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Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Die Provinz Sachsen und das Herzogtum Anhalt - S. 39

1911 - Magdeburg : Creutz
Die Höhen. 39 sie in zwei einzelnen Höhen, den Gegensteinen. Die Bode und die Selke durchbrechen die Teufelsmauer. Von den Gegensteinen erzählt die Soge: Ein Bauer fuhr einst sein Getreide zum Verkauf nach Quedlinburg. Während er in der Schoßkelle schlief, kamen die Pferde vom rechten Wege ab; und als er erwachte, hielt der Wagen vor einer großen Höhle im dichten Walde. Nachdem das Bäuerlein sich vom ersten Schreck erholt hatte, ging es in die Höhle, um sich darin umzuschauen. Hier sah es zu seinem Erstaunen einen Kessel von blinkendem Golde und daneben eine Peitsche. Diese nahm der Bauer zuerst, dann wollte er die Taschen voll Gold füllen. Allein ein großer Hund mit glühenden Augen bewachte den Kessel. Als aber der Bauer sah, daß das Tier ruhig blieb, griff er dreist zu. Doch jetzt erwachte in ihm der Geiz. Zum ersten Male, zum zweiten Male füllte er die Taschen und leerte sie draußen auf seinem Gefährt; als er aber zum dritten Male kam, erhob der Hund ein fürchterliches Geheul und fletschte die Zähne. Der Geizhals ließ vor Schreck die Hand voll Gold fallen und stürzte aus der Höhle. Hier sank er ohnmächtig zu Boden. Unterdessen tat sich die Erde aus, Feuer sprühte hervor, und aus der Tiefe wuchsen zwei mächtige Felsen, „die Gegensteine". Als das Bäuerlein erwachte, sah es, wie der große Hund in Teufelsgestalt in den einen Felsen kroch. Hier foll er noch heute sitzeu und die Vorübergeheuden äffen und ver- spotten, indem er ihnen ihre Worte als Echo nachruft. Als das Bäuerlein nach feinem Golde auf dem Wagen sah, fand es nur Kieselsteine; und betrübt fuhr es weiter. 2. Der Regenstein, a) Name. Wer Sinn für Naturschönheiten und Verständnis für geschichtliche Merkwürdigkeiten besitzt, versäumt nicht, aus einer Harzreise den Regenstein zu besuchen. Wir schauen von dem Berge, auf dem das Schloß Blanken- bürg liegt, über die am Abhänge liegende Stadt hinweg. Dort im N. erhebt sich stolz 295 rn über dem Meeresspiegel der Regenstein. Er liegt nördlich vom Harz allein, noch ein Stück von der Teuselsmauer entfernt, wodurch er jedem Harzbesucher gleichsam in die Augen fällt. Sein Name Regenstein kommt her von dem altdeutschen Wort ragin = hochragend; und frei erhebt er sich 100 m (so hoch wie der Magdeburger Dom) über die Ebene. Ein Regenstein ist er mit Recht, denn hoch übereinander- geschichtete Sandsteinblöcke bilden einen 2 km langen Felskamm, der besonders auf der Nordfeite so schroff in die Höhe steigt, „daß nicht eine Katze hinaufklettern kann". Der erste Bewohner soll auch Graf von Regen- stein geheißen haben. b) Was erinnert uns noch an die alte Ritterburg und die Festung? In einer guten halben Stunde wandern wir von Blankenburg hinauf nach dem Regenstein, der nur von dieser Seite allmählich ansteigt. Nachdem wir uns auf dem herrlichen Platze vor dein Gasthaufe aus- geruht und gestärkt haben, folgen wir dem Führer. Wir sehen auf dem Bilde sofort, daß die Burg aus einem tiefer und einem höher gelegenen Teile besteht. Auf dem höheren Teile lagen in früherer Zeit noch die Gebäude des Burgbewohners. Im Vordergrunde sehen wir den Bergfried. Er ist nur uoch 6 m hoch; früher war er höher. Wir lassen unsern

