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1. Heimatkunde von München und Umgebung in Wort und Bild - S. 36

1912 - München : Kellerer
— 36 - Der Hauptgegenstand des Handels war auf dieser Straße das Salz, das von Salzburg ins Schwäbische gebracht wurde. Für diese Salzwagen mußte bei Föhriug eiu hoher Zoll bezahlt werden, der dem Bischof von Freising und seinem Lande zugute kam. Diese Brücke war Herzog Heinrich schon lange ein Dorn im Auge. Er hätte den reichen Zollertrag gut für sich und sein Herzogtum brauchen können. Nun begann er mit dem Bischof zu unterhandeln. Dieser aber wollte nicht nachgeben und die beiden gerieten in erbitterten Streit. Wenn die Fürsten stritten, gab es damals meist Krieg. So war es auch diesmal. Herzog Heinrich zog mit seinen Landsknechten, den damaligen Soldaten, nach Föhring, ließ die Brücke niederbrennen und eine andere bei dem Dörflein Munichen aufrichten, die Straße dorthin leiten und das Zollhaus bauen. Dieses geschah im Jahre 1158. Durch den lebhaften Verkehr auf dieser Straße zogeu bald mehr Bürger nach München und Heinrich versah die Ortschaft, um sie auch gegen äußere Überfälle zu schützen, mit Mauern, Wall und Graben und schlug seinen Wohnsitz in München auf. Nun war München eine Stadt geworden und wir nennen Heinrich den Löwen den Gründer der Stadt München. 18. Sagenhaftes von Herzog Heinrich demlöwen. Herzog Heinrich war, wie sein Beiname sagt, ein gar tapserer, starker Herr. Zu den vielen Fehden und Kriegszügen, die er unternahm, gehörte auch eine Fahrt zur Befreiung des hl. Landes aus den Händen der Türken, ein Kreuzzug. Unter- Wegs erwählte sich jeder der Krieger, die Kreuzfahrer hießen, einen besonderen Schutzheiligen. In einem Kloster, in dem sie einkehrten, sah Heinrich der Löwe einen Altar, dem hl. Onuphrius geweiht, und hörte so viel von den Tugenden und der mächtigen Hilfe dieses Heiligen, daß er ihn zum Schutzheiligen erwählte. Er erhielt vou den Mönchen als Gegengabe für reiche Ge- schenke die Hirnschale und das Bild des Heiligen. Beides brachte er nach München. Auf demselben Kreuzzug kam der Herzog in einen einsamen, abgelegenen Wald. Da sah er ein greuliches Untier, das mit seinen gewaltigen Tatzen einen Löwen so sest gepackt hielt, daß dieser vollständig wehrlos war. Der unerschrockene Herzog griff schnell nach dem Schwert, trennte mit einem Hieb den Schwanz des Untiers vom Rumpf und rettete so den Löwen. Dieser begleitete nun aus Dankbarkeit von Stund an den Herzog auf

