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Man hatte in früheren Kriegen den jammervollen Zustand kennen gelernt,
in welchem sich verwundete und erkrankte Krieger während der Schlacht und
nach den Kümpfen befanden. Aus dem Krimkriege z. B. kehrten von 309000
ausgerückten Franzosen 95240 nicht wieder heim. Davon waren nur 20000
in Schlachten gefallen und ihren Wunden erlegen, 75 000 dagegen an
Krankheiten gestorben.
Um nun solche Mißstände bei neu ausbrechenden Kriegen mög-
lichst zu beseitigen, trafen die gebildetsten Völker Europas eine Verein-
barung, die sogenannte Genfer Konventton (der erste darauf bezügliche
Vertrag wurde am 22. August 1864 zu Genf abgeschlossen). Danach
sollte das gesamte Personal und Gerät, das im Kriege zur Pflege und
Heilung der Kranken und Verwundeten gebraucht wird, sowie alles, was
damit zusammenhängt, als neutral (keinem der kriegführenden Völker
zugehörig) angesehen, die Pfleger also nicht zu Kriegsgefangenen gemacht
und ihr Material nicht als Beute betrachtet werden. Als gemeinschaft-
liches Zeichen für alle, welche diesen Schutz genießen, wurde das rote
Kreuz auf weißem Grunde gewählt. Es hat viel Segen gesttftet bei
Freund und Feind. Unter seinem Schutze haben die Ärzte und Geist-
lichen, die barmherzigen Schwestern und die Diakonissinnen sich ihrer
Pflegebefohlenen treulich annehmen können, sie weder im Getümmel des
Kampfes, noch in ihren von Seuchen und ansteckenden Krankheiten heim-
gesuchten Lagerstätten, noch in der Gefangenschaft verlassen. Überallhin
bemühten sie sich, ihnen für die Schmerzen des Leibes und der Seele
Linderung zu bringen, und gar manche hauchten ihr Leben aus im Dienste
für die Brüder.
Aber auch die Soldaten selbst halfen oft in der menschenfteundlichstev
Weise ihren verwundeten Kameraden.
Der badische Feldgeistliche vr. Bauer schreibt: „Ein Einundzwanziger
wurde bei den Kämpfen um Dijon gegen Ende Januar 1871 von einem
französischen Soldaten durch einen Schuß verwundet, während er ihn durch
einen Bajonettstich verletzte. Als der Preuße sah, daß der Franzose schwerer
als er verwundet sei, wälzte er sich zu ihm hin, packte seinen Tornister
aus, verband erst ihn und dann sich selbst und deckte einen Teppich und
seinen Mantel über sie beide, und so lagen sie vierundzwanzig Stunden
auf dem Schlachtfelde. Dann kamen sie in verschiedene Lazarette, und
nun schickte der Franzose voll Unruhe überall bei uns herum, um zu
fragen, was der Preuße mache, und ihm zu danken. Leider konnte ich
den barmherzigen Samariter nicht finden."
Folgende Erzählung zeugt von der guten Manneszucht im Heere
und von dem menschenfteundlichen Verhalten vieler Offiziere den Soldaten
gegenüber.
Ein sächsischer Ulanenunteroffizier hatte einen Schuß in die Brust
erhalten. Die Hilfe, welche ihm zwei seiner Kameraden gewähren wollten,
lehnte er ab, indem er sie bedeutete, sich lieber selbst zu retten, um nicht
mit ihm in Gefangenschaft zu geraten. Sie brachten ihn aber dennoch
auf ein Pferd und ritten mü ihm zurück. Unterwegs begegnete den drei
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Dabei war das Schlimmste nach gar nicht vor der Tür. De:
Holzhändler und auch die Maschinenfabrikanten waren anständige Leute,
fast schien es, als ob sie Mitleid mit dem armen Manne hatten. Sie
prolongierten die Wechsel noch einmal zu mäßigen Zinsen. Auch der
Prozeß mußte nach Ansicht des Rechtsanwalts unbedingt gewonnen werden,
obgleich der Bauunternehmer die raffiniertesten Einwände erhob und im
Erfinden neuer Gründe zum Vertagen der Verhandlung unerschöpflich war.
Immerhin konnten Monate ins Land gehen, ehe das Endurteil heraus
war, und bis dahin waren sicher auch die letzten Spargroschen aufgezehrt.
Den besseren Teil derselben hatte Herr Wiesling ja längst eingesteckt.
So verstrich Woche um Woche, und aus den Wochen wurde ein
Vierteljahr. Die einzelnen Tage waren wie die Schnecken dahin gekrochen,
nun die Holzwechsel aber wieder fällig waren, schien dem Meister die Zeit
wie im Nu verflogen. Diesmal empfingen Dahlo & Uhlmann den Bitt-
steller sehr unfreundlich. Das Häusergeschäft sei heruntergegangen, meinten
sie nicht mit Unrecht, die verpfändete Hypothek sei gefährdet; sie wollten
zwar ein übriges tun und sich vorläufig begnügen, wenn ihnen Herr
Kern diese völlig abtrete, er müsse aber für deren richtigen Eingang
Bürgschaft leisten und dafür Wechsel hinterlegen. Das war nicht mehr
als recht und billig, die Herren zeigten sich sogar noch so entgegenkommend,
ihm den kleinen Restbetrag bar herauszuzahlen. Mit den Maschinenbauern
ging's nicht ganz so glatt; sie holten ihm die Maschinen aus der Werkstatt
ah, und er mußte noch die Summe, welche er von Dahlo & Uhlmann
erhalten, zugeben, um die Klage zu vermeiden.
Das war ein böser Tag, als die Wagen kamen und der Gasmotor,
die Sägen und die große Hobelmaschine aufgeladen wurden. Der Meister
konnte nicht lange zusehen, die dicken Tränen liefen ihm in den Bart
hinunter, er stürmte aus dem Hause, und erst als er sich mitten im
Menschengewühl befand, wurde ihm etwas leichter zumute. Noch hatte
er ja einige Taler in der Tasche, und er kannte schon längst den Sorgen-
brecher, den Vergessenstrank . . .
Einige Stunden später stand er vor dem Neubau in der Tauben-
straße , ohne selbst recht zu wissen, wie er dorthin gekommen war. Er
hatte nur wenige Glas Bier getrunken und wohl auch einige Nordhäuser
darauf gesetzt, das hätte es nicht getan; aber die innere Erregung kam
hinzu — das Blut süeg ihm siedendheiß zu Kopf, als er plötzlich die
glänzende Fassade vor sich hatte: das große Tor dort war seiner Hände
Arbeit, an den Fenstern im ersten Stock klebte sein Schweiß. Natürlich,
jetzt war der Bau ja ziemlich vollendet, der kluge Wiesling hatte wohl-
weislich mit dem Bruch gewartet, bis er den größeren Teil der Lieferung
in Händen hatte. Der kluge Wiesling — der noble Wiesling — der
Schuft: da kam er ja gerade mit seinen Rotschimmeln angefahren, so
recht behäbig in die Kissen zurückgelehnt, die Zigarre zwischen den wulstigen
Lippen! „Achtung!" rief der Kutscher. Aber der alte Mann hatte keine
Augen für die Gefahr, er sah nur den Mann in dem Wagen und taumelte
mit der hochgehobenen Rechten vorwärts. „Achtung" — die Pferde
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