2. Die Provinz Sachsen und das Herzogtum Anhalt - S. 53

1911 - Magdeburg : Creutz
Die Höhen. 53 sie in gtret einzelnen Höhen, den Gegensteinen. Die Bode und die Selke durchbrechen die Teufelsmauer. Von den Gegensteinen erzählt die Sage: Ein Bauer fubr einst sein Getreide znm Verkauf nach Quedlinburg. Während er in der Sckoßkeue schlief, kamen die Pferde vom rechten Wege ab; und als er erwachte, hielt der Wagen vor einer großen Höhle im dichten Walde. Nachdem das Bäuerlein sich vom ersten Schreck erholt hatte, ging es in die Höhle, um sich darin umzuschauen. Hier sah es zu seinem Erstaunen einen Kessel von blinkendem Golde und daneben eine Peitsche. Diese nahm der Bauer zuerst, dann wollte er die Taschen voll Gold sülleu. Allein ein großer Hund mit glühenden Augen bewachte den Kessel. Als aber der Bauer sah, daß das Tier ruhig blieb, griff er dreist zu. Doch jetzt erwachte in ihm der Geiz. Zum ersten Male, zum zweiten Male füllte er die Taschen uut> leerte sie draußeu aus seinem Gefährt; als er aber zum dritteu Male kam, erhob der Hund ein fürchterliches Geheul und fletschte die Zähne. Der Geizhals ließ vor Schreck die Hand voll Gold fallen und stürzte aus der Höhle. Hier sank er ohnmächtig zu Boden. Unterdessen tat sich die Erde auf, Feuer sprühte hervor, und aus der Tiefe wuchsen zwei mächtige Felsen, „die Gegensteiue '■ Als das Bäuerlein erwachte, sah es, wie der grosse Hund in Teuselsgestalt in den (inert Felsen kroch. Hier soll er noch beute sitzeu nud die Vorübergehenden äffen imb ver- spotten, indem er ihnen ihre Worte als Echo nachruft. Als da? Bäuerleiu lmch seinem Golde aus dem Wagen sah, fand es nur Kieselsteine; und betrübt suhr es weiter. 2. Der Negenstein. a) Name. Wer Sinn für Naturschönheiten und Verständnis für geschichtliche Merkwürdigkeiten besitzt, versäumt nicht, auf einer Harzreise den Regen stein zu besuchen. Wir schauen von dem Berge, auf dem das Schloß Blanken- bürg liegt, über die am Abhänge liegende Stadt hinweg. Tort im N. erhebt sich stolz 295 m über dem Meeresspiegel der Negenstein. Er liegt nördlich vom Harz allein, noch ein Stück von der Teufelsmauer entfernt, wodurch er jedem Harzbesucher gleichsam in die Augen fällt. Sein Name Regellstein kommt her von dem altdeutschen Wort ragin — hochragend; und frei erhebt er sich 100 in (so hoch wie der Magdeburger Dom) über die Ebene. Ein Regenstein ist er mit Recht, denn hoch übereinander- geschichtete Sandsteinblöcke bilden einen 2 km langen Felskamm, der besonders auf der Nordseite so schroff in die Höhe steigt, „daß nicht eine Katze hinaufklettern kann". Der erste Bewohner soll auch Gras von Regen- stein geheißen haben. b) Was erinnert uns noch an die alte Ritterburg und die Festung? In einer guten halben Stunde wandern wir von Blankenburg hinauf nach dem Negenstein, der nur von dieser Seite allmählich ansteigt. Nachdem wir uns auf dem herrlichen Platze vor dein Gasthause aus- geruht und gestärkt haben, folgen wir dem Führer. Wir sehen auf dem Bilde sofort, daß die Burg aus einem tiefer und einem höher gelegenen Teile besteht. Auf dem höheren Teile lagen in früherer Zeit noch die Gebäude des Burgbewohners. Im Vordergrunde sehen wir den Bergsried. Er ist nur noch 6 rn hoch; früher war er höher. Wir lassen unsern

