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1. Heimatkunde von München und Umgebung in Wort und Bild - S. 3

1912 - München : Kellerer
— 3 — Bedingungen erfüllt, unter denen sie sich wohl fühlen, ihnen tunlichst alles bietet, was sie in Freiheit, in der Heimat haben. Im Winter beherbergen eigene Warmhäuser die Abkömmlinge der heißen Länder, die mächtigen Löwen, die wilden Tiger, die empfindlichen Affenarten, kurz alle, die vor rauhen Winden, strenger Kälte, Regen und Schnee geschützt werden müssen. Aber nicht nur die Örtlichkeit wurde nach Kräften den Heimatverhält- nissen angepaßt, auch die Nahruug richtet sich nach dem, was sie in der Heimat brauchen und finden. Nicht umsonst ist das Füttern der Tiere verboten. Man wollte nicht nur dem Überfuttern vor- beugen, sondern auch verhüten, daß den Pfleglingen Dinge, — eßbar und nicht eßbar — vorgeworfen werden, die ihrer natür- lichen Kost zuwiderlaufen, sie krank machen oder mit denen sie sich verletzen. „Nicht necken" ist die zweite Weisung, damit die Tiere nicht mißtrauisch und boshaft werden, sondern sich vor den Gästen arglos und natürlich in ihrem Treiben und Bewegen zeigen. Seil Jahren sind ja hervorragende Männer der Wissen- schaft, kühne Reisende und Naturforscher bemüht, Wege und sichere Mittel zu finden, uns die Tiere ferner und fernster Länder so viel als möglich so vorzuführen wie sie sich in der Heimat bewegen und benehmen, sich ernähren, ihre Jungen groß ziehen. Alle erdenklichen Maßregeln werden angewendet, die Fremdlinge möglichst lange gesund und lebend, möglichst schön und kräftig zu erhalten. Alle Unternehmungen dieser Art haben mit sehr vielen und großen Schwierigkeiten zu kämpfen. Schon die weite Reise über Meer und Länder fordert ihre Opfer. Die gefangenen Tiere sind gegen schädliche Einflüsse weniger widerstandsfähig, werden leichter krank und sterben in vielen Fällen früher als ihre Brüder, die sich in dichten Wäldern, auf weiter See, in fandiger Wüste, in schier endlosen Wiesen frei bewegen wie bei uns Fuchs, Hase und Reh. Die das Licht der Welt in einem Käsig des Tiergartens erblickren, kennen ja kein anderes Leben. Bei denen aber, die jung eingefangen zu uns gebracht werden, dauert es oft lange, ehe sie sich beruhigen und Speise und Trank annehmen. Manche gehen bald zugrunde, da sie sich an die Haft und veränderte Lebensweise nicht gewöhnen können. „Sie sind am Heimweh gestorben" erzählen dann wohl die Städter, denn nicht nur die Menschen, auch die Tiere haben eine Heimat, in der sie sich wohl fühlen und nach der sie sich sehnen. 1*

