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Endingen, Kenzingeri, Waldkirch, 2ßihirtgert, Bräunlingen u. a. habsburgisch. Diese Städte und Landschaften, sowie namentlich der zahlreiche oberländische Adel leisteten Österreich bei seinem habsüchtigen Streben nach schweizerischem Besitz im Kampf gegen die Eidgenossen wertvolle Hilfe. Aber trotz aller Opfer und stets bewiesener Anhänglichkeit mußte sichs der Breisgau uebst den „Waldstädten" Säckingen und Waldshut und anderen Nach-bargebieten gefallen lassen, von Österreich in seiner Geldverlegenheit an Burguud verpfändet zu werden, deffen Herzog Karl der Kühne den Vogt Peter von Hagenbach ins Land sandte, einen grausamen Volksbedrücker, der schließlich auf dem Blutgerüst endete. Das Pfand wurde allerdings mit französischer Hilfe bald wieder eingelöst; und nuu verbanden sich die verschiedenen rechts- und linksrheinischen Teile der habsburgischen Herrschaft nebst der Ortenau, die gleichfalls ein häufiges Pfandobjekt bildete, untereinander mit der Erklärung, daß sie allezeit beim Hause Österreich bleiben wollten. Aus dieser Vereinigung bildeten sich die vorderösterreichischen Landstünde, welche in den drei Gruppen der Prälaten oder Äbte, des Adels, der Städte und Ämter für die Folgezeit einen nicht geringen Anteil an der Regierung gewannen. Im 16. Jahrhundert kam auch die ehemals freie Reichsstadt Konstanz unter österreichische Herrschaft. Der Sitz der Regierung ^es badifchen Teils von Vorderösterreich wurde Freiburg. Diese Stadt, als eine der schönsten des heutigen Großherzogtums, als die Perle des Breisgaues vielgerühmt, hat unter österreichischen Szepter aus der alten, von den Zähringern geschaffenen Grundlage eine großartige Entwicklung genommen, zugleich aber auch unter dem traurigen Geschick, das den oberrheinischen Landen in neuerer Zeit beschieden war, schwer gelitten. Schon im 13. Jahrhundert erstand in diesen Mauern der herrliche gotische Dom, der seinesgleichen in deutschen Landen nicht findet. 1457 erhielt die Stadt durch Erzherzog Albrecht Vi. ihre Universität. Der Bauernkrieg, der im Breisgau seinen Anfang nahm, setzte auch der Stadt Freiburg hart zu. Der Reformation gegenüber verhielt sich die Bürgerschaft unter dem Drucke Österreichs ablehnend. Die Leiden des dreißigjährigen Krieges hatte die Stadt in vollem Umfang zu kosten, sie kam abwechselnd in die Hände der Schweden, der Kaiserlichen und der Franzosen, bis endlich der westfälische Friede sie dem Hause Habsburg wieder zurückgab. Doch schon 30 Jahre später nahmen die Franzosen aufs ueue von dem wichtigen Platze Besitz, der von Ludwig Xiv. zu einer bedeutenden Festung umgebaut wurde, eine Maßnahme, durch die die Stadt in ihrer Weiterentwicklung völlig lahm gelegt und stark entvölkert wurde. Damals wanderte »auch die Hochschule aus und fiedelte sich in Konstanz an, wo ste
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Extrahierte Personennamen: Karl_der_Kühne Karl Peter_von_Hagenbach Albrecht Albrecht Ludwig_Xiv Ludwig
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1821 erfolgte die Vereinigung der Lutheraner und Reformierten -zur umerten evangelisch-protestantischeu Landeskirche. 1*27 wurde das Erz bistu m Freiburg errichtet.
Auch dem Unterrichtswesen wandte der Großherzog seine Aufmerksamkeit zu'; die Universität Freiburg, die bisher etwas vernachlässigt worden war, hob er wieder kräftig empor. Unter ihm wurde auch im Jahr 1825 die polytechnische Schule zu Karlsruhe ins Leben gerufen; aus ihr ist später -die Technische Hochschule hervorgegangen. Nach verhältnismäßig kurzer, aber doch für die innere Entwicklung des Großherzog-tums bedeutungsvoller Regierung schied Ludwig am Großherzog Ludwig. 30. März 1830 aus dem
Leben.
