: Beschieung von Libau (Kurland) und der Kste von Algier. Erstes Seetreffen bei Helgoland. Angriffe | der deutschen Flotte auf die englische Kste, Sieg an der Doggerbank. Das deutsche Auslandskreuzer-Geschwader, bei Coronet (Chile) siegreich, wird bei den Falklands-Jnseln vernichtet.
Kmpfe in den Kolonien: Tsingtau erliegt nach Helden-haster Verteidigung den Japanern, (7. November).
1915 Schlachten bei Soissons, in der Champagne, an der Lorettohhe und in den Argonnen. Der groe An-griff der Franzosen (General Joffre) und Englnder bei Ipern, Arras und in der Champagne scheitert
(September-Oktober).
I _
Winterschlacht in Masuren (7. bis 15. Febr.). Die Russen erobern Przemysl.
| Durchbruchsschlacht in Westgalizien (Gorlice 2. Mai); Rckeroberung Galiziens. Vorrcken der Dentscheu und sterreicher in Polen; Eroberung der groen westrussischen Festungen (Warschau, Kowuo, Modlin it. ct.).
Sieg der Trken an den Dardanellen (18. Mrz); Rck-zug der Englnder von Gallipoli.
Abfall Italiens vom Dreibund und Eintritt in den Krieg (23. Mai); Kmpfe in Sdtirol und am Jsonzo.
Eintritt Bulgariens in den Weltkrieg (Mitte Oktober). Vernichtung Serbiens und Montenegros (von Mackensen): Belgrad und Risch erobert, Schlacht auf dem Amselfelde.
TM Hauptwörter (50): [T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen], T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich]]
TM Hauptwörter (100): [T51: [Armee General Schlacht Franzose Truppe Mann Feind Heer Metz Preußen], T15: [Schiff Flotte Hafen England Jahr Insel Engländer Meer Küste Kriegsschiff], T78: [Polen Rußland Preußen Land Orden Russe Stadt Reich Warschau Weichsel], T9: [Krieg Deutschland Reich Frankreich Preußen Macht Zeit Kaiser Jahr Frieden], T97: [Stadt Hauptstadt China Reich Land Handel Meer Einw. Türkei Sultan]]
TM Hauptwörter (200): [T140: [Stadt Franzose Feind Festung Truppe Tag Mann Paris Belagerung Angriff], T129: [Schiff Hafen Flotte Meer Küste Fahrzeug See Kriegsschiff Land Dampfer], T54: [Staat Zeit Volk Deutschland Leben Reich Jahrhundert Macht Entwicklung Gebiet], T88: [Türke Ungarn Krieg Rußland Kaiser Sultan Wien Jahr Frieden Polen]]
— 17 —
Wir achten weiter auf die bei Hochwasser trübe, gelbe und
braune Färbung der Bäche, und die Schüler werden veranlaßt, sich
nach starkem oder längerem Regen einmal ein Gefäß voll schmutzigen
Flußwassers hinzustellen und nach einiger Zeit den Bodensatz anzu-
sehen, vielleicht auch zu wiegen und zu messen.
Größere Schüler könnten unter Anleitung des Lehrers durch
eigene Messungen und Berechnungen ermitteln, wieviel Wasser täg-
lich, monatlich, jährlich in Werre und Aa durch Herford fließt,*) wieviel
Schwemmstoffe mitgeführt werden, wie hoch hier die Regenhöhe**) in
einem Jahre ist, wieviel Erdreich usw. auf unfern Feldern, etwa auf
1 qkm oder im ganzen Kreise Herford, abgeschwemmt wird: alles
Aufgaben, die eigene sorgsältige Beobachtung, selbständiges Denken
und gewissenhafte Arbeit verlangten.
So kommen wir nach und nach durch zahlreiche Beobachtungen
und Vergleiche dahin, in dem Fluß einen außerordentlich erfolgreichen
Sandfabrikanten, einen fleißigen Lumpensammler, der auf die Dauer
nichts von dem, was ihm erreichbar ist, liegen laffen kann, und einen
» billigen Lieferanten zu sehen. Auch mit einem Riesen-Fuhrgeschäft
könnte man ihn vergleichen. Unaufhörlich, tagaus, tagein, ist er an
der Arbeit, erstaunlich große Massen von Erde, Steinen, Sand und
Schlamm loszureißen, fortzufpülen, weiterzuschleppen und nach dem
Meere zu verfrachten.
Wir kommen an einem mit 2 Pferden bespannten Sandwagen
vorüber und fragen im Vorbeigehen den Knecht, wieviel Sand er da
fährt. Es sind meist l1/2 cbm.
Im Weitergehen rechnen wir sofort einige dazu paffende Auf-
gaben, z. B. daß man, um 30 cbm Sand auf einmal zu fahren,
20 solcher Wagen und 40 solcher Pferde brauchte.
*) Herrn Dipl.-Jng. Ulrici verdanke ich weiter folgende Angaben:
Durchfluß 1. in der Werre an der Milcherbrücke im Jahresmittel 8 cbm/sec.
2. „ „ Aa bei Spilker „ „ 3,6 „ „
3. „ „ Werre an der Hansabrücke „ „ rund 12 „ „
**) Herr Rektor Wulff als Leiter der hiesigen Wetterwarte („Königl.
Meteorologischen Station") ermittelte als das 15 jährige Jahresmittel der
Jahre 1895—1910 = 717,1 mm,
als das Jahresmittel für 1910 —751,1mm (regenreich!)
ii ii ii „ 1911 =485,1 mm (fehr trocken!)
ii ii ii „ 1912 = 837,0 mm (regenreich !)
