: Beschieung von Libau (Kurland) und der Kste von Algier. Erstes Seetreffen bei Helgoland. Angriffe | der deutschen Flotte auf die englische Kste, Sieg an der Doggerbank. Das deutsche Auslandskreuzer-Geschwader, bei Coronet (Chile) siegreich, wird bei den Falklands-Jnseln vernichtet.
Kmpfe in den Kolonien: Tsingtau erliegt nach Helden-haster Verteidigung den Japanern, (7. November).
1915 Schlachten bei Soissons, in der Champagne, an der Lorettohhe und in den Argonnen. Der groe An-griff der Franzosen (General Joffre) und Englnder bei Ipern, Arras und in der Champagne scheitert
(September-Oktober).
I _
Winterschlacht in Masuren (7. bis 15. Febr.). Die Russen erobern Przemysl.
| Durchbruchsschlacht in Westgalizien (Gorlice 2. Mai); Rckeroberung Galiziens. Vorrcken der Dentscheu und sterreicher in Polen; Eroberung der groen westrussischen Festungen (Warschau, Kowuo, Modlin it. ct.).
Sieg der Trken an den Dardanellen (18. Mrz); Rck-zug der Englnder von Gallipoli.
Abfall Italiens vom Dreibund und Eintritt in den Krieg (23. Mai); Kmpfe in Sdtirol und am Jsonzo.
Eintritt Bulgariens in den Weltkrieg (Mitte Oktober). Vernichtung Serbiens und Montenegros (von Mackensen): Belgrad und Risch erobert, Schlacht auf dem Amselfelde.
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Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Württemberg
Geschlecht (WdK): koedukativ
— 63 -
Die Industrie ist auf der Hochfläche der Alb wenig entwickelt.
Es mangelt an Wasserkräften und an Eisenbahnen. Weite strecken sind
vom Weltverkehr völlig abgeschieden. Auch fehlen im Gegensatz zum Schwarz-
wald die ausgedehnten Waldungen, die Heizmaterial und Rohstoffe liefern
könnten. In Laichingen jedoch wird seit alter Zeit die Lei n w and-
Weberei betrieben. Von vielen fleißigen Händen wird nicht bloß an
dem vom Großvater ererbten Webstuhl des Bauernhauses glatte Leinwand,
sondern auch in fabrikmäßigen Betrieben mit Maschinen und durchgeführter
Arbeitsteilung feiner Damast und Jacquardleinwand mit reichverzierten
Mustern erzeugt. Die Leinwand kommt dann in die Wäscherei und Blei-
cherei und wird zu Bett- und Tischzeug verarbeitet. In der niedrigen
Stube des Heimarbeiters rasselt der Webstuhl vou srüh bis spät in die
Nacht. Frail und Töchter arbeiten an der klappernden Stickmaschine oder
sitzen tief gebengt am Stickrahmen und reihen auf schimmernder Leinwand
Stich an Stich, bis ein kunstvoller Namenszug oder irgendeine andere Herr-
liche Handstickerei entsteht. Aber auch in den Arbeitsränmen der Fabriken
sind fleißige Handarbeiterinnen mit Hand- und Maschinensticken, Durch-
bruchnähen usw. beschäftigt. In Laichingen allein sind ungefähr 300 Hand-
weber tätig, und auch iu den Nachbarorten, namentlich in Sontheim, wird
für die Laichinger Leinenindustrie gearbeitet. Der zur Weberei nötige
Flachs und Hanf wird nicht mehr auf der Alb selbst gebaut, sondern aus Nord-
deutschlaud (Oberschlesien, Teutoburger Wald) bezogen. Zur Ausbildung
von Handwebern ist eine besondere Web schule eingerichtet; auch eine
weibliche Fortbildungsschule für Hand- und Maschinenstickerei ist vorhanden.
Außer Laichingen hat auf der Hochfläche der mittleren Alb nur noch Mün-
singen eine nennenswerte Industrie. Seit Eröffnung der Bahn hat das
lange von allem Weltverkehr abgeschlossene Städtchen eine große Port-
landzementsabrik erhalten, die mehr als 200 Arbeiter beschäftigt.
