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Morgens um 4 Uhr in Mainz ein Dampfschiff besteigt,
ist des Nachmittags um 5 Uhr in Köln, und hat binnen
dieser Zeit zu Waffereinen Weg von 54st. zurückgelegt.
Zu Land betragt die Entfernung von Mainz nach Köln
36 Stunden. Mit majestätischer Gewalt durchziehen die
Dampfschiffe in tiefen Furchen den Rheinstrom, und be-
reiten dem Reisenden, welcher für Naturschönheiten Sinn
hat, die mannigfaltigsten und süßesten Genüsse. Dagegen
setzt der Rhein die Bewohner seiner Ufer nicht gar sel-
ten in Angst und Schrecken, wenn er mit Deichbrüchen
und Ueberschwemmungen droht. Dieselben sind rheinab-
warts häufiger, als rheinaufwärts, hier aber, wenn sie
eintreten, wegen der geringern Breite des Rheinthales
gefährlicher und verderblicher. Am verheerendsten wir-
ken die Eissiuten, wenn die Eismassen sich an irgend
einer Stelle festsetzen, daselbst einen Damm bilden, an
welchem sich das Wasser stauet, und es dadurch veran-
laßt, weiter aufwärts andere Wege zu suchen. Dieses
ist in der Regel dann der Fall, wenn das Eis an Hä-
hern Stellen sich früher löset, als an tieferen. Wird
dagegen das Eis ruhig abgetrieben, so gewährt ein sol-
cher Eisgang den Rheinbewohnern einen sehr interessanten
Anblick.
Sehr wichtig ist der Rhein in militärischer Hinsicht.
Schon zu den Zeiten der alten Römer stritten die Ger-
manen mit den Römern um den Besitz des Rheinstromes,
und in den Kriegen zwischen Deutschland und Frank-
reich war der Uebergang eines Heeres über den Rhein
und die Besetzung seiner Ufer von der größten Bedeu-
tung. Preußen legt darum auf die Vertheidigung des
Rheins einen sehr hohen Werth. Deßwegen sind die 3
bedeutenden Festungen Ehrenbreitstein, Köln und Wesel
an dem Rhein erbaut worden. Bei diesen Städten fin-
den sich nicht feststehende, sondern auf Schiffen ruhende
Brücken (Schiffbrücken), welche leicht weggenommen wer-
den können, was auch bei einem Eisgange nothwendig
ist. An andern Stellen setzt man mit Nachen, sogenann-
ten Ponten (Pontons) und auf fliegenden Brücken über
den Rhein, welche letztere an Ankern befestigt sind.
Zusatz. Sehr zahlreich sind die Reste alter Burgen aus dem
Mittelalter, die Ruinen von Bergschlössern, welche die Ufer
des Nheingaucs und des Mittelrheins überhaupt zieren. Bon
ihnen gehen im Munde des Volkes Sagen mancherlei Art
um, welche redselige Schiffer bei einzelnen stillen Fahrten
dem Reisenden erzählen. Ich glaube meinen ältern und
jüngern Lesern gefällig zu sein, wenn ich einige dieser Sa-
6 *
TM Hauptwörter (50): [T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
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183
2. Die Jungfrau auf dem Lurley (-Felsen).
In asten Zeiten ließ sich manchmal auf dem Lurley
um die Abenddämmerung 'und beim Mondschein ein«
Jungfrau sehen, die mit so unmuthiger Stimme sang,
daß alle, die es hörten, davon bezaubert wurden. Viele,
die vorüber schifften, gingen am Felsenriff oder im Stru-
del zu Grunde, weil sie nicht mehr auf den Lauf des
Fahrzeugs achteten, sondern von den himmlischen Tönen
der wunderbaren Jungfrau gleichsam vom Leben abge-
löst wurden, wie das zarte Leben der Blume sich im sü-
ßen Duft verhaucht. Niemand hatte noch die Jungfrau
in der Nähe geschaut, als einige junge Fischer; zu diesen
gesellte sie sich bisweilen im letzten Abendroth, und zeigte
lhncn die Stellen, wo sie ihr Netz auswerfen sollten; und
jedesmal, wenn sie den 'Rath der Jungfrau befolgten,
thaten sie einen reichlichen Fang. Die Jünglinge erzähl-
ten nun, wo sie hinkamen, voiffder Huld und Schönheit
der Unbekannten, und die Geschichte verbreitete sich im
ganzen Lande umher. Ein Sohn des Pfalzgrafen, der
damals in der Gegend sein Hoflager hatte, hörte die
wundervolle Mähr, und sein 'Herz entbrannte in Liebe
zu der Jungfrau. Unter dem Vorwand, auf die Jagd
zu gehen, nahm er den Weg nach Wesel, setzte sich dort
auf einen Nachen, und ließ sich stromabwärts fahren.