Allein am 25. August 1912 betrug hier die Niederschlagsmenge 22 mm,
im August 1912 überhaupt 126 mm!
Vergl. dazu die regenreichsten Stellen der Erde: Kamerunberg mit 10 m,
Assam am Himalaja 12 m!
Nolte, Bodenständiger Unterricht. 2
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone]]
TM Hauptwörter (100): [T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T12: [Wasser Luft Erde Höhe Körper Fuß Dampf Bewegung Druck Gewicht], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T50: [Klima Land Meer Gebirge Europa Zone Norden Küste Süden Winter]]
TM Hauptwörter (200): [T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T34: [Meer Wasser Land Küste Insel See Flut Fluß Tiefe Welle], T3: [Hebel Last Brief Ende Gewicht Rolle Gleichgewicht Punkt Seite Fig], T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute], T83: [Klima Winter Sommer Land Meer Wind Regen Niederschlag Zone Gebirge]]
Extrahierte Personennamen: Spilker Wulff August August
— 18 —
Wir hören von dem Müller Schachtstek in Diebrock, — wir treffen
ihn gerade an, wie er bei seiner Mühle aus dem Arme der Aa,
der nach dem Mühlrad zu abgeleitet ist, den abgelagerten Sand aus-
wirft, um das Flußbett wieder tiefer zu machen — daß er dort
jedes Jahr etwa 50 cbm Sand abfahren muß — über 30 Fuder.
Die Schüler haben gesehen und werden angehalten, dauernd
daraus zu achten, wie oft Kolke, Teiche, Straßen- und Ackergräben
gereinigt, „ausgeschlämmt" werden müssen.
So lernen sie auf Grund vielfacher Beobachtungen in ihrer
engsten Heimat, welche gewaltige Mengen festen Erdreichs usw. aus
den Bergen und Feldern des Binnenlandes durch die zahlreichen
kleinen und großen Flüsse und Ströme abgeschwemmt, fortgespült
und in das Meer geschleppt werden.
Nun klingt es ihnen glaubhaft, wenn sie hören, daß alljährlich
allein aus dem sächsischen Elblaufe *) über 34000 cbm Sand, Kies
und Steine (rund 23000 Fuder oder was 46000 Pserde ziehen können!)
ausgebaggert werden müssen, damit die Fahrrinne tief genug bleibt;
daß die Donau **) jährlich über 35^ Millionen cbm — rund
23 Millionen Fuder für 46 000000 Pferde,
der Mississippi weit über 211 Millionen cbm — 140 Millionen
Fuder für 280000000 Pferde,
der Hoangho sogar 472 ^ Millionen cbm = 315 Millionen
Fuder für 630000000 Pferde,
Erde, Steine, Sand und Schlamm nach dem Meere bringt,
daß allein aus der schwäbischen Alb jedes Jahr 63600 cbm
Kalksteine vom Wasser ausgewaschen und abgeschwemmt
werden = 42400 Fuder für 84800 Pferde,
daß dort, wie man an zurückgebliebenen Spuren nachweisen
kann, bereits eine Erd- und Gesteinsschicht von 200 m Dicke
und 23 km Ausdehnung fortgespült worden ist.
Da sehen die Schüler allmählich ein, daß bei solch ungeahnter,
unaufhörlicher Riesenarbeit des Wassertropfens nach und nach Gebirge
und andere hoch gelegene Teile der Erdoberfläche abgetragen werden,
und daß durch diese ungeheure Einebnungsarbeit des Wassers schließlich
eine völlige Beseitigung aller Erhebungen stattfinden müßte, wenn nicht
auch andere Kräfte mit entgegengesetztem Erfolge an der Arbeit wären.
*) Vgl. Fraas, Die Naturerscheinungen der Erde. Verlag von Lutz,
Stuttgart.
**) Vgl. Volk, Geologisches Wanderbuch. Verlag von Teubner, Leipzig.
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde]]
TM Hauptwörter (100): [T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T12: [Wasser Luft Erde Höhe Körper Fuß Dampf Bewegung Druck Gewicht], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle]]
TM Hauptwörter (200): [T95: [Gestein Schicht Wasser Boden Erde Granit Gebirge Masse Sand Teil], T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute], T89: [Wasser Fluß Quelle Bach See Erde Boden Brunnen Land Ufer], T78: [Mill Staat Million Deutschland Reich Europa Einwohner Land Jahr deutsch], T119: [Fluß See Kanal Strom Lauf Wasser Land Ufer Mündung Elbe]]
7. Der Austausch der Erzeugnisse: Handel und Verkehr.
47
ist die Schiffbarkeit des Rheines bedeutend erhöht worden, so daß die Schiff-
fahrt meist auch bei niedrigem Wasserstande möglich ist. Bis Cöln können sogar
Seeschiffe gelangen. Diese Stadt ist daher der Mittelpunkt der Rhein-
schiffahrt geworden.