Der Portlandzement wird aus dem Zementmergel hergestellt, der in der
Nähe der Stadt in ungeheuren Mengen gewonnen wird. In die einst so
weltabgeschiedene Gegend hat auch der 1147 ha große Truppenübungsplatz
Leben gebracht. Er liegt nordöstlich von Münsingen und hat den Bewohnern
der umliegenden Gemeinden infolge des großen Bedarfs der Heeresverwal-
tuug an Lebensmitteln, Futter für die Pferde, Fuhrwerken u. dgl. reiche
Verdienstgelegenheit verschafft.
5. Eisenbahnen: Der mittleren Alb fehlen ausgebildete Doppel-
täler, was für die Durchquerung durch Eisenbahnen sehr hinderlich ist.
Diese müssen daher vom Neckarland aus unter beträchtlichen Steigungen
die eigentliche Hochfläche des Gebirges ersteigen. An zwei Stellen, in der
Mitte und an ihrem Ende, wird die mittlere Alb von Eisenbahnen über-
schritten:
1. Die Linie Reutlingen — Münsingen — Schelklingen —
Ulm führt im Echaztale aufwärts bis Hönau und steigt von da als
Zahnradbahn aus die Albhochfläche hinauf. Diese Bahn hat einem großen
Teile der mittleren Alb nicht bloß eine günstigere Verwertung der Erzeugnisse
der Land- und Forstwirtschaft, sondern auch die ersten Anfänge der Fabrik-
industrie (Münsingen) gebracht. Von der Bahn Reutlingen—münsingen
zweigt die Privatbahn Großeng st in gen — Gammertingen ab.
2. Die württembergische Hanptbahn Mühlacker—(Heilbronn)—
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Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Württemberg
Geschlecht (WdK): koedukativ
86
bürg, Tübingen, Herrenberg und Nagold und das Oberland iu der Gegend von Tett-
nang und Ravensburg sowie von Sanlgau und Ehingen.
Die Zuckerrübe bedarf eines fruchtbaren Bodens. Sic wird daher nur im
Neckarlande gebaut. Hier befinden sich auch die drei Zuckerfabriken des Landes:
Stuttgart-Münster, Heilbroun und Züttlingen a. d. Jagst. Auch der Tabak und
die Zichorie werden nur im Neckarland gebaut, letztere ausschließlich iu der Nähe der
Zichorienfabriken Ludwigsburg und Heilbronn.
Der Obstbau nimmt in Württemberg eine hervorragende Stelle eilt.
Unser Land ist das erste Vbstland des Deutschen Reiches. Es be-
sitzt etwa 11 Millionen Obstbäume, worunter fast 6 Millionen Apfelbäume.
Der jährliche Durchschnittsertrag hat einen Wert von mehr als 7 Mill.
Mark. Der Obstbau erstreckt sich aus alle Gegenden des Landes; selbst auf
den höchsten Plätzen der Alb wird noch, wenn auch iu beschränkterem Umsaug,
Obstbau getrieben. Das Neckarland, die Täler der Neckarzuflüsse der Alb, die
Bodenseegegend gleichen einem förmlichen Obstgarten und erzeugen die
seinsten Obstsorten. Trotzdem deckt unser Obstbau deu Bedarf noch nicht,
namentlich weil bei uns die Bereitung des Obstmostes ganz allgemein ist,
wogegen der Branntweingenuß immer sehr eingeschränkt blieb. Daher muß
auch in den besten Obstjahren allein an Kernobst etwa 1/2 Million Doppel-
zentner eingeführt werden. Stuttgart besitzt den größten Mostobstmarkt
des Deutschen Reiches.
