2 Heimatkunde der Provinz Sachsen.
meist eben, der südliche meist gebirgig. Jener gehört zum norddeutschen Tief-
lande, dieser zum deutschen Mittelgebirge und heißt die Thüringer Mulde.
A. Die Thüringer Mulde.
1. Lage. Die Thüringer Mulde nimmt den südlichen Teil der Provinz
Sachsen ein. Sie reicht von der lverra im Westen bis zur Saale im Osten.
2. Gestalt. Sie hat die Gestalt einer Mulde. Den Südrand bildet der
Thüringer lvald, den Nordrand der harz, den Westrand das Eichsfeld, den
Ostrand die Ilmplatte. Die Mulde flacht sich nach Osten und Nordosten zu
ab. Durch mehrere Höhenzüge wird sie in kleinere Mulden geteilt. In der Mitte
liegt das Thüringer Mittelbecken, nördlich davon bis zum harz die Goldene
Aue, südlich davon bis zum Thüringer Wald die Gothaer Mulde.
3. Entstehung: Die Thüringer Mulde bildete in altersgrauer Vorzeit eine mächtige
platte von Gesteinen. Später senkte sich das Land zwischen harz und Thüringer lvald.
Es entstand eine weite Mu-lde. Unter ihr senkten sich tiefer liegende Erdschichten. Da-
Horsr(Thunnger-Wald) Horsf(Harz)
durch entstanden hohle Räume unter der Oberfläche. Oie erhielt Risse und Spalten,
weil sie keine Stütze mehr hatte. Sie zerfiel in Schollen, wie das Eis auf einem plötzlich
entleerten Teiche in Schollen zerbricht. Einzelne Schollen glitten langsam in die Tiefe.
Die zwischen zwei absinkenden Schollen eingepreßten Rindenstücke blieben stehen. Ja,
sie wurden von beiden Seiten allmählich in die höhe gedrückt, wie lange Leute bei
starkem Gedränge in die höhe gehoben werden. Sie überragten als Gebirgskämme
ihre Umgebung. Man nennt sie hör st e. Die Thüringer Höhenzüge, harz und
Thüringer lvald sind solche Horstgebirge. Die eingesunkenen Schollen sind die Mulden,
Recken oder Gräben.
I. Die Umwallung der Mulde.
1. Der Thüringer Wald.
Landschaftsbild.
1. Lage. Oer südliche Grenzwall der Thüringer Mulde ist der Thüringer
lvald. Er erstreckt sich in nordwestlicher Nichtung vom Zichtelgebirge bis zum
lverraknie westlich von Eisenach. Nur der nordwestliche Teil wird als Thüringer
lvald bezeichnet- der südöstliche heißt Krankenwald. Oie Grenze zwischen
beiden ist der Einschnitt, den die Loquitz im Norden und die haßlach im Süden
bildet. Ourch dieses Tal führt die Eisenbahn von Saalfeld nach Probstzella.
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Extrahierte Personennamen: Probstzella
Extrahierte Ortsnamen: Sachsen Provinz
Sachsen Goldene
Aue Eisenach Saalfeld
Heimatkunde der Provinz Sachsen.
Oer Znselsberg wird daher alljährlich
und Täler von Kranken und Thüringen,
von mehr als 50 000 Menschen besucht.
5. Entstehung der Höhen und Täler. Bodenbeschaffenheit.
Unsere Heimat war in altersgrauer Vorzeit von einem ungeheuren Urmeere be-
deckt. Thüringer Wald und harz rvaren noch nicht vorhanden. In dieses Meer mündeten
gewaltige Ströme. Sie brachten von entfernten Gebirgen allerhand Gesteinstrümmer,
Sand, Ton und Half mit. Diese Schlammassen lagerten sich auf dem Grunde des Uleeres
ab. Oas Ablagern der Schlammassen kann man nach einem heftigen Gewitterregen
beobachten. Oa sammeln sich all die trüben Wässerchen in einer Regenlache, hier
setzen sie die Schlammassen ab. Untersucht man die Regenlache nach der Verdunstung
...........
Abb. 4. Kettengebirge.
flbb. 5. Absätze in einer Regenlache,
a) Schlamm, b) feiner Zand, c) grober Kies,
d) Erdboden.
des Wassers, so zeigen sich drei Schichten oder Absätze. Zuerst hat sich der schwere, grobe
Kies, dann der feine Sand, zuletzt der leichtere Schlamm abgesetzt.
Die Schlammassen w-urden durch den Oruck des Wassers, ihre eigene Schwere
und durch Bindestoffe zu festem Gestein zusammengebacken und gepreßt. ver weiche
Tonschlamm verwandelte sich in den harten Schieferton im südöstlichen Teile des
Thüringer Waldes. Aus den lockeren Sandschichten entstanden die Sandsteine. Solche
abgelagerten Gesteine nennt man Absatzgesteine.
