Autor: Dittrich, P., Pfeifer, Wilhelm, Christoph, A.
Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
Schulformen (OPAC): Höhere Lehranstalt
Regionen (OPAC): Ostdeutschland
Inhalt Raum/Thema: Deutsche Geschichte
Geschlecht (WdK): Jungen
Begrndung d. Brandenb.-pren. Staates unter d. Gr. Kurfrsten u. Friedr. Iii. 37
von Kalcksteiu, den er in Warschau hatte ausheben lassen, enthauptet. (Der Absolutismus dauert in Preußen bis 1848.) Die Hauptsttzen seiner unumschrnkten Gewalt waren die Domnen, das stehende Heer und das Beamtentum (vgl. darber spter 32 und 33). In diesem Kampfe vertrat der Kurfürst den Staatsgedanken gegen die territorialen Ge-walten. Schon während des Krieges hatte die kurfrstliche Regierung gegenber den Stnden, die Geld nur fr ihr eignes Land aufbringen und verwendet wissen wollten, den Standpunkt vertreten, da die einzelnen Lnder ein Ganzes bildeten und jedes die Lasten dieses Ganzen mit zu tragen habe. Sie hatte auch durchgesetzt, da die Stnde in Kleve einen Geldbeitrag zu dem Kriege in Ostpreuen leisteten. Nur auf diesem Wege konnten die zerstreuten Gebiete zu einem Staatsganzen weiterent-wickelt und ihre Bewohner mit einem krftigen Staatsbewutsein erfllt werden. In diesen Jahren wurden auch die ersten Schritte zur Einfh-ruug der Akzise, einer indirekten Steuer auf Mehl, Schlachtvieh und Bier, getan, durch die sich der Kurfürst eine regelmige, mit dem Wohl-stnde des Landes wachsende, von der Bewilligung der Stnde unab-hngige Einnahme sicherte. Er begnstigte das Merkantilsystem, legte den Mllroser Kanal zur Verbindung der Elbe und Oder an und schuf eine eigne Post, begrndete ferner die Bibliothek in Berlin und die Universitt Duisburg.
22. Der Franzsisch-schwedische Krieg. Ende der Regierung. Auch an der Bekmpfung der Franzosen war der Kurfürst während des zweiten Raubkrieges hervorragend beteiligt, ohne freilich trotz glnzender Erfolge der die franzsischen Verbndeten, die Schweden, einen nennenswerten materiellen Gewinn zu erzielen (vgl. 4).
Seit dieser Zeit wurde der Name des Groen Kurfrsten" in Deutschland volkstmlich.
Der Krieg an der Ostsee hatte den Kurfrsten die Notwendigkeit einer Flotte erkennen lassen. Im Jahre der Schlacht bei Fehrbellin hatte er schon drei Fregatten (Kurprinz", Berlin" und Potsdam") mit dem roten Adler im weien Felde von Holland durch den hollndischen Reeder Raule gechartert". Die Flotte stieg allmhlich auf 30 Schiffe. Sie griff wegen rckstndiger Hilfsgelder die spanische Silberflotte an und bestand ein rhmliches Gefecht bei St. Vincent. Sie erwarb auch Kolonien an der Guineakste, wo das Fort Grofriedrichsburg angelegt wurde. Eine afrikanische Handelsgesellschaft sollte den Handel frdern. Aber die Eifersucht der Hollnder, die Anforderungen an die Steuerlast des Landes fr das unentbehrliche Landheer, der Mangel eines geeigneten Hafens, da Pillau und Emden zu weit von dem Mittelpunkte seiner Staaten ab-gelegen waren, das alles war einer krftigen Kolonialpolitik und der Ent-Wicklung einer starken Flotte ungnstig.
Wenn der Kurfürst sich nach dem Schwedischen Kriege zu einem Bndnis mit Frankreich entschlo, so wirkte auch das gespannte Verhltnis
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Extrahierte Personennamen: Raule
Extrahierte Ortsnamen: Warschau Kleve Ostpreuen Berlin Duisburg Schweden Deutschland Ostsee Fehrbellin Holland Pillau Emden Frankreich
Autor: Dittrich, P., Pfeifer, Wilhelm, Christoph, A.
Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
Schulformen (OPAC): Höhere Lehranstalt
Regionen (OPAC): Ostdeutschland
Inhalt Raum/Thema: Deutsche Geschichte
Geschlecht (WdK): Jungen
222 Die wichtigsten Begebenheiten der Neuzeit, insbes. der Preuisch-deutschen Geschichte.
dringt die englische Macht in den quatorialen Provinzen vor, um einen berlandweg etwa zum Viktoria Nyanza und von da nach der Kste von Britifch-Ostafrika und dem Kaplande zu schaffen.
In den letzten Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts gewann Afrika fr England erhhte Bedeutung aus militrifch-politischeu Grnden, da von Afrika aus die Verbindung zwischen dem Mutterlands und den Kolonien bedroht werden kann, Deutschland und Frankreich aber hier groe Be-sitznngen erworben haben, aus wirtschaftlichen Grnden, da der Gold-reichtnm des Sdens ungeheuer ist und diese weiten, reichen und noch fast unberhrten Gebiete dem nach Beschftigung suchenden Kapitalreich-tum Gelegenheit zu lohnenden Anlagen bieten. Diese Grnde fhrten am Ende'des 19. Jahrhunderts zur Vernichtung der Freistaaten Oranje-sreistaat und Sdafrikanische Republik im Burenkriege. Seiner alten Erfahrung in kolonialen Angelegenheiten, seinen hochentwickelten Transportmitteln zur See und dem Reichtum der privaten Unternehmer verdankt es England, da die von ihm in Besitz genommenen Kolonien verhltnismig schnell zur Blte gelangen.
Zu den genannten Wegen, die England mit seinen Kolonien ver-bindet, ist endlich noch ein vierter hinzugekommen, der der Nord-amerika. Die kanadische Pazifikbahn stellt den krzesten berlandweg zwischen der Ost- und der Westkste des Erdteils her und die Fahrt von Vanconver nach Jokohama die schnellste Verbindung zwischen der Ost-und der Westkste des Groen Ozeans.
Der Glanz der englifchen Kolonialherrschaft wurde bei den Regierungs-jubileu der Knigin Viktoria 1887 und 1897 dem englischen Volke und den von allen Seiten zusammengestrmten Fremden vor Augen gefhrt.
Die englische Industrie hat nicht auf allen Gebieten die Stelle behauptet, die sie noch vor einem Menschenalter einnahm. Sie verlangte 1887, um die deutschen Waren zu verdrngen, fr sie die Bezeichnung made in Germany. Der Anteil der englischen Flagge am Seehandel der Welt betrgt fast 50 Prozent, der deutsche etwa 10 Prozent*). Englands Handelsmarine ist etwa so groß wie die aller brigen Staaten zusammen. Die Getreideversorgung Englands ist von seiner berlegenheit
zur See abhngig.
Englands Herrschaft beruht darauf, da feine aktive Kriegsflotte nicht nur der Flotte jeder anderen Macht, fondern auch zweier oder
*) Die Welthandelsflotte der 5 wichtigsten Staaten 1910:
Registertonnen %
1. Grobritannien und Irland. . 33 Vs Tausend 47,8
2. Deutsches Reich......?V3 *^,6
3. Vereinigte Staaten.....5 7,3
4. Norwegen........3 4,5
5. Frankreich........23/4 4,1
Prozentualer Anteil am Gesamtauenhandel aller Staaten der Erde 1907: England 17,6, Deutschland 12,6, Vereinigte Staaten 10,3, Frankreich 9.
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Extrahierte Ortsnamen: Viktoria_Nyanza Britifch-Ostafrika Afrika England Afrika Deutschland Frankreich Sdafrikanische_Republik England England Nord-amerika Germany Englands Englands Englands Irland Norwegen Frankreich England Deutschland Frankreich
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Regionen (OPAC): Ostdeutschland
Inhalt Raum/Thema: Deutsche Geschichte
Geschlecht (WdK): Jungen
Die brigen Gromchte der Gegenwart.
223
mehrerer verbndeter Mchte an Zahl, Strke und Schnelligkeit der Schiffe berlegen ist und auf Gte der Geschtze sowie Ausbildung und Leistungsfhigkeit von Offizieren und Mannschaften auf allen Gebieten des Seedienstes groes Gewicht legt.