3. Die Heimat - S. 39

1899 - Leipzig : Degener
— 39 — alter Pracht und Herrlichkeit erstehen sahen, ließen es sich nicht nehmen, ihrem höchsten Kriegs- Herrn auf dem Kyfshäuser ein Denkmal zu setzen. Das in 4 Jahren vollendete Werk wurde am 18. Juni (— am Tage von Fehrbellin und Waterloo —) 1896 in Gegenwart Sr. Majestät des Kaisers, der deutschen Fiirsten bezw. ihrer Vertreter, der Bürgermeister der drei freien Städte, vieler Tausend Krieger und großer Volksmengen geweiht. Weithin sichtbar, ragt der gewaltige Bau 69 m über der Ostspitze des Kyffhäusers empor. Er übertrifft das Niederwalddenkmal um 20, die Siegessäule in Berlin um 12 in. Das Denkmal ist ein Turmbau, der vou einer Ringterrasse (= Halbkreis von 96 m Durch- messer) und einer Hochterrasse (= 90 ni lang und 61 m breit) auf der Ostseite umschlossen ist. Vou der Ringterrasse aus führen die drei ostwärts gerichteten Portale in Burghof, in den das Ayffhäuser-Denkmal. Tageslicht von oben hineinfällt. Dort ist das Kolosfalbild des soeben erwachenden Barbarossa in wildes Felsgestein eingehauen. Er blickt den verscheuchten Raben nach und zu dem empor, der sie verscheucht hat. Der ganze Burghof ist eiu Werk, das die alte Sage versinnbildlicht. Auf der Hochterrasse, zu welcher man auf beiden Seiten 12 in empor steigt, erhebt sich der Turm in einer Höhe von 57,15 in auf einem quadratischen Querschnitt von 20 in Seitenlänge. Oben endet derselbe in einer Kaiserkrone, die auf 8 massiven Bögen ruht, 3,5 in breit und 6,60 m hoch ist. Im Innern führt eine Steintreppe hinauf bis iu die Krone. An der Ostseite des Turmes steht auf einem hervorspringenden Sockel das Reiterstandbild Kaiser Wilhelms I. (Gewicht: 11900 kg, Höhe: 9,70 rn.) Er reitet gleichsam aus dem Turme heraus und blickt heiter lächelnd der auf- gehenden Sonne entgegen. Ein schönes Sinnbild der befriedigten Sehnsucht nach der neu aufgehenden

4. Die Heimat - S. 40

1899 - Leipzig : Degener
— 40 — Glückssonne des Deutschen Reiches, welche die alten in Zwietracht sich verzehrenden Herzen zu neuer Bruderliebe erwärmen sollte! Die brüderliche Zusammengehörigkeit des deutschen Volkes kommt am Denkmal zum Ausdruck, indem die Namen der sämtlichen deutschen Bundesstaaten und freien Städte unterhalb der Krone eingemeißelt sind. Ein schöner Waldweg auf dem Kamme des Gebirges führt zu dem West- licheu Eckpfeiler, dem Tannenberge, unter dem die Rotenburg, das Stammhaus eiues Grafengeschlechts, liegt. Der Kysfhänser bildet ein Massengebirge im kleinen, das nach Norden in steilen Rändern abfällt. Der südliche Hang nach Frankenhausen hin, Pfingstbergs genannt, ist sanft. Diese Berge, die aus der Ferne mit den schneebedeckten Alpen Ähnlichkeit haben, sind lauter kleine weiße Kegel mit Gipsformation, zwischen denen sich thal- oder kesselsörmige Vertiefungen ein- senken, welche durch unterirdische Auswaschungen und ihnen folgende Erdsenkungen entstanden sind. Damit stimmt auch die Entstehung der Falken- oder Barbarossahöhle bei Frankenhausen überein, welche man beim Suchen nach Kupferschiefer 1865 entdeckte. In den 3 Teilen der Höhle sind 9 Teiche mit sehr hellem, 2—3 in tiefem Wasser. Die Wandungen und die Decke dieser Riesenhöhle bestehen ganz aus Gips, der iu einer Unzahl wunderbar schöner Tafeln herabhängt, die wie. zerstörte riesige Wespennester oder wie aufgehängte Tierfelle aussehen. Diese schöne Höhle macht einen besonders wunderbaren Eindruck auf den Beschauer, wenn der Hauptraum derselben durch weiße oder gefärbte bengalische Flammen oder Magnesiumlicht erleuchtet ist. Über der Stadt Frankenhausen erhebt sich die kahle Höhe des Schlachtberges, wo der Bauernaufstand 1525 sein blutiges Ende fand, indem die vereinigten fürstlichen Heere den „schwarzen Haufen der Bauern unter Thomas Münzer überwältigten und an 7000 Bauern niederhieben, deren Blnt in hellen Bächlein zur Stadt hinabrieselte und die (kleine) Wipper blutrot färbte." Östlich vom Kyffhäuser folgt die Eiuseukuug der Goldenen Aue. Hier ist die tiefste Stelle der Aue, ehemals ein sumpfiges Gebiet, darum auch Ried (— sum- pfige Gegend) genannt. In dieser Gegend befindet sich jetzt ein fruchtbares Land, das durch Entwässerung gewonnen wurde. Auf dem linken Ufer der Helme steigen wieder Höhen auf in Gestalt einer breiten Platte, die sich zwischen Rohne, Helme und Unstrut ausdehut. Der Teil nach der Rohne zu trägt den Namen Wüste; südlich davou liegt der Weudelsteiuer Forst. Am Westrande des Plateaus erhebeu sich über der Stadt Allstedt die Neste der alteu Kaiserpfalz Allstedt, welche uebeu den beiden anderen Pfalzen Tilleda und Wallhausen den sächsischen Kaisern oft als Aufenthaltsort dieute. — Nach Osten verliert sich der letzte thüringische Höhen- zug unmerklich im Tieflaude, während er nach Nordosten um die obere Rohue herum mit dem Mansfelder Hügellande in Verbindung steht. 1). Die thüringischen Becken. Dem thüringischen Stufenlande eigentümlich sind die zwischen den Hügel- zügen eingesenkten kleineren Mulden und Becken. a) Das tiefste und größte Becken liegt in der Mitte Thüringens um deu Zusammenfluß von Unstrut und Gera zwischen Erfurt, der Thüringer Pforte, Tennstedt und Buttelstedt. Die tiefste Stelle ist ungefähr die Fläche um Sömmerda. Nach dieser weiten Vertiefung hin neigt sich von allen Seiten her die Oberfläche der benachbarten Landstriche, und von allen Gegenden brechen nach ihr Flüsse und Bäche hindurch. Von hier aus steigt das Laud iu Stufen oder Terrassen empor, bis es' vor den Höhen des Harzes und vor denen des Thüringer Waldes