2. Heimatkunde von München und Umgebung in Wort und Bild - S. 39

1912 - München : Kellerer
Lustbarkeiten. Hier wurden auch Turniere abgehalten. Es waren dies Waffeuspiele der Ritter. Die Ritter saßen zu diesem Zwecke meistens zu Pferd und einer suchte den andern ans dem Sattel zu werfen. Hiezu wurden lange Lanzen, Speere oder Schwerter gebraucht. Der Sieger bekam die Rüstuug, das Pferd und häufig auch ein Lösegeld von dem Besiegten Die Damen, festlich gekleidet, schauten von den Erkern und Söllern dem Kampfe zu. Der Sieger erhielt einen Preis. Bei diesen Turnieren fanden nicht selten Unglücksfälle statt. Als ein französischer König bei einem solchen Turniere vor mehr als 300 Jahren das Leben verlor, ging das Ansehen derselben nach und nach verloren und sie hörten dann bald ganz auf. Vom Marktplatz aus zogen sich schmale, unregelmäßige, schlecht gepflasterte Wege zwischen den Häuserreihen hin, die Gassen. Kein Wunder, daß diese Gassen krumm und regellos aussahen, durfte doch jeder bauen, wie und wohin er wollte. Die Häuser waren aus Holz oder Lehm, mit hölzernen Lauben versehen und mit Stroh gedeckt. Die Dachtraufen reichten bis in die Mitte der Straße und das Regenwasser sammelte sich in den Rinnen des schlechten Ziegelsteinpflasters. Überhaupt ließ die Reinlichkeit durch die Städel, Stallungen und Dünger- Haufen, die auch in den Gassen Platz fanden, viel zu wünschen übrig. Der Verkehr wurde gehindert durch die vielen .Hand- werksverrichtnngen, die außerhalb der Werkstatt geschahen. In diese ländlichen Zustände paßte die magistratische Rennsau, die frei umherlief, sich ihre Nahrung suchte und den ohnehin ver- wahrlosten Boden aufwühlte. Vier Tore, nach denen auch die Hauptgassen benannt wurden, sperrten das Städtlein ab. Im Osten, da, wo der heutige Rathausturm steht, war das Isar- oder Talbrucktor, hinter dem nichts zu sehen war als Wiesen und Auen, Felder und Wälder. Im Norden, an Stelle der heutigeu Polizei, stand der Wilbrechts- oder Nudelturm; in der mit der Weinstraße gleichlaufenden Dienersstraße der Muggentalertnrm. Im Westen, wo jetzt der Gasthof Dom- freiheit ist, war das Kaufringertor, hinter dem sich Haberfelder ausbreiteten. Im Süden befand sich das Püttrich- oder Ruffiuitor. In dieser Gegend war eine große, tiefliegende, von Bächlein durchflössen Wiese zu sehen, der Anger. Rings um Muuicheu zog sich an den Stadtmauern hin ein Graben, in dem ein Bächlein floß. Die Tore der Stadt wurden nach dem Gebet- läuten nur mehr gegen Erlag des sogenannten Sperrgroschens geöffnet. Für Fremde war auch bei Tag der Eintritt in die

3. Heimatkunde von München und Umgebung in Wort und Bild - S. 126

1912 - München : Kellerer
— 126 — meistern Erhardt und Widenmayer und dem verstorbenen Bau- rat Zeuetti die Stadt so viel zu verdanken hat, „die Zustände und den Schmutz in den dazu dienenden, oft sehr kleinen Höfen und Hintergebäuden gesehen und die Luft darin gerochen haben, um schätzen zu können, um wie viel der Boden in München durch Errichtung des neuen Schlacht- und Viehhofes jetzt weniger verunreinigt wird." 6) Wohnungsbauten. Um die Wohnungen gesund zu gestalten, wurden wieder- holt Verordnungen in diesem Sinne erlassen. Im Jahre 1879 wurden Kellerwohnungen, weil ungesund, gänzlich verboten. Für jedes Wohn- und Schlafzimmer, für jede Küche und jeden Abort wurde ein ins Freie gehendes Fenster verlangt. Die Hintergebäude müssen von den Vordergebäuden in bestimmter Entfernung gehalten und als Hosranm eine bestimmte Fläche gelassen werden. Die Straßen dürfen nicht zu enge sein. f) Bäder. Durch die Schaffung von öffentlichen Bädern und durch Einrichtung der Schulbrausebäder wurde ebenfalls sehr viel für die Gesundheit der Bewohner Münchens getan. Dazu kommen die Freibäder. Ein großes öffentliches Volkshallenbad aus der Müllerschen Schenkung ist mit einem Kostenaufwand von einer und einer halben Million Mark an der Zweibrückeustraße ge- baut worden. Während früher die Tierleichen durch den Wasenmeister vergraben wurden, ist seit 1894 durch die Stadt eine Anstalt eröffnet worden, in der die Tiere durch Verbrennen vernichtet werden. Der Hausunrat wird seit 1891 von München an die Haus- Mull-Verwertungsgesellschast in Puchheim bei Bruck abgeführt. Dieser Teil des Dachauernlooses wird dadurch, daß der Haus- unrat mehr als meterhoch aufgeschichtet zu liegen kommt, in eine anbaufähige Fläche umgewandelt. 53. Die Bewohner der Stadt. Gewerbe. Fabriken. Handel. Gerichte. Post. Die Bewohner einer Stadt heißen Bürger und bilden eine bürgerliche Gemeinde. Das Oberhaupt davon ist der Bürger- meister. München zählt jetzt mehr als 600000 Einwohner und

