14 1. Das Land östlich oder rechts von der Elbe.
Niederungen. Innerhalb der Stadt Burg teilt sie sich in zwei Arme,
die gewerblichen Zwecken dienstbar gemacht sind.
C. Schätze in der Tiefe.
Obwohl der Boden oben durchweg dürftig ist, so birgt er doch oft
wertvolle Schätze im Innern. In den Sumpfgebieten sticht man Torf
(Elster, Ruthe, Fiener Bruch). Dieser ist hier ein wichtiger Brennstoff für
die Armen. Aus der Tiefe holt man Braunkohlen (Liebenwerda, Roßlau)
oder gräbt feinen oder groben Ton (Belgern, Hohenleipisch, Görzke, Ziesar).
Steinbruch von Gommern und Plötzky.
Daraus brennt man das gewöhnliche braune oder irdene Geschirr (Schüsseln,
Teller, Flaschen), das ans den Meßplätzen der größeren Städte zum Kause
angeboten wird. Ferner verfertigt man wertvolles Steingut und vorzügliche
Ofenkacheln. Aus dem Lehme und der gewöhnlichen Tonerde, die man
an vielen Orten findet, brennt man in den Ziegeleien Mauer- und Ziegel-
steine. Diese bilden das gewöhnliche Baumaterial dieser felsarmen Gegend.
Merkwürdigerweise findet man hier aber auch besonders alte Kirchen ganz aus
Feldsteinen (Findlingen, Keßlingen) erbaut. Diese Gebäude stammen meist aus
einer Zeit, in der man die Schätze im Erdinnern noch nicht entdeckt hatte
und Felssteine nur mit großen Kosten und Umständen herbeischaffen konnte.
Bei Liebenwerda (Rotstem), bei Gommern und Plötzky finden wir große
Steinbrüche. Die Gesteinsmassen stehen, wie unser Bild zeigt, ziemlich
TM Hauptwörter (50): [T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde], T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T9: [Tempel Stadt Kirche Säule Zeit Gebäude Bau Mauer Haus Dom]]
TM Hauptwörter (100): [T10: [Stadt Berlin Hamburg Elbe Einw. Magdeburg Stettin Festung Lübeck Provinz], T6: [Eisen Gold Silber Kupfer Wasser Blei Metall Salz Kalk Stein], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T91: [Haus Fenster Wand Stein Dach Zimmer Holz Feuer Raum Decke], T12: [Wasser Luft Erde Höhe Körper Fuß Dampf Bewegung Druck Gewicht]]
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Die Niederungen. 47
Getreide und die Vorratskammern befanden sich alle unter einem Dache.
Wir treten durch das hohe Tor ein und befinden uns auf der Tenne
oder Diele. Zur linken Hand sind die Stallungen für die Kühe und
Pferde. Darüber sind die Räume für das Getreide. Aus dem Stroh,
das vor der Scheune liegt, suchen der Hahn und die Hühner die Körner
heraus. Eine Treppe führt auf den Futterboden. Wir gehen gerade aus
und erreichen das Flet (der zwischen Diele und Wohnhaus liegende Haus-
slur). Am Herde steht die Hausfrau und bereitet das einfache Mittags-
brot. Von hier aus kann sie alles beobachten. Die Tochter trägt in
diesem Augenblicke in einem großen Korbe den Kühen Futter hin. Über
dem Herde erhebt sich der gewaltige Rauchsaug, in dem verschiedene
Schinken und andere Fleischwaren hängen. Von hier aus gelangen wir
in die Wohnräume und Kammern. Um das Einzelgehöft liegen die Gärten,
Felder und Wiesen. Um den Hof zieht sich ein mit Buschholz be-
wachsener Damm, der vor Überschwemmungen schützen soll (Wische).