Die Schiffahrt auf dem Rhein. Der Rheinstro m wird im ganzen von fast 10 000 Schiffen
befahren, worunter sich 1000 Dampfer befinden, und durch die Cöluer Schiffsbrücke fahren
jährlich mehr als 30 000 Schiffe. Für die Schiffahrt wurde Cöln gleich andern Rheinstädten
mit bedeutenden Anlagen, mit Häfen, in denen die Schiffe ankern und überwintern, mit
Werften zum Einladen und Ausladen derselben und mit Lagerhäusern zum Lagern der
Waren ausgestattet. Bonden übrigen Rheinhäfen seien noch die von St. Goar, Koblenz,
Oberwinter, Neuß, Düsseldorf, Uerdingen, Linn- Ersfeld, Duisburg und Wesel
genannt. Die beiden Häfen St. Goar und Oberwinter dienen nur zum Überwintern
der Schiffe; auch bei hohem Wasserstande suchen diese darin Schutz. Die ausgedehnten Hafen-
anlagen in Duisburg, die jetzt ganz unter staatlicher Verwaltung stehen, dienen vorwiegend
dem Versand der Ruhrkohlen. Der große Hafen ist der verkehrsreichste Binnenhafen
auf dem ganzen Festlande Europas.
Außer dem Rheine sind noch die Mosel, eine Strecke der Saar und die
untere Ruhr und Lippe schiffbar. Von künstlichen Wasserstraßen oder
Kanälen ist in der Rheinprovinz nur der Nord - Kanal, der von Neuß über
Vierseu nach Venlo führt, aber nur für kleine Schiffe befahrbar ist, vorhanden.
Die Städte Neuß, Crefeld und Duisburg sind durch kurze Kanäle mit
dem Rheine verbunden. Im Bau befindet sich der Rhein-Herne - Kanal,
der als westlichstes Glied des Mittelland-Kanals in Dortmund Anschluß an diesen
finden soll.
Das Eisenbahnnetz. Die Anlage des Eisenbahnnetzes fand die
wenigstell Schwierigkeiten im nordwestliche«, tiefgelegenen und ebenen
Teile der Rheinprovinz. Doch auch im südöstlichen, gebirgigen Teile war
die Anlage von durchgehenden Hauptlinien nicht zu schwierig, weil die Tal-
surchen benutzt werden konnten. Für starkgewundene Talstrecken waren jedoch
zur Abkürzung der Linie Tunnelbauteil nötig. Der 4200 in lange Kaiser-
Wilhelm - Tunnel der Moselbahn zwischen Kochem und Bullay ist der längste
in Deutschland. Am dichtesten mußte das Eisenbahnnetz in den Bergban-
und in den Industriegebieten ausgebaut werdeu, also an der Ruhr, im Wupper-
gebiet, bei München-Gladbach, Aachen und Saarbrücken. Wie Cöln der Mittel-
Punkt der Rheinschiffahrt ist, so wurde es auch der wichtigste Knotenpunkt
des rheinischen Eisenbahnnetzes. Nur in Cöln konnten alle Hauptlinien
der Rheinprovinz auf kürzestem Wege zusammenlaufen, von 880 die
beiden Linien vom Oberrhein (von Süd- und Mitteldeutschland kommend),
von Nnw die beiden Linien vom Niederrhein (von Holland und England),
von W die Aachener Linie (von Belgien und Frankreich), von 8 die Eisel-Linie,
die der alten Eiselsurche (f. S. 31) folgt, von 80 die Sieg- und die Westerwald-
Linie und von N0 die Linie aus dem Wupper- und Ruhrgebiet (von Nord- und
Nordostdeutschland). Neben Cöln entwickelten sich auch Düsseldorf, Essen,
Elberfeld, Aachen, Koblenz, Trier und Saarbrücken zu wichtigen Knoten-
punkten des Eisenbahnverkehrs.
TM Hauptwörter (50): [T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe]]
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Extrahierte Personennamen: Wilhelm
Extrahierte Ortsnamen: Rhein- Rhein Rheinstro Cöluer_Schiffsbrücke Koblenz Düsseldorf Duisburg Wesel Duisburg Europas Rheine Rheinprovinz Nord Venlo Duisburg Rheine Rhein-Herne Dortmund Rheinprovinz Bullay Deutschland Bergban- Wupper- München-Gladbach Aachen Rheinschiffahrt Mitteldeutschland Holland England Belgien Frankreich Wupper- Nordostdeutschland Elberfeld Aachen Koblenz
7. Die Zeit der Kleinstaaterei im Rheinland.
61
dar, wenn der Ritter zur Jagd hinausritt. Das Hifthorn erscholl, die Zug-
brücke senkte sich, es öffnete sich knarrend das schwere Tor, und auf stolzen Rossen
erschienen der Ritter, die Knappen, die Ritterdamen mit den Jagdfalken auf
der Hand und die Troßknechte. Wenn der junge Knappe den Ritterschlag
empfing, gelobte er, dem Kaiser oder Fürsten treu zu dienen, den Glau-
den zu verteidigen und die Armen und Schwachen zu beschützen. Durch
Befolgung dieser Grundsätze gewann das Rittertum großes Ansehen. In späterer
Zeit ging dieses aber verloren, weil viele Ritter sich nicht scheuten, Raub und
Mord zu begehen. Auch am Rhein hausten damals die Raubritter, die be-
sonders den Warenzügen der Kaufleute auflauerten. Die das Recht und die
Schwachen schützen sollten, waren zu Wegelagerern geworden.
