TM Hauptwörter (50): [T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
TM Hauptwörter (100): [T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle], T25: [Wissenschaft Kunst Zeit Sprache Geschichte Schrift Buch Werk Jahrhundert Erfindung], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann]]
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ss
Geschichte.
I
Haar hing ihm lang vom Haupte herab, wurde von der Stirn nach hinten gestrichen
und durch einen Kamm aus Horn oder Messing festgehalten; reiche Bauern dagegen
trugen lang herabhängende Zöpfe. Die Frauen schoren ihr Haar meist kurz und legten
es unter ein Kopftuch, das auf steife Pappe gezogen war. Im Winter trugen Bauer
und Bäuerin Schafpelze ohne Stoffüberzug. Der Bauer war mißtrauisch gegen den
Edelmann, der ihn mit Abgaben und Scharwerk drückte, und gegen den Bürger, der ihn
oft verspottete. Mit großer Schlauheit betrog und hinterging er jeden, mit dem er zu
tun hatte. Seine sauer ersparten Gelder vergrub er aus Furcht vor Dieben. War
jemand in der Familie krank, so ging er nicht zum Arzt, sondern zu einer klugen Frau
oder zu einem Kurpfuscher, die er mit Naturalien abfinden konnte. In seiner Recht-
haberei führte er oft mit seinen Nachbarn langwierige und kostspielige Prozesse und
gab dabei trotz seiner sonstigen Sparsamkeit mit Vergnügen viele Taler hin, wenn er
siegte und sein Gegner noch mehr bezahlen mußte. Für gewöhnlich lebte er mit Weib,
Kind und Gesinde sehr einfach. Wenn es aber galt, sich vor den Leuten sehen zu lassen,
wie bei Kindtaufen, Hochzeiten und Begräbnissen, dann wurde Schweine- und Gänse-
braten, Kuchen, Reis mit Rosinen und andre Leckerbissen in großen Mengen auf-
getragen. Die Hochzeiten dauerten oft mehrere Tage lang, und es kam dabei nicht
selten zu blutigen Schlägereien.
Auf den Landstraßen und in den Dörfern gab es eine Menge fahrender Leute,
die mit Mausefallen, Hecheln, Zitronen, Medikamenten, bunten Teppichen und andern
Dingen von Ort zu Ort zogen. Großen Jubel erregte es, wenn ein Bärenführer mit
Meister Petz und einem possierlichen Affen oder gar ein Guckkastenmann im Dorfe
erschien. Der Verkehr zwischen der Stadt und den umliegenden Dörfern wurde in der
Regel durch Botenfrauen besorgt; die Post übernahm nur Bestellungen in Orten mit
Poststationen, und diese lagen recht weit auseinander. Die Landstraßen waren in
übler Verfassung, reich an Hohlwegen und tiefen Löchern. An Wegebessern dachte
niemand; deshalb wurden die Reisenden oft von Unfällen betroffen. Dies war aber
den Landleuten gerade recht; denn es brachte Schmieden, Schlossern, Stellmachern,
Sattlern und Gastwirten willkommenen Verdienst. In den Dorsschenken kamen an
den Sonntagen die Bauern zusammen; Reisende fanden jedoch nur in den stattlichen
Gasthöfern größerer Dörfer ein erträgliches Unterkommen. Auf den Landstraßen
bewegten sich oft große Frachtwagen, die mit Fässern und Kisten schwer beladen und
zum Schutz gegen Regen mit Leinwand, die über hohe Reifen gespannt wurde, bedeckt
waren. Der wettergebräunte Fuhrmann trug Beinkleider von Leder oder Samt,
eine Zipfelmütze und darüber einen runden Hut. Im Munde hielt er eine kurze Tabaks-
pfeife und in der Hand eine lange Peitsche, mit der er laut knallte, wenn es in einen
Hohlweg oder in einen Ort hineinging. Die Fuhrleute mußten lesen und schreiben
können; denn sie vermittelten oft den Verkehr zwischen Handelshäusern. Mit der Ein-
führung der Eisenbahnen verschwanden die Frachtwagen von den Landstraßen.
X. Friedrich Wilhelm Iii. <1797—1840).
1. Seine Jugend. Friedrich Wilhelm Iii. zeigte als Knabe Fleiß und
Ordnungsliebe, Sparsamkeit und Aufrichtigkeit, ein mildes Herz und einen
festen Willen. Dadurch erwarb er sich nicht nur Liebe und Achtung bei seiner
Umgebung, sondern er war auch der Liebling seines Großonkels, Friedrichs
des Großen. Dieser sagte kurz vor seinem Tode zu ihm: „Nun, Fritz, werde
etwas Tüchtiges. Begehe keine Ungerechtigkeit, dulde aber auch
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Extrahierte Personennamen: Petz Fuhrmann Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Friedrichs Fritz
I
B. Brandenburqisch-Preußische Geschichte.
133
gehört er dem Landsturm an, der nur in höchster Not zur Verteidigung des Vater-
landes aufgeboten wird.
