Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Franken
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
— —
hervorbrachen, die Umgegend plünderten und deren Bewohner auf Lösegeld gefangen wegführten. Diesem Unwesen zu steuern, zog Bischof Gerhard an Pfingsten ^393 vor das Raubschloß, belagerte dasselbe mit allem Kraftaufwands vermochte es aber nicht zu erobern und mußte an 5t. Michaels-Tag nach manchen Verlusten wieder abziehen.
3.
3m Freigerichte Alzenau finden wir in der unruheoollen Zeit Deutschlands nicht wenige Ritter, die plündern und Hauben als einträgliches Gewerbe betrieben. Besonders waren es die Herren von Bonneburg, die viele der Märker in ihren Wohnungen anfielen und plünderten, oft zu Fehde zogen, Steuern erpreßten und das Ländchen feindlichen Reisigen preisgaben, obwohl in ihrer „edelsten" Z}and das Amt des Landrichters ruhte. Wiederholt setzten deshalb die freien Märker diese unwürdigen Vögte ab (H36l[ und ^386).
Aber auch nach dem Aussterben dieser Familie nahmen die Räubereien kein Ende. Die Schelrisse von Wasserlos, die Herren der Womburg bei Mömbris und Ulrich von Bergheim auf Z?üttelngefäß waren kecke Stegreifritter und vergewaltigten Bauern und Bürger, Kaufleute und pilger, so daß König Ruprecht in Verbindung mit den benachbarten Reichsstädten Ruhe schaffen mußte. Am Sonntag, den 22. Februar ^05, wurden die Burgen der Strauchritter von Reisigen eingenommen und verbrannt. Damit war den raublustigen Rittern für längere Zeit das Handwerk gelegt.
4. Aus fehdereicher Zeit.
Au Beginn des ^5. Jahrhunderts herrschte in Franken auf den Straßen große Unsicherheit, allenthalben hörte man von Mord, Raub und Brandschatzung. Um diesem Übel zu steuern, schlossen die fränkischen Bischöfe, der Abt von Fulda, der Burggraf von Nürnberg und Abgesandte der fränkischen Reichsstädte im )ahre ^03 zu Mergentheim ein Bündnis, „Landfriede zu Franken" genannt. Aus den Bestimmungen des Vertrages kann man auf die Vergehen gegen Person und (Eigentum sehr leicht Schlüsse ziehen. So mußte ein Artikel vorschreiben: Alle pilger und Wallfahrer, die Kaufleute und die Ackerbauer, welche Feldfrüchte und Edein bauen, sollen in ihren Wohnungen und Gewerben sicher sein; frei sollen sein alle Straßen, Kirchen, Klöster, Geistliche, Kaufleute, Kirchhöfe, Mühlen, Pflüge mit ihren Pferden, Gchsen und Zugehör, alle Ackerleute und Weinbauer. Wer diese beschädigt, soll als Verletzer des Landfriedens und Räuber bestraft werden.
Bald mußte denn auch der Bischof von Würzburg gegen Landfriedensbrecher zu Felde ziehen. Noch im gleichen )ahre belagerte er das Raub-schloß Werberg, dessen Inhaber die Stiftsuntertanen in den Ämtern
TM Hauptwörter (50): [T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler]]
TM Hauptwörter (100): [T73: [Stadt Schloß Augsburg Grafe Nürnberg Reichsstadt Bischof Sitz Regensburg Fürst], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch], T68: [Gericht Recht Richter König Strafe Gesetz Urteil Sache Person Verbrechen], T59: [Heer Mann Soldat Krieg Jahr Offizier Land König Truppe Waffe], T69: [Kirche Kloster Stadt Schule Bischof Gemeinde Orden Land Priester geistliche]]
TM Hauptwörter (200): [T97: [Heinrich Herzog Graf Erzbischof König Grafe Kaiser Stadt Herr Mainz], T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute], T93: [Bayern Baden Hessen Württemberg Königreich Sachsen Franken Schwaben Land Rhein], T154: [Meister Handwerker Geselle Arbeit Lehrling Handwerk Arbeiter Jahr Kaufleute Stadt], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat]]
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Franken
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
— 0)7 —
damit sie das Feld baueten, in Summa nichts ist in der ganzen pfarr als Jammer und Not, indem sie nicht die groben Gleiekuchen zu essen haben, auch viele wegen Hungerleiben in Ohnmacht fallen.
163^ zogen die in Bamberg liegenden Schottländer im Amt Raueneck den Leuten sogar die Kleider vorn Leibe. Ebern und das ganze Amt Raueneck waren schon \632 von Bamberg her durch den Feind mit täglichen Einfällen, Rauben, Morden, plündern, Sengen und Brennen vielfältig heimgesucht worden. Getreide und Vieh waren vollständig hinweggenommen. vom v bis 5. April *634 wurde Ebern fünfmal geplündert. 3n den folgenden fahren nahmen Einquartierungen, Brandschatzungen und Raub und Mord kein Ende, viele Ortschaften lagen wüst. )n pfarr-weisach war *63^ infolge der Ausplünderungen nicht das geringste Stücklein Vieh noch einiges Getreide zur Aussaat aufzufinden.