Bei dem fränkischen Gehöfte lagen die Wohn- und Wirtschafts-
gebäude gesondert. Die Giebelspitze überragt häufig ein Balken mit einem
Sterne. In einzelnen Wischeorten vertritt ein kleines, viereckiges Brettchen
(40—25 cm), zu dem zwei Holzhämmerchen gehören, die Tischglocke.
Das Brett hängt neben der Haustür des Wohnhauses. Zur Mahlzeit
nimmt eine Magd die beiden Hämmer und trommelt auf dem Brettchen.
Die weithin schallenden Töne rufen das Gesinde zu Tisch.
Rätsel: Im Ratlebenschen Dom, da steit 'ne gele Blom, wer de gele Blom
will pflücken, de mut den ganzen Dom terdrücken.*)
Der Hansjochenwinkel.
Südwestlich von Salzwedel liegt ein wenige km langes und breites Land,
in dem vorzeiten die Leute eine besondere Vorliebe für die Vornamen Hans Joachim,
kurz Hansjochen (Hanschom) gehabt haben sollen. Als Spitzname übertrug sich
der Name Hansjochen auf die Gegend, die seitdem Hansjochenwinkel heißt. Weil
die Bewohner fern von jeder größeren Stadt und Verkehrsstraße wohnen, be-
wahrten und entwickelten sie soviel Eigenart und Besonderheit in Sprache, Sitte
und Kleidung, daß man sich in einer ganz anderen Gegend glaubt. Selbst der,
welcher des Plattdeutschen recht mächtig ist, kann sich mit einem echten Hansjochen-
winkler schlecht verständigen. Ein Teil der Urbewohner des Hansjochenwinkels
waren Wenden.
Der Hansjochenwinkel ist außerordentlich reich an Grabdenkmälern der Vor-
zeit. Wann und von wem diese Grabstätten, kurz Hünengräber, erbaut sind,
weiß niemand zu sagen. Die gewaltigen Wanderblöcke, die die Eisschollen vor
Jahrtausenden hier absetzten, dienten zu ihrem Bau. Auf eiuem Hügel setzte man
in Form eines Rechtecks Stein bei Stein senkrecht und belegte den Boden mit
Steinplatten oder Ton. Über die senkrecht stehend»» Steine fügte man gewaltige
Decksteine. In den Grabkammern findet man allerlei Geräte aus Stein, Bronze
und Eisen und die Gerippe der Bestatteten oder ihre Asche in Urnen. Danach
unterscheidet man Hünengräber aus der Steinzeit, Kegelgräber aus der Bronzezeit
und Wendenkirchhöfe aus der Eisenzeit. Einige von den Grabstätten sind über
30 m lang und 9 m breit.
*) Das Ei.
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TM Hauptwörter (100): [T91: [Haus Fenster Wand Stein Dach Zimmer Holz Feuer Raum Decke], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite], T13: [Kirche Dom Zeit Bau Denkmal Kunst Tempel Bild Werk Stadt], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann]]
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— 15 —
welche in Asien ihre Heimat haben. Getreidearten, wie Gerste und Weizen, welche
man nach der Eiszeit anbaute, stammen ebenfalls aus Asien. Alle diese Mo-
mente beweisen uns, daß der nacheiszeitliche Mensch aus Asien stammen mag.*)
Jedenfalls hat derselbe den eiszeitlichen Menschen verdrängt, welcher mit dem
Auftreten der neuen Kultur ausgestorben sein dürfte, wie noch heute Völker nie-
derer Bildungsstufe in Berührung mit höherstehenden erlöschen (es. die Indianer-
Nordamerikas :c.).