Die Kriegsmarine des Reiches ist einheitlich und steht unter dem Oberbefehl des
Kaisers, der ihre Offiziere und Beamten ernennt, die ihm gleich den Mannschaften
den Eid der Treue leisten. Der Kieler Hafen und der Hafen im Jadebusen swilhelms-
havenf sind die Kriegshäsen des Reiches. In Danzig, Kiel und Wilhelmshaven bestehen
Marinewerften. Die Kauffahrteischiffe aller Bundesstaaten bilden eine einheitliche
Handelsmarine. Alle deutschen Kriegs- und Handelsschiffe führen eine schwarz-weiß-
rote Flagge. Das Oberkommando über die Marine führt ein vom Kaiser ernannter
kommandierender Admiral.
8. Tic Jahre des Friedens.
a) Deutschland als Weltmacht. Nach dem Deutsch-Französischen Kriege
erlebte Kaiser Wilhelm I. trotz seines hohen Alters noch 17 Jahre des Friedens.
Sein treuer Ratgeber, der Reichskanzler Fürst Bismarck, wußte durch kluge
Verhandlungen jede Kriegsgefahr zu beseitigen. Es gelang ihm bald, Österreich
mit dem Deutschen Reiche auszusöhnen und zwischen Österreich und Rußland,
die wegen der Verhältnisse auf der Balkanhalbinsel lange Zeit uneinig gewesen
waren, einen Ausgleich herbeizuführen. Durch die Zusammenkunft der drei
Kaiser in Berlin wurde aller Welt bewiesen, daß Deutschland „seine Stellung im
Rate der Nationen wiedergewonnen hatte". Als nach dem Russisch-Türkischen
Kriege England gegen die Friedensbedingungen Einspruch erhob, brachte Bis-
marck 1878 den Berliner Kongreß zustande und vermittelte einen Ausgleich
zwischen den europäischen Mächten. Da Rußland glaubte, es sei beim Berliner
Kongreß benachteiligt worden, fand fortan eine Annäherung zwischen Rußland
und Frankreich statt. Einem Angriff beider Mächte wußte Bismarck dadurch
vorzubeugen, daß er 1879 ein Bündnis mit Österreich schloß. Diesem Bunde
trat 1883 auch Italien bei. So entstand der „Dreibund", der sich als ein mäch-
tiger Hort des Friedens erwies. Alle Versuche Frankreichs, Bundesgenossen
für einen Rachekrieg zu gewinnen, blieben ohne Erfolg.
Trotz des Dreibundes hat Deutschland stets am meisten auf seine eigene
Kraft gebaut. Durch das neue deutsche Wehrgesetz wurde die Kriegsmacht
zu Wasser und zu Lande stark vermehrt. Gute Ausrüstung und gründliche Aus-
bildung für den Dienst in Krieg und Frieden machten Heer und Flotte sehr
gefürchtet. Die Festungen Metz und Straßburg wurden bedeutend verstärkt.
Zur Sicherung der Kriegsflotte fand eine Erweiterung der Kriegshäsen Kiel
und Wilhelmshaven statt. Unter dem Schutze seiner Kriegsflotte durfte es
Deutschland wagen, 1884 seine erste Kolonie zu erwerben. Zuerst wurde Deutsch-
Südwestasrika, wo ein Bremer Kaufmann ausgedehnte Niederlassungen er-
worben hatte, unter deutschen Schutz gestellt. Dann folgten die Erwerbungen
von Togo, Kamerun, Deutsch-Ostafrika, Kaiser-Wilhelms-Land und einigen
kleineren Gebieten. 1884 entstand auf Deutschlands Anregung der Welt-Post-
verein, durch den es möglich geworden ist, Briese und andre Postsachen für
billiges Porto nach allen Teilen der Erde zu senden.
b) Die innere Entwicklung des Deutschen Reiches. Um das neu-
gegründete Reich zu festigen, wurden nach und nach einheitliche Gesetze ge-
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Extrahierte Ortsnamen: Danzig Kiel Wilhelmshaven Deutschland Berlin Deutschland England Frankreich Italien Frankreichs Deutschland Kiel Wilhelmshaven Deutschland Togo Kamerun Deutsch-Ostafrika Kaiser-Wilhelms-Land Deutschlands Welt-Post-
140
Geschichte.
