Hilfe und Dokumentation zu WdK-Explorer

Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Landeskunde der preußischen Rheinprovinz - S. 68

1911 - Breslau : Hirt
Oi 00 Die Gußstahlfabrik in Essen ist das älteste und noch heute bedeutendste der unter der Firma Fried. Krupp A.-G. vereinigten Werke, die umfassen: die Gußstahlfabrik Essen mit den zugehörigen Schießplätzen in Meppen, Tangerhütte und Essen, drei Kohlenbergwerke, zahlreiche Erz-, Ton- und Kalkgruben sowie die drei Hüttenwerke in Mühlhofen, Engers und Sayn, ferner das Hütten-, Stahl- und Walzwerk Friedrich-Alfred-Hütte bei Rheinhausen, das Kruppsche Stahlwerk Annen in Westfalen, das Grusonwerk in Magdeburg-Buckau und die Germaniawerft in Kiel. Im Jahre 1811 als kleines Stahlwerk mit wenigen Arbeiten von Friedrich Krupp gegründet, hat sich die Firma Krupp unter seinem Sohn und seinem Enkel, Alfred Krupp und Friedrich Alfred Krupp, zu ihrer heutigen Weltstellung entwickelt. 1910 wurden in sämtlichen Werken rund 69 00v Personen beschäftigt, davon in Essen fast 38 000. Die hauptsächlichsten Erzeugnisse sind: g) Kriegsmaterial: Geschütze aller Kaliber für Schiffs-, Küsten-, Festungs-, Belagerungs-, Feld- und Gebirgsartillerie mit vollständiger Ausrüstung, Munition aller Art, Gewehrläufe sowie Panzer für alle ge- schützten Teile der Kriegsschiffe, für Festungs- und Küstenwerke. Im ganzen sind bis 1907 hergestellt worden über 49 000 Geschütze, b) Erzeugnisse für Verkehrs- und andere gewerbliche Zwecke: Eisenbahnmaterial, insbesondere Schienen und Räder jeder Art? Schiffsbaumaterial, besonders Wellen, Schiffsschrauben und Steven, Ruder und Ruderrahmen usw.; Maschinenteile jeder Art für den Maschinenbau, Stahl- und Eisenbleche, Walzen, Werkzeugstahl, Spezialstahl für den Kraftwagenbau, Hartstahl für Steinbrecher, Bagger und ähnliches, Stahlknüppel in Sonderqualitäten und anderes. Der geschäftlichen Größe und Bedeutung der Firma Krupp entsprechen auch ihre musterhaften und umfangreichen Wohlfahrtseinrichtungen, die außer zahlreichen Arbeiter-Kolonien (in Essen etwa 6100 Wohnungen), Konsum- Anstalten und sanitären Einrichtungen aller Art eine ausgedehnte Fürsorge für Unterricht, Fortbildung und Erholung der Werksangehörigen sowie deren Ver- sorgung in Krankheitsfällen und im Alter umfassen. Im Jahre 1908 wurden für die Gußstahlfabrik nebst Kolonien 162/3 Mill. Kubikmeter Wasser, 18 Mill. Kubik- meter Leuchtgas verbraucht; die Elektrizitätswerke leisteten 25'/2 Mill. Kilowattstunden. 31. Gesamtansicht der Kruppschen Gußstahlfabrik in Essen-Ruhr.

