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1. Heimatkunde von München und Umgebung in Wort und Bild - S. 21

1912 - München : Kellerer
— 21 — warten auf den warmen Regen und reiben und waschen mit Schwamm und Seife. Nachdem das Wasser, um abzuhärten und vor Erkältung zu schützen, nach und nach kühler geworden, eilen die Badenden, mit gewärmten Handtüchern versehen, zu ihren Kleidern, um nach besonders eingehender Beschäftigung mit Kamm und Spiegel in die Klasse znrückzukehreu. Jedes der Kleinen ist stolz auf seine Frische und Reinlichkeit: „Christ- kind wird mit uns zufrieden sein." Aber Christkindlein, ver- giß unsere Knaben nicht! Die wackeren Handwerksleute ver- dienen deinen Beifall! In der schulfreien Zeit rühren sie Hobel und Schnitzmesser und kleben und kleistern. Am heiligen Abend bewundern Vater und Mutter die sauber gearbeiteten Kästchen, die zierlichen Rahmen, die hübschen Wandtaschen und wie all die Beweise regen Fleißes in der Schüler werk st ätte heißen mögen. Christkindchen ist gar gut; es kennt die Wünsche seiner lieben Jugend. Da der Winter sich frühzeitig hübsch strenge anließ, mahnte es in Geschäften und Häusern: „Habt ihr nicht übrige Schlittschuhe? In der Schule werden sie dank- bar angenommen!" Die lebhafte Schar stürmt auf den Eis- platz neben dem Schulhause. Ei, wie hast du dich verändert du lieber Spielhof! Wo wir im Sommer unter schattigen Bäumeu beim „Schwarzen Mann" und beim „Dreischlag" ge- jubelt, den Reif und den Ball geworfen haben, breitet sich jetzt die harte Eisfläche aus, auf der sich's prächtig tummeln, schleifen und niederfallen läßt. Niemand vermißt des Sommers Wärme und Grün. Die roten Backen und blitzenden Augen zeugen von der gesunden Wirkung frischer Bewegung in klarer Winterluft. Nur ein paar Schulküchenmädchen stehen plaudernd bei dem Zaune still. Das Fleckchen Land ist ihr Schulgarten, sie werden ihn im Frühjahr mit Küchenpflanzen aller Art anbauen, werden jäten und gießen. Mahnt die einbrechende Dunkelheit die Kinder wohlhabender Eltern zur Heimkehr in die traute Behausung, so wartet der Armen ein warmer behaglicher Raum im Schulhause. Der „H o r t" ist die Zuflucht aller, deren Eltern durch Arbeit ums tägliche Brot den ganzen Tag von der Wohnung ferngehalten find. Er bewahrt die Knaben, Mädchen und Lehrlinge vor der Gefahr, auf der Straße und im Wirtshause Rohes und Schlimmes zu sehen, zu hören und zu tun. Er bietet genügenden Platz, die Schulaufgaben zu fertigen. Es gibt dort schöne Bücher zu lesen. Es werden unter- haltende Gesellschaftsspiele getrieben. Es werden alle Freuden und Leiden des jungen Lebens besprochen. Jetzt herrscht nur

