: Beschieung von Libau (Kurland) und der Kste von Algier. Erstes Seetreffen bei Helgoland. Angriffe | der deutschen Flotte auf die englische Kste, Sieg an der Doggerbank. Das deutsche Auslandskreuzer-Geschwader, bei Coronet (Chile) siegreich, wird bei den Falklands-Jnseln vernichtet.
Kmpfe in den Kolonien: Tsingtau erliegt nach Helden-haster Verteidigung den Japanern, (7. November).
1915 Schlachten bei Soissons, in der Champagne, an der Lorettohhe und in den Argonnen. Der groe An-griff der Franzosen (General Joffre) und Englnder bei Ipern, Arras und in der Champagne scheitert
(September-Oktober).
I _
Winterschlacht in Masuren (7. bis 15. Febr.). Die Russen erobern Przemysl.
| Durchbruchsschlacht in Westgalizien (Gorlice 2. Mai); Rckeroberung Galiziens. Vorrcken der Dentscheu und sterreicher in Polen; Eroberung der groen westrussischen Festungen (Warschau, Kowuo, Modlin it. ct.).
Sieg der Trken an den Dardanellen (18. Mrz); Rck-zug der Englnder von Gallipoli.
Abfall Italiens vom Dreibund und Eintritt in den Krieg (23. Mai); Kmpfe in Sdtirol und am Jsonzo.
Eintritt Bulgariens in den Weltkrieg (Mitte Oktober). Vernichtung Serbiens und Montenegros (von Mackensen): Belgrad und Risch erobert, Schlacht auf dem Amselfelde.
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— 17 —
Wir achten weiter auf die bei Hochwasser trübe, gelbe und
braune Färbung der Bäche, und die Schüler werden veranlaßt, sich
nach starkem oder längerem Regen einmal ein Gefäß voll schmutzigen
Flußwassers hinzustellen und nach einiger Zeit den Bodensatz anzu-
sehen, vielleicht auch zu wiegen und zu messen.
Größere Schüler könnten unter Anleitung des Lehrers durch
eigene Messungen und Berechnungen ermitteln, wieviel Wasser täg-
lich, monatlich, jährlich in Werre und Aa durch Herford fließt,*) wieviel
Schwemmstoffe mitgeführt werden, wie hoch hier die Regenhöhe**) in
einem Jahre ist, wieviel Erdreich usw. auf unfern Feldern, etwa auf
1 qkm oder im ganzen Kreise Herford, abgeschwemmt wird: alles
Aufgaben, die eigene sorgsältige Beobachtung, selbständiges Denken
und gewissenhafte Arbeit verlangten.
So kommen wir nach und nach durch zahlreiche Beobachtungen
und Vergleiche dahin, in dem Fluß einen außerordentlich erfolgreichen
Sandfabrikanten, einen fleißigen Lumpensammler, der auf die Dauer
nichts von dem, was ihm erreichbar ist, liegen laffen kann, und einen
» billigen Lieferanten zu sehen. Auch mit einem Riesen-Fuhrgeschäft
könnte man ihn vergleichen. Unaufhörlich, tagaus, tagein, ist er an
der Arbeit, erstaunlich große Massen von Erde, Steinen, Sand und
Schlamm loszureißen, fortzufpülen, weiterzuschleppen und nach dem
Meere zu verfrachten.
Wir kommen an einem mit 2 Pferden bespannten Sandwagen
vorüber und fragen im Vorbeigehen den Knecht, wieviel Sand er da
fährt. Es sind meist l1/2 cbm.
Im Weitergehen rechnen wir sofort einige dazu paffende Auf-
gaben, z. B. daß man, um 30 cbm Sand auf einmal zu fahren,
20 solcher Wagen und 40 solcher Pferde brauchte.
*) Herrn Dipl.-Jng. Ulrici verdanke ich weiter folgende Angaben:
Durchfluß 1. in der Werre an der Milcherbrücke im Jahresmittel 8 cbm/sec.
2. „ „ Aa bei Spilker „ „ 3,6 „ „
3. „ „ Werre an der Hansabrücke „ „ rund 12 „ „
**) Herr Rektor Wulff als Leiter der hiesigen Wetterwarte („Königl.
Meteorologischen Station") ermittelte als das 15 jährige Jahresmittel der
Jahre 1895—1910 = 717,1 mm,
als das Jahresmittel für 1910 —751,1mm (regenreich!)
ii ii ii „ 1911 =485,1 mm (fehr trocken!)
ii ii ii „ 1912 = 837,0 mm (regenreich !)
