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1. Bilder aus Frankens Vergangenheit - S. 62

1914 - München : Oldenbourg
— 62 — Abgeordneten der Stadt bleich und zitternd zu Füßen und flehten um Nachlaß. (Er aber erwiderte, wie solche Bitten und Fußfall ganz unnötig seien, das Geld sollten sie erlegen, und wo dies nicht bis den 8. des Abends 7 Uhr geschehen sei oder Geisel hiefür und zwar vier Personen von der Geistlichkeit und dem Adel, vier vom Rate und vier von der Gemeinde gestellt werden, wurde er alsbald das Schloß, die Stadt und alle umliegenden Flecken in lichte Flammen stellen." Ungeachtet der von der Stadt und dem Stifte, das viele silberne Kir-cheugefäße nach Frankfurt verkaufen mußte, aufgebrachten und gezahlten Brandschatzung wurde dennoch das Residenzschloß abgebrannt und in den Häusern der Stiftsgeistlichen übel gehaust. 15, Ein Kaiser in Würzbnrg (1658). Seitdem die Krönung der deutschen Könige zu Frankfurt üblich geworden war, zogen die von den Kurfürsten erwählten Habsburger auf der alten Heeresstraße, die von Wien über Regensburg, Nürnberg und Würzburg führte, zum Krönungsfeste. Infolgedessen erhielt die alte Bischofsstadt am Maine öfter kaiserliche Besuche, die uns von den Chronisten ausführlich geschildert werden. Am ](v August ^658 kam Kaiser Leopold I. auf dem Rückwege von Frankfurt unter dem Donner der Geschütze in Würz bürg an. Bis an die Zeller Steige waren 5000 Mann vom Landesausschusse und einige hundert geworbene Soldaten in Parade aufgestellt. Die gesamte Geistlichkeit war dem Kaiser bis ans Zellertor entgegengegangen und begleitete den von da unter einem Himmel Reitenden in den Dom. Pom Tore an bis zum Dome waren die Bürger und die Garnison mit Musik und Fahnen zu beiden Seiten aufgestellt, die Straßen mit Blumen bestreut, die Häuser mit grünen Zweigen und Bäumen verziert. Als der Kaiser nach abgehaltenem Tedeum mit dem (Erzherzoge und dem Kurfürsten auf das Schloß fuhr, wurde ihm an der Greden von 20 Jungfrauen ein Kranz überreicht. Am folgenden Tage nach der Tafel besuchte der Kaiser eine theatralische Aufführung in der akademischen Aula, wo er bei seiner Ankunft von dem damaligen Domprediger mit einer lateinischen Rede empfangen wurde. Nach Beendigung der Vorstellung besah Leopold die neuerbaute Mainmühle diesseits und das neue Kinderhaus und die Schneid- und Papiermühle jenseits des Maines. Am ^3., nachmittags um 3 Uhr, verließ er Würzburg unter denselben (Ehrenbezeugungen wie beim (Einzuge und reiste noch bis Kitzingen.

