Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): München
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
— 30 —
körper so zusammen, daß sie durch Öffnungen kriechen kann, die
viel zu eng für ihren Körper zu sein scheinen. Auch auf das
Dach ist Leiseschlich gekommen, weil ein fehlender Ziegel ihr
einen Weg freigab. Ob sie wohl den Schauplatz künftiger Nacht-
Wanderungen nebst ohrenzerreißender Katzenmusik besichtigt hat?
Das letzte der Kätzchen war aus der Art geschlagen.
„Töpfchenaus sucht in der Küche sein Brot, macht der
Köchin viele Not."
Wie nur der Faulpelz so fchuell die Aufbewahrungsorte
für Braten und Milch entdeckt hat! Die Köchin kann nicht
ängstlich genug alle Kästen und Türen verschlossen halten. Ehe
sie es sich versieht, ist der Dieb im Raum. Will sie ihn fangen,
ist er mit ein paar Sprüngen aus dem Fenster. Das find
Sprünge, die sich sehen lassen können. 2—3 m weit und hoch
tragen sie das Tier. Länge, Kraft, Stellung und Bau der
Beine befähigen die Katze ebenso dazu wie der merkwürdig
biegsame, zurückschnellende Körper, elastisch wie Fischbein. Heute
kam Phylax als Störenfried zu solch verbotenem Mahl. Wie
da Töpfchenmaus seine Vorderzähne zeigte, knurrte und fauchte?
Und den Katzenbuckel! Welch biegsame, gelenkige Wirbelsäule
gehört dazu, solch eine Krümmung zustande zu bringen!
Nicht nur die Köchin, auch der Nachbar ist Töpscheuaus
feiud. Seine Fanggelüste richten sich hauptsächlich auf die Vögel
seines Gartens, dessen Nester es mit Leichtigkeit erklettert. Neu-
lich brach ein dürres Ästlein, dem es sich irrtümlich anvertraut
hatte, aber Katzen fallen ja immer auf die Beine. Das erreichen
sie durch geschickte Biegung des Körpers und durch Steuern mit
dem Schwanz. Da statt der Schlüsselbeine nur nachgiebige
Sehnen und Bänder die Verbindung mit dem Rumpf herstellen,
gibts auch keinen Beinbruch. Ob Töpfchenaus immer so
glimpflich jeder Gefahr entkommt? Ob nicht einmal Falle, Flinte
oder Katzenfänger seinen Freveltaten ein Ende machen? Dann
wird es, das sich an unrechtem Gut fett gemästet hat, vielleicht
von armen Leuten geschlachtet und gegessen und sein Fell um-
kleidet wohl eine Mütze oder einen Muff oder umhüllt ein
krankes Glied als Heilmittel gegen Geschwulst und Reißen.
Seine braven Geschwister aber erhalten wohl das Gnadenbrot
und sterben einen sanften Tod an Altersschwäche. „Bleiben
denn die Kätzchen bei uns so lange sie leben?" fragen die Kinder.
„So lange wir in nnserm Hause wohnen sicher. Wenn Vater
freilich verkaufen und in die Stadt ziehen wollte, verließen sie
uns treulos, denn sie hängen mehr am Haus als an den
Menschen
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust], T30: [Tier Vogel Mensch Pferd Hund Fisch Thiere Nahrung Eier Wasser]]
TM Hauptwörter (100): [T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite], T84: [Vogel Tier Eier Fisch Mensch Hund Nahrung Thiere Insekt Art], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T91: [Haus Fenster Wand Stein Dach Zimmer Holz Feuer Raum Decke]]
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): München
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
— 36 -
Der Hauptgegenstand des Handels war auf dieser Straße das
Salz, das von Salzburg ins Schwäbische gebracht wurde. Für
diese Salzwagen mußte bei Föhriug eiu hoher Zoll bezahlt
werden, der dem Bischof von Freising und seinem Lande zugute
kam. Diese Brücke war Herzog Heinrich schon lange ein Dorn
im Auge. Er hätte den reichen Zollertrag gut für sich und
sein Herzogtum brauchen können. Nun begann er mit dem
Bischof zu unterhandeln. Dieser aber wollte nicht nachgeben
und die beiden gerieten in erbitterten Streit. Wenn die Fürsten
stritten, gab es damals meist Krieg. So war es auch diesmal.
Herzog Heinrich zog mit seinen Landsknechten, den damaligen
Soldaten, nach Föhring, ließ die Brücke niederbrennen und
eine andere bei dem Dörflein Munichen aufrichten, die Straße
dorthin leiten und das Zollhaus bauen. Dieses geschah im
Jahre 1158. Durch den lebhaften Verkehr auf dieser Straße
zogeu bald mehr Bürger nach München und Heinrich versah
die Ortschaft, um sie auch gegen äußere Überfälle zu schützen, mit
Mauern, Wall und Graben und schlug seinen Wohnsitz in
München auf. Nun war München eine Stadt geworden und wir
nennen Heinrich den Löwen den Gründer der Stadt München.