Allein am 25. August 1912 betrug hier die Niederschlagsmenge 22 mm,
im August 1912 überhaupt 126 mm!
Vergl. dazu die regenreichsten Stellen der Erde: Kamerunberg mit 10 m,
Assam am Himalaja 12 m!
Nolte, Bodenständiger Unterricht. 2
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Extrahierte Personennamen: Spilker Wulff August August
— 112 —
Zur Heimatliebe zu erziehen ist meiner Ansicht nach ebenso un-
nötig und auch ebenso unmöglich wie eine Erziehung zur Mutterliebe.
Beide, die Liebe zur Mutter und die Liebe zur Heimat, sind
die natürlichsten und selbstverständlichsten Dinge von der Welt. Zu
beiden, zur leiblichen Mutter und zur heimatlichen „Mutter Erde",
steht jeder Mensch von Haus aus im innigsten Verhältnis. Zu
beiden kann er sagen: „Ich bin Fleisch von deinem Fleisch."
Wo aber einmal unnatürlicherweise diese Liebe fehlte, kann
niemand in der Schule dazu erziehen.
Zur Erziehung zur Mutterliebe aufzufordern, ist auch noch
keinem eingefallen. Jeder weiß, daß das Kind ganz von selbst seine
Mutter liebt, und daß da, wo es nicht so ist, keine Überredungskunst
und keine Macht es dazu bringen könnte.
Ebenso ist es mit der Heimatliebe.
Das Kind liebt seine Heimat, ohne daß die Schule dazu auch
nur einen Finger gerührt hätte und zu rühren brauchte; und was
unser Unterricht in der Erziehung zur Heimatliebe trotz aller Rederei
darüber tatsächlich geleistet hat, würde sich, wenn man es genau
nach- und ausrechnen^ könnte, wohl als ziemlich dürftig und kläglich
erweisen. Man frage doch nur einmal sich selbst und andere, welchen
Einfluß denn der genossene heimatkundliche Unterricht auf die eigene
Heimatliebe gehabt hat! Ich fürchte, es werden gar zu viele zu
finden sein, die da sagen, daß sie nicht wegen, sondern trotz des
Schulunterrichts ihre Heimat lieben und immer geliebt haben.
Wie konnte denn auch der bisherige Unterricht zur Heimatliebe
führen, da er sich doch um die Heimat gar nicht kümmerte, ihren
Wert und ihre Bedeutung, ihren Reichtum und ihre Schönheit ja
nicht im geringsten gezeigt hat, ja sogar, sobald er einsetzte, alle
Fäden mit der Heimat unbarmherzig zerschnitt und das Kind in eine
ihm völlig fremde und kalte Welt führte, es herausriß aus allem,
was ihm lieb und vertraut war, aus allem, in dem es mit seinen
liebsten Gedanken, mit allen seinen Wünschen und Arbeiten lebte?
Wahrlich, wenn die Heimatliebe nicht so urwüchsig, so ursprünglich
und stark wäre, wenn sie nicht immer wieder durch das tägliche
Leben der Kinder außerhalb der Schule genährt und belebt würde —
durch unsern bisherigen Schulunterricht wäre sie eher beeinträchtigt
und herabgemindert als erhöht.
Wie überall im Unterricht, so haben wir auch in der üblichen
Heimatkunde in der Klasse strenge auf äußere Ordnung, auf Stille-
sitzen und Stillesein, auf Unterdrückung aller eigenen Gedanken und
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— 114 —
Das bedeutet zunächst und wesentlich ein Abwehren aller
äußeren schädlichen Gewalten, ein Bewahren vor störenden und zer-
störenden Einflüssen, ein Keimen- und Wachsenlassen!
Persönliche, gute, herzliche Bekanntschaft, innige Vertrautheit
als Folge stetigen Verkehrs und liebevoll gepflegten Umganges —
das sind die Quellen von Freundschaft und Liebe.
Durch Spiel und Arbeit, durch die Annehmlichkeiten und durch
die Liebe, die Eltern und Freunde bereiten und spenden, dadurch,
daß die Heimat jedem Menschen die ersten, die nachhaltigsten und
die bedeutsamsten Eindrücke gibt, nicht durch unsere jetzige Schule,
wächst der Mensch mit seiner Umgebung, mit seiner Heimat
zusammen.