Die Zeit, in welcher der aus Asien stammende Mensch seine Geräte aus Stein
verfertigte nennt man die Steinzeit. Die jüngste Stuse derselben fällt schon in
die Alluvialzeit. Sie ist charakterisiert durch merkwürdige Grabstätten und Denk-
male, welche vom nordwestlichen und mittleren Europa nach Nordafrika und östlich
bis Indien in außerordentlicher Verbreitung auftreten. Es waren entweder ein-
zelne aufgestellte Steine, oder Grabkammern und Altäre, aus mehreren zusam-
mengelegten Steinen gebildet. Solche aus Steinen erbauten und mit einem Erd-
Hügel überdeckten Kammern, welche Familiengrabstätten waren, bezeichnen wir heute
als Hünengräber oder Hünenbetten. In denselben findet man häufig neben den
Resten vieler Leichname Thongefäße, Werkzeuge aus Stein und Bein, Bernstein-
schmuck und durchbohrte Tierzähne. Auch die Hügelgräber, welche in Toten-
krügen oder Urnen die Asche verbrannter Leichname enthalten, gehören wahrschein-
lich dieser Zeit an.
Von größter Bedeutung für die Vorgeschichte der Menschheit war die erste
Entdeckung eines Pfahlbaues im Züricher See durch einen Schweizer, den Alter-
tumsforscher Dr. Ferdinand Keller, im Jahre 1854. Die Funde aus diesem
Pfahlbau, wie aus vielen anderen, die später entdeckt wurden, gaben Aufschluß
über die Kulturverhältnisse der vorgeschichtlichen Menschen, über Tiere, Pflanzen
und Geräte. Sie zeigten, daß sich diese Menschen mit Ackerbau beschäftigt haben
und sich ihre Geräte und Waffen aus Stein und Bein, später aber aus Metall
augefertigt habeu.
Mit der Einführung des Gebrauchs der Metalle beginnt die sogenannte
Metallzeit. Mit der Verarbeitung von Kupfer, Gold, Bronze und Eisen war
die höchste Stufe der Vorgeschichte erreicht. Im nördlichen Europa kann die
Metallzeit noch in eine Bronze- und Eisenzeit geteilt werden, während in Mittel-
und Südeuropa Bronze und Eisen zusammen austreten. Über die Metallzeit ge-
beu uns die Pfahlbauten der Kelten, Gallier, Germanen und Slawen Aufschluß,
weshalb mau diese Zeit auch die kelto-germanische Periode nennt. Auf diese Zeit
folgt die römisch-germanische Periode und mit dieser beginnt die eigentliche Ge-
schichte des Menschen in Europa, die nun nicht mehr aus stummen zurückgelasse-
nen Resten, sondern in Schriftzeichen und Wortlauten zu uns redet.
*) Aus diesem Grunde nennt man auch die Menschenrasse, welche aus Asien stammt und
sich heute über ganz Europa, über den Süden und Südwesten von Asien wie über den Norden
von Afrika ausgebreitet, auch in Amerika die vorherrschende geworden ist, die kaukasische Rasse
<uach dem Caucasus indicus oder Hindukhu).
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Extrahierte Personennamen: Ferdinand_Keller Ferdinand
Extrahierte Ortsnamen: Asien Asien Asien Nordamerikas Asien Europa Nordafrika Indien Europa Südeuropa Europa Asien Europa Asien Afrika Amerika
— 157 —
a) Die Großstadt Braunschweig. 1. Das Bild der Stadt: Braunschweig soll nach
der Sage schon im 9. Jahrhundert von einem Bruno gegründet sein, dessen Name iu der Stadt-
benennuug uoch fortlebt ibruuswyk, Brunswich — vom althochd. wich = Flecken —). Die Stadt
ist eigentlich, wie auch München, ein Werk Heinrichs des Löwen, der dieselbe befestigte und mit
Vorrechten ausstattete.
Juuerhalb der alten Befestigungswerke, welche jetzt in Promenaden umgewandelt sind, dehnt
sich die Stadt aus, die von mehreren Armen der Oker umschlossen wird. In ihrer Entwicklung
blieb sie hinter Hannover und Magdeburg zurück; erst im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts
ist sie in die Reihe der Großstädte eingerückt (115 000 Einwohner). In dem Bilde der Stadt
zeigt sich eine glanzvolle Vergangenheit: hochgiebelige alte Bürgerhäuser, das Altstadt-Rathaus
Burg Dankwarderode in Braunschweig.