2. Bilder aus Frankens Vergangenheit - S. 184

1914 - München : Oldenbourg
— w — lautes Burra auf die Opferwilligkeit der Würzburger aus und manche Träne des Dankes und der Rührung war geflossen. Da die hiesige breite steinerne Brücke nicht ausreichte, batten die württembergischen Pioniere unterhalb Würzburg zwischen Talavera und der Mestendhalle mit erstaunlicher Schnelle eine Schiffbrücke geschlagen, über die lange Reihen von Truppen den ganzen Tag über gingen. Die wurtternbergische Kavallerie hatte sich vorher dicht daran eine Furt ausfindig gemacht und ritt durch den Fluß; derselben folgte ein Piehtransport schwimmend nach. Alles dies bot ein unvergleichlich kriegerisches Bild. Nachmittags trafen nun auch einige Divisionen bayerischer Truppen ein. Die Lebensrnittel und Getränke fingen gegen Abend an selten zu werden, mehrere Wirtschaften mußten gänzlich geschlossen werden. Nur wenige Truppen blieben hier, alle anderen zogen östlich, mit ihnen die Hauptquartiere des 7. und 8. Armeekorps, die das anderthalb Stunden von hier gelegene Rottendorf bezogen. Noch spät abends trafen Boten aus den aller Nahrungsmittel entblößten Ortschaften ein mit der Bitte um Per-abfolgung von Lebensrnitteln, doch konnte nur das Notdürftigste noch befriedigt werden. Abends kamen noch zahlreiche schwer verwundete Preußen hier an, welche sofort in Pflege genommen wurden; die Lateinschule, das Gymnasium und andere Schulen mußten zur Unterbringung, der Perwundeten plötzlich geräumt werden. Am 27. )uli rückten die Preußen auf Würzburg vor. Oldenburger und preußische Batterien beschossen von Westen her die Festung Marienberg; die Bayern hatten auf der rechten Mainseite Geschütze bei dem Notkreuzhof und dem Schenkenturme aufgefahren. Bald schlugen die Flammen aus dem Zeughause der Festung. Pielc Waffen verbrannten. Auch in die Stadt fielen Geschosse. Tags darauf trat Waffenruhe ein. Am 2. August besetzten die Preußen die rechtsmainische Stadt; Mainviertel und Feste blieben in bayerischen Bänden. 16. Der Friede. V Der Art. ^ des Friedensvertrages lautete: Nachdem zur Wahrung strategischer und Perkehrsinteressen eine Grenzregulierung als erforderlich befunden worden ist, tritt Seine Majestät der König von Bayern das Bezirksamt Gersfeld und einen Bezirk um Orb sowie die zwischen Saatfeld und dem preußischen Landkreis Ziegenrück gelegene Enklave Kaulsdorf an Seine Majestät den König von Preußen ab. Die hohen Kontrahenten werden sofort nach dem Austausche der Ratifikationen des gegenwärtigen Pertrages Kommissarien ernennen, welche die Regulierung der Grenze vorzunehmen haben. Die Übergabe der vorgenannten Landesteile erfolgt innerhalb vier Wochen nach der Ratifikation dieses Pertrages. Pon der Kriegskostenentschädigung im Betrage zu 30 Millionen Gulden müssen jo Millionen sofort, \o Millionen nach drei Monaten und die weiteren jo Millionen nach sechs Monaten bezahlt werden.

