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1. Die Provinz Sachsen und das Herzogtum Anhalt - S. 35

1911 - Magdeburg : Creutz
Sagen, 35 einem Male der wüste Lärm in schallendes Gelächter, denn ein Ratsherr hatte auf eine Tafel in großen Lettern geschrieben: „Der Roland foll stehen bleiben, wir wollen ihn nur nicht länger haben, weil er uns schon lang genug ist!" Damit war das Mißverständnis aufgeklärt. Die guten Bürger sahen, daß sie von dem ver- meintlichen Künstler arg genasführt waren. Kein Wunder also, daß sich ihr Unmut gegen ihn wandte. Als sie den Schalk griffen, steckten sie ihn zur Strafe in den Wendenturm, Im Nu aber entwich er mit einem Hohngelächter: und jeder wußte nun, daß der vermeintliche Künstler der leibhaftige Teufel gewesen war. Der Rolaud war in der früheren Zeit für die Stadt Stendal das Zeichen der eigenen Gerichtsbarkeit. Die im Jahre 1525 am Rat- hause errichtete Stein- figur gehört zu den größten, die wir besitzen. Der gewaltige Körper ruht auf starken Beinen, dessen Waden stärker sind als der Brustumfang eines kräftigen Mannes, Durch den schweren Pan- zer wird der Körper ge- schützt. Die erhobene rechte Hand hält das 4 m lange Schwert, das Werkzeug des strafenden Rechts; die linke Hand umfaßt den Schild mit dem brandenburgischen Adler, das Sinnbild des Schutzes. So er- innert der Roland an die frühere Größe und Selbst- ständigkeit der Stadt Stendal. Der Roland am Rathaus in Stendal. 2. Der wunderbare Ring im Schlosse zu Calbe a. M. In einer Nacht erschien der Schloßherrin eine Frauengestalt mit einem Lichte und flehte sie an um Hilfe und Beistand bei einer Kranken, Als die Edelfrau ein- willigte, bat die Erscheinung, von der Kranken weder Essen noch Trinken noch irgend ein Geschenk anzunehmen, da sonst Unglück über das Schloß und die Familie kommen würde. Die Herrin tat nach dem Gebote, und die Kranke wurde wieder gesund. Da kam eines Tages der Mann der Kranken und überreichte der Schloßherrin eine Schüssel mit gemünztem Golde. Doch die Herrin dachte an das Gebot der Er- 3*

2. Die Provinz Sachsen und das Herzogtum Anhalt - S. 42

1911 - Magdeburg : Creutz
42 3. Das Land zwischen Ohre, Elbe, Saale und Harz. Höhen auch benannt wurden. Die Spiegelsberge sind ein viel besuchter Aufenthaltsort der Halberstädter; aber auch von Fremden werden sie gern bestiegen. Unter den Gebäuden sind sehenswert: das Jagdschloß, in dessen Felsenkeller ein riesiges Weinfaß (161 000 1) liegt, das Mausoleum und der sechseckige Aussichtsturm. Aus seinen Fugen und Nischen gucken Tiersiguren, z. B. Füchse, Schlangen, Hasen, Hunde, Eulen, hervor. An die Spiegelsberge reihen sich im So. die Klusberge mit dem frei- stehenden Sandsteinfelsen „Teufelsstuhl" und weiter im S. die Theken- berge mit dein „Gläsernen Mönch". Fast genau im S. von Halberstadt liegt der Hoppel- oder Sargberg; denn von der Westseite gesehen gleicht er einem großen Sarge. Der Hoppelberg hat eine bedeutende Höhe (300 m) und gewährt einen wundervollen Überblick über die gesegnete Landschaft und den Harz. 4. Der Hui und der Hakelwald. Der Huiwald, d. h. Hochwald, ist ein schön bewaldeter (Bucheu) Höhenzug. Er reicht im O. fast bis an die Bode. Aus der höchsten Stelle liegt das alte Kloster Huyseburg. Am nördlichen Rande des Kloster- berges liegt die Daneilshöhle, worin viele Jahre ein gefährlicher Räuber hauste. Die Olenburg bei Badersleben war eine bedeutende Wallburg. Ihre Wälle sind zum Teil noch recht gut erhalten. — Unter den „Kölligs- buchen" steht ein Stein mit der Inschrift: Mit Ehrfurcht, Wanderer, zieh' den Hut; Denn unter'm Dome dieser Buchen Hat, Schatten so wie du zu suchen, Held Gustav Adolf einst geruht. Aus dem rechten Bodeufer dehnt sich in gleicher Richtung der waldige Hakel aus. Die Dumburg liegt an seiner höchsten Stelle. Der Hakelwald war nach der Sage des Oberjägermeisters Hans Hakelbergs liebstes Jagdgebiet. Er starb zwar an der Wunde eines Eberzahns, jagt aber nach seinem Tode im Hakel noch weiter. Mit Hallo-Geschrei, begleitet von seinen Genossen und den Hunden, rast er nachts den Hakel auf und uieder. In seinem Gefolge befindet sich auch eine Ohreule, die Tut-Ursel. Diese war früher eine Nonne und wurde in eine Eule verzaubert. Die Dumburg ist ihr Aufenthalt. 5. Der Alvenslebener Höhenzug. Der Alvenslebener Höhenzug bildet eine breite Hochfläche, die sich quer vor die Bode lagert. Dadurch wird diese gezwungen, ihre nördliche Richtung zu ändern. Der Alvenslebener Höhenzug erreicht in dem Felsen berge bei Magdeburg seine höchste Höhe. Er besteht aus Erd- und Sandhügeln, die der Pflug des Landmannes bis zum Gipfel beackert. Nur hier und da sind die Höhen bewaldet. (Das Hohe, das Saure, das Eggeuftedter Holz, der Marienborner Wald.) In seinem nördlichen Teile birgt der Höhenzug treffliche Bausteine (Porphyr, Sandstein und Grau- wacke), die in Steinbrüchen gebrochen werden. Vom Alvenslebener Höhen- zuge zweigt sich nach O. ein Höhenzug ab, der von Gr.-Wanzleben bis