2. Heimatkunde von München und Umgebung in Wort und Bild - S. 6

1912 - München : Kellerer
— 6 — die Verwandte. „Ja," entgegnete Anna, „zu Hause ist's eng und armselig und ich habe es lange nicht so gut, aber ich habe dort Vater und Mutter und Geschwister und bin dort daheim." Die gute Verwandte versuchte alles mögliche, sie das Heimweh vergessen zu machen. Als sie aber merkte, daß alles fruchtlos war, ließ sie das Mädchen wieder nach Hause fahren. Wie froh war es, als es wieder in seinem Dorfe und in der engen Stube bel Vater und Mutter war! In der schönen Stadt und in dem großen Hause war Anna traurig gewesen vor Heimweh. Freilich waren Vater und Mutter sehr betrübt, daß das Heimweh das Kind zwang, wieder nach Hause zu kommen. Die gute Verwandte unterstützte aber gleich- wohl die Eltern des Kindes fort und fort und milderte nach Kräften ihre Not. 5. Bitte, bitte, mein Kind! Ein warmer Sonnentag. Auf der Straße lärmen und schwätzen die Spatzen: „Zirp, zirp, komm heraus, du Gelb- frack!" Häuschen Gelbfrack sitzt am Gesimse des offenen Fensters, dreht das feine Köpfchen hin und her und äugelt nach deu Schreihälsen. Dann wendet er sich schnell, flattert zurück ins Zimmer, pickt am Zuckerbröckchen neben Vaters Kaffeetasse, fliegt vom Tisch auf den Kasten, wo die Äpfel liegen, schwingt sich vom Kasten auf die Vorhangstange und sucht sich zuletzt einen Ruheplatz auf Gretels Schulter. Unfern Kanarienvogel lockt nicht der Ruf der gefiederten Kameraden. Er sehnt sich nicht nach Umschau in der näheren und weiteren Nachbarschaft. Seine Wiege war ein hölzernes Nestlein in Großvaters Vogelstnbe. Das Wohnzimmer und der Käfig sind seine Welt, in der er sich wohl suhlt. An der Grenze des engen Raumes beginnt für ihn die unheimliche Fremde. „Gib, gib! Piep, piep," tönt es schmeichelnd in Gretels Ohr. Verstehst du, was er dir sagt? „Bitte, bitte, mein Kind, Hab' mich lieb wie ich dich. Ich bin dein Eigentum, drum trage Sorge für mich, für mein Häns- lein, mein Futter, meine Pflege! Ich danke dir's mit lustigem Schmettern, mit zutraulichem Wesen. Weißt du noch, wie ich zur Pflege zu den Hausmeisterleuten übersiedeln mußte, als du mit den Eltern im Sommer aufs Land gingst? Ach, das war schrecklich für mich! Tagelang saß ich mit aufgeblasenem Gefieder und halbgeschlossenen Augen ans dem Stänglein ohne zu singen und ohne zu fressen. Ich sehnte mich nach dir, ich

3. Heimatkunde von München und Umgebung in Wort und Bild - S. 8

1912 - München : Kellerer
— 8 — lassen sich Ruhe und Abendbrot schmecken. Dann schmiegt sich der Hund satt und zufrieden an seinen jungen Herrn. Was wollen sein kurzes Wau — Wau, seine klugen Augen sagen? „Bitte, bitte, mein Kind, sei immer gut mit mir. Klopfe mein Kissen vom Staube rein, fülle meine Schüssel mit Futter und frischem Wasser, kämme und bürste mein Fell, damit ich gesund und munter bleibe. Sieh, ich kann mir ja selbst nicht helfen, mein Wohl hängt von deiner Sorgfalt ab. Ich will dir danken durch Wachsamkeit und Treue. Mit eifrigem Gehorsam will ich alle Kunststücke lernen, die du verlangst. Weißt du noch, wie Vater mich einmal als lästigen Eindringling verschenkte? Weißt du noch, wie ich nach ein paar Tagen wieder kam, halb tot vor Mattigkeit und Hunger? Ich hatte mich gewaltsam losgerissen, ein Stück des Strickes schleifte ich nach. Das Heimweh hatte mir die Kraft geg'eben, mich zu befreien, das Heimweh trieb mich den stundenlangen Weg zurück, das Heimweh zwang mich von dem fremden Manne weg, nach Hause zu dir. Darau denke und vergiß mich nie! Quäle mich nicht in gransamem Mutwillen. Laß mir's gut geheu bei dir in meiner Heimat. Bitte, bitte, mein Kind!" Die Spatzen haben sich nach überstandenem Schrecken wieder zusammengefunden. Gemeinsame Neugier hält sie vor einem Drahthaus fest, das Kurt im Garten aufgestellt hat. Was für eiu sonderbares Tier klettert beständig an dem Baumstück drinnen auf und ab? Ein Hund kauus nicht sein, denn der klettert nicht; eine Katze auch nicht, die macht kein Männchen; für eine Maus ist das Geschöpf zu groß. Nuu siud die Spatzen mit ihrer Naturgeschichte zu Ende. So weit waren sie noch nie aus der Stadt gekommen, um ein Eichhorn kennen zu lerueu, Kurts Vater hat das junge Tier von der Jagd mitgebracht und so mußte es den herrlichen, grünen Wald mit dem engen Drahtviereck vertauschen. Sieh, wie es ruhelos im.käfig hin und her rast, wie es dann ermattet und schwer atmend in der Ecke kauert. Nuu rennt es den Aststumpf hinauf, nun häugt es am Gitter, nun drängt es den schlanken Leib an die Stäbe. Versteht Kurt seine stummen Klagen nicht? „Bitte, bitte, mein Kind, laß mich frei! Ich sterbe vor Jammer in der schreck- lichen Enge. Ich bin ja auf schwankem Ast im schattigen Laubdach geboreu. Ich möchte mich auf den Zweigen schaukeln, möchte mich von Baum zu Baum schwingen. Laß mich frei' Ich will dir dankbar im Walde meine Künste zeigen, will dirs nicht neiden, wenn dn die schönsten Nüsse von meinen Hasel-