I
5. Sorge für Heer und Flotte. Nach seinem Regierungsantritt erließ der
Kaiser als oberster Kriegsherr einen Armeebefehl an Heer und Flotte, in dem
es hieß: „So gehören wir zusammen, Ich und die Armee; so sind
wir füreinander geboren, und so wollen wir unablässig fest zu-
sammenhalten, möge nach Gottes Willen Friede oder Sturm
sein." Da die Zahl der Bevölkerung rasch zunahm und andre Mächte in Europa
ihre Kriegsheere vermehrten, hielt der Kaiser wiederholt eine Verstärkung
unsers Heeres für nötig und setzte seinen Willen auch trotz mancher Schwierig,
leiten durch. 1890 wurden zwei neue Armeekorps gebildet, von denen das
Xvi. nach Lothringen, das Xvii. nach Westpreußen gelegt wurde. Dazu
kamen 1899 drei weitere Armeekorps, eins mit dem Sitze in Frankfurt am Main,
eins in Bayern und eins in Sachsen. Durch die Annahme der größten Heeres-
vorlage, die Deutschland je gesehen hat, stieg 1913 die Friedensstärke der deut-
schen Armee bis auf rund 661500 Mann. Um Kosten zu sparen, wurde 1893
die Dienstzeit der Fußtruppen auf zwei Jahre herabgesetzt. Die Erfahrungen,
die man bei den deutschen Manövern und auf fremden Kriegsschauplätzen ge-
sammelt hat, werden zum Besten der Armee ausgenutzt. Dies führte zu Ver-
besserungen in der Bekleidung und Ausrüstung sowie zur Anwendung des
rauchlosen Pulvers und der drahtlosen Telegraphie. Auch die Luftschisfer-
abteilungen, Fahrräder und Kraftwagen sautomobilef wurden in den Dienst
des Heeres gestellt, und die Armee erhielt eine neue Felddienstordnung.
Die Kriegsflotte war beim Regierungsantritt des Kaisers so klein, daß sie
die Küsten des Vaterlandes nicht zu verteidigen und die deutschen Handels-
schiffe nicht genügend zu schützen vermochte. Deshalb sagte der Kaiser: „Bitter
not tut uus eine starke Flotte" und war stets auf ihre Verbesserung
bedacht. 1891 wurden die ersten großen Panzerschiffe vom Stapel ge-
lassen. Im Reichstage kam ein Flottengesetz zustande, das bis zum Jahre 1920
den Bau neuer Kriegsschiffe (Bild 47) vorschreibt, so daß Deutschland nunmehr
über eine starke Kriegsflotte verfügt. 1895 übergab der Kaiser feierlich den
Nordostseekanal dem Verkehr und nannte ihn zu Ehren des ersten Kaisers „Kaiser
Wilhelm-Kanal". Als dieser Kanal sich für die gewaltigen Schiffe der neuen
Schlachtflotte nicht breit und tief genug erwies, wurde das Kanalbett mit
großem Kostenaufwande bedeutend verbreitert und vertieft. Bei großen Un-
glücksfällen zur See ^Untergang der Schisse „Großer Kurfürst" und „Iltis"
und Zerstörung mehrerer Schiffe durch Sturm bei Samoas sowie bei den
Kämpfen in China bewiesen die deutschen Marinesoldaten, daß sie von echtem
Kriegsmute erfüllt waren. Das berühmte Kaiserwort: „Unsre Zukunft liegt
auf dem Wasser" gewinnt mehr und mehr an Bedeutung; denn die Größe
und Stärke der deutschen Kriegsflotte wird jetzt nur noch von der englischen
übertroffen.
6. Neue Erwerbungen. Um für die Marine einen sichern Stützpunkt
in der Nordsee zu gewinnen, gab Deutschland 1890 einige Gebiete in Afrika
an England ab und bekam dafür die wichtige Insel Helgoland, die nunmehr
stark befestigt wurde. 1897 pachtete Deutschland von China die Bucht von
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Extrahierte Ortsnamen: Gottes Europa Lothringen Frankfurt_am_Main Bayern Sachsen Deutschland Deutschland China Nordsee Deutschland Afrika England Helgoland Deutschland China
I
B. Brandenburgisch-Preußische Geschichte.
141
Kiautschou mit den umliegenden Gebieten auf 99 Jahre und gewann dadurch
einen Stützpunkt für den Verkehr der deutschen Kriegs- und Handelsschiffe
in den Gewässern von Ostasien. Bald darauf wurden die Marianen, die
Karolinen und fast alle Samoa-Inseln erworben. Als Frankreich 1911
Marokko militärisch besetzen wollte unter dem Vorwände, daß es nur die Absicht
habe, einen Bürgerkrieg zu unterdrücken, erhob Deutschland Widerspruch.
Nach längeren Verhandlungen kam es dahin, daß Deutschland Frankreich in
Marokko freie Hand ließ, während Frankreich an Deutschland einen Teil seiner
mittelafrikanischen Besitzungen abtrat, der an das deutsche Kamernngebiet
grenzt und einen Zugang zu dem Kongofluß bietet.
47. S. M. S. „von der Tann". (Panzerkreuzer, 1911 fertig geworden; Wasserverdrängung
19000 Tonnen, Schnelligkeit 28 Seemeilen, Länge 171,5 w, Breite 26,6 m, Tiefgang 8,1 w,
34 Geschütze und 883 Mann Besatzung.)
7. Der Kaiser als Landesvater. Von jeher lag dem Kaiser der Schutz
der wirtschaftlich Schwachen sehr am Herzen. Deshalb suchte er die von
Wilhelm I. begonnenen Gesetze zur Fürsorge für die arbeitenden Kreise weiter
auszubauen. Das Alters- und Jnvaliditätsgesetz wurde eingeführt und
später verbessert. Durch die Einführung der Gewerbegerichte und der Kauf-
mannsgerichte wurde auch den Arbeitnehmern Gelegenheit gegeben, in
Streitigkeiten zwischen Angehörigen beider Parteien Recht sprechen zu helfen.
