Autor: Dittrich, P., Pfeifer, Wilhelm, Christoph, A.
Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
Schulformen (OPAC): Höhere Lehranstalt
Regionen (OPAC): Ostdeutschland
Inhalt Raum/Thema: Deutsche Geschichte
Geschlecht (WdK): Jungen
150 Die wichtigsten Begebenheiten der Neuzeit, insbes. der Preuisch-deutschen Geschichte.
A. Die Wichtigsten Ereignisse in der Zeit vom zweiten Pariser Frieden bis zum Regierungsantritt Wilhelms I. (18151861).
1. Europa (auer Deutschland).
a) 1815-1848.
Noch in Paris hatte Alexander I. die Heilige Allianz" der siegreichen Mchte gestiftet, deren Aufgabe es sein sollte, nach christlichen Grundstzen den Frieden in Europa zu erhalten und jede revolutionre Bewegung zu unterdrcken. Aber die Heilige Allianz konnte nicht ver-hindern, da die Ruhe in Europa schon in der nchsten Zeit wiederholt von Aufstnden und Kriegen erschttert wurde; jedoch hielten die Mchte die revolutionren Bewegungen noch von ihren eigenen Grenzen fern.
86. Unruhen in Sdeuropa. Italien. Im Jahre 1820 brachen in Neapel und in Piemont Aufstnde gegen das unumschrnkte Knig-tum aus; doch gelang es sterreichischen Truppen nach dem Kongresse zu Laibach rasch, sie zu unterdrcken.
Schwieriger war es, die Ruhe in Spanien herzustellen.
Hier hatte Ferdinand Vii. nach seiner Rckkehr die freie Ver-fassuug der Cortes von 1812 aufgehoben und den Absolutismus wieder eingefhrt. Als ihm ein Militraufstand die Herstellung der frheren konstitutionellen Verfassung abgentigt hatte, kamen ihm auf Be-schlu des Kongresses zu Verona franzsische Truppen zu Hilfe. Von ihnen aus den Hnden der Aufstndischen befreit, unterdrckte der König die Gegner des absoluten Regiments mit groer Hrte.
Nach seinem Tode (1833) erschtterten die Kmpfe der Christinos und der Kar listen die Ruhe der Halbinsel. Nach dem geltenden Rechte htte auf Ferdinand sein Bruder Don Carlos folgen mssen, aber der König hatte die Thronfolgeordnung zugunsten seiner Tochter Jsabella umgestoen, fr die ihre Mutter Marie Christine die Regentschaft fhrte. Ihre Partei behielt schlielich die Oberhand.
Im zweiten und im dritten Jahrzehnt bten Spanien und Por-tugal die sdamerikanischen Kolonien ein. Von Spanien lsten sich Columbia, Venezuela, Ecuador, Peru, Bolivia, Chile, Argentinien und Uruguay und in Nordamerika Mexiko als selbstndige Staaten los.
Brasilien wurde unter Dom Pedro selbstndiges Kaiserreich.
England unter Lord Canning war der erste europische Staat, der die Selbstndigkeit der amerikanischen Republiken anerkannte und seinem Handel durch den Abschlu von Vertrgen mit ihnen groe Vor-teile sicherte.
87. Der Griechische Freiheitskampf. (18211829.) Der Wunsch nach nationaler Selbstndigkeit rief bald nach dem zweiten Pariser Frieden die christlichen Völker der Balkanhalbinsel in den Kampf gegen
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Autor: Dittrich, P., Pfeifer, Wilhelm, Christoph, A.
Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
Schulformen (OPAC): Höhere Lehranstalt
Regionen (OPAC): Ostdeutschland
Inhalt Raum/Thema: Deutsche Geschichte
Geschlecht (WdK): Jungen
222 Die wichtigsten Begebenheiten der Neuzeit, insbes. der Preuisch-deutschen Geschichte.
dringt die englische Macht in den quatorialen Provinzen vor, um einen berlandweg etwa zum Viktoria Nyanza und von da nach der Kste von Britifch-Ostafrika und dem Kaplande zu schaffen.