3. Deutsche Geschichte - S. 165

1912 - Halle a.S. : Schroedel
165 fhrt werden. Wiederholt erhob man eine allgemeine Kopfftener, sogar eine Perckensteuer blieb nicht aus. Dennoch herrschte im kniglichen Schlosse immer Geldnot. Wenn nun auch das Volk unter den schweren Lasten seufzte, so liebte es den König trotzdem; denn es wute, da die Schuld weniger an ihm als an seinen schlimmen Ratgebern lag. 6. Sophie Charlotte. Die zweite Gemahlin Friedrichs I. hie Sophie Charlotte. Sie fand keinen Gefallen an den vielen Prunkfesten, sondern liebte schlichtes, einfaches Wesen. Allgemein rhmte man ihren scharfen Verstand und ihre Wibegierde. Am wohlsten fhlte sie sich in dem Schlosse zu Charlottenburg, das ihr der Gemahl hatte bauen lassen. Hier sammelte sie einen Kreis gelehrter Männer um sich, unter denen der Philosoph Leibniz der bedeutendste war. Da wurden Bcher gelesen, Bhnenstcke aufgefhrt, musikalische oder wissenschaftliche Vortrge angehrt oder ernste Gesprche gehalten. Sophie Charlotte wurde nicht mde zu fragen, soda Leibniz einmal von ihr sagte, sie wolle das Warum vom Warum wissen. Leider starb die liebenswrdige, geistvolle Frau schon im Alter von zweiunddreiig Jahren. Die Knigskrone hatte sie nur fnf Jahre getragen. V. Anig Friedrich Wilhelm I* \7\5 bis <7^0. 1. Der sparsame Haushalter. Es war ein groes Glck fr das Landt da ihm gerade damals ein Herrscher wie Friedrich Wilhelm I. bescher, wurde. Er war in vielen Stcken das Gegenteil seines Vaters. Pracht und Glanz waren ihm von Jugend auf verhat. Kaum ein andrer Fürst ist einfacher, schlichter und sparsamer gewesen als der zweite preuische König. Als er vom Sterbebette seines Vaters kam, verlangte er die Liste der Hofbeamten. Die meisten wurden entlassen; so blieben von hundert Kammerherrn nur zwlf. Die brigen erhielten ein geringeres Gehalt. der hundert Luxuspferde, viele prachtvolle Wagen und Snften befahl der König zu verkaufen; auch teure Mbel, Edelsteine und Perlen kamen unter den Hammer, mehrere knigliche Gebude und Grten wurden verpachtet. Auf seinem Tische duldete Friedrich Wilhelm nur brgerliche Gerichte. Den Kchenzettel lie er sich tglich vorlegen, und teure Speisen strich er ohne weiteres. Prunkvolle Gewnder waren ihm ein Greuel. Als Kronprinz hatte er einen seidenen Schlafrock, ein Geschenk seines Vaters, ins lodernde Kammfeuer geworfen. Als König trug er bald stets die schlichte Uniform. Die Percke verschwand, und an ihre Stelle trat der straffe Zopf. Im Arbeitszimmer des Herrschers sah man nur hlzerne Sthle und Bnke. Die glnzenden Feste am Berliner Hofe hrten auf. Schauspiel- und Opernhaus schloffen ihre Pforten. Dieselbe Sparsamkeit, die der König in seinem eigenen Haushalt ein-fhrte, herrschte fortan auch im Staate. So tilgte er nicht nur die Schulden die sem Vater hinterlassen hatte, sondern sammelte auch einen Schatz von 27 Millionen Mark. Da man ihn hier und da einen Geizhals schalt machte ihn nicht irre. Ich wei wohl," sagte er, in Berlin und Dresden

4. Deutsche Geschichte - S. 178

1912 - Halle a.S. : Schroedel
178 2. Sanssouci. Am liebsten weilte Friedrich auf dem Schlosse Sans-sonci, das er auf einem Weinberg bei Potsdam erbaut hatte. Sein Tage-werk war genau geordnet. Zehn Stunden widmete er den Staatsgeschften, vier dem Studium und der Schriftstellern. Am Abend ergtzte er sich erst an der Musik und dann an geistreicher Unterhaltung mit Freunden und Gelehrten. Zu dieser Tafelrunde gehrte auch der Franzose Voltaire. Die Haushaltung Friedrichs war sehr einfach. Sie verlangte jhr-lich nicht mehr als 600000 Mark, während der Herzog von Wrttemberg Schlo und Park Sanssouci. auf ein einziges Fest doppelt soviel verwendete. Preußen," sagte der König einmal, ist ein armes Land; darum mssen seine Regenten sparsam sein." Der Siebenjhrige Arieg. \756 bis 1(763. 1. Der Ausbruch des Kriegsbrandes. Maria Theresia konnte die verlorene Provinz nicht vergessen. So oft sie einen Schlesier sah, ging ihr ein Stich durchs Herz, und Trnen traten ihr in die Augen. Um jeden Preis wollte sie die Perle ihrer Krone" wiedergewinnen. Darum bereitete sie einen neuen Krieg vor und scheute keine Kosten, um ihr Heer zu vermehren und zu verbessern. Indes wute die kluge Frau wohl, da sie ohne fremde Hilfe ihr Ziel nicht erreichen knne. Sie sah sich also nach Bundesgenossen um. Zwei waren bald gefunden: Rußland und Sachsen; denn die Kaiserin Elisabeth von Rußland hate Friedrich glhend, weil er der ihren sitten-losen Lebenswandel spottete, und Sachsen sah mit Neid, wie Preußen hher und hher stieg, wollte zudem gerne die Scharte von Kesselsdorf auswetzen.

