Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): München
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
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Bedingungen erfüllt, unter denen sie sich wohl fühlen, ihnen
tunlichst alles bietet, was sie in Freiheit, in der Heimat haben.
Im Winter beherbergen eigene Warmhäuser die Abkömmlinge
der heißen Länder, die mächtigen Löwen, die wilden Tiger, die
empfindlichen Affenarten, kurz alle, die vor rauhen Winden,
strenger Kälte, Regen und Schnee geschützt werden müssen. Aber
nicht nur die Örtlichkeit wurde nach Kräften den Heimatverhält-
nissen angepaßt, auch die Nahruug richtet sich nach dem, was sie
in der Heimat brauchen und finden. Nicht umsonst ist das Füttern
der Tiere verboten. Man wollte nicht nur dem Überfuttern vor-
beugen, sondern auch verhüten, daß den Pfleglingen Dinge, —
eßbar und nicht eßbar — vorgeworfen werden, die ihrer natür-
lichen Kost zuwiderlaufen, sie krank machen oder mit denen sie
sich verletzen.
„Nicht necken" ist die zweite Weisung, damit die Tiere nicht
mißtrauisch und boshaft werden, sondern sich vor den Gästen
arglos und natürlich in ihrem Treiben und Bewegen zeigen.
Seil Jahren sind ja hervorragende Männer der Wissen-
schaft, kühne Reisende und Naturforscher bemüht, Wege und
sichere Mittel zu finden, uns die Tiere ferner und fernster
Länder so viel als möglich so vorzuführen wie sie sich in der
Heimat bewegen und benehmen, sich ernähren, ihre Jungen groß
ziehen. Alle erdenklichen Maßregeln werden angewendet, die
Fremdlinge möglichst lange gesund und lebend, möglichst schön
und kräftig zu erhalten.
Alle Unternehmungen dieser Art haben mit sehr vielen und
großen Schwierigkeiten zu kämpfen. Schon die weite Reise über
Meer und Länder fordert ihre Opfer. Die gefangenen Tiere
sind gegen schädliche Einflüsse weniger widerstandsfähig, werden
leichter krank und sterben in vielen Fällen früher als ihre Brüder,
die sich in dichten Wäldern, auf weiter See, in fandiger Wüste,
in schier endlosen Wiesen frei bewegen wie bei uns Fuchs, Hase
und Reh. Die das Licht der Welt in einem Käsig des Tiergartens
erblickren, kennen ja kein anderes Leben. Bei denen aber, die
jung eingefangen zu uns gebracht werden, dauert es oft lange,
ehe sie sich beruhigen und Speise und Trank annehmen. Manche
gehen bald zugrunde, da sie sich an die Haft und veränderte
Lebensweise nicht gewöhnen können. „Sie sind am Heimweh
gestorben" erzählen dann wohl die Städter, denn nicht nur
die Menschen, auch die Tiere haben eine Heimat, in der sie
sich wohl fühlen und nach der sie sich sehnen.
1*
TM Hauptwörter (50): [T30: [Tier Vogel Mensch Pferd Hund Fisch Thiere Nahrung Eier Wasser], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
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Geschlecht (WdK): koedukativ
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Der Hauptgegenstand des Handels war auf dieser Straße das
Salz, das von Salzburg ins Schwäbische gebracht wurde. Für
diese Salzwagen mußte bei Föhriug eiu hoher Zoll bezahlt
werden, der dem Bischof von Freising und seinem Lande zugute
kam. Diese Brücke war Herzog Heinrich schon lange ein Dorn
im Auge. Er hätte den reichen Zollertrag gut für sich und
sein Herzogtum brauchen können. Nun begann er mit dem
Bischof zu unterhandeln. Dieser aber wollte nicht nachgeben
und die beiden gerieten in erbitterten Streit. Wenn die Fürsten
stritten, gab es damals meist Krieg. So war es auch diesmal.
