds war iu der-
selben Weise Fleischmarkt. Auch der Trödelmarkt wurde vom
14.—18. Jahrhundert auf der Nordseite des Ringes abgehalten.
Im ganzen waren es über 200 Banden.
Das Bild, das der also belebte und besetzte Ring in der
Zeit der Bauden machte, muß ein malerisches gewesen sein.
Die vielen Verkanfsstände mit dem bunten Vielerlei an Waren,
die Mengen des neugierigen und kaufenden Volkes, das sich von
Baude zu Baude bewegte, — der Trubel muß einen Eindruck
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44 2. Teil. Geschichte.
dorf bei Schweidnitz (1762). 1763 wurde der Friede zu Hubertus-
bürg in Sachsen geschlossen und Friedrich dem Großen abermals
der Besitz Schlesiens bestätigt.
Die Waffen ruhten, und nun begann Friedrichs großartige
Friedensarbeit. Unter den vom Kriege betroffenen Provinzen hatte
besonders Schlesien viel gelitten. Der König öffnete seine Getreide-
magazine und schenkte den Armen Korn oder verkaufte es ihnen zu
billigen Preisen. 17000 Pferde gab er zur Bestellung des Ackers
her. 15 Städte und mehr als 200 durch den Krieg verwüstete Dörfer
ließ er auf seine Kosten wieder aufbauen. 1783 wurde die Stadt
Greiffenberg durch eine Feuersbrunst verheert; zum Wiederaufbau
schenkte Friedrich eine große Summe. Als er einige Zeit darauf nach
Schlesien kam, schickten die Greiffenberger Abgesandte zu ihm, um
ihm zu danken. Dies rührte ihn zu Thräuen. Er sprach: „Ihr habt
nicht nötig, euch dafür bei mir zu bedanken. Es ist meine Schuldig-
keit, meinen verunglückten Unterthanen wieder aufzuhelfen, dafür bin
ich da." Um die großen Grundbesitzer vor dem Untergange zu schützen,
wurde die Schlesische Landschaft gegründet, welche den Großgrnnd-
befitzern Geld zu niedrigen Zinsen lieh. Eine große Anzahl von
Schulen wurde errichtet, der Bergbau in Oberschlesien gefördert und
so auf alle Weise für das Wohl Schlesiens gesorgt.
d. Die Befreiungskriege. Zu Anfange diefes Jahrhunderts be-
siegte der französische Kaiser Napoleon unser preußisches Vaterland.
Die meisten Festungen ergaben sich ohne Schwertstreich. Unter den
schleichen Festungen hielten sich nur Kosel, Silberberg und Glatz
bis zum Frieden von Tilsit (1807). Als aber Napoleon 1812 in
Rußlaud eine große Niederlage erlitten hatte, da erhob sich Preußen,
um das fremde Joch abzuschütteln. Der König Friedrich Wilhelm Iii.
kam zu Beginn des Jahres 1813 von Berlin nach Breslau und erließ
von hier aus den Aufruf „An mein Volk!" Da drängte sich alles
zu den Waffen. Nach den ersten beiden Schlachten bei Groß-
Görschen und Bautzen wurde zu Poischwitz bei Jauer ein
sechswöchentlicher Waffenstillstand geschlossen. Nach Ablauf desselben
begann der Kampf in Schlesien, wo die schlesische Armee stand. Diese
wurde vom General Blücher befehligt. Er errang am 26. August
1813 einen herrlichen Sieg über die Franzosen an der Katzbach. Blücher
wollte über die Katzbach gehen, um den Feind ans der andern Seite
des Flusses anzugreifen. Da bemerkte er, daß die Franzosen schon
in vollem Anmärsche sind. Er läßt sich aber dadurch nicht stören
und ruft: „Nun, Kinder, Hab' ich genug Franzosen herüber, nun vor-
wärts!" Die Soldaten rufen: „Es lebe der König!" Der Regen
floß in Strömen, die Schuhe der Soldaten blieben im Kote stecken,
und die Gewehre gingen nicht los. Da drehten die Preußen die
Gewehre um, und drauf giug es mit Bajonett und Kolben. „Hör',
Vater Blücher, heute geht's gut!" rufen die tapfern Soldaten ihrem
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