Die neue Gewerbeordnung von 1891 führte die Sonntagsruhe ein, so daß
alle Arbeiter in Bergwerken und Fabriken, in Werkstätten und im
Handelsgewerbe Zeit zur Ruhe und Erholung gewannen. Kinder in schul-
pflichtigem Alter durften fortan nicht mehr in Fabriken beschäftigt werden,
TM Hauptwörter (50): [T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr]]
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Extrahierte Personennamen: Wilhelm_I.
Extrahierte Ortsnamen: Ostasien Deutschland Deutschland_Frankreich Marokko Frankreich Deutschland
8
Der Weltkrieg 1914/17.
Gegen die Russen drangen sie im Kaukasus und in Persien vor und hielten dadurch eilten
Teil der russischen Truppen von der Ostgrenze Österreichs und Deutschlands fern. Die
türkische Flotte beherrschte das Schwarze Meer und bedrohte dort die russischen Küsten-
städte. Durch die Sperre der Dardanellen schädigten die Türken Rußland und England
zugleich; denn sie verhinderten dadurch die Ausfuhr russischen Getreides nach England
und die Einfuhr von Waffen und Kriegsmaterial nach Rußland. Das Vorgehen der
Türken gegen den Suezkanal störte die englische Schiffahrt, bedrohte den Transport
indischer Truppen durch den Kanal und nötigte die Engländer, mehr als 100 000 Mann
indische, kanadische und australische Truppen zum Schutze Ägyptens zu verwenden.
Eine gleich starke englische Truppenmacht lvurde durch das Vordringeil der Türkeil in
Mesopotamien festgehalten.
Viii. Der Seekrieg. Trotz der großen Übermacht Englands zur See hat die junge
deutsche Kriegsflotte den Gegnern viel zu schaffen gemacht. Deutsche Kreuzer be-
schossen den russischen Kriegshafen Libau und die Küste von Algier. Der Kleine Kreuzer
„Emden" war unter dem Befehl des Kapitäns von Müller Monate hindurch der Schreckeil
feindlicher Handelsschiffe im Indischen Ozean. Die Kleinen Kreuzer „Dresden" und
„Karlsruhe" inachten den Atlantischen Ozean für feindliche Handelsschiffe unsicher,
und „Kölligsberg" hielt an der Ostküste von Afrika treue Wacht. Im Stillen Ozean
brachte ein Kreuzergeschwader unter dem Befehl des Vizeadmirals Graf von Spee die
deutsche Flagge hoch zu Ehren. Am 1. November erfocht es an der Küste von Chile
einen glänzenden Sieg über ein gleich starkes englisches Geschwader. Am 8. Dezember
erlag es zlvar bei den Falklandsinseln der erdrückenden Übermacht einer aus englischen,
australischen und japanischeil Schiffen zusaminengesetzten Flotte; aber die feindlichen
Schiffe wurdeil zunl Teil stark beschädigt, nnb die Todesverachtung der deutschen See-
helden nötigte selbst den Feindeil Bewunderung ab. Von nun an beschränkte sich der See-
krieg auf die heimischen Gewässer und wurde durch Luftkreuzer und kleinere Flugzeuge
wirksam unterstützt.
B. Das Jahr 1915.
1. Der Krieg im Osten, a) Der Winterfeldzug in Ostpreußen. Bald nach
der Vertreibung aus Ostpreußen machten die Russen mit neuen Streitkräften Vorstöße
gegen die Provinz und drangen nach blutigen Grenzkämpfen im November 1914 bis an
die Angerapp und an die masurischen Seen vor. Hier hatten unsere Truppen eine starke
Verteidigungslinie geschaffen, an der alle Angriffe der Russen scheiterten. Anfang
Februar 1915 wurden neue deutsche Truppen zu einer umfassenden Bewegung gegen die
Russen nach Ostpreußen geführt. Der Aufmarsch vollzog sich in größter Stille. Flüsse und
Seen waren mit starkem Eise bedeckt, und auf der hart gefrorenen Erde lag tiefer Schnee,
der den Verkehr sehr erschwerte, zumal durch den starken, eisigen Wind an vielen Stellen
Schneeverwehungen entstanden waren. Doch die warm gekleideten Krieger über-
wanden mit Heldenmut alle Schwierigkeiten, und die Heeresverwaltung erleichterte
die Truppenbewegungen, indem sie Tausende von Schlitten zur Verfügung stellte.
Am 7. Februar eröffnete der Südflügel den Kampf, drang durch die Johannisburger
Heide vor, erzwang den Übergang über den Pissek (Ausfluß aus dem Spirdingsee),
erstürmte Johannisburg und drang gegen Lyck vor. Am 8. Februar ging auch der
Nordflügel östlich von Pillkallen zum Angriff über und trieb den Feind über die Grenze.