7. Die Zeit der Kleinstaaterei im Rheinland.
Jiu Mittelalter und bis in die neueste Zeit hinein war das Rheinland in
zahlreiche Herrschaften geteilt. Es war ein zerrissenes Land. Daß
es zugleich eitlen Teil des Deutschen Reiches bildete, hatte nicht viel zu bedeuten;
denn das Reich und der Kaiser hatten damals uur wenig Macht, und die kleineren
Fürsten und Grasen, Bischöfe und Äbte, die großen und kleinen Städte taten
beinahe, was sie wollten. Der Kaiser hatte keinen starken Arm. Die Mäch-
tigen im Lande aber waren darauf bedacht, ihren Besitz zu vermehren, sie rauften
und bekriegtet: sich, sie zogen vor des Gegners Burgen und belagerten sie, sie
schlössen Bündnisse, um mächtiger zu sein, um sich besser zu verteidigen und um
besser angreifet: zu können, und ließen dem Feinde auflauern und ihn über-
fallen. In Kriegszeiten und namentlich in der Zeit der Raubritter war nie-
ntanb seines Lebens und seines Eigentums sicher. Überall ragtet! int Lande
die trutzigen Burgen auf, und auch alle Städte bildeten wehrhafte Festuu-
gen. Auf Kampf und Krieg, auf Angriff und Gegenwehr, auf Nehmen
und Behauptet: war das ganze äußere Leben eingerichtet. Für des Landes
und des Volkes Wohlfahrt aber geschah wenig. Nur in den Städten,
wo die Gewerbe betrieben wurden, fanden Fleiß und Tüchtigkeit eilte sichere
Stätte; dort, sowie in den Klöstern, blühten auch Künste und Wissenschaften.
Feste Landstraßen gab es nicht. Die schönen Landstraßen, die die Römer gebaut
hatten, waren zerfallen, und an den Bau neuer Landstraßen dachte niemand.
Die Vornehmen ritten ja zu Pferde, nnb der Landmann hatte fast nur auf seilt
Feld zu fahren. Handel trieben nur die Städter, und die hatten außerhalb
der Stadttore nichts zu sagen. Die Fürsten und Machthaber der damaligen
Zeit bauten wohl stolze Burgell, prunkvolle Schlösser und schöne Gotteshäuser
und dachten an Krieg nnb Jagd, Turniere und nnbere Feste, aber um des Volkes
Wohlfahrt kümmerten sie sich gar wenig. Schulen gab es nur in den größeren
Städten nnb in den Klöstern. Sie wurden aber fast ausschließlich von den
Reichen besucht. Das gewöhnliche Volk erhielt in weltlichen Dingen keinen Unter-
richt. Es lebte in Unwissenheit und finsterem Aberglauben dahin nnb
wohnte in ärmlichen Hutten. Da war es kein Wunder, daß ansteckende Krank-
TM Hauptwörter (50): [T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte]]
TM Hauptwörter (100): [T59: [Heer Mann Soldat Krieg Jahr Offizier Land König Truppe Waffe], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch], T41: [Staat Recht Volk Adel König Land Verfassung Gesetz Stand Verwaltung], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf]]
TM Hauptwörter (200): [T142: [Stadt Dorf Mauer Haus Burg Straße Kirche Schloß Graben Zeit], T112: [Schwert Ritter Schild Waffe Lanze Pferd Speer Hand Helm Pfeil], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T80: [Kaiser Stadt Fürst Recht Reich König Reichstag Macht Adel Fürsten], T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute]]
8
Häuser. Weil sie gut predigten, die Kranken und Armen besuchten,
wurden sie bei den Bewohnern beliebt. Deshalb bekamen sie auch
reiche Geschenke. Dafür erbauten sie sich dann im 14. Jahrhundert
die Steinkirche. Als die Stettiner die Lehre Luthers annahmen, ver-
ließen die Mönche Stettin. In die verlassenen Gebäude des Klosters
nahm der Rat der Stadt nun arme Bürger auf. Später genügten die
Räume nicht mehr. Darum wurde das Johanniskloster nach der
Elisabethstr. verlegt. — Als Stettin eine deutsche Stadt geworden war,
erbaute man 1245 an dem Heu markt eiu Rathaus. An der
anderen Seite desselben ist der Neue Markt. Dort stand früher die
St. A d a lb e rts k ir ch e, die aber bald verfiel. An ihre Stelle wurde
die St. Nikolaikirche gesetzt. Während der Franzosenzeit mußte sie als
Strohmagazin dienen. Dabei brannte sie 1811 ab. Nun wurde der
Platz geebnet und geräumt, und so entstand der Neue Markt. — Dem
alten Rathause gegenüber liegt die Börse. Das ist ein Haus, welches
der Stettiuer Kaufmannschaft gehört. In ihm versammeln sich zu be-
stimmten Zeiten die Kaufleute, um Geschäfte abzuschließen. Diese Ver-
sammlung heißt auch Börse. Auf der Börse wird nur Großhandel ge-
trieben. Zwischen dem Käufer und Verkäufer vermitteln die Makler. Wer
nicht selbst zur Börse gehen kann, gibt seinem Kommissionär den Auftrag. Den
Versand der Waren besorgt der Spediteur. Es gibt Getreide-, Herings-, Kaffee-,
Viehbörsen u. a. Neben den Waren- gibts auch eine Geldbörse Die Groß-
Händler derselben sind die Bankiers. Ihre Geschäfte heißen Banken, von der
Bank, an welcher früher die Wechsler die Münzen umwechselten- Konnte ein
Wechsler nicht zahlen, ließ ihm das Gericht die Bank umwerfen. Der Italiener
nennt die zerbrochene Bank danco rotto. Zahlungsunfähige nennen wir bankrott.