Später stieg das Land aus dem Urmeere empor. Oie Gesteinsmassen waren über-
einander geschichtet wie ein Stoß Tischtücher. Wenn man diesen Stoß von zwei Seiten
Luß'saltel
Sattel
Stellende Falfe Liegende Falte Facher-Falts
flbb. 6. Bildung des Thüringer Waldes durch Haltung. (Nach Geistbeck.)
zusammenschiebt, so legt er sich in Zalten. So erging es auch diesen Steinschichten. Es
regten sich gewaltige unterirdische Kräfte, vie Erde bebte, ihre Rinde zerbrach. Mächtige
Rindenstücke sanken in die Tiefe. Andere wurden von der Seite zusammengeschoben,
gepreßt, gebogen und aufgefaltet. So sind die Kämme und Täler des Thüringer Waldes
entstanden.
In den aufgefalteten Schichten bildeten sich vielfach Spalten und Hohlräume.
Oas flüssige Erdinnere drang empor und füllte sie aus. Aus den erkalteten Massen
bildete sich Granit. Oas ist der Grundstock des Thüringer Waldes. Oer Granit wird
bei uns zu Lau- und Pflastersteinen benutzt. Trotzig ragten nun die Gipfel des Gebirges
in die Luft. Aber im Laufe der Jahrtausende wurden die zackigen Tonschieferfelsen
durch das Wetter, durch Regen, Wind, Zrost und Hitze, abgetragen. Sie verwitterten.
Dadurch wurde an vielen Stellen der Granit bloßgelegt.
TM Hauptwörter (50): [T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
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A. Die Thüringer Htulöe.
47
abgeschwemmt wird. Da sie stark gedüngt werden muß und schwer zu bearbeiten
ist, eignet sie sich weniger für den Ackerbau als vielmehr für die Zorstkultur.
Die Zinne hat daher in den höchsten Gegenden ausgedehnte herrliche Buchen-
wälder aufzuweisen. Oer Loden der Zinne ist an vielen Stellen mit ftuchtbarem
Lehm bedeckt. Darum ist sie durchaus nicht so unfruchtbar, wie sie oft von Un-
kundigen hingestellt wird. Den reichsten Schatz bietet sie aber durch die Kali-
salze, die in ungeheurer Menge in ihrem Schöße ruhen.
Die westliche Umwallung des Beckens bilden die Hetlinger höhen
zwischen Unstrut und helbe. Sie haben die Gestalt einer niederen platte, die
sich nach der Unstrut zu senkt.
Die südliche Umwallung beginnt mit dem hainich zwischen Unstrut und
lverra.
Oer Höhenzug besteht meist aus Muschelkalk. Im „alten Tal" befinden sich die
berühmten Vogteier Steinbrüche. hier wird ein guter Kalkstein gebrochen. Oer Hainich
ist reich an Erdfällen. Ulan nennt sie „Wolfslöcher", weil man meint, daß sie früher
als Wolfsgruben gedient haben. Oie Erdfälle sind trichterförmige Löcher, die meist
mit Wasser gefüllt sind. Unter dem Boden befinden sich Salz- und Gipslager. Ourch
das einsickernde Wasser wird im Laufe der Jahre das leicht lösliche Gestein ausgelaugt.
Oadurch entstehen Hohlräume. Oie darüber lagernden Schichten stürzen infolge ihrer
Schwere zusammen. Es bilden sich dann jene trichterförmigen Vertiefungen.
Oer Hainich hat prächtige Laubwälder. Reizend gelegene Zorsthäuser und
Erholungsstätten sowohl am Saume wie im Innern laden den Wanderer zur
Rast ein.
#n den Hamich schließen sich die flachgewölbten haartberge an.
Dann erhebt sich der Höhenzug wieder höher in den schön bewaldeten K a h n e r -
schen höhen, nach den Dörfern Zahnern benannt. Auf ihren äußersten
Ausläufern thronen der Petersberg und die £ y r i a l s b u r g bei Erfurt. An
der hochheimer Ecke bei Erfurt hat sich die Gera durch den Höhenzug hindurch-
gewaschen. An der rechten Seite des Ourchbruchtales erhebt sich der S t e i g e r ,
südlich von Erfurt. Sein Abhang ist nach Norden und Westen ziemlich steil.
Er besteht aus Muschelkalk, der im südlichen Teil mit Keuper überdeckt ist.
Darum gedeiht der Laubwald vortrefflich. Oer Steiger ist der beliebteste Aus-
flugsort der Erfurter, die „Lunge" Erfurts, herrliche Promenadenwege führen
durch den prächtigen Wald, von vielen öffnet sich ein reizender Blick auf die
Stadt und ihre Umgebung, sowie auf den Thüringer lvald. Oie Fortsetzung
des Steigers bildet der waldreiche lvillroder Forst mit dem höchsten
Punkte des ganzen Höhenzuges, dem Riechheimer Berge, ziemlich
500 m hoch. Oen Ostrand des Beckens bildet der Ettersberg.
