: Beschieung von Libau (Kurland) und der Kste von Algier. Erstes Seetreffen bei Helgoland. Angriffe | der deutschen Flotte auf die englische Kste, Sieg an der Doggerbank. Das deutsche Auslandskreuzer-Geschwader, bei Coronet (Chile) siegreich, wird bei den Falklands-Jnseln vernichtet.
Kmpfe in den Kolonien: Tsingtau erliegt nach Helden-haster Verteidigung den Japanern, (7. November).
1915 Schlachten bei Soissons, in der Champagne, an der Lorettohhe und in den Argonnen. Der groe An-griff der Franzosen (General Joffre) und Englnder bei Ipern, Arras und in der Champagne scheitert
(September-Oktober).
I _
Winterschlacht in Masuren (7. bis 15. Febr.). Die Russen erobern Przemysl.
| Durchbruchsschlacht in Westgalizien (Gorlice 2. Mai); Rckeroberung Galiziens. Vorrcken der Dentscheu und sterreicher in Polen; Eroberung der groen westrussischen Festungen (Warschau, Kowuo, Modlin it. ct.).
Sieg der Trken an den Dardanellen (18. Mrz); Rck-zug der Englnder von Gallipoli.
Abfall Italiens vom Dreibund und Eintritt in den Krieg (23. Mai); Kmpfe in Sdtirol und am Jsonzo.
Eintritt Bulgariens in den Weltkrieg (Mitte Oktober). Vernichtung Serbiens und Montenegros (von Mackensen): Belgrad und Risch erobert, Schlacht auf dem Amselfelde.
TM Hauptwörter (50): [T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen], T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich]]
TM Hauptwörter (100): [T51: [Armee General Schlacht Franzose Truppe Mann Feind Heer Metz Preußen], T15: [Schiff Flotte Hafen England Jahr Insel Engländer Meer Küste Kriegsschiff], T78: [Polen Rußland Preußen Land Orden Russe Stadt Reich Warschau Weichsel], T9: [Krieg Deutschland Reich Frankreich Preußen Macht Zeit Kaiser Jahr Frieden], T97: [Stadt Hauptstadt China Reich Land Handel Meer Einw. Türkei Sultan]]
TM Hauptwörter (200): [T140: [Stadt Franzose Feind Festung Truppe Tag Mann Paris Belagerung Angriff], T129: [Schiff Hafen Flotte Meer Küste Fahrzeug See Kriegsschiff Land Dampfer], T54: [Staat Zeit Volk Deutschland Leben Reich Jahrhundert Macht Entwicklung Gebiet], T88: [Türke Ungarn Krieg Rußland Kaiser Sultan Wien Jahr Frieden Polen]]
— 17 —
Wir achten weiter auf die bei Hochwasser trübe, gelbe und
braune Färbung der Bäche, und die Schüler werden veranlaßt, sich
nach starkem oder längerem Regen einmal ein Gefäß voll schmutzigen
Flußwassers hinzustellen und nach einiger Zeit den Bodensatz anzu-
sehen, vielleicht auch zu wiegen und zu messen.
Größere Schüler könnten unter Anleitung des Lehrers durch
eigene Messungen und Berechnungen ermitteln, wieviel Wasser täg-
lich, monatlich, jährlich in Werre und Aa durch Herford fließt,*) wieviel
Schwemmstoffe mitgeführt werden, wie hoch hier die Regenhöhe**) in
einem Jahre ist, wieviel Erdreich usw. auf unfern Feldern, etwa auf
1 qkm oder im ganzen Kreise Herford, abgeschwemmt wird: alles
Aufgaben, die eigene sorgsältige Beobachtung, selbständiges Denken
und gewissenhafte Arbeit verlangten.
So kommen wir nach und nach durch zahlreiche Beobachtungen
und Vergleiche dahin, in dem Fluß einen außerordentlich erfolgreichen
Sandfabrikanten, einen fleißigen Lumpensammler, der auf die Dauer
nichts von dem, was ihm erreichbar ist, liegen laffen kann, und einen
» billigen Lieferanten zu sehen. Auch mit einem Riesen-Fuhrgeschäft
könnte man ihn vergleichen. Unaufhörlich, tagaus, tagein, ist er an
der Arbeit, erstaunlich große Massen von Erde, Steinen, Sand und
Schlamm loszureißen, fortzufpülen, weiterzuschleppen und nach dem
Meere zu verfrachten.
Wir kommen an einem mit 2 Pferden bespannten Sandwagen
vorüber und fragen im Vorbeigehen den Knecht, wieviel Sand er da
fährt. Es sind meist l1/2 cbm.
Im Weitergehen rechnen wir sofort einige dazu paffende Auf-
gaben, z. B. daß man, um 30 cbm Sand auf einmal zu fahren,
20 solcher Wagen und 40 solcher Pferde brauchte.
*) Herrn Dipl.-Jng. Ulrici verdanke ich weiter folgende Angaben:
Durchfluß 1. in der Werre an der Milcherbrücke im Jahresmittel 8 cbm/sec.
2. „ „ Aa bei Spilker „ „ 3,6 „ „
3. „ „ Werre an der Hansabrücke „ „ rund 12 „ „
**) Herr Rektor Wulff als Leiter der hiesigen Wetterwarte („Königl.
Meteorologischen Station") ermittelte als das 15 jährige Jahresmittel der
Jahre 1895—1910 = 717,1 mm,
als das Jahresmittel für 1910 —751,1mm (regenreich!)
ii ii ii „ 1911 =485,1 mm (fehr trocken!)
ii ii ii „ 1912 = 837,0 mm (regenreich !)
Allein am 25. August 1912 betrug hier die Niederschlagsmenge 22 mm,
im August 1912 überhaupt 126 mm!