Der Schweizerhof war früher der schloßähnliche Besitz einer reichen
Kaufmannsfamilie, Loitz geheißen. Nach der Sage stammen die Loitzen
aus dem Dorfe Klempin bei Stargard. Von hier wanderte einst Michael
Loitz als armer Bauernjunge nach Stettin. Er wurde von einem reichen
Kaufmann als „Handjunge" anfgeuommen. Weil er fleißig und ge-
schickt war, gewann ihn sein Herr lieb. Er schickte ihn in die Schule
und ließ ihn nachher Kaufmann werden. Als der Herr starb, heiratete
Michael die Witwe. Da er klug und reich war, wählten ihn die
Stettiner zu ihrem Bürgermeister. Seine Nachkommen wurden so reich,
daß sie Königen und Fürsten Geld borgen und sich Schlösser, Dörser
und Städte kaufen konnten. Aus Stettin und der Umgegend trugen die
Leute am liebsten ihre Spargroschen zu den Loitzen, weil sie dieselben
dort am sichersten wähnten. Die Loitzen verloren aber später viel Geld.
Und als Hans Loitz die Zinsen nicht mehr bezahlen konnte, floh er.
Dadurch wurde manche reiche Familie bettelarm. Weil aus diesem
Grundstück nachher einige Schweizer wobnteu, heißt es heute Schweizer-
Hof. — An der Frauen st raße stand früher das St. Marien-Nonnen-
kloster. An dies Kloster erinnert noch die K l o st e rh o sstr a ß e. Hier
steht die St. Peter- und Paulskirche. Sie ist die älteste Kirche
Stettins. Bischof Otto von Bamberg hat sie 1124 gegründet. Vor
dem Stadttheater befindet sich das Denkmal Friedrich Wilhelms Iii.
Der König ist im Krönungsmantel dargestellt. Neben ihm liegen auf
einem Kissen Krone und Scepter. Die rechte Haud ist segnend gehoben.
v
TM Hauptwörter (50): [T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T36: [Million Mark Jahr Geld Thaler Mill Summe Wert Gulden Pfund], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch], T10: [Stadt Berlin Hamburg Elbe Einw. Magdeburg Stettin Festung Lübeck Provinz]]
TM Hauptwörter (200): [T39: [Million Mark Geld Jahr Summe Steuer Thaler Staat Ausgabe Einnahme], T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute], T135: [Haff Stadt Stettin Weichsel Ostsee Insel Memel Königsberg Danzig See], T106: [Kloster Jahr Schule Mönch Kirche Kind kranke Frau arme Knabe], T25: [Stadt Schloß Straße Garten Berg Dorf Nähe Park Ufer Haus]]
Extrahierte Personennamen: Michael
Loitz Michael Hans_Loitz Otto_von_Bamberg Otto Friedrich_Wilhelms Friedrich Wilhelms
— 10 —
In die Wand des Ostflügels ist das in Sandstein ausgeführte
alte Pommers che Wappen eingemauert. Dasselbe besteht ans einem
nennfeldrigen Schilde, der von zwei starken Männern gehalten wird.
Seitdem Pommern zu Preußen gekommen ist, wird dies alte Wappen
nicht mehr gebraucht. Der rote Greis ist Pommerns Zeichen. Die
beiden Männer sind aber heute Schildhalter im preußischen Wappen.
(Hoflieferantenschild.)
Die Schloßkirche diente früher als Erbbegräbnis für die
pommerfchen Herzöge. Sie hat ein schönes Glockengeläute. Die große
Glocke trägt die Inschrift: „In Trauer um 2 Kaiser erklungen, bin
1888 ich zersprungen. Als Wilhelm Ii. Kaiser war, tönte ich wieder
frisch und klar. Ehre sei Gott in der Höh', und Frieden sei uns in dem
deutschen Reich beschieden." Die Räume in der östlichen Hälfte des
Nordflügels enthalten die Kaiserzimmer. Sie dienen als Wohnräume
und Festsäle, wenn der Kaiser anwesend ist. Die Räume der übrigen
Flügel werden als Wohnung für den Oberpräsidenten und als Dienst-
zimmer für die Behörden benutzt.
Die Neustadt.
Die Neustadt wird eingeschlossen von der grünen Schanze, der
Passauerstraße, am Berlinertor, Bellevuestraße, Mühlenberg- und Berg-
straße. Erst seit 1845 war es erlaubt, in diesem Stadtteil Häuser zu
errichten.
Die Hauptstraße derselben ist die L i n d e n st r a ß e. Neben dem
schattigen Spazierwege derselben liegen breite Fahrstraßen und Trottoire
oder Fußwege von Steinplatten. Sie ist die grade Verlängerung des
Paradeplatzes und mit diesem etwa 1 km lang. An der Lindenstraße
breitet sich der V i k t o r i a p l a tz aus. Er trägt schöne Gartenanlagen
und einen Springbrunnen. Hier steht das neue Rathaus (erbaut
1878). Es ist ein mit Türmchen und Spitzbogen gezierter Backsteinban.