Burgpreppach und llschersdorf waren am 29. November *632 nach der Plünderung niedergebrannt worden. Der Feind führte 300 Stück Vieh hinweg. 3n Leuzendorf war *635 Krieg, Teuerung und pest. )n Gemeinfeld sind auch die Kaiserlichen zweimal eingefallen, haben den ganzen Sommerbau Tag und Nacht dreschen lassen und mitfortgeführt. Die Bauern sind in den meisten Dörfern von Haus und Hos gezogen und haben die Felder öd liegen gelassen. Die Einwohner von Neußig hielten sich sieben Wochen im Bramberger Wald auf und konnten sich des Hungers nicht erwehren." —
(Senug der grausen Kunde! Nur bte Ortsnamen ändern sich, das Bild bleibt das gleiche traurige überall: Greuel, Verwüstung, Verödung, Hunger, Seuchen und Tod.----------------
13. Schwedennol in Würz bürg.
Die Stadt Würzburg seufzte unter dem Drucke besselben traurigen Schicksals wie das platte Land. Allen Stiften, Klöstern und Spitälern würden Silbergerät und anbere wertvolle Gegenstänbe, Bibliotheken und wein- und Getreibevorräte weggenommen, was der Solbat nicht pliinberte, stahl der pöbel. vergrabenes Gelb würde von den Schweden balb entbeckt. Die Armenhäuser würden ausgeraubt, so daß den Pfrünb-nern nicht einmal Brot und wein mehr gereicht werben konnte.
Das Iuliusspital mußte neben den erkrankten schwebischen Soldaten noch ein ganzes Regiment gesunber Fußtruppen verpflegen. Doch schonte Gustav Aböls die Güter dieser milben Stiftung wegen der im Stiftungsbriefe des Fürstbischofs Julius enthaltenen schweren Drohworte gegen die Verderber seiner frommen Anstalt.
J>n die Hauptstabt brängten sich die vornehmen Offiziere um sich zu bereichern und sie auszusaugen. Der Offizier wie der gemeine Solbat forberte mit Ungestüm gutes Essen und Trinken im Überfluß und reich* liches Futter für seine pferbe und plünberte babei, was er im Hause
Eichelsbacher, Bilder aus Frankens Vergangenheit. ^
TM Hauptwörter (50): [T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler]]
TM Hauptwörter (100): [T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch], T59: [Heer Mann Soldat Krieg Jahr Offizier Land König Truppe Waffe], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T42: [Körper Wasser Luft Blut Mensch Pflanze Haut Tier Speise Stoff]]
TM Hauptwörter (200): [T143: [Stadt Kind Tag Haus Straße Mann Mensch Weiber Nacht Soldat], T155: [Soldat Krieg Heer Land Mann Truppe König Waffe Geld Feind], T144: [Stadt Frankreich Münster Straßburg Metz Mainz Elsaß Bischof Frieden Trier], T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute], T51: [Kind Himmel Nacht Sonne Tag Gott Wald Baum Blume Feld]]
Extrahierte Personennamen: Gustav_Aböls Gustav Julius
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Franken
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
— Ho —
getreuen Untertanen nicht in den Lall zu setzerr, bei Unserer etwaigen Gefangennahme Unsere Freiheit mit zu drückenden Kosten zu ersaufen . . _ Würzburg, 30 August \800. Georg Karl."
Diesmal begab sich der Fürstbischof nach Meiningen. Die Ordnung des Reisezuges teilt uns ein gleichzeitiges Schriftstück mit:
V Chaise: 6 Eeibpferbe (6 Happen) { Sürst, Gesandter 0°,, Schlick,
| von Fechenbach, oon Speth.
(Herr von Ittofell, Bofmar^ schall von Reigersberg, 6of-kaplan Leibes.
Z. Chaise: 2 Postpferde .... — Bediente.
| Zerrn Gesandten von Schlick, Chaije: . J Beichtvater, \ Kammer-
diener.
5. Chaise: , Postpferde . . . , / 2geheimeko„zlisten, ,Kam-
\ merötener, \ Kammerlarei.
6. Chaise: 4 Tier.......................— \ Küchenmeister, 3 Koch.
7. Lhoise: 2 Postpferd (neue Kalesche) j ' «‘unt-fchenf , Kammer-
| laset, \ btlberdtener.
8. Chaise: Küchenfalesche mit * Tieren i ' Küchenschreiber, 2 pfört-
9. Chaise: £ine „tourst" mit » Geren | '
^o. Chaise: Kanzleiwagen mith Tieren— \ Kanzleidiener.