4. Heimatkunde von München und Umgebung in Wort und Bild - S. 134

1912 - München : Kellerer
die Lücke, die durch das Fehlen der Eckzähne zwischen Schneide- und Backenzähnen entsteht. So sachte und vorsichtig lenkt Hans auch seine Grete, er weiß, ein heftiges Zerren und Reißen der- ursacht den empfindlichen Lippen Schmerzen. Grete kann mit ihrer Herrschaft wohl zufrieden seiu. Herr, Gesind und Kind wissen, was man dem arbeitswilligen Haustier- schuldig ist. „Wir fahren noch ein Stückchen weiter/" hörte Hans oft den Knecht Michel sagen, „Grete soll im Schatten stehen." Als Vater gar einen Strohhut für Grete kaufte, war's ein all- gemeines Freuen: „Das wird dem Tier im heißen Sommer gut tun." Kommt Grete nach langer Fahrt ermüdet heim, den weißen Schaum am Maul und Schweiß am ganzen Körper, wird sie sofort trocken abgerieben, mit Decken geschützt und lang- sam noch eine Zeitlang im Hofe zum Verschnaufen und Abkühlen herumgeführt, ehe sie ihren Platz im Stall und Wasser und Futter aufsuchen darf. Auch heute erhielt Hans eine Lehre zum Wohl seines Brünnls. Es hatte geregnet und besonders das Asphaltpflaster war naß und glatt. „Langsam, ganz langsam," mahnte der Vater, „ja nicht treiben mit Zügel und Peitsche! Bei solchem Wetter mußt du dem Tiere Zeit lassen, sonst kann es den Fuß nicht richtig setzen, rutscht aus und fällt!" „Willst du das wohl sein lassen," rief er plötzlich zornig dem bekannten Gärtnerkutscher zu, „die Peitsche gehört überhaupt nur zum Anfeuern, nicht zum Schlagen, heute schon gar nicht. Ich sag's ja!" Da lag schon der fremde Gaul am Boden. Der dumpfe, schwere Fall hatte sofort einen Ring von Zuschauern hergelockr. Der Kutscher und noch ein paar Männer bemühten sich ver-- gebens das gestürzte Tier aufzurichten. Immer wieder glitt es ans, bis Hansens Vater befahl: „Versucht es doch mal und legt Decken unter!" Von einer Hilfsstelle des Tierschutzvereins wurden nun Decken geholt und dem Pferde untergeschoben, das endlich schwer atmend und zitternd wieder auf den Beinen stand. „Das hätte auch schlimm ausgehen können," bemerkte der Vater, „so daß das Tier dem Pferdemetzger überliefert werden müßte." Eine tüchtige Angst hatte Hans ausgestanden als er das erstemal dem Beschlagen seines Gaules zusah. Wie der Huf- schmied das Eisen mit den Nägeln festschlug, wie es zischte und rauchte! Das mußte doch weh tun und dennoch hielt Grete ganz ruhig. Lange wollte es ihm nicht einleuchten, daß die Pferde in ihrem Hornfchnh kein Empfinden haben, und er glaubte die Versicherung erst, als seine Mutter das Schneiden der Nägel als Beweis erwähnte. Da hatte Hans auch genug