In den letzten Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts gewann Afrika fr England erhhte Bedeutung aus militrifch-politischeu Grnden, da von Afrika aus die Verbindung zwischen dem Mutterlands und den Kolonien bedroht werden kann, Deutschland und Frankreich aber hier groe Be-sitznngen erworben haben, aus wirtschaftlichen Grnden, da der Gold-reichtnm des Sdens ungeheuer ist und diese weiten, reichen und noch fast unberhrten Gebiete dem nach Beschftigung suchenden Kapitalreich-tum Gelegenheit zu lohnenden Anlagen bieten. Diese Grnde fhrten am Ende'des 19. Jahrhunderts zur Vernichtung der Freistaaten Oranje-sreistaat und Sdafrikanische Republik im Burenkriege. Seiner alten Erfahrung in kolonialen Angelegenheiten, seinen hochentwickelten Transportmitteln zur See und dem Reichtum der privaten Unternehmer verdankt es England, da die von ihm in Besitz genommenen Kolonien verhltnismig schnell zur Blte gelangen.
Zu den genannten Wegen, die England mit seinen Kolonien ver-bindet, ist endlich noch ein vierter hinzugekommen, der der Nord-amerika. Die kanadische Pazifikbahn stellt den krzesten berlandweg zwischen der Ost- und der Westkste des Erdteils her und die Fahrt von Vanconver nach Jokohama die schnellste Verbindung zwischen der Ost-und der Westkste des Groen Ozeans.
Der Glanz der englifchen Kolonialherrschaft wurde bei den Regierungs-jubileu der Knigin Viktoria 1887 und 1897 dem englischen Volke und den von allen Seiten zusammengestrmten Fremden vor Augen gefhrt.
Die englische Industrie hat nicht auf allen Gebieten die Stelle behauptet, die sie noch vor einem Menschenalter einnahm. Sie verlangte 1887, um die deutschen Waren zu verdrngen, fr sie die Bezeichnung made in Germany. Der Anteil der englischen Flagge am Seehandel der Welt betrgt fast 50 Prozent, der deutsche etwa 10 Prozent*). Englands Handelsmarine ist etwa so groß wie die aller brigen Staaten zusammen. Die Getreideversorgung Englands ist von seiner berlegenheit
zur See abhngig.
Englands Herrschaft beruht darauf, da feine aktive Kriegsflotte nicht nur der Flotte jeder anderen Macht, fondern auch zweier oder
*) Die Welthandelsflotte der 5 wichtigsten Staaten 1910:
Registertonnen %
1. Grobritannien und Irland. . 33 Vs Tausend 47,8
2. Deutsches Reich......?V3 *^,6
3. Vereinigte Staaten.....5 7,3
4. Norwegen........3 4,5
5. Frankreich........23/4 4,1
Prozentualer Anteil am Gesamtauenhandel aller Staaten der Erde 1907: England 17,6, Deutschland 12,6, Vereinigte Staaten 10,3, Frankreich 9.
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Autor: Dittrich, P., Pfeifer, Wilhelm, Christoph, A.
Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
Schulformen (OPAC): Höhere Lehranstalt
Regionen (OPAC): Ostdeutschland
Inhalt Raum/Thema: Deutsche Geschichte
Geschlecht (WdK): Jungen
210 Die wichtigsten Begebenheiten der Neuzeit, insbes. der Preuisch-deutschen Geschichte.
Flottengesetz sollen 1917 vorhanden sein: 1. eine Schlachtflotte von vier Geschwadern zu je 8 Linienschiffen, 8 groen und 24 kleinen Kreuzern, abgesehen von Flottenflaggschiffen und kleineren Fahrzeugen. 2. eme Aus-landsflotte von 3 groen und 10 kleinen Kreuzern. 3. eine Materialreferve. Auerdem werden Torpedos und Unterseebote gebaut. Die Kriegsflotte foll nicht nur die deutschen Ksten im Kriegsfalle schtzen, sondern auch jeder-zeit die Handelsflotte, die nur von der englischen bertroffen wird.
Der zur Grndung und Erhaltung der Kriegsflotte und der damit zusammenhngenden Anstalten erforderliche Aufwand wird aus der Reichs-kafse bestritten.