5. Geschichte für Mittelschulen und ähnliche Lehranstalten der Provinz Sachsen - S. 222

1903 - Wiesbaden : Behrend
222 Leider besa er dazu nicht die feste Entschiedenheit und Tatkraft seines Vorgngers. In seiner Gutmtigkeit lie er sich leicht von andern beeinflussen und schenkte unfhigen Gnstlingen zum Schaden des Landes sein ganzes Vertrauen. Auch die Sparsamkeit seines kniglichen Oheims war ihm fremd. Friedrich Wilhelm Ii. war von hoher, stattlicher Gestalt; mannig fache Kenntnisse zeichneten ihn aus. Durch sein liebenswrdiges Wesen und freundliches Wohlwollen gegen jedermann hatte er sich schon bor seiner Thronbesteigung die Liebe des Volkes erworben. Echter Soldatenmut beseelte ihn. 2. Seine Sorge fr Land und Volk. Voll guten Willens trat der neue König die Regierung an. Er erleichterte allen Untertanen die Steuerlast, entlie die verhaten franzsischen Beamten und schaffte den Alleinhandel des Staates mit Kaffee und Tabak ab. Auch befahl er, die Strafgesetze milde zu handhaben, und drang _ mit Entschiedenheit auf bessere Behandlung der Soldaten. Deutsche Wissenschaft und Bildung schtzte der König hoch; deutsche Gelehrte und deutsche Knstler fanden verdiente Beachtung. Als oberste Schulbehrde trat das Oberschulkollegium ins Leben, welches alle Schulanstalten des Staates berwachte. Zur Ausbildung tchtiger Lehrer wurden Lehrerseminare gegrndet. Auch fr Landwirtschast, Handel und Gewerbe opferte der König groe Summen; in verschiedenen Teilen seines Landes lie er Chausseen anlegen, so im Stolbergischen und von Rocklnm nach Halberstadt und Groningen. 1795 trat das Allgemeine Preuische Land recht in kraft. Neben allerlei gemeinntzigen Bestrebungen nahm der Geist seichter Aufklrung, des Abfalls vom Glauben, immermehr berhand. Der König suchte durch ein wohlgemeintes Gesetz, das Wllnersche Religionsedikt, der Gefahr entgegenzutreten. Aber dies Gesetz ver-mochte die hervorbrechenden groen Umwlzungen nicht aufzuhalten. 3. Kriegerische Verwicklungen und Erwerbungen. Der sehr friedlich gesinnte Monarch hat doch verschiedentlich das Schwert ge-zogen. Als in Frankreich durch die groe Revolution (S. 225) das Unterste zu oberst gekehrt wurde und auch die Stellung des fran-zsischen Knigs sehr gefhrdet war, Verbndete sich Friedrich Wilhelm 1792 mit sterreich, um dem bedrngten franzsischen Herrscher bei-zustehen. Als die preuischen Soldaten mit wechselndem Kriegsglck gekmpft hatten und die Uneinigkeit der Verbndeten groe Erfolge nicht aufkommen lie, schlo der Preuenknig 1795 den Frieden zu Basel, in dem er die preuischen Besitzungen auf dem linken Rheinufer an Frankreich abtrat. Groe Geldnot des Staates und gleichzeitige Verwicklungen im Osten hatten bei diesem