4. Heimatkunde von München und Umgebung in Wort und Bild - S. 13

1912 - München : Kellerer
— 13 — 8. Die Windrose. Hu, war das ein kalter Herbstwind! Unsere Buben kamen ganz durchfroren in die Schulstube. Der Wind hatte ihnen die Backen rot und blau gefärbt und manch einem sogar das Mützlein vom Kopfe gerissen. Jetzt saßen sie alle da mit auf- merksamen Augen und warteten auf das Wort des Herrn Lehrers. Der ließ Tafel und Griffel heraufnehmen, trat mit der Kreide in der Hand an die große Wandtafel und sagte: „Wenn die gelehrten Leute die Karte eines Lan- des, eine Landkarte, zeichnen wollen, so müssen sie darauf merken, daß man die Lage des Gebietes nach den Him- melsrichtnngen genau er- kennt. Sie müssen deshalb . auf ihre Zeichnung feste Richtnngspnnkte angeben, die sich nie verändern, eben- so wie die Sonne nie Seite und Richtung ihres Auf- und Unterganges und ihres Weges wechselt. Sie merken Osten stets auf der rechten Seite der Tafel oder des Papieres und Norden auf der oberen Seite an." Hans zeigte und sagte nun, daß Westen, als Osten entgegengesetzt, auf die linke, Süden, als Norden entgegengesetzt, auf die untere Seite der Tafel kommt. Nun verbanden die Kinder die vier Hauptrichtungen mit Strichen, daß es aussah, wie ein Kreuz. Der Herr Lehrer machte nun aus den Strichen Blättchen, daß es wie ein kleiner Papierstern wurde, den die Kinder auf Holzstäbchen tragen und im Winde treiben lassen. Karl hatte schon einmal eine solche Windfahne aus Blech auf dem Dache gesehen und Hans wollte zu Hause eine solche aus dickem Kartenpapier schneiden und zusammensetzen. Der Lehrer sagte den Schülern noch, daß die gefertigte Zeichnung der Hauptrichtungen den Namen „Windrose" führt. •Är/- Die vier Himmelsrichtungen.