Die Kriegsmarine des Reiches ist eine einheitliche unter dem Oberbefehl des Kaisers. Ihre Organisation und Zusammensetzung liegt dem Kaiser ob, der die Offiziere und Beamten der Marine ernennt und fr den diese nebst den Mannschaften eidlich in Pflicht zu nehmen find.
Das Oberkommando der Marine untersteht einem vom Kaiser er-nannten kommandierenden Admiral, die Verwaltung dem Staats-sekretr des Reichsmarineamtes.
Zwischen Nord- und Ostsee ist eine vom Auslande unabhngige Verbindung durch den Kaiser-Wilhelm-Kanal geschaffen worden der von der Elbmndung bei Brunsbttel der Rendsburg nach Holtenau au der Kieler Bucht fhrt; er wurde im Jahre 1887 begonnen und 1895 erffnet. Reichskriegshfen sind bei Kiel und Wilhelmshaven.
k 128 Die Kolonien. Beim Abschlu der Reichsverfassung besa kein Bundesstaat Kolonien. Seit Begrndung einer deutschen Seemacht aber reate sich ein lebhaftes Verlangen nach einer krftigen Kolonialpolitik, dem Anfang der achtziger Jahre Rechnung getragen wurde.
Im Jahre 1884 wurden die Erwerbungen des Kaufmanns Lderitz aus Bremen nrdlich des Oranjeflnffes um die Bucht Deutsch-Sdwestafrika, unter den Schutz des Reiches gestellt und durch den deutschen Generalkonsul Nachtigal die deutsche Flagge m Togo und Kamerun gehit. Im folgenden ^?hre trat Dentsch- Os-afrika, das Dr. Peters fr die Deutsch-ostafrikamsche Gesellschaft erworben hatte, ein Teil von Neuguinea, das Katser-Wuhelmsland d Bismarckarchipel, die Salomon- und die Marschallinseln unter den Schutz des Reiches.
Die europischen Mchte, die in Afrika Besitzungen haben, regelten auf der Afrikakouferenz in Berlin ihre Interessen. Damals wurde derkong -staat, dessen Souvern König Leopold Ii. von Belgien war, anerkannt.
Das Witnland und Sansibar wurden 1890 England berlassen, das dafr Helgoland an Deutschland abtrat, 1897 der Ort Tsingtau an der Bucht vou Kiautschou von den Deutschen gepachtet und seitdem h ein Sttzpunkt der deutschen Interessen in Ostasien geschaffen.
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160
Übergang zur Neuzeit.
§ 88. Die Entdeckungen. Bis zum Ende des Mittelalters hatten die aus dem Altertum übernommenen Vorstellungen der europäischen Völker von der Gestalt, Größe, Beschaffenheit und Bewohnbarkeit der Erde nur wenig Bereicherungen oder Änderungen erfahren. Die Ergebnisse der kühnen Entdeckungsfahrten der Normannen (nach Island, Grönland, Winland) im 9.—10. Jahrhundert waren verloren gegangen. Seit dem Beginn der Mongolenherrschaft war durch 100 Jahre ein lebhafter Verkehr mit Ostasien unterhalten worden; indes enthielten des Venezianers Marco Polo ((Sude des 13. Jahrhunderts) Berichte über seine Reisen in Zentral- und Ostasien so viel Wunderbares, daß sie bei den Zeitgenossen mehr Zweifel erweckten als Anerkennung fanden.
Den größten Fortschritt in der Erschließung unseres Planeten, der überhaupt getan werden konnte, machten am Ende des 15. Jahrhunderts und im Anfange des 16. Jahrhunderts die Spanier und Portugiesen.
Das Ziel der Entdecker war Ostindien, die Heimat der Gewürze, die man bisher allein von den arabischen Händlern der Levante bezog.