2. Heimatkunde von München und Umgebung in Wort und Bild - S. 32

1912 - München : Kellerer
— 32 — Schwanz. Das fammetartige Fell ist grauschwarz mit gelb- lichem Anflug und wird unten etwas Heller. Diese dunkle Farbe ist ein Schutz für die Maus. Sie macht sie zur Nachtzeit, wo sie hauptsächlich ihre Nahrungssuche hält, selbst auf kleine Entfernung unsichtbar. Ihre Verfolger sind besonders auf die Dienste eines sehr scharfen Gehörs angewiesen, um ihr leises Rascheln zu vernehmen. Der Kopf ist schlank. An der spitzen, behaarten Schnauze sind Bartborsten. Für den kleinen Kopf sind die tieffchwarzen, runden, glänzenden Augen groß zu nennen Wenn der Koch das Mäuslein in die Felder oder in die Wälder jagte, träfe es zahlreiche Verwandte. Da ist die 20 cm lange, auf dem Rücken fast rostbraune, unten weißliche Waldmaus, die in hohlen Bäumen und morschen Stümpfen lebt und auch im Gebirge bis zu einer Höhe von 2000 m vor- kommt. Sie nährt sich von Sämereien, Bucheckern, Nüssen und Obst, stellt aber auch kleineren Tieren, selbst Vögeln nach. Be- sonderen Schaden richtet sie durch das Benagen junger Bäume an. Für den Winter sammelt sie in ihrer Behausung einen kleinen Vorrat, doch hält sie keinen eigentlichen Winterschlaf. Wiesel und Raubvögel sind ihre Feinde. Aus den Getreide- feltern ist ihre Base, die Ackermaus, die eine Länge von 18 ein hat, oben rostbraun mit schwarzen Rückenstreifen, unten weißlich ist. Sie frißt Getreide, Wurzelknollen, verschmäht aber auch Insekten und Würmer nicht. Auch sie spart einen Teil des Sommerüberflusses für den Winter auf. Die kleinste Vertreterin des Geschlechtes ist die 6 cm lange Zwergmaus, die gerne in Scheunen, aber auch auf freiem Felde überwintert, teils schlafend, aber ohne zu erstarren. Auf Riedgrasblättern zwischen Schilf und Rohr oder frei in die Zweige eines Busches baut sie ihr zierliches, kugelrundes, faustgroßes Nest mit seitlichen Offnungen. Sie verzehrt Getreidekörner, Samen aller Art und Kerbtiere. Sie klettert gewandt an den Ästen und selbst an den schwächsten Grashalmen empor. Die größten den Mäusen ähnlichen Tiere sind die über 30 cm langen Ratten mit ihren plumpen Füßen. Da macht der Koch ein Gesicht und spricht: „Mäuslein, Mäuslein, bleib in deinem Häuslein? Nimm dich in acht heut Nacht, mach auch kein Geräusch und stiehl nicht mehr das Fleisch, sonst wirst du gefangen und aufgehangen." Der Koch bedeckt nun alle Schüsseln, stellt auf die Falle hinten im Eck und tut hinein den Speck, sperrt die Küche zu und legt sich zur Ruh. Wohl begreiflich, daß man den lästigen Näscherinnen nach- stellt auf alle Weise. Da werden Fallen aufgestellt und innen

3. Heimatkunde von München und Umgebung in Wort und Bild - S. 36

1912 - München : Kellerer
— 36 - Der Hauptgegenstand des Handels war auf dieser Straße das Salz, das von Salzburg ins Schwäbische gebracht wurde. Für diese Salzwagen mußte bei Föhriug eiu hoher Zoll bezahlt werden, der dem Bischof von Freising und seinem Lande zugute kam. Diese Brücke war Herzog Heinrich schon lange ein Dorn im Auge. Er hätte den reichen Zollertrag gut für sich und sein Herzogtum brauchen können. Nun begann er mit dem Bischof zu unterhandeln. Dieser aber wollte nicht nachgeben und die beiden gerieten in erbitterten Streit. Wenn die Fürsten stritten, gab es damals meist Krieg. So war es auch diesmal. Herzog Heinrich zog mit seinen Landsknechten, den damaligen Soldaten, nach Föhring, ließ die Brücke niederbrennen und eine andere bei dem Dörflein Munichen aufrichten, die Straße dorthin leiten und das Zollhaus bauen. Dieses geschah im Jahre 1158. Durch den lebhaften Verkehr auf dieser Straße zogeu bald mehr Bürger nach München und Heinrich versah die Ortschaft, um sie auch gegen äußere Überfälle zu schützen, mit Mauern, Wall und Graben und schlug seinen Wohnsitz in München auf. Nun war München eine Stadt geworden und wir nennen Heinrich den Löwen den Gründer der Stadt München. 18. Sagenhaftes von Herzog Heinrich demlöwen. Herzog Heinrich war, wie sein Beiname sagt, ein gar tapserer, starker Herr. Zu den vielen Fehden und Kriegszügen, die er unternahm, gehörte auch eine Fahrt zur Befreiung des hl. Landes aus den Händen der Türken, ein Kreuzzug. Unter- Wegs erwählte sich jeder der Krieger, die Kreuzfahrer hießen, einen besonderen Schutzheiligen. In einem Kloster, in dem sie einkehrten, sah Heinrich der Löwe einen Altar, dem hl. Onuphrius geweiht, und hörte so viel von den Tugenden und der mächtigen Hilfe dieses Heiligen, daß er ihn zum Schutzheiligen erwählte. Er erhielt vou den Mönchen als Gegengabe für reiche Ge- schenke die Hirnschale und das Bild des Heiligen. Beides brachte er nach München. Auf demselben Kreuzzug kam der Herzog in einen einsamen, abgelegenen Wald. Da sah er ein greuliches Untier, das mit seinen gewaltigen Tatzen einen Löwen so sest gepackt hielt, daß dieser vollständig wehrlos war. Der unerschrockene Herzog griff schnell nach dem Schwert, trennte mit einem Hieb den Schwanz des Untiers vom Rumpf und rettete so den Löwen. Dieser begleitete nun aus Dankbarkeit von Stund an den Herzog auf