Der Weinbau ist iu Württemberg, obgleich er langsam zurückgeht,
von großer Bedeutung. Unter dm vier Hauptweingebieten Deutschlands
kommt unser Land an zweiter Stelle. Das Rebland beschränkt sich
auf die mildesten Gegenden des Landes. Der Schwerpunkt des Wein-
baugebiets liegt im mittleren und unteren Neckartal, Ivo Tausende von
Kleinbauern wohnen, deren Hauptnahrungsquelle uicht das Kornfeld und
nicht der Wald, nicht die Äcker und nicht die Wiesen, sondern die Weinberge
sind. Bon den Seitentälern des Neckars sind das Rems-, Bottwar-,
Schotzach- und Sulmtal, das Enztal und das Zabergäu bevorzugte Wein-
gegendeu Auch im untern Kocher- und Jagsttal wird Weinbau getrieben,
geschätzter sind aber die Tauberweine. Sogar an freit Abhängen der Alb
von Reutlingen bis Weilheim gedeiht noch die Rebe. Auch in der Bodensee-
gegend ist der Weinbau zu Hause; er zieht sich im Schusseutal bis Ravens-
bürg aufwärts. Wenn auch die meisten württembergischen Weine an Güte
das edle Rheingauer Gewächs uicht erreichen, so erfreuen sich doch manche
Sorten eines wohlverdienten Rufes. Der jährliche Durchschuittsertrag des
Weinbaus beträgt iu Württemberg etwa 11 bis 12 Mill. Mark.
D i e Viehzucht w i r d mehr und m e h r zu ut wichtig st e n
Z >v e i g der württembergischenlandwirtschast. Sie liefert jähr-
lich 65°/o der Roheinnahmen der württembergischen Landwirte, während der
Getreidebau nur 15«b einbringt. Obenan steht die Rinderzucht. Sie hat
in den letzten Jahrzehnten einen großen Aufschwung genommen. Die
Ackerflächen mit Futtergewächsen und Kartoffeln sind daher bedeutend an-
gewachsen, und außerdem werden noch ausländische Futtermittel verbraucht.
Die Rind Vieh zu cht bildet neben der Schweinezucht für die
Mehrzahl der landwirtschaftlichen Betriebe die hauptsäch-
lichste Einnahmequelle. Württemberg zählte im Jahre 1907 über
1 Million Stück Rindvieh im Wert von ungefähr 250 Millionen Mark.
Die Aussuhr au Rindvieh, die hauptsächlich nach Baden, Bayern, Hessen
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25 —
Heere von 14 00v Mann, das ihm Oberst Phil. Heinr. Rieger auf die
gewaltthätigste Weise zusammengebracht hatte, gegen Preußen teilnahm.
Diese Armee wurde nun auch nach dem Kriege zum großen Verdruß
der Landschaft und des Volkes beibehalten und kostete viel Geld.
Unwürdige Räte, Montmartin, Wittleder u. a. m., scheuten
sich, um das nötige Geld aufzubringen, auch vor den verwerflichsten
Mitteln nicht. Die Landschaftskasse wurde mit Gewalt weggenommen
und der fromme Landschaftskonsuleut Joh. Jak. Moser, welcher
sich dem widersetzte, auf Hohen twi el fünf Jahre lang gefangen ge-
setzt. (Ev. Lesebuch Ii, Nr. 188).
Verfassungswidrige Steuern wurden dem Volke auferlegt, der Taba k-
und Salzverkauf sowie die Münze wurden verpachtet; das Lotteriespiel
wurde eingeführt und die Unterthanen zur Teilnahme daran gezwungen; der
Dien st Handel wurde auf die schamloseste Weise betrieben. Jedes Amt konnte
man um Geld kaufen. Die Unzufriedenheit mit der Regierung des Herzogs wurde
endlich so groß, daß das Land sich beim Kaiser beschwerte, aus dessen Betreiben
1770 ein Vergleich zu staude kam, nach welchem Karl sein Heer aus 4000 Mann
verminderte, auch seine sonstigen Ausgaben beschränkte und die alten Rechte und
Freiheiten des Landes wieder herstellte.
In seinem 50. Jahre ging eine gänzliche Veränderung mit
ihm vor. In einer Bekanntmachung, welche von allen Kanzeln verlesen
wurde, legte er ein reumütiges Bekenntnis seiner Fehler ab und
versprach eine bessere Zukunft. Zu dieser Sinnesänderung trug feine
zweite Gemahlin Franziska viel bei. Sie suchte seinen Sinn für Volks-
bildung und Volkswohl zu nähren und ist dadurch, wie durch ihre Frei-
gebigkeit gegen die Armen, eine Wohlthäterin für Württemberg geworden.
Karl richtete jetzt seinen
ganzen Eifer auf das Er-
ziehuugsweseu und die
Pflege der Wissenschaft.