Diese große Heimatliebe, die jedes Kind täglich, auch schon auf
seinem ersten Schulgange, mitbringt, hat die Schule zu sehen
und als eine kostbare Mitgist zu schätzen, zu erhalten und zu
mehren!
Dann aber darf sie den Schüler nicht herausreißen aus dieser
seiner innigen Liebe, nicht herausreißen aus seinen Gedanken, die
mit allen Fasern in der nächsten Umgebung haften, sondern dann
muß sie diese Wurzeln tiefer schlagen lassen, die Gedanken weiter
spinnen, dann muß sie mit aller Sorgfalt und Liebe zu unbefangener
und freudiger Hingabe an die Dinge der Heimat und zu eingehender
Beschäftigung mit ihnen führen.
Schon diejenigen, die da glauben, durch den Unterricht zur
Heimatliebe „erziehen" zu können, müßten folgerichtig doch längst
gegen eine kurze und oberflächliche „Behandlung" der Heimat, wie
sie in unferm Unterricht üblich ist, Einspruch erhoben und Nachdruck
auf eine längere und eingehende Beschäftigung mit der Heimat gelegt
haben. Denn eine Jugenderziehung, noch dazu zu einer so wichtigen
Sache, wie es eine starke und unauslöschliche Liebe zur Heimat ist,
kann doch nicht die flüchtige Arbeit weniger Wochen sein! Ja, noch
mehr! Da man zu nichts wirklich erziehen kann, was man nicht
selbst hat oder ist, müßten jene zuerst sich selbst lange mit der
Heimat abgegeben und auf dieser Grundlage die innigste Liebe zur
Heimat erworben haben.
Wenn man von dem Grade der Bekanntschaft mit der Heimat
die Größe der Heimatliebe abhängig macht, dann sollten wir Lehrer
aus Rücksicht auf unsere Schüler, die sicher sehr schlecht wegkämen,
und auch aus Schonung unser selbst von Erziehung zur Heimatliebe
nicht allzuviel reden.
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— 18 —
Wir hören von dem Müller Schachtstek in Diebrock, — wir treffen
ihn gerade an, wie er bei seiner Mühle aus dem Arme der Aa,
der nach dem Mühlrad zu abgeleitet ist, den abgelagerten Sand aus-
wirft, um das Flußbett wieder tiefer zu machen — daß er dort
jedes Jahr etwa 50 cbm Sand abfahren muß — über 30 Fuder.
Die Schüler haben gesehen und werden angehalten, dauernd
daraus zu achten, wie oft Kolke, Teiche, Straßen- und Ackergräben
gereinigt, „ausgeschlämmt" werden müssen.
So lernen sie auf Grund vielfacher Beobachtungen in ihrer
engsten Heimat, welche gewaltige Mengen festen Erdreichs usw. aus
den Bergen und Feldern des Binnenlandes durch die zahlreichen
kleinen und großen Flüsse und Ströme abgeschwemmt, fortgespült
und in das Meer geschleppt werden.
Nun klingt es ihnen glaubhaft, wenn sie hören, daß alljährlich
allein aus dem sächsischen Elblaufe *) über 34000 cbm Sand, Kies
und Steine (rund 23000 Fuder oder was 46000 Pserde ziehen können!)
ausgebaggert werden müssen, damit die Fahrrinne tief genug bleibt;
daß die Donau **) jährlich über 35^ Millionen cbm — rund
23 Millionen Fuder für 46 000000 Pferde,
der Mississippi weit über 211 Millionen cbm — 140 Millionen
Fuder für 280000000 Pferde,
der Hoangho sogar 472 ^ Millionen cbm = 315 Millionen
Fuder für 630000000 Pferde,
Erde, Steine, Sand und Schlamm nach dem Meere bringt,
daß allein aus der schwäbischen Alb jedes Jahr 63600 cbm
Kalksteine vom Wasser ausgewaschen und abgeschwemmt
werden = 42400 Fuder für 84800 Pferde,
daß dort, wie man an zurückgebliebenen Spuren nachweisen
kann, bereits eine Erd- und Gesteinsschicht von 200 m Dicke
und 23 km Ausdehnung fortgespült worden ist.