Herzog Heinrich zog mit seinen Landsknechten, den damaligen
Soldaten, nach Föhring, ließ die Brücke niederbrennen und
eine andere bei dem Dörflein Munichen aufrichten, die Straße
dorthin leiten und das Zollhaus bauen. Dieses geschah im
Jahre 1158. Durch den lebhaften Verkehr auf dieser Straße
zogeu bald mehr Bürger nach München und Heinrich versah
die Ortschaft, um sie auch gegen äußere Überfälle zu schützen, mit
Mauern, Wall und Graben und schlug seinen Wohnsitz in
München auf. Nun war München eine Stadt geworden und wir
nennen Heinrich den Löwen den Gründer der Stadt München.
18. Sagenhaftes von Herzog Heinrich demlöwen.
Herzog Heinrich war, wie sein Beiname sagt, ein gar
tapserer, starker Herr. Zu den vielen Fehden und Kriegszügen,
die er unternahm, gehörte auch eine Fahrt zur Befreiung des
hl. Landes aus den Händen der Türken, ein Kreuzzug. Unter-
Wegs erwählte sich jeder der Krieger, die Kreuzfahrer hießen,
einen besonderen Schutzheiligen. In einem Kloster, in dem sie
einkehrten, sah Heinrich der Löwe einen Altar, dem hl. Onuphrius
geweiht, und hörte so viel von den Tugenden und der mächtigen
Hilfe dieses Heiligen, daß er ihn zum Schutzheiligen erwählte.
Er erhielt vou den Mönchen als Gegengabe für reiche Ge-
schenke die Hirnschale und das Bild des Heiligen. Beides brachte
er nach München.
Auf demselben Kreuzzug kam der Herzog in einen einsamen,
abgelegenen Wald. Da sah er ein greuliches Untier, das mit
seinen gewaltigen Tatzen einen Löwen so sest gepackt hielt, daß
dieser vollständig wehrlos war. Der unerschrockene Herzog griff
schnell nach dem Schwert, trennte mit einem Hieb den Schwanz
des Untiers vom Rumpf und rettete so den Löwen. Dieser
begleitete nun aus Dankbarkeit von Stund an den Herzog auf
TM Hauptwörter (50): [T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger], T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
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Extrahierte Personennamen: Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich_der_Löwe Heinrich Onuphrius
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Lustbarkeiten. Hier wurden auch Turniere abgehalten. Es
waren dies Waffeuspiele der Ritter. Die Ritter saßen zu
diesem Zwecke meistens zu Pferd und einer suchte den andern
ans dem Sattel zu werfen. Hiezu wurden lange Lanzen,
Speere oder Schwerter gebraucht. Der Sieger bekam die
Rüstuug, das Pferd und häufig auch ein Lösegeld von dem
Besiegten Die Damen, festlich gekleidet, schauten von den
Erkern und Söllern dem Kampfe zu. Der Sieger erhielt einen
Preis. Bei diesen Turnieren fanden nicht selten Unglücksfälle
statt. Als ein französischer König bei einem solchen Turniere
vor mehr als 300 Jahren das Leben verlor, ging das Ansehen
derselben nach und nach verloren und sie hörten dann bald ganz
auf. Vom Marktplatz aus zogen sich schmale, unregelmäßige,
schlecht gepflasterte Wege zwischen den Häuserreihen hin, die
Gassen. Kein Wunder, daß diese Gassen krumm und regellos
aussahen, durfte doch jeder bauen, wie und wohin er wollte.
Die Häuser waren aus Holz oder Lehm, mit hölzernen Lauben
versehen und mit Stroh gedeckt. Die Dachtraufen reichten bis
in die Mitte der Straße und das Regenwasser sammelte sich
in den Rinnen des schlechten Ziegelsteinpflasters. Überhaupt
ließ die Reinlichkeit durch die Städel, Stallungen und Dünger-
Haufen, die auch in den Gassen Platz fanden, viel zu wünschen
übrig. Der Verkehr wurde gehindert durch die vielen .Hand-
werksverrichtnngen, die außerhalb der Werkstatt geschahen. In
diese ländlichen Zustände paßte die magistratische Rennsau, die
frei umherlief, sich ihre Nahrung suchte und den ohnehin ver-
wahrlosten Boden aufwühlte. Vier Tore, nach denen auch die
Hauptgassen benannt wurden, sperrten das Städtlein ab. Im
Osten, da, wo der heutige Rathausturm steht, war das Isar-
oder Talbrucktor, hinter dem nichts zu sehen war als Wiesen
und Auen, Felder und Wälder. Im Norden, an Stelle der
heutigeu Polizei, stand der Wilbrechts- oder Nudelturm; in
der mit der Weinstraße gleichlaufenden Dienersstraße der
Muggentalertnrm. Im Westen, wo jetzt der Gasthof Dom-
freiheit ist, war das Kaufringertor, hinter dem sich Haberfelder
ausbreiteten. Im Süden befand sich das Püttrich- oder Ruffiuitor.