6. Heimatkunde von München und Umgebung in Wort und Bild - S. 39

1912 - München : Kellerer
Lustbarkeiten. Hier wurden auch Turniere abgehalten. Es waren dies Waffeuspiele der Ritter. Die Ritter saßen zu diesem Zwecke meistens zu Pferd und einer suchte den andern ans dem Sattel zu werfen. Hiezu wurden lange Lanzen, Speere oder Schwerter gebraucht. Der Sieger bekam die Rüstuug, das Pferd und häufig auch ein Lösegeld von dem Besiegten Die Damen, festlich gekleidet, schauten von den Erkern und Söllern dem Kampfe zu. Der Sieger erhielt einen Preis. Bei diesen Turnieren fanden nicht selten Unglücksfälle statt. Als ein französischer König bei einem solchen Turniere vor mehr als 300 Jahren das Leben verlor, ging das Ansehen derselben nach und nach verloren und sie hörten dann bald ganz auf. Vom Marktplatz aus zogen sich schmale, unregelmäßige, schlecht gepflasterte Wege zwischen den Häuserreihen hin, die Gassen. Kein Wunder, daß diese Gassen krumm und regellos aussahen, durfte doch jeder bauen, wie und wohin er wollte. Die Häuser waren aus Holz oder Lehm, mit hölzernen Lauben versehen und mit Stroh gedeckt. Die Dachtraufen reichten bis in die Mitte der Straße und das Regenwasser sammelte sich in den Rinnen des schlechten Ziegelsteinpflasters. Überhaupt ließ die Reinlichkeit durch die Städel, Stallungen und Dünger- Haufen, die auch in den Gassen Platz fanden, viel zu wünschen übrig. Der Verkehr wurde gehindert durch die vielen .Hand- werksverrichtnngen, die außerhalb der Werkstatt geschahen. In diese ländlichen Zustände paßte die magistratische Rennsau, die frei umherlief, sich ihre Nahrung suchte und den ohnehin ver- wahrlosten Boden aufwühlte. Vier Tore, nach denen auch die Hauptgassen benannt wurden, sperrten das Städtlein ab. Im Osten, da, wo der heutige Rathausturm steht, war das Isar- oder Talbrucktor, hinter dem nichts zu sehen war als Wiesen und Auen, Felder und Wälder. Im Norden, an Stelle der heutigeu Polizei, stand der Wilbrechts- oder Nudelturm; in der mit der Weinstraße gleichlaufenden Dienersstraße der Muggentalertnrm. Im Westen, wo jetzt der Gasthof Dom- freiheit ist, war das Kaufringertor, hinter dem sich Haberfelder ausbreiteten. Im Süden befand sich das Püttrich- oder Ruffiuitor. In dieser Gegend war eine große, tiefliegende, von Bächlein durchflössen Wiese zu sehen, der Anger. Rings um Muuicheu zog sich an den Stadtmauern hin ein Graben, in dem ein Bächlein floß. Die Tore der Stadt wurden nach dem Gebet- läuten nur mehr gegen Erlag des sogenannten Sperrgroschens geöffnet. Für Fremde war auch bei Tag der Eintritt in die

7. Heimatkunde von München und Umgebung in Wort und Bild - S. 68

1912 - München : Kellerer
— 68 — nannt. Es umfaßt als hauptsächliche Straßen die Dienerstraße, Burgstraße und ,,das Tal. Vor ungefähr 40 Jahren wurde das alte Graggenanertor, Kosttor genannt, abgebrochen. Es bildete früher den Linzigen Ausgang aus der befestigten Stadt vom Graggenanerviertel aus. Durch dieses Tor sollten die Vater- landsverteidiger in der Mordweihnacht 1705 in die Stadt ein- dringen. Durch eiue wohltätige Stiftung, nach der hier arme Leute täglich gespeist wurden, trat der Name Kosttor an Stelle der ursprünglichen Bezeichnung. Tie Dienerstraße, an die Familie Dinaer erinnernd, mit der Theatinerstraße gleichlaufend, zieht sich an der östlichen Seite des neuen Rathauses hin und schließt auf der rechten Seite mit der Hauptpost ab. Auf einem Hause, gegenüber dem Haupteingange der Zentralpost, von jeher Eigentum eines Bäckers, befindet sich ein aus geschmiedetem Eisen gefertigter größerer Vogel mit einem Ringe im Schnabel. Damit soll es folgende Bewandtnis haben. Eine in diesem Hause gehaltene, frei herumlaufende und freifliegende Elster erblickte einmal in einem Zimmer, dessen Fenster offen standen, einen kostbaren Ring aus Gold. Sie sah ihn kaum, als sie auf ihn zuflog, ihn mit dem Schnabel erfaßte und durch das geöffnete Fenster davontrug. Unter der Dachrinne wußte sie ein Loch und da hinein brachte sie den Ring. Die Eigentümerin des Ringes vermißte ihr Kleinod, als sie wieder das Zimmer betrat. Der Verdacht, den Ring gestohlen zu haben, fiel alsbald auf das im Hause dienende Mädchen, denn niemand anders betrat den Raum, das wußte man. Nun zog man das Mädchen zur Rechenschaft und wollte ihr später bei Gericht das Geständnis, daß sie den Ring ent- wendet und versteckt habe, entlocken und es erzwingen. Sie blieb jedoch bei der Beteuerung ihrer Unschuld. Nicht gar lange Zeit nachher mußte die Dachrinne ausgebessert werden und der Manu, der die Arbeit vollzog, fand den verschwundenen Ring in dem Mauerloch. Nun wußte man, daß die Elster die Diebin war. Nach der einen Lösung soll das Mädchen enthauptet worden sein, wie es zu damaliger Zeit Sitte und Gebrauch war. Nach einer anderen soll seine Unschuld an den Tag gekommen sein, bevor die Strafe in Vollzug gesetzt werden konnte. Sie soll von dem-Sohlte der Franziskaner Bäckerei, der das Haus heute noch gehört, geheiratet worden sein. Eine Verbindungsstraße zwischen Wein- und Dienerstraße

