Vorwort.
Der Schüler soll seine Heimat lieb gewinnen. Er mutz daher den heimatlichen
Soden mit dem darauf flutenden Kulturleben kennen lernen. Die natürliche
Grundlage dieser Kenntnis bildet die Geologie. Denn von dem geologischen
Kufbau der heimatlandschaft sind die Form und Beschaffenheit der Boden-
oberfläche, die Menge, Verteilung und Krt der Quellen, die größere oder geringere
Fruchtbarkeit, die wirtschaftlichen und Besiedelungsverhältnisse abhängig. Ein
heimatkundlicher Unterricht, der Interesse wecken und geistbildend sein soll,
kann deshalb der Geologie heute nicht mehr entbehren. Diese ist in erster
Linie geologischer Anschauungsunterricht. Die Schüler suchen auf
den Schulausflügen die geologischen Erscheinungen in der heimatlichen Flur,
in der Kies- und Lehmgrube, in Steinbrüchen, an Talgehängen und Flußufern
auf und sammeln die wichtigsten Gesteine. Sie werden angeleitet, geologische
Werdevorgänge der Gegenwart an der Regenpfütze und Straßenrinne, am
heimatlichen Bache, Flusse oder Teiche, Vorgänge der Gesteinsbildung und
-Zerstörung durch lvitterungseinflüsse zu beobachten und selbst einfache geologische
versuche im Standglase anzustellen.
In der Voraussetzung eines gründlichen geologischen Anschauungsunterrichts
und gestützt auf eigene Erfahrungen habe ich es gewagt, in vorliegender
Heimatkunde weitergehende geologische Belehrungen, für die der behandelte
Stoff die Anschauung bietet, zu geben. Selbstverständlich sind nur die charakte-
ristischen Züge der Geologie berücksichtigt, und zwar in einer Form, die dem
geistigen Standpunkte der Schüler angepaßt ist.
Der heimatkundliche Stoff ist streng nach natürlichen Landschaften
angeordnet und innerhalb jeder Landschaft in ein Landschaftsbild und
Kulturbild gegliedert.
Die Kulturgeographie ist überall stark betont worden, aber immer
im ursächlichen Zusammenhange mit der Beschaffenheit und Form des Bodens,
der Bewässerung, dem Klima, der pflanzen- und Tierwelt der Landschaft.
Die Volkskunde wurde gleichfalls berücksichtigt, damit die Schüler nicht
nur das Land, sondern auch die Leute kennen lernen. Zahlreiche Volks-
sagen sind an passenden Stellen eingeflochten worden.
Da bei der Behandlung der Lehrstoffe aus den natürlichen Verhältnissen
der Landschaft die kulturgeographischen Verhältnisse abgeleitet werden, wurde
zumeist die entwickelnde Darstellungsform gewählt. Wo die Eigen-
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T95: [Gestein Schicht Wasser Boden Erde Granit Gebirge Masse Sand Teil]]
2 Heimatkunde der Provinz Sachsen.
meist eben, der südliche meist gebirgig. Jener gehört zum norddeutschen Tief-
lande, dieser zum deutschen Mittelgebirge und heißt die Thüringer Mulde.
A. Die Thüringer Mulde.
1. Lage. Die Thüringer Mulde nimmt den südlichen Teil der Provinz
Sachsen ein. Sie reicht von der lverra im Westen bis zur Saale im Osten.
2. Gestalt. Sie hat die Gestalt einer Mulde. Den Südrand bildet der
Thüringer lvald, den Nordrand der harz, den Westrand das Eichsfeld, den
Ostrand die Ilmplatte. Die Mulde flacht sich nach Osten und Nordosten zu
ab. Durch mehrere Höhenzüge wird sie in kleinere Mulden geteilt. In der Mitte
liegt das Thüringer Mittelbecken, nördlich davon bis zum harz die Goldene
Aue, südlich davon bis zum Thüringer Wald die Gothaer Mulde.
3. Entstehung: Die Thüringer Mulde bildete in altersgrauer Vorzeit eine mächtige
platte von Gesteinen. Später senkte sich das Land zwischen harz und Thüringer lvald.
Es entstand eine weite Mu-lde. Unter ihr senkten sich tiefer liegende Erdschichten. Da-
Horsr(Thunnger-Wald) Horsf(Harz)
durch entstanden hohle Räume unter der Oberfläche. Oie erhielt Risse und Spalten,
weil sie keine Stütze mehr hatte. Sie zerfiel in Schollen, wie das Eis auf einem plötzlich
entleerten Teiche in Schollen zerbricht. Einzelne Schollen glitten langsam in die Tiefe.
Die zwischen zwei absinkenden Schollen eingepreßten Rindenstücke blieben stehen. Ja,
sie wurden von beiden Seiten allmählich in die höhe gedrückt, wie lange Leute bei
starkem Gedränge in die höhe gehoben werden. Sie überragten als Gebirgskämme
ihre Umgebung. Man nennt sie hör st e. Die Thüringer Höhenzüge, harz und
Thüringer lvald sind solche Horstgebirge. Die eingesunkenen Schollen sind die Mulden,
Recken oder Gräben.
I. Die Umwallung der Mulde.
1. Der Thüringer Wald.
Landschaftsbild.