In dieser Gegend war eine große, tiefliegende, von Bächlein
durchflössen Wiese zu sehen, der Anger. Rings um Muuicheu
zog sich an den Stadtmauern hin ein Graben, in dem ein
Bächlein floß. Die Tore der Stadt wurden nach dem Gebet-
läuten nur mehr gegen Erlag des sogenannten Sperrgroschens
geöffnet. Für Fremde war auch bei Tag der Eintritt in die
TM Hauptwörter (50): [T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
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ist die Gruftstraße, früher Judengasse genannt, weil sie die
einzige war, die die Israeliten in alter Zeit bewohnen durften.
Dort hatten , sie auch ihre unterirdische Synagoge. Später
wurde daraus ein unterirdisches Marienkirchlein gemacht, in
dem alljährlich eine Messe gehalten wurde, damit der hochge-
legeue Walchensee nicht durchbreche und das ganze Isartal
samt der Stadt München in seinen Fluten begrabe. Wo vom
Polizeigebäude herüber das Schrammergäßchen zieht, bezeichnet
eine Tafel die Stelle des früheren Spiegelbrunnens. Die Sage
erzählt, daß in diesem Brunnen ein garstiges Ungetier, ein
Basilisk, gehaust habe, dessen Anblick jeden getötet habe. Da
kamen kluge Leute auf den Gedanken einen Spiegel gegen den
Brunnen zu stellen, so daß der Basilisk sein eigenes Bild sehen
mußte und aus diese Weise zugrunde ging. Der Volksmund
bezeichnete das Untier in diesem Brunnen — nach andern den
Lindwurm, der ,am Lindwurmeck des Marienplatzes hauste —
als die Ursache des schwarzen Todes oder der gräßlichen Pest,
die im 17. Jahrhundert in München wütete. An das Ende
dieser Schreckenszeit erinnert eine Festlichkeit, die sich bis auf
unsere Tage erhalten hat. Dieser alte Brauch ist der Schäsfler-
tanz, das erste Lebenszeichen der mutlosen, schwergeprüften
Stadt, denn eine schwere, bange Zeit war es, als im Jahre
1628 der schwarze Tod in nnsern Mauern herrschte. Viermal
war die verheerende Pestseuche in der Stadt München: 1348,
wo sie nach einem Erdbeben auftrat, 1463, wo sie V3 der
Einwohner dahinraffte, von 1515—1517 und im Jahre 1628.
Wohl hatte man schon beim ersten Auftreten dieser Seuche
alle denkbaren Vorsichtsmaßregeln ergriffen. Kein Fremder
durfte durch die Tore der Stadt gehen, ohne ausführlichen
Bericht über „woher" und „wohin" gegeben und einen Eid
geleistet zu haben, daß er von keinem der Pest verdächtigen
Ort komme. Eigene Gasthäuser wareu vor den Toren der
Stadt für die Fremden errichtet. Alle Briefe wurden geöffnet
und ausgeräuchert, alles Geld in Essig gewaschen. Trotzdem
alles geschah, um Einhalt zu tun, erreichte die Krankheit doch
eine entsetzliche Höhe. Die vor der Stadt gebauten Lazarette
wareu überfüllt. Beständig waren eigene Männer mit der Fort-
schaffung Kranker beschäftigt. Diese Wärter mußten an eigenen
Standorten die Kleidung wechseln, um den Krankheitsstoff nicht
weiter zu tragen. Die Häuser der Stadt waren, wenn sie ein
Krankes beherbergten, für den öffentlichen Verkehr gesperrt
und besondere Angestellte versorgten die Einwohner mit den
Lebensbedürfnissen. Täglich starben 100 und mehr Menschen.