Die Portugiesen trieb außerdem noch die Hoffnung an, im Rücken ' der Maureu Marokkos ein Volk aufzufinden, mit dem man sich gegen sie verbinden könne. Prinz Heinrich von Portugal, „der Seefahrer", dem Michael Behaim die jüngsten wissenschaftlichen Erfindungen der Deutschen (des Johannes Regiomontanns Ephemeriden und Jakobsstab) zugänglich gemacht hatte, verfügte als Großmeister des Christusordens über große Mittel und schickte jährlich Schiffe an die afrikanische Westküste, die allmählich bekannt wurde (Azoren, Madeira). Er erlebte es noch, daß durch die Entdeckung des fruchtbaren Senegambiens das hemmende Vorurteil von der Unbewohnbarkeit der heißen Zone überwunden wurde. Noch verfloß aber ein Vierteljahrhundert, bis endlich Bartholomäus Diaz König Johann Ii. meldete, er habe die Südspitze von Afrika, das Kap der Guten Hoffnung, umsegelt (1486). Damit war die Möglichkeit, Ostindien aus dem Seewege nach Osten zu erreichen, ihrer Verwirklichung nahegerückt. Dies glückte kurze Zeit daraus Vasco da Gama. Er fuhr durch die Straße von Mozambik, landete 1498 in Kaliknt, der Hauptstadt des Reiches Malabar, und sah sich im Mittelpunkte der gesuchten indischen Gewürzmärkte. Cabral, der, durch einen Sturm verschlagen, zuerst die Ostküste Brasiliens berührt hatte, begründete die ostindische Herrschaft der Portugiesen. Kaum hatten sie in Erfahrung gebracht, daß Indien nicht die Heimat, sondern nur der Markt der Gewürze sei, diese vielmehr von den Molukken her zum Verkauf gebracht wurden, so dehnten sie ihr Reich bis dahin unter Franz von Almeida aus. Alsouso d'albuquerque, der größte unter den Konquistadoren, ist der erste europäische Staatsmann, der die Aufgabe einer Kolonialregierung löste, die Aufgabe, mit den beschränkten, aber wohlgeschulten Kräften eines kleinen europäischen Staates ein außereuropäisches Gebiet von großer Ausdehnung und dichter Bevölkerung militärisch zu beherrschen, planmäßig zu verwalten und seine Schätze der Heimat
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Extrahierte Ortsnamen: Island Grönland Winland Ostasien Ostindien Maureu_Marokkos Afrika Ostindien Mozambik Brasiliens Indien
Die Zeit des Humanismus.
161
dienstbar zu machen. Er sicherte die Fahrt nach den Molukken durch die Besetzung von Malaka und schnitt den erbitterten und überdies von den Venezianern aus Konkurrenzneid aufgehetzten Arabern durch die Eroberung von Sokotra und Maskat die Zufahrt durch das Rote und das Persische Meer ab. Als infolge der Abberufung Albnquerques, die dem stolzen Manne das Herz brach, die portugiesische Herrschaft ins Wanken geriet, hat Vasco da Gama sie neu befestigt. Das kleine Portugal war im Laufe eines Menschenalters zu einem der reichsten Länder Europas geworden. (Des Dichters Lniz de Camoens Epos „Lnsiaden".) Es besaß Brasilien, einen Teil Afrikas, Südasien bis zu den Molukken, aber es zeigte sich bald, daß seine geistigen und materiellen Kräfte nicht ausreichten, um diesen Besitz zu behaupten. Die Holländer und Engländer
sollten ihre Erben werden.
Was die Portugiesen geleistet hatten, entsprach den herkömmlichen Anschauungen von der Gestalt der Erde; die ersten Fahrten der Spanier dagegen setzten eine neue wissenschaftliche Überzeugung voraus. Die bereits im Altertum aufgestellte Behauptung, daß die Erde die Gestalt einer Kugel habe, war seit dem 13. Jahrhundert allgemein wieder ausgenommen und wurde it. a. von dem Florentiner Arzt Toseanelli verteidigt. Der Genuese Christoph Kolumbus (geb. etwa 1446) war nach mancherlei Seereisen über Thule hinaus und nach Oberguinea (Schiffernachrichten, Seekarten, Imago mundi, Briefe Toscanellis) von ihrer Richtigkeit so überzengt, daß er den Mut fand, den Plan darauf zu gründen, nach Westen zu fahren, um Indien zu entdecken, und die ganze gewaltige, ihm innewohnende Energie daransetzte, ihn auszuführen. Fast ein Jahrzehnt lag zwischen dem Tage, da er seinen Plan zum erstenmal in Lissabon aussprach, und dem 3. August 1492, an dem er mit drei Schiffen im Dienste der Königin Jsabella von Kastilien den spanischen Hasen Palos verließ.