5. Bewässerung. Oas Mitteldecken ist reich bewässert. Oer Hauptfluß
ist die U n st r u t (= große Stent — sumpfiges Ried). Sie entspringt auf dem
oberen Eichsfelde in der Nähe von Oingelstedt. Bei Mühlhausen tritt sie in
das Becken ein und durchfließt es in einem nach Norden geöffneten Logen.
Unterhalb Langensalza wird das Tal enger, die Talwände werden steiler. Lei
Gebesee nimmt sie die Gera auf. Ihr Tal wird wieder breiter, bis sie bei
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
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Extrahierte Personennamen: Ulan Steiger
Extrahierte Ortsnamen: Petersberg Erfurt Erfurt Erfurt Erfurts Ettersberg Ried Langensalza Gera
A. Die Thüringer Mulde.
23
können. Die Kristallkammer ist der Glanzpunkt, wände und Decken sind mit
wunderlich geformten Tropfsteinfiguren bedeckt: Würsten, Schinken. Zellen,
Vorhängen, Säulen usw.
Diese Gestalten haben sich in ähnlicher weise gebildet wie die Eiszapfen am Dache.
Das Wasser sickert tropfenweise durch die Decken der höhlen. Es enthält aufgelösten
Kall Den setzt es an der Decke und auf dem Loden ab. Die höhlen sind durch das Wasser
im Kalkstein gebildet worden. Der Kalk läßt das Wasser sehr leicht hindurch. Es hat
nach und nach das Gestein ausgewaschen und die höhlen gebildet. Die drei Stockwerke
sind nacheinander vom Wasser ausgewaschen worden.
fluch das liebliche Seif etat zählt zu den perlen des Harzes, besonders
die Strecke zwischen fllexisbad und Mägdesprung. Die Seife hat hier ein tiefes,
enges Tal mit vielen Krümmungen ausgewaschen. Die steilen Wände sind dicht
mit Wald bewachsen und so anmutig und lieblich, wie wenige im Gebirge. Lei
Mägdesprung erblickt man auf einem merkwürdig geformten Zelsen des
rechten Ufers die „Mägdetrappe". Jedenfalls ist auch sie eine alte Opferstätte.
Xdie sie entstanden ist, erzählt die Sage:
Der Mägdesprung.
Huf hohen Selsen links und rechts von der Selke standen zwei riesige Burgen.
In der einen hauste ein alter Harzkönig, in der anderen Luitpold, ein edler
Ritter. Leide waren aus dem Geschlechte der Riesen. Amala, die Tochter des
Harzkönigs, und Luitpold hatten einander sehr lieb. Der König hatte jedoch der
Prinzessin schon einen Gemahl erwählt. Das war ein Isländer, den er einst von
einem Kriegszuge mitgebracht hatte. Die Prinzessin wollte aber von ihm nichts
wissen. Mit Litten und Klagen bestürmte sie ihren Vater, ihr Luitpold zum Ehe-
gemahl zu geben. Der Vater aber getraute sich nicht, gegen den Isländer aufzutreten.
Denn er hatte im Würfelspiel Krone und Reich an ihn verloren. Nun muhte der Is-
länder eine Zeitlang das Land verlassen, um sein Gebiet von den Feinden zu säubern.
Da versprach ihm der alte König, nach seiner Rückkehr die Hochzeit zu veranstalten.
Kaum war der Zremde fort, als Luitpold den König mit seiner Werbung bestürmte.
Der König wies ihn aber ab mit den Worten: „So wenig wie Kmala von hier hinüber-
springen kann über das Tal, ebensowenig kann ich mein wort brechen." Da ritt Luit-
pold betrübt von dannen. Eines Tages aber stand 5lmala am Zelsenrand und sang
ein Lied voll Sehnsucht und Herzeleid. Da rasselte drüben donnernd die Zugbrücke,
und Ritter Luitpold trat heraus: „Ich hörte dich singen, du Liebchen mein, komm, komm,
du sollst willkommen sein," rief er laut hinüber.
Da vergaß Kmala Vater, Mutter und alle Gefahr. Mit gewaltigem Sprunge
flog sie hinüber in die Arme des Geliebten. Zest hatte sich dabei ihr Zutz in das felsige
Gestein eingedrückt. Der alte König schäumte vor Wut und schwur Tod und verderben.
Da kam die Kunde, dajz der Isländer im Kampfe gefallen sei. Nun söhnte er sich mit
Tochter und Eidam aus.
fluf dem rechten Ufer erhebt sich beim Austritt der Selke aus dem Gebirge
auf steiler Zelsenwand das schön erhaltene Schloß § a l k e n st e i n.