4. Heimatkunde von München und Umgebung in Wort und Bild - S. 39

1912 - München : Kellerer
Lustbarkeiten. Hier wurden auch Turniere abgehalten. Es waren dies Waffeuspiele der Ritter. Die Ritter saßen zu diesem Zwecke meistens zu Pferd und einer suchte den andern ans dem Sattel zu werfen. Hiezu wurden lange Lanzen, Speere oder Schwerter gebraucht. Der Sieger bekam die Rüstuug, das Pferd und häufig auch ein Lösegeld von dem Besiegten Die Damen, festlich gekleidet, schauten von den Erkern und Söllern dem Kampfe zu. Der Sieger erhielt einen Preis. Bei diesen Turnieren fanden nicht selten Unglücksfälle statt. Als ein französischer König bei einem solchen Turniere vor mehr als 300 Jahren das Leben verlor, ging das Ansehen derselben nach und nach verloren und sie hörten dann bald ganz auf. Vom Marktplatz aus zogen sich schmale, unregelmäßige, schlecht gepflasterte Wege zwischen den Häuserreihen hin, die Gassen. Kein Wunder, daß diese Gassen krumm und regellos aussahen, durfte doch jeder bauen, wie und wohin er wollte. Die Häuser waren aus Holz oder Lehm, mit hölzernen Lauben versehen und mit Stroh gedeckt. Die Dachtraufen reichten bis in die Mitte der Straße und das Regenwasser sammelte sich in den Rinnen des schlechten Ziegelsteinpflasters. Überhaupt ließ die Reinlichkeit durch die Städel, Stallungen und Dünger- Haufen, die auch in den Gassen Platz fanden, viel zu wünschen übrig. Der Verkehr wurde gehindert durch die vielen .Hand- werksverrichtnngen, die außerhalb der Werkstatt geschahen. In diese ländlichen Zustände paßte die magistratische Rennsau, die frei umherlief, sich ihre Nahrung suchte und den ohnehin ver- wahrlosten Boden aufwühlte. Vier Tore, nach denen auch die Hauptgassen benannt wurden, sperrten das Städtlein ab. Im Osten, da, wo der heutige Rathausturm steht, war das Isar- oder Talbrucktor, hinter dem nichts zu sehen war als Wiesen und Auen, Felder und Wälder. Im Norden, an Stelle der heutigeu Polizei, stand der Wilbrechts- oder Nudelturm; in der mit der Weinstraße gleichlaufenden Dienersstraße der Muggentalertnrm. Im Westen, wo jetzt der Gasthof Dom- freiheit ist, war das Kaufringertor, hinter dem sich Haberfelder ausbreiteten. Im Süden befand sich das Püttrich- oder Ruffiuitor. In dieser Gegend war eine große, tiefliegende, von Bächlein durchflössen Wiese zu sehen, der Anger. Rings um Muuicheu zog sich an den Stadtmauern hin ein Graben, in dem ein Bächlein floß. Die Tore der Stadt wurden nach dem Gebet- läuten nur mehr gegen Erlag des sogenannten Sperrgroschens geöffnet. Für Fremde war auch bei Tag der Eintritt in die