Da sehen die Schüler allmählich ein, daß bei solch ungeahnter,
unaufhörlicher Riesenarbeit des Wassertropfens nach und nach Gebirge
und andere hoch gelegene Teile der Erdoberfläche abgetragen werden,
und daß durch diese ungeheure Einebnungsarbeit des Wassers schließlich
eine völlige Beseitigung aller Erhebungen stattfinden müßte, wenn nicht
auch andere Kräfte mit entgegengesetztem Erfolge an der Arbeit wären.
*) Vgl. Fraas, Die Naturerscheinungen der Erde. Verlag von Lutz,
Stuttgart.
**) Vgl. Volk, Geologisches Wanderbuch. Verlag von Teubner, Leipzig.
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8
Erster Teil: Landschaftsbilder.
Quirlen und Kochen. Dann ist es höchste Zeit, sich vom Bohrloch zu entfernen : denn im nächsten
Augenblicke wallt eine mächtige Wassermasse über den Rand des Bohrlochs, und gleich darauf
schießt sie wie eine Rakete haushoch empor. Eine wunderschön weiße Wasserfontäne von
30 in Höhe erhebt sich nun vor uns
in solcher Schönheit, daß wir wie
verzaubert dastehen und dem Herr-
licheu Schauspiele zusehen. Das
Wasser sprüht und zischt, und weiße
Schaumflocken umflattern die
Wassersäule. Nach einigen Minn-
ten läßt der Druck der Gase nach,
die Wassersäule siukt zusammen,
noch einigemal schießt sie etwas
höher empor, dann hat der Kampf
ausgetobt. Gurgelnd verschwindet
der Wasserstrahl wieder in dem
Bohrloch, um nach vier Stunden,
wenn die Kohlensäure wieder eine
genügende Druckkraft erreicht hat,
von neuem emporzuschießeu. Das
ist der berühmte Sprudel von
Namedy.
Bei Andernach schließen
sich die Berge voll neuem
zusammen. Wieder ver-
schwindet dort der Rhein-
st r o m in einer engen
Felsenspalte wie bei
Bingen. Bis Bonn bleibt
er von den Bergen um-
schlössen. Auch auf dieser
zweiten Strecke ist das
Rheintal reich an land-
schöstlichen Schönheiten.
Auf den Bergen rankt eben-
falls die Rebe, und alte Burgen und prächtige Schlösser grüßen von den
Höhen. Da das Tal meist nicht so eng ist wie zwischen Bingen und Koblenz,
können neben dem Weinbau fast überall auch Obst-, Garten- und etwas
Ackerbau betrieben werden. Selbst Fabriken wurden hier und da an-
gelegt; denn Rheinschiffahrt und Eisenbahn bieten ihnen Vorteile dar. Es
können also mehr Menschen im Tale leben und sich ernähren. Größere
Orte sind infolgedessen zahlreicher als zwischen Bingen und Koblenz.
Außer Neuwied (rechts) und Andernach (links) seien Linz (r.), Remagen
(l.), Honnef (r.), Königswinter (r.) und Godesberg (l.) genannt. Mit
vielen schönen Villen sind die meisten Rheinorte geschmückt, und prächtige
Gärten erfreuen unser Auge.
Gleich der Rheinfahrt von Bingen bis Koblenz läßt uns auch die Fahrt auf den: Rhein
von Koblenz bis Bonn viel Schönes und Merkwürdiges schauen. Am Deutschen Eck und
Der Namedy-Sprudel auf einer Rheininsel
bei Andernach.
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4. Das Rheintal von Koblenz bis Bonn.
9
an der Mündung der Mosel gleitet das Schiff vorüber, und prächtig ist der Blick auf das groß»
artige Denkmal Kaiser Wilhelms I. und gegenüber auf die Festung Ehrenbreitstein.
