B. Das Tiefland der Provinz Sachsen.
75
Oie Mulde tritt bei Eilenburg in die Landschaft ein. Sie hat ein starkes
Gefälle, ist deshalb ein reihendes Wasser und zur Schiffahrt nicht geeignet.
Durch Überschwemmungen richtet sie oft großen Schaden an. Bei Dessau mündet
sie in die Elbe.
5. Klima. Oer hohe Wall der Gebirge im Westen versperrt den See-
winden den Weg. Darum ist das Klima der Landschaft Landklima mit heißen
Sommern und kalten Wintern. Oie mittlere Jahrestemperatur beträgt 8—9 °.
Die Niederschläge sind nur mäßig groß, da die Regenwolken sich bereits auf
den Gebirgen entleert haben. Oie durchschnittliche Regenmenge beträgt nur
500 mm. Oer Petersberg in der Nähe von Halle bildet eine Wetterscheide,
hier teilen sich die heranziehenden Gewitter und treten deshalb nicht so heftig
auf. §ür die umliegenden Vrte ist der Petersberg der Wetterprophet, hüllt
sich der Berg in Nebel, dann gibt es Regen. Oer Volksmund sagt: „Wenn der
Pfarrer auf dem Petersberge raucht, dann regnet es bald."
llulturbild.
I. Die wirtschaftlichen Verhältnisse.
1. Land- und Forstwirtschaft. Oie Hauptbeschäftigung der Bewohner
ist der Ackerbau. Oer fruchtbare, gut bewässerte Boden links von der Mulde
liefert reiche Erträge an allen Getreidearten, Raps, Zuckerrüben, Kartoffeln
und Gemüse. Oer magere Loden rechts von der Mulde zeitigt noch erträgliche
Ernten von Roggen und Kartoffeln. Oie Oübener Heide versorgt die Umgegend
mit Nutz- und Brennholz. Kuch lohnende Bienenzucht wird hier getrieben.
Große Wiesenflächen an den Flüssen und ertragreiche Kleefelder begünstigen
die Viehzucht.
2. Gewerbe und Bergbau. Zahlreiche Zuckerfabriken verarbeiten
die reichen Zuckerrübenernten zu Zucker. Oer Reichtum an Getreide veranlaßte
die Errichtung von Stärke- und Malzfabriken, Spiritus-
brennereien und Bierbrauereien. Oie Porphgrsteinbrüche am
Petersberge und an den höhen der Saale liefern treffliche Bau- und Pflaster-
steine. 3n der Weißenfelser Gegend werden feine weiße Sandsteine gebrochen.
Oie vorzügliche Tonerde, die man in der Bitterfelder Gegend sticht, hat
eine blühende Tonwarenindustrie hervorgerufen. Bei den Oörfern
Oölau und Lettin in der Nähe von Halle gräbtman eine ausgezeichnete Porzellan-
erde. Oie weiße, mehlige Masse ist aus verwittertem Porphyr entstanden.
Sie wird zum Teil in der königlichen Porzellanfabrik in Berlin zu feinstem
Geschirr verarbeitet.
In mehr als 400 Braunkohlenwerken werden Tausende von
Arbeitern und Beamten beschäftigt. Oort werden Braunkohlen gefördert und
verarbeitet.
Wie gewinnt man die Braunkohle? Ist das Deckgebirge nicht sehr
dick, dann wird die Decke hinweggeräumt und die Kohlenschicht bloßgelegt, lvie der
Lehm in der Lehmgrube wird dann die Kohle gegraben und in Vagen geladen. Durck
TM Hauptwörter (50): [T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau]]
TM Hauptwörter (100): [T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T11: [Wein Getreide Boden Viehzucht Weizen Land Pferd Obst Kartoffel Ackerbau], T10: [Stadt Berlin Hamburg Elbe Einw. Magdeburg Stettin Festung Lübeck Provinz], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T40: [Fabrik Maschine Industrie Arbeiter Stadt Weberei Arbeit Herstellung Handel Art]]
TM Hauptwörter (200): [T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T130: [Elbe Stadt Sachsen Provinz Saale Kreis Schlesien Elster Neiße Magdeburg], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau], T95: [Gestein Schicht Wasser Boden Erde Granit Gebirge Masse Sand Teil], T83: [Klima Winter Sommer Land Meer Wind Regen Niederschlag Zone Gebirge]]
Extrahierte Personennamen: Kuch
Extrahierte Ortsnamen: Sachsen Eilenburg Dessau Oölau Berlin
84 Heimatkunde der Provinz Sachsen.
nach das Tischgebet gesprochen wird. An den langen Winterabenden versammeln sich
die Hausbewohner um die Öllampe. Die Krauen und Mädchen spinnen. Sie Männer
sitzen um den großen Kachelofen und erzählen allerhand Spukgeschichten,- denn der
Aberglaube ist noch sehr verbreitet.
Frau Harke.
1. Das Riesenspielzeug. Zm Jerichower Lande haust der Sage nach Krau
Harke. Sie war eine Riesin und so groß, daß sie vom Harkenberge, in dem sie wohnte,
gleich auf die Rehberger Berge treten konnte. Zn einer höhle des Harkenberges hatte
sie ihr wild: Hirsche, Rehe, Hasen, wilde Schweine. Ms Riesenfräulein ging sie einst
von dem Berge in die Ebene. Da sah sie einen Bauer, der mit seinen Gchsen den flcker
pflügte. Sie breitete ihre Schürze aus und trug das Spielzeug in die Burg. Dort
schalt sie der Vater aus, da der Bauer kein Spielzeug sei. Sie mußte es wieder dahin
tragen, wo sie es gefunden hatte.
2. Entstehung der Rhinomer Berge. Krau Harke war Heidin. Sie wollte
es deshalb nicht haben, daß der havelberger Dom gebaut wurde. Mit einer Schürze
voll Sand wollte sie das Bauwerk verschütten. Aber das Schürzenband zerriß. Der
Sand flog über die Havel, und es entstanden die Rhinomer Berge. Da suchte sie das
Gotteshaus mit einem großen Steine zu zertrümmern. Aber der Stein entglitt ihrer
Hand, heute noch liegt er mit den 'gewaltigen Zingereindrücken auf den Rhinomer
Bergen.
3. Krau Harfe in den zwölf Rächten. In den zwölf Rächten zwischen
Weihnachten und dem 6. Januar fliegt Krau Harke wie Krau Holle segenspendend durch
das Land. Da schaut sie, ob das Vieh regelmäßig sein Kutter bekommt. Die Mägde
müssen in dieser Zeit den Klachs abspinnen, sonst zerkratzt ihnen Krau Harke das
Gesicht. Man darf in den zwölf Rächten keine Hülsenfrüchte essen, sonst schickt sie
allerhand Ausschlag. Am Silvesterabend aber muß man Kische mit recht viel Rogen
essen. Dann sorgt Krau Harke das ganze Jahr für Geld.
2. Volksdichte. Oa die Erwerbsverhältnisse der Landschaft ungünstig
sind, ist sie nur schwach besiedelt. Km dichtesten ist die Besiedlung in den
Klußauen.
3. Siedelungen. Lei Mühlberg an der Elbe schlug Kaiser Karl V. den Kur-
fürsten von Sachsen, verfolgte ihn und nahm ihn in der Lochauer Heide gefangen.
Torgau (13) liegt in der fruchtbaren Elbaue. Die Bewohner treiben daher Ackerbau
und Schiffahrt, hier schlug Friedrich der Große im Siebenjährigen Kriege die
Österreicher.
Bei Wartenburg ging der preußische Generalijork 1813 über die Elbe und besiegte
die Kranzosen. Wittenberg (22y2) = weißer Berg (nach den angeschwemmten weißen
Sandhügeln von den Klämingern so genannt) hat eine fruchtbare Umgebung mit Ge-
treide-, Kartoffel- und Gemüsebau, daher Branntweinbrennereien und Bierbrauereien,
außerdem Tuchfabriken, hier hat Luther in trautem Kamillen- und Freundeskreise
gelebt. Er wohnte im alten Augustinerkloster, hier schlug er die 95 Glaubenssätze an
die Schloßkirche. Sie sind an der Tür der Schloßkirche in Erz eingegraben. Den Markt-
platz zieren die Denkmäler Luthers und Melanchthons. In der Schloßkirche liegen die
beiden großen Männer begraben. In der Südostecke der Landschaft liegt das berühmte
Eisenhüttenwerk Lauchhammer. Dort ist das Lutherdenkmal von Worms in
Bronze gegossen worden. An der Schwarzen Elster liegen die kleinen Landstädte E l st e r -
werda, Liebenwerda, Herzberg, Schweinitz und Jessen. Die Bewohner
treiben meist Ackerbau.
In fruchtbarer Riederung nördlich von der Elbe liegt die anhaltische Stadt Z e r b st.
Diele Häuser haben mittelalterliche Bauart. Ihre hohen, steinernen Giebel sind nach der
Straße gerichtet. In einem großen, schönen park liegt das herzogliche Schloß. Zerbst
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser]]
TM Hauptwörter (100): [T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch], T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T10: [Stadt Berlin Hamburg Elbe Einw. Magdeburg Stettin Festung Lübeck Provinz], T49: [Berg Gebirge Höhe Fuß Ebene Seite Gipfel Gebirg Elbe Meer]]
TM Hauptwörter (200): [T43: [Haus Frau Kind Mann Arbeit Wohnung Familie Zeit Zimmer Kleidung], T130: [Elbe Stadt Sachsen Provinz Saale Kreis Schlesien Elster Neiße Magdeburg], T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute], T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T142: [Stadt Dorf Mauer Haus Burg Straße Kirche Schloß Graben Zeit]]
Extrahierte Personennamen: Karl_V. Karl_V. Friedrich_der_Große Friedrich Luther Jessen
86
Heimatkunde der Provinz Sachsen.
Kbb. 52. Das nördliche Harzvorland und die Magdeburger Börde.
Salze und den Reichtum, den sie uns bringen. Denn er schützt die Salzlager gegen ein-
dringendes Wasser. Das würde sie auslaugen. Die Salzlager bestehen aus einer Stein-
salzschicht und einer Kalischicht. Jene ist 300 m, diese 150 m dick. Die Kalisalze liegen
oben. 2ttan mußte sie erst abräumen, um zum wertvollen Steinsalz zu gelangen.
Darum nannte man sie Abraumsalze und hielt sie für wertlos. Jetzt ist ihre Ge-
winnung zur Hauptsache geworden. Denn sie liefern ein vorzügliches Düngemittel,
das nach allen Ländern Europas, ja selbst nach Amerika versandt wird.
I. Vodenform. Oas Harzvorland bildet eine Mulde. Nach der größten
Stadt heißt sie Halberstädter Mulde. Oen Nordrand bilden der bewaldete Kall-
stein, der hu^wald und der Hakelwald.
Mehrere niedere parallele Höhenzüge, die den
Harzrand begleiten, teilen sie in kleinere Mulden.
Die wichtigsten dieser Höhenzüge sind:
1) Die Teufelsmauer. Sie erstreckt sich
von Blankenburg bis zu den Gegensteinen und
bildet einen gewaltigen ll)all aus (Huader-
sandstein in einer höhe von 250 m. lvie die
Steine einer Mauer, so regelmäßig liegen die
Sandsteinschichten übereinander.
Der Sage nach hat sie der Teufel in einer
Nacht aufgebaut, um sein Reich vom Himmelreich
zu trennen. Er konnte sie aber nicht vollenden, da
ihn ein krähender Hahn im Morgengrauen beim
Bau störte.
2) Oer Regenstein ist eine Sandstein-
feste, die sich nördlich von Blankenburg etwa
° 0 0 o„oono Oo oo 0
a0nnor,Oo°o o o Q 00
O °n°0 0 o 0 o o O
'$>Oozo°ooo°0°
Aluschjelkalk..
Bunlsandsfein.
Qips
•Salzfon.
•Kali.
Steinsalz.
Zecf]sl"ein.
Abb. 53. Querschnitt durch ein Salzlager.
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde], T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser]]
TM Hauptwörter (100): [T57: [Weser Stadt Hannover Harz Osnabrück Leine Kreis Aller Land Elbe], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T6: [Eisen Gold Silber Kupfer Wasser Blei Metall Salz Kalk Stein], T36: [Million Mark Jahr Geld Thaler Mill Summe Wert Gulden Pfund], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit]]
TM Hauptwörter (200): [T95: [Gestein Schicht Wasser Boden Erde Granit Gebirge Masse Sand Teil], T130: [Elbe Stadt Sachsen Provinz Saale Kreis Schlesien Elster Neiße Magdeburg], T25: [Stadt Schloß Straße Garten Berg Dorf Nähe Park Ufer Haus]]
Extrahierte Personennamen: Regenstein
Extrahierte Ortsnamen: Sachsen Europas Amerika Hakelwald Blankenburg Blankenburg
A. Die Thüringer Mulde.
33
Das obere Eichsfeld besteht meist aus Muschelkalk. Dieser enthält
viele versteinerte Muscheln. Da er durch seine vielen Spalten das Wasser
gierig aufsaugt und in die Tiefe leitet, ist der Muschelkalkboden trocken.
Und da er nur schwer verwittert, ist die Ackerkrume dünn und reich mit
Steinen durchsetzt. Lei Regengüssen wird die fruchtbare Erde leicht fort-
geschwemmt und in die Tiefe geführt. Daher ist der Muschelkalkboden für den
Ackerbau wenig geeignet, wohl aber für die Aufzucht des Waldes. Die Wald-
bäume werden eng aneinander gepflanzt. Ihre Wurzeln halten daher das Erd-
reich fest. Dieses wandelt sich allmählich durch das verwesende Laub zu einer
fruchtbaren Humusschicht um. (Entstehung der Komposterde.) Die Zlüsse haben
den harten Loden der Hochfläche zernagt und sich tief eingegraben. Darum
sind die Täler eng und haben steile Ränder. Diese sind meist mit Buchenwald
bedeckt. Das obere Eichsfeld ist deshalb reich an malerischen Gegenden, be-
sonders im lverratale. Ein vielbesuchter Wallfahrtsort ist der Hilfens-
beug (500 m). von seiner Spitze hat man eine prächtige Aussicht nach allen
Seiten, namentlich auf das Werratal mit seinen fruchtbaren Auen, heimlicher
Waldftieden umgibt das Kloster Zella, das idyllisch im Grunde liegt, von
hohen, bewaldeten Bergen umgeben. - Zu den herrlichsten Punkten des Eichsfeldes
gehört der hanstein, eine noch guterhaltene Burgruine. Nicht weit davon
liegt die Teufelskanzel. Das ist ein steiler Zelsvorsprung von über 400 m höhe.
Die Teufelskanzel.
Der Sage nach hat hier vor altert Zeiten der Teufel gepredigt, um die Menschen
zu verführen. Eines Tages hatte er wiederum im priesterrocke die Zelsenkanzel be-
stiegen und seine predigt begonnen. Da sah unter dem Felsen ein Bäuerletn hervor
und sagte: „Herr Pfarrer, Sie haben etwas vergessen! Jede predigt mutz mit den
Worten beginnen: Im Namen des Daters und des Sohnes und des heiligen Geistes,
Amen." Über diese heiligen Namen entsetzte sich der Teufel so sehr, daß er plötzlich in
die unten fließende lverra fuhr, hier drückte sich sein Pferdehuf tief ab. Der Kluß aber
wich allerseits weit von diesem eingedrückten Male zurück. Darum hat er dort heute
noch die Form eines riesigen Hufeisens.
Das untere Eichsfeld liegt zwischen Ohmgebirge und harz. Es besteht
meist aus Luntsandstein. Da dieser mit Ton vermischt ist, bildet er eine fruchtbare
Ackerkrume. Der Luntsandstein verwittert sehr rasch. Darum sind die Berge
von geringer höhe und sanft gerundet. Den Tälern fehlen die steilen Ränder.
Daher entbehren sie vielfach des eigenartigen landschaftlichen Reizes.
3. Bewässerung. Das obere Eichsfeld ist sehr wasserarm, da der Kalk-
boden die Niederschläge leicht durchläßt. Das eingesickerte Wasser sammelt
sich unter dem Muschelkalk auf einer tonigen Schicht des Luntsandsteins. Wo
daher eine Quelle an den Talrändern zutage tritt, ist sie sehr wasserreich.
Die stärkste ist die Unstrutquelle. Sie vermag sofort Mühlen zu treiben.
Das untere Eichsfeld ist besser bewässert. Durch das ganze Gebiet fließt von
Osten nach Westen die Leine. Sie bildet ein breites, fruchtbares Tal. Rechts
nimmt sie die Rhume auf, die unweit Duderstadt entspringt. Der „Rhume-
sprung" ist die größte (Quelle nicht nur Deutschlands, sondern vielleicht der
Nödiger, Heimatkunde der Provinz Sachsen. Z
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T49: [Berg Gebirge Höhe Fuß Ebene Seite Gipfel Gebirg Elbe Meer]]
TM Hauptwörter (200): [T95: [Gestein Schicht Wasser Boden Erde Granit Gebirge Masse Sand Teil], T14: [Gebirge Wald Teil Höhe Berg Harz Thüringer Bergland Gebirg Weser], T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T6: [Berg Fuß Höhe Gipfel Gebirge Schnee Meer Fels Ebene See], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht]]
A. Die Thüringer Ittuiöe.
5
w i e konnten die harten Kelsen verwittern?
Die Sonne hatte sie bis ins Innerste durchwärmt. Kalte Gewitterregen prasselten
hernieder und kühlten sie schnell ab. Dadurch entstanden zarte Risse und Spalten. In
sie sickerte das Regenwasser ein, wusch die wände der Risse ab und vergrößerte sie
dadurch. Die Zeuchtigkeit in den Rissen fror im Winter zu Eis. Das Eis nimmt aber
einen größeren Raum ein als das Wasser. Es dehnte sich aus und sprengte Steinsplitter
und Zelsbrocken ab. Die fielen in die Täler. Mächtige Regengüsse führten den ver-
Witterungsschutt, groben Kies, Sand und Schlamm, aus den Tälern heraus. Er bildete
Ablagerungen von R o t l i e g e n d e m. Vas Rotliegende ist ein roter Sandstein,
der immer unter den Schichten, die Erze tragen, liegt. Es nimmt den größten Teil
des nordwestlichen Thüringer Waldes ein. In dieser Zeit brachen wieder mächtige
vulkanische Massen unter gewaltigem Donnern und Blitzen hervor und überdeckten
vielfach das Rotliegende. Es entstand der Porphyr. Mit dem harten, meist rot-
braunen Gestein werden Straßen gepflastert. Oie höchsten Kuppen, wie Beerberg und
Jnselsberg, sind daraus aufgebaut. Über dem Rotliegenden hat sich der Z e ch st e i n
abgelagert. Er heißt so, weil in ihm Bergwerke oder Zechen angelegt sind. Zu ihm
gehören Gips, Steinsalz, Kupferschiefer. Er enthält bei Schmalkalden und Suhl Eisen-
erze, bei Ilmenau Kupfererze. Km Kuße des Gebirges liegt meist Buntsandstein.
Man nennt ihn so, weil er rötliche, gelbliche, weiße oder bräunliche Farbe hat, also
bunt aussieht.
ver Thüringer Wald besteht demnach aus Gesteinen von verschiedener Festigkeit,
harten und weicheren. Oie weicheren verwittern leichter als die harten. Dadurch ent-
stehen wunderbar geformte Kelsen, schrpff abfallende Schluchten und tief eingegrabene
Täler. Sie erhöhen die landschaftlichen Reize des Gebirges.
4. Rlima.
a) Temperatur. Wenn wir auf einen Berg steigen, so bemerken wir:
3e höher wir steigen, desto kälter wird es. Denn die oberen Luftschichten sind
dünner als im Tieflande. Sie können deshalb nur wenige Wärmestrahlen auf-
nehmen. Auch vom Erdboden können sie nicht so viel Wärme erhalten wie die
unteren Luftschichten, denn sie liegen von der Wärmequelle, der Erde, weiter
entfernt. Darum herrscht auf den höhen des Thüringer Waldes eine rauhe
Luft. Oie mittlere Jahrestemperatur beträgt 4°. 3n den Tälern ist es milder,
weil die Berge die rauhen Winde fernhalten.
b) Niederschläge. Oer Thüringer Wald hat viel Niederschläge,
besonders bei Westwinden. Oiese Winde kommen vom Nieere und bringen
viele Wasserdämpfe mit. Oas sind leichte, luftige Gestalten. Sobald sie an das
Gebirge stoßen, sind sie neugierig wie Kinder. Sie möchten gern wissen, wie
es auf der anderen Seite des Waldes aussieht. Sie steigen deshalb in die höhe.
Aber diese Kletterei bekommt ihnen übel. Oben gelangen sie in kältere Luft-
schichten. Oie Kälte können sie aber nicht vertragen. Sie verlieren ihre luftige
Gestalt, und vor Schmerz zerfließen sie in Tränen- die fallen dann als Negen,
Nebel und Schnee auf die höhen und Abhänge des Gebirges. Solche Negen
heißen Steigregen. Oie mittlere Regenmenge steigt auf den höchsten Bergen
bis 120 mm. Don Gewittern haben die Ortschaften in den Tälern mehr zu
leiden als die höher gelegenen. Oenn die Gewitterwolken gehen meist tief.
Im Winter gibt es auf den höhen viel Schnee. Oa hat der Schneepflug viel
zu tun. Nlanche Häuschen sind bis an die Zensier im Schnee vergraben. An
TM Hauptwörter (50): [T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde]]
TM Hauptwörter (100): [T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T6: [Eisen Gold Silber Kupfer Wasser Blei Metall Salz Kalk Stein], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T12: [Wasser Luft Erde Höhe Körper Fuß Dampf Bewegung Druck Gewicht]]
TM Hauptwörter (200): [T24: [Luft Wasser Wärme Körper Erde Wind Regen Höhe Temperatur Schnee], T95: [Gestein Schicht Wasser Boden Erde Granit Gebirge Masse Sand Teil], T14: [Gebirge Wald Teil Höhe Berg Harz Thüringer Bergland Gebirg Weser], T51: [Kind Himmel Nacht Sonne Tag Gott Wald Baum Blume Feld], T83: [Klima Winter Sommer Land Meer Wind Regen Niederschlag Zone Gebirge]]
A. Die Thüringer Mulde.
45
Weite Zlächen des Beckens werden auch von dem grau- oder leberbraunen
Keupet bedeckt. Das ist ein Boden, in dem bald Half, bald Sand, bald Ton, bald
Gips vorherrscht. Der Neuper bildet eine tiefgründige, meist fruchtbare Ackerkrume,
herrscht der Ton vor, dann ist der Loden kalt und feucht und schwer zu bewirtschaften,
herrscht der Sand vor, dann liefert der Neuper einen lockeren, warmen, fruchtbaren
Loden, der sich leicht bewirtschaften läßt.
Ehe die Reuperschichten abgelagert wurden, bedeckte das Muschelkalkmeer
unsere Heimat. Die Kalk- und Schlammassen setzten sich in einer Mächtigkeit von 200
bis 300 m ab. Die höhen des Leckens bestehen meist aus Muschelkalk. Die dünnen,
mergeligen Nalkplatten verwittern zu einem lehmigen, zähen und schweren Boden.
Stellenweise zeigt er eingebettete Kalkbrocken. Er läßt sich daher schwer bearbeiten
und ist nicht so fruchtbar wie Löß- und Keuperboden.
Unter dem Muschelkalke liegt der B u n t s a n d st e i n. Das verwitterte Gestein
liefert einen nicht besonders fruchtbaren Boden. Nur wenn er mit Ton gemengt ist,
bringt er reichere Ernten als der Muschelkalkboden. Er liefert aber einen vorzüglichen
lvaldboden.
Der Boden des Beckens besteht demnach hauptsächlich aus drei Schichten, dem
Buntsandstein, dem Muschelkalk und dem Keuper. Der Buntsandstein tritt meist an
den Rändern des Beckens hervor. Der Muschelkalk bildet meist die Höhenzüge, der
Keuper meist den Ackerboden. Die Keuperschichten der Höhenzüge sind durch Der-
Witterung abgetragen worden. Dadurch wurde der Muschelkalk bloßgelegt. An manchen
Stellen wurde auch der Muschelkalk abgetragen. Dort tritt der Buntsandstein zutage.
Kn vielen Stellen birgt das Erdinnere große Kali- und Steinsalzlager.
5luch zwei starke Schwefelquellen finden wir im oberen Unstrutbecken.
4. Vodenform. Die Landschaft hat die Zorm einer Mulde. Ihre tiefste
Stelle liegt ungefähr in der Gegend von Sömmerda an der Unstrut. von hier
aus steigt das Land nach allen Seiten allmählich bis zu den Höhenzügen des
Randes empor. Oie nördliche Umwallung bilden die hainleite, Schmücke und Zinne.
a) Die hainleite (hain — hag — lvald, leite — Bergzug; also be-
waldeter Bergzug) erstreckt sich vom vün nach Südosten bis zur Unstrut. Sie
ist 7 Stunden lang und durchschnittlich kaum 1 Stunde breit. Sie besteht meist
aus Muschelkalk. Daher trocknet der Boden bei längerer Dürre sehr leicht aus.
Da er aber vielfach mit Mergel vermischt ist, ist der Ackerbau doch noch lohnend,
wenn es öfter regnet. Aber die Buche gedeiht hier prächtig. Daher ist die Hain-
leite den schönsten Buchwaldbergen Deutschlands gleichzustellen. — Die hain-
leite senkt sich allmählich nach Süden, fällt aber im Norden steil zum Tal der
Wipper ab. Der Muschelkalk biloet hier vielfach senkrecht niedergehende Zels-
wände und schiebt an mehreren Punkten hügelförmige Massen in das lvipper-
tal vor. Dazu gehört der schön bewaldete Possen bei Sondershausen. Auf
ihm liegt das fürstliche Jagdschloß zum „Possen" mit dem Possenturm. Dieser
bietet eine herrliche Aussicht nach drei Seiten. An seinem Zuße gähnt der Bären-
zwinger, dessen Bewohner mürrisch und träge in der Tiefe sich wälzt. Auf um-
zäunter Wiese weidet ein Nudel halbzahmer Hirsche. Auch Wildschweine gibt
es noch im Dickicht des Possenwaldes.
Im nordwestlichen Teile der hainleite liegt die frühere Herrschaft Lohra.
Don der Burg hat man einen unvergleichlich schönen Blick über das lvippertal
bis zum harz und Eichsfeld. An die Burg knüpfen sich folgende Sagen:
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde]]
TM Hauptwörter (100): [T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T6: [Eisen Gold Silber Kupfer Wasser Blei Metall Salz Kalk Stein], T5: [Rhein Main Wald Thüringer Teil Schwarzwald Gebirge Neckar Saale Jura], T49: [Berg Gebirge Höhe Fuß Ebene Seite Gipfel Gebirg Elbe Meer], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch]]
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A. Die Thüringer Mulde.
51
Auch in dem ftuchtbaren Gelände um Langensalza wird viel Gemüse an-
gebaut, hier gedeihen besonders die Gurken.
b) Ackerbau. Neben dem Gartenbau ist auch der Ackerbau sehr ergiebig.
Alle Getreidearten gedeihen in dem fruchtbaren Loden vortrefflich, besonders
die Gerste und der Roggen. Auch Zuckerrüben, Zutterkräuter und
besonders die Kartoffeln liefern reiche Erträge.
c) Oer Ob st bau blüht besonders in der Umgegend von
Mühlhausen und Sömmerda. Vie großen Kirschplantagen am
Nordhang der Zahnerschen höhen versorgen ganz Thüringen mit
den besten Sorten der edlen Zrucht. Alle Straßen werden von
gutgepflegten Obstbäumen eingefaßt.
6) G e w ü r z p f l a n z e n. In der Gegend von Buttstädt
und Kölleda wohnen die „Pfefferminzbauern". Dort gedeihen
besonders Gewürzpflanzen, wie Zenchel, Kümmel, Nlajoran,
Thymian, Pfefferminze.
e) Viehzucht. Oer umfangreiche Ackerbau hat eine
blühende Viehzucht hervorgerufen. Besonders der Kleingrund-
besitz, der auf dem Lande vorherrscht, treibt starke Viehwirtschaft.
Durch den Reichtum an üppigen Wiesen und durch gutes Ge-
deihen der Kutterkräuter wird sie ganz besonders begünstigt.
2. Bergbau. In der Nähe von Erfurt befindet sich ein mächtiges Stein-
salzlager. hier finden viele Leute lohnende Beschäftigung.
Zwei Schächte sind nahe nebeneinander in die Erde getrieben. Das Salz lagert
zwischen Muschelkalk in drei verschieden starken Schichten fast wagerecht in der Erde.
flbb. 34. Berg-
mann. (Nach
einer photogr.
von Rudolph,
Erfurt.)
klbb. 35. Solteich. «Nach einer Photographie Kbb. 36. Streckenförderung. «Nach einer Photo-
von Rudolph, Erfurt.) graphie von Rudolph, Erfurt.)
Nur die dritte, 7 Iii dicke Schicht wird bergmännisch ausgebeutet. Ihr Salz ist fast rein,'
denn 100 Teile Salz enthalten nur y2 Teil Beimischung. Da der Salzstein teilweise
sehr hart ist, muß er abgesprengt werden. In jüngster Zeit wird das feste Steinsalz auch
ausgelaugt. Aus einem Spritzrohr wird mit großer Kraft Wasser gegen das Steinsalz
gespritzt. Dadurch wird es aufgelöst. N)ie ein Regen fließt das Salzwasser an den Salz-
wänden hernieder, tlm Loden sammelt es sich zu kleinen Bächen. Sie vereinigen sich alle
in einem großen Sammelbecken, dem Solteich. Durch Dampfpumpen wird die dicke Sole
nach oben befördert und in das Siedehaus geleitet, hier wird auch das Steinsalz gemahlen.
^ *
TM Hauptwörter (50): [T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde], T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
TM Hauptwörter (100): [T6: [Eisen Gold Silber Kupfer Wasser Blei Metall Salz Kalk Stein], T11: [Wein Getreide Boden Viehzucht Weizen Land Pferd Obst Kartoffel Ackerbau], T5: [Rhein Main Wald Thüringer Teil Schwarzwald Gebirge Neckar Saale Jura], T24: [Blatt Baum Blüte Pflanze Frucht Wurzel Stengel Stamm Zweig Boden], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit]]
TM Hauptwörter (200): [T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T107: [Eisen Gold Silber Kupfer Blei Metall Salz Zinn Stein Mineral], T96: [Stadt Thüringer Saale Schloß Wald Gotha Dorf Heidelberg Weimar Einw.], T95: [Gestein Schicht Wasser Boden Erde Granit Gebirge Masse Sand Teil], T28: [Blatt Blüte Pflanze Baum Wurzel Frucht Stengel Zweig Erde Samen]]
20
Heimatkunde der Provinz Sachsen.
liefert noch magere Erträge. Auch der Laubwald will nicht recht gedeihen.
Darum gibt es fast nur Nadelwald. Wohl aber begünstigen die reichen Nieder-
schlage und die fruchtbare Ackerkrume den Wiesenbau.
Oer Unterharz liegt bedeutend niedriger. Darum hat er milderes Klima,
hier gedeihen deshalb die herrlichsten Laubwälder. Oer Waldboden ist mit
Beerensträuchern reich bedeckt. Zwischen den Wäldern liegen üppige Wiesen
und zahlreiche Getreidefelder eingebettet. Selbst Gemüse und Vbst geben noch
befriedigende Erträge.
5. Bewässerung und landschaftliche Schönheiten. Oer harz ist reich
bewässert, denn er hat infolge seiner höhe viele Niederschläge, va der harte
Kelsboden das Wasser nicht eindringen läßt, haben sich Hochmoore gebildet,
vas größte Hochmoor ist das Brockenfeld. Es ist das Hauptquellgebiet des Harzes,
von ihm eilen nach allen Seiten viele Gebirgsflüsse hinab. Die Klußtäler sind
in der Nähe der Quellen meist flache Nlulden. Je näher sie aber dem Kuße des
Gebirges kommen, desto^ stärker wird ihr Gefälle, desto größer ihre Kraft, desto
tiefer graben sie ihr Bett ein. Ihre Täler sind daher meist eng. Sie müssen sich
zwischen den Kelsblöcken einen Weg suchen. Oabei treten ihnen mächtige Granit-
blöde in den Weg, die sie nicht umgehen können. In kühnem Sprunge stürzen
die Wasser über die Kelsen hinweg und bilden Wasserfälle. Einen er-
hebenden Anblick gewähren die harzwasser zur Zeit der Schneeschmelze. Mit
Oonnergebrüll wälzen sie dann ihre trüben Kluten wildschäumend über Granit-
blöde und querliegendes Bruchholz hinweg. Mit Kiesenarmen ergreifen sie die
Kelstrümmer und führen sie in die Täler. Oie Klüsse des Gberharzes führen
ihr Wasser meist der Weser, die des Unterharzes der Elbe zu.
Eines der schönsten Täler des Gberharzes ist das O k e r t a l. Es gräbt
sich tief in den Granit ein, bildet daher reizende Kelspartien zu beiden Seiten
und den prächtigen Wasserfall bei Nomkerhall. In der Nähe des Schneelochs
auf dem Brocken entspringt die liebliche Ilse. In engem Kelsental trippelt
und hüpft sie plätschernd von Stein zu Stein. Bald zwängt sie sich mit jugend-
licher Kraft durch einengende Kelsen, bald springt sie lustig über sie hinweg und
bildet die berühmten Ilsefälle. Lei ihrem Austritt hat sie die Granitmassen
des Gebirges durchsägt und ein enges Kelsentor geschaffen. Oer Kelsen auf
dem rechten Ufer ist der I l s e n st e i n.
Prinzessin Ilse.
hier oben stand der Sage nach das Schloß des Königs Ilsung und der schönen
Prinzessin Ilse. Am Kuße des Berges wohnte eine Zauberin mit ihrer häßlichen Tochter.
Einst kam ein Ritter durch das Tal. Den suchten die bösen Zveiber zu bewegen, bei ihnen
zu bleiben. Er kehrte aber in Ilsungs Schlosse ein. Oie schöne Ilse wurde sein lveib.
Aber nun rächte sich die böse Zauberin an dem Ritter. Zttit Hilfe des Höllenfürsten
sandte sie gewaltige Wassermassen vom Brocken herab gegen Ilsungs Schloß. Sie durch-
wühlten den Kelsen, so daß er mit dem Schlosse zusammenstürzte. Nur Ilse rettete sich
aus den Kelsen, der noch heute steht. Dort wohnt sie seitdem. Ruhelos durchwandert
sie die Talschlucht, um ihren ertrunkenen Gemahl zu suchen, Wer ihr begegnet, dem
schenkt sie Reichtümer, wehe aber dem, der sie neckt. Den verwandelt sie in eine alters-
graue Tanne am steilen Kelsenhang.
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
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TM Hauptwörter (200): [T95: [Gestein Schicht Wasser Boden Erde Granit Gebirge Masse Sand Teil], T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T14: [Gebirge Wald Teil Höhe Berg Harz Thüringer Bergland Gebirg Weser], T6: [Berg Fuß Höhe Gipfel Gebirge Schnee Meer Fels Ebene See], T119: [Fluß See Kanal Strom Lauf Wasser Land Ufer Mündung Elbe]]
A. Die Thüringer Mulde. 57
ist die Senke der Helme entstanden. Durch eine Senkung am Südrande hat sich das
Krankenhäuser Lecken gebildet. Oer Nrmäuser ist als Horst stehen geblieben. Die Goldene
Aue war ehemals ein Binnensee, der von den harzwässern gespeist wurde. Sie
brachten vom Gebirge ungeheure Schuttmassen mit herunter. Oie gröberen Gesteins-
brocken oder Schotter lagerten sich ihrer Schwere wegen schon am Fuße des Gebirges
ab. Sie bilden die Hügel, die den Nordrand der Goldenen Aue begrenzen. Oie leichteren
und feineren Schlammassen setzten sich erst im See ab. Gewaltige Sandsteinmassen
der Vuersurter platte versperrten dem See im Südosten bei Illemleben den Weg.
Allmählich aber sägte oder „klöbte" das Wasser den Buntsandsteinfelsen bis an den
$usz durch. Die Stelle heißt deshalb „Steinklebe". Dadurch entleerte sich der See nach
und nach. Die abgesetzten Schlammassen erhöhten den Seeboden und engten den See
immer mehr ein. Schließlich versumpfte er ganz. Nur die tiefer gelegene Ablaufs-
furche blieb übrig. Sie bildete das Bett der Helme und Unstrut. Noch vor 800 Jahren
war die Goldene Aue ein großer Sumpf. Kaiser Conrad Iii. und Friedrich Barba-
rossa riefen Flamländer (Holländer) als Kolonisten ins Land. Sie entwässerten unter
Leitung eines Zvalkenrieder Illönches durch Dämme und Kanäle das sumpfige Gebiet.
Dadurch gewannen sie fruchtbares Acker- und Idiesenland. Auf dem Neuland
gründeten sie Ortschaften.
An die Entwässerung des Sees knüpft sich die Sage:
Der Mönch an der Steinklebe.
vor mehr als tausend Jahren füllte das Tal der Unstrut bis Nlemleben ein großer,
tiefer See. vergeblich hatte man versucht, dem See einen Abfluß zu verschaffen. Da
kam das Niesenwerk durch einen Ntönch zustande. Er hatte das Gelübde der Keuschheit
gebrochen und sollte lebendig eingemauert werden. Da erbot er sich, dem See einen
Ourchbruch zu verschaffen, wenn man ihm das Leben schenke. Das versprach ihm
der Kbt, wenn er keine menschliche Hilfe dazu brauche. Nun untersuchte der Nlönch
die ganze Umgegend. Er fand, daß der Felsen in der Nähe der Steinklebe durchbohrt
werden müsse. Jetzt fing er an, einige Fuß unter dem Wasserstande des Sees eine
Flutrinne durch den Felsen zu arbeiten. Aber bald erkannte er, daß er allein das
Riesenwerk nicht vollenden könne. Er verschrieb sich deshalb dem Teufel. Nun rückte
die Arbeit so mächtig vorwärts, daß das Wasser bald zu strömen begann und sich
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Extrahierte Personennamen: Conrad_Iii Friedrich_Barba- Friedrich