2 Silberwagen mit H Tieren, \ Küchenwagen, \ Kellerwagen, \ Wagen für die Koffer, \ Ipageti für die Gardistenbagage.
9. Der Landsturm im Spessart (1799—1800).
Der kurmainzische Kanzler Frhr. v. Albini leitete bei der abermaligen Annäherung der Franzosen gegen das Mainzer Land mit großem (Eifer und seltener Ausdauer die Ausstellung des Landsturmes. Der Landsturm sollte keine regellose Freischar, sondern eine Mannschaft sein, welche nach militärischen Gesetzen einem verantwortlichen Führer, dem Amtsvogt, zu gehorchen, erkennbare Abzeicken zu tragen und bei allen Unternehmungen die allgemeinen Kriegsregeln zu beobachten hatte. Das erste Aufgebot umfaßte meist ledige Leute, das zweite verheiratete und mehr als 50 Jahre alte Männer. Da das Mainzer Crzftift noch die uralte Zenteinteilung, hatte, wurden hiernach Zentkompagnien zu je 300 Mann gebildet. Die Bewaffnung bestand anfänglich oft aus Sensen und Heugabeln, später
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T12: [König Paris Jahr Napoleon General Frankreich Mann Tag Kaiser Minister], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler]]
TM Hauptwörter (100): [T19: [Feind Pferd König Mann Soldat Reiter Uhr Wagen Kanone Offizier], T59: [Heer Mann Soldat Krieg Jahr Offizier Land König Truppe Waffe], T86: [Kaiser Protestant Katholik Fürst Kurfürst Land Kirche Karl Reichstag Krieg], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch], T73: [Stadt Schloß Augsburg Grafe Nürnberg Reichsstadt Bischof Sitz Regensburg Fürst]]
TM Hauptwörter (200): [T49: [König Königin Herzog Peter Hof Elisabeth Minister Tod Graf Regierung], T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute], T60: [Mann Heer Jahr Offizier Soldat Landwehr Truppe Krieg Armee Regiment], T12: [Wagen Wasser Stein Rad Fuß Maschine Pferd Bewegung Hand Schiff], T7: [Staat Gesetz Verfassung Recht Reichstag Reich König Regierung Volk Verwaltung]]
Extrahierte Personennamen: August Georg_Karl. Fechenbach Speth Chaije Koch
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Franken
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
— U7 —
Hauben mit Reiflein bloß von Wollenplüsch oder wollendamaft, ahne Taffet, Spitzen, Seiden oder Bänder gestattet würden und daß die gemeinen bürgerlichen Weibsleute und die Dienstboten keine seidenen oder halbseidenen Borten aus ihren Röcken, deren manche 5—6mal damit verbrämt zu werden pflegten, forthin tragen dürften."
Auch nachher wurden keine Anzeigen erstattet, nur die Stadtknechte brachten 23 Hauben mit Seidenüberzug und Rosen ein. Als nun auch die Bortenwirkerzunst um Aushebung des Mandates bat, das ihren Ruin herbeiführe, vermied die Regierung jede weitere polizeiliche Maßregel. Der mehrmonatige Haubenkrieg ging zu Ende. Die grauen blieben Sieger und mit ihren Schaufel- und Schnippenhauben, Falbalas und Kleidersrisuren fortan in Frieden.
2, Wie man Soldaten erhielt.
Auch nach den Türkenkriegen stellten die Fürstbischöfe von würzburg ihre Truppen dem Kaiser zur Verfügung.
Um die Regimenter auf den vertragsmäßigen höheren Stand zu bringen, begann man im Lande (*738) allenthalben die Werbetrommel zu rühren. Die Hochstifte Bamberg und würzburg waren zu diesem Zwecke in zwanzig Bezirke geteilt, die man mit je einem Offizier, drei bis vier Unteroffizieren, zwei Spielleuten und 60—70 Mann besetzte. Gegen entsprechende Vergütung mußten die Gemeinden ein Werbehaus oder Gelaß sowie für die Werber und Rekruten Quartier und Obdach bereitstellen. Die Werbeoffiziere erhielten je 900—*000 fl. in bar nebst einer genauen schriftlichen Unterweisung, wonach sie nur kriegstüchtige und in der Regel unverheiratete Leute im Alter von *8—30 Jahren annehmen sollten; unter Ho Rekruten durfte sich nur ein verheirateter befinden, und auch dieser mußte Weib und Kind zu Haufe lassen. Fremde blieben von der Annahme ausgeschlossen, ebenso Fahnenflüchtige aus dem kaiserlichen Heere, von Rurbayern, Rurpfalz, Ansbach, Bayreuth, Bamberg, Gotha, Weimar, Meiningen, Darmstadt und Fulda; solche waren sogar zu verhaften. Angenommene Rekruten wurden dem Beamten dev Werbeplatzes zur Aushebung vorgestellt, worauf sie 7 fl. rhein. Handgeld, die Löhnung und täglich 6 kr. rhein. für Brot und Zulage empfingen. vom Werbeoffizier erhielt der Geworbene außerdem die Klein-montierung, bestehend aus zwei Hemden (\fl. 50 kr.), einem Hut, einem paar krumpfen (*2 kr.), einem Flor kr.). Hatte man auf einer Station 6—8 Rekruten beisammen, so schickte man sie nach würzburg, wo sie in Gruppen von je 25 Röpsen sofort in kaiserliche Verpflegung übertraten. Gleichzeitig mit der Werbung auf eigenem Boden versuchte Friedrich Karl feinen Bedarf auch in den Nachbargebieten zu decken; Cdttingen, Schwarzenberg, Hohenlohe und Dinkelsbühl gestatteten die Würzburger Werbung, (Ellwangen, Ansbach, Bayreuth, Fulda, (Eichstätt und Speyer
TM Hauptwörter (50): [T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
TM Hauptwörter (100): [T59: [Heer Mann Soldat Krieg Jahr Offizier Land König Truppe Waffe], T73: [Stadt Schloß Augsburg Grafe Nürnberg Reichsstadt Bischof Sitz Regensburg Fürst], T75: [Haar Auge Kopf Hand Gesicht Mann Farbe Mantel Fuß Frau], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite]]
TM Hauptwörter (200): [T60: [Mann Heer Jahr Offizier Soldat Landwehr Truppe Krieg Armee Regiment], T93: [Bayern Baden Hessen Württemberg Königreich Sachsen Franken Schwaben Land Rhein], T123: [Haar Mann Kopf Frau Hand Fuß Kleidung Mantel Hut Schuh], T155: [Soldat Krieg Heer Land Mann Truppe König Waffe Geld Feind], T5: [Jahr Recht Person Gemeinde Staat Steuer Familie Kind Lebensjahr Vermögen]]
Extrahierte Personennamen: Friedrich_Karl Friedrich Karl Hohenlohe
363
Man hatte in früheren Kriegen den jammervollen Zustand kennen gelernt,
in welchem sich verwundete und erkrankte Krieger während der Schlacht und
nach den Kümpfen befanden. Aus dem Krimkriege z. B. kehrten von 309000
ausgerückten Franzosen 95240 nicht wieder heim. Davon waren nur 20000
in Schlachten gefallen und ihren Wunden erlegen, 75 000 dagegen an
Krankheiten gestorben.