[Sda diese Seemacht gegenwrtig seit Abschlu des englisch-japanischen Bndnisses nur von einer europischen Macht oder etwa von Nordamerika bedroht werden knnte, ist die Flotte (seit 1904) so verteilt worden, da alle Linienschiffe in Europa vereinigt sind; die Nordsee, der Kanal, der stliche Atlantische Ozean und das Mittelmeer sind ihre Sammelpunkte, Portland und, sobald die Hafenbauten beendet sein werden, Dover sind die Sttzpunkte der Kanalflotte, Gibraltar der atlantischen Flotte und Malta sr die Mittelmeerflotte; dazu treten vier Kreuzergeschwader sr den West-atlantischen Ozean, die nordeuropischen Gewsser haben verhltnismig nur schwache Geschwader erhalten. Fr den Indischen und den Stillen Ozean sind drei Geschwader bestimmt, je eins ans der ostindischen, der australischen und der ostasiatischen Station. Die Verbindung zwischen den ostasiatischen und den atlantischen Geschwadern hat das Kreuzer-geschwader in Simonstown zu sichern.
Auer dieser sofort zur Bewegung bereiten Flotte liegt in den englischen Hfen eine Reserveflotte, die alle kriegsbrauchbaren Schiffe umfat.]
137. Rußland. Alexander Ii. (18551881), Sohn Nikolaus' I., hob die Leibeigenschaft der Bauern in Rußland auf, konnte aber die inneren Schden des Reiches nicht heilen; die p ans law istische Be-wegnng, welche die Vereinigung aller slawischen Völker unter russischer Fhrung anstrebt, griff um sich. Die Unzufriedenheit mit den bestehenden Verhltnissen, der polizeilichen Bevormundung und Willkr gab dem Nihilismus (Anarchismus) Nahrung. Einem von Nihilisten verbten Attentate fiel Alexander Ii. zum Opser.
Alexander Iii. (18811894) stellte den starren Despotismus wieder her und sttzte sich auf die grorussische, allem Fremden seind-liche Bewegung und die griechische Kirche. Es wurde der Versuch gemacht, die zum Reiche gehrenden nichtrussischen Völker auf gewaltsame Weise zu russisizieren.
Nikolaus Ii. behielt dies System bis zum Ausbruche der russischen Revolution (1905) bei.
uere Geschichte. Der Krieg gegen die Trkei 18771878. Rußland benutzte Wirren, die auf der Balkauhalbiufel ausgebrochen waren, um sich einzumischen. Serbien und Montenegro untersttzten einen Aufstand in der Herzegowina und in Bulgarien gegen die Trkei. Als diese siegreich war, verlangte Rußland von der Pforte die Einfhrung von Reformen und erklrte, da feine Bemhungen er-gebnislos blieben, im Bunde mit Rumnien den Krieg. Seine Heere berschritten die Donau und besetzten den wichtigen bergang der das
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Extrahierte Personennamen: Alexander_Ii Alexander Nikolaus'_I. Alexander_Ii Alexander Alexander_Iii Alexander Nikolaus
Extrahierte Ortsnamen: Nordamerika Europa Portland Dover Malta Simonstown Serbien Montenegro Bulgarien Donau
Autor: Dittrich, P., Pfeifer, Wilhelm, Christoph, A.
Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
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Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
Schulformen (OPAC): Höhere Lehranstalt
Regionen (OPAC): Ostdeutschland
Inhalt Raum/Thema: Deutsche Geschichte
Geschlecht (WdK): Jungen
210 Die wichtigsten Begebenheiten der Neuzeit, insbes. der Preuisch-deutschen Geschichte.
Flottengesetz sollen 1917 vorhanden sein: 1. eine Schlachtflotte von vier Geschwadern zu je 8 Linienschiffen, 8 groen und 24 kleinen Kreuzern, abgesehen von Flottenflaggschiffen und kleineren Fahrzeugen. 2. eme Aus-landsflotte von 3 groen und 10 kleinen Kreuzern. 3. eine Materialreferve. Auerdem werden Torpedos und Unterseebote gebaut. Die Kriegsflotte foll nicht nur die deutschen Ksten im Kriegsfalle schtzen, sondern auch jeder-zeit die Handelsflotte, die nur von der englischen bertroffen wird.
