34 2. Das Land zwischen Elbe und Ohre.
F. Geschichtliches.
Die Vorfahren der jetzigen Bewohner waren Deutsche oder Germanen. Sie
waren zuerst Heiden und wurden durch Karl den Großen zum Christentume bekehrt
(800). Er nannte unser Land die Nordmark. Später erhielt diese den Namen
Altmark.
Zur Zeit Karls des Großen drangen slavische Völker, die Wenden, von O. über
die Elbe vor und setzten sich in der Altmark fest. Zwischen ihnen und unseren Vor-
fahren entbrannten heiße Kämpfe, und Jahrhunderte schien es, als sollten die Heid-
nischen Fremdlinge Sieger bleiben. Allein unter den Kaisern Heinrich I. und
Otto I. (Hermann Billung) und später unter dem Markgrafen Albrecht dem Bären
und seinen Nachfolgern wurde die Macht der Wenden gebrochen. Die zurück-
bleibenden Wenden wurden Christen und vermischten sick mit den Deutschen. Unter
Albrecht dem Bären, aber auch später, wanderten Holländer, Flamländer und
Franken (Pfälzer) ein. Diese trugen viel zur Urbarmachung öder Gegenden (Wische)
bei, hoben den Ackerbau und die Fabriktätigkeit. Im Jahre 1415 kam Friedrich I-,
der erste Kurfürst aus dem Hause Hohenzollern, in den Besitz der Allmark, und den
Hohenzollern gehört sie heute noch. Die Altinark ist das «Ätammland oder die Wiege
Preußens. Salzwedel, Stendal, Gardelegen, Tangermünde waren die Hauptstädte.
Während des schrecklichen 30jährigen Krieges (1618 —48) hatte die Altmark
von den Kaiserlichen und den Schweden arg zu leiden, so daß nach dem Kriege die
meisten Orte verödet dalagen. Unter der segensreichen Regierung der Hohen-
zollernfürsten, besonders Friedrichs des Großen, erholte sich die Altmark wieder.
Aber am Ansänge unseres Jahrhunderts kam ein neues Unglück über die Mark.
Der Franzosenkaiser Napoleon I. hatte unser Vaterland erobert und bildete aus deu
Ländern links von der Elbe, wozu also auch die Altmark gehörle, ein neues fran-
zösisches Reich, das Königreich Westfalen. So waren die Altmärker französische
Untertanen geworden. Allein schon im Jahre 1814 gelang es, die Franzosen zu
vertreiben. Die Altmark war wieder frei und gehört seitdem in alter Liebe und
Treue zum Hohenzollernhause.
(x. Sagen.
1. Der Roland in Stendal.
Am Anfange des 16. Jahrhunderts stellte sich ein Fremdling dem Stendaler
Rate als weitgereister Bildhauer vor. Er lobte die herrlichen Bauten, die aus-
gezeichneten Schnitzwerke und die kostbaren Bilder, wie sie allenthalben die Bürger-
Häuser, die Stadttore, der Dom und das Rathaus zeigen. Die Ratsherren hörten
mit Stolz die Lobsprüche und ehrten den großen Künstler. Als dieser am Fenster
lehnte und über deu weiten Marktplatz blickte und den steinernen Roland betrachtete,
meinte er: „Der ehrwürdige Roland hat zwar eine recht ansehnliche Gestalt; aber
leider ist sie für die große Umgebung noch viel zu klein. Wenn der hochedle Rat
meiner Kunst vertrauen möchte, so wollte ich bald einen viel längeren Roland her-
stellen." Die Ratsherren waren diesem Angebot zwar nicht abhold, entgegneten
dem Künstler aber nach ernstlicher Beratung: „Der Roland war für unsere Väter
lang genug, so ist er's auch für uns; überdies würde die Veränderung viel Geld
kosten; kurz, wir wollen ihn nicht länger haben." Argerlich über diesen Bescheid
entfernte sich der Künstler und beschloß, dem Rate einen Streich zu spielen. Er
erzählte den Bürgern, daß der Rat den ehrwürdigen Roland nicht länger haben
wolle. Die Bürger waren darob nicht wenig erstaunt und mißgestimmt, daß das
schon von ihren Vätern so hoch verehrte Wahrzeichen der Gerichtsbarkeit und Reichs-
freiheit beseitigt werden sollte. Bald versammelte sich viel Volks vor dem Rat-
Hause und wollte Rechenschaft fordern. Der weise Rat wußte schier uicht, wie
ihm geschah. Umsonst war alles gütliche Zureden. Die tobende Menge versteht
nicht die Worte des Rates, „wir wollen ihn nur uicht länger haben". Schon mischt
sich in das wilde Schreien das Klirren der Fensterscheiben, da verwandelt sich mit
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr]]
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Extrahierte Personennamen: Karl Karl Karls Heinrich_I. Heinrich_I. Otto_I. Hermann_Billung Albrecht Albrecht Albrecht Friedrich_I- Friedrich Friedrichs Napoleon_I. Roland Roland Roland Roland Roland Roland
18 1. Das Land östlich oder rechts von der Elbe.