Am 12. Oktober 1492 landete er an der Insel Gu an ah an: (Wat-lingsinsel in der Bahamagruppe, er nannte sie S. Salvador) und besuchte darauf Kuba und Haiti, ehe er heimkehrte.
Im Jahre 1493 unternahm er an der Spitze einer ganzen Flotte, mit Bewaffneten, Fußvolk und Reitern und einem Heere von Auswanderern, zum zweitenmal die Fahrt und entdeckte einige der Kleinen und den Rest der Großen Antillen. Aber die glänzende Stellung eines Vizekömgs der neuentdeckten Länder auszufüllen, fehlten ihm die großen Herrschergaben. Während einer dritten Fahrt, die ihn an die Orinokomündung brachte, fiel er in Ungnade, wurde abberufen und kehrte in Fesseln nach Europa zurück. Hier erhielt er seine Freiheit wieder, aber nicht seine
Stellung zurück. _
Kolumbus war überzeugt, daß er die Ostküste von andren entdeckt habe, zumal die damaligen Karten den Ostrand Asiens bis in die Gegend von Kalifornien vorschoben; bestätigte sich seine Ansicht, so mußte man weiter im Westen eine Durchfahrt finden, durch die eine Rückkehr nach
Pfeifer, Geschichte Y. (K.) 11
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162
Übergang zur Neuzeit.
Europa möglich war. Diese Durchfahrt festzustellen, war der Gedanke, der ihn auf der vierten Fahrt nach Mittelamerika leitete. Benannt wurde der neue Erdteil von dem deutschen Gelehrten Waltzemüller nach dem Florentiner Amerigo Vespucei, der eine Fahrt an der Küste von Venezuela beschrieben hatte.
Erst nach Kolumbus' Tode (1506) durchquerte dann Balboa unter den größten Mühsalen im tropischen Urwalde den Isthmus von Panama und sah den Stillen Ozean (1513).
Im Jahre 1521 entdeckte ein Portugiese im spanischen Dienste, Ferdinand Magalhäes, die bisher vergebens gesuchte und nach ihm benannte Durchfahrt. Er hatte die ungeheure Kühnheit, den Rückweg über den Stillen Ozean zu nehmen. Er selbst kam auf einer Insel der Philippinen um, eins seiner Schiffe erreichte jedoch Spanien und vollendete so die erste Weltumseglung. Erst fünfzig Jahre später wurde die Erdumseglung zum zweitenmal ausgeführt von Francis Drake, der mit dieser Fahrt deu Ruf der englischen Marine begründete.
Auf die Zeit der Entdeckungen folgt eine Zeit der Besitzergreifung. Schon 1521 eroberte Ferdinand Cortez den Aztekenstaat von Mexiko, 1533 nahm Franz Pizarro mit Almagro das von ihm entdeckte Goldland Peru (Inkas in Besitz.
Nord- und Mittelamerika, der Westrand von Südamerika, dazu später die Philippinen bildeten das spanische Kolonialreich. Seine Verwaltung erfolgte durch Vizekönige unter dem „Rat von Indien" in Madrid, war auf Ausbeutung seiner Schätze (Las Casas) gerichtet und suchte die Vorteile des Handels allein den Spaniern unter strengstem Ausschluß aller Fremden zuzuwenden.
Die Versuche der Engländer, einen Seeweg nordwärts um Amerika (Cabot, Hudson, Baffin) oder Asien (Hudson) zu entdecken, trugen zunächst nur zur Aufhellung der Nordländer bei.