2. Landeskunde der preußischen Rheinprovinz - S. 46

1911 - Breslau : Hirt
46 Landeskunde der preußischen Rheinprovinz. Europas (fast 3 qkm); die eigene Hafenanlage (7 ha) ermöglicht es, die zur Ver- hüttung bestimmten Erze auch auf dem Wasserwege unmittelbar bis an die Hütte zu schaffen und die Erzeugnisse des mit dem Hohofenwerk (8 Hohöfen, davon 4 mit je 600 cbm Inhalt) verbundenen Stahl- und Walzwerkes, nämlich Schienen, Träger u. a., auf demselben Wege zum Versand zu bringen. Den Stadtkreis Duisburg bildete um die Jahrhundertwende nicht nur die eigentliche Stadt, die zwischen Ruhr und Rhein an dem 1844 geschaffenen. 4 km langen Rhein - Ruhr-Kanal (zum größten Teil als Hafen ausgebaut) liegt, sondern ein Gebiet von 38 qkm, das namentlich in dem Winkel zwischen Kanal und Rhein und im 8 (Hochfeld) und So der Stadt groß- artige Fabrikanlagen enthält. Innerhalb dieser Grenzen stieg die Einwohner- zahl i. I. 1904 zu 100 000 an. Danach aber erfuhr der Stadtkreis Duisburg eine erhebliche Vergrößerung dadurch, daß sich ihm die bisherigen Städte Ruhrort^) und Meiderich einfügten. Infolgedessen rückte Duisburg bei der Volkszählung 1905 mit 192 000 Einwohnern an die 12. Stelle unter den 28 Großstädten Preußens- i. I. 1910 wurde die Zahl 229 000 über- schritten. Nach jener Erweiterung bezeichnet der Name Duisburg unbestritten die Stelle des größten Binnenschiffahrtverkehrs der ganzen Erde- belief sich doch in seinen Häfen und an seinen Uferladeplätzen der Güter- Umschlag i. I. 1909 auf 17 Millionen Tonnen^), ohne die auf vorbei- fahrenden Schiffen befindlichen Güter (etwa 4 Millionen Tonnen) zu rechnen! Duisburg <vgl. s. 17 bis 19) besaß von 1655 bis 1818 eine vom Großen Kur- fürsten gegründete Universität. Dem Geographen Merkator, der 1552 bis 1594 dort lebte, ist 1878 ein Brunnendenkmal errichtet worden- eine wertvolle Merkator- Sammlung ist oben im Rathaus. In Hochfeld finden sich mehrere große Eisenhütten, Walzwerke und Gießereien, die Brückenbau-Firma Harkort, Schiffsbau, eine Kupferhütte, Fabriken für Ultramarin, feuerfeste Steine und Chemikalien- in der alten Stadt blühen Maschinen-, Baumwoll- und Tabakfabriken (vgl. S. 49) und ein umfangreicher Handel. Früher hatte Duisburg seine Hafenanlagen rein aus städtischen Mitteln bestritten. Der staatlichen Ruhrschiffahrtsverwaltung unterstand der Hafen von Ruhrort, dessen eigene Ein- nahmen zur Instandhaltung und zum Ausbau ausreichten. Seit dem 1. Oktober 1905 sind beide Häfen zu einer Betriebsgemeinschaft unter staatlicher Verwaltung vereinigt. Der Ruhrorter Hafen war nach dreimaliger Verlegung der Ruhrmündung und allmählicher Vergrößerung auf 1\ km Beckenlänge mit Eisenbahngleisen (60 km), Schiffsbauplätzen, Magazinen und einem Riesen-Dampfkran, dreistöckiger Einrichtung zum Einladen bei verschieden hohem Wasserstand usw. ausgestattet- letzthin ist er, um allen Bedürfnissen des Handels gerecht zu werden, nach der Ostseite hin noch durch drei Parallelbecken von zusammen 3,6 km Länge erweitert- um dahin eine neue Zufahrt von 2,5 km Länge zu schaffen, mußte die Ruhrmündung aufs neue südwärts verschoben werden (s. Abbild. 36, S. 72 und Plan S. 45). Wie die gewaltigen Schleppdampfer von hier aus die Ruhrkohlennachen3) rheinaufwärts ziehen, so gleiten nach Holland abwärts die umfangreichen Flöße aus Holz des Schwarzwaldes und des Spessarts vorüber. An der Nordseite Ruhrorts breitet sich das gewaltige Eisenwerk „Phönix" aus, in dem etwa 6000 Arbeiter an Hohöfen, Dampfkesseln, Puddelöfen, 1) Ruhrort bedeutet Ruhr ecke. — Als verkehrsgeographische Arbeiten sind zu nennen: Der Ruhrorter Hafen, 1902; F. Wickert, Der Rhein und sein Verkehr (Forschungen zur Landeskunde), Stuttgart 1903. 2) Im Jahre 1899 hatte Duisburg-Ruhrort 11,9 Mill., Pittsburg (Nordamerika) 8,8 Mill., Berlin 7,3 Mill., Mannheim-Ludwigshafen 6,5 Mill. Tonnen Wasserfrachtverkehr. 3) Ein solcher in Eisenkonstruktion ist meist über 80 m lang und faßt dann etwa viermal so viel Kohlen wie ein Eisenbahnzug von 80 Achsen, d. h. 1500 bis 1600 Tonnen! Ein neuer von 102 m Länge faßt 2500 Tonnen! Im Juli 1905 fuhr sogar ein Schleppzug rheinaufwärts, dessen Kähne den Inhalt von 850 Eisenbahn-Doppelwagen bargen!