18. Sagenhaftes von Herzog Heinrich demlöwen.
Herzog Heinrich war, wie sein Beiname sagt, ein gar
tapserer, starker Herr. Zu den vielen Fehden und Kriegszügen,
die er unternahm, gehörte auch eine Fahrt zur Befreiung des
hl. Landes aus den Händen der Türken, ein Kreuzzug. Unter-
Wegs erwählte sich jeder der Krieger, die Kreuzfahrer hießen,
einen besonderen Schutzheiligen. In einem Kloster, in dem sie
einkehrten, sah Heinrich der Löwe einen Altar, dem hl. Onuphrius
geweiht, und hörte so viel von den Tugenden und der mächtigen
Hilfe dieses Heiligen, daß er ihn zum Schutzheiligen erwählte.
Er erhielt vou den Mönchen als Gegengabe für reiche Ge-
schenke die Hirnschale und das Bild des Heiligen. Beides brachte
er nach München.
Auf demselben Kreuzzug kam der Herzog in einen einsamen,
abgelegenen Wald. Da sah er ein greuliches Untier, das mit
seinen gewaltigen Tatzen einen Löwen so sest gepackt hielt, daß
dieser vollständig wehrlos war. Der unerschrockene Herzog griff
schnell nach dem Schwert, trennte mit einem Hieb den Schwanz
des Untiers vom Rumpf und rettete so den Löwen. Dieser
begleitete nun aus Dankbarkeit von Stund an den Herzog auf
TM Hauptwörter (50): [T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger], T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T82: [Hand Pferd Schwert Fuß Schild Kopf Waffe Lanze Ritter Mann], T83: [Karl Heinrich König Otto Sohn Reich Kaiser Sachsen Ludwig Herzog], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T73: [Stadt Schloß Augsburg Grafe Nürnberg Reichsstadt Bischof Sitz Regensburg Fürst]]
TM Hauptwörter (200): [T171: [Heinrich Otto Herzog Kaiser König Friedrich Sohn Konrad Sachsen Schwaben], T142: [Stadt Dorf Mauer Haus Burg Straße Kirche Schloß Graben Zeit], T72: [Kloster Kirche Jahr Bischof Kaiser Karl Otto Dom Grab Leiche], T70: [Stadt Donau München Stuttgart Neckar Nürnberg Ulm Schloß Augsburg Regensburg], T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute]]
Extrahierte Personennamen: Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich_der_Löwe Heinrich Onuphrius
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): München
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
Lustbarkeiten. Hier wurden auch Turniere abgehalten. Es
waren dies Waffeuspiele der Ritter. Die Ritter saßen zu
diesem Zwecke meistens zu Pferd und einer suchte den andern
ans dem Sattel zu werfen. Hiezu wurden lange Lanzen,
Speere oder Schwerter gebraucht. Der Sieger bekam die
Rüstuug, das Pferd und häufig auch ein Lösegeld von dem
Besiegten Die Damen, festlich gekleidet, schauten von den
Erkern und Söllern dem Kampfe zu. Der Sieger erhielt einen
Preis. Bei diesen Turnieren fanden nicht selten Unglücksfälle
statt. Als ein französischer König bei einem solchen Turniere
vor mehr als 300 Jahren das Leben verlor, ging das Ansehen
derselben nach und nach verloren und sie hörten dann bald ganz
auf. Vom Marktplatz aus zogen sich schmale, unregelmäßige,
schlecht gepflasterte Wege zwischen den Häuserreihen hin, die
Gassen. Kein Wunder, daß diese Gassen krumm und regellos
aussahen, durfte doch jeder bauen, wie und wohin er wollte.