5. Heimatkunde von München und Umgebung in Wort und Bild - S. 132

1912 - München : Kellerer
— 132 — denen Hans in die Welt guckt und glänzend braun wie Hansens Kraushaar ist Gretes glattes Fell. Ich möchte niemand raten die Schwärze des Rappen, die helle Farbe der Schimmel, die Zeichnung der Schecken schöner zu finden als Gretes kurzes Brauuhaar. Nur einmal ist Hans beinahe stutzig geworden; das war als Gärtners Fritz behauptete, die Schimmel erreichten ein höheres Alter als ihre andersfarbigen Genossen, denn natürlich wünscht er auch seiner Grete ein möglichst langes Leben. Sein Vater aber beruhigte ihn: „Besser als wir unser Bräundl striegeln und putzen, regelmäßiger als wir's zur Schwemme führen ist's auch nicht nötig um das weiße Fell des Schimmels tadellos sauber zu erhalten. Denn das Geheimnis dieser Lebensver- längernng ist die peinlichste Sauberkeit, die viele bei dunkel- farbigeren Pferden aus Bequemlichkeit nicht so genau beachten." Grete erwidert Hansens Gefühle aufs herzlichste. Kaum betritt er den Stall, dreht sich der feine Kopf nach ihm, große, kluge, lebhafte Augen sehen ihm entgegen und oft begrüßt ihn ein freudiges Wieheru. „Ich kenne es der Grete jedesmal an, wenn du kommst," sagte der Knecht, „sie hört dich längst ehe ich etwas merke. Da richtet sie sich schon auf, und spitzt und bewegt ihre Ohren; man muß sich wundern, wie fein sie mit den „Tüten" hört. Du lachst; sieh selbst ob ihre Ohrmuscheln nicht so aussehen. Damit fängt sie wohl jeden Laut auf. Übrigens muß ich dir noch etwas erzählen! Gestern wollte ich mir einen Spaß machen und hielt ihr deine Hausjoppe vor die Nase. Da solltest du gesehen haben wie die Nase schnupperte, wie sich die Nüstern bewegten! Sie kannte dein Gewand genau so am Geruch wie unser Karo. Und wie der Hund findet sie durch ihren Geruch den Weg auch in dunkler Nacht," fügte der Vater bei, „und nnferm Michel wäre es vorige Woche abends bei dem dichten Nebel, der nicht die Hand vor den Augen er- keuuen ließ, schlecht gegangen ohne Brünnls ausgezeichneten Geruchsinn." „Gretel, kennst du mich?" so fragte Hans und streichelte sein liebes Pferd und klopfte ihm die glänzenden Seiten. „Ei, du willst die Taschen aussuchen, lachte der Bube und holte den gewünschten Leckerbissen, Zucker und Schwarzbrot, heraus. Die beweglichen, weichen Lippen erfaßten das Stückchen auf des Knaben Hand und drückten es in das Maul. Mit derselben Bewegung ho^te es das Büschel Heu aus der Raufe, den Hafer und Häcksel aus der Krippe. Hans nahm nun den Eimer und trug frisches Wasser herbei, sofort steckte der Gaul das ganze

6. Heimatkunde von München und Umgebung in Wort und Bild - S. 134

1912 - München : Kellerer
die Lücke, die durch das Fehlen der Eckzähne zwischen Schneide- und Backenzähnen entsteht. So sachte und vorsichtig lenkt Hans auch seine Grete, er weiß, ein heftiges Zerren und Reißen der- ursacht den empfindlichen Lippen Schmerzen. Grete kann mit ihrer Herrschaft wohl zufrieden seiu. Herr, Gesind und Kind wissen, was man dem arbeitswilligen Haustier- schuldig ist. „Wir fahren noch ein Stückchen weiter/" hörte Hans oft den Knecht Michel sagen, „Grete soll im Schatten stehen." Als Vater gar einen Strohhut für Grete kaufte, war's ein all- gemeines Freuen: „Das wird dem Tier im heißen Sommer gut tun." Kommt Grete nach langer Fahrt ermüdet heim, den weißen Schaum am Maul und Schweiß am ganzen Körper, wird sie sofort trocken abgerieben, mit Decken geschützt und lang- sam noch eine Zeitlang im Hofe zum Verschnaufen und Abkühlen herumgeführt, ehe sie ihren Platz im Stall und Wasser und Futter aufsuchen darf. Auch heute erhielt Hans eine Lehre zum Wohl seines Brünnls. Es hatte geregnet und besonders das Asphaltpflaster war naß und glatt. „Langsam, ganz langsam," mahnte der Vater, „ja nicht treiben mit Zügel und Peitsche! Bei solchem Wetter mußt du dem Tiere Zeit lassen, sonst kann es den Fuß nicht richtig setzen, rutscht aus und fällt!" „Willst du das wohl sein lassen," rief er plötzlich zornig dem bekannten Gärtnerkutscher zu, „die Peitsche gehört überhaupt nur zum Anfeuern, nicht zum Schlagen, heute schon gar nicht. Ich sag's ja!" Da lag schon der fremde Gaul am Boden. Der dumpfe, schwere Fall hatte sofort einen Ring von Zuschauern hergelockr. Der Kutscher und noch ein paar Männer bemühten sich ver-- gebens das gestürzte Tier aufzurichten. Immer wieder glitt es ans, bis Hansens Vater befahl: „Versucht es doch mal und legt Decken unter!" Von einer Hilfsstelle des Tierschutzvereins wurden nun Decken geholt und dem Pferde untergeschoben, das endlich schwer atmend und zitternd wieder auf den Beinen stand. „Das hätte auch schlimm ausgehen können," bemerkte der Vater, „so daß das Tier dem Pferdemetzger überliefert werden müßte." Eine tüchtige Angst hatte Hans ausgestanden als er das erstemal dem Beschlagen seines Gaules zusah. Wie der Huf- schmied das Eisen mit den Nägeln festschlug, wie es zischte und rauchte! Das mußte doch weh tun und dennoch hielt Grete ganz ruhig. Lange wollte es ihm nicht einleuchten, daß die Pferde in ihrem Hornfchnh kein Empfinden haben, und er glaubte die Versicherung erst, als seine Mutter das Schneiden der Nägel als Beweis erwähnte. Da hatte Hans auch genug