Eine herrliche Eingangspforte in ein Waldparadies bildet das liebliche
Thriratal bei Stolberg im Südharze. Die prächtigen Waldungen in der Um-
gebung haben so riesige Luchen, wie man sie in deutschen Wäldern selten wieder-
findet.
Ein beliebter Ausflugsort für die Nordhäuser ist das Kloster Ilfeld und der
TM Hauptwörter (50): [T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod], T91: [Haus Fenster Wand Stein Dach Zimmer Holz Feuer Raum Decke], T57: [Weser Stadt Hannover Harz Osnabrück Leine Kreis Aller Land Elbe], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe]]
TM Hauptwörter (200): [T25: [Stadt Schloß Straße Garten Berg Dorf Nähe Park Ufer Haus], T41: [König Siegfried Held Hagen Mann Günther Frau Gudrun Kriemhild Tod], T89: [Wasser Fluß Quelle Bach See Erde Boden Brunnen Land Ufer], T102: [Glocke Stimme Wort Hand Auge Ohr Kirche Ton Fenster Herr], T95: [Gestein Schicht Wasser Boden Erde Granit Gebirge Masse Sand Teil]]
58
Heimatkunde der Provinz Sachsen.
donnernd selbst einen weg durch die Kelsmassen bahnte. So hat der Mönch dem
Thüringer Volk ein fruchtbares Tal eröffnet, sich selbst aber dem Teufel zur Leute
gegeben.
Bei Zrankenhausen und Artern sprudeln Solquellen. In jüngster Zeit sind
im ganzen Gebiete der Goldenen Aue, besonders im Unstruttals, zahlreiche mächtige
Kalilager erbohrt worden.
3. Vodenform. Die Goldene Aue ist eine tiefe Mulde, die sich nach Süd-
osten senkt. Den Südrand bildet die Windleite, den Gstrand die Quer-
furter platte, den Nordrand der harz, den Westrand das Eichsfeld.
a) Die Idiriöieite zieht sich vom Eichsfelde zwischen Wipper und
Helme nach Osten und endet im Kyffljäusergebirge. Sie bildet keinen zu-
sammenhängenden Höhenzug, sondern bald eine Kette einzelner Berge, bald
langgestreckte höhen. Da sie aus Luntsandstein besteht, haben die Berge
abgerundete Formen und sanfte Abhänge. Weil der Buntsandstein leicht ver-
wittert, ist überall eine genügend dicke Ackerkrume vorhanden. Die Windleite
hat darum mehr Acker- als Waldland. Durch eine Senke steigt die alte Heer-
strajze von Nordhausen nach Rassel über den Höhenrücken ins Wippertal.
An die Windleite schließt sich im Osten
b) Derkyffhäuser.
Name. Kyfffjäufer — Kipphäuser; Kipp — Koppe, Kopf, Kuppe, also
Haus auf der Kuppe eines Berges.
Lodenbeschaffenheit: Die Grundlage des Gebirges bildet Urgestein,
und zwar meist Granit. Er tritt aber nur an der Nordseite zutage und bildet steile
Ränder. Auf ihm lagern die Schichten des R o t l i e g e n d e n. Sie bilden den Haupt-
bestandteil des Gebirges und bestehen aus fein- und grobkörnigem Sandgestein. Die
südlichen hänge sind lauter kleine, weisze Kegel aus Gips, hier befinden sich zahlreiche
Klüfte. va hat das Wasser den leichtlöslichen Gips oder eingelagerte Salzmassen
ausgewaschen. Dadurch sind vielfach geräumige höhlen entstanden. Die berühmteste
ist die Barbarossahöhle. Das ist eine der schönsten und bedeutendsten höhlen
Deutschlands. Oer gebahnte Pfad schlängelt sich durch eine Menge Gipsbruchstücke,
die den Boden in bunter Unordnung bedecken. Wunderlich geformte Gipsgebilde, die
Ähnlichkeit mit Speckseiten, Tierfellen, Vorhängen usw. haben, hängen von der Decke
herunter. Sie spiegeln sich wider im kristallklaren Wasser der sechs kleinen Höhlenseen.
Bei elektrischer Beleuchtung gewähren die Räume einen wunderbaren Anblick. Man
glaubt sich in ein Märchenland versetzt.
Bodenform. Der Kyffhäuser ist ein kleines Massengebirge von ca. 500 m
höhe. Er hat die Gestalt einer Ellipse und ist kaum vier Stunden lang und
\y2 Stunden breit. Nach allen Seiten fällt er steil zur Niederung ab. Mehrere
kurze, steile Täler durchfurchen das Gebirge. Das Notliegende ist sehr durch-
lässig, darum arm an (Quellen. Es bildet aber einen günstigen Waldboden.