Folgen der Entdeckungsfahrten: 1. Das Erdbild wird mehr und mehr entschleiert, der geistige Horizont erweitert. 2. Nene Menschenrassen und Lebeformen werden bekannt. 3. Die Tropenwelt mit ihrem Klima, ihren Pflanzen und Tieren wird dem Bewohner der gemäßigten Zone dienstbar. 4. Die europäischen Völker werden geistig angeregt und ihre Tatkraft neuen Zielen entgegengeführt. 5. Handel und Verkehr erhalten neue Wege und Handelsartikel. Der Seehandel überflügelt den Landhandel, das Mittelmeer tritt seine Bedeutung an den Atlantischen Ozean ab; die Neue Welt schenkt Europa Mais, Kartoffel, Tabak, die Chinarinde u. a. und empfängt die europäischen Getreidearten, Kaffee, Baumwolle, Zuckerrohr. Die nach Europa fließenden Gold- und Silberschätze vermindern den Metallwert, erhöhen die Zinssätze und den Wert der Waren. 6. Deutschland verliert auf Jahrhunderte seine zentrale Stellung im Welthandel, die Hansa und die großen Seestädte Italiens gehen nieder, dafür kommen die am Ozean gelegenen Länder Westeuropas zu ungeahnter Bedeutung. Spanien und Portugal sollte späterhin der Reichtum zum Unglück werden.
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Extrahierte Personennamen: Ferdinand_Magalhäes Ferdinand Francis_Drake Ferdinand_Cortez Ferdinand Franz_Pizarro Franz Cabot
Extrahierte Ortsnamen: Europa Mittelamerika Venezuela Panama Rückweg Spanien Mexiko Peru Mittelamerika Indien Madrid Amerika Asien Europa Europa Deutschland Italiens Westeuropas Portugal
240
Kanon der einzuprägenden Jahreszahlen.
1450-1520
um 1450
1477
1455-1485
1498
1492
1492
1498
16. Jahrhdt.
1519-1522
1493-1519 um 1500
seit 1485
Übergang zur Neuzeit. Die Blütezeit des Humanismus. Die grohen Entdeckungen.
Johann Gutenberg erfindet zu Mainz die Buchdruckerkunst.
Francesco Petrarca im vierzehnten Jahrhundert der erste Humanist.
Desiderius Erasmus von Rotterdam. Johann Renchlin.
Böhmen und Ungarn haben eigene nationale Herrscher.
Karl der Kühne will ein Königreich Burgund zwischen Frankreich und Deutschland errichten, er wird von den Schweizern bei Granson und bei Murten geschlagen und fällt in der Schlacht bei Nancy.
Maximilian von Österreich vermählt sich mit Maria von Burgund und gewinnt die Niederlande nebst der Franche Comte; Burgund kommt an Frankreich.
Abschluß des nationalen Staates in Frankreich durch Ludwig Xi. und Karl Viii.
Die Kriege der Weißen (Haus Lancaster) und der Roten (Haus Iork) Rose in England.
Blütezeit der deutschen und italienischen Städte. Zeit der Hochrenaissance. Florenz unter den Medici. Größte Macht Venedigs. Wiederherstellung des Kirchenstaates.
Savonarola in Florenz f.
Jsabella von Kastilien erobert Granada.
Christoph Kolumbus entdeckt Amerika.
Vasco da Gama entdeckt den Seeweg nach Ostindien.
Balboa entdeckt die Südsee, Cabral Brasilien.
Almeida, Albnquerque, Gama gründen das portugiesische Kolonialreich in Indien.
Ferdinand Magalhäes' Weltumsegelung.
Ferdinand Cortez erobert Mexiko, Franz Pizarro Peru.
Maximilian I. Die Reichsreform.
Die großen Kriege der europäischen Mächte um den Besitz von Italien. Neapel kommt an Ferdinand von Aragonien, Mailand an Frankreich.
Das Hans T u fco_t ig Engl an d.
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Extrahierte Ortsnamen: Mainz Rotterdam Burgund Frankreich Deutschland Niederlande Frankreich Frankreich Haus_Iork England Venedigs Florenz Kastilien Granada Amerika Ostindien Brasilien Almeida Indien Mexiko Italien Neapel Aragonien Mailand Frankreich
I
A. Deutsche Geschichte.
49
neuen Lande und entdeckte nicht nur viele Inseln, sondern auch das Festland
von Südamerika. Für alle seine Verdienste erntete er jedoch schnöden Undank.