Der zur Grndung und Erhaltung der Kriegsflotte und der damit zusammenhngenden Anstalten erforderliche Aufwand wird aus der Reichs-kafse bestritten.
Die Kriegsmarine des Reiches ist eine einheitliche unter dem Oberbefehl des Kaisers. Ihre Organisation und Zusammensetzung liegt dem Kaiser ob, der die Offiziere und Beamten der Marine ernennt und fr den diese nebst den Mannschaften eidlich in Pflicht zu nehmen find.
Das Oberkommando der Marine untersteht einem vom Kaiser er-nannten kommandierenden Admiral, die Verwaltung dem Staats-sekretr des Reichsmarineamtes.
Zwischen Nord- und Ostsee ist eine vom Auslande unabhngige Verbindung durch den Kaiser-Wilhelm-Kanal geschaffen worden der von der Elbmndung bei Brunsbttel der Rendsburg nach Holtenau au der Kieler Bucht fhrt; er wurde im Jahre 1887 begonnen und 1895 erffnet. Reichskriegshfen sind bei Kiel und Wilhelmshaven.
k 128 Die Kolonien. Beim Abschlu der Reichsverfassung besa kein Bundesstaat Kolonien. Seit Begrndung einer deutschen Seemacht aber reate sich ein lebhaftes Verlangen nach einer krftigen Kolonialpolitik, dem Anfang der achtziger Jahre Rechnung getragen wurde.
Im Jahre 1884 wurden die Erwerbungen des Kaufmanns Lderitz aus Bremen nrdlich des Oranjeflnffes um die Bucht Deutsch-Sdwestafrika, unter den Schutz des Reiches gestellt und durch den deutschen Generalkonsul Nachtigal die deutsche Flagge m Togo und Kamerun gehit. Im folgenden ^?hre trat Dentsch- Os-afrika, das Dr. Peters fr die Deutsch-ostafrikamsche Gesellschaft erworben hatte, ein Teil von Neuguinea, das Katser-Wuhelmsland d Bismarckarchipel, die Salomon- und die Marschallinseln unter den Schutz des Reiches.
Die europischen Mchte, die in Afrika Besitzungen haben, regelten auf der Afrikakouferenz in Berlin ihre Interessen. Damals wurde derkong -staat, dessen Souvern König Leopold Ii. von Belgien war, anerkannt.
Das Witnland und Sansibar wurden 1890 England berlassen, das dafr Helgoland an Deutschland abtrat, 1897 der Ort Tsingtau an der Bucht vou Kiautschou von den Deutschen gepachtet und seitdem h ein Sttzpunkt der deutschen Interessen in Ostasien geschaffen.
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Extrahierte Personennamen: Lderitz Dentsch-_Os-afrika Peters Leopold_Ii Leopold
Extrahierte Ortsnamen: Ostsee Rendsburg Holtenau Kiel Wilhelmshaven Bremen Togo Kamerun Neuguinea Katser-Wuhelmsland Afrika Berlin Belgien Sansibar England Helgoland Deutschland Tsingtau Ostasien
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Franken
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
— *58 —
Medaillen, ^ Kreuze der Ehrenlegion, darunter drei an Gemeine, und sechs nachträgliche Belobungen durch den König von Bayern.
Nur fünf Tote ließen die Würzburger Lbevaulegers auf den Feldern der Schlachten — ein rühmlicher Beweis für ihre Gewandtheit im (Einzel-gefecht.
(Ehre den braven Reitern aus fränkischen Gauen!
21. Die Sachsengräber bei Miltenberg und Kleinheubach.
Kaum war das unter den gewaltigen Tritten des Kriegsfürften jener Zeit hart bedrängte Land der Sachsen nach der Schlacht bei Leipzig von der Fremdherrschaft befreit, so schloß es sich der deutschen Volkserhebung an. wie überall in Deutschland wurden auch hier Linienmilitär, Freiwillige und Landwehr organisiert zur Verfolgung des über den Rhein geflüchteten Kriegsmeisters.