Die Sonne war eben untergegangen, und' die ersten
Sterne traten am Himmel hervor, als sich das Fahr-
zeug dem Lurley näherte. Seht ihr sie dort, die ver-
wünschte Zauberin; denn das ist sie gewiß, riefen die
Schiffer. Der Jüngling hatte sie aber bereits erblickt,
wie sie, am Abhang des Felsenbergs, nicht weit vom
Strome saß, und euren Kranz für ihre goldnen Locken
band. Jetzt vernahm er auch den Klang ihrer Stimme,
und war bald seiner Sinne nicht mehr mächtig. Er
nöthigte die Schiffer, am Fels anzufahren, und, noch
einige Schritte davon, wollt' er an's Land springen, und
die Jungfrau festhalten; aber er nahm den Sprung zu
kurz, und versank in dem Strom, dessen schäumende Wo-
gen schauerlich über ihm zusammen schlugen..
Die Nachricht von diesem traurigen Begebuiß kam
schnell zu den Ohren des Pfalzgrafen. Schmerz und
Wuth zerrissen die Seele des armen Vaters, der auf der
Stelle den strengsten Befehl ertheilte, ihm die Unhotdin
todt oder lebendig zu liefern. Einer seiner Hauptleute
übernahm es, de« Wille« des Pfalzgrafen zu vollziehen;
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
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188 —
6. Dee Gräfin von Kieve.
Auf dem Söller ihrer einsamen Burg saß Beatrir,
die junge, schöne Gräfin von Kleve, und schaute traurig
den Rhein hinauf. Sie hatte keine Aeltern mehr, denn
ihr Vater war längst nach Palästina gezogen und nicht
mehr zurückgekehrt, und der Tod hatte chr nun auch
kürzlich die Mutter entrissen, und mit dieser war alle
Lust ihres Lebens zu Grabe getragen worden. Es war
ein stiller Sommerabend, und'so weit das Auge reichte,
sah man kein Fahrzeug auf dem Strom und keinen Wan-
drer an seinen Ufern. Die junge Gräfin kam sich vor,
als wäre sie allein in der Welt, und ihr gepreßtes Herz
floß in Thränen über. Jetzt zeigte sich in der Ferne ein
Schiff, das mit vollen Segeln daher flog. Das Scbiff
kam bald näher, und endlich so nah, daß Beatrir Alles
darauf recht deutlich unterscheiden konnte. Oben auf der
Scgelstauge schimmerte ein goldener Schwan, und tief
unten hieng ein Schild mit demselben Zeichen. Auf dem
Verdeck stand ein junger Ritter von stattlichem Ansehen,
der, fast unbeweglich, nach der Gräsin hinüber sah. Das
Fahrzeug wendete jetzt plötzlich nach dem Ufer, wo die
Burg stand. — Beatrir empfand darob ein unerklärli-
ches Bangen, und entfernte sich vom Söller, als die Rei-
fenden ans Land stiegen. Sie ging nachdenkend im Ge-
mach auf und ab; da meldete man den fremden Ritter,
der eben angelangt war. Beatrir empfing ihn mit Herz-
klopfen — sie hatte nie eine so edle, einnehmende Jüng-
lingsgestalt gesehen, und in ihr unbewachtes Herz fiel
der erste Funke der Liebe. Der Fremde sagte seinen Na-
men und seinen Auftrag. Er hieß Erlin von der Schwa-
uenburg, kam aus Antiochien, und brachte der Gräfin
Kunde von ihrem Vater, der noch am Leben war, aber
sich, durch ein Gelübde, auf Lebenslang, zum Dienste
der Christen in Palästina verbunden hatte. Beatrir wur-
de bei der Nachricht von Schmerz und Freude bewegt;
doch behielt jener die Oberhand, denn es grämte sie sehr,
daß sie ihren Vater nicht mehr sehen sollte.
Erlin blieb drei Tage bei der Gräfin, und mußte ihr
die ganze Zeit über von ihrem Vater erzählen. Am
Abend des dritten Tags überreichte er ihr ein Brieflein
mit den Worten: Les't, schöne Beatrir, und sagt mir
dann, ob ich morgen reisen oder noch länger bleiben soll!