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Geschlecht (WdK): koedukativ
die Lücke, die durch das Fehlen der Eckzähne zwischen Schneide-
und Backenzähnen entsteht. So sachte und vorsichtig lenkt Hans
auch seine Grete, er weiß, ein heftiges Zerren und Reißen der-
ursacht den empfindlichen Lippen Schmerzen.
Grete kann mit ihrer Herrschaft wohl zufrieden seiu. Herr,
Gesind und Kind wissen, was man dem arbeitswilligen Haustier-
schuldig ist. „Wir fahren noch ein Stückchen weiter/" hörte Hans
oft den Knecht Michel sagen, „Grete soll im Schatten stehen."
Als Vater gar einen Strohhut für Grete kaufte, war's ein all-
gemeines Freuen: „Das wird dem Tier im heißen Sommer
gut tun." Kommt Grete nach langer Fahrt ermüdet heim, den
weißen Schaum am Maul und Schweiß am ganzen Körper,
wird sie sofort trocken abgerieben, mit Decken geschützt und lang-
sam noch eine Zeitlang im Hofe zum Verschnaufen und Abkühlen
herumgeführt, ehe sie ihren Platz im Stall und Wasser und
Futter aufsuchen darf. Auch heute erhielt Hans eine Lehre zum
Wohl seines Brünnls. Es hatte geregnet und besonders das
Asphaltpflaster war naß und glatt. „Langsam, ganz langsam,"
mahnte der Vater, „ja nicht treiben mit Zügel und Peitsche!
Bei solchem Wetter mußt du dem Tiere Zeit lassen, sonst kann
es den Fuß nicht richtig setzen, rutscht aus und fällt!" „Willst
du das wohl sein lassen," rief er plötzlich zornig dem bekannten
Gärtnerkutscher zu, „die Peitsche gehört überhaupt nur zum
Anfeuern, nicht zum Schlagen, heute schon gar nicht. Ich sag's
ja!" Da lag schon der fremde Gaul am Boden. Der dumpfe,
schwere Fall hatte sofort einen Ring von Zuschauern hergelockr.
Der Kutscher und noch ein paar Männer bemühten sich ver--
gebens das gestürzte Tier aufzurichten. Immer wieder glitt es
ans, bis Hansens Vater befahl: „Versucht es doch mal und
legt Decken unter!" Von einer Hilfsstelle des Tierschutzvereins
wurden nun Decken geholt und dem Pferde untergeschoben, das
endlich schwer atmend und zitternd wieder auf den Beinen stand.
„Das hätte auch schlimm ausgehen können," bemerkte der Vater,
„so daß das Tier dem Pferdemetzger überliefert werden müßte."
Eine tüchtige Angst hatte Hans ausgestanden als er das
erstemal dem Beschlagen seines Gaules zusah. Wie der Huf-
schmied das Eisen mit den Nägeln festschlug, wie es zischte
und rauchte! Das mußte doch weh tun und dennoch hielt
Grete ganz ruhig. Lange wollte es ihm nicht einleuchten, daß
die Pferde in ihrem Hornfchnh kein Empfinden haben, und er
glaubte die Versicherung erst, als seine Mutter das Schneiden
der Nägel als Beweis erwähnte. Da hatte Hans auch genug
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Extrahierte Personennamen: Hans Michel Hans Hansens Hans Hans
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Weg gehen — während der Fahrt nicht auf- oder abspringen —
nach vorne absteigen mit linker Hand am linken Griff, auch
wenn der Wagen steht, da ein unvermuteter Ruck nicht un-
möglich ist.