Die Häuser waren aus Holz oder Lehm, mit hölzernen Lauben
versehen und mit Stroh gedeckt. Die Dachtraufen reichten bis
in die Mitte der Straße und das Regenwasser sammelte sich
in den Rinnen des schlechten Ziegelsteinpflasters. Überhaupt
ließ die Reinlichkeit durch die Städel, Stallungen und Dünger-
Haufen, die auch in den Gassen Platz fanden, viel zu wünschen
übrig. Der Verkehr wurde gehindert durch die vielen .Hand-
werksverrichtnngen, die außerhalb der Werkstatt geschahen. In
diese ländlichen Zustände paßte die magistratische Rennsau, die
frei umherlief, sich ihre Nahrung suchte und den ohnehin ver-
wahrlosten Boden aufwühlte. Vier Tore, nach denen auch die
Hauptgassen benannt wurden, sperrten das Städtlein ab. Im
Osten, da, wo der heutige Rathausturm steht, war das Isar-
oder Talbrucktor, hinter dem nichts zu sehen war als Wiesen
und Auen, Felder und Wälder. Im Norden, an Stelle der
heutigeu Polizei, stand der Wilbrechts- oder Nudelturm; in
der mit der Weinstraße gleichlaufenden Dienersstraße der
Muggentalertnrm. Im Westen, wo jetzt der Gasthof Dom-
freiheit ist, war das Kaufringertor, hinter dem sich Haberfelder
ausbreiteten. Im Süden befand sich das Püttrich- oder Ruffiuitor.
In dieser Gegend war eine große, tiefliegende, von Bächlein
durchflössen Wiese zu sehen, der Anger. Rings um Muuicheu
zog sich an den Stadtmauern hin ein Graben, in dem ein
Bächlein floß. Die Tore der Stadt wurden nach dem Gebet-
läuten nur mehr gegen Erlag des sogenannten Sperrgroschens
geöffnet. Für Fremde war auch bei Tag der Eintritt in die
TM Hauptwörter (50): [T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
TM Hauptwörter (100): [T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T82: [Hand Pferd Schwert Fuß Schild Kopf Waffe Lanze Ritter Mann], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch], T91: [Haus Fenster Wand Stein Dach Zimmer Holz Feuer Raum Decke], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T142: [Stadt Dorf Mauer Haus Burg Straße Kirche Schloß Graben Zeit], T112: [Schwert Ritter Schild Waffe Lanze Pferd Speer Hand Helm Pfeil], T89: [Wasser Fluß Quelle Bach See Erde Boden Brunnen Land Ufer], T13: [Baum Wald Feld Wiese Garten Gras Winter Mensch Sommer Haus], T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute]]
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): München
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
— 58 —
der Lehrherr Fraunhofers wohnte, einstürzte und einige der
Einwohner unter die Trümmer gerieten. Die Ehefrau des
Glasers und der Lehrling Fraunhofer waren im Nu durch
mehr als 1000 Zentner Schutt und Geblöcke verschüttet. Die
gräßliche Kunde kam auch zu den Ohren des damaligen Knr-
fürsten Max, der sogleich zur Stelle eilte, um Hilfe und Auf-
munterung zu bringen. Durch seine Gegenwart angeeifert,
verdoppelten die anwesenden Bürger ihre Bemühungen, aber
lange Zeit war alles vergeblich eine Spur der letztgenannten
Verschütteten zu finden. Endlich tönte eine schwache Stimme
unter einem Stubenboden vor, der sich oben an das Gerüste
des Hauses lehnte, unten tief in den Schutt bohrte und dessen
so gebildeter Winkel mit Schutt ausgefüllt war. Ein Weg-
räumen des Schuttes oben oder unten hätte unfehlbar den
Erstickungstod des Darunterliegenden zur Folge gehabt. Da
wagteu sich ein paar beherzte Männer in das halbzerstörte
Hans, um unter Lebensgefahr den Raum zwischen Haus und
Stubenboden frei zu machen. Endlich konnte Fraunhofer einen
Finger, dann die Hand, dann den Arm durch die Öffnung
herausstrecken. Man reichte ihm in Wasser und Essig getauchte
Tücher, um sich Stirn und Schläfen anzufeuchten, und hatte
nach vierstündiger, unsagbarer Mühe die Freude, den Knaben
aus der tödlichen Lage befreit zu haben. Der Kurfürst, der
an deu gefährlichsten Stellen ausgehalten hatte, betrachtete voll
Rührung den Geretteten und erkundigte sich nach seinen Ver-
Hältnissen. Als er erfuhr, daß der Knabe elternlos sei, sprach
er: „Er ist nicht mehr Waise, ich sorge für ihn." Der edle
Kurfürst ließ den Knaben verpflegen, bis er wieder gesund war
und schenkte ihm eine Summe Geld. Fraunhofer, dessen sehn-
lichster Wunsch es schon lange war, kein gewöhnlicher Glaser-
lehrling zu bleiben, sondern mehr zu lernen, verwendete das
Geschenk zum Ankauf verschiedener wissenschaftlicher Bücher, die
er eifrigst studierte und nach deren Anleitung er sich im Schleifen
optischer Gläser (Augenglas) übte und vervollkommnete. Zu-
gleich beobachtete er sorgfältig und aufs beste, wie das Licht,
z. B. ein Sonnenstrahl, durch Glas, Wasser oder sonst einen
durchsichtigen Körper durchgeht, wie der Strahl nicht gerade