An bewaldeten Rheininseln und freundlichen Ortschaften geht die Fahrt vorüber. Die qualmen-
den Hochöfen von Engers werden sichtbar, bald fahren wir an der dortigen Kriegsschule vor-
über,"und in Neuwied, das bald erreicht ist, fesselt das Schloß der Grafen von Wied unser
Auge. Bisher umgab flaches Land mit zahlreichen Bimssandziegeleien den Strom. Nun
tauchen die Bergeshöhen wieder vor uns auf, und nicht lange dauert's, da wird am linken
Ufer die hohe Gestalt des schönen alten Turmes von Andernach sichtbar. Er weiß von einer
langen Geschichte zu erzählen. In seiner Nähe steht am Rheinufer auch noch der alte Krahnen,
der jahrhundertelang zum Aufladen der Niedermendiger Mühlsteine benutzt wurde, jetzt aber
durch einen neuen ersetzt worden ist. Auch die prächtige Pfarrkirche und das Rheintor
sind berühmte alte Bauwerke der alten Römerstadt Andernach. Der auf der linken Rheinseite
hinter Andernach aufsteigende Berg ist der Krahnenberg. Auf der andern Seite des Rheines
ragt steil ein Berg auf, der ehemals die Burg Hammerstein trug. Jetzt ist kaum noch eine
Spur von der stolzen Burg vorhanden, in der sich einst eine Zeitlang der deutsche Kaiser Hein-
rich Iv. aufhielt, als er vor seinem Sohne fliehen mußte. Auf der weiteren Fahrt zwischen
den rebeu- oder waldgeschmückten Bergen sällt unser Blick auf eine steile, breite Bergkuppe,
die trotzig am rechten Ufer aufragt. Es ist die Erpeler Lei, eine Basaltkuppe. Gegen-
über der Stadt Linz umsährt das Schiff eine schöne Ebene, die das Flüßchen Ahr abgelagert
hat. Wir erreichen bald seine Mündung. So unscheinbar das Flüßchen ist, nach starken
Regengüssen wird es ein reißender Fluß. Das Land an der Ahrmündung ist sehr fruchtbar; die
„Goldene Meile" wird es seit alter Zeit genannt. Über die Goldene Meile blicken wir hinein
in das Ahrtal. Von Bergen ist es umrahmt. Ein stattlicher Berg ragt höher als die andern
Ahrberge hervor. Ein deutscher Kaiser, der in alter Zeit diese Landschaft sah, sagte von ihm:
„Das ist fürwahr des Landes Krone!" Seitdem führt der Berg den schönen Namen „Lands-
kröne". Unterhalb der Ahrmündung erscheint links das Städtchen Remagen mit der
zierlichen, reichgeschmückten Apollinariskirche. Ein prächtiges Bild! Rechts aber fahren
wir jetzt unmittelbar an der Erpeler Lei vorbei und können die schönen Basaltsäulen
bewundern, die aus der Rheinseite des Berges durch den Betrieb eines Steinbruches freigelegt
worden sind. Dann neues Schauen und Stauueu! Die schönen Kuppen des Sieben-
gebirg es tauchen in der Ferne auf. Immer schöner und herrlicher entfaltet sich die Land-
schaft. Links grüßt von der Höhe der Rolandsbogen, rechts ragt die Löwenburg, der
zweithöchste Gipfel des Siebengebirges, auf, im Strome schwimmen die beiden Rheininseln
Nonnenwerthund Grafenwerth, und geradeaus vor uns ragt der Drachenfels auf. Seine
Spitze ist mit der Ruine der Drachenburg geschmückt, und auf seinem Abhänge wird der
Prachtbau der neuen Drachenburg sichtbar. Die Berge treten nun etwas vom Rhein
zurück, und in einer schönen Ebene wird links ein niedriger Berg mit einer Burgruiue sichtbar,
der Godesberg mit der Godesburg. Dann ist bald die Stadt Bonn erreicht. Wir fahren
an prächtigen Villen und schönen Gärten vorbei, und vor den leichtgeschwungenen Bogen
der festen Rheinbrücke legt das Schiff am Ufer an.
Bonn (90000 (£.), die rheinische Universitätsstadt, liegt dort, wo die
Berge verschwinden und die freie Rheinebene beginnt, in wunderschöner, frucht-
barer Umgebung. Gemüse- und Obstbau werden stark betrieben, während die
früheren Weinberge jetzt fast ganz verschwunden finb. Etwas unterhalb Bonn
mündet rechts die Sieg in den Rhein.
In Bonn ist gar vieles zu sehen. Gleich in der Nähe der Stelle, wo das Schiff hält, können
wir den Rundgang beginnen. Dort erhebt sich am Rhein ein breiter Turmbau. Alter Zoll
wird er geuauut. Vor langer Zeit wurden hier die Schiffe angehalten, den Zoll zu entrichten.