Vergl. dazu die regenreichsten Stellen der Erde: Kamerunberg mit 10 m,
Assam am Himalaja 12 m!
Nolte, Bodenständiger Unterricht. 2
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone]]
TM Hauptwörter (100): [T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T12: [Wasser Luft Erde Höhe Körper Fuß Dampf Bewegung Druck Gewicht], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T50: [Klima Land Meer Gebirge Europa Zone Norden Küste Süden Winter]]
TM Hauptwörter (200): [T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T34: [Meer Wasser Land Küste Insel See Flut Fluß Tiefe Welle], T3: [Hebel Last Brief Ende Gewicht Rolle Gleichgewicht Punkt Seite Fig], T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute], T83: [Klima Winter Sommer Land Meer Wind Regen Niederschlag Zone Gebirge]]
Extrahierte Personennamen: Spilker Wulff August August
— 18 —
Wir hören von dem Müller Schachtstek in Diebrock, — wir treffen
ihn gerade an, wie er bei seiner Mühle aus dem Arme der Aa,
der nach dem Mühlrad zu abgeleitet ist, den abgelagerten Sand aus-
wirft, um das Flußbett wieder tiefer zu machen — daß er dort
jedes Jahr etwa 50 cbm Sand abfahren muß — über 30 Fuder.
Die Schüler haben gesehen und werden angehalten, dauernd
daraus zu achten, wie oft Kolke, Teiche, Straßen- und Ackergräben
gereinigt, „ausgeschlämmt" werden müssen.
So lernen sie auf Grund vielfacher Beobachtungen in ihrer
engsten Heimat, welche gewaltige Mengen festen Erdreichs usw. aus
den Bergen und Feldern des Binnenlandes durch die zahlreichen
kleinen und großen Flüsse und Ströme abgeschwemmt, fortgespült
und in das Meer geschleppt werden.
Nun klingt es ihnen glaubhaft, wenn sie hören, daß alljährlich
allein aus dem sächsischen Elblaufe *) über 34000 cbm Sand, Kies
und Steine (rund 23000 Fuder oder was 46000 Pserde ziehen können!)
ausgebaggert werden müssen, damit die Fahrrinne tief genug bleibt;
daß die Donau **) jährlich über 35^ Millionen cbm — rund
23 Millionen Fuder für 46 000000 Pferde,
der Mississippi weit über 211 Millionen cbm — 140 Millionen
Fuder für 280000000 Pferde,
der Hoangho sogar 472 ^ Millionen cbm = 315 Millionen
Fuder für 630000000 Pferde,
Erde, Steine, Sand und Schlamm nach dem Meere bringt,
daß allein aus der schwäbischen Alb jedes Jahr 63600 cbm
Kalksteine vom Wasser ausgewaschen und abgeschwemmt
werden = 42400 Fuder für 84800 Pferde,
daß dort, wie man an zurückgebliebenen Spuren nachweisen
kann, bereits eine Erd- und Gesteinsschicht von 200 m Dicke
und 23 km Ausdehnung fortgespült worden ist.
Da sehen die Schüler allmählich ein, daß bei solch ungeahnter,
unaufhörlicher Riesenarbeit des Wassertropfens nach und nach Gebirge
und andere hoch gelegene Teile der Erdoberfläche abgetragen werden,
und daß durch diese ungeheure Einebnungsarbeit des Wassers schließlich
eine völlige Beseitigung aller Erhebungen stattfinden müßte, wenn nicht
auch andere Kräfte mit entgegengesetztem Erfolge an der Arbeit wären.
*) Vgl. Fraas, Die Naturerscheinungen der Erde. Verlag von Lutz,
Stuttgart.
**) Vgl. Volk, Geologisches Wanderbuch. Verlag von Teubner, Leipzig.
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde]]
TM Hauptwörter (100): [T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T12: [Wasser Luft Erde Höhe Körper Fuß Dampf Bewegung Druck Gewicht], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle]]
TM Hauptwörter (200): [T95: [Gestein Schicht Wasser Boden Erde Granit Gebirge Masse Sand Teil], T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute], T89: [Wasser Fluß Quelle Bach See Erde Boden Brunnen Land Ufer], T78: [Mill Staat Million Deutschland Reich Europa Einwohner Land Jahr deutsch], T119: [Fluß See Kanal Strom Lauf Wasser Land Ufer Mündung Elbe]]
8
Bilder aus der Heimatkunde Pommerns.
Vor allem sind es der bläulichgrüne Sandhalm und der gelbliche Strandhafer, die
ihre Wurzeln oft 3 in tief in den losen Saud senken und ihn befestigen. Wenn sie
auch von ihm begraben werden, immer wieder treiben sie neue Schößlinge und
ueue Wurzeln. Sie widerstehen dem stärksteu Sturm und überdauern zum Teil sogar
den Winter. So wird am Ende die gauze Düne von zahllosen Fäden durchwirkt und
Sandkorn an Sandkorn gebunden. Fast alle pommerscheu Dünen hat man durch
Bepslanzung befestigt, und nur die wildesten haben der Hand des Menschen mit Ersolg
getrotzt. Wenn die Düne erst festliegt, so entwickelt sich sehr bald ein regerer Pflanzen-
wuchs. Ginster, Wacholder, Birken und Kiesern siedeln sich bald aus ihr au. Heute
ist der größte Teil der pommerschen Küste vou einem Kranz von Kiefernwäldern ein-
gerahmt. — Die befestigten Dünen bilden den besten Schutz gegeu die verderben-
bringenden Sturmfluten.
Bedeutung der Ostsee.
Schiffahrt. Die Ostsee bildet die große Verkehrsstraße zwischen Pommern
und Ostpreußen, West Preußen, Schleswig-Holsteiu sowie den Ostseeländern Rußland,
Schweden, Norwegen und Dänemark. Sie verbindet uns aber auch mit der Nordsee
und dem Ozean und ermöglicht Pommern dadurch die Teilnahme am Welthandel.