5. Heimatkunde der Provinz Sachsen - S. 23

1914 - Frankfurt am Main : Diesterweg
A. Die Thüringer Mulde. 23 können. Die Kristallkammer ist der Glanzpunkt, wände und Decken sind mit wunderlich geformten Tropfsteinfiguren bedeckt: Würsten, Schinken. Zellen, Vorhängen, Säulen usw. Diese Gestalten haben sich in ähnlicher weise gebildet wie die Eiszapfen am Dache. Das Wasser sickert tropfenweise durch die Decken der höhlen. Es enthält aufgelösten Kall Den setzt es an der Decke und auf dem Loden ab. Die höhlen sind durch das Wasser im Kalkstein gebildet worden. Der Kalk läßt das Wasser sehr leicht hindurch. Es hat nach und nach das Gestein ausgewaschen und die höhlen gebildet. Die drei Stockwerke sind nacheinander vom Wasser ausgewaschen worden. fluch das liebliche Seif etat zählt zu den perlen des Harzes, besonders die Strecke zwischen fllexisbad und Mägdesprung. Die Seife hat hier ein tiefes, enges Tal mit vielen Krümmungen ausgewaschen. Die steilen Wände sind dicht mit Wald bewachsen und so anmutig und lieblich, wie wenige im Gebirge. Lei Mägdesprung erblickt man auf einem merkwürdig geformten Zelsen des rechten Ufers die „Mägdetrappe". Jedenfalls ist auch sie eine alte Opferstätte. Xdie sie entstanden ist, erzählt die Sage: Der Mägdesprung. Huf hohen Selsen links und rechts von der Selke standen zwei riesige Burgen. In der einen hauste ein alter Harzkönig, in der anderen Luitpold, ein edler Ritter. Leide waren aus dem Geschlechte der Riesen. Amala, die Tochter des Harzkönigs, und Luitpold hatten einander sehr lieb. Der König hatte jedoch der Prinzessin schon einen Gemahl erwählt. Das war ein Isländer, den er einst von einem Kriegszuge mitgebracht hatte. Die Prinzessin wollte aber von ihm nichts wissen. Mit Litten und Klagen bestürmte sie ihren Vater, ihr Luitpold zum Ehe- gemahl zu geben. Der Vater aber getraute sich nicht, gegen den Isländer aufzutreten. Denn er hatte im Würfelspiel Krone und Reich an ihn verloren. Nun muhte der Is- länder eine Zeitlang das Land verlassen, um sein Gebiet von den Feinden zu säubern. Da versprach ihm der alte König, nach seiner Rückkehr die Hochzeit zu veranstalten. Kaum war der Zremde fort, als Luitpold den König mit seiner Werbung bestürmte. Der König wies ihn aber ab mit den Worten: „So wenig wie Kmala von hier hinüber- springen kann über das Tal, ebensowenig kann ich mein wort brechen." Da ritt Luit- pold betrübt von dannen. Eines Tages aber stand 5lmala am Zelsenrand und sang ein Lied voll Sehnsucht und Herzeleid. Da rasselte drüben donnernd die Zugbrücke, und Ritter Luitpold trat heraus: „Ich hörte dich singen, du Liebchen mein, komm, komm, du sollst willkommen sein," rief er laut hinüber. Da vergaß Kmala Vater, Mutter und alle Gefahr. Mit gewaltigem Sprunge flog sie hinüber in die Arme des Geliebten. Zest hatte sich dabei ihr Zutz in das felsige Gestein eingedrückt. Der alte König schäumte vor Wut und schwur Tod und verderben. Da kam die Kunde, dajz der Isländer im Kampfe gefallen sei. Nun söhnte er sich mit Tochter und Eidam aus. fluf dem rechten Ufer erhebt sich beim Austritt der Selke aus dem Gebirge auf steiler Zelsenwand das schön erhaltene Schloß § a l k e n st e i n. Eine herrliche Eingangspforte in ein Waldparadies bildet das liebliche Thriratal bei Stolberg im Südharze. Die prächtigen Waldungen in der Um- gebung haben so riesige Luchen, wie man sie in deutschen Wäldern selten wieder- findet. Ein beliebter Ausflugsort für die Nordhäuser ist das Kloster Ilfeld und der