(ein prachtvoller gotischer Bau), zahlreiche Renaissance-Bauten (Gewandhaus :c.), stolze Kirchen
geben der Stadt das eigenartige Gepräge und reden von dem Reichtum ihrer Bewohner. Das
Residenzschloß ist ein neuerer Bau.
^ Nebeu dem herrlichen Dome steht die jetzt restaurierte Burg Dankwarderode, welche der
<^age nach von einem Dankwarth gegründet wurde (s. Bild!). Ihre ersten Bestandteile rühren
noch aus der Zeit Heinrichs des Löwen her. Das gewaltige Baudenkmal ist ein Seitenstück zu
dem altberühmten Kaiserhaus in Goslar. Die Wandgemälde im Untergeschoß stellen dar: Zeit,
Erde, die Tierkreise, die Arbeiten der 12 Monate, die 4 Kardinaltugenden (Weisheit, Tapferkeit,
Gerechtigkeit, Mäßigung). Im Obergeschoß, dem Festsaal und der Kemenate, sind Bilder aus dem
Leben und der Zeit Heinrichs des Löwen.
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TM Hauptwörter (200): [T0: [Kirche Haus Gebäude Stadt Straße Säule Platz Fenster Seite Palast], T142: [Stadt Dorf Mauer Haus Burg Straße Kirche Schloß Graben Zeit], T72: [Kloster Kirche Jahr Bischof Kaiser Karl Otto Dom Grab Leiche], T164: [Sonne Erde Mond Tag Stern Planet Zeit Himmel Jahr Bewegung], T199: [Universität Berlin Bibliothek Leipzig Schloß München Jahr Museum Schule Gymnasium]]
Extrahierte Personennamen: Bruno Heinrichs Heinrichs Heinrichs
— 92 —
dieselben trug. Die zahlreichen vereinzelt in der Ebene liegenden Blöcke Md nach der Volks-
sage von Riesen im Kampf oder Spiel geworfen, oder zufällig, häufig auch im Zorn, fallen ge-
lassen worden. In einigen Fällen tragen die Sagen christliche Färbung. Hier und da werden
Felsstücke gezeigt, die der große Christoph als Sandkörner aus den Schuhen schüttelte, als er das
Christkind durch Deutschland trug.
Die erratischen Blöcke fanden am frühesten Verwendung beim Bau der Hünen-
gräber (Hünenbetten, Hünenberge, Heidengräber :c.*), die vorgeschichtliche Grab-
stätten sind. Die Namen haben sie wegen ihrer häufig riesigen Dimensionen erhalten.
Eine weitere Gletscherwirkung in der norddeutschen Tiefebene zeigt sich in
der Ablagerung der Grnndmoränen. Die Gesteinsmassen, die auf dem Grunde
des Gletschers mit fortgeschobeu wurden, mußten sich, von der Gletscherlast zu
feinem Geschiebelehm zerrieben, an tiefer gelegenen Stellen absetzen; so sind die
Bereiche der großen Thäler und weiten Moore auf 100 bis 125 m mit dem
Diluvium ausgefüllt, während die Landrücken im Durchschnitt nur halb so stark
damit verhüllt sind. Nach dem Rande der Mittelgebirge zu dünnt sich die Diluvial-
schicht ab und erreicht am Fuße derselben ihr Ende. Bei Halle mißt sie nur uoch
15—20 m, weshalb es in diesen Gebieten möglich ist, die darunter liegenden
Braunkohlen leichter zu gewinnen. Dagegen in den Gegenden mit stark auf-
lagerndem Diluvium sind die von ihm bedeckten Erdschätze so tief verborgen, daß
sich kaum ihr Vorhandensein nachweisen läßt, noch weniger ein Abbau derselben
möglich ist.