3. Die Provinz Sachsen und das Herzogtum Anhalt - S. 70

1911 - Magdeburg : Creutz
70 Der Harz. Sage vom Ilscnstein. Als noch der Jlsenstein und der Westernberg eine zusammenhängende Fels- masse bildeten, stand ans dem Jlsensteine das prächtige Schloß des Königs Jsung. Hier wohnte die schöne Prinzessin Ilse. Zum Arger der bösen Zauberin im Tale zogen viele stattliche Ritter auf den Jlsenstein; aber von ihrer häßlichen Tochter Trnte wollte keiner etwas wissen, obwohl diese das köstlichste Geschmeide, Gold und Edelsteine die Fülle besofz. Als einst der Ritter Rolf die Zauberin um den Weg zum Jlsenstein fragte, bat Trute die Mutter, den Ritter zu bezaubern, daß er bei ihnen bliebe. Das gelang der Hexe auch. Allein nach einiger Zeit entrann Rolf ihnen doch und kam glücklich auf den Jlsenstein. Die Schönheit der Prin- zessin Ilse und die Gast- srenndschast des Königs fesselten ihn so, daß er gern im Schlosse blieb. Ja, der alternde König gab ihm seine Tochter Ilse zur Gemahlin. Darüber entbrannte der Haß der Zauberin, und sie trachtete nach Rache. In der Walpurgis- nacht gewann sie den Beistand des Tensels und sandte ungeheure Wassermassen vom Brocken gegen Jsnngs Schloß. Die donnern- den Wogen unterwühl- ten den Felsen, bis er mit dem Schlosse zu- sannuenstürzte. Rolf und Jsung kamen elend nm, uur Ilse rettete sich auf den Felsen, der jetzt das Krenz trägt. Dort irrt sie seitdem umher und sucht ihren Gemabl. Wer sie erlösen will, > c- muß ihr in der Geister- ^ljefalle un Harz. stunde des 1. Mai be- stimmte Waldblumen bringen. Wehe aber dem, der sie neckt oder im Bade belauscht, den verwandelt sie in eine altersgraue Tanne am steilen Bergabhauge- 3. Der iliitciljnn. Der Unterharz ist die Fortsetzung der Hochebene des Oberharzes nach So. etwa bis zur Harzwipper. Er ist einförmig, von Flußtälern zer- schnitten und geht allmählich in das Flachland über. Der Unterharz