Das Brieflein war von ihrem Vater und erhielt die we-
nigen Worte:
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr]]
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Extrahierte Ortsnamen: Kleve Rhein Palästina Burg Palästina
45
Scheunen gedroschen. Um 7 oder 8 Uhr gehen sie heim
zum Frühstücke, welches in Suppe aus Weizen- oder
Buchwcizenmehl besteht. Nach einer Stunde wird die
Arbeit fortgesetzt bis um 11 oder 12 Uhr. Dann wird
zu Mittag gegessen. Aufden meisten Bauerngütern herrscht
noch die löbliche alte Sitte, daß der Eigenrhümer mit
Frau und Kindern gemeinschaftlich mit Knechten und
Mägden an einem Tische dieselbe Speise Ln langsamen,
abgemessenen Zügen verzehrt. Alle arbeiten sich in eine
Schüssel hinein in einerlei Tempo, und alle hören zugleich
auf! Von 2 Uhr an wird die Feld- oder Hausarbeit bis
6 oder 7 Uhr fortgesetzt. Sobald die Nachtkost verzehrt
ist, geht der Landmann zu Bette, oder schläft auf Bänken
und Stühlen. Während der Ernte ist die Kost viel reich-
licher. Des Morgens wird dann schon mit Pfannenkuchen
und Speck aufgewartet, und an Bier und Branntewein
darf es den ganzen Tag nicht fehlen. Nach gehaltener
Ernte oder an den Kirmeßtagen, die jeder Bauer hält,
werden Knechte und Mägde mit Backwerk und Brannte-,
wein traktirt. Die Freunde und Nachbarn finden sich zum
Schmause ein. Gewöhnlich dauert diese Festzeit 3 Tage.
Alles aber in abgemessenem Gange. —
Mit dem phlegmatischen Temperamente des Körpers
ist eng verbunden
2. ein augenfälliger Mangelan Aufgeregtheit des Geistes.
Diese ist die eigentliche Quelle jener Eigenschaft. Am
untrüglichsten stellt sich diese geistige Stumpfheit des
Volks in den Schulen dar. Hier hat man die noch un-
gebildete Jugend vor sich. Die Schulkinder des bergi-
schen Landes bilden fast einen wahren Gegensatz mit
denen der clevischen Niederungen und des Flachlandes.
Dort in den Bergen haben die Lehrer es mit einer leben-
digen, aufgeregten, thatkräftigen und unruhigen Jugend
zu thun; hier kämpft der Lehrer sein Leben lang "mit
Stumpfsinn, Maulfaulheit und geistiger Trägheit. Dort
muß man zurückhalten und dämpfen, hier beständig an-
spornen und anregen. Und doch besiegt man hier nur
schwach den eingefleischten Fehler.
Die Trägheit unseres Kreises zeigt sich am unzwei-
deutigsten an dem Mangel körperlicher Rührigkeit, ener-
gischer, kraftbildender Spiele der heranwachsenden männ-
lichen Jugend. Geht man nach Thüringen, Schwaben
oder andern Gegenden Deutschlands, so findet man am
freien Nachmittage die Knaben und Jünglinge im Freien
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T33: [Kind Vater Mutter Frau Mann Jahr Sohn Gott Haus Eltern]]
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und der Rhein fließt nun in den gewöhnlichen Zeiten
ruhig und still den Niederlanden zu.
Die Breite des Rheins ist sehr verschieden; zwischen
den Bergen und Felsen ist ste gewöhnlich viel kleiner als
in weiten Ebenen, wo die Ufer flach sind. Bei Schaf-
hausen, wo der berühmte Rheinfall zu sehen ist, beträgt
die Breite etwa 350 Fuß, bei Basel 750, bei Strasburg
1000 , bei Mainz 1300, in den obern Gegenden des
Rheingaucs an einigen Stellen 1800, zwischen Bingen
-und Coblenz ist die mittlere Breite 1100 Fuß, bei Köln
1300, bei Düsseldorf 1200, bei Wesel 1600, und weiter
abwärts gegen 1800 Fuß. Begreiflicher Weise ist auch
die Tiefe des Rheins an verschiedenen Stellen sehr ver-
schieden. Im Allgemeinen ist das rechte Rheinufer an
den meisten Stellen niedriger, als das linke, weßhalb
die Leinpfade sich meist an dem linken Ufer hinziehen,
weil hier das sogenannte Fahrwasser fließt.
Die Tiefe des Rheins beträgt 1 bis gegen 30 Fuß.
Am tiefsten ist er begreiflich da, wo sein Bett am eng-
sten ist. Hier fließt er nothwendig schneller, als an
breiteren Stellen, und daher gräbt er sich auch da ein
tieferes Bett. An vielen Orten ändert sich oft die Tiefe
in kurzer Zeit. Ueberschwemmnngen reißen hier Sand-
massen mit und setzen sie an anderen Stellen an; deß-
halb muß die Fahrt mit schwer beladenen Schiffen und
großen Holzflößen mit Vorsicht gemacht werden.