Östlich von der Elblinie besteht das Diluvium aus zwei Schichten Geschiebe-
lehm, die durch Saudablagerungen voneinander getrennt find; die obere ist von
geringerer Mächtigkeit als die nntere. Westlich von der Elbe ist nur eine Grnnd-
moräne abgelagert, die der unteren im Osten entspricht. Daraus sehen wir, daß
zwei Eiszeiten vorhanden gewesen sein müssen, die getrennt waren durch eine mildere
Zwischenzeit (Jnterglacialzeit), in der das Meer die Sandablagerungen ausspülte;
die zweite Vereisung umfaßte aber nur den Osten des norddeutschen Tieflaudes,
weshalb dort der Geschiebelehm höher liegt und deshalb da, wo er zu Tage tritt,
eine größere Fruchtbarkeit bedingt. Westlich von der Elbe ist der Geschiebelehm
von einer viel stärkeren Sandschicht überdeckt, weshalb er dort nicht als srncht-
barer Boden zu Tage tritt. Aus der geringeren Mächtigkeit des oberen Geschiebe-
lehms im Osten ist zu schließen, daß die zweite Vereisung von viel kürzerer Zeit-
dauer gewesen sein muß als die erste.
Eine dritte Art von Gletscherwirkungen in der norddeutschen Tiefebene zeigt
sich au den Stellen, die den heranrückenden Gletschern als Erhöhungen entgegen-
*) Ein Hünengrab besteht aus einer Kammer in Kreis- oder Nierecksfonn, deren Wände von
großen Steinen gebildet werden; oben wird sie durch tafelförmige mächtige Platten geschlossen.
Der Boden der Kammer ist meist mit kleinen Steinen belegt; seltener mit Platten gepflastert, mit
Lehm ausgelegt oder zu einem Grab ausgehöhlt. Die noch jetzt mit Erde bedeckten Hünengräber
bilden Hügel von 3—4, ja selbst 10 rn Höhe. In der Regel liegen sie frei im offenen Felde.
Die Gebeine sind entweder zwischen Steinen eingebettet oder in ausgehöhlten Baumstämmen bei-
gesetzt.
Den hier bestatteten Toten wurden Gegenstände von Stein, Bronze und Eisen beigegeben,
namentlich Waffen, mannigfaches Gerät, für häuslichen Gebrauch, für Fischfang und Jagd bestimmt,
Schmuckgegenstände aus Edelmetallen, Bronze, Glas und Bernstein.
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A. Die Thüringer Mulde.
59
Schutze der kaiserlichen Pfalz Tilleda erbaut. In den unsicheren Zeiten des
Mittelalters gewährte die trotzige Bergfeste besonders den Nordhäuser Rauf-
leuten Schutz, wenn sie, mit Waren reich beladen, von der Leipziger Messe zurück-
kehrten. Oer bedeutendste Überrest der Burg ist der viereckige Bergfried, vom
Volksmunde „Kaiser Friedrich" genannt.
Der habgierige Bauer.
Oer Sage nach fuhr einst ein Bauer Getreide nach Nordhausen. In der Nähe des
Krjffhäusers trat ein Männlein zu ihm und wollte ihm die Jrucht abkaufen. Oer Bauer
willigte ein, fuhr den Berg hinan und lud die Säcke vor einer Maueröffnung ab. In
einer Halle sollte er das Geld dafür bekommen, varin standen große Rasten mit Gold,
flbb. 43. Neptunsgrotte mit Steg und Seen in der Barbarossahöhle.