Nun mußten auch die an der Angerapp liegenden Russen den Rückzug antreten. Kaiser-
Wilhelm hatte den erbitterten Kämpfen um Lyck beigewohnt und hielt nach dem Siege
seinen Einzug in die Hauptstadt Masurens. Als die vom schweren Kampfe kommenden
TM Hauptwörter (50): [T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen], T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich]]
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TM Hauptwörter (200): [T129: [Schiff Hafen Flotte Meer Küste Fahrzeug See Kriegsschiff Land Dampfer], T140: [Stadt Franzose Feind Festung Truppe Tag Mann Paris Belagerung Angriff], T135: [Haff Stadt Stettin Weichsel Ostsee Insel Memel Königsberg Danzig See], T193: [Meer Halbinsel Gebirge Norden Süden Osten Westen Küste Insel Europa], T156: [Schlacht Sieg Feind Heer König Mann Kampf Tag Tapferkeit Franzose]]
Extrahierte Personennamen: Graf_von_Spee Wilhelm
Extrahierte Ortsnamen: Persien Deutschlands England England Rußland Mesopotamien Englands Libau Algier Indischen_Ozean Afrika Chile Ostpreußen Johannisburger
Heide Johannisburg
2
Geographie.
Ti
I. Das nördliche Vorland der Alpen.
Eigenart der Landschaft. Das Hochgebirge besitzt gewaltige Natur-
kräfte. Donnernd fahren die Lawinen zu Tat, und langsam schieben sich die
Gletscher zur Tiefe hinab. Auf ihrem Rücken und in ihren Eismassen tragen
diese gewaltige Felsblöcke mit sich fort, und auf ihrem Grunde zerreiben sie
das Gestein. Die Gletscherbäche aber reißen auf ihrem ungestümen Laufe atlen
lockern Felsschutt mit sich fort, durchwühlen die Täler und überschütten das
Land mit Geröll. In einem früheren Zeitabschnitte, der Eiszeit, reichten
die Gletscher viel tiefer als heute. Ein weites Vorland der Alpen war da-
malsvergletschert und empfing von den Gletschern und den Gletschergewässern
die obere Bodendecke. Auch seine klimatischen Verhältnisse werden von dem
Hochgebirge beeinflußt. Dieses sperrt deu warmen Südwinden den Weg, die
feuchten und kühlen Nordwestwinde aber stauen sich an ihm.
In dem nördlichen Vorlande der Alpen lassen sich zwei Gebiete unterscheiden,
das Schweizer Hügel- und Flachland westlich vom Bodensee und die
größere Schwäbisch-Bayrische Hochfläche östlich von diesem.
1. Das Schweizer Hügel- und Flachland.
Die Alpen; der St. Gotthard. Im Alpenvvrlande westlich vom Boden-
see schaut man zil den schneegeschmückten Alpenketten empor, die vom Ge-
birgsstock des St. Gotthard nach Sw., N. und No. ausstrahlen und das
Schweizerland so herrlich schmücken. Der St. Gotthard, benannt nach einem
Hospiz, bildet zwischen den hochragenden Alpenketten ein eingesenktes Plateau
von etwa 2000 m Höhe. Vor Erbauung der Gotthardbahn (Gotthard-Tunnel
15 km) war er eine wichtige Übergangsstelle über das Gebirge, da Flußtäler den
Anstieg zu ihm erleichtern. Eine solche Senkung des Gebirgskammes heißt Paß.
Alpenfliifse. Auf dem St. Gotthard oder in seiner Nähe entspringen Vier-
Alp enflüsse, deren tiefe Täler die Alpenketten voneinander scheiden. Nach
Sw. fließt der Rhone, der den großen Genfer See (580 qkm) durchströmt.
(Welche Richtung hat der Rhone zuerst? Wo ändert er dieselbe? Welche von
den beiden Strecken ist die längere? Welche Gestalt hat der Genfer See? Wo
tritt der Rhone wieder aus dem Genfer See heraus?) Nach No., in umge-
kehrter Richtung als der Rhone, fließt der Rhein, der auf dem St. Gotthard
selbst einem kleinen See entströmt. Dieser Abfluß, Vorderrhein genannt,
nimmt noch den Mittel- und Hinterrhein auf. Der vereinigte Fluß strömt
dann nach N. den: Bodensee (540 qkm) zu. Noch zwei andre Flüsse entstehen
am St. Gotthard oder in dessen Nähe, die Aare, die nach Nw., und die Reuß,
die nach N. fließt. Die Aare durchströmt den Brienzer und den Thuner
See, die Reuß den Vierwaldstätter See, dessen Gestade den Schauplatz
der Tell-Sage bilden.