Um nun solche Mißstände bei neu ausbrechenden Kriegen mög-
lichst zu beseitigen, trafen die gebildetsten Völker Europas eine Verein-
barung, die sogenannte Genfer Konventton (der erste darauf bezügliche
Vertrag wurde am 22. August 1864 zu Genf abgeschlossen). Danach
sollte das gesamte Personal und Gerät, das im Kriege zur Pflege und
Heilung der Kranken und Verwundeten gebraucht wird, sowie alles, was
damit zusammenhängt, als neutral (keinem der kriegführenden Völker
zugehörig) angesehen, die Pfleger also nicht zu Kriegsgefangenen gemacht
und ihr Material nicht als Beute betrachtet werden. Als gemeinschaft-
liches Zeichen für alle, welche diesen Schutz genießen, wurde das rote
Kreuz auf weißem Grunde gewählt. Es hat viel Segen gesttftet bei
Freund und Feind. Unter seinem Schutze haben die Ärzte und Geist-
lichen, die barmherzigen Schwestern und die Diakonissinnen sich ihrer
Pflegebefohlenen treulich annehmen können, sie weder im Getümmel des
Kampfes, noch in ihren von Seuchen und ansteckenden Krankheiten heim-
gesuchten Lagerstätten, noch in der Gefangenschaft verlassen. Überallhin
bemühten sie sich, ihnen für die Schmerzen des Leibes und der Seele
Linderung zu bringen, und gar manche hauchten ihr Leben aus im Dienste
für die Brüder.
Aber auch die Soldaten selbst halfen oft in der menschenfteundlichstev
Weise ihren verwundeten Kameraden.
Der badische Feldgeistliche vr. Bauer schreibt: „Ein Einundzwanziger
wurde bei den Kämpfen um Dijon gegen Ende Januar 1871 von einem
französischen Soldaten durch einen Schuß verwundet, während er ihn durch
einen Bajonettstich verletzte. Als der Preuße sah, daß der Franzose schwerer
als er verwundet sei, wälzte er sich zu ihm hin, packte seinen Tornister
aus, verband erst ihn und dann sich selbst und deckte einen Teppich und
seinen Mantel über sie beide, und so lagen sie vierundzwanzig Stunden
auf dem Schlachtfelde. Dann kamen sie in verschiedene Lazarette, und
nun schickte der Franzose voll Unruhe überall bei uns herum, um zu
fragen, was der Preuße mache, und ihm zu danken. Leider konnte ich
den barmherzigen Samariter nicht finden."
Folgende Erzählung zeugt von der guten Manneszucht im Heere
und von dem menschenfteundlichen Verhalten vieler Offiziere den Soldaten
gegenüber.
Ein sächsischer Ulanenunteroffizier hatte einen Schuß in die Brust
erhalten. Die Hilfe, welche ihm zwei seiner Kameraden gewähren wollten,
lehnte er ab, indem er sie bedeutete, sich lieber selbst zu retten, um nicht
mit ihm in Gefangenschaft zu geraten. Sie brachten ihn aber dennoch
auf ein Pferd und ritten mü ihm zurück. Unterwegs begegnete den drei
TM Hauptwörter (50): [T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler]]
TM Hauptwörter (100): [T19: [Feind Pferd König Mann Soldat Reiter Uhr Wagen Kanone Offizier], T59: [Heer Mann Soldat Krieg Jahr Offizier Land König Truppe Waffe], T42: [Körper Wasser Luft Blut Mensch Pflanze Haut Tier Speise Stoff], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe]]
TM Hauptwörter (200): [T155: [Soldat Krieg Heer Land Mann Truppe König Waffe Geld Feind], T156: [Schlacht Sieg Feind Heer König Mann Kampf Tag Tapferkeit Franzose], T106: [Kloster Jahr Schule Mönch Kirche Kind kranke Frau arme Knabe], T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht]]
389
und § ;ss des Strafgesetzbuches verstoßen und werde vom Gerichte sicher verurteil'
werden, was er aber dann an Strafe und an Gerichtskosten zu zahlen haben
wurde, werde weit höher fein als die von ihm geforderte Geldbuße. Des
hartnäckige Vogt jedoch bestand auf feiner Weigerung, und so verlief der Sühne-
termin, ahne daß man sich geeinigt hatte.
Kurz überlegte sich, ob es nicht bester wäre, die Sache nun ruhen zu lasten,
wurden aber feine Neider nicht glauben, daß wirklich etwas wahres an den
Beschuldigungen Vogts wäre? Und sollte er sich ungestraft beleidigen lasten?
Nein und abermals nein! Seine angegriffene Ehre verlangte eine Sühne.