6. Heimatkunde der Provinz Sachsen - S. 65

1914 - Frankfurt am Main : Diesterweg
A. Die Thüringer Mulde. 65 Über der Stadt thront die N e u e n b u r g. Oas ist eine köstliche perle des ritter- lichen Lebens im Mittelalter. Ihr Erbauer ist der Landgraf Ludwig der Springer. Sie war der Lieblingsaufenthalt der Thüringer Landgrafen, hier soll Ludwig der Eiserne auf dem anstoßenden Edelacker seine widerspenstigen Edelleute in das Zoch des Pfluges gespannt haben, um ihren unbändigen Trotz zu brechen. Der Edelacker. Davon erzählt folgende Sage: Ludwig der Eiserne strafte einst einen ungehorsamen Kitter. Oas wollten die anderen hochmütigen Ritter nicht leiden und zogen gegen ihn. Ludwig aber bezwang sie und brachte sie auf die Neuenburg. Oa nahm er sie und führte sie zu Zelde. hier spannte er je vier der ungetreuen Edelleute, nur mit ihren Hemden bekleidet, an einen Pflug und ackerte mit ihnen eine Zurche. Oie Diener hielten den Pflug. Er aber trieb sie mit der Geitzel an und hieb, daß sie sich beugten und oft auf die Erde fielen. Venn eine Furche geackert war, spannte er vier andere ein, bis das ganze Land gepflügt war. Oann mutzten ihm die Edelleute von neuem den Treueid schwören. hier hat Ludwig vor seinem Schwager, dem Kaiser Rotbart, in einer Nacht die wunderbare Mauer gebaut. Sie bestand aus seinen Rittern und Mannen. Ihr tln- blick lietz den Kaiser ausrufen: „Zürwahr, eine köstlichere, edlere und bessere Mauer habe ich zeitlebens noch nicht gesehen." Zur Zeit des Landgrafen Hermann öffnete die Neuenburg den Minnesängern gastlich ihre Tore. Oa ertönten in ihren hallen Gesang und Saitenspiel. Oer uralte Zeuge jener glänzenden Tage, der gewaltige Bergfried, ist jetzt noch das Wahrzeichen der ganzen Gegend. 3. Die Gothaer Mulde. Landschaftsbild. 1. Lage. Die Gothaer Mulde erstreckt sich vom Thüringer Mitteldecken bis zum Thüringer lvald. Oen Ostrand bildet die Jlmplatte, den Westrand der Höhenzug der hörselberge. 2. Bodenbeschaffenheit. Oer Loden besteht vorwiegend aus Keuper. Oer ist an mehreren Stellen mit lehmartigen Schichten gemischt und bildet einen tiefgründigen, fruchtbaren Ackerboden. Oie Höhenzüge bestehen meist aus Muschelkalk. Ihre Abhänge Rödiger, Heimatkunde der Provinz Sachsen. 5