1. Lage. Oer südliche Grenzwall der Thüringer Mulde ist der Thüringer
lvald. Er erstreckt sich in nordwestlicher Nichtung vom Zichtelgebirge bis zum
lverraknie westlich von Eisenach. Nur der nordwestliche Teil wird als Thüringer
lvald bezeichnet- der südöstliche heißt Krankenwald. Oie Grenze zwischen
beiden ist der Einschnitt, den die Loquitz im Norden und die haßlach im Süden
bildet. Ourch dieses Tal führt die Eisenbahn von Saalfeld nach Probstzella.
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau]]
TM Hauptwörter (100): [T5: [Rhein Main Wald Thüringer Teil Schwarzwald Gebirge Neckar Saale Jura], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T49: [Berg Gebirge Höhe Fuß Ebene Seite Gipfel Gebirg Elbe Meer], T12: [Wasser Luft Erde Höhe Körper Fuß Dampf Bewegung Druck Gewicht]]
TM Hauptwörter (200): [T14: [Gebirge Wald Teil Höhe Berg Harz Thüringer Bergland Gebirg Weser], T95: [Gestein Schicht Wasser Boden Erde Granit Gebirge Masse Sand Teil]]
Extrahierte Personennamen: Probstzella
Extrahierte Ortsnamen: Sachsen Provinz
Sachsen Goldene
Aue Eisenach Saalfeld
Heimatkunde der Provinz Sachsen.
Oer Znselsberg wird daher alljährlich
und Täler von Kranken und Thüringen,
von mehr als 50 000 Menschen besucht.
5. Entstehung der Höhen und Täler. Bodenbeschaffenheit.
Unsere Heimat war in altersgrauer Vorzeit von einem ungeheuren Urmeere be-
deckt. Thüringer Wald und harz rvaren noch nicht vorhanden. In dieses Meer mündeten
gewaltige Ströme. Sie brachten von entfernten Gebirgen allerhand Gesteinstrümmer,
Sand, Ton und Half mit. Diese Schlammassen lagerten sich auf dem Grunde des Uleeres
ab. Oas Ablagern der Schlammassen kann man nach einem heftigen Gewitterregen
beobachten. Oa sammeln sich all die trüben Wässerchen in einer Regenlache, hier
setzen sie die Schlammassen ab. Untersucht man die Regenlache nach der Verdunstung
...........
Abb. 4. Kettengebirge.
flbb. 5. Absätze in einer Regenlache,
a) Schlamm, b) feiner Zand, c) grober Kies,
d) Erdboden.
des Wassers, so zeigen sich drei Schichten oder Absätze. Zuerst hat sich der schwere, grobe
Kies, dann der feine Sand, zuletzt der leichtere Schlamm abgesetzt.
Die Schlammassen w-urden durch den Oruck des Wassers, ihre eigene Schwere
und durch Bindestoffe zu festem Gestein zusammengebacken und gepreßt. ver weiche
Tonschlamm verwandelte sich in den harten Schieferton im südöstlichen Teile des
Thüringer Waldes. Aus den lockeren Sandschichten entstanden die Sandsteine. Solche
abgelagerten Gesteine nennt man Absatzgesteine.
Später stieg das Land aus dem Urmeere empor. Oie Gesteinsmassen waren über-
einander geschichtet wie ein Stoß Tischtücher. Wenn man diesen Stoß von zwei Seiten
Luß'saltel
Sattel
Stellende Falfe Liegende Falte Facher-Falts
flbb. 6. Bildung des Thüringer Waldes durch Haltung. (Nach Geistbeck.)
zusammenschiebt, so legt er sich in Zalten. So erging es auch diesen Steinschichten. Es
regten sich gewaltige unterirdische Kräfte, vie Erde bebte, ihre Rinde zerbrach. Mächtige
Rindenstücke sanken in die Tiefe. Andere wurden von der Seite zusammengeschoben,
gepreßt, gebogen und aufgefaltet. So sind die Kämme und Täler des Thüringer Waldes
entstanden.
In den aufgefalteten Schichten bildeten sich vielfach Spalten und Hohlräume.
Oas flüssige Erdinnere drang empor und füllte sie aus. Aus den erkalteten Massen
bildete sich Granit. Oas ist der Grundstock des Thüringer Waldes. Oer Granit wird
bei uns zu Lau- und Pflastersteinen benutzt. Trotzig ragten nun die Gipfel des Gebirges
in die Luft. Aber im Laufe der Jahrtausende wurden die zackigen Tonschieferfelsen
durch das Wetter, durch Regen, Wind, Zrost und Hitze, abgetragen. Sie verwitterten.
Dadurch wurde an vielen Stellen der Granit bloßgelegt.
TM Hauptwörter (50): [T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
TM Hauptwörter (100): [T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T12: [Wasser Luft Erde Höhe Körper Fuß Dampf Bewegung Druck Gewicht], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde]]
TM Hauptwörter (200): [T95: [Gestein Schicht Wasser Boden Erde Granit Gebirge Masse Sand Teil], T24: [Luft Wasser Wärme Körper Erde Wind Regen Höhe Temperatur Schnee], T14: [Gebirge Wald Teil Höhe Berg Harz Thüringer Bergland Gebirg Weser]]
44 Heimatkunde der Provinz Sachsen.
Länge beträgt von Mühlhausen bis Buttstädt etwa 18 Stunden, seine Breite
von Erfurt bis zur Sachsenburg etwa 8 Stunden.