Deshalb sind Abhänge und Nücken des Gebirges mit dichtem Buchen- und Eichen-
walde bedeckt. Auf einer Kuppe im Nordwesten steht die Burgruine Noten-
bürg. Sie wurde aus roten Steinen zum Schutze gegen die vordringenden
Wenden gebaut. Auf einem südöstlichen Vorsprunge erheben sich die Nuinen
der alten Burg Kyffhausen. Die Burg wurde vom Kaiser Barbarossa zum
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TM Hauptwörter (100): [T49: [Berg Gebirge Höhe Fuß Ebene Seite Gipfel Gebirg Elbe Meer], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T57: [Weser Stadt Hannover Harz Osnabrück Leine Kreis Aller Land Elbe], T91: [Haus Fenster Wand Stein Dach Zimmer Holz Feuer Raum Decke], T5: [Rhein Main Wald Thüringer Teil Schwarzwald Gebirge Neckar Saale Jura]]
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A. Die Thüringer Mulde. 65
Über der Stadt thront die N e u e n b u r g. Oas ist eine köstliche perle des ritter-
lichen Lebens im Mittelalter. Ihr Erbauer ist der Landgraf Ludwig der Springer. Sie
war der Lieblingsaufenthalt der Thüringer Landgrafen, hier soll Ludwig der Eiserne
auf dem anstoßenden Edelacker seine widerspenstigen Edelleute in das Zoch des Pfluges
gespannt haben, um ihren unbändigen Trotz zu brechen.
Der Edelacker.
Davon erzählt folgende Sage: Ludwig der Eiserne strafte einst einen ungehorsamen
Kitter. Oas wollten die anderen hochmütigen Ritter nicht leiden und zogen gegen ihn.
Ludwig aber bezwang sie und brachte sie auf die Neuenburg. Oa nahm er sie und führte
sie zu Zelde. hier spannte er je vier der ungetreuen Edelleute, nur mit ihren Hemden
bekleidet, an einen Pflug und ackerte mit ihnen eine Zurche. Oie Diener hielten den
Pflug. Er aber trieb sie mit der Geitzel an und hieb, daß sie sich beugten und oft auf die
Erde fielen. Venn eine Furche geackert war, spannte er vier andere ein, bis das ganze
Land gepflügt war. Oann mutzten ihm die Edelleute von neuem den Treueid schwören.
hier hat Ludwig vor seinem Schwager, dem Kaiser Rotbart, in einer Nacht die
wunderbare Mauer gebaut. Sie bestand aus seinen Rittern und Mannen. Ihr tln-
blick lietz den Kaiser ausrufen: „Zürwahr, eine köstlichere, edlere und bessere Mauer
habe ich zeitlebens noch nicht gesehen." Zur Zeit des Landgrafen Hermann öffnete die
Neuenburg den Minnesängern gastlich ihre Tore. Oa ertönten in ihren hallen Gesang
und Saitenspiel. Oer uralte Zeuge jener glänzenden Tage, der gewaltige Bergfried,
ist jetzt noch das Wahrzeichen der ganzen Gegend.
3. Die Gothaer Mulde.
Landschaftsbild.
1. Lage. Die Gothaer Mulde erstreckt sich vom Thüringer Mitteldecken
bis zum Thüringer lvald. Oen Ostrand bildet die Jlmplatte, den Westrand
der Höhenzug der hörselberge.
2. Bodenbeschaffenheit. Oer Loden besteht vorwiegend aus Keuper. Oer ist
an mehreren Stellen mit lehmartigen Schichten gemischt und bildet einen tiefgründigen,
fruchtbaren Ackerboden. Oie Höhenzüge bestehen meist aus Muschelkalk. Ihre Abhänge
Rödiger, Heimatkunde der Provinz Sachsen. 5
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr]]
TM Hauptwörter (100): [T37: [Friedrich Brandenburg Heinrich Herzog Sachsen Land Albrecht Kaiser Mark Johann], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T5: [Rhein Main Wald Thüringer Teil Schwarzwald Gebirge Neckar Saale Jura], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume]]
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Extrahierte Personennamen: Ludwig_der_Springer Ludwig Ludwig_der_Eiserne Ludwig Ludwig_der_Eiserne Ludwig Ludwig Ludwig Ludwig Ludwig Hermann
B. Das Tiefland der Provinz Sachsen.
75
Oie Mulde tritt bei Eilenburg in die Landschaft ein. Sie hat ein starkes
Gefälle, ist deshalb ein reihendes Wasser und zur Schiffahrt nicht geeignet.
Durch Überschwemmungen richtet sie oft großen Schaden an. Bei Dessau mündet
sie in die Elbe.
5. Klima. Oer hohe Wall der Gebirge im Westen versperrt den See-
winden den Weg. Darum ist das Klima der Landschaft Landklima mit heißen
Sommern und kalten Wintern. Oie mittlere Jahrestemperatur beträgt 8—9 °.