3. Zeittafel der vaterländischen Geschichte - S. uncounted

1917 - Breslau : Hirt
: Beschieung von Libau (Kurland) und der Kste von Algier. Erstes Seetreffen bei Helgoland. Angriffe | der deutschen Flotte auf die englische Kste, Sieg an der Doggerbank. Das deutsche Auslandskreuzer-Geschwader, bei Coronet (Chile) siegreich, wird bei den Falklands-Jnseln vernichtet. Kmpfe in den Kolonien: Tsingtau erliegt nach Helden-haster Verteidigung den Japanern, (7. November). 1915 Schlachten bei Soissons, in der Champagne, an der Lorettohhe und in den Argonnen. Der groe An-griff der Franzosen (General Joffre) und Englnder bei Ipern, Arras und in der Champagne scheitert (September-Oktober). I _ Winterschlacht in Masuren (7. bis 15. Febr.). Die Russen erobern Przemysl. | Durchbruchsschlacht in Westgalizien (Gorlice 2. Mai); Rckeroberung Galiziens. Vorrcken der Dentscheu und sterreicher in Polen; Eroberung der groen westrussischen Festungen (Warschau, Kowuo, Modlin it. ct.). Sieg der Trken an den Dardanellen (18. Mrz); Rck-zug der Englnder von Gallipoli. Abfall Italiens vom Dreibund und Eintritt in den Krieg (23. Mai); Kmpfe in Sdtirol und am Jsonzo. Eintritt Bulgariens in den Weltkrieg (Mitte Oktober). Vernichtung Serbiens und Montenegros (von Mackensen): Belgrad und Risch erobert, Schlacht auf dem Amselfelde.

4. Bodenständiger Unterricht - S. 17

1913 - Leipzig : Dürr
— 17 — Wir achten weiter auf die bei Hochwasser trübe, gelbe und braune Färbung der Bäche, und die Schüler werden veranlaßt, sich nach starkem oder längerem Regen einmal ein Gefäß voll schmutzigen Flußwassers hinzustellen und nach einiger Zeit den Bodensatz anzu- sehen, vielleicht auch zu wiegen und zu messen. Größere Schüler könnten unter Anleitung des Lehrers durch eigene Messungen und Berechnungen ermitteln, wieviel Wasser täg- lich, monatlich, jährlich in Werre und Aa durch Herford fließt,*) wieviel Schwemmstoffe mitgeführt werden, wie hoch hier die Regenhöhe**) in einem Jahre ist, wieviel Erdreich usw. auf unfern Feldern, etwa auf 1 qkm oder im ganzen Kreise Herford, abgeschwemmt wird: alles Aufgaben, die eigene sorgsältige Beobachtung, selbständiges Denken und gewissenhafte Arbeit verlangten. So kommen wir nach und nach durch zahlreiche Beobachtungen und Vergleiche dahin, in dem Fluß einen außerordentlich erfolgreichen Sandfabrikanten, einen fleißigen Lumpensammler, der auf die Dauer nichts von dem, was ihm erreichbar ist, liegen laffen kann, und einen » billigen Lieferanten zu sehen. Auch mit einem Riesen-Fuhrgeschäft könnte man ihn vergleichen. Unaufhörlich, tagaus, tagein, ist er an der Arbeit, erstaunlich große Massen von Erde, Steinen, Sand und Schlamm loszureißen, fortzufpülen, weiterzuschleppen und nach dem Meere zu verfrachten. Wir kommen an einem mit 2 Pferden bespannten Sandwagen vorüber und fragen im Vorbeigehen den Knecht, wieviel Sand er da fährt. Es sind meist l1/2 cbm. Im Weitergehen rechnen wir sofort einige dazu paffende Auf- gaben, z. B. daß man, um 30 cbm Sand auf einmal zu fahren, 20 solcher Wagen und 40 solcher Pferde brauchte. *) Herrn Dipl.-Jng. Ulrici verdanke ich weiter folgende Angaben: Durchfluß 1. in der Werre an der Milcherbrücke im Jahresmittel 8 cbm/sec. 2. „ „ Aa bei Spilker „ „ 3,6 „ „ 3. „ „ Werre an der Hansabrücke „ „ rund 12 „ „ **) Herr Rektor Wulff als Leiter der hiesigen Wetterwarte („Königl. Meteorologischen Station") ermittelte als das 15 jährige Jahresmittel der Jahre 1895—1910 = 717,1 mm, als das Jahresmittel für 1910 —751,1mm (regenreich!) ii ii ii „ 1911 =485,1 mm (fehr trocken!) ii ii ii „ 1912 = 837,0 mm (regenreich !) Allein am 25. August 1912 betrug hier die Niederschlagsmenge 22 mm, im August 1912 überhaupt 126 mm! Vergl. dazu die regenreichsten Stellen der Erde: Kamerunberg mit 10 m, Assam am Himalaja 12 m! Nolte, Bodenständiger Unterricht. 2