7. Heimatkunde von München und Umgebung in Wort und Bild - S. 138

1912 - München : Kellerer
— 138 - Weg gehen — während der Fahrt nicht auf- oder abspringen — nach vorne absteigen mit linker Hand am linken Griff, auch wenn der Wagen steht, da ein unvermuteter Ruck nicht un- möglich ist. Es ist Montag morgen. Beim Einsteigen begrüßen Fritzl schon ein paar Mitschüler: „Was hast du bei den Rechnungen herausgebracht? Laß sehen!" Die Buben machen sich hübsch breit, legen die Mappen neben sich, kramen die Hefte aus, da poltert es vor ihnen: „He, ihr meint wohl die Bank ist nur für euch da? Das ist nicht euer Schreibtisch zu Hause! Wollt ihr gleich ordentlich zusammenrücken und nicht mehr Platz ein- nehmen als euch gebührt!" Schleunig raffen die Gescholtenen ihre Habseligkeiten zusammen, manches Blatt fällt auf den Boden und trägt einen Schmutzflecken als Merkzeichen fürs künftige Verhalten. Nicht lange dauert es, so sind sie wieder in hitzigem Hin- und Herreden, Erklären, ja Streiten. Laut und lauter werdeu die Stimmen. „Leiser sprechen, ihr Rangen, ihr macht ja einen Heidenlärm, da versteht man ja sein eigenes Wort nicht mehr!" grollt einer der Nachbarn. Darauf werden die Erörterungen sanfter im Flüsterton aber nicht weniger eifrig fortgeführt, fo eifrig, daß sie den Zielausruf des Schaffners überhören. Der rüttelt den einen unsanft auf: „Habt ihr keine Ohren? Gut, daß ich euch schon kenne, ihr wäret sonst fest sitzen geblieben und wer weiß wie weit gefahren!" Kaum steht die kleine Schar auf dem Weg, da bringt einer eine Frage nach einem lateinischen Wort. Wieder gehen die Meinungen aus- einander. Karl zieht eifrig sein Buch, um die Richtigkeit seiner Behauptungen zu beweisen. Um bequemer zeigeu zu können, klemmt er Mappe und Schirm unter den Arm. „Schirm senk- recht tragen" ruft ihm ein Schutzmann zu, „willst du die Er- wachsenen stoßen oder den Kindern die Augen ausstechen?" Rechts ausweichen? Habt ihr das in der Schule nicht gelernt? Ihr seid ja wie Bauern, die zum erstenmal aus dem hintersten Dorf kommen!" Ein ereignisvoller Tag, die ersten Zeugnisse waren aus- geteilt worden, belehrte unsere Kameraden über andere Ver- kehrspslichten. Sie waren so fünf eng aneinandergedrängt von der Schule weggegangen und besichtigten ihre Noten. „Na, das ist wohl eine lebendige Wegsperre", tönte es in ihre Ohren; „ich soll wohl in den Rinnstein treten, weil ihr die ganze Breite des Weges für euch iu Anspruch nehmt!" Nuu teilten sie sich freilich sofort, aber in zwei Gruppen ließ sichs nicht so