Die Niederschläge sind nur mäßig groß, da die Regenwolken sich bereits auf
den Gebirgen entleert haben. Oie durchschnittliche Regenmenge beträgt nur
500 mm. Oer Petersberg in der Nähe von Halle bildet eine Wetterscheide,
hier teilen sich die heranziehenden Gewitter und treten deshalb nicht so heftig
auf. §ür die umliegenden Vrte ist der Petersberg der Wetterprophet, hüllt
sich der Berg in Nebel, dann gibt es Regen. Oer Volksmund sagt: „Wenn der
Pfarrer auf dem Petersberge raucht, dann regnet es bald."
llulturbild.
I. Die wirtschaftlichen Verhältnisse.
1. Land- und Forstwirtschaft. Oie Hauptbeschäftigung der Bewohner
ist der Ackerbau. Oer fruchtbare, gut bewässerte Boden links von der Mulde
liefert reiche Erträge an allen Getreidearten, Raps, Zuckerrüben, Kartoffeln
und Gemüse. Oer magere Loden rechts von der Mulde zeitigt noch erträgliche
Ernten von Roggen und Kartoffeln. Oie Oübener Heide versorgt die Umgegend
mit Nutz- und Brennholz. Kuch lohnende Bienenzucht wird hier getrieben.
Große Wiesenflächen an den Flüssen und ertragreiche Kleefelder begünstigen
die Viehzucht.
2. Gewerbe und Bergbau. Zahlreiche Zuckerfabriken verarbeiten
die reichen Zuckerrübenernten zu Zucker. Oer Reichtum an Getreide veranlaßte
die Errichtung von Stärke- und Malzfabriken, Spiritus-
brennereien und Bierbrauereien. Oie Porphgrsteinbrüche am
Petersberge und an den höhen der Saale liefern treffliche Bau- und Pflaster-
steine. 3n der Weißenfelser Gegend werden feine weiße Sandsteine gebrochen.
Oie vorzügliche Tonerde, die man in der Bitterfelder Gegend sticht, hat
eine blühende Tonwarenindustrie hervorgerufen. Bei den Oörfern
Oölau und Lettin in der Nähe von Halle gräbtman eine ausgezeichnete Porzellan-
erde. Oie weiße, mehlige Masse ist aus verwittertem Porphyr entstanden.
Sie wird zum Teil in der königlichen Porzellanfabrik in Berlin zu feinstem
Geschirr verarbeitet.
In mehr als 400 Braunkohlenwerken werden Tausende von
Arbeitern und Beamten beschäftigt. Oort werden Braunkohlen gefördert und
verarbeitet.
Wie gewinnt man die Braunkohle? Ist das Deckgebirge nicht sehr
dick, dann wird die Decke hinweggeräumt und die Kohlenschicht bloßgelegt, lvie der
Lehm in der Lehmgrube wird dann die Kohle gegraben und in Vagen geladen. Durck
TM Hauptwörter (50): [T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau]]
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Extrahierte Personennamen: Kuch
Extrahierte Ortsnamen: Sachsen Eilenburg Dessau Oölau Berlin
86
Heimatkunde der Provinz Sachsen.
Kbb. 52. Das nördliche Harzvorland und die Magdeburger Börde.
Salze und den Reichtum, den sie uns bringen. Denn er schützt die Salzlager gegen ein-
dringendes Wasser. Das würde sie auslaugen. Die Salzlager bestehen aus einer Stein-
salzschicht und einer Kalischicht. Jene ist 300 m, diese 150 m dick. Die Kalisalze liegen
oben. 2ttan mußte sie erst abräumen, um zum wertvollen Steinsalz zu gelangen.
Darum nannte man sie Abraumsalze und hielt sie für wertlos. Jetzt ist ihre Ge-
winnung zur Hauptsache geworden. Denn sie liefern ein vorzügliches Düngemittel,
das nach allen Ländern Europas, ja selbst nach Amerika versandt wird.
I. Vodenform. Oas Harzvorland bildet eine Mulde. Nach der größten
Stadt heißt sie Halberstädter Mulde. Oen Nordrand bilden der bewaldete Kall-
stein, der hu^wald und der Hakelwald.
Mehrere niedere parallele Höhenzüge, die den
Harzrand begleiten, teilen sie in kleinere Mulden.
Die wichtigsten dieser Höhenzüge sind:
1) Die Teufelsmauer. Sie erstreckt sich
von Blankenburg bis zu den Gegensteinen und
bildet einen gewaltigen ll)all aus (Huader-
sandstein in einer höhe von 250 m. lvie die
Steine einer Mauer, so regelmäßig liegen die
Sandsteinschichten übereinander.
Der Sage nach hat sie der Teufel in einer
Nacht aufgebaut, um sein Reich vom Himmelreich
zu trennen. Er konnte sie aber nicht vollenden, da
ihn ein krähender Hahn im Morgengrauen beim
Bau störte.