Wohnorte hatten meist die Endung 010, itz, z. B- Jerichow, Rathenow, Buckow,
Steinitz usw. Die Endung ow hat sich heute vielfach in au verwandelt, z. B.
Cracau, Buckau . . .
Die Weuden wurden im S. durch Markgraf Gero, im N. durch Albrecht den
Bären und die Mönchsorden (Klöster, z. B. Leitzkau) nach und nach zum Christen-
tum bekehrt. Zur Zeit der Reformation nahmen die Bewohner den evangelischen
Glauben an. Auch breiteten sich unter ihnen deutsche und fremde Einwanderer,
besonders Flamländer, aus und vermischten sich mit den Wenden; so entstand im
Laufe der Zeit der jetzige Menschenschlag.
Im Schweiße des Angesichts suchten unsere Voreltern dem wenig fruchtbaren
Boden durch Ackerbau, Viehzucht und Waldwirtschaft das tägliche Brot abzuringen:
aber anch der Fischfang und der Handel mußten dazu beitragen. Da kam der
30jährige Krieg, in dem sich die Katholiken und die Evangelischen der Religion
wegen bekämpften. Er verwandelte das Land in eine Wüste. Die Dörfer und
Städte waren zerstört; die Äcker lageil wüst da; die meisten Bewohner waren
getötet. Unter der segensreichen Regierung der Hohenzollern erholte sich das Land
wieder. Besonders machten sich der Große Kurfürst und Friedrich der Große nin
diese Gegend verdient. Letzterer ließ die Sümpfe (Fiener) entwässern und legte den
Planer Kanal an.
Der südliche Teil des rechtselbischen Gebietes wurde erst im Jahre 1815
unserem Heimatlande einverleibt.
G. Sage.
Die Kutterjungfer auf dem Marktplätze in Zerbst.
In einer Zeit, in der noch der Stärkere allein herrschte, hatten die Grasen von
Lindau die Zerbster gezwungen, ihnen einen Zoll auf alle Nahrungsmittel, die nach
Zerbst gebracht wurden, zu zahlen. Weil die Grafen den Zoll nach Willkür
erhöhten, wurden die Landlente, die nach Zerbst Butter, Eier, Gemüse lieferten,
hart betroffen. Die Zerbster konnten die Waren kaum bezahlen. Mit Herzleid
nierkten die Bauer», daß der Verkauf täglich geringer wurde. Um nicht zu ver-
armen, führten die Landleute die Waren nicht mehr in die Stadt, fondern richteten
vor dem Heidetore, am Bntterdamm, einen förmlichen Markt ein. Nun konnten
zwar die Hausfrauen Butter, Eier, Geflügel billiger einkaufen, hatten abei einen
weiten und beschwerlichen Weg zurückzulegen. Um die Stadt von der drückenden
Stener zu befreien, ging eine edle Jungfrau zum Grafen von Lindau und bat ihn,
gegen eine Abfindungssumme den Zoll zu erlassen. In seinem Übermute forderte
der Graf so viel Goldstücke, als man auf dem Wege vom Heidetore bis zum
Markte dicht nebeneinander legen könnte. Er hoffte, niemand würde die Summe
bezahlen. Aber die wohltätige Jungfran willigte ein. Sie opferte alle ihre Schätze
und brachte die Summe wirklich zusammen- — Aus Dankbarkeit seyte man der
Jungfrau ein Standbild. Es ist eine vergoldete weibliche Figur, die auf einer 7 m
hohen Säule steht. Der Volksmund nennt sie knrz die Bntterjungfer.
H. Ortsltunde.
a) An der Elbe. Mtthlberg (3)*). Schiffahrt, Holz- und Getreidehandel,
Fischfang, Korbflechterei. (Schlacht, Kaiser Karl V. siegt über Jobann Friedrich
den Großmütigen 1547.)
Wittenberg (22), d. h. weißer Berg; Sandbügel? Umgebung fruchtbar: Gemüse-
bau- Fabriken: Tnch. Brauereien: Bier. Brennereien: Branntwein. Fischerei.
Die Reformation hat Wittenberg zu einer berühmten Stadt gemacht. Durch
De Martin Luther nahm sie hier ihren Anfang am 31. 10. 1517. Die 95 Glaubens-
*) Die eingeklammerten Ziffern geben die Einwohnerzahlen der Orte in
Tausenden an.
TM Hauptwörter (50): [T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe]]
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Extrahierte Personennamen: Steinitz Gero Albrecht Friedrich_der_Große Friedrich Mtthlberg Karl_V. Karl_V. Friedrich Friedrich Martin_Luther
Das Flachland.