Im Jahre 1770 hatte er auf
der Solitüde ein Waisenhaus
für Soldatenkinder errichtet,
das aber schon innerhalb zwei
Jahren sich zu einer Akademie
erweiterte, die 17 7 5 nach Stutt-
gart verlegt und nochmals
erweitert, „hohe Karls-
schule" genannt und vom
Kaiser 1781 zur Universität
erhoben wurde. Dieselbe er-
hielt bald auch im Auslande
einen großen Ruf. Jünglinge
aus fast allen Ländern Euro-
Pas suchten hier ihre Bildung.
;,i: Friedrich Schiller, der
Bildhauer Dannecker und viele
andere berühmte Männer, Ge-
lehrte, Künstler, Geschäftsmänner
und Krieger waren Schüler der- Herzog Karl Laugen.
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Extrahierte Personennamen: Rieger Moser Karl Karl Franziska Karl Karl Friedrich_Schiller Friedrich Dannecker Karl Karl
— 27
Infolge seiner Beteiligung an dem Kriege Österreichs, Rußlands
und Englands (1799—1801) gegen Frankreich hatte er nicht nur
sehr große Lieferungen und Kriegssteuern an seine eigenen Bundesgenossen
zu leisten, auch die eindringenden Feinde bürdeten dem Lande ungeheure
Lasten auf. Durch Verrat fiel die Feste Hoheutwiel (1800) in die
Hände der Franzosen, die sämtliche Werke schleiften. Durch den Frieden
von Luvte Dille (1801) wurde dem Herzog die Grafschaft Mömpelgard
samt den linksrheinischen Besitzungen weggenommen; aber die Regens-
burger Beschlüsse brachten ihm (1803) neben der Kurfürsten-
würde eine mindestens doppelte Entschädigung an Land und freien
Reichsstädten („Neuwürttemberg"), nämlich die Probstei Ellwangen, die
Abtei Zwiefalten, die Stifte und Klöster Comburg, Oberstenfeld, Rottenmünster,
Heiligkreuzthal, Margrethaufen, Schönthal und Dürreumettstetten, ferner die Reichs-
städte Weil, Reutlingen, Eßlingen und Rottweil, Giengen a. 23., Aalen, Gmünd
Hall und Heilbronn, zusammen 40 Ouadratmeilen mit etwa 125 000 Einwohnern.
Der Kriegsfchadeu, welchen Württemberg von 1792—1801 erlitten hatte, belief sich
auf etwa 70 Mill. Mark.
Im Jahre 1805 brach ein neuer Krieg zwischen Frankreich und
Österreich aus, in welchem der Kurfürst unbeteiligt bleiben wollte. Allein die
Erklärung Napoleons im Schloß in Ludwigsburg: „Wer nicht für mich ist, der ist
wider mich!" ließ ihm keine andere Wahl, als sich Napoleon mit 8000 Maun anzu-
schließen. Dessen Siege bei Ulm und Austerlitz und der F r i e d e von P r e ß b u r g
(1805), mit welchem das deutsche Reich thatfächlich aufhörte, brachten dafür dem
Lande auch eine namhafte Gebietserweiterung und dem Fürsten die
Königs kröne. Württemberg erhielt die Grafschaft Hohenberg, die Landvogtei
Altdorf (Weingarten), die Landgrasschaft Nellenbnrg, Stadt und Herrschaft Ehingen
und die Donanstädte Munderkingen, Riedlingen, Mengen, Saulgau, die jetzt
badischen Städte Villingen und Bräunungen und die Herrschaft Triberg, die
Grafschaft Bouudorf, die Ämter Gnndelsheim, Heilbronn, Heuchlingen, Neckarsulm
und viele Rittergüter mit zusammen 150000 Einwohnern.
3. Württemverg ats Königreich (seit 1806).
Friedrich l (1806—1816). Die Freude über die dem Volke am
1. Januar 1806 feierlich verkündigte Annahme der Königswürde wurde
verbittert durch die Aufhebung der alten Landesverfassung und der
Landstände. Das Kirchengut wurde eingezogen, Neuwürttemberg mit
Altwürttemberg vereinigt und durch sechs Ministerien verwaltet; das
ganze Königreich wurde iu 12 Kreise eingeteilt und dem katholischen
Glaubensbekenntnis gleiches Recht mit dem evangelischen zuerkannt.