Alpenketten. Mit Hilfe der genannten Alpenslüsse können wir die Schweizer
Alpenketten begrenzen. Zwischen Rhone und Aare erhebt sich die mächtige
TM Hauptwörter (50): [T44: [Alpen See Stadt Schweiz Italien Meer Berg Insel Fuß Inn], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
TM Hauptwörter (100): [T93: [Alpen See Schweiz Rhein Berg Bodensee Fuß Italien Schweizer Paß], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland]]
TM Hauptwörter (200): [T90: [Alpen See Schweiz Inn Rhein Bodensee Gotthard Paß Rhone Italien], T139: [Donau Rhein Main Tiefebene Teil Jura Alpen Tiefland Gebiet Fluß], T95: [Gestein Schicht Wasser Boden Erde Granit Gebirge Masse Sand Teil], T6: [Berg Fuß Höhe Gipfel Gebirge Schnee Meer Fels Ebene See]]
Der Weltkrieg 1914/17.
17
Mit den Angriffen gegen Serbien begannen zugleich die Unternehmungen der
Österreicher gegen Montenegro an der Nordgrenze und im Nordwesten von Tre bin je
aus. Hier wollten sie sich die wichtige Straße an der adriatischen Küste nach Cattaro
sichern und in den Besitz des steil ansteigenden, 1700 m hohen, die Umgegend beherr-
schenden Lovcenberges gelangen. Als nach der Eroberung Serbiens österreichische
Truppen von Osten her in Montenegro eindrangen, setzten auch wieder die Unterueh-
mungen im Norden und Nordosten ein. Teile der Armee Koeveß erstürmten mit großem
Heldenmute den Lovcen und hielten am 14. Januar 1916 ihren Einzug in Ce tin je.
König Nikita bat um Frieden und zog mit seiner Familie nach Lyon; die Reste seiner
Armee zogen sich nach Skutari zurück.
V. Der Krieg gegen Italien, a) Italiens Treubruch. Im Jahre 1882 war
Italien dem Bündnis beigetreten, das Deutschland und Österreich-Ungarn 1879 ge-
schlossen hatten. So entstand der Dreibund, der jahrzehntelang ein Hort des Friedens
war. Nach dem Geiste des Dreibundvertrages wäre Italien verpflichtet gewesen, beim
Ausbmch des Weltkrieges auf die Seite seiner Verbündeten zu treteu. Es entzog sich
jedoch dieser Bündnispflicht, indem die italienische Regierung behauptete, das Vor-
gehen Österreichs gegen Serbien stelle einen versteckten Angriff gegen Rußland dar,
so daß Italien nach § 3 des Bündnisvertrages nicht zur Teilnahme am Kriege ver-
pflichtet sei. Nachdem Italien mehrere Monate zu umfassenden militärischen Rüstungen
benutzt hatte, verfolgte es in bewaffneter Neutralität aufmerksam die schweren Kämpfe
seiner bisherigen Verbündeten mit ihren mächtigen Gegnern und wartete auf einen
günstigen Augenblick, um von Österreich-Ungarn die Abtretung bedeutender Grenz-
gebiete zu erpressen. Auf Anraten des Fürsten Bülow, der fiir jene schwere Zeit das
Amt des deutschen Botschafters in Italien übernommen hatte, erbot sich Österreich,
fast ganz Welschtirol abzutreten, falls Italien für die Dauer des Krieges wohlwollende
Neutralität zusichern würde. Italien verlangte jedoch in seinen Gegenvorschlägen ganz
Welschtirol, einige deutsche Gebiete, Teile der Ebene am Flusse Jsonzo sowie einige
Küstengebiete und Inseln zur sofortigen Abtretung. Trotz dieser maßlosen Forderung
war Österreich zu weiterem Entgegenkommen bereit. Die italienische Regierung
wartete jedoch das letzte Angebot Österreichs nicht ab, sondern sandte am 4. Mai an
Österreich die Kündigung des Bündnisvertrages. Am 23. Mai erfolgte die Kriegs-
erklärung Italiens an Österreich.
b) Kämpfe in den Grenzgebieten. Die österreichisch-italienischen Grenz-
gebiete verursachen durch ihre Bodengestaltung im Landkriege große Schwierigkeiten.
Beim Beginn des Krieges wurden das schmale Grenzgebiet bis zur Jsonzolinie und
der ebene Küstenstrich an der Grenze von den Österreichern freiwillig geräumt und von
den Italienern besetzt. Alle Versuche der Italiener, die Jsonzolinie zu stürmen, wurden
jedoch mit großen Verlusten für den Gegner abgewiesen. Besonders blutig gestalteten
sich die Kämpfe an dem gegen das Tal jäh vorspringenden Kalvarienberge, auch Görzer
Brückenkopf genannt, und an der über 2200 in aufsteigenden Hochebene des Krn. In
den Tiroler und Kärntner Grenzgebieten wurde den Italienern an allen wichtigen
Punkten der Verteidigungslinie entweder durch die schweren Geschütze der Österreicher
oder durch die verwegenen, im Gebirgskampf erprobten Tiroler Standschützen, die hier
ihre Heimat und ihren eigenen Herd mit Ingrimm verteidigen, Halt geboten. — Die
gesamte Kriegslage wurde durch das Eingreifen Italiens nicht zuungunsten der Zentral-
mächte beeinflußt.