(Weil das Rathaus zu klein geworden ist, hat man zur Erweiterung
desselben in der Magazinstraße das neue Verwaltungsgebäude
errichtet.) Zu beiden Seiten des Rathauses führen Freitreppen hinab
nach dem Ralhansplatze. Die eine Hälfte desselben trägt prächtige
Blumen- und Rasenstücke. Hier steht der S t e t t i n e r Brunnen.
Auf großen Felsmaffen ruht ein Schiff. Dasselbe zeigt an seinem Bug
Kopf, Brust und Fänge des Vogels Greif. Am Heck ist das große
Stettiner Wappen zu sehen. Im Schilde steht der gekrönte Greifenkopf,
über welchem eine Königskrone von zwei stehenden Löwen gehalten wird.
Das Ganze wird von einem Lorbeerkranz eingerahmt. Der Greif
ist nach der Sage halb Adler, halb Löwe gewesen. Er diente den Göttern
als Reittier und bewachte ihre Schätze. Sein Nest hatte er auf hohen
Bäumen. In dem Schiffe steht hoch aufgerichtet eine Frau. Ihre rechte
Hand hält den Anker. Ihre Linke faßt das auf der Schulter ruhende
Segel. Es ist die Sedina oder Stettina. Sie soll die Stadt Stettin
vorstellen. Daß sie in einem Schiffe steht, mit Segel und Anker aus-
gerüstet, deutet an, daß Stettin eine Handelsstadt ist und Schiffahrt
TM Hauptwörter (50): [T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust], T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer]]
TM Hauptwörter (100): [T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T82: [Hand Pferd Schwert Fuß Schild Kopf Waffe Lanze Ritter Mann], T13: [Kirche Dom Zeit Bau Denkmal Kunst Tempel Bild Werk Stadt], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume]]
TM Hauptwörter (200): [T0: [Kirche Haus Gebäude Stadt Straße Säule Platz Fenster Seite Palast], T169: [Hand Kreuz König Krone Schwert Zeichen Haupt Gold Mantel Kaiser], T25: [Stadt Schloß Straße Garten Berg Dorf Nähe Park Ufer Haus], T12: [Wagen Wasser Stein Rad Fuß Maschine Pferd Bewegung Hand Schiff], T129: [Schiff Hafen Flotte Meer Küste Fahrzeug See Kriegsschiff Land Dampfer]]
— 18 —
schenkte es Herzog Barnim I. mit Wiesen und Holz, mit Obst- und
Weingärten dem Kloster „Unserer lieben Frauen" in Stettin. 100 Jahre
später baute Barnim Iii. daselbst ein Kloster. Es hieß das „Karthäuser
Kloster Gottes Gnade" oder die „Karthause". Nach der Einführung
der Reformation wurden die Klöster aufgehoben. Da stand auch die
Karthause leer. Als dann 1551 ein Brand das Schloß in Stettin ver-
wüstete, ließ Barnim Ix. das Kloster zu einer Bnrg umbauen. Diese
erhielt den Namen O d e r b u r g. In derselben wurden namentlich
unter Philipp Ii. große Feste abgehalten. Als Gustav Adolf Stettin
neu befestigte, niachte er auch die Oderburg zu einem Festungswerk.
Weil sie aber bei einer Belagerung Stettins leicht dem Feinde als Schutz-
wehr dienen konnte, wnrde sie abgebrochen. — Die Friedenskirche
ist eine Kreuzkirche im gotischen Stil. In der Kgl. Navigationsschule
an der Schifferstraße werden Schiffer in der Schiffahrtskunde, Schiffs-
führung und Schiffsordmmg unterrichtet und zu Steuerleuten und
Kapitänen ausgebildet. An der Oder liegen verschiedene Maschinenbau-
anstalten und Schiffswerften. Die bedeutendste Fabrikanlage sind die
Oderwerke. — Grabow war bis 1847 ein Dorf. 1855 wurde
aus dem Flecken eine Stadt. Seit dem 1. April 1900 gehört Grabow
zu Stettin. Die Grenzen Grabows geben ungefähr folgende Straßen
an: die Blumeustraße, die Birkenallee bis hinter Töpfers Park, die
Neuestraße, ein Stück der Heinrichstraße und eine Linie von da bis zum
Kanal vor dem Regierungs-Banhof.
Bredow.
Unmittelbar an Grabow schließt sich Bredow an, das seit 1900
Stettin einverleibt ist. Auch Bredow wurde schon 1243 dem Kloster
„Unserer lieben Frauen" überwiesen. In Bredow befinden sich eine
Zementfabrik, eine Zuckersiederei und die große Schiffswerft Vulkan.
Seit 1851 hat sich diese Anstalt von kleinen Anfängen zur heutigen
Größe entwickelt. Die Werkstätten des Vulkan bedecken heute etwa 20 ha.
Die Zahl der Arbeiter beträgt ungefähr 7000. Die Vulkanstraße teilt
das Gebiet des Vulkan in den Ober- und Unterhof. Auf dem Oberhof
befinden sich Eisen- und Gelbgießereien, Kessel- und Kupferschmieden, die
Lokomotivenwerkstatt und die Verwaltungsgebäude. Der Unterhof dient
hauptfächlich als Schiffsbauplatz oder Werft.