bleibt sondern abzubrechen scheint, und wie er sich bricht, —
die Gesetze der Lichtbrechung. So wurde Fraunhofer mit der
Zeit ein sehr geschickter Optiker (Sehkünstler). Er verfertigte
Augengläser, die besser waren als alle bisherigen, ausgezeichnete
Vergrößerungsgläser, durch die der Gelehrte die kleinsten Tiere,
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust]]
TM Hauptwörter (100): [T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite], T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe], T42: [Körper Wasser Luft Blut Mensch Pflanze Haut Tier Speise Stoff], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat]]
TM Hauptwörter (200): [T131: [Licht Erde Sonne Körper Auge Himmel Bild Gegenstand Luft Wolke], T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf], T143: [Stadt Kind Tag Haus Straße Mann Mensch Weiber Nacht Soldat], T154: [Meister Handwerker Geselle Arbeit Lehrling Handwerk Arbeiter Jahr Kaufleute Stadt], T12: [Wagen Wasser Stein Rad Fuß Maschine Pferd Bewegung Hand Schiff]]
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): München
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
die Lücke, die durch das Fehlen der Eckzähne zwischen Schneide-
und Backenzähnen entsteht. So sachte und vorsichtig lenkt Hans
auch seine Grete, er weiß, ein heftiges Zerren und Reißen der-
ursacht den empfindlichen Lippen Schmerzen.
Grete kann mit ihrer Herrschaft wohl zufrieden seiu. Herr,
Gesind und Kind wissen, was man dem arbeitswilligen Haustier-
schuldig ist. „Wir fahren noch ein Stückchen weiter/" hörte Hans
oft den Knecht Michel sagen, „Grete soll im Schatten stehen."
Als Vater gar einen Strohhut für Grete kaufte, war's ein all-
gemeines Freuen: „Das wird dem Tier im heißen Sommer
gut tun." Kommt Grete nach langer Fahrt ermüdet heim, den
weißen Schaum am Maul und Schweiß am ganzen Körper,
wird sie sofort trocken abgerieben, mit Decken geschützt und lang-
sam noch eine Zeitlang im Hofe zum Verschnaufen und Abkühlen
herumgeführt, ehe sie ihren Platz im Stall und Wasser und
Futter aufsuchen darf. Auch heute erhielt Hans eine Lehre zum
Wohl seines Brünnls. Es hatte geregnet und besonders das
Asphaltpflaster war naß und glatt. „Langsam, ganz langsam,"
mahnte der Vater, „ja nicht treiben mit Zügel und Peitsche!
Bei solchem Wetter mußt du dem Tiere Zeit lassen, sonst kann
es den Fuß nicht richtig setzen, rutscht aus und fällt!" „Willst
du das wohl sein lassen," rief er plötzlich zornig dem bekannten
Gärtnerkutscher zu, „die Peitsche gehört überhaupt nur zum
Anfeuern, nicht zum Schlagen, heute schon gar nicht. Ich sag's
ja!" Da lag schon der fremde Gaul am Boden. Der dumpfe,
schwere Fall hatte sofort einen Ring von Zuschauern hergelockr.
Der Kutscher und noch ein paar Männer bemühten sich ver--
gebens das gestürzte Tier aufzurichten. Immer wieder glitt es
ans, bis Hansens Vater befahl: „Versucht es doch mal und
legt Decken unter!" Von einer Hilfsstelle des Tierschutzvereins
wurden nun Decken geholt und dem Pferde untergeschoben, das
endlich schwer atmend und zitternd wieder auf den Beinen stand.
„Das hätte auch schlimm ausgehen können," bemerkte der Vater,
„so daß das Tier dem Pferdemetzger überliefert werden müßte."
Eine tüchtige Angst hatte Hans ausgestanden als er das
erstemal dem Beschlagen seines Gaules zusah. Wie der Huf-
schmied das Eisen mit den Nägeln festschlug, wie es zischte
und rauchte! Das mußte doch weh tun und dennoch hielt
Grete ganz ruhig. Lange wollte es ihm nicht einleuchten, daß
die Pferde in ihrem Hornfchnh kein Empfinden haben, und er
glaubte die Versicherung erst, als seine Mutter das Schneiden
der Nägel als Beweis erwähnte. Da hatte Hans auch genug
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
TM Hauptwörter (100): [T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T82: [Hand Pferd Schwert Fuß Schild Kopf Waffe Lanze Ritter Mann], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel]]
TM Hauptwörter (200): [T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute], T12: [Wagen Wasser Stein Rad Fuß Maschine Pferd Bewegung Hand Schiff], T196: [Tisch Tag König Hand Wein Herr Haus Gast Abend Frau], T84: [Körper Kopf Tier Fuß Bein Insekt Eier Zahn Nahrung Haut], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind]]
Extrahierte Personennamen: Hans Michel Hans Hansens Hans Hans
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): München
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
— 138 -
Weg gehen — während der Fahrt nicht auf- oder abspringen —
nach vorne absteigen mit linker Hand am linken Griff, auch
wenn der Wagen steht, da ein unvermuteter Ruck nicht un-
möglich ist.