Seine Neider verleumdeten ihn bei der spanischen Regierung, so daß er längere
Zeit als Gefangener in Ketten schmachten mußte. Seine Unschuld kant zwar
zutage, und er erhielt auch die Freiheit, aber seine Kraft war gebrochen, sein
Glück dahin. Tief gekränkt und wenig beachtet starb er im Alter von 59 Jahren.
6. Folgen der Entdeckungen. Von den Spaniern und andern Völkern wurden
die Entdeckungsreisen fortgesetzt. Man fuhr an der Ostküste von Amerika ent-
lang und gelangte um die Südspitze herum in den Großen Ozean. Bald darauf
12. Die Schiffe des Kolumbus.
gelang die erste Weltumsegelung dem Portugiesen Magelhaens. Nun erst lernte
man die richtige Verteilung von Land und Wasser auf der Erdoberfläche kennen,
und Martin Behaim fertigte den ersten Globus an. Erdkunde, Naturkunde
und andre Wissenschaften ernteten reichen Gewinn. Dem Handel wuroen
ganz neue Wege gewiesen. Auf dem Mittelmeere ging er sehr zurück; drfür
hob er sich aber gewaltig auf dem Stillen und dem Atlantischen Ozean. Venedig,
Genna und die großen Städte im Süden Deutschlands verloren als Handels-
plätze an Bedeutung. Dafür flössen aber den Spaniern und Portugiesen
große Reichtümer an Gold, Silber und Edelsteinen zu. Baumwolle, Kaffee,
Zucker und andre Waren, die man vorher ans dem fernen Morgenlande be-
zogen hatte, kamen jetzt in großen Mengen ans Amerika nach Europa. Des-
halb wurden sie viel billiger als früher und konnten weitere Verbreitung finden,
Hirts neues Realienbuch. Geschichte. 4
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Ii
Geographie.
117
Der Regierungssitz Windhuk (Bild 39) ist schon seit mehreren Jahren durch
eine Eisenbahn mit dem Hafenplatz Swakopmund verbunden. Zum
Zwecke der Ausbeutung der reichen Kupfererzlager von Otawi und
Tsumeb wurde ferner die Otawi-Bahn erbaut. Eine dritte Bahnlinie
39. Windhuk <1600 tn) in Deutsch-Südwestafrika. Von der Dornbuschsteppe gleitet der Blick über
die Ziegenherde, die Akazien und die Werften der Eingebornen zu dem freundlichen Städtchen am Ge-
birgsrand, das in wasserreicher, grüner Landschaft liegt. Die Straßen sind gut gepflegt und beleuchtet.
Die Stadt ist der wirtschaftliche und politische Mittelpunkt der Kolonie.
erschließt von der Lüderitz-Bucht aus den Süden der Kolonie. Die
wichtigsten Völkerschaften Deutsch-Südwestafrikas, das 835 000 qkm mißt,
also 1^mal so groß als das Deutsche Reich ist, sind die Hereros und die
Hottentotten. Ihre Zahl betrug vor dem Kriege etwa 200 000.
Ii. Die Kolonien im Großen Ozean.
Die Besitzungen im Großen Ozean sind zwar sehr weit von Deutschland
entfernt. Auch eignen sie sich wegen ihres tropischen Klimas nicht zur Be-
siedlung durch Deutsche; für den Handel haben sie jedoch große Bedeutung.
Sie liefern manche Erzeugnisse und sind für die Schiffahrt wichtige Stütz-
punkte.
1. Kaiser-Wilhelmsland nebst dem Bismarck-Archipel und den nördlichen
Salomon-Inseln. Von diesen Gebieten ist das Kaiser-Wilhelmsland,
das den nordöstlichen Teil der großen Insel Neu-Guinea umfaßt, das um-
fangreichste. Es mißt 180 000 qkm, ist also halb so groß als das Königreich
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Extrahierte Ortsnamen: Windhuk Otawi Deutsch-Südwestafrika Ozean Deutschland
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Geschichte.
I
wurden um 1500 die Taschenuhren erfunden. Sie hatten anfangs eine eiförmige
Gestalt und wurden Nürnberger Eier genannt.