5. Bodenständiger Unterricht - S. 18

1913 - Leipzig : Dürr
— 18 — Wir hören von dem Müller Schachtstek in Diebrock, — wir treffen ihn gerade an, wie er bei seiner Mühle aus dem Arme der Aa, der nach dem Mühlrad zu abgeleitet ist, den abgelagerten Sand aus- wirft, um das Flußbett wieder tiefer zu machen — daß er dort jedes Jahr etwa 50 cbm Sand abfahren muß — über 30 Fuder. Die Schüler haben gesehen und werden angehalten, dauernd daraus zu achten, wie oft Kolke, Teiche, Straßen- und Ackergräben gereinigt, „ausgeschlämmt" werden müssen. So lernen sie auf Grund vielfacher Beobachtungen in ihrer engsten Heimat, welche gewaltige Mengen festen Erdreichs usw. aus den Bergen und Feldern des Binnenlandes durch die zahlreichen kleinen und großen Flüsse und Ströme abgeschwemmt, fortgespült und in das Meer geschleppt werden. Nun klingt es ihnen glaubhaft, wenn sie hören, daß alljährlich allein aus dem sächsischen Elblaufe *) über 34000 cbm Sand, Kies und Steine (rund 23000 Fuder oder was 46000 Pserde ziehen können!) ausgebaggert werden müssen, damit die Fahrrinne tief genug bleibt; daß die Donau **) jährlich über 35^ Millionen cbm — rund 23 Millionen Fuder für 46 000000 Pferde, der Mississippi weit über 211 Millionen cbm — 140 Millionen Fuder für 280000000 Pferde, der Hoangho sogar 472 ^ Millionen cbm = 315 Millionen Fuder für 630000000 Pferde, Erde, Steine, Sand und Schlamm nach dem Meere bringt, daß allein aus der schwäbischen Alb jedes Jahr 63600 cbm Kalksteine vom Wasser ausgewaschen und abgeschwemmt werden = 42400 Fuder für 84800 Pferde, daß dort, wie man an zurückgebliebenen Spuren nachweisen kann, bereits eine Erd- und Gesteinsschicht von 200 m Dicke und 23 km Ausdehnung fortgespült worden ist. Da sehen die Schüler allmählich ein, daß bei solch ungeahnter, unaufhörlicher Riesenarbeit des Wassertropfens nach und nach Gebirge und andere hoch gelegene Teile der Erdoberfläche abgetragen werden, und daß durch diese ungeheure Einebnungsarbeit des Wassers schließlich eine völlige Beseitigung aller Erhebungen stattfinden müßte, wenn nicht auch andere Kräfte mit entgegengesetztem Erfolge an der Arbeit wären. *) Vgl. Fraas, Die Naturerscheinungen der Erde. Verlag von Lutz, Stuttgart. **) Vgl. Volk, Geologisches Wanderbuch. Verlag von Teubner, Leipzig.

6. Heimatkunde für die Provinz Rheinland - S. 2

1914 - Frankfurt am Main : Diesterweg
I. Der Rhein von Bingen bis Loblenz. lvimpel grüßen, Völler krachen, Lustig schwimmen wir im Rhein, Tiefe Boote, leichte Nachen Wollen uns Geleite sein. wohl, nun geht es rauschend weiter, Lachend Bild, wohin wir sehn, Die Gestade grün und heiter Und dahinter Rebenhöhn. Städte mit den alten Zinnen Laden gastlich uns herzu, Burgen, die verlassen sinnen, ^Ragen einsam tief in Ruh. Überall in trauter Nähe Winkt ein Zander Bild herbei, Eh' ich alles übersehe, Ist es wie ein Traum vorbei. (Greif.) 1. Landschaftsbild, a) Der Rhein bei Bingen. Es ist ein gar prächtiger Sommermorgen. Goldige Sonnenstrahlen spielen auf der breiten Wasserfläche des stolzen Rheinstromes. Ein stattlicher Dampfer, mit vielen lustigen Kusflüglern besetzt, verläßt eben die Landungsstelle in Bingen, um seine Talfahrt anzutreten, vom Niederwald herab, einer hohen Bergwand bei Rüdesheim, grüßt das großartige Nationaldenkmal. Kuf einer Felsenklippe steht der alte Niäuseturm (Maut- oder Zollturm), jetzt eine Signalstation für Schiffe. Wildströmend flutet der Rhein an ihm vorbei, hohe Felswände, rechts die westlichen Ausläufer des Taunus, links der huns- rück, treten dicht an ihn heran. Früher waren die hier unter dem Wasser versteckten Felsenriffe den Schiffern Gefahr bringend. Die preußische Regierung ließ sie sprengen und schuf so den Schiffen eine sichere Fahrstraße durch das einst so gefürchtete Binger Loch. Der Vinger Mäuseturm. Bei Bingen ragt mitten aus dem Rhein ein hoher Turm, von dem nachstehende Sage umgeht: Im Jahre 970 war große Teuerung in Deutschland, daß die Nienschen aus Not Natzen und Hunde aßen und doch viele Leute Hungers starben, va war ein Bischof von Mainz, der hieß Hatto. Er war ein Geizhals und dachte nur daran, seinen Schatz zu mehren. Er sah zu, wie die armen Leute auf der Gasse niederfielen und in