Am nächsten Morgen schon setzte er sich hin, fertigte eine Klageschrift
gegen Vogt an und adressierte sie an das König!. Amtsgericht. Diesem Schrift-
stücke legte er eine Bescheinigung des Friedensrichters über die erfolglos versucht«
Sühne bei. wenige Tage danach ging dem Beschuldigten Vogt vom Gericht
eine Abschrift der Klage zu mit der Aufforderung, er solle sich innerhalb vier-
zehn Tagen äußern. Er zog es aber vor zu schweigen. Nicht lange nach Ab-
lauf der vierzehn Tage wurden beide, Kurz und Vogt, vor das Schöffengericht
geladen. Dieses fetzt sich zusammen aus einem Amtsrichter als dem Vorsitzenden
und zwei angesehenen Bürgern der Stadt, denen das Ehrenamt eines Schöffen
übertragen wurde. In der Hauptoerhaudlung las der Vorsitzende die Anklage aus
dem Lröffnungsbefchluß vor und forderte den Angeklagten Vogt auf, sich hierüber
zu erklären. Vogt suchte seine Äußerung als ganz harmlos hinzustellen. Lin
Zeuge, der ebenfalls vernommen wurde, bestätigte jedoch alle Angaben des Kurz.
Auch dar Kirchenvorstandsmitglied wurde verhört, und es ergab sich, daß sein
Verkehr mit Meister Kurz gar keinen Linfluß auf die Vergebung der Arbeiten
gehabt hatte. Das Schöffengericht zog sich zur Beratung zurück. Dann ver-
kündete der Amtsrichter das Urteil. Vogt wurde zu einer Geldstrafe von 50
und zur Tragung der Kosten verurteilt. Die Kosten stellten sich, wie er nach-
träglich erfuhr, auf 26,50 M. wären die Parteien durch Rechtsanwälte ver-
treten gewesen, so würde der Kostenbetrag nicht unerheblich höher gewesen sein.
Vogt war wütend; doch einsichtige Freunde rieten ihm, keine weiteren
Schritte in der Angelegenheit zu tun. Außer neuem Ärger werde er nur noch
größere Geldkosten haben. Darum sah er von einer Berufung an das Land-
gericht ab. Es dauerte aber lange Zeit, ehe er sich mit Kurz versöhnte und
einsah, wie gut es gewesen wäre, wenn er seine Zunge bester im Zaume ge-
halten hätte. Erich Wallher.
164. Mit einem Scheine des Rechts.
Ein Bild aus dem Berliner Handwerkerleben.
„üfto, Mutter, endlich! 's war aber auch heechste Zeit, daß wir au§
de Tinte kamen. Und nu Kopp hoch, Olle — hier is Kies wie Heu!"
Meister Kern griff in die rechte Tasche seines Überziehers, dem marr
ansah, daß er schon einige Sommer hatte kommen und gehen sehen, und
legte dann bedächtig einen ansehnlichen Leinwandbeutel auf deu Tisch.
Wohlgefällig strich er mit der schwieligen Hand über das runde Ding
„Sechshundert Mark, Olle, und bar Geld. Een nobler Herr, Hen
Wiesling, un jut mit ihm arbeiten. Dat muß ihm der Neid lassen."
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler]]
TM Hauptwörter (100): [T68: [Gericht Recht Richter König Strafe Gesetz Urteil Sache Person Verbrechen], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser]]
TM Hauptwörter (200): [T62: [Gericht Recht Gesetz Richter Jahr Volksversammlung Senat Plebejer Beamter König], T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T26: [Kaiser Luther Papst König Wort Gott Tag Sache Fürst Schrift], T154: [Meister Handwerker Geselle Arbeit Lehrling Handwerk Arbeiter Jahr Kaufleute Stadt]]
225
Zeichnung des „Allgemeinen Postvereinsvertrags", welche von den Bevoll-
Nächtigten 22 größerer und kleinerer Staaten ausgeführt wurde.
Um das Ereignis in seiner ganzen Größe zu erkennen, ist es nötig,
kmen Blick auf das Postwesen früherer Zeiten zu werfen. Da sah es
hiermit naturgemäß nicht besser aus als bei allen übrigen deutschen Staats-
emrichtungen. Das Postwesen beruhte auf einem der Familie Thurn
und Taxis gehörigen alten Vorrechte; mit diesem hatte es folgende
Bewandtnis:
Maximilian I., deutscher Kaiser und römischer König, der von 1493
bis 1519 regierte und meist in Wien Hof hielt, lebte in den mannig-
fachsten Kriegen und Fehden mit Italien, Ungarn, besonders aber mit den
Niederlanden. Seine Anwesenheit war oft an der einen Grenze so nötig
wie an der andern. Als er einst in verzweifelte Klagen ausbrach, daß
er nicht an allen Orten zugleich gegenwärtig sein könnte, daß aber die
Boten, so seine Briefe und Befehle an die Grenzen und ins Burgunder-
land tragen sollten, an keinem Wirtshaus vorbeigehen könnten, ohne
anzuhalten dem Wein zuliebe, auch sonst ihren Botendienst verabsäumten
und höchst unzuverlässig wären, da trat einer seiner Hofherren, namens
Taxis, mit dem Anerbieten hervor, die kostenfreie Beförderung sämtlicher
kaiserlichen Befehle, Briefe und Botschaften zu übernehmen. Er verpflichtete
sich für Sicherheit und Schnelligkeit seiner Boten und forderte dafür als
Gegenleistung das ausschließliche Recht zur Ausübung und Ausbreitung
der neuen Beförderungsart, sowie die gesamten daraus entspringenden
Einkünfte für sich und seine Nachkommen.