Vi. Der Seekrieg. Nach der Vernichtung der deutschen Kreuzergeschwader in
fernen Meeren wurde die feindliche Handelsschiffahrt noch durch einzelne Kleine Kreuzer
Hirts neues Realienbuch: Geschichte. (Der Weltkrieg 1914/17.)
2
TM Hauptwörter (50): [T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr], T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen]]
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Extrahierte Personennamen: Görzer
Brückenkopf
Extrahierte Ortsnamen: Serbien Montenegro Cattaro Serbiens Montenegro Lyon Italien Italiens Italien Deutschland Italien Serbien Italien Italien Italien Welschtirol Italien Italien Welschtirol Italiens Italiens
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Der Weltkrieg 1914/17.
auch die Nordarmee den Rückzug antreten, so daß Anfang November ganz Siebenbürgen
vom Feinde gesäubert war. Bald darauf drangen die deutsch-österreichischen Armeen
an vielen Stellen über die Gebirgspässe in Rumänien ein und drängten die Rumänen
mehr und mehr zurück. Ende November überschritten Teile der Armee Mackensen die
Donau, drangen gegen Bukarest vor, schlugen die I. rumänische Armee vernichtend am
Argesul und vereinigten sich mit der Armee Falkenhayn. Am 6. Dezember wurde die
Lagerfestung Bukarest erobert.
Iv. Die Kämpfe gegen Italien. Bis zum Mai 1916 war es den Italienern ge-
lungen, im Süden von Tirol einige Kilometer tief in österreichisches Gebiet einzudringen
und dort Befestigungen anzulegen. Mitte Mai unternahmen jedoch die Österreicher
unter dem Erzherzog-Thronfolger einen kräftigen Gegenstoß, vertrieben den Feind fast
ganz aus Südtirol und überschritten in breiter Front die italienische Grenze. Bis Ende
Mai eroberten sie nicht nur die Sperrforts der ersten Verteidigungslinie, sondern er-
stürmten auch die beiden Hauptstützpunkte des eigentlichen Festungsgürtels in Nord-
italien. Später mußte jedoch ein Teil des eroberten Gebietes wieder aufgegeben
werden, weil die österreichischen Tmppen zum Kampf gegen die vordringenden Russen
und zur Verteidigung der Stellungen am Jsonzo nötiger gebraucht wurden. Obgleick es
den Italienern gelang, den Jsonzo zu überschreiten und die Stadt Görz zu erobern, ver-
mochten sie doch nicht aus der dortigen Hochebene nennenswerte Fortschritte zu machen.
V. Der See- und Luftkrieg, a) Die Schlacht vor dem Skagerrak. Bei einer
Fahrt, die unsere Hochseeflotte Ende Mai 1916 nach Norden unternahm, wurden am
31. Mai feindliche Streitkräfte gesichtet. Sogleich eilte ein Aufklärungsgeschwader von
Kleinen Kreuzern, Torpedobooten und fünf Großen Kreuzern dem Feinde entgegen.
Rollender Donner schwerster Geschütze verkündete das Zusammentreffen mit dem
Feinde. Bei ruhiger See entwickelte sich zunächst eine Kreuzerschlacht, die durch Son-
nenschein und klares Wetter begünstigt wurde. Schon nach 15 Minuten war ein feind-
licher Schlachtkreuzer durch einen unserer Volltreffer vernichtet, und andere Schiffe der
Gegner litten schwer. Aber auch unsere Schiffe wurden stark beschädigt, und in
den inneren Schiffsräumen begann der harte Kampf gegen die Verwüstung durch
schwere Geschosse, gegen das nachdringende Wasser und das ausbrechende Feuer. Aber
auch im Angesicht des Todes taten unsere Braven während der ganzen Seeschlacht kalt-
blütig ihre Pflicht. Nach einstündigem Kampfe kamen den Feinden fünf von ihren
neuesten Schlachtschiffen zu Hilfe; sie wurden von unseren Torpedobooten sofort mit
Erfolg angegriffen. Als bald darauf von Süden her drei Geschwader unserer Linien-
schiffe unter dein Oberbefehl des Admirals Scheer nahten, wichen die Feinde nach
Norden zurück und wurden von unserer Flotte verfolgt. In biefem zweiten Abschnitt
des Seekampfes kam es nur zum Feuergefecht auf weite Entfernungen. Bald begann
jedoch der dritte Gesechtsabschnitt, der „Kamps mit der vollständig versammelten eng-
lischen Hauptstreitmacht", die unter Führung des Admirals Jellicoe aufgetaucht war.