8. Heimatkunde von München und Umgebung in Wort und Bild - S. 169

1912 - München : Kellerer
— 169 — fließt, dient zur Wäsche, zum Gemüseputzen, Geschirrschwenken u. dergl. Auch die Gießkannen füllen wir am Brunnen, wenn wir das Wurzgärtleiu am Hause gießen, damit Sonnenblumen, Rosen, Pfiugstblumeu, Mohn und wie die ländlichen Blumen zu Festtagssträußchen heißen, die den Rand der Beete zieren, ordentlich blühen und Salat, Bohnen, Schnittlauch und ähn- liches gedeihen. Am wichtigsten für uns ist allerdings die Hecke aus Stachel- und Johannisbeeren. Doch nicht nur zum Pflanzengießen tragen wir Wasser in unserer Gießkanne. Im Grasgarten hinter dem Hause liegen die Wäsche und die Lein- wand zum Bleichen ausgebreitet und harren des Besprengens. Wenn im Sommer die Kirschen rot sind, im Herbste Zwetschgen und Äpfel locken, dann sind wir Kinder am liebsten im Baum- garten, erklettern die Obstbäume mit und ohne Leiter und holen uusern saftigen Schmaus. Ein Gebäude hätte ich beinahe der- gessen, nun mahnt mich Sultan mit einem Stoß seiner feuchten Schnauze. Sein Hundehaus steht im Hofe, in dem er besonders nachts Haus und Hof behütet. Jetzt trabt er zutraulich neben mir, wir stehen an der offenen Scheunentüre, deren Breite den schwerbeladenen Wagen noch einfahren läßt. Auf dem hölzernen Boden stehen die Leiterwagen und die Dreschmaschine. Auf hohen Leitern ersteigt man Heu- und Getreideboden. Das Glöcklein vom Turm des Daches ertönt, daß es über die Felder klingt und die fleißigen Arbeiter zur ersehnten Mittagrast ruft. d) Die Bewohner und ihre Lebensweise. Die Bewohner des Dorfes betreiben meistens Landwirtschaft, d. h. sie bebauen die Äcker. Die Wiesen liefern das Gras für das Vieh. Die Bewohner sind also Landwirte oder Bauern. Am meisten verdienen die Bauern durch den Verkauf von Milch, die sie morgens und abends in die Stadt fahren. Ein Schneider, ein Schuhmacher, ein Wagner, ein Schmied, ein Krämer sind meistens auch zu erfragen. Neben ihrem Hand- werk treiben sie auch Landwirtschaft und zu den Zeiten, wo Feld und Wiese alle Hände beschäftigen, müssen die Kunden oft lange warten, bis ein Regentag die nötige Arbeitszeit gibt. Im Sommer müssen die Bauern früh aufstehen. Noch ist die Sonne nicht aufgegangen, muß der Stall gereinigt, das Vieh gefüttert und getränkt werden. Auf dem Felde wird gemäht, das > Getreide geschnitten, bevor es hell geworden ist. Zu einer Zeit, in der die meisten Städter erst ans den Betten