Im Jahre 1516 erteilte Kaiser Maximilian dieses Privilegium, und
damit war dem Hause Taxis eine Gerechtsame verliehen, die zunächst
nicht sehr bedeutend erschien, in der Folge aber die Jahrhunderte hindurch
sich als ein richtiger Goldstrom für die Eigentümer erwies. Die erste
Linie der Taxisboten ging von Wien nach Brüssel. Die Boten waren
gut beritten und trugen die Briefschaften in einem Felleisen bei sich. Die
Taxis waren klug genug, jene erste Botenlinie sehr bald durch Zweigkurse
nach Frankreich, Hamburg und im Süden nach Mailand, Venedig, ja bis
nach Rom zu erweitern und in den wichtigsten Städten und Grenzorten
Anstalten zum Sammeln und Ausgeben der Briefe wie zum Wechseln der
Pferde zu errichten. Das erste deutsche „Postamt" in einem eigens zu
dem Zwecke angekauften Hause befand sich in dem durch seine Lage nabe
der Landesgrenze und der Festung Philippsburg sehr wichtigen Dorfe
Rheinhausen am Oberrhein.
Zunächst sollte wohl die Post dem Kaiser dienen; wie sie dessen
Botschaften kostenfrei besorgte, so nahm sie auch die Briefe aller Fürsten
und ihrer Behörden unentgeltlich zur Beförderung an, durch deren
Länder ihre Botenkurse gingen. Dadurch erreichte die Post der Taxis
nicht nur freien Durchgang durch die betreffenden Länder, sondern durfte
auch das Postgeld (Porto) für die Korrespondenzen der Untertanen nach
Belieben festsetzen.
Wie gut die Taxis dabei „herauskamen", geht daraus hervor, daß
s. Fortbmungsschulen rc. Allg. Teil. jñ
TM Hauptwörter (50): [T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler]]
TM Hauptwörter (100): [T36: [Million Mark Jahr Geld Thaler Mill Summe Wert Gulden Pfund], T68: [Gericht Recht Richter König Strafe Gesetz Urteil Sache Person Verbrechen], T7: [König Kaiser Rudolf Friedrich Sohn Böhmen Haus Karl Ludwig Albrecht], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T19: [Feind Pferd König Mann Soldat Reiter Uhr Wagen Kanone Offizier]]
TM Hauptwörter (200): [T80: [Kaiser Stadt Fürst Recht Reich König Reichstag Macht Adel Fürsten], T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute], T122: [Stadt Hamburg Handel Berlin Bremen Lübeck London Deutschland Frankfurt Verkehr], T52: [Arbeiter Arbeit Zeit Betrieb Jahr Fabrik Maschine Staat Preis Kapital], T39: [Million Mark Geld Jahr Summe Steuer Thaler Staat Ausgabe Einnahme]]
Extrahierte Personennamen: Maximilian_I. Maximilian_I. Maximilian Maximilian
Extrahierte Ortsnamen: Bevoll-
Nächtigten Wien_Hof Italien Ungarn Burgunder- Wien Brüssel Frankreich Hamburg Mailand Venedig Rom Rheinhausen
419
noch eine Restforderung von 66 Jt zusteht. Da Sie bis heute noch nicht
Zahlung geleistet haben, erlaube ich mir, Ihnen eine zweite Rechnung zuzusenden,
und gebe mich der Hoffnung hin, daß Sie für baldige Deckung des noch offenen
Postens sorgen werden.
Hochachtungsvoll
K. A. F r i d e.
b. Wiederholte Mahnung.
Leipzig, den 15. Juli 19 . ..
Herrn Kurt Becker in Borna.
Mein Schreiben vom 1. d. M. haben Sie zu meinem Bedauern bis heute
ganz unberücksichtigt gelassen. Ich sehe mich darum veranlaßt, Sie abermals um
Berichtigung meines Guthabens von 66 Jt zu ersuchen. Da ich eine längere
Frist nicht gewähren kann, so muß ich dringend um Erledigung bitten. Sollte
das wider mein Erwarten bis zum 1. August a. c. nicht geschehen sein, so werde
ich den Betrag durch Postauftrag erheben.
Hochachtungsvoll
K. A. F r i ck e.
Iv. ^ex&efyx mit Wehörröen.
1. Das gerichtliche Mahnverfahren.
a. Gesuch um Erlaß eines Zahlungsbefehls.
An
das Königl. Amtsgericht
zu Borna.
Ich bitte um Erlaß eines Zahlungsbefehls
gegen den Bauunternehmer Kurt Becker in
Borna, Hauptstraße 15, wegen einer For-
derung von
32 Jt für in der Zeit vom 25. Februar
bis 1. April 19... geleistete Schlosser-
arbeiten,
34 Jt Kaufpreis für zu diesen Arbeiten
gelieferte Bleirohre und Hähne.