7. Heimatkunde der Provinz Sachsen - S. 5

1914 - Frankfurt am Main : Diesterweg
A. Die Thüringer Ittuiöe. 5 w i e konnten die harten Kelsen verwittern? Die Sonne hatte sie bis ins Innerste durchwärmt. Kalte Gewitterregen prasselten hernieder und kühlten sie schnell ab. Dadurch entstanden zarte Risse und Spalten. In sie sickerte das Regenwasser ein, wusch die wände der Risse ab und vergrößerte sie dadurch. Die Zeuchtigkeit in den Rissen fror im Winter zu Eis. Das Eis nimmt aber einen größeren Raum ein als das Wasser. Es dehnte sich aus und sprengte Steinsplitter und Zelsbrocken ab. Die fielen in die Täler. Mächtige Regengüsse führten den ver- Witterungsschutt, groben Kies, Sand und Schlamm, aus den Tälern heraus. Er bildete Ablagerungen von R o t l i e g e n d e m. Vas Rotliegende ist ein roter Sandstein, der immer unter den Schichten, die Erze tragen, liegt. Es nimmt den größten Teil des nordwestlichen Thüringer Waldes ein. In dieser Zeit brachen wieder mächtige vulkanische Massen unter gewaltigem Donnern und Blitzen hervor und überdeckten vielfach das Rotliegende. Es entstand der Porphyr. Mit dem harten, meist rot- braunen Gestein werden Straßen gepflastert. Oie höchsten Kuppen, wie Beerberg und Jnselsberg, sind daraus aufgebaut. Über dem Rotliegenden hat sich der Z e ch st e i n abgelagert. Er heißt so, weil in ihm Bergwerke oder Zechen angelegt sind. Zu ihm gehören Gips, Steinsalz, Kupferschiefer. Er enthält bei Schmalkalden und Suhl Eisen- erze, bei Ilmenau Kupfererze. Km Kuße des Gebirges liegt meist Buntsandstein. Man nennt ihn so, weil er rötliche, gelbliche, weiße oder bräunliche Farbe hat, also bunt aussieht. ver Thüringer Wald besteht demnach aus Gesteinen von verschiedener Festigkeit, harten und weicheren. Oie weicheren verwittern leichter als die harten. Dadurch ent- stehen wunderbar geformte Kelsen, schrpff abfallende Schluchten und tief eingegrabene Täler. Sie erhöhen die landschaftlichen Reize des Gebirges. 4. Rlima. a) Temperatur. Wenn wir auf einen Berg steigen, so bemerken wir: 3e höher wir steigen, desto kälter wird es. Denn die oberen Luftschichten sind dünner als im Tieflande. Sie können deshalb nur wenige Wärmestrahlen auf- nehmen. Auch vom Erdboden können sie nicht so viel Wärme erhalten wie die unteren Luftschichten, denn sie liegen von der Wärmequelle, der Erde, weiter entfernt. Darum herrscht auf den höhen des Thüringer Waldes eine rauhe Luft. Oie mittlere Jahrestemperatur beträgt 4°. 3n den Tälern ist es milder, weil die Berge die rauhen Winde fernhalten. b) Niederschläge. Oer Thüringer Wald hat viel Niederschläge, besonders bei Westwinden. Oiese Winde kommen vom Nieere und bringen viele Wasserdämpfe mit. Oas sind leichte, luftige Gestalten. Sobald sie an das Gebirge stoßen, sind sie neugierig wie Kinder. Sie möchten gern wissen, wie es auf der anderen Seite des Waldes aussieht. Sie steigen deshalb in die höhe. Aber diese Kletterei bekommt ihnen übel. Oben gelangen sie in kältere Luft- schichten. Oie Kälte können sie aber nicht vertragen. Sie verlieren ihre luftige Gestalt, und vor Schmerz zerfließen sie in Tränen- die fallen dann als Negen, Nebel und Schnee auf die höhen und Abhänge des Gebirges. Solche Negen heißen Steigregen. Oie mittlere Regenmenge steigt auf den höchsten Bergen bis 120 mm. Don Gewittern haben die Ortschaften in den Tälern mehr zu leiden als die höher gelegenen. Oenn die Gewitterwolken gehen meist tief. Im Winter gibt es auf den höhen viel Schnee. Oa hat der Schneepflug viel zu tun. Nlanche Häuschen sind bis an die Zensier im Schnee vergraben. An