Es ist Montag morgen. Beim Einsteigen begrüßen Fritzl
schon ein paar Mitschüler: „Was hast du bei den Rechnungen
herausgebracht? Laß sehen!" Die Buben machen sich hübsch
breit, legen die Mappen neben sich, kramen die Hefte aus, da
poltert es vor ihnen: „He, ihr meint wohl die Bank ist nur
für euch da? Das ist nicht euer Schreibtisch zu Hause! Wollt
ihr gleich ordentlich zusammenrücken und nicht mehr Platz ein-
nehmen als euch gebührt!" Schleunig raffen die Gescholtenen
ihre Habseligkeiten zusammen, manches Blatt fällt auf den Boden
und trägt einen Schmutzflecken als Merkzeichen fürs künftige
Verhalten. Nicht lange dauert es, so sind sie wieder in hitzigem
Hin- und Herreden, Erklären, ja Streiten. Laut und lauter
werdeu die Stimmen. „Leiser sprechen, ihr Rangen, ihr macht
ja einen Heidenlärm, da versteht man ja sein eigenes Wort
nicht mehr!" grollt einer der Nachbarn. Darauf werden die
Erörterungen sanfter im Flüsterton aber nicht weniger eifrig
fortgeführt, fo eifrig, daß sie den Zielausruf des Schaffners
überhören. Der rüttelt den einen unsanft auf: „Habt ihr keine
Ohren? Gut, daß ich euch schon kenne, ihr wäret sonst fest
sitzen geblieben und wer weiß wie weit gefahren!" Kaum steht
die kleine Schar auf dem Weg, da bringt einer eine Frage nach
einem lateinischen Wort. Wieder gehen die Meinungen aus-
einander. Karl zieht eifrig sein Buch, um die Richtigkeit seiner
Behauptungen zu beweisen. Um bequemer zeigeu zu können,
klemmt er Mappe und Schirm unter den Arm. „Schirm senk-
recht tragen" ruft ihm ein Schutzmann zu, „willst du die Er-
wachsenen stoßen oder den Kindern die Augen ausstechen?"
Rechts ausweichen? Habt ihr das in der Schule nicht gelernt?
Ihr seid ja wie Bauern, die zum erstenmal aus dem hintersten
Dorf kommen!"
Ein ereignisvoller Tag, die ersten Zeugnisse waren aus-
geteilt worden, belehrte unsere Kameraden über andere Ver-
kehrspslichten. Sie waren so fünf eng aneinandergedrängt von
der Schule weggegangen und besichtigten ihre Noten. „Na, das
ist wohl eine lebendige Wegsperre", tönte es in ihre Ohren;
„ich soll wohl in den Rinnstein treten, weil ihr die ganze
Breite des Weges für euch iu Anspruch nehmt!" Nuu teilten
sie sich freilich sofort, aber in zwei Gruppen ließ sichs nicht so
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
TM Hauptwörter (100): [T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T82: [Hand Pferd Schwert Fuß Schild Kopf Waffe Lanze Ritter Mann], T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend], T75: [Haar Auge Kopf Hand Gesicht Mann Farbe Mantel Fuß Frau]]
TM Hauptwörter (200): [T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T12: [Wagen Wasser Stein Rad Fuß Maschine Pferd Bewegung Hand Schiff], T102: [Glocke Stimme Wort Hand Auge Ohr Kirche Ton Fenster Herr], T196: [Tisch Tag König Hand Wein Herr Haus Gast Abend Frau], T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute]]
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): München
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
häutige Blättchen, die ihn vollständig einhüllen und später,
wenn sie als Knospenschutz nicht mehr nötig sind, in Form einer
Kappe abgeworfen werden. Die Zapfen geben ein rafches Feuer.