4. Großherzog Leopold (1830—1852).
Ludwig war der letzte männliche Nachkomme aus Karl Friedrichs erster Ehe gewesen. Auf Grund eines 1817 erlassenen Hausgesetzes waren nunmehr die Söhne der Gräfin von Hochberg, die zu Prinzen und Markgrafen von Baden erhoben worden waren, die nächsten Erben. Der älteste von ihnen war der 1,790 geborene Prinz Leopold, der jetzt den Thron bestieg. Er hatte die Feldzüge 18lö imd 1814 mitgemacht und tiefe Eindrücke aus den herrlichen Tagen der deutschen Freiheitskriege sür sein ganzes Leben gewonnen. Als Großherzog zeichnete er sich durch seine warmherzige Liebe zum Volke aus, dem er nach Möglichkeit die Segnungen einer weisen und zugleich freiheitlichen Regierung angedeihen lassen wollte. Er stellte die Verfassung in ihrer alten Form wieder her, hob die Fronen und Zehnten auf, gab eine neue Gemeindeordnung, verbesserte die Strafrechtspflege und die Verwaltung — alles in modernem, freiheitlichem Sinne. Das Unterrichtswesen von den Volksschulen bis zu den höheren Schulen wurde den veränderten Bedürfnissen der Neuzeit angepaßt, höhere Bürger- und Gewerbeschulen entstanden, Handel und Gewerbe, Industrie und Landwirtschaft Hüten auf, der
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Extrahierte Personennamen: Ludwig Ludwig Ludwig Leopold Ludwig Ludwig Karl_Friedrichs Karl Friedrichs Leopold Leopold
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fies) durch die Einführung feiner mustergültig ausgearbeiteten Lanbesorbnunq,, sowie durch anbere umfaffenbe Gefetzesreforrnen, bet denen ihn namhafte Rechtsgelehrte feiner Zeit unterstützten'. Nach feinem .Lob erfolgte auf Grunb eines von ihm erlassenen Hansgefetzes eine Teilung des Landes unter feine beiben Söhne Bernharb und Ernst (1535).
Bernhard Iii., der ältere Bntber, erhielt die sogen, obere Markgraffchaft mit den Hauptorten Baden (Residenz), Ettlingen und Rastatt, nörblich bis an die Alb, füblich bis an die Ach er retchettb, bazn einige Nebenlanbe jenseits des Rheins und das Schirmrecht über die Klöster Herrenalb und Franenalb.
Er ist der_begründer des Hauses Baden-Baden, das bis zu feinem Aussterben 1771 völlig getrennt von dem anderen Zweige bestand.
An Ernst, den jüngeren Bruder, fielen folgende Besitzungen: die Städte und Ämter Pforzheim, Durlach, Mühlburg, Graben und einige kleinere der Umgegend, die zusammen die untere Markgraffchaft bildeten, ferner die Breisgauifcheu Gebiete Hochberg. Rotteln, Saufenberg und Babenweiler, das sogen.
Ob erlaub. Die Linie nannte sich Baden - Pforzheim nrtb später, als die Resibenz nach Durlach verlegt worben war, Baden-Durlach. Dieser Zweig des badischen Hanfes hat nach dein Aussterben der anderen Linie 1771 wiederum die ganzen Stammlande vereinigt und besteht heute noch im großherzoglichen Haufe weiter.
/ Baden-Baden. Die brennendste Frage ist in allen deutschen Landen die Frage der Stellung zur Reformation Martin Luthers.
Von ihr werden darum auch unsere badischen Laube in ihren beiden Teilen nachhaltig berührt. Bernhard Iii. nahm gegenüber der Reformation eine freundliche Haltung ein, wenn er auch in feiner kurzen Regierung — er starb bereits ein Jahr nach jener endgültigen Teilung — nicht dazu kam, der neuen Lehre vollen Eingang zu verschaffen. Gleichwohl fand dieselbe wie in anderen Landschaften des Oberrheins auch in Baden-Baden bald fast allgemeine Aufnahme. Im Jahre 1572 jedoch wurde unter Markgraf Philipp Ii. die Gegenreformation durchgeführt lind das katholische Bekenntnis im Lande wiederhergestellt.'