Das Volk hatte von da an unter des Königs Willkür und Härte, unter
rücksichtslosen Truppenaushebungen, erhöhten Steuern und drückenden
Jagdfronen schwer zu leiden. Doch brachte er andererseits Ordnung und
Klarheit in den Staatshaushalt und rottete alte Mißbräuche aus; auch
verdanken wir diesem willensstarken, thatkräftigen Fürsten nicht allein
die Erhaltung sondern auch die Vergrößerung Württembergs in diesen
schweren Kriegszeiten.
Durch die Stiftung des Rheinbundes (1806), zu dessen
Beschützer sich Napoleon aufwarf und dem auch Friedrich beitrat, wurde
das deutsche Reich nach looojährigem Bestände aufgelöst. Friedrich
mußte Napoleon 12 000 Soldaten stellen und erhielt dafür aufs neue
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Extrahierte Personennamen: Württemberg_von_1792—1801 Napoleons Napoleon Württemberg Württemverg Friedrich Friedrich Altwürttemberg Napoleon Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Napoleon
' — 14
ßenon Ulrich derisch und häufte Schulden
^ 6 * J' auf Schulden. Der glänzende
Hofstaat, Ritterspiele, Jagden
und Hoffeste kosteten ungeheure Summen. Die Regierung überließ Ulrich
treulosen Räten, die das Volk mit Steuern hart bedruckten, obwohl
das Volk infolge mehrerer Mißernten nichts zu essen
hatte. In diese Notzeit fiel die Verheiratung des Her-
z o g s mit der bayerischen P r i n z e s s i n S a b i n e. Dieuppig-
feit und Verschwendung bei d er Hö chz ei t§>f ei er er'jb i11erte
das darbende Volk sehr. Die immer unerschwinglicher werdenden
Abgaben und die Besteuerung von Fleisch, Mehl und Wein durch Ver-
ringernng von Maß und Gewicht bei sich gleich bleibendem Verkaufs-
Preis, um die innerhalb 10 Jahren auf 1^2 Mill. Mark angewachsenen
Schulden zu tilgen, führten zu einem Aufruhr des Landvolks,
der 1514 im Remsthale ausbrach und sich unter dem Namen des
„ a r m e n 0 n r a d" (kein Rat) schnell durch das Land verbreitete.
Auf dem deshalb 1514 in Tübingen abgehaltenen Landtage
durften die Unzufriedenen ihre Klagen vorbringen.
Nach langen Verhandlungen kam es zum Tübinger Vertrag
(8. Juli 1514), nach welchem das Land die herzoglichen''Schufen Jtliernalp,
wogegen der Herzog versprach, den Wildschaden abzustellen, ohne Willen des
Volkes keinen Krieg anzufangen, kein Land zu verkaufen, auch keine neuen Steuern
auszuschreiben und keinen Unterthanen ohne Urteil und Recht hinrichten zu lassen.
Durch diesen Vertrag, der fortan den Grundpfeiler aller württem-
bergischen Freiheiten bildet, wäre nun der Streit mit dem Volke beigelegt
gewesen, allein der Unfriede mit seiner (allerdings sehr stolzen, eigen-
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— 20 —
Trotz seiner Streitigkeiten mit den Landständen, in
denen er durch seinen Kanzler Matthäus Enzlin kräftig unterstützt wurde,
that er viel für das Land und förderte Handel, Gewerbe und Bergbau.
Er begründete die Leinenweberei und Bleichanstalt in Urach (Uracher
Bleiche), beförderte die Schiffbarmachuug des Neckars und erbaute zur
Hebung des Bergbaues im Schwarzwalde die Stadt Freudenstadt, wo er
aus Osterreich vertriebene Protestanten ansiedelte. Er war ein Freund
der Künste und Wissenschaften, verschwendete aber große Summen an
Betrüger (Alchimisten), welche vorgaben, Gold machen zu können.
Um Gewerbe und Handel zu höherer Blüte zu bringen, zog er die
Juden ins Land, obwohl Eberhard im Bart diese für „nagende Würmer"
erklärt und seine Nachfolger auf ihren Ausschluß aus dem Lande ver-
pflichtet hatte. Um die dadurch entstandene Unzufriedenheit des Volks
kümmerte sich Friedrich uicht, und der Hofprediger Osiander, der ihm
deshalb Vorstellungen machte, wurde aus dem Laude gejagt.