Auf einer Treppe steigen wir hinan. Oben stehen wir auf einer Platte, die mit Bäumen
bepflanzt und von einer Mauer umgebeu ist. In der Mitte des Platzes steht zwischen den Bän-
men ein Denkmal, das Denkmal eines wackeren deutscheu Mannes. Wir lesen den Namen
„Ernst Moritz Arndt", des Dichters aus deu Freiheitskriegen. Uud weiter lesen wir auf
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10
Erster Teil: Landschaftsbilder.
dem Sockel des Denkmals die Worte: „Der Rhein, Deutschlands Strom, nicht Deutsch-
lands Grenze", und auf der andern Seite des Sockels steht: „Der Gott, der Eisen wachsen
ließ, der wollte keine Knechte." Wie wir unser Vaterland lieben sollen, heiß und innig,
das will uns dieses Denkmal eines wackeren Mannes sagen, der die Deutschen begeistert hat
für den Freiheitskampf gegen Napoleon. Scharen von Schüleru, aus allen Teilen
Rheinlands, wandern alljährlich zu diesem Denkmal hin, um einen Eichenkranz zu den Füßen
des Freiheitsdichters niederzulegen und patriotische Rheinlieder zu singen. Wenn sie die
stolzen Worte lesen: „Der Rhein, Deutschlands Strom, nicht Deutschlands Grenze", so mögen
sie sich an dieser Stätte eines andern Dichters erinnern, der im Jahre 1840 das Rheinlied
dichtete: „Sie sollen ihn nicht haben, den freien deutschen Rhein!" Becker hieß der
Dichter dieses Liedes, das damals, als die Franzosen wieder nach dem linken Rheinufer trach-
teten, alle Deutschen für den deutschen Rheinstrom begeisterte, und in Bonn ward er geboren.
Eine andere Sehenswürdigkeit auf dem Alten Zoll sind zwei französische Kanonen aus dem
Kriege 1870/71, die Kaiser Wilhelm I. der Bonner Universität schenkte. Verlassen wir den
Alten Zoll nach der Stadtseite hin, so gelangen wir in den schönen Hofgarten und durch diesen
schreitend zu dem langen Bau der Universität. An dessen Ende steht, mit dem Gesicht nach
dem Kaiserplatz und der Poppelsdorfer Allee hin, das Marmordenkmal Kaiser Wilhelms I.
Die schöne Poppelsdorfer Allee, die aus vier Reihen alter Kastanienbäume besteht, führt
zum Poppelsdorfer Schlosse hin, in dem bis zum Ende des 18. Jahrhunderts die Kur-
fürsten von Eöln wohnten. In der Verlängerung der Allee sieht man den Kreuzberg, auf
dem eine Wallfahrtskirche steht. In der Stadt Bonn sind die Münsterkirche, das Beethoven-
Denkmal auf dem Müusterplatze und der Marktplatz mit dem alten Rathanse sehenswert.
5. Die Eifel und das Ahrtal.
Westlich von der Rheinlinie Koblenz—bonn und nördlich von der Mosel
breitet sich das Gebirgsland der Eifel aus. Die eigentliche Eifel, von der
das ganze Gebiet den Namen erhalten hat, liegt weiter westlich, zwischen Trier
und Aachen. Sie bildet weite Hochflächen, die ein rauhes Klima haben.
Früh tritt dort der Winter eilt, und seine Herrschaft dauert lauge. Gewöhn-
lich bringt er sehr viel Schnee. Ein Landstrich, nordwestlich von Prüm, wird
daher Schneifel, d. h. Schnee-Eisel, genannt. Die rauhen Hochflächen sind
nur zum Teil bewaldet, zum Teil finden sich öde Heiden, über die einsam
der Hirt mit feiner Herde zieht. Wenn der gelbe Ginster oder das purpurrote
Heidekraut blüht, barm ist auch dieses Land schön. Die Felder bringen nur
geringe Ernten, und zuweilen tritt der Winter schon ein, ehe die Feldfruchte
recht reif sind. Dann kehrt bittere Not in manche Eiselhütteu ein.
Von der Hochplatte der Eifel rinnen viele Gewässer ab. Nach 3 fließt
die Kyll in die Mosel, nach 0 die Ahr in den Rhein, nach N die Erst ebenfalls
in den Rhein und nach Nw die Urft in die Roer (sprich rur) und diese in die
Maas. Die Eifeltüler sind wiesenreich, die Rindviehzucht kann stark be-
trieben werden, und manche Eifelgegend ist ein wahres Butterland geworden.
Zahlreiche Molkereigenossenschaften wurden ins Leben gerufen. Auch
das regenreiche und streckenweise sumpfige Hohe Venn, das nordwestlich
von der eigentlichen Eifel liegt, ist zur Rindviehzucht geeignet.