7. Heimatkunde für die Provinz Rheinland - S. 10

1914 - Frankfurt am Main : Diesterweg
10 Heimatkunde für die Provinz Rheinland. Die feindlichen Brüder. Auf den nachbarlichen Burgen Sterrenberg und Liebenstein am Rhein wohnten zwei Brüder, die waren sehr reich und hatten die Burgen stattlich von ihres Vaters Erbe erbaut. Als ihre Mutter starb, wurden sie noch reicher. Beide hatten aber eine Schwester, die war blind,- mit der sollten nun die Brüder der Mutter Erbe teilen. Sie teilten aber, da man das Geld in Scheffeln maß, daß jedes ein volles Matz nach dem andern nahm, und die blinde Schwester fühlte bei jedem, daß eins so richtig voll war wie das andere. Die arglistigen Brüder drehten aber jedesmal, wenn es an das Maß der Schwester ging, dieses um und deckten nur den von schmalem Rande umgebenen Boden mit Gold zu; da fühlte die Blinde oben darauf und war zufrieden, daß sie ein volles Maß empfing, wie sie nicht anders glaubte. Sie war aber gottlos betrogen? dennoch war mit ihrem Gelds Gottes Segen, und sie konnte reiche Andachten in drei Klöstern stiften. Aber mit dem Gelde der Brüder war der Unsegen für und für; ihre habe ver- ringerte sich, ihre Herden starben, ihre Felder verwüstete der Hagel, ihre Burgen begannen zu verfallen, und sie wurden aus Freunden Feinde und bauten zwischen ihren nachbarlich nahe gelegenen Burgen eine dicke Mauer als Scheidewand, deren Reste noch heute zu sehen sind. Kbb. y. ttönigsstuhl zu Rhense. Als all ihr Erbe zu Ende gegangen war, versöhnten sich die feindlichen Brüder und wurden wieder Freunde, aber auch ohne Glück und Segen. Leide bestellten einander zu einem gemeinschaftlichen Zagdritt; wer zuerst munter sei, solle den andern Bruder frühmorgens durch einen Pfeilschuß an den Fensterladen wecken, ver Zufall wollte, daß beide gleichzeitig erwachten, beide gleichzeitig die Armbrust spannten, im gleichen Augenblick den Laden aufstießen und schössen, und der Pfeil eines jeden von ihnen dem andern in das herz fuhr. — Das war der Lohn ihrer untreuen Tat an ihrer blinden Schwester (Sechste in.) Die prächtige Marksburg, auf die wir bei dem Grtchen Brau- dach hingewiesen werden, ist wie Rheinstein in alter Herrlichkeit wieder her- gestellt, lvir bemerken, daß das Tal sich ein wenig erweitert, als wir die freund- liche Stadt Boppard in Sicht bekommen. Unvergleichlich schön muß diese