4. Die Provinz Sachsen und das Herzogtum Anhalt - S. 84

1911 - Magdeburg : Creutz
84 Der Harz. Sagt vom Ilsenstein. Als noch der Jlsenstein und der Westernberg eine zusammenhängende Fels- masse bildeten, stand ans dem Jlsensteine das prächtige Schloß des Königs Jsung. Hier wohnte die schöne Prinzessin Ilse. Zum Arger der bösen Zauberin im Tale zogen viele stattliche Ritter auf den Jlsenstein- aber von ihrer häßlichen Tochter Trnte wollte keiner etwas wissen, obwohl diese das köstlichste Geschmeide, Gold und Edelsteine die Fülle besaß. Als einst der Ritter Rolf die Zauberin um den zum Jlsenstein fragte, bat Trute die Mutter, den Ritter zu bezaubern, daß er bei ihnen bliebe. Das gelang der Hexe auch. Allein nach einiger Zeit entrann Rolf ihnen doch und kam glücklich auf den Jlsenstein. Die Schönheit der Prin- zessin Ilse und die Gast- frenndfchaft des Königs fesselten ihn so, daß er gern im Schlosse blieb. Ja, der alternde König nab ihm seine Tochter Ilse zur Gemahlin. Darüber entbrannte der Haß der Zaubcriu, und sie trachtete nach Rache. In der Walpurgis- nacht gewann sie den Beistand des Teufels und fandte ungeheure Wassermassen vom Brocken gegen Jsungs Schloß. Die donnern- den Wogen unterwühl- ten den Felsen, bis er mit dem Schlosse zu- sammenstürzte. Rolf und Jsung kamen elend nm, nur Ilse rettete sich auf den Felsen, der jetzt das .Kreuz trägt. Dort irrt sie seitdem umher und sucht ihren Gemahl. Wer sie erlösen will, innß ihr in der Geister- Jliemlle nn Harz. stunde des 1. Mai be- stimmte Waldblumen bringen. Wehe aber dem, der sie neckt oder iin Bade belauscht, den verwandelt sie in eine altersgraue Tanne am steilen Bergabhange. 3. Der Zlnterhar;. Der Unterharz ist die Fortsetzung der Hochebene des Oberharzes nach So. etwa bis zur Harzwipper. Er ist einförmig, von Flußtälern zer- schnitten und geht allmählich in das Flachland über. Der Unterharz

5. Die Provinz Sachsen und das Herzogtum Anhalt - S. 49

1911 - Magdeburg : Creutz
Sagen. 49 einem Male der wüste Lärm in schallendes Gelächter, denn ein Ratsherr hatte auf eine Tafel in großen Lettern geschrieben: „Der Roland soll stehen bleiben, wir wollen ihn nur nicht länger haben, weil er uns schon lang genug ist!" Damit war das Mißverständnis aufgeklärt. Die guten Bürger sahen, daß sie von dem ver- meintlichen Künstler arg genasführt waren. Kein Wunder also, daß sich ihr Unmut gegen ihn wandte. Als sie den Schalk griffen, steckten sie ihn zur Strafe in den Wendenturm. Im Nu aber entwich er mit einem Hohngelächter; und jeder wußte nun, daß der vermeintliche Künstler der leibhaftige Teufel gewesen war. Der Roland war in der früheren Zeit für die Stadt Stendal das Zeichen der eigenen Gerichtsbarkeit. Die im Jahre 1525 am Rat- hause errichtete Stein- sigur gehört zu den größten, die wir besitzen. Der gewaltige Körper ruht auf starken Beinen, dessen Waden stärker sind als der Brustumfang eines kräftigen Mannes. Durch den schweren Pan- zer wird der Körper ge- schützt. Die erhobene, rechte Hand hält das 4 m lange Schwert, das Werkzeug des strafenden Rechts; die linke Hand umfaßt den Schild mit dem brandenburgischen Adler, das Sinnbild des Schutzes. So erinnert der Roland an die frühere Größe und Selbstständig- keit der Stadt Stendal. Der Roland am Rathaus in Stendal. 2. Der wunderbare Mug im Schlosse zu Calbe a. M. In einer Nacht erschien der Schloßherrin eine Frauengestalt mit einem Lichte und flehte sie an um Hilfe und Beistand bei einer Kranken. Als die Edelfrau ein- willigte, bat die Erscheinung, von der Kranken weder Essen noch Trinken noch irgend ein Geschenk anzunehmen, da sonst Unglück über das Schloß und die Familie kommen würde. Die Herrin tat nach dem Gebote, und die Kranke wurde wieder gesund. Da kam eines Tages der Mann der Kranken und überreichte der Schloßherrin eine Schüssel mit gemünztem Golde. Doch die Herrin dachte an das Gebot der Er- Henze-Kohlhase, Die Provinz Sachsen. Ausgabe A. 4