Die meisten Eifeltüler zeichnen sich durch landschaftliche Schönheit
aus, und manche schöngelegenen Eifelorte, wie Gerolstein, Kyllburg
und Manderscheid auf der Südseite, Daun, Gemünd und Nideggen auf
der Nordseite der Eifel, haben im Sommer einen regen Fremdenverkehr.
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität]]
TM Hauptwörter (100): [T5: [Rhein Main Wald Thüringer Teil Schwarzwald Gebirge Neckar Saale Jura], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde]]
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Extrahierte Personennamen: Napoleon Wilhelm_I. Wilhelms_I.
12
Erster Teil: Landschaftsbilder.
Ostlich und südlich von der Hohen Eifel breitet sich zum Rhein und zur Mosel
hin die Vordereifel aus. Sie wird auch Vulkanische Eifel genormt und ist
ein seltsames Land. In grauer Vorzeit waren hier viele feuerspeiende
Berge tätig. Als Spuren der vulkanischen Tätigkeit blieben zahlreiche stolze
Vulkanberge, besonders Basaltkuppen, tiefe Krater, Lavaströme und
Ablagerungen von vulkanischer Asche, von Bimssand und Tuff übrig.
Manche Krater bilden heute kleinere oder größere Seen, die Maare der
Eifel (Abb. 5). Diese stillen Seen sind heute ein eigenartiger Schmuck des
eigenartigen Landes. Das größte und schönste der Eifelmaare ist der Laach er
See, an dem die berühmte Abtei Laach liegt.
5. Maar bei Schalkenmehren in der Eifel.
Unter den Erdstößen erbebte und erzitterte die Erde. Es barsten die Berge, und aus den
Kraterösfnnngen schössen uuter furchtbarem Getöse Feuergarben hervor. Hoch stiegen
die weißen Damps- und die schwarzen Rauchwolken empor, oben sich schirmartig aus-
breitend, und Feuerkugeln, die raketenartig aus dem Kraterschlund emporgeschleudert wur-
den, erleuchteteu die Nacht. Prasselnd schlugen die größeren und kleineren Steiubomben
und die stärkeren Aschenstücke zur Erde nieder. Rings um deu Kraterschlund baute sich der
Kraterraud zu einem hohen Walle auf. Die leichteren Aschenteile aber wurden von
Winden bis weit in das Land, bis über den Rhein und die Mosel getragen. Namentlich im
Neuwieder Becken wurden diese Bimssandschichten hoch abgelagert. In den Dampf- und
Rauchwolken entluden sich heftige Gewitter, feurige Blitze zuckten zur Erde nieder, mit dem
unterirdischen Getöse vereinigte sich das schwere Rollen des Donners, und starke Regengüsse
schwemmten die Asche fort in die Täler. Dann quoll au manchen Stellen der Vulkane auch
feuriges Gestein, die glühendflüssige Lava, hervor, und Feuerströme ergossen sich, alles
auf ihrem Wege zerstörend, hinab in die Täler. Einst ein Land des Aufruhrs, und
heute eiu so stilles Laud!
TM Hauptwörter (50): [T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau]]
TM Hauptwörter (100): [T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T5: [Rhein Main Wald Thüringer Teil Schwarzwald Gebirge Neckar Saale Jura], T12: [Wasser Luft Erde Höhe Körper Fuß Dampf Bewegung Druck Gewicht], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume]]
TM Hauptwörter (200): [T95: [Gestein Schicht Wasser Boden Erde Granit Gebirge Masse Sand Teil], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T36: [Rhein Mosel Lahn Mainz Stadt Bingen Taunus Bonn Main Ufer], T131: [Licht Erde Sonne Körper Auge Himmel Bild Gegenstand Luft Wolke]]
16
Erster Teil: Landschaftsbilder.