8. Heimatkunde von München und Umgebung in Wort und Bild - S. 69

1912 - München : Kellerer
— 69 — ist die Gruftstraße, früher Judengasse genannt, weil sie die einzige war, die die Israeliten in alter Zeit bewohnen durften. Dort hatten , sie auch ihre unterirdische Synagoge. Später wurde daraus ein unterirdisches Marienkirchlein gemacht, in dem alljährlich eine Messe gehalten wurde, damit der hochge- legeue Walchensee nicht durchbreche und das ganze Isartal samt der Stadt München in seinen Fluten begrabe. Wo vom Polizeigebäude herüber das Schrammergäßchen zieht, bezeichnet eine Tafel die Stelle des früheren Spiegelbrunnens. Die Sage erzählt, daß in diesem Brunnen ein garstiges Ungetier, ein Basilisk, gehaust habe, dessen Anblick jeden getötet habe. Da kamen kluge Leute auf den Gedanken einen Spiegel gegen den Brunnen zu stellen, so daß der Basilisk sein eigenes Bild sehen mußte und aus diese Weise zugrunde ging. Der Volksmund bezeichnete das Untier in diesem Brunnen — nach andern den Lindwurm, der ,am Lindwurmeck des Marienplatzes hauste — als die Ursache des schwarzen Todes oder der gräßlichen Pest, die im 17. Jahrhundert in München wütete. An das Ende dieser Schreckenszeit erinnert eine Festlichkeit, die sich bis auf unsere Tage erhalten hat. Dieser alte Brauch ist der Schäsfler- tanz, das erste Lebenszeichen der mutlosen, schwergeprüften Stadt, denn eine schwere, bange Zeit war es, als im Jahre 1628 der schwarze Tod in nnsern Mauern herrschte. Viermal war die verheerende Pestseuche in der Stadt München: 1348, wo sie nach einem Erdbeben auftrat, 1463, wo sie V3 der Einwohner dahinraffte, von 1515—1517 und im Jahre 1628. Wohl hatte man schon beim ersten Auftreten dieser Seuche alle denkbaren Vorsichtsmaßregeln ergriffen. Kein Fremder durfte durch die Tore der Stadt gehen, ohne ausführlichen Bericht über „woher" und „wohin" gegeben und einen Eid geleistet zu haben, daß er von keinem der Pest verdächtigen Ort komme. Eigene Gasthäuser wareu vor den Toren der Stadt für die Fremden errichtet. Alle Briefe wurden geöffnet und ausgeräuchert, alles Geld in Essig gewaschen. Trotzdem alles geschah, um Einhalt zu tun, erreichte die Krankheit doch eine entsetzliche Höhe. Die vor der Stadt gebauten Lazarette wareu überfüllt. Beständig waren eigene Männer mit der Fort- schaffung Kranker beschäftigt. Diese Wärter mußten an eigenen Standorten die Kleidung wechseln, um den Krankheitsstoff nicht weiter zu tragen. Die Häuser der Stadt waren, wenn sie ein Krankes beherbergten, für den öffentlichen Verkehr gesperrt und besondere Angestellte versorgten die Einwohner mit den Lebensbedürfnissen. Täglich starben 100 und mehr Menschen.