Die pommersche Küste ist nur arm an Häfen, die meisten (Leba, Stolpmünde, Rügen-
waldermünde, Kolberg und Swinemünde) finb durch Ausbaggerung von Flnßmün-
düngen entstanden und nur zur Aufnahme kleinerer Schiffe geeignet. Große See-
schiffe können nur die Häfen von Swinemünde und Saßnitz aufnehmen.
Leuchttürme und Rettungswesen. Die Flachküste verhindert jede An-
näheruug der Schiffe. Bei Sturm und Nebel wird sie ihnen daher oft verderblich.
Wenn ein Schiff auf eine der vielen Saudbänke gerät, die sich läugs der Küste hin-
ziehen, so ist es meist rettungslos verloren. Es wird von der furchtbaren Gewalt der
Wellen zerbrochen. Zahlreiche Leuchttürme warnen durch ihre Feuer den Schiffer
vor Annäherung und lassen ihn die Lage der Häsen erkennen. Ist ein Schiff auf eine
Sandbank oder auf den Strand geraten, so suchen die Rettungsstationen den Schiff-
brüchigen Hilfe zu bringen. Kühne Männer versuchen auf einem Rettungsboot sich
dem verunglückten Schiffe zu nähern. Das Boot ruht auf einem Wagen, auf dem
es auf Rollen steht. Von diesem kann es durch eine schiefe Ebene leicht zu Wasser
gebracht werden. Die neueren Rettungsboote bestehen ans Eisenblech. Vorn, hinten
und an den Seiten befinden sich Luftkasten, die das Boot über Wasser halten. Die
Rettungsmannschaften find mit Korkgürteln ausgerüstet, die imstande sind, sie 24 Stun-
den und länger über Wasser zu halten. Ost müssen die kühnen Männer stuudeulaug
gegen Sturm und Wellen ankämpfen, bis ihnen die Rettung gelingt. Kann das
Rettnngsboot das Schiff nicht erreichen, so tritt der Raketenapparat in Tätigkeit. Mit
Hilfe einer kleinen Kanone wird eine Rakete über das Schiff hinweggeschossen. An
dieser befindet sich eine Leine, die von den Schiffbrüchigen aufgefangen werden
mnß. Mit ihrer Hilfe wird ein starkes Tau nach dem Schiffe gezogen und am Mast
befestigt. In einem Korbe (Hosenboje) werden die Verunglückten uuu an das Land
gezogen. Fast in jedem Stranddorfe befindet sich eine Rettungsstation. Sämtliche
Stationen werden von der „Deutschen Gesellschaft znr Rettnng Schiffbrüchiger"
unterhalten, Alljährlich werden viele Personen durch ihre Hilfe dem Wassertod
entrissen.
Fischfang. Die Strandbewohner beschäftigen sich hauptsächlich mit Fischfang.
In den kühlen Fluten der Ostsee leben Heringe, Flundern, Steinbutten, Dorsche, Störe
TM Hauptwörter (50): [T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer]]
TM Hauptwörter (100): [T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite]]
TM Hauptwörter (200): [T129: [Schiff Hafen Flotte Meer Küste Fahrzeug See Kriegsschiff Land Dampfer], T34: [Meer Wasser Land Küste Insel See Flut Fluß Tiefe Welle], T135: [Haff Stadt Stettin Weichsel Ostsee Insel Memel Königsberg Danzig See], T12: [Wagen Wasser Stein Rad Fuß Maschine Pferd Bewegung Hand Schiff]]
Usedom und Wollin,
11
Malen, so bei der schrecklichen Sturmflut an: 12. November 1872 und zuletzt im
Jahre 1883, ist diese von den Fluten der Ostsee durchbrochen worden.
Bodenbeschaffenheit und Strand. Die Jnfelkerne sind kalkhaltige Hoch-
flächen und Hügelländer, die mit Geschiebemergel bedeckt sind. Sie stürzen jäh
zur Ostsee ab. Die bedeuteudsten Erhebungen an der Küste sind der Gofanberg
(95 m) und der Kaffeeberg (68 m) bei Misdroy, der Kulm bei Heringsdorf und der
Streckelberg bei Koserow. Vor deu Steilufern der Küste lagern gewaltige Steinriffe,
das bedeutendste ist das Viuetariff vor dem Streckelberg. An diesen Steinriffen er-
kennen wir, daß die Inseln in früheren Zeiten viel weiter ins Meer hineinragten als
heute. Die Wellen haben aber die Ufer unterspült, und die überhängenden Erdmassen
sind in die Tiefe gestürzt. Die Meeresströmung hat den Lehm aufgelöst und fort-
geführt, während die großen Steine auf den Meeresgrund sanken. Vor dem Strecket-
berge hat man durch gewaltige Steinmauern das weitere Abspülen der Küste zu
verhindern gesucht. Dieses Steinriff vor dem Streckelberge hat die Veranlassung zu
der Sage von der schönen, alten Wnnderstadt Vineta gegeben, die mit ihren goldenen
Toren und gewaltigen Türmen in den Flutenschoß hinabgesunken sei. — Während
Wollin nur aus einem Jnselkern besteht, unterscheiden wir auf Usedom mehrere der-
selben. Zwischen diesen breiten sich Seen, sumpfige Wiesen und Torfmoore aus.
Einen wundervollen Überblick über die Insel Usedom, das Haff und die Pommerfche
Bucht hat man von dem 1908 erbauten Bismarckturm bei Heringsdorf. Wegen der
starken Lehmdecke eignet sich der Boden vorzüglich zum Ackerbau. Auch findet man
auf beiden Inseln herrliche Buchenwälder, so in der Nähe von Heringsdorf und Mis-
droy. An verschiedenen Stellen der Inseln wird Kalk gegraben, der hauptsächlich
zur Zementbereitimg verwendet wird.