2. Entstehung. In früheren Zeiten ist das Becken ein großer See gewesen.
Seinen Nordrand bildeten die hainleite und Schmücke. Diese Höhenzüge hingen
noch zusammen. Kn der Sachsenburg wusch sich das Seewasser allmählich eine
Rinne aus, die immer breiter und tiefer wurde. Durch sie floß nach und nach
das Seewasser ab. Die Ourchbruchsstelle heißt die Sachsenburger oder
Thüringer Pforte.
3. Bodenbeschaffenheit, fln mehreren Stellen des Mittelbeckens, besonders an
den Ufern der Flüsse, treffen wir auf einen schwarzen Ackerboden. Darunter sind viel-
fach Kieslager. Dieser Boden ist durch den ehemaligen See und die Flüsse an-
geschwemmt worden. Man nennt ihn 5 chw emmland. (versuch mit schlammigem
Kluß- oder Regenwasser, das man in ein Standglas schüttet und sich abklären läßt.)
Die obere Erdschicht ist etwa y2 m dick, sieht braun, bei Regen schwarz aus. Sie besteht
aus Humus. Dieser hat -sich aus Sand, Lehm und verwesten pflanzenteilen gebildet
wie die schwarze Romposterde bei den Gärtnern. (Schütte Humuserde in ein mit lvasser
gefülltes Standglas, schüttle tüchtig und laß die Masse sich klären. Es bilden sich drei
Schichten: unten Sand, in der Mitte Lehm, oben schwarze, verweste Pflanzenmasse.)
Die Humuserde bildet eine sehr fruchtbare Ackerkrume. Auf ihr gedeihen alle Getreide-,
Gemüse- und Zutterarten, sowie Zuckerrüben in üppiger Fülle. Sie eignet sich deshalb
vorzüglich zum Acker- und Gartenbau.
woher stammen die Ries- und Schlammassen? Die Gesteinsbrocken, die durch
Verwitterung auf den Bergen entstehen, rollen den Abhang des Berges hinunter, heftige
Regengüsse führen sie in den Bach oder Fluß. Auf dem schräg geneigten Untergrunde
des Flußbettes gerät der Felsbrocken ins Gleiten. Oie Wellen treiben ihn talabwärts.
Zwar kann der ungeschliffene Gesell mit seinen vielen Ecken und Kanten zuerst nicht so
schnell vorwärts kommen wie die flinken Vellen. Aber durch das heftige Zusammen-
prallen mit Reisegenossen und die Rutschpartie auf dem steinigen Untergrunde ver-
liert er nach und nach seine Ecken und Kanten und wird poliert. Dabei ist er immer
kleiner und zu einem runden, glatten Rieselsteine geworden. Auf der weiteren Reise
wird er zu Sandkörnern und Schlamm zerrieben.
An anderen Stellen erblicken wir einen gelbbraunen Ackerboden. Das ist Lehm
oder Löß. Reibt man etwas Lehm aus der Lehmgrube zwischen den Fingern, so
fühlt man einen feinen, mehlartigen Staub, der an der Hand haften bleibt. Er besteht
aus zähem, klebrigem Ton und feinem Sand. Eon und Sand sind durch Verwitterung
des festen Gesteins entstanden. Der Löß ist mit zahlreichen senkrecht stehenden Röhrchen
durchsetzt. Der Lößboden ist von großer Fruchtbarkeit und trocknet wegen des Ton-
gehalts nicht so leicht aus. Er liefert daher reiche Ideizen- und Zuckerrüben-
ernten. Doch lvaldbäume gedeihen auf ihm nicht. Aus Lehm werden gute Ziegel
gebrannt.
lvie ist der Löh entstanden? Er befindet sich an Talgehängen, die im Schatten
des vorherrschenden lvindes liegen. Er ist vom lvinde dorthin getragen worden.
In früheren Zeiten war unsere Heimat eine trockene Steppe mit spärlichem Graswuchs.
Gewaltige Stürme durchbrausten die weiten, öden Gebiete. Sie hoben den feinen
verwitterungsstaub von den Bergen auf und trugen ihn über weite Erdräume, bis ihre
Kraft erlahmte. Dann sank er zu Boden. Die Grasnarbe hielt ihn mit ihren tausend
hälmchen fest. Aus der Staubschicht sproß zur Regenzeit eine neue Grasdecke hervor.
Die wurde ebenfalls wieder zur Zeit der Dürre mit Staub bedeckt. So wurde der Boden
immer höher. Die vom Staube bedeckte Grasnarbe starb ab und hinterließ in dem Boden
die vielen Röhrchen.
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
TM Hauptwörter (100): [T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T48: [Fluß Meer See Strom Land Wasser Mündung Kanal Lauf Ostsee], T24: [Blatt Baum Blüte Pflanze Frucht Wurzel Stengel Stamm Zweig Boden]]
TM Hauptwörter (200): [T95: [Gestein Schicht Wasser Boden Erde Granit Gebirge Masse Sand Teil], T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T34: [Meer Wasser Land Küste Insel See Flut Fluß Tiefe Welle], T89: [Wasser Fluß Quelle Bach See Erde Boden Brunnen Land Ufer], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht]]
A. Die Thüringer Htulöe.
47
abgeschwemmt wird. Da sie stark gedüngt werden muß und schwer zu bearbeiten
ist, eignet sie sich weniger für den Ackerbau als vielmehr für die Zorstkultur.