5. Heimatkunde von München und Umgebung in Wort und Bild - S. 21

1912 - München : Kellerer
— 21 — warten auf den warmen Regen und reiben und waschen mit Schwamm und Seife. Nachdem das Wasser, um abzuhärten und vor Erkältung zu schützen, nach und nach kühler geworden, eilen die Badenden, mit gewärmten Handtüchern versehen, zu ihren Kleidern, um nach besonders eingehender Beschäftigung mit Kamm und Spiegel in die Klasse znrückzukehreu. Jedes der Kleinen ist stolz auf seine Frische und Reinlichkeit: „Christ- kind wird mit uns zufrieden sein." Aber Christkindlein, ver- giß unsere Knaben nicht! Die wackeren Handwerksleute ver- dienen deinen Beifall! In der schulfreien Zeit rühren sie Hobel und Schnitzmesser und kleben und kleistern. Am heiligen Abend bewundern Vater und Mutter die sauber gearbeiteten Kästchen, die zierlichen Rahmen, die hübschen Wandtaschen und wie all die Beweise regen Fleißes in der Schüler werk st ätte heißen mögen. Christkindchen ist gar gut; es kennt die Wünsche seiner lieben Jugend. Da der Winter sich frühzeitig hübsch strenge anließ, mahnte es in Geschäften und Häusern: „Habt ihr nicht übrige Schlittschuhe? In der Schule werden sie dank- bar angenommen!" Die lebhafte Schar stürmt auf den Eis- platz neben dem Schulhause. Ei, wie hast du dich verändert du lieber Spielhof! Wo wir im Sommer unter schattigen Bäumeu beim „Schwarzen Mann" und beim „Dreischlag" ge- jubelt, den Reif und den Ball geworfen haben, breitet sich jetzt die harte Eisfläche aus, auf der sich's prächtig tummeln, schleifen und niederfallen läßt. Niemand vermißt des Sommers Wärme und Grün. Die roten Backen und blitzenden Augen zeugen von der gesunden Wirkung frischer Bewegung in klarer Winterluft. Nur ein paar Schulküchenmädchen stehen plaudernd bei dem Zaune still. Das Fleckchen Land ist ihr Schulgarten, sie werden ihn im Frühjahr mit Küchenpflanzen aller Art anbauen, werden jäten und gießen. Mahnt die einbrechende Dunkelheit die Kinder wohlhabender Eltern zur Heimkehr in die traute Behausung, so wartet der Armen ein warmer behaglicher Raum im Schulhause. Der „H o r t" ist die Zuflucht aller, deren Eltern durch Arbeit ums tägliche Brot den ganzen Tag von der Wohnung ferngehalten find. Er bewahrt die Knaben, Mädchen und Lehrlinge vor der Gefahr, auf der Straße und im Wirtshause Rohes und Schlimmes zu sehen, zu hören und zu tun. Er bietet genügenden Platz, die Schulaufgaben zu fertigen. Es gibt dort schöne Bücher zu lesen. Es werden unter- haltende Gesellschaftsspiele getrieben. Es werden alle Freuden und Leiden des jungen Lebens besprochen. Jetzt herrscht nur

6. Heimatkunde von München und Umgebung in Wort und Bild - S. 23

1912 - München : Kellerer
— 23 — Geländer aufrichten, die Fußböden legen und die Fenster- rahmen herstellen. Der Schlosser besorgte die Schlösser, Riegel, Kegel und Angel an Fenstern und Türen. Der Töpfer setzte in jedes Zimmer einen Ofen und in die Küche den Herd. Der Glaser fügte in die Fensterrahmen die hellen, durchsichtigen Scheiben. Zuletzt kam noch der Tapezierer und beklebte die Wände mit buntfarbigen Tapeten und der Maler, der schon die Außenmauer mit Ölfarbe angestrichen hatte, malte farbige Ränder und bunte Blumen an die Decke. Nun muß das neue Haus noch austrocknen und dann können die Wohnungen be- zogen werden. Der Mensch teilt mit manchen Tieren seine Wohnung oder er baut ihnen eine eigene und wir nennen diese Tiere Haustiere. Dazu gehören das Pferd, das Rind, das Schwein, die Ziege, das Schaf, der Hund, die Katze, die Hühner, die Enten, die Gänse und die Tauben. Im Hause halten sich aber auch andere Tiere auf, die der Mensch nicht dulden will, weil sie schädlich oder lästig sind, die er aber oft nicht vertreiben kann, weil er ihnen nicht beikommen kann. Das sind zunächst die Mäuse und Ratten und das kleinere Getier von Fliegen, Asseln, Motten u. a. m. In den folgenden zwei Abschnitten soll zunächst von der Katze und der Maus die Rede sein. 14. Von der Katze. Heute ist großes Fest in der Katzenfamilie auf dem Speicher des Wohnhanses, der erste Sehtag der vor neun Tagen ge- bornen Kinder. Bis jetzt waren die vier Sprößlinge taub und blind und krochen nur unbeholfen in dem Korb, der ihr Geburts- Haus ist, herum und suchten miauend bei der Mutter die erste Nahrung- Diese, eine schöne, graugefleckte Katze, leckt und putzt voll Zärtlichkeit mit der rauhen Zunge an ihren Kleinen herum. Sie sollen, an die gleiche Reinlichkeit gewöhnt werden, die alles, was zum Katzengeschlecht gehört, auszeichnet und sie bei den Menschen zu beliebten Gliedern des häuslichen Kreises macht. Voll Stolz beobachtet die alte Katze die Gehversuche ihrer Jungen, ihre Verschönerungsversuche uuermüdet fortsetzend,.bis die feinen Härchen des weichen Pelzes tadellos glatt liegen. Miezchen ist eigentlich mit allen Hausgenossen gut Freund. Warum sollte es auch nicht? Es erhält regelmäßig sein volles Schüsselchen Milch, wird gestreichelt und gehätschelt und niemand ist, der es neckt und quält. Somit hat es auch keine Ursache von seinen