Die zähen Wurzeln sind zu Flechtereien verwendbar. Aus den
Nadeln erhält man durch entsprechende Behandlung die Wald-
wolle. Das Harz gewinnt man durch Einschnitte oder Bohr-
löcher in den Stamm. Geschmolzen liefert es das gelbe Pech,
auch Geigenharz und Terpentinöl wird daraus gemacht. Da
die Fichte der Pfahlwurzel entbehrt, hat der Sturm leichtes
Spiel mit ihr und richtet in den Wäldern oft entsetzlichen
Schaden an. Da die Wurzeln oberflächlich verlaufen, um-
klammern sie gern Felsblöcke und Gesteine und finden daher
selbst in einer dünnen Erdschicht den nötigen Halt. Die Äste
sind freilich oft nicht kräftig genug, schwer zu tragen und sie
brechen dann unter der Last des vielen Schnees. Große Hitze
kann die Fichte nicht ertragen; sie wird dadurch im Wachstum
gehindert. Auch die Tiere sind vielfach Feinde der Fichte.
Hirsche und Rehe schälen die jungen Stämme ab. Der Borken-
käser wühlt im Innern. Die Raupe des Nonnenschmetterlings
frißt die Nadeln ab und macht infolgedessen, daß die Bäume
absterben. Wohl hat der Förster die Bäume mit Schutzringen
umgeben, doch die beste Hilfe gegen schädliche Insekten bleiben
unsere Vögel, die schon deshalb den Schutz der Menschen ver-
dienen.
63. Das Dorf.
a) Kirche und Friedhof.
„Morgen müßt ihr früh aufstehen und euch zum Gottes-
dienste rüsten," hieß es abends. In taufrischer Frühstunde
ging der Zug vom Haufe weg: die Frauen und Mädchen mit
dem Sonntagssträußcheu im Mieder, die Männer und Buben
mit der Blume am Hut, alle gemessenen Schrittes. Auf dem
Hügel mitten im Dorf liegt das schlichte Gotteshaus. Es ist
keine reiche, prächtige Kirche, wie Rudolf sie in der Stadt zu
sehen gewohnt ist, aber der grüne Turm mit dem einfachen
Kreuz zeigt ebenso bedeutungsvoll in die blaue Himmelsferne.
Sind auch die Glocken kleiner und nicht so kunstvoll ineinander
gestimmt, sie mahnen doch ebenso eindringlich zum Gebet und
entbehren auch die Fenster der farbenbunten, künstlerischen
Malerei, sie lassen doch Gottes hellen Sonnenschein in den
TM Hauptwörter (50): [T0: [Blatt Baum Pflanze Blüte Frucht Wurzel Blume Erde Zweig Stengel], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T24: [Blatt Baum Blüte Pflanze Frucht Wurzel Stengel Stamm Zweig Boden], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T75: [Haar Auge Kopf Hand Gesicht Mann Farbe Mantel Fuß Frau]]
TM Hauptwörter (200): [T13: [Baum Wald Feld Wiese Garten Gras Winter Mensch Sommer Haus], T28: [Blatt Blüte Pflanze Baum Wurzel Frucht Stengel Zweig Erde Samen], T102: [Glocke Stimme Wort Hand Auge Ohr Kirche Ton Fenster Herr], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen], T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf]]
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): München
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
— 203 —
höre aber hier kein Plätschern!" Die Knaben erklärten und
zeigten ihm die Wasserleitung und Schwemmvorrichtung. Da
unterbrach die Mutter das eifrige Gespräch. „Genug für heute!
Geht zu Bett, morgen ist wieder ein Tag!"
„Heute wollen wir einen Gang durch die Stadt machen!"
schlug der Vater'am andern Morgen vor. „Die Straßen schaueu
aus" meinte Matthies, „als hätte der Maurer mit dem Lineal
einen Strich auf den Boden gezeichnet, so gerade steht Hans
neben Haus. Bei uns sind die Häuschen in unregelmäßigen
Linien gebaut und stehen mitten im Garten oder Hofraum.
Auch sehen sich eure Stadthäuser und eure Straßen so ähnlich,
daß in nicht begreife, wie man jemand erfragen kann!" „Dazu
gibt es Hausnummern und Straßennamen. Siehst du die
blauen Täfelchen? Und im Adreßbuch stehen Name, Stand
und Wohnung aller Einwohner Münchens." „Warum sind
die Münchner so unfreundlich? Oder gibt's gerade einen großen
Zank oder Streit? Warum grüßen sich so wenig Leute?"
„Weil sie sich nicht kennen. Oft wissen die Bewohner eines
Hauses kaum den Namen ihrer Mitmieter. Ihr auf dem Dorfe
lebt wie eine Familie, kennt euch von Kindestagen an und
wißt der andern Freud und Leid." „Ich vermisse Stall und
Scheuer," sprach Matthies weiter. „Scheuern brauchen wir nicht,"
war die Antwort, „wir haben ja kein Getreide, kein Heu und
keinen Flachs aufzubewahren. Wir Stadtleute arbeiten nicht
auf freiem Felde, wir sind im Hause, in der Schreibstube,
im Geschäft, in der Werkstatt. Deshalb haben wir nicht das
gebräunte Aussehen, das Luft und Sonne den Landleuten geben.