2) Oer Regenstein ist eine Sandstein-
feste, die sich nördlich von Blankenburg etwa
° 0 0 o„oono Oo oo 0
a0nnor,Oo°o o o Q 00
O °n°0 0 o 0 o o O
'$>Oozo°ooo°0°
Aluschjelkalk..
Bunlsandsfein.
Qips
•Salzfon.
•Kali.
Steinsalz.
Zecf]sl"ein.
Abb. 53. Querschnitt durch ein Salzlager.
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde], T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser]]
TM Hauptwörter (100): [T57: [Weser Stadt Hannover Harz Osnabrück Leine Kreis Aller Land Elbe], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T6: [Eisen Gold Silber Kupfer Wasser Blei Metall Salz Kalk Stein], T36: [Million Mark Jahr Geld Thaler Mill Summe Wert Gulden Pfund], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit]]
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Extrahierte Personennamen: Regenstein
Extrahierte Ortsnamen: Sachsen Europas Amerika Hakelwald Blankenburg Blankenburg
A. Die Thüringer Mulde.
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Das obere Eichsfeld besteht meist aus Muschelkalk. Dieser enthält
viele versteinerte Muscheln. Da er durch seine vielen Spalten das Wasser
gierig aufsaugt und in die Tiefe leitet, ist der Muschelkalkboden trocken.
Und da er nur schwer verwittert, ist die Ackerkrume dünn und reich mit
Steinen durchsetzt. Lei Regengüssen wird die fruchtbare Erde leicht fort-
geschwemmt und in die Tiefe geführt. Daher ist der Muschelkalkboden für den
Ackerbau wenig geeignet, wohl aber für die Aufzucht des Waldes. Die Wald-
bäume werden eng aneinander gepflanzt. Ihre Wurzeln halten daher das Erd-
reich fest. Dieses wandelt sich allmählich durch das verwesende Laub zu einer
fruchtbaren Humusschicht um. (Entstehung der Komposterde.) Die Zlüsse haben
den harten Loden der Hochfläche zernagt und sich tief eingegraben. Darum
sind die Täler eng und haben steile Ränder. Diese sind meist mit Buchenwald
bedeckt. Das obere Eichsfeld ist deshalb reich an malerischen Gegenden, be-
sonders im lverratale. Ein vielbesuchter Wallfahrtsort ist der Hilfens-
beug (500 m). von seiner Spitze hat man eine prächtige Aussicht nach allen
Seiten, namentlich auf das Werratal mit seinen fruchtbaren Auen, heimlicher
Waldftieden umgibt das Kloster Zella, das idyllisch im Grunde liegt, von
hohen, bewaldeten Bergen umgeben. - Zu den herrlichsten Punkten des Eichsfeldes
gehört der hanstein, eine noch guterhaltene Burgruine. Nicht weit davon
liegt die Teufelskanzel. Das ist ein steiler Zelsvorsprung von über 400 m höhe.
Die Teufelskanzel.
Der Sage nach hat hier vor altert Zeiten der Teufel gepredigt, um die Menschen
zu verführen. Eines Tages hatte er wiederum im priesterrocke die Zelsenkanzel be-
stiegen und seine predigt begonnen. Da sah unter dem Felsen ein Bäuerletn hervor
und sagte: „Herr Pfarrer, Sie haben etwas vergessen! Jede predigt mutz mit den
Worten beginnen: Im Namen des Daters und des Sohnes und des heiligen Geistes,
Amen." Über diese heiligen Namen entsetzte sich der Teufel so sehr, daß er plötzlich in
die unten fließende lverra fuhr, hier drückte sich sein Pferdehuf tief ab. Der Kluß aber
wich allerseits weit von diesem eingedrückten Male zurück. Darum hat er dort heute
noch die Form eines riesigen Hufeisens.
Das untere Eichsfeld liegt zwischen Ohmgebirge und harz. Es besteht
meist aus Luntsandstein. Da dieser mit Ton vermischt ist, bildet er eine fruchtbare
Ackerkrume. Der Luntsandstein verwittert sehr rasch. Darum sind die Berge
von geringer höhe und sanft gerundet. Den Tälern fehlen die steilen Ränder.
Daher entbehren sie vielfach des eigenartigen landschaftlichen Reizes.
3. Bewässerung. Das obere Eichsfeld ist sehr wasserarm, da der Kalk-
boden die Niederschläge leicht durchläßt. Das eingesickerte Wasser sammelt
sich unter dem Muschelkalk auf einer tonigen Schicht des Luntsandsteins. Wo
daher eine Quelle an den Talrändern zutage tritt, ist sie sehr wasserreich.
Die stärkste ist die Unstrutquelle. Sie vermag sofort Mühlen zu treiben.