Außerordentlich bedeutend und wichtig ist die Schiff-
fahrt auf dem Rhein, sowohl um Waaren, als auch um
Personen mit Wagen und Pferden auf- und abwärts
zu transportiren. Man sieht auf einer Rheinfahrt grö-
ßere und kleinere Schiffe, von dem kleinsten Nachen,
Flieger genannt, bis zu großen Schiffen, welche auf dem
Verdecke mit Zimmern und Cafüten versehen sind, und
8-10,000 Ccntner laden können. Diese größten Rhein-
schiffe gehen in der Regel von Holland aus nur bis
Köln. Besonders lebhaft ist die Rheinschifffahrt zwischen
Mainz und Köln auf dem Mittelrheine, theils wegen der
Menge dort liegender Städte und Dörfer, theils wegen
der mit Recht berühmten Schönheit der Rheinufer. Täg-
lich fährt des Morgens 6 Uhr eine Jacht, die sogenannte
Wasscrdiligence, von Mainz ab, kommt am ersten Abend
in Koblenz, am zweiten in Köln an. Dieselbe dient
vorzüglich zum Transporte von Reisenden. Seitdem der
Rhein mit Dampfschiffen befahren wird, hat die Liebe, zu
Wasser zu reisen, außerordentlich zugenommen. Wer des
TM Hauptwörter (50): [T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
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127
Grafen Montal, nicht minder. Es ist jetzt halb sechs,
sagte er, indem er auf die Uhr sah; um halb sieben wird
angesteckt. Benutzet diese Zeit zum Ausräumen; ich habe
meinen Soldaten befohlen, sich ruhig zu verhalten; eure
Bürger, die das freilich nicht wissen sollen, können also
ihre besten Habseligkeiten flüchten. Es erhob sich ein furcht-
bares Angstgeschrei in der Stadt. „Ich setze noch eine
halbe Stunde zu," sagte der Oberst, „dann keine Gnade
mehr. Eilet!"
Da wurden die noch schlafenden Kindlekn zuerst aus den
Betten gerissen, hinaus in's Freie gebracht, Greise und
Kranken fortgeschleppt und fortgetragen. Ueber aller Angst
geschah nicht das Rechte; von Manchem gar nichts. Sehr
vieles Tragbare, was noch hatte gerettet werden können,
wurde in der Angst und Verwirrung zurückgelassen.
Die Zeit war verflossen. Die Stadt loderte auf. Schon
um neun Uhr zog der Oberst auf seinem Berheerungszuge
weiter, und die Bürger löschten, retteten, was noch zu ret-
ten war.
Die Hundsrücker nennen diesen Tag (es war dersieben-
zehnte September 1680) den Hundsrückischen Jammer- und
Zerstörungstag; denn auch andere benachbarte Städte wur-
den an diesem Tage ohne Ursache verbrannt.
3.. Die merkwürdigsten Oerter des Regierungsbe-
zirks Aachen.
Malmedy, mit 4000 Einw., nahe an der französi-
schen Gränze, hat sehr bedeutende Leder-, Tuch, und an-
dere Fabriken.
Montsoie, mit 3000 Einw., gleichfalls eine bedeu-
tende Handelsstadt.
Eupen, mit 9500 Einw., hat große Tuchfabriken.
Aachen, mit 2700 Hausern und 36000 Einw., liegt
in einem großen Thäte zwischen Hügeln und Bergen, ist
der Sitz einer Regierung, eines Landgerichts, eines Han-
delsgerichts, hat ein katholisches Gymnasium und viele
wohlthätige Anstalten. Die Stadt ist sehr alt, doch die
Straßen sind meist breit, und viele derselben sehr schön.
Zu den sehenswerthesten Gebäuden gehört 1) das Rath-
haus, welches im 14. Jahrhundert aus Quadersteinen
gebaut worden ist; — 2) die große Kathedralkirche
oder das Münster, von Karl dem Großen 796 erbaut.
Die eigentliche Kirche besteht aus einem Achteck, in dessen
Mitte das Grab Karl's des Großen ist, welcher 814
hier starb, mit der Inschrift: Carolo magno. In dieser
Kirche bewahrt man auch heilige Reliquien, welche alle
7 Jahre öffentlich ausgestellt werden, zu welcher viele
katholische Christenfeier nach Aachen wallfahrten. Diese
Heiligthümer sind: I) ein weißes, baumwollenes Kleid
der Mutter Gottes; 2) die Windeln, in welchen das
TM Hauptwörter (50): [T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner]]
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TM Hauptwörter (200): [T66: [Stadt Kreis Einw. Berlin Einwohner Schloß Regierungsbezirk Sitz Provinz Düsseldorf], T143: [Stadt Kind Tag Haus Straße Mann Mensch Weiber Nacht Soldat], T72: [Kloster Kirche Jahr Bischof Kaiser Karl Otto Dom Grab Leiche], T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute], T0: [Kirche Haus Gebäude Stadt Straße Säule Platz Fenster Seite Palast]]
Extrahierte Personennamen: Karl_dem_Großen Karl Carolo