105
verwaltet und erhielt daher seinen Namen, während das Osterland (d. h.
Ostmark) nach seiner Lage zu Thüringen benannt wurde. Das Osterland
umfaßt hauptsächlich das Gebiet der früheren Bistümer Naumburg-Zeitz.
c) Der Petersberg.
In dem nördlichen Teile des Gebiets finden sich mehrere Einzel-
berge, die plötzlich aus der welligen Ebene aufsteigen. Der bedeutendste
Einzelberg ist der Petersberg bei Halle. Er steigt etwa 250 m hoch
und besteht aus festem Gestein (Porphyr), das in Steinbrüchen gewonnen
wird. Fast bis zum Gipfel deckt den Felsen Erdreich, das der Pflug des
Landmannes bebant, oder das mit prächtigem Eichenwalde bestanden ist.
Ans der Höhe des Berges liegen die Ruinen eines Klosters. Der König
Friedrich Wilhelm Iv. ließ daneben eine schöne Kirche errichten. Von
dem Berge hat man einen großen Fernblick. Man sieht etwa 40 Städte.
Als unsere Vorfahren noch Heiden waren, sollen sie auf dem Berge ihren
Götzen geopfert haben. Etwa 2 Stunden südöstlich vom Petersberg liegt
der Landsberg. Als letzter Rest einer alten Burg trägt er eine Kapelle,
die aus 2 übereinanderliegenden Kirchenräumen (Doppelkapelle) besteht.
Wetterregel: Wenn der Pastor auf dem Petersberge raucht, dann regnet
es bald.
2. Das Flachland.
Der nördliche Teil des Gebiets ist eine Ebene. Nur hier und da
sind winzige Erhebungen vorhanden. Die Ackerkrume ist sehr verschieden.
Im allgemeinen wird sie von W. nach O. geringer, der Sand tritt mehr
und mehr zutage. Während mau zwischen Saale und Mulde frucht-
baren Acker- und Wiesenboden sieht, trifft man zwischen Mulde und Elbe
meist dürftige Äcker, viel Kiefernwald, Heidekraut und Brachfelder. Links
von der Mulde gedeihen Weizen, Zuckerrüben und Raps, rechts sind
Roggen und Kartoffeln die Hauptfrüchte.
Dübener Heide.
1. Wo liegt die Dübener Heide.
Wir bezeichnen mit diesem Namen ein viereckiges Stück Land, das
von der Elbe im O. und der Mulde im W. eingeschlossen wird. Im N.
reicht die Dübener Heide bis zu den kleinen Städtchen Gräfenhainichen
und Kemberg, im S. bis Düben an der Mulde; im O. erstreckt sie sich
über Schmiedeberg hinaus fast bis zur Elbe. Wir berühren sie im N.,
wenn wir mit der Eisenbahn von Wittenberg über Gräfenhainichen
und Bitterfeld nach Halle fahren, im O., wenn wir von Wittenberg
an dem linken Elbufer entlang nach Torgau reisen. Die Dübener Heide
ist 20 km lang und ebenso breit. Wieviel Stunden würdest du gebrauchen,
um die Heide von Düben nach Kemberg zu durchwandern?
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm
48 2. Das Land zwischen Elbe und Ohre.
F. Geschichtliches.
Die Vorfahren der jetzigen Bewohner waren Deutsche oder Germanen. Sie
waren zuerst Heiden und wurden durch Karl den Großen zum Christentums bekehrt
(tioo). Er nannte unser Land die Nordmark. Später erhielt diese den Namen
Altmark.
Zur Zeit Karls des Großen drangen slavische Völker, die Wenden, von O. über
die Elbe vor und setzten sich in der Altmark sest. Zwischen ihnen und unseren Vor-
fahren entbrannten heiße Kämpfe, und Jahrhunderte schien es, als sollten die Heid-
nischen Fremdlinge Sieger bleiben. Allein unter den Kaisern Heinrich 1. und
Otto I. (Hermann Billuug) und später unter dem Markgrasen Albrecht dem Bären
und seinen Nachfolgern wurde die Macht der Wenden gebrochen. Die zurück-
bleibenden Wenden wurden Christen und vermischten sich mit den Deutschen. Unter
Albrecht dem Bären, aber auch später, wanderten Holländer, Flamländer und
Franken (Pfälzer) ein. Diese trugen viel zur Urbarmachung öder Gegenden (Wuche)
bei, hoben den Ackerbau und die Fabriktätigkeit. Im Jahre J415 kam Friedrich I.,
der erste Kurfürst aus dem Hause Hohenzollern, in den Besitz der Alimark, und den
Hohenzollern gehört sie heute noch. Die Altmark ist das ^tammland oder die Wiege
Preußens. Salzwedel, Stendal, Gardelegeu, Tangermünde waren die Hauptstädte.