(Nach einer Photographie von Bark, Frankenhausen)
Silber und Edelsteinen. „Nimm dir davon so viel," sagte das Männchen, „als du in
Nordhausen für dein Getreide erhalten würdest, aber ja nicht mehr." Da griff der Hab-
gierige Bauer mit vollen Händen in einen Kasten und steckte sich seine weiten Taschen
voll. Dann fuhr er schnell von dannen, denn er fürchtete, das Männlein würde den
Betrug merken und ihm einen Streich spielen. Unterwegs wurden ihm seine Taschen
immer schwerer. In einem Dorfe am Zuße des Berges hielt er an und wollte den er-
wordenen Schatz zählen. 5lber o Schrecken! die schönen, glänzenden Goldstücke waren
zu bleiernen, blinden Münzen geworden.
Die Barbarossasage.
Nach der Sage sitzt Friedrich Barbarossa schlafend an einem runden Steintisch im
unterirdischen Gewölbe der Burg. Sein Haupt hat er in die Hand gestützt. Sein Bart
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Barbarossa Friedrich Barbarossa
Extrahierte Ortsnamen: Nordhausen Frankenhausen Nordhausen Goldstücke Burg
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6
7. Die Religion. Unsere Vorfahren dachten sich die ganze Natur voll gttlicher Wesen. Auf den Bergen hausten gewaltige Riesen-in Wald und Busch, in Wiese und Heide walteten die flinken Elbentief unten in Hhlen und Bergen wirkten migestaltete Zwerge. Wenn der Sturm der Wald und Heide fegte, dann sahen die Germanen in den Wolken ihren Hauptgott, den Wodan, daherfahren. Sie erkannten deutlich seinen langen Bart, seinen Sturmhut und sein eines Auge. Wenn die Blitze zuckten und der Donner grollte, dann schauten sie ganz genau Donar oder Thor, wie er mit feurigem Haar und Bart auf rasselndem Wagen durch die Lfte fuhr und seinen gewaltigen Hammer auf die Erde warf. An ihn erinnert noch der Donnerstag.
Wodans Gemahlin war Freia. Sie beschtzte Familie, Haus und Herd. Ihr war der Freitag gewidmet. Die Gttin Nerthus oder Hertha fuhr alljhrlich auf ihrem heiligen Wagen durch die Fluren; wo sie vorbei-gekommen war, da wuchs das schnste Korn.
Vor den Gottheiten hatte der Germane groe Ehrfurcht. Ihnen brachte er seine Opfer dar, um sich ihre Gunst zu erkaufen. Mitten im Walde unter einer heiligen Linde oder Eiche stand ein steinerner Altar. Fr den Gott opferte er dort gern das Beste, was er an Vieh hatte. Bei solchen Gelegenheiten schonte der Germane auch sogar nicht seinen Liebling, das Pferd. Vom Fleische der Opfertiere aen dann alle Anwesenden. Manch-mal bluteten auch verhate Feinde auf den Altren.
Wollten die Germanen die Zukunft wissen, so fragten sie weise rauen oder sie warfen Runenstbchen auf weiem Tuche. Diese tbcheu waren aus Buchenholz und mit geheimnisvollen Zeichen versehen. Aus diesen whlten sie drei aus und deuteten die Zeichen auf ihnen.
Starb der Germane, so lie ihm die Sippe ein Grab aus Steinplatten herrichten. In ihm wurde der Tote mit seinen Waffen beigesetzt. Man gab ihm auch allerhand Schmuck mit, den er besonders gern angelegt hatte; sogar Speise und Trank fgte man fr die Reise ins Jenseits'bei. Dann wurde eine Steinplatte darauf gelegt, und der ihr wlbte sich ein groer Hgel. Solche Grber sind noch zahlreich vorhanden: sie heien beim Volke Hnengrber. In spterer Zeit verbrannte man die Toten und setzte ihre Asche in Urnen bei. Daher findet man in den Hnengrbern meist steinerne Waffen, in den Urnengrbern hufiger solche von Bronze.