Das „Banner der freiwilligen Sachsen", ein Korps von zwei Jägerbataillonen, einem Reiterregiment, einer Abteilung Schanzgräber und einer fahrenden Batterie in der Gesamtstärke von 5000 Mann, marschierte im Frühjahr durch Thüringen nach Würzburg. £ner teilte es sich. Die Reiterei ging auf Aschaffen bürg, das Jägerregiment über Wertheim und Freudenberg nach Itc iltenberg, wo es am \2. April nachmittags ankam. Die z. und 4. Schützenkompagnie des ersten Bataillons wurden nach dem Miltenberg schräg gegenüberliegenden Dorfe Großheubach kommandiert. Die 3. Kompagnie war bereits zum größten Teile übergesetzt, der Rest und ein Teil der 4. Kompagnie bestieg eine zweite Fähre. Der wasserstand des Maines war sehr hoch, der Tag für diese Jahreszeit ungewöhnlich heiß. Ls wurde ernstlich gewarnt, das Fahrzeug nicht zu überfüllen; die zurückbleiben mußten, sollten nachher abgeholt werden; auch wurde geraten, Tornister und Waffen abzulegen. — Warnung und Rat blieben jedoch erfolglos. Alle eilten der Fähre zu und überfüllten sie, alle behielten Tornister und Waffen. Die braven Schiffer stießen das überladene Fahrzeug mit Vorsicht und Kraft vom Lande ab. (Es ging schwerfällig in bedenklicher Bewegung. Da eilten noch zwei zurückgebliebene Schützen mit einem kleinen Nachen der Fähre nach, erreichten sie, wobei es dem einen gelang, durch einen Sprung auf dieselbe zu kommen. Der andere sprang zu kurz und fiel ins Wasser. Der Versuch, ihn in die Fähre zu ziehen, mißlang. Viele Leute im Fahrzeug drängten sich zur Rettung an eine Stelle, andere liefen hin und her. Dadurch ging das Gleichgewicht verloren; die Fähre schlug um und die Insassen versanken in den Wellen. Drei Schiffer und 62 Freiwillige, unter ihnen ßauptmann von pausen, ertranken im wirren, verzweifelten Kampfe mit den wogen. Unglückliche, die sich schwimmend retten wollten, wurden von anderen in die Tiefe gezogen. Wohl eilten vom Ufer zahlreiche hilfsbereite Leute
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220
Tage gemacht wurden; die eine ist die de Smit-Stiftung zur Unter-
stützung armer und hilfsbedürftiger Zeugmachermeister und Meisters-
witwen, die andere ist die Gewerbeschule und in Verbindung mit ihr
die sonntägliche Zeichen- und Webschule. Nach Heyden.
97. Den Grosse Kurfürst zur See.
1. Das stolze Spanien schuldet dem Fürsten Kriegessold:
„Doch warum denn ihm zahlen so viel, so gutes Gold?
Weit ist der Weg nach Spanien vom fernen Brandenburg,
Mit Reiterstief ein schreitet er nicht das Meer hindurch.“
2. Der aber lässet fällen die Tann am Pregelflufs,
Und Erze lässt er schmelzen im feuerglühnden Guss;
Und eh das Jahr vollendet, in langen Wimpeln wehn
Die Hohenzollernfarben, und Segel hoch sich blähn,
3. Und wandeln donnertragend das blaue Meer entlang
Die mächtigen Fregatten, in majestätschem Gang
Den Sund durch, ohne Fragen, hinaus ins Nordermeer,
Zum Ozean, sie wandeln gebieterisch daher.
4. Sie waren erst gekommen bis an das Niederland,
Da haben sie von Spanien ein Orlogsehiff erkannt,
Ein riesig hochgetürmtes: sie gingens kühn lieh an —
Bis dass auf schwanken Wogen der Preussenmut gewann.
5' Sie haben es genommen; Hispaniens Flagge fällt,
Und Preussens Aar erhoben weht stolzer durch die Welt;
Heil, Preussen, deinem Siege, dem ersten auf der Flut,
Ein guter Anfang, mache nun auch das Ende gut!