7. Heimatkunde von München und Umgebung in Wort und Bild - S. 25

1912 - München : Kellerer
— 25 — wie eine kleine Schleppe nach. Aber die weichen Pfötchen setzt es schon behutsam und ordentlich zierlich zu dem fast unhörbaren Gang, tritt mit den Zehen auf wie sich's für richtige Katzen gehört, so daß nur die weichen, mit kurzen Haaren besetzten Ballen darunter den Boden berühren. Fangemaus nannte das Kind das dritte der Tierchen. Es scheint auch wirklich alle Anlage zu haben diesen Namen zu verdienen. Ein Band, das sich aus den Flecken des Korbes gelöst hat und heraushängt, ist ihm ein passendes Übungsmittel. Bald auf dem Bauche, bald auf dem Rücken lie- geud, die leuch- tenden Augen in dem runden Kopf auf das Spielzeug ge- richtet, haschen bald die eine, bald die andere, bald beide Pfo- ten,schnapptdas Mäulchen, zie- hen die spitzen Krällchen. Nicht leicht ist etwas reizender als ein junges Kätzchen beiseinemdrolli- gen Spiel und sogar Mutter muß bei allem Ärger lachen, wenn Kätzlein über deu Strickkorb geraten ist. Fataler war die Ge- schichte freilich als es dem Büblein die Aufgabe geschrieben hatte, die Pfote die Feder vertrat, die Flecken an Stelle der Buchstaben nicht bloß auf dem Heft des schlafenden Faulpelzes saßen. Das vierte der Geschwisterchen hieß nicht mit Unrecht Töpfchenaus. Trotz seiner frühen Jugend, wo es noch die mütterliche Milch als Nahrung saugte, lockte es das leckere Schüsselcheu, das das Kind gebracht hatte, unwiderstehlich an. Langsam schiebt es das ein wenig vorstehende Näschen und das kleine.maul über den Rand des Töpfchens und kostet mit dem rosigen Zünglein. Sieh, plötzlich erhebt sich die alte Katze, mit Die Katze.