Auch die Regierung der nächsten Markgrafen, des ver-5- schweizerischen Eduard Fortunat, und feines Sohnes, des '^ Markgrafen Wilhelm, brachte dem Land kein Glück. Die traurigen Zeiten des 30 jährigen Krieges machten sich für Baden boppelt schwer fühlbar, ba gleichzeitig innere Streitig-^ 1 feiten zwischen den beiben babifchen Häusern, veranlaßt durch - die Mißwirtschaft der letzten baben-babifchen Markgrafen, eine tiefe Beunruhigung der Bevölkerung, die infolgebeffert
i . . ^ ik- - .^.^3
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Extrahierte Personennamen: Ernst Bernhard_Iii Ernst Baden-Durlach Martin_Luthers Bernhard_Iii Philipp_Ii Philipp Eduard_Fortunat Eduard Wilhelm Wilhelm
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1727 zog sie sich in das Schloß zu Ettlingen zurück, wo sie 1733 aus dem Leben schied. ^
Auf ihren schon erwähnten ältesten Sohn Ludwig Georg, tier 1761 ohne männliche Erben starb, folgte dessen Bruder August Georg, der letzte Markgras der baden-badischen Linie.
Dieser hatte sich ursprünglich den geistlichen Stand erwählt, war aber mit Genehmigung des Papstes aus demselben wieder ausgeschieden und hatte sich verheiratet. Seine 10 jährige Regierung brachte dem Lande viel Gutes: er suchte mit allen Kräften das Wohl seiner Untertanen zu fördern. Seine letzte große Maßnahme war die Einführung einer ausgezeichneten Schul-
,
l
438398
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Extrahierte Personennamen: Ludwig_Georg Ludwig August Georg
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anzuschließen. Damit war endlich der Bann gebrochen, der lange genug auf unserm Lande gelastet hatte. Als es dann 1814 und 1815 hieß: „All-Deutschland nach Frankreich hinein!" da waren auch unsere braven Badener dabei und taten ihr Bestes für Deutschlands Ruhm und Ehre.
Endlich kehrte dauernder Friede im Lande ein. Die Regierung setzte den inneren Ausbau des jungen Staatswesens fort und bemühte sich nach Kräften, die schweren Wunden, die der Krieg und das Hungerjahr 1817 geschlagen, zu heilen. Die bedeutendste Tat, mit der Großherzog
Karl fern Volk beglückte, war die Verleihung der Verfassung, die am 22.
August 1818 verkündigt wurde. Darin werden die Pflichten und Rechte der Untertanen wie des Fürsten klar bestimmt, dem Volk wird in Form einer landständischen Vertretung die Mitwirkung an der Regierung gewährt. Diese Verfassung bildet noch heute die Grundlage des badischen Staates, und jeder Badener muß wenigstens von den wichtigsten Bestimmungen derselben Kenntnis haben, wenn er seinen Bürgerpflichten recht nachkommen will. Darum feien hier die Hauptpunkte daraus mitgeteilt:
§ 3. Das Großherzogtum ist unteilbar und unveräußerlich in allen seinen Teilen.
§ 5. Der Großherzog vereinigt in sich alle Rechte der Staatsgewalt und übt sie unter den in dieser Verfassungsurkunde festgesetzten Bestimmungen aus. Seine Person ist heilig und unverletzlich.
§ 7. Die staatsbürgerlichen Rechte der Badener sind gleich in jeder Hinsicht, wo die Verfassung nicht namentlich und ausdrücklich eine Ausnahme begründet. Die großherzoglichen Staatsminister und sämtliche Staatsdiener sind für die genaue Besolgung der Verfassung verantwortlich.
§ 8. Alle Badener tragen ohne Unterschied zu allen - öffentlichen Lasten bei. Alle Befreiungen von direkten und indirekten Abgaben bleiben aufgehoben.
§ 9. Alle Staatsbürger von den drei christlichen Konfessionen haben zu allen Civil- und Militärstellen und Kirchenämtern gleiche Ansprüche.
§ 13. Eigentum und persönliche Freiheit der Badener stehen für alle aus gleiche Weise unter dem Schutze der Verfassung.
Großherzog Karl.