Durch den Prager Vertrag (1599) erkaufte er um 400 000 Gulden
die Freiheit des Laudes von der österreichischen Oberhoheit.
Erwerbungen: das von der österreichischen Regierung an Baden abge-
tretene Besigheim, ferner Altensteig, Liebenzell, Neidlingen, Ochsenwang und Randeck,
Marschalkenzimmern, Kirchentellinsfurt, Pflummern n. a. Dörfer.
Johann Friedrich (1608— 1628), der älteste der 5 Söhne
Friedrichs I, war ein milder, aber schwacher Fürst. Er stellte den von
seinem Vater beiseite gesetzten Tübinger Vertrag wieder her und
ließ den Kanzler Enzlin wegen Hochverrats gefangen setzen und enthaupten.
Chaler mit dem Bildnisse Johann Friedrichs (J616).
Wegen seiner Prachtliebe befand er sich fortwährend in Geldverlegen-
heiten, welche die Verschlechterung der Münzen veranlagten
(Hirschgulden). — Während seiner Regierung begann der dreißig-
jährige Krieg, der durch Einquartierung Wallenstein'scher und anderer
Truppen auch über unser Land Schrecken und Jammer brachte.
Erwerbungen: eine Anzahl zerstreuter Dörfer, wie Thalheim i. d. Steint.,
Brenz, Bösingen, Nellingsheim, Neuneck, Unterjesingen, Cresbach, Alfdorf, Bodels-
Hausen, Hohenstadt und Unter- und Oberwaldbach.
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Extrahierte Personennamen: Matthäus_Enzlin Eberhard Friedrich Friedrich Osiander Johann_Friedrich_( Johann Friedrich Friedrichs Johann_Friedrichs Johann Friedrichs Thalheim
C. C. Bchners Verlag, Bamberg.
Die Kleinwelt
f
Zeitschrist der Deutschen mikrologischen Gesellschaft
zur Verbreitung wissenschaftlicher Bildung
Herausgegeben von
N. Ls. Francs-Mnchen
Jhrlich mindestens 8 Hefte und mindestens 1 Sondergabe. Preis M 4..
Mitglieder der D- M. G. (Jahresbeitrag M 4.) erhalten die Zeitschrift und die Sondergaben als ordentliche Verffentlichung der Gesellschaft ohne weitere Kosten. Porto fr direkte Zusendung M .60.
Proben Ummern kostenlos.
Die Deutsche mikrologische Gesellschaft (Sitz Mnchen) hat seit 1. April 1909 Vereinsverfassung und bietet ihren Mitgliedern gegen einen Jahresbeitrag von M 4.
1. die reichillustrierte gemeinverstndliche Zeitschrift Die Kleinwelt mit Anleitungen zu mikroskopischen Arbeiten fr Anfnger und Fortgeschrittene und Berichten der die Fortschritte auf dem Gebiet wissenschaftlicher Mikrologie. Auerdem jhrlich 2 Beilagen (Bestimmungswerke und Mono-graphien erster Autoren).
2. Unentgeltliche Bentzung der bereits der 1000 Nummern zhlenden mikrologischen Zentralbibliothek in Mnchen.
3. Lehrkurse fr Anfnger und Fortgeschrittene durch Universittsdozenten und erste Fachmnner, ferner Arbeitspltze im Biologischen Institut der Gesellschaft zu Mnchen gegen geringes Honorar (bei weiterem Wachstum der Gesellschaft unentgeltlich).
4. Wissenschaftlichen Rat, Bestimmungen, Prparate und Materi altausch.
5. Wichtige Vergnstigungen bei mikrologischen Firmen. Mitglieder der D. M. G. erhalten von den bedeutendsten mikrologischen Firmen Instrumente zu geringen Teilzahlungen.
Korrespondierendes Mitglied kann jeder nach ernster Natur-bildung Strebende werden. Anmeldungen befrdert jede Buchhandlung. Wo eine solche nicht erreichbar, sind Anmeldungen an die Zentralstelle des Vereins, Biologisches Institut Mnchen, zu richten, die auch nhere Ausknfte erteilt.
Die Geschftsstelle befindet sich bei C. C. Buchners Verlag in B amberg.