Der Jordansee. Auf Ufedom-Wolliu liegt eine Reihe größerer und kleinerer
Seen, die zum Teil Überreste von früheren Meeresteilen oder Flußarmen sind. Der
schönste von ihnen ist der sagenumwobene Jordansee in der Nähe von Misdroy. Er
ist eine alte Meeresbucht, die durch eiue breite Düne von der offenen See abgeschnitten
ist. Der Jordansee hat 7 Ausbuchtungen. An seinen Ufern stehen prächtige Buchen,
deren Zweige bis auf den Wasserspiegel niederreichen. Über dem im Waldesdunkel
liegenden See ruht ein düsterer, geheimnisvoller Zauber. Hier soll die schöne See-
räuberköuigiu Stina ihre Schlupfwinkel gehabt haben.
Badeorte. Die ganze Pommerfche Bucht wird vou einem Kranz aufblühender
Badeorte umrahmt, deren prächtige Landhäuser aus dem Grün der Wälder hervor-
leuchten. Die bedeutendsten sind Heringsdors, Bansin, Ahlbeck, Swinemünde und
Misdroy. Jedes der genannten Bäder wird alljährlich von Tausenden von Badegästen
besucht. In Heringsdorf betrug ihre Zahl im Jahre 1997 etwa 14 099. Misdroy und
Heringsdorf besitzen gewaltige Landungsbrücken, welche 499 in ins Meer hineinragen.
Swinemünde. Swinemünde ist der Vorhafen Stettins; es zählt 14 999 Ein-
wohner. Der Hafen ist 1745 von Friedrich dem Großen angelegt worden. Um ihn
vor Versandung zu schützen, wurden in den Jahren 1817—1823 zwei gewaltige Molen
ins Meer hinausgebaut. Die Ostmole hat eine Länge von 1599 m. An ihr steht
ein 79 in hoher Leuchtturm, der sein Feuer 39 km weit in die See hinausschickt.
Starke Küstenbefestigungen verwehren den feindlichen Schiffen die Einfahrt.
Wollin. Auf der Südostecke der Insel Wollin liegt die alte Wendenstadt gleichen
Namens. Sie war die Königin unter den Ostseestädten. Noch heute erzählt die Sage
von dem Reichtum ihrer Bewohner, der Pracht ihrer Häuser und der Größe ihres
Handels; denn Wollin, das im Mittelalter Jnlin oder Jnmneta hieß, ist gleichbedeutend
TM Hauptwörter (50): [T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer]]
TM Hauptwörter (100): [T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle], T10: [Stadt Berlin Hamburg Elbe Einw. Magdeburg Stettin Festung Lübeck Provinz], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T48: [Fluß Meer See Strom Land Wasser Mündung Kanal Lauf Ostsee], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf]]
TM Hauptwörter (200): [T135: [Haff Stadt Stettin Weichsel Ostsee Insel Memel Königsberg Danzig See], T34: [Meer Wasser Land Küste Insel See Flut Fluß Tiefe Welle], T25: [Stadt Schloß Straße Garten Berg Dorf Nähe Park Ufer Haus], T129: [Schiff Hafen Flotte Meer Küste Fahrzeug See Kriegsschiff Land Dampfer]]
Extrahierte Personennamen: Misdroy Misdroy Stettins Friedrich Friedrich
Stettin,
13
Schweden (Eisenerze, Pflastersteine), Rußland (Getreide, Holz, Leinsamen), Nor-
wegen (Heringe, Steine, Eis, Erze), Dänemark (Butter), Niederlande und Belgien
(Heringe, Reis, Thomasschlacke), Frankreich (Wein, Ol, Sämereien), Spanien (Eisen-
erze, Zinkerze und Wein). Die Ausfuhr erstreckt sich hauptsächlich auf folgende Pro-
dukte: Getreide, Mehl, Sämereien, Kartoffeln, Stärke, Spiritus und Zucker, Zement,
feuerfeste Steine, Eisenwaren, Maschinen, Kunstdünger und Papier.
b) Flußschiffahrt^ verkehr. Neben dem Seehandel spielt die Flußschiffahrt
im Stettiner Verkehrsleben eine wichtige Rolle. Der gesamte Flußschiffahrtsverkehr
(Em- und Ausfuhr) betrug 1909 im Stettiner Hafengebiet etwa 2*U Millionen t.
Außerdem passierten noch über 6000 Kähne mit einer Tragfähigkeit von iy2 Mil-
lionen t den Stettiner Hafen, um iu den Fabriken an den Oderufern zu laden oder zu
löschen. Stromabwärts gehen in Stettin hauptsächlich ein: Steinkohlen, Braun-
kohlen (Briketts), Holz, Getreide, Mehl, Zucker und Salz. Stromaufwärts gehen:
Roheisen, Zement, Kunstdünger, Petroleum, Pflastersteine, englische Steinkohlen
und Heringe.
0) Eisenbahnverkehr. Zu dem See- und Flußverkehr tritt endlich noch der
gesamte Eisenbahnverkehr, der in Eingang und Ausgang gleichfalls 23/4 Millionen t
beträgt. — Diese Zahlen geben ein Bild von dem großartigen Handel und Verkehrs-
leben Stettins. Zu bemerken ist hierbei aber, daß ein erheblicher Teil des angeführten
Handels nur Durchgangshandel (Speditionshandel) ist.
Der Stettiner Hafen, a) Bollwerk. Einen Eindruck von dem riesigen Verkehr
Stettins gewinnt man am ersten bei einem Besuche des Bollwerks und des Freihafens.