Das untere Eichsfeld ist besser bewässert. Durch das ganze Gebiet fließt von
Osten nach Westen die Leine. Sie bildet ein breites, fruchtbares Tal. Rechts
nimmt sie die Rhume auf, die unweit Duderstadt entspringt. Der „Rhume-
sprung" ist die größte (Quelle nicht nur Deutschlands, sondern vielleicht der
Nödiger, Heimatkunde der Provinz Sachsen. Z
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A. Die Thüringer Ittuiöe.
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w i e konnten die harten Kelsen verwittern?
Die Sonne hatte sie bis ins Innerste durchwärmt. Kalte Gewitterregen prasselten
hernieder und kühlten sie schnell ab. Dadurch entstanden zarte Risse und Spalten. In
sie sickerte das Regenwasser ein, wusch die wände der Risse ab und vergrößerte sie
dadurch. Die Zeuchtigkeit in den Rissen fror im Winter zu Eis. Das Eis nimmt aber
einen größeren Raum ein als das Wasser. Es dehnte sich aus und sprengte Steinsplitter
und Zelsbrocken ab. Die fielen in die Täler. Mächtige Regengüsse führten den ver-
Witterungsschutt, groben Kies, Sand und Schlamm, aus den Tälern heraus. Er bildete
Ablagerungen von R o t l i e g e n d e m. Vas Rotliegende ist ein roter Sandstein,
der immer unter den Schichten, die Erze tragen, liegt. Es nimmt den größten Teil
des nordwestlichen Thüringer Waldes ein. In dieser Zeit brachen wieder mächtige
vulkanische Massen unter gewaltigem Donnern und Blitzen hervor und überdeckten
vielfach das Rotliegende. Es entstand der Porphyr. Mit dem harten, meist rot-
braunen Gestein werden Straßen gepflastert. Oie höchsten Kuppen, wie Beerberg und
Jnselsberg, sind daraus aufgebaut. Über dem Rotliegenden hat sich der Z e ch st e i n
abgelagert. Er heißt so, weil in ihm Bergwerke oder Zechen angelegt sind. Zu ihm
gehören Gips, Steinsalz, Kupferschiefer. Er enthält bei Schmalkalden und Suhl Eisen-
erze, bei Ilmenau Kupfererze. Km Kuße des Gebirges liegt meist Buntsandstein.
Man nennt ihn so, weil er rötliche, gelbliche, weiße oder bräunliche Farbe hat, also
bunt aussieht.
ver Thüringer Wald besteht demnach aus Gesteinen von verschiedener Festigkeit,
harten und weicheren. Oie weicheren verwittern leichter als die harten. Dadurch ent-
stehen wunderbar geformte Kelsen, schrpff abfallende Schluchten und tief eingegrabene
Täler. Sie erhöhen die landschaftlichen Reize des Gebirges.
4. Rlima.
a) Temperatur. Wenn wir auf einen Berg steigen, so bemerken wir:
3e höher wir steigen, desto kälter wird es. Denn die oberen Luftschichten sind
dünner als im Tieflande. Sie können deshalb nur wenige Wärmestrahlen auf-
nehmen. Auch vom Erdboden können sie nicht so viel Wärme erhalten wie die
unteren Luftschichten, denn sie liegen von der Wärmequelle, der Erde, weiter
entfernt. Darum herrscht auf den höhen des Thüringer Waldes eine rauhe
Luft. Oie mittlere Jahrestemperatur beträgt 4°. 3n den Tälern ist es milder,
weil die Berge die rauhen Winde fernhalten.
b) Niederschläge. Oer Thüringer Wald hat viel Niederschläge,
besonders bei Westwinden. Oiese Winde kommen vom Nieere und bringen
viele Wasserdämpfe mit. Oas sind leichte, luftige Gestalten. Sobald sie an das
Gebirge stoßen, sind sie neugierig wie Kinder. Sie möchten gern wissen, wie
es auf der anderen Seite des Waldes aussieht. Sie steigen deshalb in die höhe.
Aber diese Kletterei bekommt ihnen übel. Oben gelangen sie in kältere Luft-
schichten. Oie Kälte können sie aber nicht vertragen. Sie verlieren ihre luftige
Gestalt, und vor Schmerz zerfließen sie in Tränen- die fallen dann als Negen,
Nebel und Schnee auf die höhen und Abhänge des Gebirges. Solche Negen
heißen Steigregen. Oie mittlere Regenmenge steigt auf den höchsten Bergen
bis 120 mm. Don Gewittern haben die Ortschaften in den Tälern mehr zu
leiden als die höher gelegenen. Oenn die Gewitterwolken gehen meist tief.
Im Winter gibt es auf den höhen viel Schnee. Oa hat der Schneepflug viel
zu tun. Nlanche Häuschen sind bis an die Zensier im Schnee vergraben. An
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