Ställe gibt es in München schon, aber nur wenige und das
sind meist Pferdeställe. Die Droschkenkutscher, die Möbel-
beförderuugsgefchäfte, einzelne Kaufleute, die Soldaten und sehr
reiche Leute brauchen Stallungen. Willst du jetzt eine Kirche
sehen?" „Der große Dom ist prachtvoll," bewunderte Matthies,
„dagegen muß unsere Dorfkirche verschwinden. Haben denn alle
Leute in der Kirche Platz?" „Die Stadt hat nicht nur eine
Kirche; du sollst jtoch mehrere besuchen." „In München muß
es auch mehrere Schulhäuser geben, für die tausend und tausend
Kinder reichte ein einziges nicht aus!" Nach einer Weile
klagte Matthies: „Ich kann nimmer weiter, meine Sohlen brennen;
das steinerne Pflaster ist so hart, ich bin es nicht gewohnt.
Auf dem Dorfe gibt es keine gepflasterten Wege." „Du sollst
ausruhen," tröstete der Vater, und „eine Anstalt sehen, die für
müde, hungrige, frierende arme Leute eingerichtet ist und sollst
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel]]
TM Hauptwörter (200): [T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute], T25: [Stadt Schloß Straße Garten Berg Dorf Nähe Park Ufer Haus], T125: [Haus Stein Fenster Dach Holz Stroh Winter Erde Wand Wohnung], T3: [Hebel Last Brief Ende Gewicht Rolle Gleichgewicht Punkt Seite Fig], T51: [Kind Himmel Nacht Sonne Tag Gott Wald Baum Blume Feld]]
Extrahierte Personennamen: Matthies Hans Matthies Matthies Matthies
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): München
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
— 9 —
stauben pflückst. Laß mich frei! Du glücklicher Knabe weißt
nicht, wie das Heimweh quält! Schenke mir wieder mein
wonniges Leben in der Heimat! Bitte, bitte, mein Kind!"
6. Das Vaterhaus, die engste Heimat.
„So, so, daheim bei uns," sprach langsam und bedächtig
der Vetter Jürgen seinem Brudersohne nach, „daheim bei euch?
Was wißt denn ihr Stadtleute von einem Daheim? Gehört
euch auch nur ein Fleckchen Boden so groß wie eure Schuhsohle
zu eigen? Alles nur für kurze Zeit gemietet, schnell verändert
und schnell vergessen. Das könnte mir nicht passen. Freilich,
dein Vater hat schon als Bube so was Besonderbares gehabt,
saß lieber hinter einem Buch vom Herrn Lehrer und vom Herrn
Pfarrer, als daß er mit dem Pflug ging, wollte durchaus zur
Studi. Vornehmer mag ja so ein Gstudierter sein, aber lieber
ist mir's, wie ich es mir eingerichtet habe. So herumwandern
von einer Stadt in die andere, wo man eben angestellt wird,
in einem Haus mit einer Menge wildfremder Leute — nein,
das wäre nichts für mich. Schau um dich, Bub! Da auf dem
Fleck Erde bin ich der Herr. Was ich schaffe, was ich pflanze,
was ich baue, für mich ist's, und so Gott will, soll's mein
Ältester einmal übernehmen, wie ich's vom Vater und der vom
Großvater bekam, wie sich's fortgeerbt hat von Ahnen und
Urahnen her." Beinahe ängstlich schaute Rudolf den Vetter an,
der seine Rede wohl etwas barsch herausgepoltert hatte." Na,
laß gut sein," begütigte ihn der, „ist er auch anders wie wir,
so sind wir doch von einem Stamm, in einem Hans geboren
und aufgewachsen und unser altes Haus ist ihm immer uoch
lieb, wie jedem braven Mann Vaterhans und Heimaterde feilt
muß." „Das weiß ich," atmete Rudolf erleichtert auf, „Vater
hat mir viel erzählt und gelt, Vetter, du zeigst mir alles, wo
ihr als heilige drei Könige gegangen seid und wo ihr am
Hirtenfeuer die Kartoffeln gebraten habt und wo du einmal
von Holderbauers Apfelbaum....." „Ja freilich alles,"
unterbrach ihn der Vetter, „aber unsere dummen Streiche
hätte dir dein Vater verschweigen können. Tut nichts, sollst
alles sehen und bin ich nicht mit, da der Große, der Sepp,
der weiß es ebensogut." Voll Stolz stand des Vetters Erst-
geborener da, stolz auf den stattlichen Hof, stolz auf die Aus-
ficht, einst da schalten zu dürfen, wo eine Reihe ehrenwerter
Männer vor ihm gewaltet. Mit leuchtenden Augen nahm er