Summa 66 Jt *) nebst 4 °/0 Zinsen seit dem
1. April 19 . . .
Erhebt der Gegner Widerspruch, so bitte ich
um Anberaumung eines Termins zur münd-
lichen Verhandlung.**)
Leipzig, den 20. August 19 . . . Hochachtungsvoll
A. K. F r i ck e, Schlossermeister,
_____________ Südstraße 5.
*) Übersteigt der Gesamtbetrag der geschuldeten Summe 600 Jt, so kann
gleichzeitig noch beantragt werden, die Sache im Falle des Widerspruchs des
Schuldners an das zuständige Landgericht zu verweisen. Es ist dies wichtig, da
bei Summen von über 4000^ drei Instanzen (Landgericht, Oberlandesgericht,
Reichsgericht) sich mit der Sache besassen können.
**) Erhebt der Schuldner nicht binnen einer Woche nach Zustellung des
Zahlungsbefehls Widerspruch, so bedarf es, um die Zwangsvollstreckung (Pfändung)
gegen ihn zu betreiben, eines Vollstreckungsbefehls.
27*
TM Hauptwörter (50): [T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler]]
TM Hauptwörter (100): [T68: [Gericht Recht Richter König Strafe Gesetz Urteil Sache Person Verbrechen], T36: [Million Mark Jahr Geld Thaler Mill Summe Wert Gulden Pfund], T32: [Tag Jahr Monat Mai Juli März Juni April Ende Oktober], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T9: [Krieg Deutschland Reich Frankreich Preußen Macht Zeit Kaiser Jahr Frieden]]
TM Hauptwörter (200): [T39: [Million Mark Geld Jahr Summe Steuer Thaler Staat Ausgabe Einnahme], T62: [Gericht Recht Gesetz Richter Jahr Volksversammlung Senat Plebejer Beamter König], T67: [Preußen Bund Staat König Regierung Deutschland Verfassung Frankfurt Reichstag Bundestag], T29: [Geschichte Geographie Nr. Erdkunde Lesebuch Bild Iii allgemein Lehrbuch deutsch], T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute]]
Extrahierte Personennamen: Kurt_Becker August Kurt_Becker August
396
Dabei war das Schlimmste nach gar nicht vor der Tür. De:
Holzhändler und auch die Maschinenfabrikanten waren anständige Leute,
fast schien es, als ob sie Mitleid mit dem armen Manne hatten. Sie
prolongierten die Wechsel noch einmal zu mäßigen Zinsen. Auch der
Prozeß mußte nach Ansicht des Rechtsanwalts unbedingt gewonnen werden,
obgleich der Bauunternehmer die raffiniertesten Einwände erhob und im
Erfinden neuer Gründe zum Vertagen der Verhandlung unerschöpflich war.
Immerhin konnten Monate ins Land gehen, ehe das Endurteil heraus
war, und bis dahin waren sicher auch die letzten Spargroschen aufgezehrt.
Den besseren Teil derselben hatte Herr Wiesling ja längst eingesteckt.
So verstrich Woche um Woche, und aus den Wochen wurde ein
Vierteljahr. Die einzelnen Tage waren wie die Schnecken dahin gekrochen,
nun die Holzwechsel aber wieder fällig waren, schien dem Meister die Zeit
wie im Nu verflogen. Diesmal empfingen Dahlo & Uhlmann den Bitt-
steller sehr unfreundlich. Das Häusergeschäft sei heruntergegangen, meinten
sie nicht mit Unrecht, die verpfändete Hypothek sei gefährdet; sie wollten
zwar ein übriges tun und sich vorläufig begnügen, wenn ihnen Herr
Kern diese völlig abtrete, er müsse aber für deren richtigen Eingang
Bürgschaft leisten und dafür Wechsel hinterlegen. Das war nicht mehr
als recht und billig, die Herren zeigten sich sogar noch so entgegenkommend,
ihm den kleinen Restbetrag bar herauszuzahlen. Mit den Maschinenbauern
ging's nicht ganz so glatt; sie holten ihm die Maschinen aus der Werkstatt
ah, und er mußte noch die Summe, welche er von Dahlo & Uhlmann
erhalten, zugeben, um die Klage zu vermeiden.
Das war ein böser Tag, als die Wagen kamen und der Gasmotor,
die Sägen und die große Hobelmaschine aufgeladen wurden. Der Meister
konnte nicht lange zusehen, die dicken Tränen liefen ihm in den Bart
hinunter, er stürmte aus dem Hause, und erst als er sich mitten im
Menschengewühl befand, wurde ihm etwas leichter zumute. Noch hatte
er ja einige Taler in der Tasche, und er kannte schon längst den Sorgen-
brecher, den Vergessenstrank . . .
Einige Stunden später stand er vor dem Neubau in der Tauben-
straße , ohne selbst recht zu wissen, wie er dorthin gekommen war. Er
hatte nur wenige Glas Bier getrunken und wohl auch einige Nordhäuser
darauf gesetzt, das hätte es nicht getan; aber die innere Erregung kam
hinzu — das Blut süeg ihm siedendheiß zu Kopf, als er plötzlich die
glänzende Fassade vor sich hatte: das große Tor dort war seiner Hände
Arbeit, an den Fenstern im ersten Stock klebte sein Schweiß. Natürlich,
jetzt war der Bau ja ziemlich vollendet, der kluge Wiesling hatte wohl-
weislich mit dem Bruch gewartet, bis er den größeren Teil der Lieferung
in Händen hatte. Der kluge Wiesling — der noble Wiesling — der
Schuft: da kam er ja gerade mit seinen Rotschimmeln angefahren, so
recht behäbig in die Kissen zurückgelehnt, die Zigarre zwischen den wulstigen
Lippen! „Achtung!" rief der Kutscher. Aber der alte Mann hatte keine
Augen für die Gefahr, er sah nur den Mann in dem Wagen und taumelte
mit der hochgehobenen Rechten vorwärts. „Achtung" — die Pferde
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler]]
TM Hauptwörter (100): [T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T36: [Million Mark Jahr Geld Thaler Mill Summe Wert Gulden Pfund], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T68: [Gericht Recht Richter König Strafe Gesetz Urteil Sache Person Verbrechen], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod]]
TM Hauptwörter (200): [T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute], T39: [Million Mark Geld Jahr Summe Steuer Thaler Staat Ausgabe Einnahme], T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf], T52: [Arbeiter Arbeit Zeit Betrieb Jahr Fabrik Maschine Staat Preis Kapital], T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch]]
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Volksschule
Regionen (OPAC): Brandenburg, Hohenzollern, Pommern, Posen
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
26
Blicke in die Vergangenheit der Provinz Posen.