Die Zinne hat daher in den höchsten Gegenden ausgedehnte herrliche Buchen-
wälder aufzuweisen. Oer Loden der Zinne ist an vielen Stellen mit ftuchtbarem
Lehm bedeckt. Darum ist sie durchaus nicht so unfruchtbar, wie sie oft von Un-
kundigen hingestellt wird. Den reichsten Schatz bietet sie aber durch die Kali-
salze, die in ungeheurer Menge in ihrem Schöße ruhen.
Die westliche Umwallung des Beckens bilden die Hetlinger höhen
zwischen Unstrut und helbe. Sie haben die Gestalt einer niederen platte, die
sich nach der Unstrut zu senkt.
Die südliche Umwallung beginnt mit dem hainich zwischen Unstrut und
lverra.
Oer Höhenzug besteht meist aus Muschelkalk. Im „alten Tal" befinden sich die
berühmten Vogteier Steinbrüche. hier wird ein guter Kalkstein gebrochen. Oer Hainich
ist reich an Erdfällen. Ulan nennt sie „Wolfslöcher", weil man meint, daß sie früher
als Wolfsgruben gedient haben. Oie Erdfälle sind trichterförmige Löcher, die meist
mit Wasser gefüllt sind. Unter dem Boden befinden sich Salz- und Gipslager. Ourch
das einsickernde Wasser wird im Laufe der Jahre das leicht lösliche Gestein ausgelaugt.
Oadurch entstehen Hohlräume. Oie darüber lagernden Schichten stürzen infolge ihrer
Schwere zusammen. Es bilden sich dann jene trichterförmigen Vertiefungen.
Oer Hainich hat prächtige Laubwälder. Reizend gelegene Zorsthäuser und
Erholungsstätten sowohl am Saume wie im Innern laden den Wanderer zur
Rast ein.
#n den Hamich schließen sich die flachgewölbten haartberge an.
Dann erhebt sich der Höhenzug wieder höher in den schön bewaldeten K a h n e r -
schen höhen, nach den Dörfern Zahnern benannt. Auf ihren äußersten
Ausläufern thronen der Petersberg und die £ y r i a l s b u r g bei Erfurt. An
der hochheimer Ecke bei Erfurt hat sich die Gera durch den Höhenzug hindurch-
gewaschen. An der rechten Seite des Ourchbruchtales erhebt sich der S t e i g e r ,
südlich von Erfurt. Sein Abhang ist nach Norden und Westen ziemlich steil.
Er besteht aus Muschelkalk, der im südlichen Teil mit Keuper überdeckt ist.
Darum gedeiht der Laubwald vortrefflich. Oer Steiger ist der beliebteste Aus-
flugsort der Erfurter, die „Lunge" Erfurts, herrliche Promenadenwege führen
durch den prächtigen Wald, von vielen öffnet sich ein reizender Blick auf die
Stadt und ihre Umgebung, sowie auf den Thüringer lvald. Oie Fortsetzung
des Steigers bildet der waldreiche lvillroder Forst mit dem höchsten
Punkte des ganzen Höhenzuges, dem Riechheimer Berge, ziemlich
500 m hoch. Oen Ostrand des Beckens bildet der Ettersberg.
5. Bewässerung. Oas Mitteldecken ist reich bewässert. Oer Hauptfluß
ist die U n st r u t (= große Stent — sumpfiges Ried). Sie entspringt auf dem
oberen Eichsfelde in der Nähe von Oingelstedt. Bei Mühlhausen tritt sie in
das Becken ein und durchfließt es in einem nach Norden geöffneten Logen.
Unterhalb Langensalza wird das Tal enger, die Talwände werden steiler. Lei
Gebesee nimmt sie die Gera auf. Ihr Tal wird wieder breiter, bis sie bei
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
TM Hauptwörter (100): [T5: [Rhein Main Wald Thüringer Teil Schwarzwald Gebirge Neckar Saale Jura], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland]]
TM Hauptwörter (200): [T96: [Stadt Thüringer Saale Schloß Wald Gotha Dorf Heidelberg Weimar Einw.], T95: [Gestein Schicht Wasser Boden Erde Granit Gebirge Masse Sand Teil], T14: [Gebirge Wald Teil Höhe Berg Harz Thüringer Bergland Gebirg Weser], T25: [Stadt Schloß Straße Garten Berg Dorf Nähe Park Ufer Haus], T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit]]
Extrahierte Personennamen: Ulan Steiger
Extrahierte Ortsnamen: Petersberg Erfurt Erfurt Erfurt Erfurts Ettersberg Ried Langensalza Gera
A. Die Thüringer Mulde.
23
können. Die Kristallkammer ist der Glanzpunkt, wände und Decken sind mit
wunderlich geformten Tropfsteinfiguren bedeckt: Würsten, Schinken. Zellen,
Vorhängen, Säulen usw.
Diese Gestalten haben sich in ähnlicher weise gebildet wie die Eiszapfen am Dache.