Zu beziehen durch alle Buchhandlungen.
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Karl V. 19
worden. Hier lebte der Mnch als Staatsgefangener unter dem Namen eines Junkers Jrg in ritterlicher Tracht, in Deutschland als Toter schon beweint, in Wirklichkeit aber in stiller Sammlung eifriger und erfolgreicher ^ Arbeit obliegend.
6. Die hchste geistliche und weltliche Gewalt hatten also ver-gebens ihren Machtspruch gegen den Wittenberger Professor ergehen lassen. Zudem starb im Dezember 1521 Papst Leo X., und sein Nachfolger, Hadrian Vi. (15221523)2, von den Ketzereien des Augustinermnchs ebenso berzeugt, wie von der Notwendigkeit einer Reformation, vermochte im Ernste nichts gegen die Zustnde in Deutschland auszurichten. Diese blieben vielmehr fr die nchste Zeit dem guten Willen der Reichsstnde und des Reichsregiments 3 berlassen. Denn der Kaiser hatte alsbald nach dem Wormser Reichstag das Reich verlassen und war nach Spanien geeilt, wo sich während seiner Abwesenheit der Adel und die Städte gegen die knigliche Gewalt aufgelehnt und eine Vermehrung ihrer Rechte erstrebt
1 Die schnste Frucht seiner unfreiwilligen Mue auf der Wartburg war die Verdeutschung des neuen Testaments, herausgegeben 1522. (Spter folgten die Schriften des alten Testaments, und 1534 war die ganze Bibelbersetzung fertig, ein Meisterwerk deutscher Sprache und deutschen Gemts, und die Grundlage der bibelfesten Sprache und Gesinnung vieler Menschenalter.)
2 Vor seiner Wahl Erzbischos von Utrecht und Erzieher Karls V., zuletzt noch Regent von Spanien. Hadrian Vi. war der letzte Papst deutscher Ab-st a m m n n g.
3 Das in Worms eingesetzte Reichsregiment trat sofort nach der Abreise des Kaisers ins Leben. Es sah sich aber einer schwierigen Lage gegenber: dem unaufhaltsamen Fortschreiten der Reformation und dem unaufhaltsamen Vordringen der Trken. Diese hatten unter Sultan Soliman Belgrad erobert (1521). Ein Reichstag zu Nrnberg (1522/23) bewilligte eine Trkenhilfe und wollte der Gelder wegen eine Art Zollverein grnden, d.h. man wollte das ganze deutsche Reichs-gebiet mit einer Zollgrenze umgeben (Nikolsburg-Graz-Tarvis-Jnnsbrnck-Feldkirch-Rheinlauf bis Straburg ^ Metz - Aachen-Antwerpen - Bremen - Hamburg - Lbeck - Frank-furt a. ).). Innerhalb dieses Gebiets sollten alle Zollschranken fallen, dagegen sollte an der Grenze eine Aus- und Eingangssteuer von allen Waren (mit Ausnahme der notwenigsten Lebensmittel) im Betrag von 4% erhoben werden; alle Monopole sollten abgeschafft, und Handelsgesellschaften mit mehr als 50 000 Gulden (nach unseren jetzigen Geldverhltnissen rund 1 Million Mark) Umtriebskapital verboten werden. Am Wider-stand der Städte scheiterte dieser eigenartige Plan. In Sachen der Irefnrmntimi abejajii_jijuj^ trotzdem da der ppstliche Nuntius die Ausfhrung des Wormser Edikts und die Gefangennahme der evangelischen Pre-diger wiederholt gefordert hatte, gegen das feierliche Versprechen, die Kurie werde den tatschlich vorhandenen, tiefen Schden der Kirche abhelfen. Angesichts der Stimmung des Volks, sagte man ihm, sei die Durchfhrung des Wormser Edikts unmglich, und man msse bis zur Einberufung eines Konzils den Predigern gestatten, da sie das wahre, reine, lautere und heilige Evangelium und bewhrte Schrift lehren."
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Leopold I. Joseph I.