Während des schreckliche,? 30 jährigen Krieges (1618 —4hatte die Altmark
von den Kaiserlichen lind den Schweden arg zu leiden, so daß nach dem Kriege die
meisten Orte verödet dalagen. Unter der segensreichen Regierung der Hohen-
zollernfürsten, besonders Friedrichs des Großen, erholte sicb die Altmark wieder.
Aber am Ansänge unseres Jahrhunderts kam ein neues Unglück über die Mark.
Der Franzosenkaiser Napoleon 1- hatte unser Vaterland erobert und bildete aus den
Ländern links von der Elbe, wozu also auch die Altmark gehörle, ein neues sran-
zösisches Reich, das Königreich Westfalen. So waren die Altmärker französische
Untertanen geworden. Allein schon im Jahre 1814 gelang es, die Franzosen zu
vertreiben. Die Altmark war wieder frei und gehört seitdem in alter Liebe und
Treue zum Hohenzollernhause.
G. Sagen.
1. per Roland in Stendal.
Am Anfange des 16. Jahrhunderts stellte sich ein Fremdling dem Stendaler
Rate als weitgereister Bildhaner vor. Er lobte die herrlichen Bauten, die aus-
gezeichneten Schnitzwerke und die kostbaren Bilder, ivie sie allenthalben die Bürger-
Häuser, die Stadttore, der Dam und das Rathaus zeigen. Die Ratsherren hörten
mit Stolz die Lobsprüche und ehrten den großen Künstler. Als dieser am Fenster
lehnte und über den weiten Marktplatz blickte und den steinernen Roland betrachtete,
meinte er: „Der ehrwürdige Roland hat zwar eine recht ansehnliche Gestalt; aber
leider ist sie für die große Umgebung noch viel zu klein. Wenn der hochedle Rat
meiner Kunst vertrauen möchte, so wollte ich bald einen viel längeren Roland her-
stellen." Die Ratsherren waren diesem Angebot zwar nicht abhold, entgegneten
dein Künstler aber nach ernstlicher Beratung: „Der Roland war für unsere Väter
lang genug, so ist er's auch für uns; überdies würde die Veränderung viel Geld
kosten; kurz, wir wollen ihn nicht länger haben." Argerlich über diesen Bescheid
entfernte sich der Künstler und beschloß, dem Rate einen Streich zu spielen. Er
erzählte den Bürgern, daß der Rat den ehrwürdigen Roland nicht länger haben
wolle. Die Bürger waren darob nicht wenig erstannt und mißgestimmt, daß das
schon von ihren Vätern so hoch verehrte Wahrzeichen der Gerichtsbarkeit und Reicks-
freiheit beseitigt werden sollte. Bald versammelte sich viel Volks vor dem Rat-
Hause und wollte Rechenschaft fordern. Der weise Rat wußte schier nicht, wie
ihm geschah. Umsonst war alles gütliche Zureden. Die tobende Menge versteht
nicht die Worte des Rates, „wir wollen ihn mir nicht länger haben". Schon mischt
sich in das wilde Schreien das Klirren der Fensterscheiben, da verwandelt sich mit
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Extrahierte Personennamen: Karl Karl Karls Heinrich Otto_I. Hermann_Billuug Albrecht Albrecht Albrecht Friedrich_I. Friedrich_I. Friedrichs Napoleon Roland Roland Roland Roland
Ortskunde- 51
Beim Dorfe Ste'mfeld liegt das größte altmärkische Hünengrab.
An der Elbe. Tangermünde (4)? Zuckerfabriken und -Raffinerien, Schiffbau,
Schiffahrt, Fischerei, Handel mit Getreide, Holz und Kohlen. Baudenkmäler:
Schloß, Rathaus und Stadttore, Stephanskirche.
Tangerhütte: Eisengießerei.
Dorf Buch: Stammsitz des treuen Ratgebers Ottos Iv. Weil Buch ehemals
ein Flecken war, hat es einen Roland.
Könnigde: Das Gut gehörte Joachim Hennigs von Treffenfeld. Er mar
ein kühner Feldherr des großen Kurfürsten (Fehrbeuin).
Arncburg (2), d. h. Adlerburg. Fabrik: Zucker. Schiffahrt. Handel mit
Getreide.
Nach einer Photographie von Hch. Uffrecht, Neuhaldensleben.
Arbeitsraum einer Töpferei in Neuhaloensleben.
Werben, d. h. Ort zwischen den Weiden, in der fruchtbaren Wische. Schiff-
fahrt. Getreidehandel. Baudenkmäler: St. Johanniskirche (Marienaltar, kostbarer
Abendmahlskelch, Glasmalereien).
An der Nhre. Caivörde (2).