Ii. Die Germanen als Nachbarn des Hmerreiches*
1. Friedliche Zeiten. Der Limes*) schtzte das Rmerreich viele Jahr-zehnte wie ein fester Damm gegen die Germanengefahr. Da sich nnsre Vorfahren aber sehr stark vermehrten, reichte ihr Gebiet fr die vielen Leute nicht aus. So muten sie nach der andern Seite hin Land zu gewinnen suchen. Ihre Scharen drangen nach Osten bis in die heutige russische Steppe vor. Dort bauten sie leichte Holzhuser, die schnell wieder ab-
*) Vergl. Teil Ii, Seite 80.
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1. Die Bewohner unserer Gegend in vorgeschichtlicher Zeit.
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Werkzeuge sind zwar immer noch von Stein; aber er macht sie nicht mehr allein durch Zerschlagen von Feuersteinknollen zurecht, er hat die Geduld und das Geschick, steinerne xte und Beile, Hmmer und Hobel, Schaber und Meiel auch von anderem harten Gestein durch Reiben auf rauhen Steinflchen zu formen, zu schleifen und zu polieren, die xte zur Aufnahme eines Stiels zu durchbohren. Was aber der merkwrdigste Fortschritt ist, er vermag aus weichem Ton Gefe herzustellen und ihnen durch Brennen eine leidliche Festigkeit zu geben, ja sie mit allerlei Verzierungen als ornamentalen Schmuck zu versehen. Die neolithische Frau verstand zu spinnen, wie die noch hufig gefundenen Spinnwirtel, tnerne und steinerne Scheiben, welche die Umdrehung der Spindel zu verstrken hatten, bezeugen. Ebenso verstand man zu weben. Vom Hausbau dieser Zeit wissen wir nicht viel; in unserer Gegend verraten nur hier und da aufgefundene trichterfrmige Gruben mit Asche, Speiseabfllen, Gerten von Stein, Knochen oder Geweih und Tonscherben gefllt, die Stelle, wo ihre Htten gestanden haben. Dagegen hat diese Bevlkerung andere Bauten hinterlassen, welche die Jahrtausende berdauert haben und als ehrwrdige Zeugen uralter Vergangenheit in unsere Zeit hinein-ragen: Das sind die steinernen Grabdenkmale, Hnengrber, mit einem bretonischen Ausdruck Dolmen genannt, in denen sie ihre Toten bestatteten. der senkrecht aufgestellten Blcken liegen wage-recht eine oder mehrere Deckplatten, so da ein hhlenartiger Raum entsteht. Als Steine hierzu dienten die mchtigen erratischen Blcke, granitne Findlinge, wie sie in allen Teilen Norddeutschlands vor-kommen. Wo sie fehlen, wie im sdlichen Teile unserer Provinz und in Thringen, verwandte man anstehende Gesteine, namentlich bank-artig geschichtete, die sich als Platten abnehmen lieen. An Stelle der Hnengrber treten in solchen Gegenden Steinplatten- oder Stein-kistengrber; sie sind meist mit Erde berhuft worden, wahrscheinlich um den senkrecht aufgestellten Steinplatten mehr Sicherheit gegen das Umstrzen zu geben. In Gegenden, wo geeignete Steine fehlten, baute man auch wohl in Erdhgeln Steinkammern aus aufeinandergeschichteten kleineren Steinen auf. In allen diesen Grbern wurden die Toten gewhnlich in hockender Stellung, d. h. mit hoch-gezogenen Knieen beigesetzt. Steinerne Beile und Hmmer wurden ihnen mit in das Grab gelegt, hufig auch noch Tpfe. Diese steinernen Bauten sind bis in die neueste Zeit sehr der Zerstrung ausgesetzt gewesen; doch werden in der Altmark noch 45 gut oder leidlich erhaltene Denkmale gezhlt, namentlich sind es die Kreise Salzwedel, Stendal und Osterburg, welche Hnengrber auf-weisen. Im sdlichen Teile der Provinz sind ebenfalls zahlreiche Stein-Plattengrber vorhanden, so in den Kreisen Aschersleben (Beckendorf), Merseburg (auf der Altenburg, Kleinkorbetha), Weienfels (im Tzschrnhgel), Querfurt (Freiburg, Burgscheidungen, Kirchscheidungen,