7. Von -rn bürgerlichen Verhältnissen nach polnischem Herkommen.
Die Rechte des Fürsten waren im polnischen Reiche sehr umfang-
reich. Er war im Besitze der gesammten Gerichtsbarkeit, d. h. er
allein hatte Recht zu sprechen in sämmtlichen Angelegenheiten seiner
Unterthanen. Dies ließ er durch seine Beamten, als: Kastellane oder
Burggrafen, Vögte und andere, verrichten. Sämmtliche Strafgefälle,
welche eingezogen wurden, fielen dem Fürsten zu. Er erhob Steuern
an Geld oder Getreide und hatte eine große Menge Regalien. Dazu
gehörte: das Münzrecht, der Ertrag der Gold- und Silberbergwerke,
der Salzverkauf, die Benutzung der Flüsse, Teiche und Forsten, die
Jagd, die Erhebung von Zöllen, die Errichtung von Märkten und
Städten, das Recht, Schankhäuser oder Krüge anzulegen, Fleisch-,
Brot- und Schuhbänke zu errichten (d. h. die Erlaubniß zu Ver-
kaufsstätten für Fleischer, Bäcker und Schuhmacher zu ertheilen).
Den Unterthanen waren schwere Lasten aufgebürdet. Die Kirche
forderte den Decem (Zehnten), der Papst den Peterspfennig. Sie
hatten Steuern zu entrichten unter verschiedenen Namen, mußten
Honig, Getreide, Schafe, Kühe u. dgl. liefern, die herrschaftlichen
Burgen und die Brücken bauen, die Burgen bewachen, den Acker des
Grundherrn bestellen, Gras und Korn mähen, die Ernte einbringen,
dem Fürsten und seinen Beamten Vorspann geben und Fuhren thun;
bei den häufigen Jagden mußten sie den Jägern und Vogelstellern
zur Hand gehen, für den Unterhalt derselben sorgen, die Jagdhunde
füttern und das Futter für die Pferde herbeischaffen. Ferner waren
sie verpflichtet, die Nester der Falken und die Baue der Biber zu be-
wachen; Vernachlässigungen dabei mußten sie durch ein bestimmtes
Strafgeld büßen. Noch drückender, als alle der Herrschaft zu lei-
stenden Dienste waren die Plackereien, welche sie von Seiten der Be-
amten erfuhren; denn die kleinen Herren sind gewöhnlich viel schlim-
mer, als die großen. In ihrem Uebermuthe erlaubten sich diese Alles
gegen den armen Mann. Ihm das Pferd aus dem Stalle zu neh-
men oder vom Pfluge auszuspannen, aufzusitzen, davon zu eilen, es
halb zu Tode zu jagen, oder es auch wohl gar nicht wiederzubringen
— das war nichts Seltenes. Zwar erließen die Fürsten wiederholt
strenge Befehle gegen solchen Mißbrauch der Gewalt, aber sie wur-
den wenig beachtet, und der arme Mann fand, wenn er Hülse suchte,
selten Recht.
8. Polen unter den Iagellonen.
Auch Jagello mußte, um seinem Sohne Wladislaw Iii. die Nach-
folge zu sichern, dem Adel neue Vorrechte gewähren, namentlich ver-
sprechen, daß die geistlichen und weltlichen Würden unverändert blei-
den müßten. Wladislaw wurde später auch König von Ungarn.
Als solcher brach er nach des Papstes Rath den mit den Türken ge-
schlossenen Frieden. Siegsgewiß, im Verein mit Johannes Hunyad,
dem tapfern Woywoden von Siebenbürgen, drang er in die Türkei
TM Hauptwörter (50): [T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler]]
TM Hauptwörter (100): [T68: [Gericht Recht Richter König Strafe Gesetz Urteil Sache Person Verbrechen], T72: [Bauer Arbeiter Steuer Jahr Stadt Staat Abgabe Gemeinde Land Verwaltung], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch], T78: [Polen Rußland Preußen Land Orden Russe Stadt Reich Warschau Weichsel]]
TM Hauptwörter (200): [T80: [Kaiser Stadt Fürst Recht Reich König Reichstag Macht Adel Fürsten], T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute], T145: [Bauer Adel Land Stadt Bürger Herr Stand Recht Gut König], T39: [Million Mark Geld Jahr Summe Steuer Thaler Staat Ausgabe Einnahme], T88: [Türke Ungarn Krieg Rußland Kaiser Sultan Wien Jahr Frieden Polen]]