8. Heimatkunde für die Provinz Rheinland - S. 11

1914 - Frankfurt am Main : Diesterweg
I. Der Rhein von Bingen bis Loblenz. 11 Strecke im jungen 5enz sein, wenn hier die unzähligen Kirschen-, Pfirsich- und Kprikosenbäume ihre herrliche Blütenpracht entfalten, Das kleine Salzig mit einer warmen Salzquelle hat durch seine Kirschen Berühmtheit erlangt. Die geschützte Lage des Vrtes läßt dort die Früchte zu ftüherer Reife gelangen als in anderen Gegenden unserer Heimat. Lei R h e n s betrachteten wir den Nönigsstuhl, auf dem sich in früheren Jahren die vier Rurfürsten von Köln, Mainz, Trier und der Rheinpfalz oersammelten, um über die Raiserwahl zu beraten. Schon liegen Burg Lahneck und Schloß Stolzenfels hinter Kbb. 10. Stolzenfels. (Nach: „Km Rhein". Verlag der photogr. K.-G. Siegburg bei Töln.) uns. Stolz flattert im Winde die Reichsfahne auf der Festung Ehrenbreit- st e i n. hochgespannte Brückenbogen und zahllose Türme erglänzen in der Kerne und gemahnen uns, daß wir Eoblenz erreicht haben. 2. Loblenz. In (loblenz verlassen wir und noch viele Mitreisende das Schiff. Neue Reisende steigen ein, unser stolzer Dampfer setzt sich bald wieder in Bewegung, Wir winken ihm noch einen freundlichen Kbschiedsgruß zu, und bald ist er unseren Blicken entschwunden. Nun beginnen wir einen Rund- gang durch die alte Stadt. Ihr Name Confluentes, d. h. die „Zusammen- fließenden", deutet schon darauf hin, daß sie ihre Gründung den Römern ver- dankt. Gar prächtig ist sie am Einflüsse der stattlichen Mosel in den Rhein gelegen. Deutlich hebt sich das gelbliche Moselwasser von den grünen Fluten des Rheins

9. Heimatkunde für die Provinz Rheinland - S. 43

1914 - Frankfurt am Main : Diesterweg
X. Das Siebengebirge. 43 Stück Wald erwerben, so groß, als ich umreiten kann, während du beim Mahle sitzest." Gern gewährte der Kaiser diese Bitte. Arnold aber hieß heimlich seine Knechte nach dem Vürgelwalde reiten und gebot, daß sie von Strecke zu Strecke, just so weit voneinander, als ein Pferd ohne Ermüdung zurücklegen kann, am Waldessaum jeder mit einem Rosse am Zügel sich aufstellten. Als nun der König sich zu Tisch setzte, schwang sich der Sänger in den Sattel und jagte im schnellsten Zluge am Waldesrande hin, und wie er zu dem ersten Knechte kam, sprang er geschwinde vom ermüdeten Rotz und bestieg das frische, das ihm der Knecht bereit hielt, und so tat er jedesmal, wenn er eine Strecke geritten war. Solcherweise gelang es ihm, ein gewaltiges Stück Zorst zu umreiten, wie es ein rüstiger Wanderer kaum in Tagesfrist umgangen hätte. Oer Kaiser saß noch bei Tische, als Arnold vor ihn trat und meldete, dajz er den Ritt vollbracht habe. Da meinte der Kaiser, der Sänger sei gar zu bescheiden und hätte sich noch mehr Zeit nehmen sollen, der Lohn werde nun wohl sehr klein aus- fallen,' Arnold zuliebe würde er selber gern noch einige Apfel zum Nachtisch verspeist haben. Ms aber der Sänger seine List gestand, da mußte ihm Karl zwar den verheißenen Lohn gewähren, aber er kränkte sich ob seines Lieblings Habsucht und schwieg verstimmt und traurig. Da kniete der edle Sänger vor ihm nieder, sah ihm voll ins Antlitz und sprach: „Mein hoher Herr, was grollst du mir? ©, zürne nicht! Nicht mir zum Nutzen ersann ich die List; nein, keinen Schritt hätt' ich aus Eigensucht getan. Doch sieh, so weit der Wald sich dehnt von Zier bis Angelsdorf, wohnt armes Volk,' wohl zwanzig Dörfer sind es, die kein holz zum Brennen haben. Die sollen nun nicht länger darben, denn für sie umritt ich den Lürgelwald,- so schenk' ich ihnen, was ich mir zum Lohn für meinen Sang erwarb." Da leuchtete des Kaisers Antlitz von hoher Kreude, er hob den Knienden auf und drückte einen Kuß auf seine Stirne. Die beiden blieben treue Freunde, bis der Tod sie schied, und das Volk bewahrt noch heute in Dankbarkeit ihr Gedächtnis. (Klee. Nach Simrock.) X. Das Siebengebirge. 1. Ein Ausflug nach dem Orachenfels. Ein blühender, lachender Znai- morgen — schimmernde Wölkchen am leuchtenden Atherblau des herrlichen Krühlingshimmels —, goldener Sonnenschein über der schneeigen Blütenpracht und dem zarten Laubgrün der bräutlich geschmückten Erde. Welche Lust, auf schmuckem Schifflein durch die frischgrünen Zluten des Vater Rhein dahin- zugleiten! „Du Schillern, gelt, das fahrt sich gut in all die Lust hinein?" trällere ich vor mich hin, mährend ich am Rande des vampfers stehe und in den wonnigen Lenz hinein träume. Siehe, da grüßen schon aus der Kerne die noch von einem leichten, bläulichen Nebelschleier umwallten Gipfel des lieb- lichen Siebengebirges! Wir fahren an der Siegmündung vorüber und gewahren zu unserer Rechten die Stadt Bonn mit ihrer türmchengeschmückten Rhein- brücke. Eine Schar lustiger Studenten läßt sich auf dem veck unseres Schiffes nieder, und bald ertönen bei Hellem Lecherklang ihre fröhlichen Weisen. Ehe wir's uns versehen, legt der Oampfer am belebten Landungsplatze in Königswinter an. Unser erster Besuch gilt dem sagenumwobenen Drachenfels.