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T33: [Kind Vater Mutter Frau Mann Jahr Sohn Gott Haus Eltern], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit]]
TM Hauptwörter (200): [T116: [Vater Kind Mutter Sohn Bruder Herr Mann Auge Frau Hand], T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T196: [Tisch Tag König Hand Wein Herr Haus Gast Abend Frau], T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch]]
Extrahierte Personennamen: Gott Rudolf Rudolf Rudolf Rudolf Holderbauers_Apfelbaum
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): München
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
— 135 —
von der eigentümlichen Hufbildung gesehen um genau zu der-
stehen, als der Herr Lehrer erklärte, daß das Pferd nur mit der
Spitze einer Zehe, der dritten, auftritt. Das letzte Glied ist so
ausgebildet, daß es von einem Hornschnh umschlossen, eine große
Unterstützungsfläche gibt. Doch berührt den Boden nur der
Rand, dessen Härte ihn vor Abnützung schützt und eine weiche
Hornfalte, die sich von hinten nach vorn durch die ausgehöhlte
Sohle zieht. Diese Falte dient als weiches Polster, das die Er-
schütteruug beim Auftreten und Aufprallen auf harte Boden-
flächen mildert. Die 2. und 4. Zehe find verkümmert, die
1. und 5. ganz verschwunden. Grete ist ein sanftes, gehör-
sames Tier, das willig jedem Wink und Druck gehorcht und
sich nicht leicht ans der Fassung bringen läßt. Aber das erste
Automobil war doch von unheilvoller Wirkung. Das sausende,
tutende Ding, dem eine Staubwolke folgte, erschreckte unser
Bräuul so, daß es sich plötzlich aus die Hinterbeine erhob und
dann vorwärts flog, mit langgestrecktem Körper, nach vorn
gestrecktem Kopf und Hals und rückwärts gelegten Ohren. Wie
ein Keil durchschnitt das rasende Tier die Luft: Die langen,
leichten aber doch kräftigen Beine nach vorne und rückwärts
ausgestreckt, schnellte das Tier in die Höhe und vorwärts.
„Schade," meinte Michel, als er den Gaul wieder beruhigt
hatte, „das hätte ein Wettrennen beim Oktoberfest sein sollen.
Wir hätten den 1. Preis bekommen?"
Grete ist eine Ausländerin. Sie soll von englischen Vor-
fahren abstammen, während die schweren Gäule, die Vater den
Möbelwagen vorspannt, meist dänische oder belgische Rasse sind.
Manchmal bekommt Grete einen Zugkameraden, wenn ein Zwei-
spänner verlangt wird. Hansens höchster Wunsch war lange
Zeit, einmal einen Viererzug oder gar ein königliches Sechser-
gespann leiten zu dürfen. Nun hat er ein anderes Ziel vor
Augen. „Wer will unter die Soldaten" ist zur Zeit sein Lieb-
lingslied. Wenn er an die Stelle kommt vom Gaul, der
galoppieren soll, unterbricht er sich oft und versichert, daß der
es so gut haben solle als nur möglich. Grete will er nicht mit-
nehmen, dazu hat er sie zu lieb. Es könnte ihr im Manöver
oder gar im Krieg ein Unglück geschehen. „Das wäre zu traurig,
wenn ich meine Grete erschießen lassen müßte, und müßte ihr
Fleisch dem Pferdemetzger geben. Und ihr Fell, das ich so gern
streichle, müßte enthaart und zu Leder gegerbt werden. Dann säßen
fremde Leute auf den Möbeln, die 'mit seinem Roßhaar gepo'l-
stert wären. Frauen und Männer, die meine Grete nicht kannten,
TM Hauptwörter (50): [T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
TM Hauptwörter (100): [T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite], T82: [Hand Pferd Schwert Fuß Schild Kopf Waffe Lanze Ritter Mann], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe], T84: [Vogel Tier Eier Fisch Mensch Hund Nahrung Thiere Insekt Art]]
TM Hauptwörter (200): [T84: [Körper Kopf Tier Fuß Bein Insekt Eier Zahn Nahrung Haut], T12: [Wagen Wasser Stein Rad Fuß Maschine Pferd Bewegung Hand Schiff], T111: [Kind Mutter Vater Eltern Frau Jahr Knabe Schule Haus Mann], T46: [Körper Blut Wasser Luft Haut Magen Herz Speise Muskel Mund], T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute]]