und Grafenwerth flutet er geteilt heran, und stromabwärts verfolgen wir ihn, wie er in Schlau-
genwindungen die schöne Ebene von Bonn und Cöln durchzieht. Dort iu weiter Ferne
tauchen gar aus dem Nebeldunst die beiden hohen Türme des Cölner Domes auf. Dann
suchen wir andere Einzelheiten der Landschaft auf. In der Talbucht südlich vom Drachenfels
liegen wie hingesät die Häuser des freundlichen Ortes Honnef, aus dem Grün der alten Bäume
der Insel Nonnenwerth lugt das große Kloster gleichen Namens hervor, von der gegenüber-
liegenden Bergwand winkt der Rolandsbogen, in Gärten versteckt liegen auf der andern
Rheinseite die zahlreichen Villen von Mehlem und Godesberg, die zierliche Burg Godes-
berg grüßt von niedriger Bergkuppe zu uns herüber, und in etwas größerer Entfernung ragen
die Türme der Stadt Bonn und die Bogen der Bonner Rheinbrücke auf. Auch weit
in das Eifelland können wir blicken. Die Hohe Acht, die Nürburg und andere Kuppen
können wir feststellen. Auf der auderu Seite des Gasthauses öffnet sich uns der Blick in die
wundervolle Waldespracht des Siebengebirges. Dort können wir zuweilen auch den
Rheinliedern, die der Sänger vom Drachenfels vorträgt, lauschen. Doch uns zieht es
hinauf zu dem alten Burggemäuer auf des Berges Spitze. Bald sind wir oben, wir stehen
vor den Mauerresten des mächtigen Turmes der Burg Drachenfels und gedenken der
Ritter, die in alter Zeit hier wohnten. Aber das schöne Bild der Gegenwart, der herrlichsten
Landschaft der Heimat, lockt uns doch mehr, und voll stolzer Freude blicken wir hinab auf den
Rhein und das schöne Land am Rhein.
Die Sieg, die den Westerwald im N begrenzt, kommt vom Ederkopf.
Sie hat einen westlichen Laus und durchfließt zwischen waldgeschmückten Höhen
ein aninntiges Wiesental. Von Eitorf ab erweitert sich das Tal. Ein
schöner Punkt ist die Bnrgruiue Blankenburg, die auf einem vorspringenden
Berge liegt. Die an der unteren Sieg gelegene Stadt Siegburg wird von der
alten Abtei Siegburg, die auf einer alleinstehenden niedrigen Bergkuppe
erbaut wurde, überragt. Zwischen Weidengebüsch und Wiesen, die häufig
überschwemmt werden, erreicht die Sieg unterhalb Bonn den Rhein.
7. Das Bergische Land und das Ruhrgebiet.
Nördlich vou der Sieg breitet sich eiu Gebirgsland aus, das nach dem Rhein
hin das „Bergische Land", mehr nach 0 hin „Sauerlaud" genannt wird.
Beide Gebiete werden nach N bis zur Ruhr gerechnet. Nur das Bergische
Land liegt in der Rheinprovinz, das Sauerland aber in der Provinz Westfalen.
Das Bergische Land verdient in der Tat diesen Namen. Berge und Täler
wechseln immerfort miteinander ab. Nach 0 steigt das Land an, nach W senkt
es sich. Alle Gewässer fließen daher nach dieser letzteren Richtung hin. Die
bedeutendsten Flüsse sind die Agger, die unterhalb Siegburg in die Sieg mündet,
und die Wupper, die unmittelbar in den Rhein fließt. Die Erhebungen des
Bergischen Landes reichen nicht bis an den Rhein. Seine Westgrenze kann
man durch eine Linie bezeichnen, die von Siegburg nach der Stadt Essen läuft.
Äm Rhein entlang bleibt also eine schöne Ebene frei von Bergen. Anmutig
ist der Rand des Bergischen Landes. Es öffnen sich zahlreiche kleine Täler.
Im Bergischen Lande selbst sind alle Täler tief eingeschnitten. Dadurch
entstehen schöne Landschaftsbilder. Namentlich das Agg ertal und das Wup p er-
tal sind streckenweise von hervorragender Schönheit.
Die Wupper entspringt oberhalb der Stadt Wipperfürth. Auf dem Ober-
laufe heißt sie Wipp er. Dieser Name deutet an, daß sie ein wildes Gewässer
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner]]
TM Hauptwörter (100): [T5: [Rhein Main Wald Thüringer Teil Schwarzwald Gebirge Neckar Saale Jura], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T49: [Berg Gebirge Höhe Fuß Ebene Seite Gipfel Gebirg Elbe Meer]]
TM Hauptwörter (200): [T36: [Rhein Mosel Lahn Mainz Stadt Bingen Taunus Bonn Main Ufer], T25: [Stadt Schloß Straße Garten Berg Dorf Nähe Park Ufer Haus], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T6: [Berg Fuß Höhe Gipfel Gebirge Schnee Meer Fels Ebene See], T119: [Fluß See Kanal Strom Lauf Wasser Land Ufer Mündung Elbe]]