6. Mit Schrecken drang die Kunde der unerhörten That
Nach Spaniens stolzer Hauptstadt, da hielt man langen Rat,
Nicht minder der Franzose, der Engeländer auch,
Mit Staunen wohl vernahm er des Brandenburgers Brauch. 7
7. 0 Kurfürst Friedrich Wilhelm, zu Land und Meer ein Held,
Du hast den Weg gewiesen und uns das Ziel gestellt!
Die Berge haben Tannen, wir haben hohen Mut:
Auch uns gehört die grosse, wogende Meeresüut.
Gruppe (gekürzt).
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Extrahierte Personennamen: Hispaniens Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm
347
Der „Grüne" kam auf der Herberge gewöhnlich schlecht weg.
Wenn er den Deckel auf feinem Schoppenglafe nicht sogleich zumachte,
so wurde sofort ein Glas ums andere auf das feinige gestellt, und so
viel Gläser, so viel Schoppen mußte er bezahlen.
Ich kam in andere Not. Ich verstand die Leute nicht. Gleich
an einem der ersten Tage kam ein Bursche in meine Schmiede: „Gand
Morrn, du lütten Decken, slag min Perd twei nüe Achterisen op; il
dick en beten, ek heww ken Tid." Es war ein Milchfuhrmann (Melk-
buur) mit blauen Augen und Hellen Haaren, und doch sprach er nicht
deutsch? Gustav, wie wird dirs gehen? In gutem, reinem Schwäbisch
fragte ich ihn: „Was wöllat Sia?" Noch einmal dieselbe chinesische
Anrede. Zum Troste fand ich den Meister, und der übersetzte: „Guten
Morgen, du kleiner Dicker; schlag meinem Pferde zwei Hintereisen auf;
eil dich ein bißchen, ich hab keine Zeit."
Nun, alles lernt sich, auch Plattdeutsch. Bald hatte ich meine
Kameradschaft, und am Sonntage wurde mir die Zeit nicht lang. Am
meisten interessierte mich der Hafen. Wie oft sah ich zu, wenn ein
Auswandererschisf ging! Da waren auch manche Leutlein aus der
Umgebung von Böblingen, wie man das Württemberger Ländle be-
kanntlich auch heißt. Manchmal sah ich, daß ein Weiblein wieder gern
umgekehrt wäre, wie sie das viele Wasser sah. Aber die Schiffsleute
sind schlau, die Zugbrücke aufs Schiff hinüber war gerade so beschaffen
wie die Straße, und deswegen sah man nicht recht, wo das Schiff
anfing und das feste Land aufhörte. Ehe die Leute sichs versahen,
waren sie drüben auf dem Schiffe.
Das Elbwasfer hat mich gleich am ersten Sonntage für Narren
gehalten. Morgens acht Uhr gehe ich auf die Brücke und sehe das
Wasser schön den Berg hinunterlaufen dem Meere zu, wie's der Neckar
auch macht. Mittags komme ich wieder; jetzt läuft es den umgekehrten
Weg, vom Meere herauf! Entweder bin ich verrückt oder die Elbe —
anders konnte ich mir dieses Meerwunder nicht erklären, bis ein
Kamerad den Unterschied von Ebbe und Flut, von dem ich ja in
der Schule auch schon etwas gehört hatte, in meinem Kopfe wieder
auffrischte.
Meine Geschwister schrieben mir manchmal, ich sollte doch sobald
wie möglich ans Hamburg gehen, das sei die verdorbenste Stadt der
Welt. Ich konnte sie nicht begreifen. Es war doch alles so schön,
meine Kameraden anständig, wir alle so lustig! Allerdings in die
Kirche kam ich nicht mehr, und das Beten verlernte ich auch. Ich
wäre wohl ganz von meinem Gott weggekommen, wenn er mich nicht
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349
Nachher bin ich dann noch in andere Städte geraten, nach Leipzig
und nach Halberstadt und habe noch mancherlei gelernt, nicht bloß in
der Werkstatt, sondern unter guten und bösen Leuten, Schmieden und
Nicht-Schmieden.