Hier wehen von den Schiffen die Flaggen aller Kulturvölker, der Deutschen und Eng-
länder, Dänen und Norweger, Russen und Schweden, Franzosen und Spanier, Ameri-
kaner und Japaner. Neben riesigen Frachtdampsern liegen hochmastige Segelschiffe
und schwerfällige Oderkähne. Daneben fallen die weißgestrichenen großen und kleinen
Personendampfer in die Augen. Fortgesetzt kommen und gehen Schiffe. Stolz und
majestätisch durchschneiden die Ozeanriesen die Fluten des Oderstroms; dazwischen
schießen flinke Schleppdampfer und Motorboote dahin. Im ganzen Hafengebiet
herrscht ein überaus reges Leben und Treiben. Überall werden Schiffe beladen oder
entladen (gelöscht). Auf fchwereu Rollwagen werden die Waren in das Innere der
Stadt oder in die Speicher geschafft. Oft reiht sich Wagen an Wagen. Besonders
groß ist der Verkehr an den drei neuen prächtigen Oderbrücken, deren Zngklappen durch
Wasserdruck oder Elektrizität geöffnet und geschlossen werden. Gewaltige Eisenbogen,
die aus granitenen Strebepfeilern und Türmen ruhen, spannen sich über den 100 m
breiten Strom. Dem Personenverkehr am Bollwerk und nach dein Inneren der Stadt
dienen die elektrischen Straßenbahnen, die in kurzen Zwischenräumen die Straßeu
durcheilen.
b) Freihasen. Der Freihafen besteht aus zwei Becken von 1200 in Länge und
70 in Breite. An beiden Seiten der Becken sind gewaltige Schuppen erbaut.
Außerdem befinden sich im Freibezirk noch zwei große dreistöckige Speicher mit vielen
Kellereien. Mit Hilfe von 50 hydraulischen (Wasserdruck) Kränen werden die Schiffe
hier entladen und beladen. Damit diese Arbeit auch des Nachts sortgesetzt werden
kann, wird der ganze Hafen durch elektrische Bogenlampen taghell erleuchtet. An
den Bassins entlang führen Eisenbahngeleise, damit die Waren sogleich in die Eisen-
bahnwagen verladen werden können. Das ganze Freihafengebiet ist von einem hohen
Drahtzaun eingeschlossen. Solange die Waren im Freihafen lagern, brauchen sie
nicht verzollt zu werden.
TM Hauptwörter (50): [T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe]]
TM Hauptwörter (100): [T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle], T79: [Wein Zucker Baumwolle Kaffee Getreide Tabak Fleisch Holz Wolle Handel], T10: [Stadt Berlin Hamburg Elbe Einw. Magdeburg Stettin Festung Lübeck Provinz], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit]]
TM Hauptwörter (200): [T129: [Schiff Hafen Flotte Meer Küste Fahrzeug See Kriegsschiff Land Dampfer], T12: [Wagen Wasser Stein Rad Fuß Maschine Pferd Bewegung Hand Schiff], T101: [Baumwolle Kaffee Tabak Getreide Reis Zucker Holz Ausfuhr Wein Zuckerrohr], T122: [Stadt Hamburg Handel Berlin Bremen Lübeck London Deutschland Frankfurt Verkehr], T1: [Maschine Fabrik Herstellung Industrie Papier Leder Wolle Leinwand Fabrikation Art]]
Extrahierte Ortsnamen: Stettin Niederlande Belgien Frankreich Spanien Stettin Petroleum Schweden
10
Bilder aus der Heimatkunde Pommerns.
erweitert sich allmählich zu dem Papenwasser, und dieses geht wiederum iu das
Stettmer oder Pommersche Haff über.
Haff und Mündungsarme der Oder. Das Haff bedeckt eine Fläche von
800 qkm und besteht aus dem Großen und Kleinen Haff. Die weite Wasserfläche
gleicht einem Meer und wird von vielen Fischerbooten und Schiffen aller Art belebt.
Da das Haff nur eine geringe Tiefe besitzt, hat man für die großen Schiffe eine be-
sondere Fahrrinne baggern müssen, die durch verankerte Tonnen bezeichnet wird.
Sie hat eine Tiefe von 8 m; ebenso hat man auch das Bett der Oder auf 7 in vertieft,
so daß heute die größten Lastschiffe, ohne umzuladen, Stettin erreichen können. In
drei Mündungsarmen, Peene, Swine und Dievenow, ergießt sich die Oder in die
Ostsee. Wegen ihrer geringen Tiefe sind aber alle drei Mündungsarme für die Schisf-
fahrt wenig geeignet. Im Jahre 1880 hat man darum durch einen Kanal, die Kaiser-
fahrt, den gewundenen Lauf der Swine abgekürzt und diese selbst durch Baggerungen
vertieft. Der Hafen von Swinemünde wird durch zwei gewaltige Molen vor Ver-
sandung geschützt.
Das Wiesental der Oder. Die Oder durchfließt iu Pommern ein breites
Wiesental. In diesem befinden sich in der Nähe Stettins mehrere Erlenbrüche. Das
Gras wird in guten: Jahren fast 1 in hoch. Da es sehr saftig und nahrhaft ist, hat sich
in den Uferdörfern eine blühende Rindviehzucht entwickelt. Die Milch wird zuin
größten Teil nach Stettin verkauft oder in zahlreichen Molkereien zu Butter und Käse
verarbeitet. Sehr beeinträchtigt wird der Ertrag der Wiesen durch häufige Über-
schwemmungen. Diese entstehen durch Hochwasser im Gebirge oder durch Stauwinde.