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mit den Zeiten nach dem Westflischen Frieden. Es war zwax tzyck ziemlich Geld im Umlauf, aber nicht beim Mittelstand, sondern bei der (Sotsotesm, Bern in den langen Kriegsjahren neu entstandenen Militrstand. Hatte sich das Militr schon während des Krieges bereichert1, so wurden ihm beim Friedensschlu vom Reich noch an die 10 Millionen Reichstaler (nach heutigem Geldwert etwa 300 Mill. Mar?) Abfindungsgelder bewilligt, und wenn nun auch unter den zu verabschiedenden Offizieren viele Fremde sich befanden, und ein Teil dieser Gelder somit ins Ausland kam, so blieb doch das meiste im Reich, wo auch verschiedene Auslnder sich dauernd ansiedelten, da man groe Liegenschaften um einen Spott-preis aufkaufen konnte. Stattliche Vermgen sind damals von solchen reichge-wordenen Offizieren in Grund und Boden angelegt worden. sich in-
folge des Dreiigjhrigen Kriegs der Gegensatz zwischen Zivu/un8 Mmar zus nchst auf diese pekunire Besserstellung, an die sich aber alsbald auch die gesellschaftliche Bevorzugung anreihte. Nachdem schon die Art und Weise, wie die Reformation in den Territorien eingefhrt und verteidigt worden war, den Fürsten einen Zuwachs an Macht gebracht hatte, so war vollends durch den Verlauf des Dreiigjhrigen Kriegs die Frstengewalt eine unumschrnkte geworden (Absolutismus). Dadurch aber, da sie im Westflischen Frieden als Selbst-Herrscher auf sich selbst gestellt worden waren, sahen sich die souvernen Landes-Herren, die fortan die Schicksale der Völker in ihrer Hand hatten, auch in die Notwendigkeit versetzt, zum Schutze ihrer eigenen und ihres Landes Unabhngigkeit stehende Sldnerheere zu halten, von deren Vorzgen (im Gegensatz zu den nur vorbergehend angeworbenen Landsknechtsheeren) man sich im letzten Krieg durch das Beispiel der Schweden und Franzosen hinlnglich berzeugt hatte. Daher entlieen die deutschen Fürsten, namentlich die Herrscher von sterreich, Branden-brg und Bayern, nach dem Friedensschlu keineswegs ihre smtlichen Sldner, sondern sie behielten auch fr Friedenszeiten verschiedene Truppenteile als den Stamm zu einem stehenden Heere unter den Waffen. Diese Regimenter wurden nach schwedischem Muster uniformiert, gedrillt und nach unten in Bataillone und Kompagnien eingeteilt, nach oben zu Brigaden formiert2. Der Fürst aber kleidete
1 Die schwedischen Generale B an er und Wrangel z. B. hinterlieen (nach damaligem Geldwert) je 1 Million Taler, obwohl sie von Haus aus keineswegs be-gtert waren; und ihr Kollege Knigsmark, der bettelarm in den Krieg gezogen war, schtzte sich nach dem Krieg ans rund 1 xl% Millionen Taler.
2 Vor dem Dreiigjhrigen Krieg gab es in den deutschen Staaten kein Kriegs-Ministerium, keinen Generalstab und auch feine militrischen Rangstufen, wie auch kein einziges deutsches oder sterreichisches Regiment vor dem Jahr 1618 errichtet worden ist. Die meisten der ltesten Regimenter gehen sogar erst auf die Zeit zwischen 1648 und 1700 zurck. Die Kopfzahl des Regiments mit 3000 Mann und seine Einteilung in 3 Bataillone mit je 4 Kompagnien zu je 150 Mann ist auch erst seit dem Dreiigjhrigen Krieg Regel geworden. Als beste Vorschule fr den Krieg galt bis auf weiteres der Krieg selbst. An Gelegenheit hiezu fehlte es nicht. Wer also die militrische Lauf-bahn ergreifen wollte, und dies taten jetzt vorzugsweise wieder die Adeligen (Ritter-stand), der suchte (wie im alten Rom) bei irgend einem berhmten Haudegen unter-zufommen, um unter seinen Augen die Professionen lernen". Ein solcher war z. B. der sterreichische Feldmarschall Gras Eaprra, der von 16311701
Feldzge mitgemacht hat. ^
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Extrahierte Personennamen: Leopold_I.
Extrahierte Ortsnamen: Westflischen Bern Zivu/un8_Mmar Schweden Bayern Rom