8. Heimatkunde von München und Umgebung in Wort und Bild - S. 27

1912 - München : Kellerer
- 27 — Knabe ein und „gar an solch sonnigen Herbsttagen!" „Du frei- lich nicht," fuhr Vater fort, „du bist ein Kind dieses Landstriches. Aber euer Kätzlein stammt aus dem heißen Süden. Seine Vor- eltern wurden wohl von Reisenden in unsere Gegenden gebracht. Von dieser eigentlichen Heimat her ist ihm das große Wärme- bedürfnis geblieben. Denke nur, wie oft ihr euch gewundert habt, daß es stundenlang im glühendsten Sonnenschein lag." „Bleib nur, Miezekätzchen, bleib," sprach schmeichelnd das Mäd- chen und streichelte sanft über das seidige Haar. Das behagte Sctmmetfell, wohlig streckten sich Beine und Pfoten. „Es schnurrt," berichteten erfreut die Kinder, als sie das leise surrende Geräusch hörten, das durch zwei zarte, gespannte Häutchen im Kehlkopf hervorgebracht wird. „Ei, wie sie gleich zusammen- zuckt!" rief der Knabe. „Ich bin nur mit dem Finger ganz wenig an ihre Schnurrbartspitzen gekommen!" „Das hat seinen Grund," erklärte wieder der Vater. „Die Katzen haben in den Haaren ein sehr feines Tastgefühl, noch viel feiner als am übrigen Körper. Es wird es auch sofort spüren, wenn nur die Spitze deines Fingers die langen Haare über den Augen be- rührt." „Was ist denn das?" rief auf einmal das Mädchen. „Das Fell ist ja feurig. Miez, was hast du nur?" Das Kätzchen war aufgesprungen und wehrte sich kläglich miauend gegen die haltenden Hände des Knaben. „Ich habe ihm nichts zu leide getan, ich wollte es nur mal verkehrt streicheln!" „Du brauchst nicht zu erschrecken," beruhigte der Vater. „Das ist eine Eigen- tümlichkeit des Katzenfelles, daß Funken herausspringen, wenn man es iul Dunkeln nach rückwärts streicht. Die Katzen mögen aber diese Art Liebkosung nicht leiden, da sie es eben durch deu feinen Tastsinn in den Haaren unangenehm empfinden." „Zu dumm, daß die Kätzchen gerade da so empfindlich find, da muß man sich ja ordentlich scheuen, zärtlich mit ihnen zu sein!" „Für dich und deinesgleichen ist's vielleicht nicht erwünscht," nahm Vater wieder das Wort. „Aber denke, wie schlecht es den Katzeu auf ihren nächtlichen Jagdzügen ginge. Sie haben zwar sehr scharfe Augen, die für die Dämmerung und die hellen Nächte ausreichen, aber in der Stockfinsternis können sie so wenig sehen wie ich und du. Da muß dann das seine Gefühl den Dienst der Augen tuu." „Komm Miezchen, ich will dich trösten, weil wir dir so viel Unbehagen gemacht haben," sagte nuu die Kleine und kam mit einem Näpfchen Milch zu der Katze, die sich iu- zwischeu wieder beruhigt zum Schlafen hingeschmiegt hatte. Aber das Tierchen rührte sich nicht, bis der beliebte Trank dicht vor

9. Heimatkunde von München und Umgebung in Wort und Bild - S. V

1912 - München : Kellerer
V Daß das Büchlein einem Bedürfnis entgegenkam, dürste schließlich auch darin zu erkennen sein, daß nach einem Jahre eine zweite Auflage nötig wurde. Die ursprünglich gefertigten 14 Zeichnungen für die einzelnen Stadt- viertel, Vorstädte ?c. sind weggeblieben, um den Preis nicht zu sehr zu erhöhen, es sind jedoch als Ersatz einige Pläne aufgenommen worden. München, im August 1893. Vorwort zur 3. und 4. Auflage. Die Veränderungen der letzten Jahre haben wir in kurzen Absätzen berührt. Neu hinzugekommen sind: „Aus der Vorweihnachtszeit" und „Ver- gleich zwischen Dorf und Stadt". Die Zahl der Illustrationen ist von 30 auf 42 gestiegen. München, im Januar 1898. Vorwort zur 5. Auflage. Um den Anforderungen des jetzigen Lehrplanes einigermaßen gerecht zu werden, haben wir mehrere Aufsätze gestrichen und durch neue Be- sprechungen ersetzt. Möge das Büchlein in dieser Auflage auch wieder freundliche Aufnahme finden. München, im März 1901. Vorwort zur 6. Auflage. Während einige Aufsätze neu hinzugekommen sind, wurden manche be- reits vorhandene aber minder wichtige gestrichen. Bei den vorgenommenen Streichungen und Neuaufnahmen war hauptsächlich die Rücksicht aus den neuen Lehrplan maßgebend. Bei den vorkommenden Pflanzen und Tieren wurden, dem Biologischen mehr Rechnung tragend, die Werke der hervor- ragendsten Männer aus diesem Gebiete zu Rate gezogen. Möge das Büchlein auch in seinem neuen Kleide von der Kinder- und Lehrerwelt wieder freundlich aufgenommen werden und nutzbringend für Schule und Haus wirken. München, im Mai 1905. Vorwort zur 7. Auflage. Diese Auflage berührt in den betreffenden Absätzen die Veränderungen, die sich in der wachsenden Großstadt München durch die Sorge für Ver- schönerung, durch stetige Verbesserung der Gesundheitsverhältnisse und durch