9. Heimatkunde von München und Umgebung in Wort und Bild - S. 150

1912 - München : Kellerer
— 150 — Beim Vieh hat der Genuß der Anemone Entzündung der Eingeweide zu Folge. Der brennende Saft der frischen Blätter zieht auf der Haut Blasen. Das Windröschen ist also eine Giftpflanze. 60. Ein Sommernachtstraum. „Gute Nacht, Thedy!" Der Vater strich über Wangeu und Haar seines Buben, nickte ihm freundlich zu und schaute dem strammen Bürschcheu wohlgefällig nach, als es die Mutter ins Schlafzimmer brachte. Heute bettelte Thedy nicht um längeres Aufbleiben. Müde von Luft und Sonne eines herrlichen Juni- tages, vom tüchtigen Marsch über Feld durch Wald und Wiesen, schlössen sich die Augen, als kaum der blonde Kopf auf deu weicheu Kissen lag. Zärtlich deckte die Mutter den wilden Lieb- ling zu und machte segnend das Kreuz auf seine Stirne: „Wenn er nur nicht gar so ein Sausewind wäre und in Übermut und Unbedacht so manches täte, was sein Herz dann bitter be- reuen muß." Wenig Stunden noch und es war still in Wohnung, Haus und Straße. Die großen Leute hatten sich auch zur Ruhe be- geben. Das Rasseln der Straßenbahn hatte aufgehört. Nur ein Schutzmann schritt von Zeit zu Zeit über den Platz. Aber ein neugieriger Zuschauer war da. Freund Mond guckte mit seinem vollen, runden Gesicht durch die Vorhänge, gerade wo der Spalt war. „Ei, wie der Junge brav fein kann, wenn er schläft/' schmunzelte er, als er Thedy behaglich hingeschmiegt sah. Nur die tiefen, regelmäßigen Atemzüge des Schläfers, die warm geröteten Wangen verrieten das Leben. Lange freute sich der gute, alte Mond des friedlichen Bildes. Aber was war das? Ein Seufzen, fast ein Stöhnen, die Lippen offnen sich halb, die Stirne runzelt sich, unruhig zuckeu die Häude. „O weh, da hat Sandmännlein in den schwarzen Sack gegriffen!" Nachdenklich schüttelte der Wächter am Himmel seinen Kops: „Was hat nur das Bürschleiu Schlimmes verbrochen?" Thedy war wieder draußen, wo tief unten der Fluß braust, wo im Wind die Kronen der Bäume schwanken, wo tausend Blumen sich wiegen und neigen. Aber nicht der Glanz des sonnigen Tages verklärt Flur und Hain, nicht wandern heitere Weggenossen vor und hinter dem Knaben, nicht lockt der Vögel Ruf von fern und nah. Die Stille der Nacht liegt über der Gegend. Schwarz ist die Flut in ihren: Bette. Dunkel stehen

10. Heimatkunde von München und Umgebung in Wort und Bild - S. 156

1912 - München : Kellerer
— 156 — einem der schönsten Tierparke Deutschlands umgeschaffen. Kommt das Wasser von mehreren Quellen zusammen, so ent- steht ein Bach. Aus mehreren Bächen wird ein Fluß. Die Isar ist ein Fluß. Weil das Wasser der Quelle, des Baches und des Flusses weiter und weiter fließt, so heißen wir diese Gewässer fließende Gewässer. Wie schon angedeutet, liegt südwärts die Meuterschwaige, früher Harthausen genannt. Wir wissen, daß ehemals nicht nur die Künstler Münchens da häufig Einkehr hielten, sondern daß auch König Ludwig I., der Beschützer und Förderer der Künste, sich gerne in ihrem Kreise einfand. Die Menterfchwaige ist auch heute uoch ein beliebter Ausflugsort der Münchener. An schönen Sonn- und Feiertagen finden später Kommende in dem großen Garten kaum mehr einen Sitzplatz. Die Aussicht von da in das Isartal und auf die gegenüber liegende Höhe ist aber auch prächtig und gewährt besonders am Abend einen großen Naturgenuß. Wir gelangen bald an die großartige Eisenbahnbrücke. Sie hat eine Höhe von 30 m und ist 234 m lang. Mit den beiden Fußwegen beträgt die Breite fast 12 m. Die Brücke ruht auf drei Pfeilern. Im Jahre 1857 wurde sie erbaut und besteht aus Stein und Eisen. In den Jahren 1908 und 1909 wurde sie wegen ihres Alters und weil sie dem Verkehr nicht mehr genügte, erneuert und breiter gemacht. Von der Brücke aus hat man eine herrliche Aussicht bis München. Man über- sieht auch ein hochinteressantes Stück der Baukunst, die Wasser- kraftanlage, die zur Ausnützung im städtischen Triebwerke an- gelegt wurde. Die Wasserwehranlage in Großhesselohe enthält n. a. ein bewegliches Wehr, um bei Hochwasser die Flut ab- zuleiten. Wir überschreiten die Brücke zum Großhesseloher Bahnhof nicht sondern ziehen auf der rechten Seite der Isar weiter. Gei- selgasteig, das an der Landstraße liegt ist schon uralt. Sein Name wird von Geschichtsforschern als „Gacher Steig der Gisela" gedeutet. Die Siedlung war früher ein landwirtschaft- licher Hof, dann wurde sie eine Erziehungsanstalt. Bald kom- men wir nach Grünwald. Nun zieht eine Trambahnlinie von München über Harlaching, Menterschwaige und Geiselgasteig nach Grünwald und so ist auch das rechte Jsaruser dem größeren Verkehr eröffnet. Die Städter sehen sich verlockt, sich hier eben- solche Landhäuser und Sommersitze zu bauen, wie sie an der entgegengesetzten Seite der Isar schon lange entstaudeu sind.
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