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machten sich seine Greuel so empfindlich suhlbar. In manchen Gegenden der Pfalz war die Verheerung derart, daß nichü mehr als zwei von hundert Bewohnern übrig blieben; weite Striche der schönen, fruchtbaren Landschaft waren verödet, überall Ruinen rind rauchende Trümmerhaufen. Da harrten des neuen Regenten große und schwierige Aufgaben. Karl Ludwig, der Sohn des Winterkönigs, der 1649 nach dem westfälischen Frieden*) wieder in das Land seiner Väter einziehen konnte und bis 1680 regierte, machte sich mit allem Eiser und Geschick an dieselben, und schon nach kurzer Zeit erfreute sich das von der Natur mit unerschöpflicher Fruchtbarkeit ausgestattete, von einem ausdauernden, widerstandssähigen Menschenschlag bewohnte Land einer neuen Blüte. Doch bereits nach wenigen Jahrzehnten brach ein noch schlimmererfeind verheerend über die gottgesegneten Gaue herein. Ludwig Xiv. sandte seine Mordbrennerbanden über den Rhein herüber, die schonungslos die junge Blüte niedertraten. Da forderte der tapfere, von heiligem Grimm erfaßte Kurfürst den französischen General Turenne zum Zweikampf heraus, um so durch persönlichen Austrag des Streites seinem Volke die Schrecken eines neuen Krieges zu ersparen. Doch das ritterliche Anerbieten ward abgewiesen, und die Pfalz sollte ihrem Schicksal nicht entgehen. Vergeblich war auch das Opfer, das Karl Ludwig durch die Verheiratung seiner trefflichen Tochter, Elisabeth Charlotte**), mit dem Bruder des Franzosenkönigs, Philipp von Orleans, der Politik brachte; denn anstatt die Begehrlichkeit des Nachbarn zu mindern, war diese unglückliche Familienverbindung die Ursache weiterer Angriffe auf die Pfalz, welche Ludwig Xiv. unter Geltendmachung unberechtigter Erb-anfprüche nach dem Tod des Bruders seiner Schwägerin, des Kurfürsten Karl (gest. 1685), unternahm. Es kam zu einem neuen Krieg, dem berüchtigten pfälzischen Raubzug (1688 bis 1697); iu Befolgung der vom König ausgegebenen Losung: „Verbrennet die Pfalz!" wüteten die Franzosen 1689 unter dem General Melac in barbarischer Weise. Außer zahlreichen linksrheinischen Städten, darunter Worms und Speyer mit ihren Domen und Kaisergräbern, traf die Verheerung Mannheim, Heidelberg, Breiten n. a. aufs furchtbarste; das prächtige Heidelberger Schloß wurde ein Raub der Flammen. So mußte die Kulturarbeit wieder von vorn anfangen, und lange dauerte
*) Durch diesen war die erste weltliche Kurstimme an die bayrischen Wittelsbacher gekommen; für die Pfalz war eine neue, die achte und letzte Kur geschaffen worden.
**) Diese unter dem Namen „Lieselotte" volkstümlich gewordene Prinzessin ist eine der anziehendsten Frauengestalten der Geschichte; ihr kerndeutsches, treuherziges Wesen hat sie auch inmitten des entarteten Luxuslebens am französischen Hofe bewahrt.
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Extrahierte Personennamen: Karl_Ludwig Karl Ludwig Ludwig_Xiv Ludwig Grimm Karl_Ludwig Karl Ludwig Elisabeth_Charlotte** Philipp_von_Orleans Philipp Ludwig_Xiv Ludwig Karl_( Karl Melac
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entschieden führt er das Szepter, Kraft und Freudigkeit allezeit schöpfend aus seinem starken Gottvertrauen und ferner warmen Menschenliebe. Sein herzgewinnendes Auftreten hat auch die letzten Reste der von den stürmischen Jahren 1848 und 1849 zurückgebliebenen Verstimmung beseitigt; und eigentlich erst unter ihm hat das aus so verschiedenartigen Bestandteilen zusammengesetzte Großherzogtum sich durchweg als ein geschlossenes Ganzes gefühlt. Er hat wahr gemacht, was er einst feierlich verkündet, daß er nicht trennen wollte, „was zusammengehört
rt-riebrtd), Regent von Baden und Prinzessin Luise von Preußen. (Aus dem Jahre 1856).
und sich wechselseitig ergänzt — Fürst und Volk, unaufhörlich vereint unter dem schützenden Banner einer in Wort und Tat geheiligten Verfassung." Alle Seiten des öffentlichen Lebens sind in den Kreis seiner unermüdlichen Tätigkeit gezogen worden. Er hat Baden zu einem mit Recht viel gepriesenen Musterstaat gemacht. Die Verwaltung wurde von der Rechtspflege getrennt und eine Neueinteilung des Landes in 11 Kreise vorgenommen. Die Gemeindegesetzgebung wurde verbessert und mehr aus Selbstverwaltung gestellt. Der Laudwirtschäst hat die Regierung ihre steigende Fürsorge durch wertvolle Unterstützung mit Rat und Tat zugewaudt und ihr ganz neuerdings in der Landwirtschaftskammer eine besondere Interessenvertretung gewährt. Nicht
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Uorwort.