Es ist Montag morgen. Beim Einsteigen begrüßen Fritzl
schon ein paar Mitschüler: „Was hast du bei den Rechnungen
herausgebracht? Laß sehen!" Die Buben machen sich hübsch
breit, legen die Mappen neben sich, kramen die Hefte aus, da
poltert es vor ihnen: „He, ihr meint wohl die Bank ist nur
für euch da? Das ist nicht euer Schreibtisch zu Hause! Wollt
ihr gleich ordentlich zusammenrücken und nicht mehr Platz ein-
nehmen als euch gebührt!" Schleunig raffen die Gescholtenen
ihre Habseligkeiten zusammen, manches Blatt fällt auf den Boden
und trägt einen Schmutzflecken als Merkzeichen fürs künftige
Verhalten. Nicht lange dauert es, so sind sie wieder in hitzigem
Hin- und Herreden, Erklären, ja Streiten. Laut und lauter
werdeu die Stimmen. „Leiser sprechen, ihr Rangen, ihr macht
ja einen Heidenlärm, da versteht man ja sein eigenes Wort
nicht mehr!" grollt einer der Nachbarn. Darauf werden die
Erörterungen sanfter im Flüsterton aber nicht weniger eifrig
fortgeführt, fo eifrig, daß sie den Zielausruf des Schaffners
überhören. Der rüttelt den einen unsanft auf: „Habt ihr keine
Ohren? Gut, daß ich euch schon kenne, ihr wäret sonst fest
sitzen geblieben und wer weiß wie weit gefahren!" Kaum steht
die kleine Schar auf dem Weg, da bringt einer eine Frage nach
einem lateinischen Wort. Wieder gehen die Meinungen aus-
einander. Karl zieht eifrig sein Buch, um die Richtigkeit seiner
Behauptungen zu beweisen. Um bequemer zeigeu zu können,
klemmt er Mappe und Schirm unter den Arm. „Schirm senk-
recht tragen" ruft ihm ein Schutzmann zu, „willst du die Er-
wachsenen stoßen oder den Kindern die Augen ausstechen?"
Rechts ausweichen? Habt ihr das in der Schule nicht gelernt?
Ihr seid ja wie Bauern, die zum erstenmal aus dem hintersten
Dorf kommen!"
Ein ereignisvoller Tag, die ersten Zeugnisse waren aus-
geteilt worden, belehrte unsere Kameraden über andere Ver-
kehrspslichten. Sie waren so fünf eng aneinandergedrängt von
der Schule weggegangen und besichtigten ihre Noten. „Na, das
ist wohl eine lebendige Wegsperre", tönte es in ihre Ohren;
„ich soll wohl in den Rinnstein treten, weil ihr die ganze
Breite des Weges für euch iu Anspruch nehmt!" Nuu teilten
sie sich freilich sofort, aber in zwei Gruppen ließ sichs nicht so
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TM Hauptwörter (100): [T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T82: [Hand Pferd Schwert Fuß Schild Kopf Waffe Lanze Ritter Mann], T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend], T75: [Haar Auge Kopf Hand Gesicht Mann Farbe Mantel Fuß Frau]]
TM Hauptwörter (200): [T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T12: [Wagen Wasser Stein Rad Fuß Maschine Pferd Bewegung Hand Schiff], T102: [Glocke Stimme Wort Hand Auge Ohr Kirche Ton Fenster Herr], T196: [Tisch Tag König Hand Wein Herr Haus Gast Abend Frau], T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute]]
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- 194 —
Schlucht möchte ich wohl auch hinein, aber ich bin zu klein, ich
könnte mich zu lauter Tropfen zerfallen."
„Versuchen wir's zusammen," rief ein anderer Bach von
der Seite her, „zusammen sind wir groß genug." Ansehnlich
vergrößert eilte er als Fluß weiter bergab durch.deu prächtigen
Hochwald. Dort rieselte im Moos versteckt manch kühler Quell,
rauschte mancher Bach, die wollten's auch mit wagen. Endlich
eine Felswand! Jetzt gilt's! Eins, zwei — hinunter! „Hei,
ist das ein Wasserfall! So hoch, so steil! Wie er stäubt!