Wie dann meine Geschwister mich heimwärts riefen, packte ich
mein Bündel mit Freuden. Ich war nicht umsonst in der Fremde ge-
wesen. Ein paar hundert Mark hatte ich mir erspart, hatte die Welt,
wo sie schön ist und wo sie bös ist, gesehen, und, was das beste, ich
hatte meinen Gott gefunden. Das ist mir die liebste Erinnerung und
bleibts. Weitbrechts Jugendblätter.
154. Das Rettungswesen zur See.
An einem Herbsttage des Jahres 1860 strandete bei Borkum ein
großes deutsches Segelschiff, wobei die ganze, zehn Mann starke Be-
satzung in den Wellen umkam. Wohl sahen die Insulaner die Not-
flagge des unglücklichen Fahrzeugs, aber es war ihnen unmöglich, mit
einem gewöhnlichen Boote die Gestrandeteir zu retten. Damit in ähn-
lichen Fällen bessere Hilfe bei der Hand sei, traten im folgenden Jahre
edle Männer in der Stadt Emden zusammen und gründeten fiir die
Seeleute den ostfriesischen Rettungsverein. In rascher Folge entstanden
alsdann auch zu Hamburg, Bremen, Kiel, Rostock und Danzig derartige
Gesellschaften. Im Frühjahr 1865 fand auf Einladung des Bremer
Vereins eine allgemeine Versammlung zu Kiel statt, auf welcher die
Vereinigung aller kleinen Gesellschaften zu einer großen beschlossen
wurde. Diese führt den Namen „Deutsche Gesellschaft zur Rettung
Schiffbrüchiger" und ist unter dem Schutze Seiner Majestät des
deutschen Kaisers herrlich erblüht.
Von der Gesellschaft sind an allen bedrohten Punkten der deutschen
Küste, von der russischen bis zur holländischen Grenze, Rettungsplätze
errichtet. Beschwerlich und gefährlich ist der Dienst jener braven Männer,
die ihr Leben in die Schanze werfen, um Schiffbrüchige dein Tode in
den Meeresfluten zu entreißen.
Im Wirtshaus am Strande sitzen in warmer Stube bei dampfen-
dem Grog und Kartenspiel die Männer, die vor dem schweren Sturme
mit ihren Booten noch Schutz im sichern Hafen finden konnten. Draußen
aber rast der Schneesturm über das Meer und jagt die schaumgekrönten
Wogen haushoch den Deich hinauf. Da drängt sich ein Mann durch
die geöffnete Thür herein, der ein Stück Papier in der Hand
hält. Es ist der Vormann des Rettungsbootes, er bringt eine
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Depesche vom Leuchtturm: Draußen auf den Klippen ist ein
Schiff gestrandet, Frauen und Kinder sind mit an Bord! Sofort
erheben sich die wetterfesten Gestalten und eilen über den Deich dem
Hause des Rettungsbootes zu, so schnell die schweren Stiefel und der
heftige Sturm es gestatten. Der Weg bis zum Bootshaus ist nicht
weit. Die großen Flügelthore an den Giebelseiten sind schon geöffnet.
Das weiß und blau gestrichene Rettungsboot liegt, an starken Tauen
befestigt, auf einer bis ins Wasser reichenden hölzernen Rutschbahn,
so daß es bei jedem Wasserstande leicht in die See gebracht werden
kann. An den Wanden des Häuschens hängen das Ölzeug und die
Korkwesten für die Bedienungsmannschaften.
Ohne zu sprechen ziehen die hereingetretenen Männer das Ölzeug
über ihre Kleider, stülpen den Südwester auf den Kopf und binden
ihn unter dem Kinn fest; dann noch die Korkweste um den Leib, und
jeder nimmt seinen Platz im Boote ein.
Langsam erst gleitet das Boot auf der schrägen Rutschbahn dem
Wasser zu, dann geht es schneller und schneller, und zuletzt saust das
stattliche Boot mit großer Schnelligkeit hinunter in die tosende Brandung.
Hochauf schäumen die Wogen und spritzen ihren Gischt den Männern
ins Gesicht. „Riemen aus!" kommandiert der Vormann, und die
langen Ruderstangen tauchen ins Wasser. Trotz des hohen Wellen-
ganges fliegt das Rettungsboot wie eine Möve dahin. Bisweilen wird
es auch von einem kleinen Schleppdampfer ins Schlepptau genommen,
damit es schnell nach der weit entfernten Unglücksstelle gelangen kann;
denn bei solch einem Rettungswerk handelt es sich oft um Minuten.