Das Wasser sickert tropfenweise durch die Decken der höhlen. Es enthält aufgelösten
Kall Den setzt es an der Decke und auf dem Loden ab. Die höhlen sind durch das Wasser
im Kalkstein gebildet worden. Der Kalk läßt das Wasser sehr leicht hindurch. Es hat
nach und nach das Gestein ausgewaschen und die höhlen gebildet. Die drei Stockwerke
sind nacheinander vom Wasser ausgewaschen worden.
fluch das liebliche Seif etat zählt zu den perlen des Harzes, besonders
die Strecke zwischen fllexisbad und Mägdesprung. Die Seife hat hier ein tiefes,
enges Tal mit vielen Krümmungen ausgewaschen. Die steilen Wände sind dicht
mit Wald bewachsen und so anmutig und lieblich, wie wenige im Gebirge. Lei
Mägdesprung erblickt man auf einem merkwürdig geformten Zelsen des
rechten Ufers die „Mägdetrappe". Jedenfalls ist auch sie eine alte Opferstätte.
Xdie sie entstanden ist, erzählt die Sage:
Der Mägdesprung.
Huf hohen Selsen links und rechts von der Selke standen zwei riesige Burgen.
In der einen hauste ein alter Harzkönig, in der anderen Luitpold, ein edler
Ritter. Leide waren aus dem Geschlechte der Riesen. Amala, die Tochter des
Harzkönigs, und Luitpold hatten einander sehr lieb. Der König hatte jedoch der
Prinzessin schon einen Gemahl erwählt. Das war ein Isländer, den er einst von
einem Kriegszuge mitgebracht hatte. Die Prinzessin wollte aber von ihm nichts
wissen. Mit Litten und Klagen bestürmte sie ihren Vater, ihr Luitpold zum Ehe-
gemahl zu geben. Der Vater aber getraute sich nicht, gegen den Isländer aufzutreten.
Denn er hatte im Würfelspiel Krone und Reich an ihn verloren. Nun muhte der Is-
länder eine Zeitlang das Land verlassen, um sein Gebiet von den Feinden zu säubern.
Da versprach ihm der alte König, nach seiner Rückkehr die Hochzeit zu veranstalten.
Kaum war der Zremde fort, als Luitpold den König mit seiner Werbung bestürmte.
Der König wies ihn aber ab mit den Worten: „So wenig wie Kmala von hier hinüber-
springen kann über das Tal, ebensowenig kann ich mein wort brechen." Da ritt Luit-
pold betrübt von dannen. Eines Tages aber stand 5lmala am Zelsenrand und sang
ein Lied voll Sehnsucht und Herzeleid. Da rasselte drüben donnernd die Zugbrücke,
und Ritter Luitpold trat heraus: „Ich hörte dich singen, du Liebchen mein, komm, komm,
du sollst willkommen sein," rief er laut hinüber.
Da vergaß Kmala Vater, Mutter und alle Gefahr. Mit gewaltigem Sprunge
flog sie hinüber in die Arme des Geliebten. Zest hatte sich dabei ihr Zutz in das felsige
Gestein eingedrückt. Der alte König schäumte vor Wut und schwur Tod und verderben.
Da kam die Kunde, dajz der Isländer im Kampfe gefallen sei. Nun söhnte er sich mit
Tochter und Eidam aus.
fluf dem rechten Ufer erhebt sich beim Austritt der Selke aus dem Gebirge
auf steiler Zelsenwand das schön erhaltene Schloß § a l k e n st e i n.
Eine herrliche Eingangspforte in ein Waldparadies bildet das liebliche
Thriratal bei Stolberg im Südharze. Die prächtigen Waldungen in der Um-
gebung haben so riesige Luchen, wie man sie in deutschen Wäldern selten wieder-
findet.
Ein beliebter Ausflugsort für die Nordhäuser ist das Kloster Ilfeld und der
TM Hauptwörter (50): [T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod], T91: [Haus Fenster Wand Stein Dach Zimmer Holz Feuer Raum Decke], T57: [Weser Stadt Hannover Harz Osnabrück Leine Kreis Aller Land Elbe], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe]]
TM Hauptwörter (200): [T25: [Stadt Schloß Straße Garten Berg Dorf Nähe Park Ufer Haus], T41: [König Siegfried Held Hagen Mann Günther Frau Gudrun Kriemhild Tod], T89: [Wasser Fluß Quelle Bach See Erde Boden Brunnen Land Ufer], T102: [Glocke Stimme Wort Hand Auge Ohr Kirche Ton Fenster Herr], T95: [Gestein Schicht Wasser Boden Erde Granit Gebirge Masse Sand Teil]]
58
Heimatkunde der Provinz Sachsen.
donnernd selbst einen weg durch die Kelsmassen bahnte. So hat der Mönch dem
Thüringer Volk ein fruchtbares Tal eröffnet, sich selbst aber dem Teufel zur Leute
gegeben.
Bei Zrankenhausen und Artern sprudeln Solquellen. In jüngster Zeit sind
im ganzen Gebiete der Goldenen Aue, besonders im Unstruttals, zahlreiche mächtige
Kalilager erbohrt worden.