8. Heimatkunde der Provinz Sachsen - S. 20

1914 - Frankfurt am Main : Diesterweg
20 Heimatkunde der Provinz Sachsen. liefert noch magere Erträge. Auch der Laubwald will nicht recht gedeihen. Darum gibt es fast nur Nadelwald. Wohl aber begünstigen die reichen Nieder- schlage und die fruchtbare Ackerkrume den Wiesenbau. Oer Unterharz liegt bedeutend niedriger. Darum hat er milderes Klima, hier gedeihen deshalb die herrlichsten Laubwälder. Oer Waldboden ist mit Beerensträuchern reich bedeckt. Zwischen den Wäldern liegen üppige Wiesen und zahlreiche Getreidefelder eingebettet. Selbst Gemüse und Vbst geben noch befriedigende Erträge. 5. Bewässerung und landschaftliche Schönheiten. Oer harz ist reich bewässert, denn er hat infolge seiner höhe viele Niederschläge, va der harte Kelsboden das Wasser nicht eindringen läßt, haben sich Hochmoore gebildet, vas größte Hochmoor ist das Brockenfeld. Es ist das Hauptquellgebiet des Harzes, von ihm eilen nach allen Seiten viele Gebirgsflüsse hinab. Die Klußtäler sind in der Nähe der Quellen meist flache Nlulden. Je näher sie aber dem Kuße des Gebirges kommen, desto^ stärker wird ihr Gefälle, desto größer ihre Kraft, desto tiefer graben sie ihr Bett ein. Ihre Täler sind daher meist eng. Sie müssen sich zwischen den Kelsblöcken einen Weg suchen. Oabei treten ihnen mächtige Granit- blöde in den Weg, die sie nicht umgehen können. In kühnem Sprunge stürzen die Wasser über die Kelsen hinweg und bilden Wasserfälle. Einen er- hebenden Anblick gewähren die harzwasser zur Zeit der Schneeschmelze. Mit Oonnergebrüll wälzen sie dann ihre trüben Kluten wildschäumend über Granit- blöde und querliegendes Bruchholz hinweg. Mit Kiesenarmen ergreifen sie die Kelstrümmer und führen sie in die Täler. Oie Klüsse des Gberharzes führen ihr Wasser meist der Weser, die des Unterharzes der Elbe zu. Eines der schönsten Täler des Gberharzes ist das O k e r t a l. Es gräbt sich tief in den Granit ein, bildet daher reizende Kelspartien zu beiden Seiten und den prächtigen Wasserfall bei Nomkerhall. In der Nähe des Schneelochs auf dem Brocken entspringt die liebliche Ilse. In engem Kelsental trippelt und hüpft sie plätschernd von Stein zu Stein. Bald zwängt sie sich mit jugend- licher Kraft durch einengende Kelsen, bald springt sie lustig über sie hinweg und bildet die berühmten Ilsefälle. Lei ihrem Austritt hat sie die Granitmassen des Gebirges durchsägt und ein enges Kelsentor geschaffen. Oer Kelsen auf dem rechten Ufer ist der I l s e n st e i n. Prinzessin Ilse. hier oben stand der Sage nach das Schloß des Königs Ilsung und der schönen Prinzessin Ilse. Am Kuße des Berges wohnte eine Zauberin mit ihrer häßlichen Tochter. Einst kam ein Ritter durch das Tal. Den suchten die bösen Zveiber zu bewegen, bei ihnen zu bleiben. Er kehrte aber in Ilsungs Schlosse ein. Oie schöne Ilse wurde sein lveib. Aber nun rächte sich die böse Zauberin an dem Ritter. Zttit Hilfe des Höllenfürsten sandte sie gewaltige Wassermassen vom Brocken herab gegen Ilsungs Schloß. Sie durch- wühlten den Kelsen, so daß er mit dem Schlosse zusammenstürzte. Nur Ilse rettete sich aus den Kelsen, der noch heute steht. Dort wohnt sie seitdem. Ruhelos durchwandert sie die Talschlucht, um ihren ertrunkenen Gemahl zu suchen, Wer ihr begegnet, dem schenkt sie Reichtümer, wehe aber dem, der sie neckt. Den verwandelt sie in eine alters- graue Tanne am steilen Kelsenhang.