Vorliegender Abriß der badischen Geschichte ist entstanden als Neubearbeitung — allerdings in völliger Umänderung — des der badischen Ausgabe von Bergers „Erzählungen aus der Weitgeschichte" (4. Ausl., besorgt von B. Stehle in Straßburg) beigefügten Anhanges „Aus der badischen Geschichte". Wenn hier dieser Anhang gesondert herausgegeben wird, sv ist damit zunächst beabsichtigt, die Benützung desselben auch in denjenigen Schulen des Großherzogtums zu ermöglichen, in denen Bergers Geschichtsbuch nicht eingeführt ist. Dieses kleine Hest kann nun jedem anderen Unterrichtsbuch beigelegt werden.
Herrn Geh. Hosrat Dr. Oster in Karlsruhe spreche ich auch an dieser Stelle meinen Dank aus sür die mir freundlich erteilten Ratschläge.
Was hier geboten wird, ist eine anspruchslose Skizze, nichts weiter als der Versuch einer volkstümlichen Belehrung über die Heimatgeschichte, sreilich von einem wesentlich anderen Standpunkt ans als dem der üblichen Darstellungen der badischen Geschichte. Berücksichtigt sind nicht etwa nur die badischen Stammland e, die allerdings den geschichtlichen Kern des heutigen Großherzogtums bilden, räumlich aber doch nur einen verhältnismäßig kleinen Teil des Ganzen — weniger als ein Fünftel — ausmachen, sondern auch die übrigen nach und nach angefallenen Landesteile, die eine nicht minder bemerkenswerte Geschichte ausweisen. Freilich konnte hier manches nur gestreist werden. Aber es schien mir wichtig, wenigstens grundsätzlich einen gewissen Ausgleich zu schaffen zwischen den einzelnen Territorien und vor allem die bisher mit durchaus unangebrachter Breite geschilderte ältere markgräflich-badische Geschichte erheblich zu
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dem Traurigen und Demütigenden das dem deutschen und badischen Volke widerfuhr. Er zog sich mehr und mehr von den ausreibenden Staatsgeschäften zurück, die ihm teilweise sein Enkel, der Erbgroßherzog Karl, abnahm. Am 10. Juni 1811 schloß der edle Fürst die müden Augen sür immer, im 83. Jahr seines Lebens, im 65. seiner Regierung: in der Schloßkirche zu Pforzheim liegt er begraben.
Es war ein Leben gewesen voll von Mühe und Arbeit, aber auch überreich an Erfolg und Segen. In tiefster Demut hat sich Karl Friedrich selbst beim Rückblick ans seine Regierung also geäußert: „Das wenige Gute, welches durch mich geschehen, ist so unvollkommen, und des unterlassenen Guten, wie desjenigen, was hätte unterlassen werden sollen, ist so viel, daß ich allein in dem ewigen Verdienste des großen Erlösers die Beruhigung meiner Seele zu finden vermag" — wahrlich ein schönes Bekenntnis. Wir aber, die wir noch jetzt die reichen Segnungen von Karl Friedrichs Wirken verspüren dürfen, wir können in voller Überzeugung mit seinem Geschichtsschreiber Nebenins von ihm sagen:
N o ch j e tz t ehrt und liebt ihn ein d a n k b a r e s V o l k aufs höchste und hält sein Andenken heilig als das des Gründers seines Wohlstandes, seiner Bildung und alles dessen, was seit eiuem Jahrhuudert Gutes und Segensreiches geschehen ist in dem langgedehnten Land vom Bodensee bis zum Main. Noch heute Hingt, gesegnet und verehrt, wie das Wort des Dichters sagt, „sein Wort und feine Tat dem Enkel w i ed er."