Die Werft muß immer dicht am Wasser liegen. Auf der Werst stehen
große Gerüste aus Holz oder Eisen. Das sind Hellinge. In 5»er Helling
wird das Schiff erbaut. Zuerst wird der Kiel gelegt, das ist ein eiserner Balken,
der die Grundlage des ganzen Schiffes bildet. Daran schließt sich aus jedem
Ende ein auswärts gehender Balken, der Vor- und Achtersteven. Dann werden
an beiden Seiten des Kiels auswärts gebogene Spanten angesetzt. Kiel und
Spanten sind gleichsam Rückgrat und Rippen des Schiffes. Quer über das
Gerippe, legt man sodann die Balken, welche die Verdecke tragen sollen, die
Deck- und Oberdeckbalken. An die Spanten werden Eisen- oder Stahlplatten
genietet, so daß sie nach außen eine glatte Fläche bilden. Auch die Innenseite
oer Spanten wird mit Platten belegt. Der ganze innere Raum des Schiffes
wird durch eiserne Wände in mehrere wasserdichte Abteilungen (Schotten) ge-
trennt, damit bei einer Beschädigung nicht das ganze Schiff voll Wasser laufen
TM Hauptwörter (50): [T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität]]
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Extrahierte Personennamen: Philipp_Ii Philipp Gustav_Adolf_Stettin Gustav Adolf Bredow Bredow Bredow Helling
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kann. — Ehe man an die innere Einrichtung des Schiffes geht, findet der
Stapellauf statt, d. h. man läßt das Schiff in das Wasser gleiten. Zu dem
Zweck baut man einen Schlitten unter das Schiff. Der Schlitten besteht aus
2 Hälften. Die untere Hälfte ist fest mit der Helling verbunden. Die obere
Hälfte ist beweglich. Diese wird nun so fest an den Schiffsrumpf gekeilt, daß
das Schiff in dem Schlitten ruht. Schiff und Schlitten werden durch große
Seitenkeile noch festgehalten. Jetzt wird das Schiff getauft. Während man
eine Flasche Wein an seinem Bug zerschellt, erhält es^ seinen Namen. Dann
werden die Seitenkeile beseitigt, und nun rutschen Schiff und Schlitten in das
Wasser. Wenn der Schiffsrumpf am Ufer befestigt ist, beginnt der Ausbau des
Schiffes. Es wird mit Maschinen und Takelage u. s. w. versehen. Die Kraft
der Maschinen wird nach Pferdekräften gemessen. Die großen Ozeandampfer
haben Maschinen von über 30000 Pferdekräften. Die Takelage ist sehr ver-
schieden An den Masten ifock-, Groß- und Besanmast) wird eine Menge von
Stricken und Tauen befestigt Der Seemann nennt sie freilich Trossen oder
Leinen Diese Leinen führen verschiedene Namen Diejenigen, welche den Mast
von der Seite halten, heißen Wanten. An ihnen hängen die „Webeleinen", die
wir Strickleitern nennen würden. Die Leinen werden nicht gebunden, sondern
gestochen, sie reißen nicht, sondern brechen; sie werden nicht straff gezogen, sondern
geholt. Wer vom Boot auf das Schiff will, muß das Fallreep oder die Jakobs-
leiter benutzen. (Segelschiffe bei denen alle drei Masten Naaen haben, sind
Vollschiffe. Ist von den 3 Masten einer ohne Raae, so heißt das Schiff Bark.
Schiffe mit 2 vollbetakelten Masten heißen Brigg oder Schoner. Einmastige
Segler sind Jachten oder Kutter) — Die Schnelligkeit der Schiffe wird nach
Seemeilen gemessen Eine Seemeile hat 1,85 km. " Vier Seemeilen sind etwa
eine geographische Meile. Die Größe eines Schiffes wird nach seiner Tragfähigkeit
bestimmt.
Nemitz.
Seit 1900 ist das frühere Dorf ein Teil der Stadt Stettin. Es
liegt im Tale der klingenden Beck. Hier befinden sich die K ü ck e n -
mühler Anstalten. Sie umfassen ein großes Gebiet mit vielen
Gebäuden. In diese Anstalt werden blödsinnige Menschen aufgenommen.
Daneben ist für Epileptische, d. s. Menschen, die häufig von Krämpfen
befallen werden, die Anstalt T a b o r errichtet. Im Wiesental liegt
der Ausflugsort Lindenhof. Auf der Waldhöhe steht der Quistorpturm.
Bollwerk und Laftadie.
Stettin ist zu beiden Seiten der Oder erbaut. Auf dem linken
User liegen die Oberwiek, die Neu- und Altstadt, die Unterwiek, Grabow
und Bredow. Aus dem rechten Ufer stehen die Stadtteile Silberwiese
und Lastadie. Die Oder ist bei Stettin mehr als 100 m breit. Ihre
Wassermasfen würden aber viel größer sein, wenn sich der Fluß nicht so
oft teilte. Die Eisenbahn nach Finkemvalde führt über 7 Oderarme:
Oder, Parnitz, Vorflutkanal, kleine Reglitz, Brünnckenstrom, Kahnfahrt und
Zegglinstrom. Die letzten 3 sind Verzweigungen der großen Reglitz.