Neuhaldensleben (11). Fabriken: Handschuhe, Stärke, Malzkaffee, Wagen,
Dampsmahl- und Sägemühlen. Wollspinnereien.
Am meisten sind die Töpfereien vertreten. Der besfere Ton wird aus
anderen Gegenden bezogen und auf dem Wasserwege und der Eisenbahn befördert.
Unser Bild führt uns in eine solche Töpferei. In dem Arbeitsranme sehen
wir an den Töpferscheiben, die durch Dampf getrieben werden, vier Töpfer, die
mit den^Formen von Tellern beschäftigt sind. Hinter den Töpfern stehen auf
kleinen tischen je zwei große Tonzylinder, die aus geschlämmtem und geknetetem
Tone geformt worden sind. Mittels eines dünnen Drahtes schneidet jeder von
4*
TM Hauptwörter (50): [T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
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Extrahierte Personennamen: Baudenkmäler Ottos Roland Könnigde Joachim_Hennigs_von_Treffenfeld Baudenkmäler
32 1. Das Land östlich oder rechts von der Elbe.
Wohnorte hatten meist die Endung oiv, itz, z. B- Jerichow, Rathenow, Buckow,
Steinitz usw- Die Endung ow hat sich heute vielfach in au verwandelt, z. B.
Cracau, Buckau . . .
Die Wenden wurden im S. durch Markgraf Gero, im N. durch Albrecht den
Bären und die Mönchsorden (Klöster, z. B. Leitzkau) nach und nach zum Christen-
tum bekehrt. Zur Zeit der Reformation nahmen die Bewohner den evangelischen
Glauben an. Auch breiteten sich unter ihnen deutsche und sremde Einwanderer,
besonders Flamländer, aus und vermischten sich mit den Wenden; so entstand im
Laufe der Zeit der jetzige Menschenschlag.
Im Schweiße des Angesichts suchten unsere Voreltern dem wenig fruchtbaren
Boden durch Ackerbau, Viehzucht und Waldwirtschaft das tägliche Brot abzuringein
aber auch der Fischfang und der Handel mußten dazu beitragen. Da kam der
30jährige Krieg, in dem sich die Katholiken und die Evangelischen der Religion
wegen bekämpften. Er verwandelte das Land in eine Wüste. Die Dörfer und
Städte waren zerstört; die Acker lagen wüst da; die meisten Bewohner waren
getötet. Unter der segensreichen Regierung der Hohenzollern erholte sich das Land
wieder. Besonders machten sich der Große Kursürst und Friedrich der Große um
diese Gegend verdient. Letzterer ließ die Sümpfe (Fiener) entwässern und legte den
Planer K.nml an.
Der südliche Teil des rechtselbischen Gebietes wurde erst iin Jahre 1815
unserem Heimatlande einverleibt.
G. Sage.
Die Luttechingfer auf dem Marktplätze in Zerbst.
In einer Zeit, in der noch der Stärkere allein herrschte, hatten die Grasen von
Lindau die Zerbster gezwungen, ihnen einen Zoll auf alle Nahrungsnüttel, die nach
Zerbst gebracht wurden, \u zahlen. Weil die Grafen den Zoll nach Willkür
erhöhten, wurden die Landleute, die nach Zerbst Butter, Eier, Gemüse lieferten,
hart betroffen. Die Zerbster konnten die Waren kaum bezahlen. Mit Herzleid
merkten die Bauern, daß der Verkauf täglich geringer wurde. Um nicht zu ver-
armen, führten die Landleute die Waren nicht mehr in die Stadt, sondern richteten
vor dem Heidetore, am Butterdamm, einen förmlichen Markt ein. Nun konnten
zwar die Hausfrauen Butter, Eier, Geflügel billiger einkaufen, hatten abei einen
weiten und beschwerlichen Weg zurückzulegen. Um die Stadt von der drückenden
Steuer zu befreien, ging eine edle Jungfrau zum Grafen von Lindau und bat ihn,
gegen eine Abfindungssumme den Zoll zu erlassen. In seinein Übermute forderte
der Graf so viel Goldstücke, als man auf dem Wege vom Heidetore bts zum
Markte dicht nebeneinander legen könnte. Er hoffte, niemand würde die Summe
bezahlen. Aber die wobliätige Jungfrau willigte ein. Sie opferte alle ihre Schätze
und brachte die Summe wirklich zusammen- — Aus Dankbarkeit setzte man der
Jungfrau ein Standbild. Es ist eiue vergoldete weibliche Figur, die auf einer 7 m
hohen Säule steht. Der Volksmuud nennt sie kurz die Butterjungfer.
It. Orts Kunde.
a) An dkl' Etile. Miihlbcrg (3)*). Schiffahrt, Holz- und Getreidehandel,
Fischfang, Korbflechterei. (Schlacht, Kaiser Karl V. siegt über Johann Friedrich
den Großmütigen 1547.)