2. Großherzog Karl (1811 — 1818).
Karl Friedrichs ältester Sohn Karl Ludwig war, wie wir gesehen haben, bereits als Erbprinz 1801 gestorben. So siel die Nachfolge auf feinen Enkel Karl, der 1786 geboren, 1806 mit der französischen Prinzessin Stephanie vermählt und seit 1808 zur Mitregierung berufen war. Als der Schwiegersohn Napoleons war er an diesen mehr noch als fein Vorgänger gebunden. Die badischen Truppen mußten weiterhin Heeresfolge leisten; sie nahmen teil an dem Feldzug des Kaisers gegen Rußland im Jahr 1812; und Taufende unserer Landeskinder haben auf den russischen Schneefeldern ihr Leben gelassen. Auch die gewaltige Bewegung der Freiheitskriege, die von Preußen ausgehend, unser geknechtetes Volk freudig durchzitterte, sah die badischen Soldaten noch auf Seiten Frankreichs; erst im November 1813 war es den: Großherzog möglich, das verhängnisvolle Bündnis mit Napoleon zu lösen und sich der Sache des Vaterlandes
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Extrahierte Ortsnamen: Pforzheim Main Napoleons Frankreichs
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gen, daß sie so spät unter unsere Herrschaft gekommen sind." Durch seine Weisheit und Krast beherrschte er auch einen großen Teil der übrigen deutschen Völkerschaften, wie Westgoten, Franken, Burgunder, da er bei Angriffen von außen ihr Beschützer, _ in schwierigen Unternehmungen ihr Ratgeber war. Zu einem großen Völker- und Friedensbnnd suchte er sämtliche deutsche Stämme zu Bereinigen. Kein Wunder, daß ihm die Nachwelt den Beinamen „der Große" zuerkannte.
Die Langobarden wohnten zwischen der Elbe und der Oder. Unter ihrem Könige Alboin nahmen sie den Oströmern Oberitalien, welche die Herrschaft der Ostgoten gestürzt hatten. Die Hauptstadt des Lougobardenreiches war Pavia. Von den Langobarden hat die Lombardei ihren Namen.
Zur Zeit der Völkerwanderung waren Italien, Spanien und Gallien von Römern und Kelten bewohnt. Die Kelten hatten schon längst römische Sprache und römische Sitten angenommen. Die deutschen Stämme, die nach Gallien, Spanien und Italien zogen, verschmolzen mit der alten Bevölkerung dieser Länder und nahmen deren Sprache und Sitten an. Dadurch entstanden im Verlaufe der Zeit die Nationen der Franzosen, Spanier und Italiener.
Von den Alemannen, Franken und Sachsen stammen die meisten heutigen Deutschen ab.
!2. Die Hunnen.
Die Hunnen wanderten um das Jahr 375 aus Asien nach Europa. Sie waren von kleiner, unansehnlicher Gestalt; trotzdem besaßen sie große Körperkraft. Ihre ganze Erscheinung war häßlich und widerwärtig. Sie hatten dicke Köpfe mit struppigem Haar und gelbliche, schmutzige Gesichter mit kleinen, schiefen Augen und eingedrückter Nase. Besonbers entstellt würden sie durch garstige Narben im Gesicht; benn man zerschnitt den Knaben die Wangen, bctmit ihnen später keine Bärte wüchsen.
Ihre Wämser waren ans Fellen von Maulwürfen und Walbmäusen zusammengeflickt. Beinkleiber und Schuhe kannten sie nicht; sie wickelten Ziegenfelle um die Beine. Als Kopfbebeckung bienten ihnen Pelzmützen. Die Kleiber behielten sie auf dem Leibe, bis sie in Lappen herabfielen.
In der Nahrung waren sie nicht minber unsauber als in der Kleibung. Sie lebten hauptsächlich von Wurzeln, Beeren, der Milch ihrer Pserbe und vom Fleische aller möglichen, auch der unsaubersten Tiere. Ihre Speisen würden nicht gekocht, gewürzt ober sonst zubereitet. Nur das Fleisch richteten sie zum Essen dadurch zu, daß sie es wie einen Sattel aus das Pferd legten, darauf faßen und herumritten, bis es mürbe war.
Sie hatten keine festen Wohnsitze, sondern führten ein un-
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Extrahierte Ortsnamen: Oberitalien Pavia Italien Spanien Gallien Gallien Spanien Italien Sachsen Asien Europa