5. Heimatkunde von München und Umgebung in Wort und Bild - S. 138

1912 - München : Kellerer
— 138 - Weg gehen — während der Fahrt nicht auf- oder abspringen — nach vorne absteigen mit linker Hand am linken Griff, auch wenn der Wagen steht, da ein unvermuteter Ruck nicht un- möglich ist. Es ist Montag morgen. Beim Einsteigen begrüßen Fritzl schon ein paar Mitschüler: „Was hast du bei den Rechnungen herausgebracht? Laß sehen!" Die Buben machen sich hübsch breit, legen die Mappen neben sich, kramen die Hefte aus, da poltert es vor ihnen: „He, ihr meint wohl die Bank ist nur für euch da? Das ist nicht euer Schreibtisch zu Hause! Wollt ihr gleich ordentlich zusammenrücken und nicht mehr Platz ein- nehmen als euch gebührt!" Schleunig raffen die Gescholtenen ihre Habseligkeiten zusammen, manches Blatt fällt auf den Boden und trägt einen Schmutzflecken als Merkzeichen fürs künftige Verhalten. Nicht lange dauert es, so sind sie wieder in hitzigem Hin- und Herreden, Erklären, ja Streiten. Laut und lauter werdeu die Stimmen. „Leiser sprechen, ihr Rangen, ihr macht ja einen Heidenlärm, da versteht man ja sein eigenes Wort nicht mehr!" grollt einer der Nachbarn. Darauf werden die Erörterungen sanfter im Flüsterton aber nicht weniger eifrig fortgeführt, fo eifrig, daß sie den Zielausruf des Schaffners überhören. Der rüttelt den einen unsanft auf: „Habt ihr keine Ohren? Gut, daß ich euch schon kenne, ihr wäret sonst fest sitzen geblieben und wer weiß wie weit gefahren!" Kaum steht die kleine Schar auf dem Weg, da bringt einer eine Frage nach einem lateinischen Wort. Wieder gehen die Meinungen aus- einander. Karl zieht eifrig sein Buch, um die Richtigkeit seiner Behauptungen zu beweisen. Um bequemer zeigeu zu können, klemmt er Mappe und Schirm unter den Arm. „Schirm senk- recht tragen" ruft ihm ein Schutzmann zu, „willst du die Er- wachsenen stoßen oder den Kindern die Augen ausstechen?" Rechts ausweichen? Habt ihr das in der Schule nicht gelernt? Ihr seid ja wie Bauern, die zum erstenmal aus dem hintersten Dorf kommen!" Ein ereignisvoller Tag, die ersten Zeugnisse waren aus- geteilt worden, belehrte unsere Kameraden über andere Ver- kehrspslichten. Sie waren so fünf eng aneinandergedrängt von der Schule weggegangen und besichtigten ihre Noten. „Na, das ist wohl eine lebendige Wegsperre", tönte es in ihre Ohren; „ich soll wohl in den Rinnstein treten, weil ihr die ganze Breite des Weges für euch iu Anspruch nehmt!" Nuu teilten sie sich freilich sofort, aber in zwei Gruppen ließ sichs nicht so

6. Heimatkunde von München und Umgebung in Wort und Bild - S. 47

1912 - München : Kellerer
— 47 — teten Buchstaben zeigen. Auch in vielen Wohnungen brennt das Gasglühlicht, das Heller und angenehmer als gewöhnliches Gas, dem elektrischen an Stärke kaum nachsteht. Doch ist das Gas ein gar gefährlicher Stoff und nicht selten melden die Zeitungen Unglücksfälle, die durch ausströmendes Gas ent- standen. Zu Haufe und in der Schule werden die Kinder sowohl vor dem Berühren der elektrischen Leitungsdrähte in Straßen und neben den Bahngeleisen als auch vor unbefugtem Auf- und Zudrehen der Gashähne gewarnt. Gehorchet ja, damit ihr nicht euren Ungehorsam schwer an eurer Gesundheit oder gar mit dem Leben büßen müßt. Nur in einzelnen Wohnungen behauptet die alte trauliche Petroleumlampe ihr Recht. Aus dem öffentlichen Leben ist sie fast vollständig verschwunden. Die neuzeitigen Häuser zeigen meist einfache, gerade Vorder- seite, sind aber vielfach mit Gipswerk, Malereien und Sprüchen verziert. Oft ist eine Gedenktafel zum Andenken an geschieht- liche Tatfachen oder berühmte Inwohner angebracht. Die Erd- geschoßräume sind mehrfach für Gast-, Wein- und Kaffeewirt- schaften oder als Läden eingerichtet. Selten wird die gerade, nüchterne Häuserreihe durch vor- oder zwischenliegende Gärten oder altdeutsch gebaute Häuser mit Erker und Türmchen unter- brachen. Dagegen erfreuen das Auge häufig schöne Anlagen, prächtige Denkmäler und große öffentliche Gebäude, die teils dem Gottesdienst, teils den Zwecken des Unterrichts, der Wissen- schaft oder Kunst dienen, teils der Sitz städtischer oder staat- licher Behörden sind. In Straßen und Promenaden (Erholnngs- gang) finden die Spaziergänger in den Trinkhallen im Sommer willkommene Erfrischung. In den Kiosken werden die neuesten Zeitungen feilgeboten. Anschlagsäulen und -bretter geben Aus- kuuft über gebotene Vergnügungen, Wohnungsmieten, günstige Verkaufsgelegenheiten. Ju all den Gast- und Kaufhäusern, in Straßen und auf Plätzen, in Kirchen und Theatern bewegt sich vom frühen Morgen bis in die späte Nacht eine zahlreiche Menschenmenge aus Einheimischen und Fremden zusammen- gesetzt. Straßenbahn, Fuhrwerke aller Art fördern den Verkehr. Post-, Geschäfts- und Lastwagen besorgen die Fortschaffung der verschiedensten Sachen. Immer weiter dehnt sich München aus, zahlreiche neue Häuser und Straßen vergrößern es örtlich. Von auswärts in die Stadt ziehende Familien vermehren die Einwohnerzahl von Jahr zu Jahr. München ist jetzt eine Großstadt mit über 600000 Einwohnern.