Wittenberg (22), d. h. weißer Berg; Sandbügel? Umgebung fruchtbar: Gemüse-
bau. Fabrikein Tuch. Brauereien: Bier- Brennereien: Branntwein. Fischerei.
Die Reformation hat Wittenberg zu einer berühmten Stadt gemacht- Durch
Dr Martin Luther nahm sie hier ihren Anfang am 31. 10. 1517. Die 95 Glaubens-
*) Die eingeklammerten Ziffern geben die Einwohnerzahlen der Orte in
Tausenden an.
TM Hauptwörter (50): [T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe]]
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A. Die Thüringer Mulde. 65
Über der Stadt thront die N e u e n b u r g. Oas ist eine köstliche perle des ritter-
lichen Lebens im Mittelalter. Ihr Erbauer ist der Landgraf Ludwig der Springer. Sie
war der Lieblingsaufenthalt der Thüringer Landgrafen, hier soll Ludwig der Eiserne
auf dem anstoßenden Edelacker seine widerspenstigen Edelleute in das Zoch des Pfluges
gespannt haben, um ihren unbändigen Trotz zu brechen.
Der Edelacker.
Davon erzählt folgende Sage: Ludwig der Eiserne strafte einst einen ungehorsamen
Kitter. Oas wollten die anderen hochmütigen Ritter nicht leiden und zogen gegen ihn.
Ludwig aber bezwang sie und brachte sie auf die Neuenburg. Oa nahm er sie und führte
sie zu Zelde. hier spannte er je vier der ungetreuen Edelleute, nur mit ihren Hemden
bekleidet, an einen Pflug und ackerte mit ihnen eine Zurche. Oie Diener hielten den
Pflug. Er aber trieb sie mit der Geitzel an und hieb, daß sie sich beugten und oft auf die
Erde fielen. Venn eine Furche geackert war, spannte er vier andere ein, bis das ganze
Land gepflügt war. Oann mutzten ihm die Edelleute von neuem den Treueid schwören.
hier hat Ludwig vor seinem Schwager, dem Kaiser Rotbart, in einer Nacht die
wunderbare Mauer gebaut. Sie bestand aus seinen Rittern und Mannen. Ihr tln-
blick lietz den Kaiser ausrufen: „Zürwahr, eine köstlichere, edlere und bessere Mauer
habe ich zeitlebens noch nicht gesehen." Zur Zeit des Landgrafen Hermann öffnete die
Neuenburg den Minnesängern gastlich ihre Tore. Oa ertönten in ihren hallen Gesang
und Saitenspiel. Oer uralte Zeuge jener glänzenden Tage, der gewaltige Bergfried,
ist jetzt noch das Wahrzeichen der ganzen Gegend.
3. Die Gothaer Mulde.
Landschaftsbild.
1. Lage. Die Gothaer Mulde erstreckt sich vom Thüringer Mitteldecken
bis zum Thüringer lvald. Oen Ostrand bildet die Jlmplatte, den Westrand
der Höhenzug der hörselberge.
2. Bodenbeschaffenheit. Oer Loden besteht vorwiegend aus Keuper. Oer ist
an mehreren Stellen mit lehmartigen Schichten gemischt und bildet einen tiefgründigen,
fruchtbaren Ackerboden. Oie Höhenzüge bestehen meist aus Muschelkalk. Ihre Abhänge
Rödiger, Heimatkunde der Provinz Sachsen. 5
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr]]
TM Hauptwörter (100): [T37: [Friedrich Brandenburg Heinrich Herzog Sachsen Land Albrecht Kaiser Mark Johann], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T5: [Rhein Main Wald Thüringer Teil Schwarzwald Gebirge Neckar Saale Jura], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume]]
TM Hauptwörter (200): [T97: [Heinrich Herzog Graf Erzbischof König Grafe Kaiser Stadt Herr Mainz], T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute], T95: [Gestein Schicht Wasser Boden Erde Granit Gebirge Masse Sand Teil], T96: [Stadt Thüringer Saale Schloß Wald Gotha Dorf Heidelberg Weimar Einw.], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht]]
Extrahierte Personennamen: Ludwig_der_Springer Ludwig Ludwig_der_Eiserne Ludwig Ludwig_der_Eiserne Ludwig Ludwig Ludwig Ludwig Ludwig Hermann
30 Heimatkunde der Provinz Sachsen.
orte des Harzes geworden. Auf dem Burgberge baute Heinrich I V. die Harzburg. Jetzt
ist sie eine Ruine.
Z. Wernigerode (18), d. i.rodung eines werniger, am Ausgang des Holzemmen-
tales, ist Ausgangspunkt der Harzquerbahn und der Lrockenbahn. Oer eigenartigste
Schmuck ist das Zürstenschloß auf luftiger Bergeshöhe, das schönste harzschloß, wernige-
rode hat bedeutenden Holzhandel, sowie Schokoladen- und Zichorienfabriken.