Dann gleicht das ganze Odertal einem großen See. Durch Dammbauteu und durch
Geradelegung und Vertiefung der Flußläufe sucht man jetzt diesem Übelstande abzn-
helfen. — Am Rande des Odertales, wo sich das Moorland mit dem Lehm und Saud
der angrenzenden Höhen vermischt hat, befindet sich ein Gartenland von unerschöpf-
licher Fruchtbarkeit. Hier wird allerlei Gemüse in uueudlicheu Mengen gebaut und
nach Stettin ausgeführt.
Verkehr auf der Oder. Die Oder ist die Hauptverkehrsader Pommerns. Sie
wird alljährlich von Tausenden von Schiffen befahren (siehe Stettin). Auch benutzt
man sie viel zum Holzflößen. Im Winter leidet die Schiffahrt sehr unter den Eis-
Verhältnissen. Die Verbindung Stettins mit Swinemünde wird zwar durch starke
Eisbrecher ausrecht erhalten, aber die Schisfahrt stromaufwärts ruht dauu gänzlich.
Usedom und Wollin.
Aufbau. Zwischen den drei Mündungsarmen der Oder liegt die Doppelinsel
Usedom-Wolliu. Beide Inseln haben in ihrem Aufbau große Ähnlichkeit mit Rügen.
Auch sie bestehen aus einer Anzahl von Jnselkernen, die durch Anschwemmungen
zu zwei Inseln zusammengewachsen sind. Einst flutete ein mächtiger Meeresstrom
von 15 km Breite zwischen Usedom und Wolliu. Dieser reichte von dem Golm auf
Usedom ostwärts bis zu dem Höhenzuge, der sich von Lebbin bis Misdroy erstreckt.
In dem Raum zwischen den genannten Erhebungen habeu sich die Schlickmassen der
Oder, die durch die Meeresströmungen gestaut wurden, angeschwemmt und die
Halbinsel Pritter gebildet. Noch heute werden die hasfwärts gelegenen Wiesen durch
Anschwemmung allmählich vergrößert. Als Überreste versandeter Mündungsarme
haben wir den Vietziger See und das Achterwasser anzusehen. Letzteres ist bei Zinno-
witz nur durch eine 300 in breite Nehrung von dem Meere getrennt. Zu wiederholten
TM Hauptwörter (50): [T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer]]
TM Hauptwörter (100): [T48: [Fluß Meer See Strom Land Wasser Mündung Kanal Lauf Ostsee], T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T10: [Stadt Berlin Hamburg Elbe Einw. Magdeburg Stettin Festung Lübeck Provinz]]
TM Hauptwörter (200): [T135: [Haff Stadt Stettin Weichsel Ostsee Insel Memel Königsberg Danzig See], T119: [Fluß See Kanal Strom Lauf Wasser Land Ufer Mündung Elbe], T129: [Schiff Hafen Flotte Meer Küste Fahrzeug See Kriegsschiff Land Dampfer], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T34: [Meer Wasser Land Küste Insel See Flut Fluß Tiefe Welle]]
12
Bilder aus der Heimatkuride Pommerns.
mit Vineta. Schou im 10. Jahrhundert erscheint ihr Hafen in der nordischen Sage
als ein Wunderwerk. Er konnte 300 Dreiruderer aufnehmen und wurde jeden Abend
durch ein Fallgitter gesperrt. Gewaltige Wurfmaschinen verhinderten die Einfahrt
feindlicher Schiffe. Auf einer Insel in der Nähe der Stadt lag die feste Jomsburg,
die lange Zeit räuberischen Wikingern als Aufenthaltsort diente. Die Stadt wurde
1175 von den Dänen zerstört. Noch heute erinnern viele unterirdische Schuttlager
an die einfüge Größe, und die zahlreichen Funde arabischer Münzen zeugen von dem
weitverzweigten Handel der großen Wendenstadt.
Stettin.
Verkehrslage. Stettin ist die Hauptstadt Pommerns. Es ist ein bedeutender
Welthandelsplatz und der erste deutsche Ostseehafen. Sein Seehandel wird nur uoch
vou Hamburg und Bremen übertroffen. Stettin hatte 1910 236 000 Einwohner.
Seine Bevölkerung hat sich in den letzten vierzig Jahren um das Vierfache vergrößert.
Stettin verdankt diese rasche Entwicklung seiner überaus günstigen Lage am Oder-
ström. Dieser verbindet es mit dem Meere und ermöglicht ihm die Teilnahme am
Welthandel. Die Oder erschließt ihm aber auch zugleich eiu überaus günstiges Hinter-
land; denn sie verbindet die Stadt mit der fruchtbaren und an Steinkohlen reichen
Provinz Schlesien sowie mit dem fruchtbarsten Teile Brandenburgs. Durch die Warthe
und Netze wird Stettin der Wasserverkehr mit dem an Getreide und Holz reichen
Posen ermöglicht. Am bedeutungsvollsten für die Stadt aber ist die Nähe der Welt-
stadt Berlin, die einen großen Teil ihrer Waren über Stettin bezieht und versendet.
Die nächste Verbindung mit Berlin erfolgt jetzt durch den kleinen Finowkanal und
die Havel. Nach Vollendung des Großschiffahrtsweges, der in: Jahre 1917 fertig sein
soll, wird der Verkehr zwischen beiden Städten noch viel größer werden. Während
den Finowkanal nur Schiffe bis 200 Registertouuen (1 Reg.-Tonne = 2,83 cbm)
benutzen können, werden auf den: neuen Kanal Schiffe mit 600 Registertonnen
verkehren. Die beiden Oderarme Parnitz und Dnnzig sowie die beiden Becken des
Freihafens gestatten ein schnelles Entladen der Schiffe. Schuppen, Schutzhallen,
Speicher und Lagerplätze reihen sich an den Ufern der Oder und ihrer Arme in großer
Zahl aneinander. Außerdem ist Stettin durch eiu ausgedehntes Eisenbahnnetz mit
Vor- und Hinterpommern sowie mit den Nachbarländern verbunden. Die bedeutend-
sten Verbindungen sind die mit Berlin, Danzig, Stralsund, Breslau, Kreuz und Kolberg.