9. Heimatkunde der Provinz Sachsen - S. 27

1914 - Frankfurt am Main : Diesterweg
A. Die Thüringer Mulde. 27 Abb. 21. Hundejunge. (Nach einer Photographie von Spieß, Eisleben.) Venn sie konnten im Dunkeln nicht zurück, weil der Schacht so gefährlich war. Auf einmal sahen sie ganz fern in der Strecke ein Licht. Oa§ kam ihnen entgegen. Da freuten sie flbb. 22. Gruppe von Bergleuten. (Nach einer Photographie von Lpieß, Etzleben.)

10. Bilder aus Frankens Vergangenheit - S. 35

1914 - München : Oldenbourg
— 35 •— gebäude zwar vorhanden, aber eng und beschränkt. Nur besonders reiche Herren konnten ihre Wohnungen nach der Art der Wertheimer Burg ausbauen. Zudem wurde Burg Wertheim vorn Schicksal sehr begünstigt. Da sich Graf Georg Ii. mit seinen Bauern einigte, ging der Bauernaufstand, der den meisten fränkischen Burgen den Untergang brachte, ohne Schaden für ihn und sein Schloß vorüber. (Erst ü_654 sank die Burg infolge einer Beschießung durch die Kaiserlichen in Schutt und Asche. Line Belagerung. Leinde sind nah! Gellend kündet es des Wächters Horn vorn hohen Bergfried herab. Droben am Waldessaum hat das scharfe Auge des verlässigen Mannes einen Trupp Reiter erspäht. Jetzt traben 50—60 Berittene über die Talwiese; hinterdrein folgen Fußgänger, bewaffnet mit langen Speeren, dann folgen wagen, beladen mit Leitern und langen, mit Eisen beschlagenen Balken. Die Leute auf der Burg eilen an die Ringmauern, schauen durch die Scharten und rufen einander zu: Mordio, Blordio! Die Feinde kommen! Auf, auf zur wehr! Line bange Stunde ist vergangen. Der Feind geht daran die Burg zu umschließen. Drunten im Tale stehen die feindlichen Ritter. Die Knechte beginnen mit Leitern die Felsen zu besteigen. Etliche Fußgänger huschen auf dem Burgwege aufwärts. Überall suchen sie Deckung. Sie wollen heimlich das äußere Burgtor erreichen. Doch ist es zu spät. Rechtzeitig drehte sich die Zugbrücke in ihren Angeln und verschloß den Eingang gleichsam als zweite Türe. Der Burggraben ist jetzt ohne Übergang. Auf den runden Türmen und auf den Mauern hinter den Zinnen stehen die Burgleute, um ihr Heim zu schützen. Große Steine werfen sie hinab auf den Feind. Pfeile fliegen herab und herauf. Jetzt reiten drei Ritter den Burgweg herauf; der mittlere trägt eine Fahne und ruft hinüber in die Burg: „Graf, öffnet Euer Nest! wir schonen Haus und Leute l“ Aber der Burgvogt entgegnet ihnen aus dem äußeren Burgtor: „Kommt nur herein, wenn ihr könnt! wir haben euch ein feines Gericht hergerichtet; eilt euch, das Essen ist noch heiß!" Die drei Reiter ziehen sich zurück, denn schon schwirren Speere und pfeile ihnen entgegen. Nun kommen feindliche Knechte den Burgweg herauf. Sie suchen mit Reisigbündeln und Erde den tiefen Graben zu füllen. Mühselig und gefährlich ist die Arbeit, die die Burginsassen mit allen Mitteln zu hindern versuchen. )n der Nacht aber gelingt das Werk. Der Feind steht an der Mauer. Mit eisernen Haken sucht er die Zugbrücke 3*
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