10. Heimatkunde von München und Umgebung in Wort und Bild - S. 30

1912 - München : Kellerer
— 30 — körper so zusammen, daß sie durch Öffnungen kriechen kann, die viel zu eng für ihren Körper zu sein scheinen. Auch auf das Dach ist Leiseschlich gekommen, weil ein fehlender Ziegel ihr einen Weg freigab. Ob sie wohl den Schauplatz künftiger Nacht- Wanderungen nebst ohrenzerreißender Katzenmusik besichtigt hat? Das letzte der Kätzchen war aus der Art geschlagen. „Töpfchenaus sucht in der Küche sein Brot, macht der Köchin viele Not." Wie nur der Faulpelz so fchuell die Aufbewahrungsorte für Braten und Milch entdeckt hat! Die Köchin kann nicht ängstlich genug alle Kästen und Türen verschlossen halten. Ehe sie es sich versieht, ist der Dieb im Raum. Will sie ihn fangen, ist er mit ein paar Sprüngen aus dem Fenster. Das find Sprünge, die sich sehen lassen können. 2—3 m weit und hoch tragen sie das Tier. Länge, Kraft, Stellung und Bau der Beine befähigen die Katze ebenso dazu wie der merkwürdig biegsame, zurückschnellende Körper, elastisch wie Fischbein. Heute kam Phylax als Störenfried zu solch verbotenem Mahl. Wie da Töpfchenmaus seine Vorderzähne zeigte, knurrte und fauchte? Und den Katzenbuckel! Welch biegsame, gelenkige Wirbelsäule gehört dazu, solch eine Krümmung zustande zu bringen! Nicht nur die Köchin, auch der Nachbar ist Töpscheuaus feiud. Seine Fanggelüste richten sich hauptsächlich auf die Vögel seines Gartens, dessen Nester es mit Leichtigkeit erklettert. Neu- lich brach ein dürres Ästlein, dem es sich irrtümlich anvertraut hatte, aber Katzen fallen ja immer auf die Beine. Das erreichen sie durch geschickte Biegung des Körpers und durch Steuern mit dem Schwanz. Da statt der Schlüsselbeine nur nachgiebige Sehnen und Bänder die Verbindung mit dem Rumpf herstellen, gibts auch keinen Beinbruch. Ob Töpfchenaus immer so glimpflich jeder Gefahr entkommt? Ob nicht einmal Falle, Flinte oder Katzenfänger seinen Freveltaten ein Ende machen? Dann wird es, das sich an unrechtem Gut fett gemästet hat, vielleicht von armen Leuten geschlachtet und gegessen und sein Fell um- kleidet wohl eine Mütze oder einen Muff oder umhüllt ein krankes Glied als Heilmittel gegen Geschwulst und Reißen. Seine braven Geschwister aber erhalten wohl das Gnadenbrot und sterben einen sanften Tod an Altersschwäche. „Bleiben denn die Kätzchen bei uns so lange sie leben?" fragen die Kinder. „So lange wir in nnserm Hause wohnen sicher. Wenn Vater freilich verkaufen und in die Stadt ziehen wollte, verließen sie uns treulos, denn sie hängen mehr am Haus als an den Menschen
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