Stettins Handel, a) Seehandel. Der Handel Stettins ist hauptsächlich
Seehandel. Gegen 6000 größere Schiffe verkehren alljährlich im Stettiner Hafen-
gebiet. Die Einfuhr seewärts betrug im Jahre 1909 3 350 000 t und die Ausfuhr
seewärts 1 180 000 t. Das Hauptgebiet des Stettiuer Seehandels sind die Ostsee-
länder. Von größeren deutschen Häsen werden durch die Stettiner Schiffe am häufig-
sten Königsberg, Danzig, Lübeck, Kiel und Hamburg aufgesucht. Im Auslaudverkehr
herrschen Dänemark, Schweden und Norwegen, Rußland, die Niederlande und Eng-
land vor, aber auch in den Häfen andrer Länder trifft man oft Stettiner Schiffe an.
Von den pommerschen Städten stehen Stolpmünde, Kolberg, Swinemünde, Demmin,
Anklam, Wolgast, Greifswald, Stralsund und Barth mit Stettin in regelmäßiger
Verbindung. Außer den Frachtdampfern fährt im Sommer regelmäßig eine ganze
Anzahl von Personendampfern, die den Verkehr mit den Ostseebädern vermittelt.
Llls Einfuhrländer kommen für Stettin hauptsächlich in Betracht: England (Stein-
kohlen, Roheisen, Heringe, Futterstoffe), Amerika (Petroleum, Mais, Schmalz),
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Bilder aus der Heimatkunde Pommerus,
c) Jndustriehasen. Uni mit der Eröffnung des Großschiffahrtsweges dem
Verkehr die nötigen Vorbedingungen zu schaffen, ist zwischen der Parnitz und der
Großen Reglitz ein großer Jndustriehasen in Vorbereitung.
Stettin als Industriestadt. „Vulkan". In den letzten fünfzig Jahren hat sich
Stettin auch zu einer bedeutenden Industriestadt entwickelt. Wenn heute irgendwo
int Deutschen Reiche und darüber hinaus der Name „Stettin" genannt wird, so denkt
wohl jeder zuerst an den „Vulkan". Diese Unternehmung wurde 1857 gegründet.
Sie hat sich aus bescheidenen Anfängen zu der ersten Schiffswerft Deutschlands und
zu einer der bedeutendsten der Welt entwickelt. Auf der Werft des Vulkan ist eine
Reihe der größten Schnelldampfer, der Ozeanriesen, erbaut worden, auf die jeder
Deutsche mit Recht stolz ist, und die den Ruhm des deutschen Schiffbaues in alle Welt
getragen haben. Die größten derselben sind „Kaiser Wilhelm der Große", „Kaiser Wil-
Helm Ii.", „Deutschland", „Kronprinzessin Eecilie" und „George Washington". Außer-
dem wird hier jahraus, jahrein eine Reihe von großen und kleinen Frachtdampfern,
Schlachtschiffen, Kreuzern und Torpedobooten gebaut. Viele Schiffe werden auch für
das Ausland geliefert. Man stellt hier Maschinen aller Art her, ferner Dampfkessel,
Lokomotiven und Dampfpumpeu. — Der „Vulkan" liegt in Stettin-Bredow am linken
Oderufer. Er bedeckt einen Flächenraum von 20 ha. 6000—7000 Arbeiter finden
hier Beschäftigung und Brot. Vier gewaltige Eisengerüste von 50 in Höhe und 250 m
Länge sowie eine Anzahl hölzerner Gerüste dienen dem Schiffbau. Besonders fällt
uns ein gewaltiger Dampfkran auf, der imstande ist, Lasten von 3000 Zentnern
zu heben. Zum Ausbessern der Schisse dienen zwei gewaltige Schwimmdocks.
Diese haben Ähnlichkeit mit einem riesigen Eisenkasten, dem die Endstücke fehlen, und
dessen Boden und Längsseiten hohl sind. Werden die Hohlräume mit Wasser gefüllt,
so sinkt das Dock so tief, daß ein Schiff zwischen die Seitenwände geschleppt werden
kann. Pumpt man darauf das Wasser wieder heraus, so steigt das Dock und hebt das
in ihm ruhende Schiff aus dem Wasser empor.
Ein ohrenbetäubender Lärm schallt dem Vorüberfahrenden schon von weitem ent-
gegen, und Tag und Nacht lodern die Flammen der Schmelzöfen und Essen.
Fabriken. Neben dem Vulkan befinden sich in Stettin noch zwei Werke, die
zu den ersten des Reiches gehören, das eine ist die chemische Fabrik „Union" und das
andre das Eisenwerk „Kraft". In der „Union" werden chemische Produkte aller
Art: Schwefel- und Salzsäure, Soda, besonders aber künstlicher Dünger, erzeugt. In
dem Eisenwerk „Kraft" gewinnt man Roheisen. Einen besonders schönen Anblick ge-
währt das Eisenwerk des Abends, wenn das rotglühende, flüssige Eisen in die Sand-
rinnen geleitet wird, wo es erkaltet. Dann wird die ganze Umgebung von einer feuer-
roten Glut Übergossen. — Außer deu genannten Werken besitzt Stettin noch über hnn-
dert große Fabriken und gewerbliche Unternehmungen, in denen etwa 35000 Arbeiter
beschäftigt werden. Die bedeutendsten sind folgende: „Stettiner Oderwerke" (Schiff-
bau), „Hedwigshütte" (Anthrazit und Steinkohlen), „Chemische Produktenfabrik
Pommerensdorf" (Kunstdünger), „Stern" und „Portland-Zementfabrik" (Zement).