Wie sich die Sonne in tausend Farben bricht!" so sprachen
bewundernd die Menschen und stolz und selbstzufrieden toste
der Bewunderte weiter, bis er im Tal sich ruhiger fortbewegte
durch die freundlichen Dörfer, die lachenden Fluren und Obst-
gärten. Kein durstiges Tier, kein schmachtendes Pslänzlein
wurde abgewiesen. „Gib mir auch von deinem Reichtum, da-
mit ich die Menschen versorgen kann!" rief der Brunnen. Da
kam ein Bach. „Nimm mich mit und führe mich, ich bin müde,
ich habe die große Mühle getrieben, damit die Menschen Mehl
bekommen." Immer belebter wurde die Wanderfahrt. Da kam
eine Quelle, entsprungen in der Wiese; dort kam ein Bächlein,
das aus einem großen See heransgeslossen war oder ihn durch-
flössen hatte. Immer stattlicher wurde der Fluß, immer weiter
das Bett, immer ausgedehnter die Ebene. „Das ist eine Herr-
liche Straße für unsere Schiffe," sagten die Menschen, „da
fährt sich's noch viel schöner als auf der Eisenbahn." Flinke
Ruderer arbeiteten, in die Segel blies der Wind und so bewegte
sich das Schiff vorwärts. Der Bauer belud das Floß mit
Holz und Waren und sandte es in die große Stadt. Da —
es war Frühjahr gerade — reichlicher Regen hatte die Bäche
und Flüsse vergrößert und der plötzlich geschmolzene Schnee
eine Riesenmenge Wasser zugeführt —, wurde der Fluß über-
mütig und sagte: „Was glauben denn die Menschen? Sie
benützen uns nach ihrem Gutdünken und wir müssen ihneu
dienen. Ich will ihnen doch einmal zeigen, wie mächtig ich bin."
Und nun brauste er einher, sein freundliches Grün war in
ein schmutziges Gelbgrau verwandelt. Steinblöcke führte er
mit und unterwühlte die Ufer und schließlich verließ er sein
Bett und breitete sich aus über Wiesen und Äcker, Gärten und
Dörfer. War das ein Schrecken! Da stürzte manches Haus
zusammen unter der Wucht des anprallenden Wassers, prächtige
Bäume, Hausgeräte, Menschen- und Tierleichen wurden fort-
gerissen. Endlich, endlich verminderte sich das Wasser und
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
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Geschlecht (WdK): koedukativ
— 24 —
Waffen Gebrauch zu machen. Zur Zeit allerdings ist es weniger
geneigt, Freundschaft zu halten. Die Liebe zu seinen Jungen hat
es mißtrauisch gemacht und wehe, wenn sich ihnen ein Fremdes
in unfreundlicher Absicht oder nur in unvorsichtig rascher Weise
näherte. Der Frevler dürfte heilfroh sein, entkäme er der zorn-
entbrannten Mutter nur mit zerkratzter Haut ohne wesentlichere
Verletzungen. Der Vater, ein prächtiger Kater von tiefschwarzer
Farbe, größer und kräftiger als seine Frau, ist bereits auf
Raub ausgegangen, Sorge und Wacht in der Kinderstube der
Mutter überlassend.
„Wäre es nicht Zeit, Taufe zu halten?" meinte das kleinste
Haustöchterlein. Mit einem leckeren Schmaus, einem Schüssel-
chen Milch, darin etliche Kuchenbrocken eingeweicht, näherte es
sich behutsam, von der Alten zurückhaltend aber nicht unfreund-
lich empfangen. Entzückt sah das Mädchen die kleinen, drolligen
Dingerchen und der lächelnde, rote Kindermund sprach sein
Schulverschen: ,
Kätzchen, nun müßt ihr auch Namen haben,
jedes nach seiner Kunst und Gaben,
Sammetfell heiß ich dich,
jenes dort Leiseschlich,
dieses da Fangemaus,
aber dich Töpfchenaus.
Sammetfell war wohl das schönste von allen jungen Kätz-
chen. Tiefschwarz das Fell wie beim Vater, aber die Stirn
zierte ein weißer Fleck und die Pfoten schienen in weißen
Schuhen zu stecken. Jedes Härchen vom Kopf bis zum Fuß war
tadellos zurecht geleckt. Und „wie die Alten fungen, so zwit-
schern die Jungen" muß hier heißen: Wie Miezchen jedem
Schmutz, jeder Nässe aus dem Wege geht, wird auch Sammet-
fells Röckchen immer wie geleckt aussehen und hinter üblen
Gerüchen vermutet es wohl auch allerlei Unsauberes und weicht
ihnen aus. „Stubenrein" müssen es freilich feine Besitzer ziehen.
Aber im Freien hält es nach Mntters Beispiel selbst Ordnung
und verscharrt seinen Kot sorgfältig in selbstgegrabenen Ver-
tiefungen.