Hochauf wie eine Feder wird das Boot von der rasenden See
gehoben, um gleich darauf wieder in einem Abgrund zu verschwinden.
Aber die Mannschaft versteht ihr Handwerk. Gleichmäßig tauchen die
langen, schweren Riemen ins Wasser, und mit starker Hand führt der
Vormann das Steuer. Mit scharfem Blick beobachtet er die heran-
rollenden Wellen und steuert ihnen geschickt das Boot entgegen. Jetzt
brüllt eine furchtbare Welle heran und geht über die Mannschaft hin-
weg, das Rettungsboot ganz unter sich begrabend. Aber nein! Dort
taucht es aus den Fluten auf, als wäre nichts geschehen. Die Männer
sitzen wie vorher aus den Bänken, und schon arbeiten die Ruder wieder.
Wie ist das möglich? — Das Boot hat 2 luftdicht gegen einander
abgeschlossene Boden und vorn und hinten Luftkästen. Dadurch ist
ihm eine große Schwimmkraft verliehen. Rings um das Boot läuft
außen eine mit Kork gefüllte Walze die das Anprallen an einen harten
Gegenstand abschwächt. Damit es nicht umstürzen kann, hat es einen
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schweren Bleikiel. Außerdem sind zwischen den Fußstemmleisten selbst-
thätige Entleerungsventile angebracht, die sich nach außen öffnen.
Schlägt nun eine Welle in das Boot, so kann sie wohl durch ihre
Kraft dasselbe für einen Augenblick unter Wasser drücken; bald aber
hebt es sich wieder, und die Ventile lassen das im Boote zurückgebliebene
Wasser ausströmen.
Bis auf die Haut sind die wackeren Männer durchnäßt, denn
gegen eine solche See schützt auch das beste Ölzeug nicht; doch sie
spüren die Nüsse und Kälte nicht, das Rudern gegen Sturm und
Wellen macht warm. Langsam kommen sie doch vorwärts, schon sind
sie in die Nähe des gestrandeten Schiffes gekommen, aber an dasselbe
anzulegen ist unmöglich, rettungslos müßte das Boot an dem Wrack
zerschellen. Ist das Boot auf Wurfleinenweite an das Wrack heran,
so saust sein Anker in die Tiefe, und vom Schiffe aus schleudert der
Schiffer die Wurfleine, an der er ein langes, kräftiges Tau angeknüpft
hat, dem Rettungsboote zu. Starke Hände ziehen die Leine und dann
auch ein Ende des Taues in das Boot herein, bis der Schiffer ein
Zeichen zum Anhalten giebt. Er selbst hat das andere Ende des Taues
am Mast befestigt, und die Verbindung zwischen Wrack und Rettungs-
boot ist hergestellt. — Es war auch die höchste Zeit! Denn die Wellen
stürzen bereits über das Wrack und drohen in der nächsten Sekunde
die Schiffbrüchigen in die Tiefe zu reißen. Schnell schlingt nun der
Schiffer von den Seinen eins nach dem andern mit einer Schleife um
die Brust an das dicke Tau an, und der Angeseilte stürzt sich in die
brüllende See. Augenblicklich ziehen die Männer im Rettungsboote
das Tau ein, während der Schiffer es auf seiner Seite nachgleiten läßt,
und bald ist der Gerettete — wenn auch völlig durchnäßt — im Boote.
Zuletzt vertraut sich der Schiffer selbst dem Seile an und wird eben-
falls glücklich ins Rettungsboot gezogen. Gerettet! Gleich darauf
schlügt eine gewaltige Welle das Wrack auseinander.
Die Geretteten werden nun entweder an Bord des draußen
harrenden Schleppdampfers gebracht, wo für ihr Unterkommen bestens
gesorgt wird, oder das Rettungsboot trägt sie sicher dem Strande zu.
Nach Hering und dem „Daheim".
155. Abschied.
1. Nun ade, du mein lieb Heimatland,
Lieb Heimatland, ade!
Es geht jetzt fort zum fremden Strand,
Lieb Heimatland, ade!
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