4. Entdeckung des Seeweges nach Ostindien. Schon in alter Zeit kamen
aus Indien kostbare Waren, wie Seide, Gewürze, Elfenbein, Gold, Perlen
und Edelsteine, nach Europa. Sie mußten auf dem weiten Landwege über
Syrien, Ägypten, Konstantinopel, Venedig und Genua nach Deutschland be-
fördert werden. Dies war sehr kostspielig, gefährlich und beschwerlich. Des-
halb suchte man eifrig einen Seeweg nach Ostindien. Besonders taten sich
dabei die Portugiesen unter dem Prinzen Heinrich dem Seefahrer hervor. Als
der Kompaß erfunden war, fuhren sie an der Westküste von Afrika immer weiter
nach Süden, bis Bartholomäus Diaz zuletzt an die Südspitze von Afrika
kam. Er nannte sie „Kap der Stürme". Als der König von Portugal das
hörte, rief er: „Nein! es heiße ,Kap der guten Hoffnung'!" Im Jahre 1498
drang der kühne Seefahrer Vasco da Gama noch weiter vor, fuhr eine Strecke
an der Siidostküste Afrikas entlang und kam über den Indischen Ozean glücklich
nach Indien. Von nun an konnten die Schätze des Morgenlandes in großen
Mengen zu Schiff nach Europa gelangen.
5. Entdeckung Amerikas. Weit wichtiger als die Auffindung des Seeweges
nach Ostindien war die Entdeckung Amerikas durch Christoph Kolumbus.
Schon als Knabe zeigte er große Neigung zum Seemannsleben und bildete
sich darum früh zu einem tüchtigen Seefahrer aus. Zugleich erwarb er sich
gründliche Kenntnisse in der Himmels- und Erdkunde. Weil er wußte, daß die
Erde eine Kugel ist, kam'er auf den Gedanken, Indien durch eine Seefahrt
nach Westen aufzusuchen. Da es ihm aber an Mitteln zur Ausrüstung von
Schiffen fehlte, wandte er sich an seine Vaterstadt Genua, die viele Schiffe besaß,
und suchte sie für seinen Plan zu gewinnen. Er wurde jedoch kurz abgewiesen.
Ebenso ging es ihm in Portugal. Auch in Spanien fand er anfangs wenig Gehör.
Erst als es ihm gelang, die Aufmerksamkeit des König-^paares zu erregen, wurden
ihm 3 Schiffe mit 120 Mann zur Verfügung gestellt (Bild 12). Er selbst sollte
Unterkönig in allen neuentdeckten Ländern werden und den zehnten Teil aller
Einnahmen erhalten.
Am 3. August 1492 brach er frohen Mutes auf. Bei günstigem Winde und
gutem Wetter kamen die Schiffe schnell und glücklich vorwärts. Mehrere Wochen
vergingen, aber kein Land kam in Sicht. Da wurden die Mannschaften un-
ruhig; denn sie fürchteten, sie würden ihre Heimat nimmer wiedersehen. Doch
der kühne Führer wußte sie immer wieder zu beruhigen und ihre Hoffnung
neu zu beleben. Nach und nach zeigten sich schwimmende Pflanzenteile und
Vögel als Vorboten des nahen Landes. Am 70. Tage nach der Abreise kam
eine schöne Insel fguanahanij in Sicht. Kolumbus nahm sie für die spanische
Regierung in Besitz und nannte sie San Salvador ferlöser-Jnsclf. Er glaubte
sicher, das entdeckte Land gehöre zu Indien, und nannte deshalb die Bewohner
Indianer. Nachdem er noch mehrere andre Inseln, besonders Cuba, entdeckt
hatte, fuhr er nach Spanien zurück und wurde dort mit großen Ehren empfangen.
Danach unternahm Kolumbus mit besseren Schiffen noch drei Reisen nach dem
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Extrahierte Personennamen: Heinrich Heinrich Bartholomäus_Diaz Christoph_Kolumbus August Kolumbus Kolumbus
Extrahierte Ortsnamen: Ostindien Indien Europa Syrien Konstantinopel Venedig Genua Deutschland Ostindien Afrika Afrika Portugal Afrikas Indien Europa Amerikas Ostindien Amerikas Indien Genua Portugal Spanien Indien Cuba Spanien