Außerdem befinden sich in und bei Stettin eine Schamottefabrik (feuerfeste Steine),
mehrere Zuckersiedereien, eine Ölmühle, zwei große Dampfmühlen, eine größere
Anzahl von Brauereien und Brennereien, mehrere Preßhefe- und Seifenfabriken,
eine Fahrräder- und Nähmaschinenfabrik, eine Fabrik für Motorfahrzeuge, eine Fabrik
für Kunstseide u. a. In der Herstellung von Männer- und Kinderkleidem nimmt
Stettin unter den Städten Deutschlands mit den ersten Platz ein. Im Jahre 1908
wurden für über 30 Millionen Mark Bekleidungsstücke ausgeführt. — Außerdem
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Die geschichtliche Entwicklung des Bauernstandes in Pommern. 31
waren, so plünderte oder „pochte" man gegenseitig die Dörfer aus. Der Feind trieb
die Viehherden fort und vernichtete die Feldfrüchte. Manchmal verdarb er die Äcker
sogar durch böswilliges Einsäen von wucherndem Unkraut. Ms die Zeiten im 16. und
zu Anfang des 17. Jahrhunderts friedlicher wurden, da gelangte auch der Bauer zu
einem bescheidenen Wohlstande.
d) Der Dreißigjährige Krieg. Doch die furchtbareu Stürme des Dreißig-
jährigen Krieges vernichteten gar bald diese Blüte. Gerade die Bauern hatten unter
den Kriegsgreueln am meisten zu leiden. Ganze Dörfer verschwanden vom Erdboden.
Auf den Äckern wuchs wieder Wald. Die Bauern waren Bettler geworden. Viele
hatten Haus und Hof verlassen, weil die hohen Abgaben und die fortgesetzten Plün-
deruugeu sie zur Verzweiflung trieben. Andre hatten durch Selbstmord ihrem elenden
Leben ein Ende gemacht. Die verlassenen Bauernhöfe wurden von den Gutsherren
mit ihrem Besitz vereinigt. — Hinterpommern war im Westfälischen Frieden an
Brandenburg gefallen, und der Große Kurfürst suchte auch hier die Wunden zu heilen,
die der Krieg geschlagen hatte. Er rief aufs neue Ansiedler herbei und schenkte ihnen
die herrenlosen Bauernhöfe. Auf sechs Jahre erließ er ihnen die Pacht und befreite
sie von allen öffentlichen Lasten; außerdem gab er ihnen Ackergerät, Zugvieh und
Saatkorn. So gelang es ihm bald, seine eigenen Güter wieder zu besiedeln. Laug-
samer kamen die adligen Güter wieder in Anbau; hier siedeltet: sich die einheimischen
Bauern an, die froh sein mußten, wenn ihnen der benachbarte Edelmann überhaupt
ein Stück Land sowie Ackergerät und Saatkorn gab. Sie ließen sich die drückendsten
Bedingungen, ja selbst die Leibeigenschaft gefallen. Die Bauem mußte« der Guts-
herrschaft den Untertänigkeitseid schwöret:. Sie waren an die Scholle gebuudeu und
durften ohne Erlaubnis des Edelmannes ihren Wohnsitz nicht verlassen. Ihre Kinder
durften ohne seine Erlaubnis weder heiraten noch einen andern Beruf erwählen.
Die Bauern mußten mit ihren Kindern wöchentlich vier bis sechs Tage auf dem Gute
des Herrn arbeiten und ihren Acker des Nachts und am Sonntage bestellen. Sie besaßen
kein Erbrecht an dem Boden, den sie bebauten, sondern waren nur auf Kündigung
oder auf Lebenszeit eingesetzt worden. Die Behaudluug der Leibeigenen war oft
hart und unmenschlich.
3. Fürsorge Friedrich Wilhelms I. und Friedrichs Ii. Friedrich Wilhelm I.
und Friedrich der Große suchten das Los ihrer Bauern zu erleichtern. Sie bestimmten,
daß diese nur noch zwei, höchstens drei Tage in der Woche auf den Gütern arbeiten
sollten. Auch verboteu sie ihren Beamten, die Leute zu schlagen und zu mißhandeln.
Beide Fürsten machten sogar den Versuch, die Erbuntertänigkeit aufzuheben. Doch ihr
Vorhaben scheiterte an dem Widersprach der Adligen und der Torheit der Bauern
selbst. Vor allem verboten sie streng das „Bauernlegen", d. h. das Einziehen der
Bauernhöfe, wenn der Besitzer starb oder verzog, ebenso das Aufkaufen der freien
Bauernhöfe. (Vgl. S. 21 u. 24.)
4. Aufhebung der Erbuntertänigkeit. Die Freiheit erlangten die Bauern
erst durch die Steiu-Hardenbergische Reform. Friedrich Wilhelm Iii. hob die Erbunter-
tänigkeit auf. Der Bauer durfte fortan ohne gutsherrliche Genehmigung sein Grund-
stück verkaufen und verpfänden, sich verheiraten und ein bürgerliches Gewerbe treiben.
Für die königlichen Güter erließ der König folgende Verordnung: „Auf meinen sämt-
lichen Domänen soll vom 1. Juni 1808 an schlechterdings keine Hörigkeit, Leibeigen-
schast, Erbuntertänigkeit oder Gutspflicht stattfinden. Ich erkläre meine Domänen-
insassen ausdrücklich für freie, unabhängige Menschen in der Art, daß sie auch von dem
Gesindezwange und Loskaufgeld entbunden, werden." Am 27. Juli 1808 verlieh der
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Wilhelms_I. Friedrich Wilhelms_I. Friedrichs Friedrich_Wilhelm_I. Friedrich Wilhelm_I. Friedrich_der_Große Friedrich Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm