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1. Geschichte der Provinz Sachsen - S. 1

1906 - Hannover-List [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
1. Die Kewohner unserer Gegend in vorgeschichtlicher Zeit. 1. Die Eiszeit. Vor vielen tausend Jahren sah unsere Gegend aus wie etwa heute Grnland: sie war mit einer mchtigen Eisdecke berzogen, die bis zu einer Hhe von 400 m an den Harz und weiter nach Sden an den Thringerwald, an das Erzgebirge und die Sudeten reichte. Das Eis bildete Gletscher, die sich auf dem felsigen Untergrunde des Bodens dahinschoben und auf diesem Schrammen als Zeugen ihres Daseins zurcklieen. Solche Gletscher-schrammen sind in unserer Provinz z. B. auf den Sandsteinkpfen bei Gommern und auf der Oberflche der Grauwacke in Magdeburg nachgewiesen. Nach und nach wurde es dann wrmer, das Eis schmolz und zog sich langsam nach Norden zurck. Auf der Erde blieb die durch die Gletscher gebildete Diluviumschicht zurck. 2. Die ltere Steinzeit (palolithische Periode). In der Diluvialzeit scheinen auch in unserer Gegend zuerst Menschen auf-getreten zu sein. In einzelnen Horden durchstreiften sie das Land an der Eisgrenze und machten Jagd auf die damals hier lebenden Tiere, namentlich auf das Renntier, das die Eisgegenden bewohnte. Sie nhrten sich von dem erlegten Wild und von wildwachsenden Frchten. Als Waffen und Gerte hatten sie grob durch Absplittern Zurechtgeschlagene Feuersteine und Knochen. Kein gezhmtes Tier begleitete sie; Frchte bauten sie noch nicht; das Feuer allerdings kannten sie schon. Spuren der Menschen aus dieser Zeit hat man in den Kalktuffen von Taubach bei Weimar und in der Lindentaler Hhle bei Gera in Gemeinschaft mit Elefant, Rhinozeros, Hhlen-lwe und Hhlenhyne, im Gipsbruch von Thiede (Braunschweig) mit Mammut, Riesenhirsch und Hhlenlwen zusammen, in der Ein-hornhhle bei Scharzfeld (Harz) und in den Hhlen bei Rbe-land mit Hhlenlwe und Hhlenbr, in den Gipsbrchen von Westeregeln (a. d. Bode, Kreis Wanzleben) mit Renntier, Steppen-ziesel und Murmeltier zusammen gefunden. Wann diese Zeit gewesen ist, ist schwer zu sagen; einige Forscher nehmen die Zeit um 50000 v. Chr. an. 3. bergang zur folgenden Periode. Wo ist der palolithische Mensch geblieben? Ist er der Vorfahr der spteren Bewohner unserer Heine u. Rosenburg, Geschichte der Provinz Sachsen. 1

2. Geschichte der Provinz Sachsen - S. 3

1906 - Hannover-List [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
1. Die Bewohner unserer Gegend in vorgeschichtlicher Zeit. 3 Werkzeuge sind zwar immer noch von Stein; aber er macht sie nicht mehr allein durch Zerschlagen von Feuersteinknollen zurecht, er hat die Geduld und das Geschick, steinerne xte und Beile, Hmmer und Hobel, Schaber und Meiel auch von anderem harten Gestein durch Reiben auf rauhen Steinflchen zu formen, zu schleifen und zu polieren, die xte zur Aufnahme eines Stiels zu durchbohren. Was aber der merkwrdigste Fortschritt ist, er vermag aus weichem Ton Gefe herzustellen und ihnen durch Brennen eine leidliche Festigkeit zu geben, ja sie mit allerlei Verzierungen als ornamentalen Schmuck zu versehen. Die neolithische Frau verstand zu spinnen, wie die noch hufig gefundenen Spinnwirtel, tnerne und steinerne Scheiben, welche die Umdrehung der Spindel zu verstrken hatten, bezeugen. Ebenso verstand man zu weben. Vom Hausbau dieser Zeit wissen wir nicht viel; in unserer Gegend verraten nur hier und da aufgefundene trichterfrmige Gruben mit Asche, Speiseabfllen, Gerten von Stein, Knochen oder Geweih und Tonscherben gefllt, die Stelle, wo ihre Htten gestanden haben. Dagegen hat diese Bevlkerung andere Bauten hinterlassen, welche die Jahrtausende berdauert haben und als ehrwrdige Zeugen uralter Vergangenheit in unsere Zeit hinein-ragen: Das sind die steinernen Grabdenkmale, Hnengrber, mit einem bretonischen Ausdruck Dolmen genannt, in denen sie ihre Toten bestatteten. der senkrecht aufgestellten Blcken liegen wage-recht eine oder mehrere Deckplatten, so da ein hhlenartiger Raum entsteht. Als Steine hierzu dienten die mchtigen erratischen Blcke, granitne Findlinge, wie sie in allen Teilen Norddeutschlands vor-kommen. Wo sie fehlen, wie im sdlichen Teile unserer Provinz und in Thringen, verwandte man anstehende Gesteine, namentlich bank-artig geschichtete, die sich als Platten abnehmen lieen. An Stelle der Hnengrber treten in solchen Gegenden Steinplatten- oder Stein-kistengrber; sie sind meist mit Erde berhuft worden, wahrscheinlich um den senkrecht aufgestellten Steinplatten mehr Sicherheit gegen das Umstrzen zu geben. In Gegenden, wo geeignete Steine fehlten, baute man auch wohl in Erdhgeln Steinkammern aus aufeinandergeschichteten kleineren Steinen auf. In allen diesen Grbern wurden die Toten gewhnlich in hockender Stellung, d. h. mit hoch-gezogenen Knieen beigesetzt. Steinerne Beile und Hmmer wurden ihnen mit in das Grab gelegt, hufig auch noch Tpfe. Diese steinernen Bauten sind bis in die neueste Zeit sehr der Zerstrung ausgesetzt gewesen; doch werden in der Altmark noch 45 gut oder leidlich erhaltene Denkmale gezhlt, namentlich sind es die Kreise Salzwedel, Stendal und Osterburg, welche Hnengrber auf-weisen. Im sdlichen Teile der Provinz sind ebenfalls zahlreiche Stein-Plattengrber vorhanden, so in den Kreisen Aschersleben (Beckendorf), Merseburg (auf der Altenburg, Kleinkorbetha), Weienfels (im Tzschrnhgel), Querfurt (Freiburg, Burgscheidungen, Kirchscheidungen, l*

3. Geschichte der Provinz Sachsen - S. 44

1906 - Hannover-List [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
44__14. Unsere Gegenden zur Zeit Heinrichs Iv. langten die zahlreicheren Kniglichen das bergewicht. Die Reiter der Besiegten retteten sich durch die Flucht; unter dem niederen Kriegs-Volke begann aber ein schreckliches Blutbad, was nicht erschlagen wurde, fand in den Wellen der Unstrnt sein Grab. An 8000 Sachsen und Thringer sollen an dem Tage ihren Tod gesuudeu haben. Bischof Burchard versuchte zwar, den Widerstand noch lnger aufrecht zu erhalten, aber das Volk verlangte nach Frieden. Der König forderte bedingungslose Unterwerfung. Diese fand statt auf der Ebene zwischen Oberspier und Hohenebra bei Sondershausen. Die Hauptrdelsfhrer, wie den Bischof Burchard, den Erzbischof Wezel von Magdeburg, nahm der Konig gefangen und bergab sie Vertrauens-mnnern; Bischof Burchard sollte nach Bhmen in sichere Verwahrung gebracht werden, entkam aber unterwegs und gelangte auf abeuteuer-liche Weise wieder nach Halberstadt. Dadurch hatte der Aufstand seinen Fhrer wiederbekommen, und bald war ganz Sachsen und Thringen wieder in hellem Aufruhr. Auch die Tage von Canofsa brachten unseren Landen den Frieden nicht. Die zu Forchheim im Mrz 1077 versammelten Fürsten whlten in Rudolf von Schwaben einen Gegenknig, der sich auer auf den Papst besonders ans unsere schsisch-thringischen Gegenden sttzte. Es brach nun ein Krieg zwischen den beiden Knigen aus, in dem unsere Heimat vielfach den Schauplatz de& Blutvergieens bildete. So zog Heinrich im Januar 1080 ver-wstend durch Thringen; Erfurt ging teilweise in Flammen auf. Bei Flarchheim zwischen Mhlhausen und Langensalza kam es am 27. Januar zur Schlacht, in welcher Rudolf mit den Sachsen und Thringern der Heinrich siegte. Aber eine Entscheidung wurde durch dieses Blutvergieen nicht herbeigefhrt. Im Herbst desselben Jahres-standen sich die feindlichen Heere wieder an der oberen Unstrnt gegen-ber, zum dritten Male seit dem Beginne des Aufstandes; doch kam es hier noch nicht zum Kampfe. Heinrich wich dem zahlreicheren Gegner aus und zog der Erfurt nach Naumburg, wo er Zuzug erwartete.. Die Feinde folgten ihm, und bei Hohenmlsen (unweit Weienfels) kam es zur Schlacht. Wiederum wurde Heinrich Iv. geschlagen; aber alles Blutvergieen war umsonst gewesen, Rudolf von Schwaben war zum Tod verwundet und verlor hier Hand und Leben. Im Dome zu Merseburg wurde er beigesetzt: seine abgehauene Hand zeigt man noch heute vor. Als Heinrich sieben Jahre spter in Merseburg weilte und das schne Grabmal seines einstigen Widersachers sah, soll er gesagt haben: O, da doch alle meine Feinde so herrlich begraben lgen!" Aber damit war der Krieg noch nicht zu Ende. Heinrichs alter Gegner, Burchard von Halberstadt, kmpfte weiter; auch wurde in Hermann von Ltzelburg ein neuer Gegenknig ausgestellt, der aber wenig Anhang fand. Schlielich ereilte auch den kriegerischen Bischof der Tod. Am Dienstag vor Palmarum 1088 war er mit

4. Geschichte der Provinz Sachsen - S. 125

1906 - Hannover-List [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
40. Friedrich I. und Friedrich Wilhelm I. 125 Speisewirtschaften und feineren Gasthfe ein; der 1696 in Halle von einem Pflzer begrndete Gasthof Zum Kronprinzen" und die 1712 von dem Franzosen Jean Michel daselbst begrndete Preuische Krone" waren lange die ersten Anstalten dieser Art. Die Ein-toanderer fingen an, in modischen Magazinen und Lden zu verkaufen, wie man es bisher nicht gewohnt war; ihre Kche und Zuckerbcker, ihre Uhrmacher, ihre Tapeziere, Friseure, Bildhauer und Knstler waren etwas ganz anderes, als die bisher im Lande ttigen. Fr die bereits vorhandene Textilindustrie brachten sie neue Sthle, bessere Farben, bessere Zubereitung, neue Stoffe mit; sie riefen Hilfsgewerbe ins Leben, die bisher gefehlt hatten, wie z. B. eine groe Fabrik von schwarzer, fr die Wollgewebe ntiger Seife. Von anderen Industrien, welche spter im Lande aufblhten, gehen die Hutfabriken, Handschuhfabriken, die Wei- und Sammetfell- sowie die Lohgerbereien auf franzsische Einwanderer zurck. Wie sie neue technische Methoden einfhrten, so brachten sie auch neue Unternehmungsformen: sie waren die ersten kapitalistischen Unternehmer, die den kleinen Meister beschftigten oder in groen Etablissements arbeiten lieen. Die Verbindung des Handwerkers und Industriellen mit dem kaufmnnischen Kredit wurde durch sie eingefhrt; sie grndeten erst in Berlin, dann in Halle und andern Orten die konzessionierten Bureaux d'adresses, die als Sparbanken, als Arbeitsnachweisebnreaux, als Pfandleih- und Kreditanstalten dienten. 2. Erwerbungen. Im Jahre 1697 erwarb Friedrich I. von dem Kurfrsten Friedrich August (dem Starken) von Sachsen die Schutzvogtei der das Stift Quedlinburg fr 240000 Taler und besetzte am 30. Januar 1698 gegen den Protest der btissin Anna Dorothea die Stadt Quedlinburg mit zwei Kompanien Infanterie. In demselben Jahre erwarb er von Friedrich August das Schultheienamt der Nordhausen fr 13000 Taler. Der Rat der Stadt war aber mit diesem Wechsel nicht zufrieden, zumal der Kurfürst, seit 1701 König von Preußen, 1703 preuisches Militr als Besatzung in die Stadt legte. Der Rat versuchte nun, die Rechte dem Könige wieder abzukaufen; nach langen Verhandlungen trat endlich Friedrich Wilhelm I. im Jahre 1715 seine Rechte in Nordhausen gegen eine Entschdigung von 50000 Talern wieder an den Rat ab. Seit dieser Zeit war Nordhausen in Wahrheit eine freie Reichsstadt. Im Jahre 1699 verleibte Friedrich I. auch die Grafschaft Hohenstein wieder seinen Staaten ein, indem er dem Grafen von Sayn-Wittgenstein 100000 Taler bar auszahlte und noch eine auf den Gtern der Grafschaft ruhende Schuldenlast von 300000 Talern bernahm (f. S. 121). Zu den Landerwerbungen gehrt auch noch die Trockenlegung des Gaterslebenschen Sees bei Aschersleben, die er 1703 begann, wodurch etwa 5000 Morgen fruchtbares Ackerland gewonnen wurde.

5. Geschichte der Provinz Sachsen - S. 89

1906 - Hannover-List [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
31. Der Bauernkrieg. 89' zu trennen vermochten, so blieben manche alten Bruche noch lange bestehen; man feierte z. B. noch viele Feste und Aposteltage, hielt Vespern und Messen, sang vieles lateinisch, und beim Abend-mahl waren weigekleidete Meknaben behilflich. Die jetzt bestehende Form des Gottesdienstes hat sich hier wie auch anderswo erst im Laufe der Zeit herausgebildet. 10. Auf dem Eichsfelde konnte die Reformation keine Wurzel fassen. Diese Gegend gehrte seit dem elften Jahrhundert zum Erz-bistum Mainz. Der Erzbischof Daniel, der zur Zeit der Kirchen-erneuerung hier regierte, wute dem Eindringen der neuen Lehre erfolgreichen Widerstand entgegen zu setzen. Bis heute ist auch die katholische Kirche hier vorherrschend geblieben, und es finden sich dort nur sehr wenig evangelische Gemeinden. 31. Der Kauernkrieg. 1. Lage der Bauern. Im 11. und 12. Jahrhundert war der Bauernstand in die Hhe gekommen und hatte im 13. und 14. Jahrhundert seine Bltezeit gehabt. Freilich Abgaben und Dienste aller Art waren immer noch zu leisten; aber sie drckten ihn nicht sonderlich. Zum grten Teil stammten diese noch aus dem 9. und 10. Jahrhundert und waren nicht gewachsen, während der Bodenwert und der Bodenertrag auerordentlich gestiegen waren. Dabei hatte sich der Bauer recht gut gestanden und war zu behbigem Wohlstand ge-kommen, während der Grundherr, der Ritter, bei seiner gesteigerten Lebenshaltung mehr und mehr in eine miliche Lage geriet. Daher tritt seit dem Anfange des 15. Jahrhunderts bei ihnen das Bestreben hervor, von den Bauern mehr herauszuholen und sie persnlich herabzudrcken, womglich sie wieder in eine grere Ab-hngigkeit zu bringen. Derselben Gefahr waren auch die Bauern ausgesetzt, die an geistliche Stifter und Klster zinsten; denn auch dem kirchlichen Grundherrn war eine Erhhung der Einnahmen sehr erwnscht. Begnstigt wurde dieses Streben der Grundherrn durch das damals aufkommende rmische Recht, das die rmischen Verhltnisse auf die ganz anders gearteten deutschen anwenden wollte und namentlich die bindende Kraft des Herkommens und des Gewohnheitsrechts ganz auer acht lie. Der selbstbewute und an eine gewisse Selbstndigkeit gewhnte Bauer sah sich nun in seinem Fortkommen bedroht und fhlte sich rechtlos, es kam ihm der Gegensatz zwischen arm und reich, zwischen hoch und niedrig zum Bewutsein. Zwischen den Reichen und den Armen ist ein alter Ha gewesen," sagt schon die Magdeburger Schppenchronik gelegentlich eines Aufstandes von 1402. Bei dem Landesherrn fanden die Bauern keinen Schutz, da erhoben sie sich

6. Geschichte der Provinz Sachsen - S. 127

1906 - Hannover-List [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
41. Unsere Provinz im siebenjhrigen Kriege. 127 1688 nur wenig der 5000 Einwohner. Aber erst als Friedrich I. den Fürsten Leopold von Dessau zum Gouverneur der Magdeburg gesetzt hatte, ging die Entwicklung der Stadt schneller von statten. Der Fürst verstand es, die Stadt uerlich zu vergrern mtb Handel und Gewerbe darin zu heben. Er vollendete die von dem Groen Kurfrsten begonnenen Festungswerke und baute auch das Innere der Stadt aus. Er legte die schne Strae des Frstenwallk an, verbreiterte andere Straen und lie sie pflastern. Auch gab er zu Huserbauten Anregung und untersttzte dabei, soviel er konnte. Daher hob sich auch die Einwohnerzahl schnell, schon 1722 war sie auf 12000 gestiegen, 1740 auf 18000 und 1756 auf 25000. 5, Besatzungen. Die Vorliebe des Knigs fr Soldaten machten sich auch bei uns bemerkbar. Im Jahre 1713 legte er eins der 5 neuerrichteten Jnfanterieregimenter, das 21. nach der alten Zhlung, nach Halberstadt. Spter, nach dem siebenjhrigen Kriege, kam dann ein Teil davon nach Quedlinburg. Die Kantons oder Bezirke, in denen die Aushebungen fr das Regiment erfolgte, waren die Herrschaft Derenburg nebst den Stdten Halberstadt, Groningen, Wegeleben, Ellrich, Bleicherode, Sachsa, Benneckenstein, Quedlinburg und Wernigerode. Im Jahre 1807 wurde das Regiment aufgelst. 1722 kam ein Reiterregiment nach Aschersleben. 41. Unsere Provinz im siebenjhrigen Kriege. 1. Die Altmark blieb von den Kriegsnten fast unberhrt. Nur einmal, in dem fr Friedrich den Groen so schweren Jahre 1757, drangen die Franzosen von Westen her ein und besetzten Gardelegen, wurden aber von der patriotischen Bevlkerung vertrieben, doch kehrten sie bald mit einer strkeren Abteilung zurck und legten der Stadt wie auch den umliegenden Drfern Kontribution und Natural-lieferungen auf. Durch das siegreiche Vordringen des Knigs wurden sie aber bald wieder zum Abzge gentigt, und im weiteren Verlaufe des Krieges hat kein feindlicher Fu die Altmark wieder betreten. 2. Das Herzogtum Magdeburg hatte ebenfalls unmittelbar nicht viel zu leiden unter dem Kriege; wie aber die Not der Zeit sich auch hier fhlbar machte, geht daraus hervor, da die Einwohner-zahl des Landes zu Anfang des Krieges 223000, 1763 dagegen nur 206000 betrug. Die Stadt Magdeburg selbst war während des Krieges das Hauptbollwerk des preuischen Staates und die Zufluchts-statte fr die knigliche Familie. Als 1757 der sterreichische General Haddick Berlin bedrohte, floh am 28. Oktober die Knigin mit dem Hof nach Magdeburg und blieb hier bis zum 4. Januar 1758. Zum zweitenmal war der Hof hier in dem Unglcksjahr 1759 vom August

7. Geschichte der Provinz Sachsen - S. 91

1906 - Hannover-List [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
31. Der Bauernkrieg. 91 .Ha gegen Fürsten und Herren verbanden sich in seiner Seele mit einem hochfahrenden, rastlosen Ehrgeize und einer malosen, religisen Schwrmerei. Auf die Bibel legte er wenig Wert, hielt aber viel von Trumen und Gesichten und glaubte mit Gott persnlich ver-kehren zu knnen. Um dem armen Volke zu helfen, predigte er den Umsturz der bestehenden Verhltnisse und die Gleichheit aller Menschen. Seine zndende Beredsamkeit schaffte ihm viele Anhnger, und berall, wohin er kam, grndete er Vereine, welche die Aufrichtung der all-gemeinen Gleichheit, Gtergemeinschaft und Vernichtung der Obrigkeit auf ihre Fahnen geschrieben hatten. Daher duldete man ihn auch uirgends lange. Zwickau mute er bald verlassen; er wandte sich nach Bhmen, fand aber hier keine Aufnahme und kehrte wieder in -seine Heimat zurck. Eine kurze Zeit hielt er sich in Nordhausen auf, dann ging er als Prediger nach Allstedt in S.-Weimar. Hier fand er groen Anhang; viele Meilen weit kamen die Menschen her, von Eisleben, Mansfeld, Sangerhausen, Frankenhausen, Halle, schersleben, um seine Predigt zu hren. Der Beifall der Menge machte ihn khn, immer lauter mahnte er, den unertrglichen Verhltnissen ein Ende zu machen. Da es bereits zu Aus-'schreitungen kam, griff der Kurfürst von Sachsen ein, und Mnzer mute nach ungefhr einem Jahre im August 1524 Allstedt wieder verlassen. Er wandte sich nach Mhlhausen. 3. Pfeiffer in Mhlhausen. In Mhlhausen wirkte damals ein Geistesverwandter Mnzers, das war Heinrich Pfeiffer. Dieser war in dem eichsfelder Kloster Reiffenstein Mnch gewesen, hatte das Kloster aber 1521 verlassen und Unterkunft bei dem Junker Heinz von Entzenberg auf der nahen Burg Scharfenstein gefunden, wo er Burgkaplan ward; auerdem predigte er auch den umwohnenden Bauern auf lutherisch". Da er in seinen Predigten den Landes-Herrn, den Kurfrsten von Mainz, angegriffen hatte, sollte er verhaftet werden, entwich aber noch rechtzeitig nach seiner Vaterstadt 'Mhlhausen. Am Sonntage Sexagesim 1523 trat er hier zum ersten Male ffentlich auf. Als nach beendigtem Gottesdienst der sogenannte Bierrufer, wie blich, von dem neben der Kirche liegenden Bierrufersteine" aus neues Bier ausgerufen hatte, sprang er auf 'i>en Stein und rief der berraschten Menge zu: Hrt zu, ich will euch ein ander Bier verkndigen," und dann griff er in seiner Rede heftig die Geistlichen an; Mnche, Pfaffen und Nonnen seien Teufelsgesinde, alles, was sie htten, wre armer Leute Blut und Schwei. Auch Sen Adel und die Fürsten schonte er nicht. Bei der Menge fand er groen Beifall, und der Rat mute es dulden, da Pfeiffer in einigen Kirchen predigte. Als aber ein Aufruhr in der Stadt ent--stand, den man ihm zur Last legte, mute er die Stadt im August 1523 verlassen. Gegen Ende des Jahres aber kehrte er wieder Zurck und predigte wie zuvor, was der Rat stillschweigend duldete,

8. Geschichte der Provinz Sachsen - S. 92

1906 - Hannover-List [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
92 31. Der Bauernkrieg. wie er es ebenfalls geschehen lie, da in einigen Kirchen evangelisch gepredigt wurde. 4. Mnnzer kommt nach Mhlhausen. Bis August 1524 herrschte Ruhe in Mhlhausen; doch war es nur eine Ruhe vor dem Sturm. Das zeigte sich, als Mnzer Mitte August kam. Ungesumt ging dieser an die Arbeit; der Boden war ihm ja durch Pfeiffer vorbereitet, mit dem er nun gemeinsame Sache machte. Unter groem Zulauf des Volks predigte er in den Kirchen und sagte, sie brauchten keiner Obrigkeit zu gehorchen und niemand Zins und Steuer' zu. geben. Diese Reden trugen bald schlimme Frchte; im September schon kam es zum Aufruhr gegen den Rat. Doch blieb dieser vor-lufig noch Sieger, und Pfeiffer und Mnzer wurden ausgewiesen. Sie wandten sich nach Sddeutschland, wo unter den Bauern groe Aufregung herrschte. Pfeiffer kehrte jedoch schon im Dezember wieder zurck, während Mnzer Sddeutschland durchzog und die aufgeregten Gemter immer mehr aufreizte, bis hier der Aufruhr zur hell auf' lodernden Flamme entfacht war. Anfang 1525 kehrte dann auch Mnzer wieder nach Mhlhausen zurck und nahm im Verein mit Pfeiffer seine Whlarbeit wieder auf; schlielich erreichten sie es euch,, da der alte Rat ab- und ein neuer ewiger" Rat eingesetzt wurde, der aus ihren Anhngern bestand. 5. Pfeiffers und Mnzers Plnderungszge. Zwar bemhte sich der neue Rat, eine geordnete Verwaltung in der Stadt herbei-zufhren; aber die aufgeregte Menge konnte die Hnde nicht unttig in den Scho legen. Dazu kam, da die sddeutschen Unruhen mit Windesschnelle um sich griffen und sich nach Mitteldeutschland hinein verbreiteten. Hier und da zuckten die Blitze des Unwetters schon auf. Einzelne Klster wurden beraubt. Die Bauern weigerten sich, Zins zu entrichten; so erklrten die Leute in Niederdorla in der Vogtei dem Amtmann in Treffurt, sie gehorchten nur einem Herrn, nmlich Gott. In Langensalza kam es im April 1525 zum Aufruhr; die Gemeinde emprte sich gegen den Rat und verlangte Bewilligung, einer Reihe von Forderungen. Von Mhlhausen aus zog ihnen ein Haufe von 400 Mann unter Mnzers Fhrung zu Hilfe. Doch hatte sich der Rat in Langensalza mit den Aufstndischen bereits geeinigt und lie die Mhlhuser nicht ein, sondern veranlagte sie zum baldigen Abzge. Auf dem Rckwege wurde noch das Kloster Homburg geplndert, dann machte man bei Gottern Halt und labte sich an dem Bier, das ihnen der Langensalzaer Rat gespendet hatte. Dann zogen sie weiter und bernachteten in Hngeda; das zweite Nachtlager war auf dem Kirchhofe in Germar. Nachdem sie dann das Kloster Volkerode geplndert hatten, zogen sie wieder zurck nach Germar, und hier vereinigte sich nun mit Mnzers Schar die Rotte Pfeiffers, die unterdessen die Klster Annerode und Zelle auf dem Eichsselde geplndert hatte und aus acht Wagen den Raub mit

9. Geschichte der Provinz Sachsen - S. 132

1906 - Hannover-List [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
132 42. Friedrichs des Groen Friedenswerke in unserer Provinz. als sie auf feiten der Reichsarmee stehen und zu Friedrichs Feinden gehren muten; das Reich aber war viel zu schwach und nicht im-stnde, sie zu schtzen, so da sie dem siegreichen Preuenknige wehr-los preisgegeben waren, zumal sie ganz innerhalb preuischer Gebiete lagen; und ferner machten die Franzosen, die ja eigentlich Bundes-genossen dieser Städte waren, als fremdes Volk keinen Unterschied zwischen preuischem und nichtpreuischem Gebiet. 7. Am schwersten traf der Krieg das eigentliche Sachsen. Hier kam es hufig zu Zusammensten. 1759 gingen die beiden Festungen Wittenberg und Torgau verloren, wurden in demselben Jahre wiedergewonnen und fielen 1760 abermals den Preußen in die Hnde. Durch die Schlacht bei Torgau am 3. November 1760 wurde Friedrich aus einer peinlichen Lage befreit und konnte nun in Sachsen Winterquartiere nehmen. Whrend des Krieges hat Sachsen an Kriegssteuern mehr als 50 Millionen Taler, mit Einschlu der Plnderungen und Schtzungen wohl der 100 Millionen aufbringen mssen und einen Menschenverlust von etwa 100000 Mann gehabt. 8. Wenn der siebenjhrige Krieg fr den Umfang unserer Provinz auch keine Gebietsvernderung im Gefolge hatte, so war er doch fr die geistige Erhebung des Volkes auerordentlich bedeutsam. In das deutsche Leben kam gegenber dem Mangel an ffentlichen Interessen durch die mchtige Persnlichkeit Friedrichs des Groen wieder ein gesundes Empfinden der Wirklichkeit und ein krftiger Zug nationalen Strebens. Es gilt das auch fr die Literatur, in welche nach Goethes Ausspruch der erste wahre und hhere eigentliche Lebensgehalt durch Friedrich den Groen und die Taten des siebenjhrigen Krieges kam". Und auch in unserer Provinz regte es sich. In Halberstadt bildete sich durch Gleim ein Mittelpunkt des literarischen Lebens der Harzlande; hier sang er seine Lieder eines preuischen Grenadiers", und junge Krfte wie Georg Jakobi, Lichtwer, Heiuse sammelten sich um ihn. Auch der Reigen-fhret der neueren deutschen Literatur, Klopstock, gehrt unserer Provinz an, da er in Quedlinburg geboren und in Pforta und Jena vorgebildet ist, wenn er auch seine Harfe nicht in der Heimat schlug. 43. Friedrich des Groen Friedenawerke in unserer Provinz. 1. Friedrich der Groe war ein erobernder König; wenn die Waffen ruhten, kmpfte er gegen Wasser und Sand in seinem Lande, legte Smpfe trocken und grndete neue Drfer. Von den Ent-wfferungsarbeiten find besonders die des Fiener und des Drm-ling hervorzuheben.

10. Geschichte der Provinz Sachsen - S. 135

1906 - Hannover-List [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
42. Friedrichs des Groen Friedenswerke in unserer Provinz. 135 dem Harz, Friedrichsdorf bei Suderode, Valdorf bei Grningen, Gnthersdorf bei Aschersleben, Wlperode bei Hornburg, Friedrichs-rode in der Grafschaft Hohenstein. Sogar das unstete Volk der Zigeuner suchte der König an den Boden zu fesseln und machte den Hanptversnch mit Friedrichslohra, eine Stunde von Bleicherode. Aber die eingefleischte Diebs- und Vagabundennatur dieses Volkes war nicht auszurotten; in der Um-gegend verbten sie mit der ihnen eigenen Verschlagenheit allerlei Diebsthle, so da sie zur allgemeinen Landplage wurden. Nach und nach zogen einzelne wieder in die Welt, und um 1830 lste sich die Kolonie ganz auf; sehaftere Leineweber zogen an ihre Stelle. Auch hilfsbedrftige Städte untersttzte der König, so erhielt das 1767 fast ganz abgebrannte Arneburg 26664 Taler, und in Stendal baute er 35 massive Huser fr arme Kolonisten. 2. Der Planer Kanal. Um eine krzere Wasserstrae zwischen Berlin und Magdeburg zu erhalten, baute der König von 1743 bis 1745 den Planer Kanal. Auf Befehl des Knigs muten 1743 750 Soldaten beim Bau helfen. Im folgenden Jahre kam dieser ins Stocken; der König drckte seinen Unwillen darber aus, indem er schrieb: Es ist nicht erlaubt, da das Jahr Wieder so Verstrichen ist, es ist nur daher, da alle die lente, die die Aufsicht auf baue und dergleichen Sachen haben, Sehr nelige Art Sentit," und auf die Bitte des Ministers um Bewilligung hherer Diten schrieb er: Die Schurken kriegen nnhr sil Dieten, darber leiden Meine Sachen und Spillen Sie in die Lnge, absonderlich die Bausachen, Worauf die Herrn Ministers ein Wachsam ange haben Men." Im Frhjahr 1745 war der Kanal fertig. 3. Friedrichs Sorge fr den Hopfenbau in unserer Provinz. Da namentlich in der Altmark manche Gegenden fr den Hopfenbau geeignet waren, so befahl der König der Kriegs- und Domnenkammer in Magdeburg allergudigst und zugleich ernstlich, mit Nachdruck Zu verfgen, auch darber gebhrend zu halten, da an den Orten, wo es an gengsamen einlndischen Hopfen fehlet und das Land dazu tchtig ist, die annoch ntigen Hopfengrten angelegt werden". Aber nicht genug, da der König Verfgungen erlie, die Leute sollten auch angehalten und unterwiesen werden, den Hopfen zu bauen, damit das Geld dafr im Lande bleibe, auch wohl nach auswrts Hopfen verkauft werde, um Geld ins Land zu ziehen. Zu solchem Ende soll jeder Departementsrath bei Bereisung seines Departements jedesmahl genau und grndlich examinieren, wie weit unserer Order nachgelebet und an welchen Orthen in denen mbtern und Creysen bei denen Stedten und Drfern bereits von neuem Hopfengrten an-gelegt worden, auch an welchen Orthen selbige noch mit Nutzen angelegt werden knnen? und wie das Land dazu bereitet, oder bey denen noch anzulegenden Hopsen-Grten zu bereiten sei? wobei zu-
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