6. Die Provinz Sachsen und das Herzogtum Anhalt - S. 56

1911 - Magdeburg : Creutz
56 3. Das Land zwischen Ohre, Elbe, Saale und Harz. Höhen auch benannt wurden. Die Spiegelsberge sind ein viel besuchter Aufenthaltsort der Halberstädter: aber auch von Fremden werden sie gern bestiegen. Unter den Gebäuden sind sehenswert: das Jagdschloß, in dessen Felsenkeller ein riesiges Weinsaß (161 000 1) liegt, das Mausoleum und der sechseckige Aussichtsturm. Aus seinen Fugen und Nischen gucken Tierfiguren, z. B. Füchse, Schlangen, Hasen, Hunde, Eulen, hervor. Au die Spiegelsberge reihen sich im So. die Klusberge mit dem frei- stehenden Sandsteinfelsen „Teufelsstuhl" und weiter im S. die Theken- berge mit dem „Gläsernen Mönch". Fast genau im S. von Halberstadt liegt der Hoppel- oder Sargberg; denn von der Westseite gesehen gleicht er einem großen Sarge. Der Hoppelberg hat eine bedeutende Höhe (300 m) und gewährt einen wundervollen Überblick über die gesegnete Landschaft und den Harz. 4. Der Hui und der Hakelwald. Der Hniwald, d. h. Hochwald, ist ein schön bewaldeter (Buchen) Höhenzug. Er reicht im O. sast bis an die Bode. Auf der höchsten Stelle liegt das alte Kloster Huyseburg. Am nördlichen Rande des Kloster- berges liegt die Daneilshöhle, worin viele Jahre ein gefährlicher Räuber hauste. Die Olenburg bei Baderslebeu war eine bedeutende Wallburg. Ihre Wälle sind zum Teil uoch recht gut erhalten. — Unter den „Königs- buchen" steht ein Stein mit der Inschrift: Mit Ehrfurcht, Wanderer, zieh' den Hut; Denn unter'm Dome dieser Buchen Hat, Schatten so wie du zu suchen, Held Gustav Adolf einst geruht. Auf dem rechten Bodenfer dehnt sich in gleicher Richtung der waldige Hakel aus. Die Dumburg liegt au seiner höchsten Stelle. Der Hakelwald war nach der Sage des Oberjägermeisters Hans Hakelbergs liebstes Jagdgebiet, Er starb zwar an der Wunde eines Eberzahns, jagt aber nach seinem Tode im Hakel noch weiter. Mit Hallo-Geschrei, begleitet von seinen Genossen und den Hundert, rast er nachts den Hakel auf und nieder. In seinem Gefolge befindet sich auch eine Ohreule, die Tut-Ursel. Diese war früher eine Nonne und wurde in eine Eule verzaubert. Die Dumburg ist ihr Aufenthalt. 5. Der Alvenslebener Höhenzug. Der Alvenslebener Höhenzug bildet eine breite Hochfläche, die sich quer vor die Bode lagert. Dadurch wird diese gezwungen, ihre nördliche Richtung zu ändern. Der Alvenslebener Höhenzug erreicht in dem Felsenberge bei Magdeburg seine höchste Höhe. Er besteht aus Erd- und Sandhügeln, die der Pflug des Landmannes bis zum Gipfel beackert. Nur hier und da sind die Höhen bewaldet. (Das Hohe, das Saure, das Eggenftedter Holz, der Marienborner Wald.) In seinem nördlichen Teile birgt der Höhenzug treffliche Bausteine (Porphyr, Sandstein und Grau- wacke), die in Steinbrüchen gebrochen werden. Vom Alvenslebener Höhen- znge zweigt sich nach O. ein Höhenzug ab, der von Gr.-Wanzleben bis