Auch die Geschwisterchen sind hübsch genug, um sich neben
ihren bräunlichen, weißen und scheckigen Brüdern und Schwestern
sehen lassen zu können. Eben kommt Leiseschlich dem Mädchen
näher.
Den an der Spitze dünneren Schwanz, der später lang und
kräftig beim Springen und Fallen als Steuer dient, zieht es noch
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust], T33: [Kind Vater Mutter Frau Mann Jahr Sohn Gott Haus Eltern]]
TM Hauptwörter (100): [T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T75: [Haar Auge Kopf Hand Gesicht Mann Farbe Mantel Fuß Frau], T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod], T42: [Körper Wasser Luft Blut Mensch Pflanze Haut Tier Speise Stoff]]
TM Hauptwörter (200): [T125: [Haus Stein Fenster Dach Holz Stroh Winter Erde Wand Wohnung], T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf], T123: [Haar Mann Kopf Frau Hand Fuß Kleidung Mantel Hut Schuh], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T111: [Kind Mutter Vater Eltern Frau Jahr Knabe Schule Haus Mann]]
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Geschlecht (WdK): koedukativ
— 135 —
von der eigentümlichen Hufbildung gesehen um genau zu der-
stehen, als der Herr Lehrer erklärte, daß das Pferd nur mit der
Spitze einer Zehe, der dritten, auftritt. Das letzte Glied ist so
ausgebildet, daß es von einem Hornschnh umschlossen, eine große
Unterstützungsfläche gibt. Doch berührt den Boden nur der
Rand, dessen Härte ihn vor Abnützung schützt und eine weiche
Hornfalte, die sich von hinten nach vorn durch die ausgehöhlte
Sohle zieht. Diese Falte dient als weiches Polster, das die Er-
schütteruug beim Auftreten und Aufprallen auf harte Boden-
flächen mildert. Die 2. und 4. Zehe find verkümmert, die
1. und 5. ganz verschwunden. Grete ist ein sanftes, gehör-
sames Tier, das willig jedem Wink und Druck gehorcht und
sich nicht leicht ans der Fassung bringen läßt. Aber das erste
Automobil war doch von unheilvoller Wirkung. Das sausende,
tutende Ding, dem eine Staubwolke folgte, erschreckte unser
Bräuul so, daß es sich plötzlich aus die Hinterbeine erhob und
dann vorwärts flog, mit langgestrecktem Körper, nach vorn
gestrecktem Kopf und Hals und rückwärts gelegten Ohren. Wie
ein Keil durchschnitt das rasende Tier die Luft: Die langen,
leichten aber doch kräftigen Beine nach vorne und rückwärts
ausgestreckt, schnellte das Tier in die Höhe und vorwärts.
„Schade," meinte Michel, als er den Gaul wieder beruhigt
hatte, „das hätte ein Wettrennen beim Oktoberfest sein sollen.
Wir hätten den 1. Preis bekommen?"
Grete ist eine Ausländerin. Sie soll von englischen Vor-
fahren abstammen, während die schweren Gäule, die Vater den
Möbelwagen vorspannt, meist dänische oder belgische Rasse sind.
Manchmal bekommt Grete einen Zugkameraden, wenn ein Zwei-
spänner verlangt wird. Hansens höchster Wunsch war lange
Zeit, einmal einen Viererzug oder gar ein königliches Sechser-
gespann leiten zu dürfen. Nun hat er ein anderes Ziel vor
Augen. „Wer will unter die Soldaten" ist zur Zeit sein Lieb-
lingslied. Wenn er an die Stelle kommt vom Gaul, der
galoppieren soll, unterbricht er sich oft und versichert, daß der
es so gut haben solle als nur möglich. Grete will er nicht mit-
nehmen, dazu hat er sie zu lieb. Es könnte ihr im Manöver
oder gar im Krieg ein Unglück geschehen. „Das wäre zu traurig,
wenn ich meine Grete erschießen lassen müßte, und müßte ihr
Fleisch dem Pferdemetzger geben. Und ihr Fell, das ich so gern
streichle, müßte enthaart und zu Leder gegerbt werden. Dann säßen
fremde Leute auf den Möbeln, die 'mit seinem Roßhaar gepo'l-
stert wären. Frauen und Männer, die meine Grete nicht kannten,
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