Kbb. 23. Schloß Wernigerode. (Nach einer Photographie von Kose, Wernigerode.)
4. Blankenburg, d. i. Burg auf blankem Felsen, ist eine vielbesuchte Sommer-
frische mit schönem Schloß.
5. Ehale, am Eingang des Lodetales, hat riesigen Fremdenverkehr, Eisenhütten-
werke, Maschinen- und Zementfabriken.
6. Gernrode, nach dem Markgrafen Gero genannt, hat Streichholz- und Waffen-
fabriken. vie berühmte Stiftskirche hat der Markgraf Gero im Rundbogenstil erbaut,'
er liegt auch darin begraben. Inschrift:
„Zu Laußnitz Erster Fürst was ich,
Oreißik wendischer Herren tödt ich,
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Extrahierte Personennamen: Heinrich_I_V. Heinrich Gero Gero
A. Die Thüringer Mulde. 31
Stifte Gernrode von eigner Hab,
Daselbst man sieht noch heut mein Grab."
Markgraf Gero hatte zur Zeit Vttos des Großen mit starker Hand die wenden ge-
demütigt. Die Wendenfürsten trachteten ihm deshalb nach dem Leben. Der schlaue
Gero merkte das. Er beschloh, ihrem heimtückischen Treiben mit einem Male ein Ende
zu machen. Darum lud er 30 Wendenfürsten zu einer Ratsversammlung auf seine Burg
Gersdorf (Gerodorf, Gernrode), hier ließ er ein üppiges Mahl auftragen und lud fleißig
zum Trinken ein. Als die Fürsten trunken waren, wurden sie von Geros Freunden
niedergehauen. Don Gewissensbissen gequält, baute Gero später die Stiftskirche.
b) Zm harz liegen außer den genannten Bergstädten:
1. Andreasberg. Es hatte früher große Silberbergwerke. Der Bergbau wird
aber jetzt nicht mehr betrieben, weil er wegen des billigen Silberpreises nicht mehr
lohnt. Die Stadt ist deshalb Luftkurort und wintersportplatz geworden. Sie ist der
Haupthandelsplatz für Kanarienvogel und hat Streichholzfabriken und Spitzenklöppelei.
2. In Bennecken st ein verfertigen die Bewohner allerhand holzwaren, besonders
Streichhölzer, und treiben damit einen schwunghaften Hausierhandel.
3. Harzgerode, d. i. den Wald gerodet, treibt Ackerbau, Bergbau auf Silber,
Kupfer, Eisen und hat Schieferbrüche.
c) Am Südrande des Dorharzes liegen:
1. Eisleben (25), Sitz der Mansfelder Gewerkschaft, hier ist Luther am 10. Hov.
1483 geboren und am 22. Febr. 1546 gestorben. Auf dem Marktplatze hat man ibm'eirt
schönes Denkmal erbaut.
2. Mansfeld hat ein prächtiges Schloß. In Mansfeld lebte Luthers Dater als
Bergmann, hier hat Luther seine erste Jugendzeit verlebt.
Mansfeld.
wie der Name Mansfeld entstanden ist, erzählt folgende Sage: Kaiser Heinrich Iv.
hatte in der Mansfelder Gegend sein Hoflager aufgeschlagen. Da bat sich einer seiner
Mannen ein Stück Feld zum Eigentum aus. Das sollte so groß sein, daß er es mit einem
Scheffel Gerste umsäen könnte. Der Kaiser bewilligte dem tapferen Ritter die Bitte.
Der nahm den Scheffel Gerste vor sich auf das Roß. Im schnellsten Fluge umritt er das
gewünschte Land. Dabei fielen die Gerstenkörner einzeln aus einer kleinen Öffnung
im Sacke heraus. Als der Sack leer war, hatte er die Grenzen der Grafschaft Mansfeld
umsät. Der Kaiser merkte die List. Doch er sagte: „Gesagt ist gesagt! Das ist des Mannes
Feld!" Daher rühren der Rame Mansfeld und die Gerstenkörner im gräflichen Wappen.
Die Himmelfahrtsdörfer.