10. Heimatkunde für die Provinz Rheinland - S. 88

1914 - Frankfurt am Main : Diesterweg
88 Heimatkunde für die Provinz Rheinland. von ihnen sehr geliebten, leutseligen Kürsten noch zu seinen Lebzeiten auf dem Marktplatz ein aus Rupfer gegossenes Denkmal. Es zeigt „Jan röellem", so heißt er im Düsseldorfer Volksmunde, hoch zu Rotz- angetan ist er mit einer schweren Rüstung, sein von langen Locken umwalltes Haupt schmückt die Rurfürstenkrone, in seiner Rechten hält er den Herrscherstab. vom Kurfürsten Johann lvilhelm. Oer Kurfürst Johann lvilhelm liebte sehr die Jagd. Einmal hatte er sich im Königsforste zu Vensberg verirrt und wußte sich nicht mehr zurechtzufinden. Er ging viele Stunden lang bis über Mittag und wurde bei der Anstrengung gewahr, wie der Hunger tut. Er hatte ihn wohl zum ersten Male kennen gelernt, plötzlich kam er an ein Haus, vor Ermüdung brach er zusammen und bat um Nahrung. Es war ein Bauernhaus,- man hatte dort Speck und Erbsen gekocht. Die setzte die Krau des Lauern dem Kurfürsten vor in der Meinung, er sei, wie er angab, ein fremder Jägersmann. Oas Speck- und Erbsengericht und das Haferbrot schmeckten dem Kurfürsten so wohl, wie ihm noch nie eine Speise gemundet hatte. Als er nach Düsseldorf zurückgekehrt war und ihm die leckeren Speisen daselbst nicht zusagen wollten, da befahl er, Speck und Erbsen zu kochen,' denn das sei das köstlichste Essen von der Welt. Wie der Koch aber auch die Speisen anrichtete, der Kurfürst sagte, im Königsforste hätte er das besser gegessen. Endlich mußte ein Eilbote hinausreiten und die Bäuerin bestellen, damit sie die Lieblingskost dem Kurfürsten so schmackhaft zubereite, wie er sie in ihrem Hause genossen habe. Auch sollte sie ein Bauernbrot mitbringen. Die Bäuerin wurde in einem Wagen des Kurfürsten nach Düsseldorf geholt, Was die gute Krau ihm aber auch kochte, es wollte ihm nicht schmecken; ebensowenig mundete dem Fürsten das Hafer- brot, das sie mitgebracht hatte. Das kam aber daher, daß ihm die hauptwürze, der Hunger, fehlte, der ihm bei der Ermüdung im Königsforste die Speisen gewürzt hatte. Das wurde dem Kurfürsten bald klar, und er pries die Arbeiter glücklich, weil ihnen in ihrem Arbeitsleben jede Mahlzeit schmecke. Noch heute will uns diese Wahrheit das bergische Sprüchlein zurufen: . lver sich vor Arbeit nicht tut schrecken, Dem wird's wie dem Jan lvilhelm schmecken. (M o n t a n u s.) wie man in Düsseldorf das Recht zu Grabe läutete. Einstmals ging der Narr des Herzogs zu Düsseldorf am Rheine spazieren. Da kam ihm ein Bäuerlein aus der Stadt entgegen, das trug ein Bündel Papier unter dem Arme und schlich gar betrübt seines Weges einher. „Wohin geht die Reise?" fragte der Narr. „An den Bettelstab," antwortete der Bauer, „ho, ho," sagte der Narr, „das ist ein Stab, der für so wohlbeleibte Leute, wie Ihr seid, schlecht taugt." — „Danach haben die da drinnen in der Stadt nicht gefragt," erwiderte der Bauer, „ich muß an den Bettelstab von Rechts wegen." — „So seid Ihr also ein Nichtsnutz und Kaulenzer, wenn Ihr von Rechts wegen an den Bettelstab kommt?" — „® nein," schrie der Bauer, „wenn das wäre, so geschähe mir mein Recht, aber leider ist es ganz anders!" Und nun erzählte er dem Narren, wie sein Nachbar, ein habsüchtiger und böser Junker, ihm Prozeß auf Prozeß an den hals gehängt, bis er ihm wider sein klares und gutes Recht den letzten Acker und die letzte Kuh abgenommen habe, „hier habe ich meinen Besitz verbrieft und versiegelt," schloß er endlich, „und ich armer Mann kann ihn doch nicht gegen den mächtigen Junker und die ungerechten Richter behaupten." Damit warf er das Bündel Papier, das er unter dem Arme trug, auf die Erde. „Laßt doch sehen," sagte der Narr, nahm die Papiere, setzte sich auf einen Stein und fing an, darin zu lesen. Er schüttelte dabei oft mit dem Kopfe und rief einmal
   bis 10 von 117 weiter»  »»
117 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 117 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer
Auswahl:
Filter:

TM Hauptwörter (50)50

# Name Treffer  
0 1
1 2
2 3
3 2
4 28
5 34
6 3
7 11
8 14
9 0
10 1
11 2
12 3
13 4
14 0
15 0
16 1
17 0
18 2
19 5
20 0
21 1
22 0
23 0
24 30
25 3
26 1
27 1
28 12
29 10
30 1
31 20
32 0
33 2
34 22
35 3
36 24
37 17
38 5
39 11
40 2
41 2
42 8
43 3
44 0
45 2
46 3
47 1
48 2
49 1

TM Hauptwörter (100)100

# Name Treffer  
0 2
1 8
2 0
3 0
4 15
5 7
6 3
7 1
8 2
9 31
10 8
11 1
12 4
13 3
14 0
15 20
16 10
17 21
18 0
19 16
20 19
21 4
22 0
23 14
24 3
25 4
26 1
27 1
28 23
29 5
30 0
31 0
32 3
33 0
34 6
35 0
36 2
37 1
38 1
39 3
40 7
41 7
42 1
43 6
44 1
45 6
46 0
47 2
48 5
49 0
50 1
51 6
52 0
53 0
54 21
55 0
56 6
57 1
58 3
59 8
60 3
61 12
62 2
63 0
64 4
65 1
66 1
67 7
68 3
69 2
70 4
71 1
72 5
73 13
74 11
75 1
76 14
77 21
78 5
79 2
80 10
81 1
82 9
83 5
84 0
85 1
86 5
87 10
88 0
89 2
90 1
91 6
92 10
93 0
94 25
95 3
96 9
97 4
98 4
99 1

TM Hauptwörter (200)200

# Name Treffer  
0 75
1 41
2 9
3 19
4 11
5 47
6 63
7 80
8 2
9 60
10 34
11 29
12 54
13 23
14 84
15 0
16 26
17 56
18 28
19 71
20 4
21 46
22 0
23 0
24 28
25 75
26 16
27 0
28 7
29 48
30 37
31 18
32 37
33 36
34 52
35 56
36 127
37 1
38 7
39 64
40 31
41 17
42 12
43 19
44 70
45 7
46 6
47 64
48 20
49 14
50 47
51 50
52 75
53 10
54 209
55 36
56 13
57 24
58 17
59 29
60 57
61 41
62 38
63 3
64 10
65 12
66 88
67 67
68 6
69 0
70 39
71 34
72 41
73 54
74 8
75 8
76 17
77 33
78 73
79 36
80 62
81 162
82 11
83 41
84 7
85 1
86 21
87 20
88 46
89 33
90 8
91 71
92 0
93 52
94 14
95 92
96 11
97 51
98 25
99 51
100 30
101 18
102 51
103 67
104 11
105 55
106 8
107 27
108 0
109 17
110 36
111 10
112 16
113 4
114 26
115 12
116 6
117 12
118 20
119 94
120 5
121 53
122 30
123 17
124 23
125 25
126 27
127 41
128 14
129 44
130 8
131 49
132 20
133 80
134 11
135 51
136 114
137 11
138 2
139 59
140 80
141 35
142 80
143 34
144 28
145 40
146 0
147 7
148 83
149 2
150 47
151 13
152 9
153 16
154 8
155 35
156 26
157 38
158 23
159 15
160 10
161 8
162 0
163 0
164 15
165 25
166 18
167 11
168 8
169 25
170 31
171 33
172 68
173 25
174 29
175 28
176 93
177 30
178 10
179 14
180 15
181 7
182 45
183 186
184 11
185 9
186 13
187 11
188 103
189 0
190 2
191 29
192 18
193 34
194 15
195 11
196 34
197 33
198 35
199 66