Schon gegenüber der Oberwiek trennt sich die Parnitz von der Oder,
i^ie fließt in den Dammschen See. Hinter der Eisenbahnbrücke zweigt
sich der Grüne Graben ab, der sein Wasser in die Parnitz führt.
Parnitz, Oder und grüner Graben schließen die Silberwiese ein. (Insel.)
Hinter der Bnnmbrücke gabelt sich die Oder zum dritten Male. Hier
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da rieselt er in kleinere Schalen nieder. Das Ganze wird von einem
8seitigen Fnßgestell getragen. An den Seiten desselben befinden sich
Masken, welche Wasser speien. Der Roßmarkt grenzt an die Mönchen-
straße. Sie führt ihren Namen nach den weißen Mönchen. Deren
Kloster stand an der Stelle des heutigen Schulhauses. Neben dem Schul-
Hause liegen die Gebäude der städtischen Feuerwehr.
Die Feuerwehr soll jedes Schadenfeuer löschen und alles von ihm Be-
drohte retten. Sie wird durch den Feuermelder herbeigerufen. Nach wenigen
Minuten ist sie schon auf der Brandstätte. Sofort sperren die Pioniere den
Platz ab. Die Bedienungsmannschaften schrauben die langen Hanf-, Leder-,
oder Gummischläuche an die Spritzen. Gilt es nur ein kleines Feuer zu löschen,
so genügt die Handdruckspritze. Bei großem Feuer arbeitet die Dampfspritze.
Auch werden die Schläuche an die Hydranten geschraubt; dadurch wird das
Wasser gleich aus dem Leitungsrohr in das Feuer geschleudert. Die
Rettuugs- oder Steigerabteilung eilt in das brennende Haus. Jeder
Steiger trägt einen Helm mit Nackenleder zum Schutz gegen herab-
fallende Steine, glühende Kohlen n. s. w. An einem breiten Hanfgurte
hängen ein Beil (Spitzhacke) und ein Täschchen. In letzterem befindet
sich der Notnagel. Wenn alle Ausgänge durch das Feuer zerstört sind,
schlägt der Steiger den Notnagel in die Außenwand. Daran befestigt
er die Rettungsleine, die er in einer Rolle auf dem Rücken trägt, und
läßt sich herunter. — Zur Rettung der Menschen aus den oberen Stock-
werken gebraucht man die Schiebeleiter, den Rettungskorb, den Rettungs-
schlauch und das Sprungtuch. .Ist das Feuer gelöscht, so wird ab-
geräumt. Wenn alle Gefahr vorüber ist, rückt die Feuerwehr wieder ab,
läßt aber zur Vorsicht uoch eine Brandwache zurück.
Eine Querstraße der Mönchenstraße ist die P a p e n st r a ß e.
In dieser wohnten früher die Geistlichen der St. Jakobikirche.
Die Jakobikirche ist etwa 80 m lang und 40 m breit. Ihre
Höhe bis zum Dach beträgt 24 rn. Das Dach selbst ist 28 rn hoch.
Der Chor mit dem Hochaltar ist nach Osten, der 120 m hohe Turm
nach Westen gelegen. Sie besteht aus einem Haupt- und 2 Seitenschiffen.
18 mächtige, achtseitige Pfeiler streben empor und vereinigen sich zu
spitzeu (gotischen) Bogen. Sie stammt aus dem Jahre 1187. Ein
reicher Stettiner, Jakob Beringer, ließ sie erbauen. Bei der Belagerung
1677 wurde der Turm heruntergeschossen. 200 Jahre stand die Kirche
ohne Turm. Da gab der Kaufmaun Karl Gerber Geld zum Wieder-
aufbau. Seit 1902 hat die Kirche ihr jetziges Aussehn. — Vor
ihr steht das Denkmal von Karl Löwe. Er war 46 Jahre
Organist an St. Jakobi und hat viele schöne Lieder komponiert. Daß
er ein Musiker war, zeigen sein Dirigentenstab und die Kindergestalten,
die zu seinen Füßen musizieren. Die Papenstraße führt in die Haupt-
geschäftsgegeud von Stettin, in die B r e it est r a ß e. Ihre Verlängerung
ist die Reifschläger st raße. Sie wird von der Schulzenstraße
gekreuzt. Neben der unteren Schulzenstraße steht die St. Johannis-
kirche. Sie ist von den grauen Bettelmönchen erbaut worden. Im
13. Jahrhundert kamen diese nach Stettin. In der Nähe der Stadt-
mauer erhielten sie ein Stück Land. Darauf erbauteu sie ihre Holz-
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde], T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger]]
TM Hauptwörter (100): [T91: [Haus Fenster Wand Stein Dach Zimmer Holz Feuer Raum Decke], T13: [Kirche Dom Zeit Bau Denkmal Kunst Tempel Bild Werk Stadt], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T12: [Wasser Luft Erde Höhe Körper Fuß Dampf Bewegung Druck Gewicht], T19: [Feind Pferd König Mann Soldat Reiter Uhr Wagen Kanone Offizier]]
TM Hauptwörter (200): [T12: [Wagen Wasser Stein Rad Fuß Maschine Pferd Bewegung Hand Schiff], T0: [Kirche Haus Gebäude Stadt Straße Säule Platz Fenster Seite Palast], T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute], T124: [Wasser Luft Sauerstoff Körper Stoff Kohlensäure Teil Feuer Pflanze Kalk], T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch]]
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