7. Heimatkunde von München und Umgebung in Wort und Bild - S. 131

1912 - München : Kellerer
— 131 — Abständen kommt immer eine Haltestelle, an der die Mitfahrenden ein- und aussteigen. Der Wagen ist bei der Dunkelheit elektrisch beleuchtet und das am Wagen angebrachte Glas, ebenso die Tafel mit der Nummer und der Richtungsbezeichnung sind je nach der Linie, die durchfahren wird, verschiedenfarbig. Trotzdem die Pferdebahn von früher durch die elektrischen Wagen ersetzt wurde, seht ihr auf den Straßen Pferde in großer Anzahl. Nicht nur das Militär, die Kavallerie und Artillerie, braucht Pferde, die Fiaker besitzen Pferde, die vielen Brauereien haben das Bier in Fässern ihren Abnehmern, den Gastwirten, zu- zuführen. Postwagen haben Pferde vorgespannt, Lasten aller Art werden von und zu den Bahnhöfen auf Wagen durch Pferde befördert. Die Zimmerleute, die Klaviervermieter benötigen Pferde, größere Kaufhäuser lassen die Waren ihren Kunden durch eiueu Wagen zukommen. Ganz besonders aber sind die vornehmen Leute im Besitze von Reit- und Wagenpferden. Bessere Freunde als den Hans und die Grete kann's nicht geben. Der 'Hans ist des Fnhwerkbesitzers Gruber einziges, lustiges Söhnlein. Die Grete ist ein frisches, lebhaftes Pferd mit ebenso hellen, verständigen braunen Augen, wie die, mit

8. Heimatkunde von München und Umgebung in Wort und Bild - S. 135

1912 - München : Kellerer
— 135 — von der eigentümlichen Hufbildung gesehen um genau zu der- stehen, als der Herr Lehrer erklärte, daß das Pferd nur mit der Spitze einer Zehe, der dritten, auftritt. Das letzte Glied ist so ausgebildet, daß es von einem Hornschnh umschlossen, eine große Unterstützungsfläche gibt. Doch berührt den Boden nur der Rand, dessen Härte ihn vor Abnützung schützt und eine weiche Hornfalte, die sich von hinten nach vorn durch die ausgehöhlte Sohle zieht. Diese Falte dient als weiches Polster, das die Er- schütteruug beim Auftreten und Aufprallen auf harte Boden- flächen mildert. Die 2. und 4. Zehe find verkümmert, die 1. und 5. ganz verschwunden. Grete ist ein sanftes, gehör- sames Tier, das willig jedem Wink und Druck gehorcht und sich nicht leicht ans der Fassung bringen läßt. Aber das erste Automobil war doch von unheilvoller Wirkung. Das sausende, tutende Ding, dem eine Staubwolke folgte, erschreckte unser Bräuul so, daß es sich plötzlich aus die Hinterbeine erhob und dann vorwärts flog, mit langgestrecktem Körper, nach vorn gestrecktem Kopf und Hals und rückwärts gelegten Ohren. Wie ein Keil durchschnitt das rasende Tier die Luft: Die langen, leichten aber doch kräftigen Beine nach vorne und rückwärts ausgestreckt, schnellte das Tier in die Höhe und vorwärts. „Schade," meinte Michel, als er den Gaul wieder beruhigt hatte, „das hätte ein Wettrennen beim Oktoberfest sein sollen. Wir hätten den 1. Preis bekommen?" Grete ist eine Ausländerin. Sie soll von englischen Vor- fahren abstammen, während die schweren Gäule, die Vater den Möbelwagen vorspannt, meist dänische oder belgische Rasse sind. Manchmal bekommt Grete einen Zugkameraden, wenn ein Zwei- spänner verlangt wird. Hansens höchster Wunsch war lange Zeit, einmal einen Viererzug oder gar ein königliches Sechser- gespann leiten zu dürfen. Nun hat er ein anderes Ziel vor Augen. „Wer will unter die Soldaten" ist zur Zeit sein Lieb- lingslied. Wenn er an die Stelle kommt vom Gaul, der galoppieren soll, unterbricht er sich oft und versichert, daß der es so gut haben solle als nur möglich. Grete will er nicht mit- nehmen, dazu hat er sie zu lieb. Es könnte ihr im Manöver oder gar im Krieg ein Unglück geschehen. „Das wäre zu traurig, wenn ich meine Grete erschießen lassen müßte, und müßte ihr Fleisch dem Pferdemetzger geben. Und ihr Fell, das ich so gern streichle, müßte enthaart und zu Leder gegerbt werden. Dann säßen fremde Leute auf den Möbeln, die 'mit seinem Roßhaar gepo'l- stert wären. Frauen und Männer, die meine Grete nicht kannten,