7. Die Provinz Sachsen - S. 20

1898 - Magdeburg : Selbstverl.
20 (936— 973) gestorben. Bei Nebra, weiter abwärts, wird schöner Sandstein gebrochen. — 1l/2 Meile nördlich von Nebra liegt die Kreisstadt Querfurt. Unterhalb Freiburg mündet die Unstrnt in die Saale. In der Umgegend von Freiburg wird viel Wein gebaut. In Freiburg starb (15. Oktober 1852) der Turnvater Jahn. — In der Nähe der Stadt liegt der Edelacker, den Landgraf Ludwig der Eiserne von Thüringen der Sage nach von vor den Pflug gespannten Edelleuten zur Strafe dafür, daß sie ihre Bauern so arg bedrückten, umackern ließ. 8. Der Harz. „Es grüne die Tanne, es wachse das Erz, Gott schenke uns allen ein fröhliches Herz!" Durch das Eichsfeld wird der Thüringerwald mit dem Harze verbanden. Dies Gebirge hat ziemlich dieselbe Richtung wie der Thüringerwald. Aber es ist kein Kammgebirge; seine Berge folgen nicht in einer bestimmten Richtung auf einander, sondern stehen in einzelnen Gruppen beisammen — der Harz ist ein Massengebirge. Er bedeckt einen Raum von 37 Qnadratmeilen. Der vierte Teil davon gehört zu unserer Provinz, das übrige zur Provinz Hannover und den Herzogtümern Anhalt und Braunschweig. Das Gebirge zerfällt in den nordwestlich gelegenen Oberharz und in den im Südosten gelegenen, größeren, aber niedrigeren Unterharz. Die höchsten Berge des Gebirges, vor allem der 1140 m hohe Brocken, liegen im Oberharze. Der Brocken befindet sich in dem Teile des Harzes, der zu unserer Provinz gehört. Auf seinem Gipfel steht ein Wirtshaus, das auch im Winter bewohnt wird, und ein Turm, von welchem man bei heiterem Himmel eine Herr- liche Aussicht genießt. Man überschaut dann eine Gegend von etwa 100 Meilen im Umkreise. Davon weiß freilich nicht jeder Brockenreisende zu erzählen; denn sehr hänfig ist der Berg von dichten Nebel- und Wolkenmassen eingehüllt. Nach der Volkssage reiten in der Walpurgisnacht (1. Mai) die Hexen auf Besenstieleu nach' dem Brocken und halten auf seinem Gipfel mit dem Teufel ein lustiges Tanzfest. Die Abhänge des Brockens sind fast ringsum moorig. Seine größte Ausdehnung erreicht das Moor auf der Westseite, in dem sogenannten Brockenfelde. Dasselbe „bildet ein gewaltiges Wasser- magazin sür den Harz; mit seiner schwammigen Moosdecke saugt es alleu Regen, Schnee, Nebel gierig auf, um dann allmählich und mit Sparsamkeit die Wasser den zahlreichen Quellbächen nach allen Richtungen hin zuzuteilen." Der größte Teil des Oberharzes wird von ansgedehuteu Fichteuwalduugen bedeckt, in denen viele der Bewohner Erwerb und Beschäftigung finden (Holzhauer, Köhler und Beerenfncher). Zahl- reiche Weidegründe begünstigen die Viehzucht. Viele, oft in Herr-