3. Vodenform. Die Goldene Aue ist eine tiefe Mulde, die sich nach Süd-
osten senkt. Den Südrand bildet die Windleite, den Gstrand die Quer-
furter platte, den Nordrand der harz, den Westrand das Eichsfeld.
a) Die Idiriöieite zieht sich vom Eichsfelde zwischen Wipper und
Helme nach Osten und endet im Kyffljäusergebirge. Sie bildet keinen zu-
sammenhängenden Höhenzug, sondern bald eine Kette einzelner Berge, bald
langgestreckte höhen. Da sie aus Luntsandstein besteht, haben die Berge
abgerundete Formen und sanfte Abhänge. Weil der Buntsandstein leicht ver-
wittert, ist überall eine genügend dicke Ackerkrume vorhanden. Die Windleite
hat darum mehr Acker- als Waldland. Durch eine Senke steigt die alte Heer-
strajze von Nordhausen nach Rassel über den Höhenrücken ins Wippertal.
An die Windleite schließt sich im Osten
b) Derkyffhäuser.
Name. Kyfffjäufer — Kipphäuser; Kipp — Koppe, Kopf, Kuppe, also
Haus auf der Kuppe eines Berges.
Lodenbeschaffenheit: Die Grundlage des Gebirges bildet Urgestein,
und zwar meist Granit. Er tritt aber nur an der Nordseite zutage und bildet steile
Ränder. Auf ihm lagern die Schichten des R o t l i e g e n d e n. Sie bilden den Haupt-
bestandteil des Gebirges und bestehen aus fein- und grobkörnigem Sandgestein. Die
südlichen hänge sind lauter kleine, weisze Kegel aus Gips, hier befinden sich zahlreiche
Klüfte. va hat das Wasser den leichtlöslichen Gips oder eingelagerte Salzmassen
ausgewaschen. Dadurch sind vielfach geräumige höhlen entstanden. Die berühmteste
ist die Barbarossahöhle. Das ist eine der schönsten und bedeutendsten höhlen
Deutschlands. Oer gebahnte Pfad schlängelt sich durch eine Menge Gipsbruchstücke,
die den Boden in bunter Unordnung bedecken. Wunderlich geformte Gipsgebilde, die
Ähnlichkeit mit Speckseiten, Tierfellen, Vorhängen usw. haben, hängen von der Decke
herunter. Sie spiegeln sich wider im kristallklaren Wasser der sechs kleinen Höhlenseen.
Bei elektrischer Beleuchtung gewähren die Räume einen wunderbaren Anblick. Man
glaubt sich in ein Märchenland versetzt.
Bodenform. Der Kyffhäuser ist ein kleines Massengebirge von ca. 500 m
höhe. Er hat die Gestalt einer Ellipse und ist kaum vier Stunden lang und
\y2 Stunden breit. Nach allen Seiten fällt er steil zur Niederung ab. Mehrere
kurze, steile Täler durchfurchen das Gebirge. Das Notliegende ist sehr durch-
lässig, darum arm an (Quellen. Es bildet aber einen günstigen Waldboden.
Deshalb sind Abhänge und Nücken des Gebirges mit dichtem Buchen- und Eichen-
walde bedeckt. Auf einer Kuppe im Nordwesten steht die Burgruine Noten-
bürg. Sie wurde aus roten Steinen zum Schutze gegen die vordringenden
Wenden gebaut. Auf einem südöstlichen Vorsprunge erheben sich die Nuinen
der alten Burg Kyffhausen. Die Burg wurde vom Kaiser Barbarossa zum
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau]]
TM Hauptwörter (100): [T49: [Berg Gebirge Höhe Fuß Ebene Seite Gipfel Gebirg Elbe Meer], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T57: [Weser Stadt Hannover Harz Osnabrück Leine Kreis Aller Land Elbe], T91: [Haus Fenster Wand Stein Dach Zimmer Holz Feuer Raum Decke], T5: [Rhein Main Wald Thüringer Teil Schwarzwald Gebirge Neckar Saale Jura]]
TM Hauptwörter (200): [T14: [Gebirge Wald Teil Höhe Berg Harz Thüringer Bergland Gebirg Weser], T95: [Gestein Schicht Wasser Boden Erde Granit Gebirge Masse Sand Teil], T96: [Stadt Thüringer Saale Schloß Wald Gotha Dorf Heidelberg Weimar Einw.], T6: [Berg Fuß Höhe Gipfel Gebirge Schnee Meer Fels Ebene See], T125: [Haus Stein Fenster Dach Holz Stroh Winter Erde Wand Wohnung]]
A. Die Thüringer Mulde.
59
Schutze der kaiserlichen Pfalz Tilleda erbaut. In den unsicheren Zeiten des
Mittelalters gewährte die trotzige Bergfeste besonders den Nordhäuser Rauf-
leuten Schutz, wenn sie, mit Waren reich beladen, von der Leipziger Messe zurück-
kehrten. Oer bedeutendste Überrest der Burg ist der viereckige Bergfried, vom
Volksmunde „Kaiser Friedrich" genannt.
Der habgierige Bauer.
Oer Sage nach fuhr einst ein Bauer Getreide nach Nordhausen. In der Nähe des
Krjffhäusers trat ein Männlein zu ihm und wollte ihm die Jrucht abkaufen. Oer Bauer
willigte ein, fuhr den Berg hinan und lud die Säcke vor einer Maueröffnung ab. In
einer Halle sollte er das Geld dafür bekommen, varin standen große Rasten mit Gold,
flbb. 43. Neptunsgrotte mit Steg und Seen in der Barbarossahöhle.
(Nach einer Photographie von Bark, Frankenhausen)
Silber und Edelsteinen. „Nimm dir davon so viel," sagte das Männchen, „als du in
Nordhausen für dein Getreide erhalten würdest, aber ja nicht mehr." Da griff der Hab-
gierige Bauer mit vollen Händen in einen Kasten und steckte sich seine weiten Taschen
voll. Dann fuhr er schnell von dannen, denn er fürchtete, das Männlein würde den
Betrug merken und ihm einen Streich spielen. Unterwegs wurden ihm seine Taschen
immer schwerer. In einem Dorfe am Zuße des Berges hielt er an und wollte den er-
wordenen Schatz zählen. 5lber o Schrecken! die schönen, glänzenden Goldstücke waren
zu bleiernen, blinden Münzen geworden.
Die Barbarossasage.
Nach der Sage sitzt Friedrich Barbarossa schlafend an einem runden Steintisch im
unterirdischen Gewölbe der Burg. Sein Haupt hat er in die Hand gestützt. Sein Bart
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T9: [Tempel Stadt Kirche Säule Zeit Gebäude Bau Mauer Haus Dom]]
TM Hauptwörter (100): [T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch], T57: [Weser Stadt Hannover Harz Osnabrück Leine Kreis Aller Land Elbe]]
TM Hauptwörter (200): [T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute], T169: [Hand Kreuz König Krone Schwert Zeichen Haupt Gold Mantel Kaiser], T96: [Stadt Thüringer Saale Schloß Wald Gotha Dorf Heidelberg Weimar Einw.], T6: [Berg Fuß Höhe Gipfel Gebirge Schnee Meer Fels Ebene See], T42: [Vogel Nest Junge Eier Schnabel Storch Taube Flügel Fuchs Frosch]]
Extrahierte Personennamen: Friedrich_Barbarossa Friedrich Barbarossa
Extrahierte Ortsnamen: Nordhausen Frankenhausen Nordhausen Goldstücke Burg
A. Die Thüringer Mulde. 65
Über der Stadt thront die N e u e n b u r g. Oas ist eine köstliche perle des ritter-
lichen Lebens im Mittelalter. Ihr Erbauer ist der Landgraf Ludwig der Springer. Sie
war der Lieblingsaufenthalt der Thüringer Landgrafen, hier soll Ludwig der Eiserne
auf dem anstoßenden Edelacker seine widerspenstigen Edelleute in das Zoch des Pfluges
gespannt haben, um ihren unbändigen Trotz zu brechen.
Der Edelacker.
Davon erzählt folgende Sage: Ludwig der Eiserne strafte einst einen ungehorsamen
Kitter. Oas wollten die anderen hochmütigen Ritter nicht leiden und zogen gegen ihn.
Ludwig aber bezwang sie und brachte sie auf die Neuenburg. Oa nahm er sie und führte
sie zu Zelde. hier spannte er je vier der ungetreuen Edelleute, nur mit ihren Hemden
bekleidet, an einen Pflug und ackerte mit ihnen eine Zurche. Oie Diener hielten den
Pflug. Er aber trieb sie mit der Geitzel an und hieb, daß sie sich beugten und oft auf die
Erde fielen. Venn eine Furche geackert war, spannte er vier andere ein, bis das ganze
Land gepflügt war. Oann mutzten ihm die Edelleute von neuem den Treueid schwören.
hier hat Ludwig vor seinem Schwager, dem Kaiser Rotbart, in einer Nacht die
wunderbare Mauer gebaut. Sie bestand aus seinen Rittern und Mannen. Ihr tln-
blick lietz den Kaiser ausrufen: „Zürwahr, eine köstlichere, edlere und bessere Mauer
habe ich zeitlebens noch nicht gesehen." Zur Zeit des Landgrafen Hermann öffnete die
Neuenburg den Minnesängern gastlich ihre Tore. Oa ertönten in ihren hallen Gesang
und Saitenspiel. Oer uralte Zeuge jener glänzenden Tage, der gewaltige Bergfried,
ist jetzt noch das Wahrzeichen der ganzen Gegend.
3. Die Gothaer Mulde.
Landschaftsbild.
1. Lage. Die Gothaer Mulde erstreckt sich vom Thüringer Mitteldecken
bis zum Thüringer lvald. Oen Ostrand bildet die Jlmplatte, den Westrand
der Höhenzug der hörselberge.
2. Bodenbeschaffenheit. Oer Loden besteht vorwiegend aus Keuper. Oer ist
an mehreren Stellen mit lehmartigen Schichten gemischt und bildet einen tiefgründigen,
fruchtbaren Ackerboden. Oie Höhenzüge bestehen meist aus Muschelkalk. Ihre Abhänge
Rödiger, Heimatkunde der Provinz Sachsen. 5
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr]]
TM Hauptwörter (100): [T37: [Friedrich Brandenburg Heinrich Herzog Sachsen Land Albrecht Kaiser Mark Johann], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T5: [Rhein Main Wald Thüringer Teil Schwarzwald Gebirge Neckar Saale Jura], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume]]
TM Hauptwörter (200): [T97: [Heinrich Herzog Graf Erzbischof König Grafe Kaiser Stadt Herr Mainz], T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute], T95: [Gestein Schicht Wasser Boden Erde Granit Gebirge Masse Sand Teil], T96: [Stadt Thüringer Saale Schloß Wald Gotha Dorf Heidelberg Weimar Einw.], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht]]
Extrahierte Personennamen: Ludwig_der_Springer Ludwig Ludwig_der_Eiserne Ludwig Ludwig_der_Eiserne Ludwig Ludwig Ludwig Ludwig Ludwig Hermann
98
Heimatkunde der Provinz Sachsen.