Bei unsichtigem Wetter tobte der mörderische Kampfs bei dem alle Schiffsgattungen
zur Verwendung kamen, hur und her. In später Abendstunde endigte dieser Haupt-
abschnitt der sechsstündigen Tagesschlacht mit einem vollen Erfolg unserer Waffen. An
diesem Ergebnis konnten die Feinde auch in den bald folgenden Nachtkämpfen nichts
mehr ändern. Als der Morgen des 1. Juni anbrach, waren die feindlichen Schiffe ver-
schwunden. Wenn somit unsere Flotte dem Feinde vor dem Skagerrak auch keine
entscheidende Schlacht liefern konnte, so war es doch ein schöner Sieg über einen
doppelt so starken Gegner. Die Verluste der Engländer betrugen 23 Schiffe mit rund
120 000t Gehalt und 7000 Tote, während wir nur 10 Schiffe mit rund 60 000 t Gehalt
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Der Weltkrieg 1914/17.
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und 2300 Tote einbüßten. Das „meerbeherrschende" England will zwar seine Nieder-
lage nicht zugeben; aber es klingt nicht nach der Sprache eines Siegers, wenn König
Georg auf den ersten Bericht des Admirals Jellicoe antwortete: „Ich bin tief bestürzt
über die Verluste."
b) Sonstige Ereignisse. Neben der gewaltigen Seeschlacht vor dem Skagerrak
treten die übrigen Kriegsereignisse zur See naturgemäß zurück. An und für sich waren
sie jedoch von großer Bedeutung. Anfang Januar durchbrach der Hilfskreuzer Möwe
unter der umsichtigen Führung des Korvettenkapitäns Gras Dohna die englische See-
sperre und unternabm einen erfolgreichen Beutezug im Atlantischen Ozean. 15 feind-
liche Schiffe wurden teils vernichtet, teils als „gute Prise" in neutrale Häfen gebracht.
Anfang März kehrte die Möwe unversehrt heim und führte als willkommene Beute
Goldbarren im Werte von einer Million Mark mit sich. ... Der I)-Bootkrieg wurde
auch in der ersten Hälfte des Jahres 1916 wegen der Verhandlungen mit Amerika er-
heblich eingeschränkt. Die oberste Heeresleitung war jedoch eifrig bemüht, die I1-Boote
zu vervollkommnen und ihre Zahl zu vermehren, und die neugegründete „Deutsche
Ozean-Reederei" in Bremen sorgte dafür, daß auf der Kruppschen Germaniawerft in
Kiel Handels-Ii-Boote von 2000t Gehalt fertiggestellt wurden. Jedes dieser Boote
kann soviel Fracht aufnehmen wie 70 Eisenbahngüterwagen. Ende Juni verließ
^-Deutschland unter der Führung des kühnen und erfahrenen Kapitäns König Bremer-
haven, durchbrach die britische Handelssperre und brachte wertvolle Arzneimittel und
Farbstoffe nach Baltimore. Nach zwei Monaten kehrte sie wohlbehalten zurück, reich
beladen mit Kautschuk, Kupfer und Nickel. Im Oktober tauchten Kriegs-I1-Boote von
derselben Größe an der Küste von Amerika auf und versenkten im Atlantischen Ozean
zahlreiche Schiffe mit Bannware. Um diese Zeit begann auch im Eismeer der Ver-
nichtungskampf mehrerer großer U-Boote gegen Schiffe, die den Handel mit Bannware
und Munition zwischen England und Norwegen vermittelten. Unsere Luftflotte ent-
faltete eine lebhafte Tätigkeit. Die Flugzeuge boten bei den Landkämpfen an allen
Fronten den feindlichen Geschwadern erfolgreich die Spitze und leisteten durch Erkun-
dung und Beschießung feindlicher Stellungen große Dienste. Geschwader von Zeppe-
linen erschienen oft über London und der Ostküste von England und verbreiteten dort
Furcht und Schrecken.
D. Das Jahr 1917 (Januar bis August).
I. Vergebliche Friedensangebote. Mitte Dezember 1916 war die Kriegslage für
die Mittelmächte an allen Fronten besonders günstig. Deshalb konnte es nicht als
Zeichen der Schwäche ausgelegt werden, daß Kaiser Wilhelm im Einvernehmen mit
seinen Verbündeten dem Feinde vorschlug, in Friedensverhandlungen einzutreten, um
dem Blutvergießen ein Ende zu machen. Das Friedensangebot wurde vom Deutschen
Reichstage und von den Regierungen der neutralen Länder freudig begrüßt, von den
Feinden aber „mit Hohn und heuchlerischen Worten" zurückgewiesen. Ihr Kriegsziel
war nach wie vor „die Niederwerfung Deutschlands, die Zerstückelung der mit uns
verbündeten Mächte und die Knechtung des freien Europas und der Meere". Darauf
teilte Deutschland den neutralen Staaten mit, daß die vier verbündeten Mächte den
Kampf in ruhiger Zuversicht und im Vertrauen auf ihr gutes Recht bis zum siegreichen
Frieden weiter führen würden. Im Juli machte Deutschland im Einvernehmen mit
seinen Bundesgenossen den Feinden ein neues Friedensangebot. Diesmal ging es aber
nicht nur vom Reichskanzler im Namen der Regiemng aus, sondern vom Reichstage
und somit vom ganzen Volke. Dies war deshalb wichtig, weil die Feinde früher erklärt
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