8. Die Heimat - S. 38

1899 - Leipzig : Degener
— 38 — Höhen. Nördlich von Weimar erhebt sich der isolierte Ettersberg. Diese Lage des waldgekrönten Berges läßt ihn von allen Seiten gesehen werden und ihn noch größer und massiger erscheinen, als er in Wahrheit ist. Der 1. und 2. Höhenzug wie der Ettersberg verlaufen rechts von der Ilm im Ilm-Plateau (zwischen Ilm und Saale). Dasselbe steigt von der Ilm aus südlich und östlich gegen die Saale hin sanft an. Der Abfall nach der Saale herunter ist an vielen Stellen steil. Die günstiger gelegenen kahlen Abhänge tragen in der Gegend von Jena Weinberge, von denen aber Matthias Claudius singt: „Thüringens Berge, zum Exempel, bringen Gewächs, sieht aus wie Wein, Ist's aber nicht; man kann dabei nicht singen, Dabei nicht fröhlich sein." Sonst wird der öde Rand nur von schmalen Thälern und Schluchten unter- Krochen. Das längste und tiefste dieser Thäler, das Mühlthal, an dessen Aus- gange Jeua liegt, benutzen die Chanssee und die Eisenbahn nach Weimar, um die Hochfläche zu erreichen. Das Plateau ist geschichtlich merkwürdig. Auf ihm wurde am 14. Oktober 1806 die Schlacht bei Jena geschlagen. Napoleon hatte ungehindert die letzten Vorsprünge desselben über Jena schon am 13. Oktober erstiegen und besetzt und ließ am andern Morgen den Rest seines Heeres durchs Mühlthal und die anliegenden Schluchten nachrücken. Die Benutzung dieses günstigen Terrains erleichterte ihm den Sieg. d) Der 4. Höhenzug nimmt am Nordostende des Eichsfeldes seinen Anfang mit einer niedrigen Hügelkette, welche sich zwischen Helme und Wipper wieder als Waldhöhe erhebt und Windleite genannt wird. Bis gegen Kelbra bildet der Zug kahle und steinige Hügel. Dann aber folgt die ausgezeichnetste Erhebung des Ganzen, ziemlich steil ansteigend in isolierter Lage die dicht be- waldete, weithin sichtbare Berggruppe, welche nach ihrem höchsten (bis 465 in über dem Meeresspiegel und 300 m über der „Goldenen Aue" erhabenen) Berg- kegel das Kyffhäusergebirge heißt. Die gleichnamige Burg auf ihm, Kyffhansen oder Kysshäuser (Kypp-Häuser, d. h. Häuser auf der Kuppe) genannt, war im Mittelalter eine starke Bergfeste, Schutz und Schirm in jenen unsicheren Zeiten, in welchen die von der Leipziger Messe zurückkehrenden Nordhäuser Kaufleute sie als „Vorgebirge der guten Hoffnung" begrüßten. Von den jetzigen Ruinen ist noch der Kaiser Friedrich-Turm von 20 in Höhe weithin sichtbar. Jetzt weilt die Sage unter den erhabenen Trümmern. „Der alte Barbarossa, der Kaiser Friedrich, im unterirdschen Schlosse hält er verzaubert sich." (Riickert.) Nicht selten wurden Glück- liche in das Innere der Burg geführt und reich beschenkt, (et. Lesebuch!) In der schönen Sage von Barbarossa liegt die deutsche Kaiseridee, die dem deutschen Nolke ins Herz gewachsen ist und nicht sterben konnte, bis sie nun, nach glorreichen Siegen über den Erbfeind des Reichs, sich wieder verwirklicht hat. „Laut in seinen Angeln dröhnend, springet auf das eh'rne Thor, Barbarossa mit den Seinen steigt im Waffenschmuck empor. Auf dem Helm trägt er die Krone und den <?ieg in seiner Hand, Schwerter blitzen, Harfen klingen, wo er schreitet durch das Land. Und dem alten Kaiser beugen sich die Völker allzugleich, und aufs neu' zu Aachen gründet er das heil'ge deutsche Reich." (Geibel,, Friedrich Rotbart Str. 10—12.) Das Kaiser Wilhelm-Denkmal auf dem Kyffhäuser. Die Kriegervereine des Deutschen Reiches, deren Mitglieder unter den Fahnen des geliebten Kaisers Wilhelm I. den Erbfeind des Reiches besiegten und das geeinte deutsche Vaterland in