Oer Roland von Stendal.
vor dem Rathause steht ein Roland, aus Stein gemeißelt. Er ist mit Schwert und
Schild bewaffnet und sieht aus wie ein Krieger des Mittelalters, von ihm erzählt
folgende Sage: Einst ging des 5lbends spät ein Bürger aus dem Weinhause über den
Markt nach Hause. Er hatte des Guten etwas zu viel getan und einen Spitz. Oeshalb
war er sehr fröhlicher Laune. Übermütig stellte er sich vor den Roland, höhnte ihn und
rief: „he, du alter, trockener Mann da! Du steinerner Narr! Du tränkest wohl auch
gern ein Gläschen Wein auf deinem hohen Gerüste!" Dabei machte er allerhand Bocks-
sprünge und schnitt dem Roland Gesichter zu. •— Oer alte Roland hatte die Narrheiten
lange mit ernstem Gesichte angesehen. Aber auf einmal drehte der steinerne Niese
sich auf seinem Gerüste herum, dem Narren den Rücken zu. Oa wurde der arme Bürger
plötzlich nüchtern. Es überkam ihn eine solche tlngst, daß er nicht von der Stelle weichen
konnte. Er rief laut um Hilfe: „he dheit mi wat! he dheit mi wat!" (Er tut mir was,
er tut mir was!) Man nutzte ihn fast krank nach Hause tragen. 5lm andern Morgen
stand der alte Roland wieder wie früher. Oer Mann hat sich aber in seinem Leben
nicht mehr betrunken.
In einer fruchtbaren Gliederung der Milde liegt Gardelegen. Oas ist der
Mittelpunkt des altmärkischen Hopfenbaues. Oaher entstanden mehrere Bierbrauereien.
Krüher wurde hier das „Garlei" gebraut, ein Bier, das in ganz Oeutschland berühmt
war. Sehenswerte Bauten sind die Marienkirche, das Nathans und das Salzwedeler
Tor. E a l b e im Ealbeschsn Werder treibt ebenfalls hopfenbau. Tangermünde
liegt hoch über dem Elbstrom, wo der Tanger mündet. Oie Lage der Stadt an der Elbe
begünstigt die Schiffahrt, den Schiffbau sowie den Handel mit Getreide, holz, Nohlen
und Zucker. Tangermünde war eine Residenz der Brandenburger Nurfürsten. Naiser
Narl Iv. wohnte mit seiner Gemahlin oft hier im prächtigen Schlosse. Oas Nathans
und schöne Stadttore erinnern noch heute an jene Blütezeit der Stadt. In der Nähe
liegt Tangerhütte mit berühmter Eisengießerei. Gsterburg, d. i. Gstburg,
ist eine kleine Landstadt mit Getreide-, Nonserven- und Gbsthandel. S a l z w e d e I,
d. i. Salzfurt, an der Reetze', war früher Hauptort der Nordmark. In der Burg wohnten
die Markgrafen. Oie Stadt hat Zabriken in Leinen, Oamast, Baumwolle und Steck-
nadeln. Neuhaldensleben an der Ghre hat Stärke- und Malzkaffeefabriken.
Zwölf Steingutfabriken beschäftigen mehr als 2000 Arbeiter.
5. Die staatlichen Verhältnisse des Tieslandes der
Provinz Sachsen.
Oas Tiefland der Provinz Sachsen gehört zum größten Teile den Regierungs-
bezirken Merseburg und Magdeburg an. Leide hängen durch einen schmalen
Landstreifen bei Aschersleben zusammen. Zwischen beide Regierungsbezirke
schiebt sich das Herzogtum ü n h a l t ein. In das übrige Gebiet teilen sich
die Provinz Brandenburg, das Königreich Sachsen und die Herzogtümer Braun-
schweig und Sachsen-Ültenburg. Oer Regierungsbezirk schließt südlich von
Gardelegen das braunschweigische Amt Talvörde ein.
Zeige, in welchen Staaten die einzelnen Landschaften liegen! Zeige und
nenne die Hauptstädte der genannten Staaten! Lestimme die Länder, in denen
die erwähnten Städte liegen!
TM Hauptwörter (50): [T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe]]
TM Hauptwörter (100): [T10: [Stadt Berlin Hamburg Elbe Einw. Magdeburg Stettin Festung Lübeck Provinz], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T44: [Sachsen Provinz Preußen Königreich Hannover Bayern Staat Hessen Baden Land]]
TM Hauptwörter (200): [T130: [Elbe Stadt Sachsen Provinz Saale Kreis Schlesien Elster Neiße Magdeburg], T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute], T142: [Stadt Dorf Mauer Haus Burg Straße Kirche Schloß Graben Zeit], T25: [Stadt Schloß Straße Garten Berg Dorf Nähe Park Ufer Haus], T41: [König Siegfried Held Hagen Mann Günther Frau Gudrun Kriemhild Tod]]
Extrahierte Personennamen: Roland_von_Stendal Roland Roland Roland Roland Naiser
Narl