Im Mansfelder Lande liegen auch die .himmelfahrtsdörfe t". Daran
knüpft sich folgende Sage: Der Landgraf Ludwig von Thüringen war mit dem Kaiser
ins heilige Land gezogen. Seine Gemahlin Elisabeth ließ er unter dem Schutze seines
Bruders auf der Wartburg zurück. Nach einigen Jahren verbreitete sich das Gerücht,
der Landgraf sei gestorben. Da trieb der hartherzige Schwager die fromme Elisabeth
trotz harter Winterkälte aus dem Lande. Eines Abends kam sie mit ihrer Amme Gertrud
nach Gorsleben im Mansfelder Lande. Da nahm sie der Bauer Hans gastfreundlich in
sein Haus auf. Als er hörte, wie traurig es der hohen Frau erging, beherbergte er sie
den ganzen Winter hindurch. Er tat alles, was er den beiden Frauen von den Augen
absehen konnte. Da kam Himmelfahrt heran, wie die anderen Leute, war auch die
Landgräfin mit ihrer Amme sehr früh auf einen Berg gestiegen, um den Aufgang der
Sonne zu beobachten. Eben sandte die Sonne ihre ersten Strahlen zur Erde, plötzlich
vernahmen sie Hufschläge. Als sie sich umblickten, hielt vor der Gräfin ihr Gemahl.
Beide sanken voller Freude einander in die Arme. Dann führte Elisabeth ihren Gemahl
zu den guten Leuten in Gorsleben. Aus Dankbarkeit erließ der Graf den Einwohnern
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Extrahierte Personennamen: Gero Gero Geros Gero Andreasberg Harzgerode Luthers_Dater Bergmann Heinrich_Iv Heinrich Ludwig_von_Thüringen Ludwig Elisabeth Gertrud Hans
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Franken
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
— 60 —
wurde die Stadt Würzburg durch einen Ladebrief, der auf dem Pfarraltare im Dome gefunden worden mar, vor den Freistuhl zu Neustadt gerufen.
Stadt und Fürstbischof gingen allmählich schärfer gegen die Eingriffe der Feme vor. Der Stadtrat „steckte \<{<o2 einen Bürger ins Loch", da er mit dem westfälischen Gericht gedroht hatte. Bischof Johann Iii. von Grumbach sprach ^6- durch eine Verordnung die Wahrung feiner Gerichtsbarkeit ganz entschieden aus und verbat sich jede fernere Ladung seiner Untertanen an auswärtige Gerichtsstätten. Für Freigrafen und Schöffen erwirkte er den päpstlichen Bannfluch.
Rudolf von Scherenberg fand wie in vielen Dingen auch gegen die Femgerichte tatkräftige Maßnahmen (^67). wer in Zukunft unrechtmäßige Vorladungen überbrachte, sollte an Leib und Gut gestraft werden, wer Briefe auf Altären, Zäunen oder sonstwo fand, hatte bei strenger strafe dem Bürgermeister Meldung zu machen. Der Spruch des Femgerichtes durfte nicht vollstreckt werden.
Diese Bestimmungen wurden von allen Kanzeln verlesen und ^89 nochmals erneuert.
Damit nahmen die „unbilligen Händel" mit den westfälischen Gerichten ein rasches (Ende. „Beugung des Rechtes" infolge Habsucht und Bestechlichkeit der Richter führte allmählich zur Ausartung und zum Untergang der Hi. Feme.
13, Der Markgrafenkrieg und die Grumbachischen Händel.
Markgraf 2ilbrecht 2iicibiades von Brandenburg-Kulmbach, ein kriegslustiger Söldnerführer, zog ^552 brandschatzend und verwüstend durch Deutschland. Die Reichsstadt Nürnberg und die Bistümer Bamberg und Würzburg sollten ungeheure Summen entrichten, um von den wilden Scharen des Markgrafen verschont zu bleiben. Wilhelm von Grumbach, ein ehemaliger Würzburger £?ofmarfchali und dann Rat Albrechts, brachte einen Vertrag zustande, demzufolge der Bischof von Würzburg 220 000 fl. zahlen, 320 000 fl. von den Schulden des Markgrafen übernehmen und das Amt Mainberg an Grumbach als Entschädigung für Geldforderungen abgeben sollte. Der Kaiser erklärte aber die erpreßte Übereinkunft für null und nichtig. Daraufhin fiel Albrecht in das Bistum Würzburg ein, plünderte i^aßfurt und Theres und ging nach Schweinfurt, das ihm freiwillig die Tore öffnete. Don hier aus überfiel er alle benachbarten Städte und Dörfer und ließ feine Söldner rauben und brennen nach Herzenslust. 3m )uni \553 sammelten sich Truppen verschiedener Reichsstände in Franken. Albrecht entwich mit jsoo Reitern nach Sachsen, wurde aber von dem nachsetzenden Beere bei Sievershausen geschlagen.
(Ende des Jahres gelang es ihm, sich wieder nach Schweinfurt zu werfen, worauf die Stadt von den Verbündeten belagert wurde. Als
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Extrahierte Personennamen: Johann_Iii Johann Grumbach Rudolf_von_Scherenberg Rudolf Wilhelm_von_Grumbach Wilhelm Albrechts Albrechts Grumbach Albrecht Albrecht Albrecht Albrecht
Extrahierte Ortsnamen: Brandenburg-Kulmbach Deutschland Würzburg Mainberg Bistum_Würzburg Schweinfurt Sachsen