9. Die Heimat - S. 57

1899 - Leipzig : Degener
— 57 — Einst fuhr ein Bauer Getreide nach Quedlinburg. Auf dem Wege schlief er auf dem Wagen, und die Pferde kamen vom rechten Wege ab. Schließlich standen sie still. Der Bauer.erwachte und sah vor sich eiue große Höhle. Er giug hinein und bemerkte dort einen Kessel. Derselbe war mit blinkenden Goldstücken gefiillt. Ein großer Hund bewachte den Schatz. Da der Hund aber ruhig blieb, füllte der Bauer seine Taschen mit diesem Golde. Er ging hinaus und trug das Gold auf seinen Wagen. Er kehrte zurück, um uoch mehr zu holen. Da aber begann der Hund ein fürchterliches Geheul. Der Bauer erschrak und stürzte aus der Höhle. Vor Schreck brach er ohnmächtig zusammen. Er sah nicht, wie sich neben ihm die Erde aufthat, Feuer heraus- sprühte und zwei Felsen, „die Gegensteine" aus dem Boden emporwuchsen. Als der Bauer er- wachte, erkannte er in dem großen Hunde den Teufel, der eben in einen der beiden Felsen kroch. Auf seinem Wagen aber fand der Bauer statt des Goldes nur Kieselsteine. In weiterem Abstände vom Harze liegt nördlich von Blankenburg der Regen- stein, die Sandsteinfeste der Raubgrafen vom Regenstein. *) Westlich davon liegt ein stumpfer Bergkegel mit der Ruine Heimburg. Es folgen weiter nach Norden der Hoppel- oder Sargberg mit dachfirstähnlichem Rücken und die Zwieberge. Die nächsten Höhen sind die Thekenberge mit der Felsgruppe des gläsernen Mönchs. Nördlich davon befinden sich die Spiegelschen Berge (204 m) und die Klusberge. Nördlich von Halberstadt schließt ein langer Höhenzug die breite Mulde vor dem Nordrande des Harzes ab. Dieser Höhenzug besteht aus Fallstein (im Westen), Hnywald (— Hochwald) in der Mitte (bis an die Bode) und Hakel- Wald (östlich von der Bode). Bewässert wird diese wellige Mulde von der Ilse im Westen, von Holtemme, Goldbach und Bode in der Mitte, von der Selke im Osten. Die Bode durchbricht deu nördlichen Rand der Mulde bei Gröningen. Der Huy (308 m) ist ein schöner Buchenwald. Auf der Höhe steht das Benediktinerkloster Huysburg, das 1804 ausgehoben wurde. Ju der Nähe besindet sich die Daneilshöhle (ehemalige Räuberhöhle). Sage'!**) An der Huy-Chaussee steht unter den Königsbuchen ein Denkmal mit der Inschrift: „Mit Ehrfurcht, Wandrer, zieh den Hut; denn unterm Dome dieser Buchen hat, Schatten so wie du zu suchen, Held Gustav Adolf einst geruht." Der Hakelwald, auf dessen höchster Stelle die Dumburg liegt, war nach der Sage das Jagd- gebiet des Oberjägermeisters Hans Hakelbergs. ***) Nördlich vom Huywalde und Fallstein senkt sich das Land zu einer sumpfigen Gegend ab, die vom Bruch- oder Schiffgrabeu, der von der Bode bei Oschersleben in westlicher Richtung nach der Ilse führt, entwässert wird. An dieses Gebiet schließen sich im Norden noch drei Erhebungen: der lang- gestreckte Alvenslebener Höhenzug, der nördlich von Oschersleben beginnt und zu beiden Seiten der Aller in nordwestlicher Richtung über Helmstedt *) cf. Julius Wols, Der Raubgras. **) Hier hauste in alten Zeiten der Räuber Daneil. Er hatte unter dem Grase Drähte durch den ganzen Wald gelegt, die alle in der Höhle zusammenliefen, wo sie mit Glöckchen ver- bunden waren, die ihm die Wanderer anzeigten. Was durch den Wald ging und in seine Hände kam, wurde beraubt und ermordet. Sogar seine Kinder tötete er, sobald sie geboren waren, damit sie seinen Schlupfwinkel durch ihr Schreien nicht verraten konnten. Seine unglückliche Frau entfloh und verriet seinen Aufenthaltsort. Da kamen die Leute, um den Räuber zu fangen. Aber Daneil hatte seine Höhle von innen fest verrammelt. Da bohrte man von oben ein Loch in die Höhle und füllte sie mit heißem Brei und heißem Wasser. So mußte Daneil sterben. ***) cf. Julius Wolf, Der wilde Jäger.

10. Die Heimat - S. 74

1899 - Leipzig : Degener
n — Weiterung, deren fast senkrechte Wände bis 200 in ansteigen. Von hier führt ein Zickzackweg, die Schurre, hinauf nach der Roßtrappe. Gegenüber führt ein schattiger Weg durch den Hirschgrund nach dem Hexentanzplatze. Bodekessel mit Teufetsbrücke. (Typus eines Erosionsthales im Granit.) Die Roßtrappe hat der Sage nach ihren Namen also erhalten: Der im Böhmer Walde hausende Riese Bodo verlangte die Königstochter vom Riesengebirge (Emma) zur Gemahlin. Emma aber entfloh von der Schneekoppe und kam an die Grenze des Harzes. Bodo jagte auf seinem Kelter, der meilenlange Fluren in Minuten übersprang ihr nach. Emma kam an jene Stelle.
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