l*
TM Hauptwörter (50): [T9: [Tempel Stadt Kirche Säule Zeit Gebäude Bau Mauer Haus Dom], T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde], T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner]]
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33. Lukas Cranach, der wittenberger Brgermeister und Maler :c. 101
lberg; da kniet er vor einem Felsen zwischen krppeligem Strauch-werk. Er wird gekreuzigt; da erhebt sich neben dem Kreuze eine mchtige Tanne. Deutschland ist das Land der Burgen. Hier dichtete Luther Ein' feste Burg ist unser Gott", und Richard Wagner Auf Bergeshhe die Gtterburg, prunkvoll prangt der prchtige Bau". So blicken auch bei Cranach fast auf jedem Bilde Burgen mit altersgrauen Trmen aus dem dunklen Grn der Tannen hervor. Zackige Felsen erheben sich, ein Fuhrmann mit seinem Last-wagen, ein Landsknecht mit Hellebarde kommt auf dem gewundenen Wege daher; fichtenbewaldete Hhen, sonnige Wiesen, strohgedeckte Bauernhuser, eine morsche Brcke der einen rauschenden Bergslu: das sind Gegenstnde in Cranachs Landschaften.
3. Cranach und die schsischen Kurfrsten. Lukas Cranach war Hofmaler der drei letzten Kurfrsten ernestinischer Linie. Diese waren stolz darauf, einen solchen Knstler an ihrem Hofe zu haben, und prunkten gern mit ihm. Zu allen wichtigen Versammlungen und Zusammenknften mute er sie begleiten, und auch auf ihren Jagden war er gewhnlich ihr Gast. Besonders innig war sein Verhltnis zu Johann Friedrich, dem letzten Kurfrsten. Als dieser vom Kaiser gefangen genommen war, erbat er sich die Erlaubnis, ihm im Gefngnis Gesellschaft leisten zu drfen. Er verlie nun Wittenberg fr immer und reiste nach Innsbruck in die Gefangen-schast zu seinem Herrn. Drei Jahre blieb er dort und suchte ihm die Langeweile zu vertreiben. Und als Johann Friedrich 1552 die Freiheit erhielt, sa Cranach mit ihm im Reisewagen, um sich nach Weimar zu begeben. Hier blieb er, und hier ist er 1553 im 81. Lebensjahre gestorben. Sein Grabmal ist hier noch zu sehen.
4. Cranachs Werke. Seine Hauptwerke befinden sich in den groen Museen und Gemldegalerien von ganz Europa, in Berlin, Braunschweig, Breslau, Budapest, Dresden, Kopenhagen, London, Petersburg, Wien. In unserer Heimat und in unserer nheren Umgebung finden sich Bilder von ihm: in der Schlo-kirche zu Mausfeld ein Altarbild: Kreuzigung, Grablegung und Auferstehung; im Dom zu Merseburg: ein Altarwerk, die Kreuzigung; im Dom zu Erfurt: Verlobung der Katharina; in der Marienkirche zu Halle: ein Marienaltar; in der Marien-kirche zu Torgau: die 14 Nothelfer; in der Wenzelskirche zu Naumburg: Jesus und die Kindlein und Anbetung der Könige; in der Blasiikirche zu Nordhausen: Ecce horno (Christuskopf mit der Dornenkrone); in dem Museum zu Gotha: Urteil des Paris; auf der Beste zu Koburg: Lukretia; im Dom zu Meien: Ecce homo; auf der Wartburg: Luthers Eltern; im Museum zu Weimar: Sibylle von Cleve als Braut (des Kurfrsten Johann Friedrich); in der Stadtbibliothek zu Leipzig: Luther als Junker Jrg.
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