9. Heimatkunde von München und Umgebung in Wort und Bild - S. 172

1912 - München : Kellerer
— 172 — straße und befördern ihre Fahrgäste nicht weniger rasch als die Eisenbahn. Die Dörfer, die der Postwagen noch mit der Bahn verbinden muß, finden sich sehr im Nachteil und sicher als weltabgelegen gilt, wohin weder Bahn noch Post führt. Aber da hat sich das Zweirad hilfreich erwiesen; der Bauer radelt sicher und schnell stundenweit an sein Ziel. Der Bote, der in alten Zeiten mit seinem Fuhrwerk 8—10 Tage und länger unterwegs war, kann täglich zur Bahn und wieder zurückkommen. Frachtgut, Eilgut, Nachnahme usw. sind heut- zutage auch auf dem Lande bekannte Dinge, telegraphische Be- stellungen find häufige Vorkommnisse und nicht selten verbindet das Telephon die Geschästslokale des Großhändlers in der Stadt mit dem Ort des bäuerlichen Verkäufers. Nicht überall ist eine selbständige Post, häufig ist der Gastwirt des Ortes der Postmeister, oft ist es der Herr Lehrer, dessen kundige Hand all die neuzeitigen Einrichtungen am besten zu Hand- haben versteht. Leider hat sich mit vielen segensreichen Fort- schritten des Wissens und der Bildung manches weniger Wünschenswerte eingeschlichen. Vor allem hat sich Frau Mode fast überall an Stelle der malerischen Volkstracht festgesetzt. Mancher alte sinnige Brauch ist verdrängt oder im Taumel des Neuen vergessen. Tageszeitungen mit ihren Berichten ver- ringern das Interesse an den köstlichen Sagen und Liedern, die sich früher von den Alten auf die Jungen vererbten. Wo ehedem der Hände Arbeit notwendig war, rühren sich jetzt Maschinen, die schneiden, dreschen, wenden usw. und viele Ar- beiter ziehen in die Stadt, da sie glauben, mit scheinbar leich- terer Arbeit rascher Geld zu verdienen. Die enge Welt, die früher nur bis zur heimatlichen Flurgrenze reichte, hat sich erweitert und das Getriebe in fremden Ländern, bei fremden Völkern wird besprochen, wo sonst eine kleine Veränderung im nachbarlichen Hausstand ein Ereignis war. Mit den Zeitungen, die der Postbote, weuu nicht täglich, doch wenigstens ein paarmal in der Woche bringt, kommen auch die Briese der Familienmitglieder oder Verwandten, die die Heimat verließen, so daß sie mit ihren Lieben im Geiste zusammenleben und eine Übersiedlung nicht wie früher eine Trennung für Jahrzehnte oder für's Leben bedeutet. 4
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