9. Heimatkunde von München und Umgebung in Wort und Bild - S. 82

1912 - München : Kellerer
— 82 — 37. Das Angerviertel. Der Hase. Die Peters- kirche. Der Viktualienmarkt. Die Schrannen- halle. Die Fleischhalle. Das Angerviertel hat seinen Namen von den Wiesen oder Angern, welche früher einen großen Teil dieser Gegend ein- nahmen, und aus denen die Viehmärkte der Bauern und das Armbrustschießen abgehalten wurden. Mehrere Jsarkanäle durch- strömten die Wiesen und dienten hauptsächlich zu Gewerbs- zwecken der Färber, Bleicher, Walker usw., die sich in dieser Gegend angesiedelt hatten. Noch heute tragen Straßen in diesem Viertel den Namen Anger und das Kloster der armen Schulschwestern ist unter dem Namen Angerkloster bekannt. Neben diesem Kloster ist eine der ältesten Kirchen der Stadt, die St. Jakobskirche, um die herum und verbunden mit einer ihrer Festlichkeiten alljährlich die sogenannte Jakobidnlt statt- gefunden hat. Die bedeutendsten Gebäude auf dem Anger sind das alte Feuerhaus und das städtische Zeughaus, in dem die der Stadt gehörigen Sammlungen aufbewahrt werden. An den Anger schließt sich der Sebastiansplatz an, dessen Name auf ein uraltes, nicht mehr bestehendes Kirchlein zurückgeführt wird, das die Bürger infolge eines Gelübdes während der Pestzeit erbauten. Am Heumarkt beim Anger stand in früheren Zeiten die „Bewehrung", das Haus „zu der Stadt Rossen und Wagen, auch darein zu legen der Stadt Zeug und lange Hölzer, auch Püchsen und was die Stadt Zeug hat". Deim die Wassel!, deren die Bewohner Münchens besonders im unruhigen Mittel- alter bedurften, waren gar schwer und zahlreich. Die Menge der „Artillerie" iln 15. Jahrhundert erforderte zu ihrer Fort- schaffung 150 Pferde. Waren doch dabei „Büchsen", die Kugeln von 31/2 Zentner Gewicht schössen. Eine besonders große Kanone wog mehr als 43 Zentner. Die „Armbrust" der Stadt lag im Wilbrechtsturm in der Dienersgasse und ein eigener Schnitzer- besorgte die Herstellung der dazu gehörigen Pfeile. Mehrere Ausgänge führen vom Sebastiansplatz aus in die Blumenstraße. Dort waren in früheren Jahren an der Stadt- maner Nutz- und Ziergärten angelegt worden, daher auch der Name. Jetzt ist der Stadtgraben überwölbt. Ein kleines Gebäude am östlichen Ende der Anlage ist ausschließlich für die kleine Welt bestimmt. Manche von euch haben schon fröhliche Stunden in dem lieben Marionettentheater verlebt und find atemlos dem

10. Heimatkunde von München und Umgebung in Wort und Bild - S. 123

1912 - München : Kellerer
- 123 — In die eigentlichen Armenanstalten werden Personen auf- genommen, die sich ihren Unterhalt nicht mehr verschaffen können und keine Wartung und Pflege haben. Sie müssen jedoch in München ihre Heimat haben. Diese Armen erhalten in der Anstalt Nahrung, Wohnung, Kleidung und zur Bestreitung kleiner Bedürfnisse ein Wochengeld. Ärztliche Behandlung, nach dem Tode eiu Begräbnis, ist für sie ebenfalls unentgeltlich. Die Anstalt für Obdachlose in der Entenbachstraße gewährt augenblicklich ohne ihr Schuld in Not geratenen Personen Unterkunft Die längste Dauer dieser Hilfe sind vier Wochen. Arme Schulkinder ohne Aufsicht bekommen in der Suppen- anstatt Suppe und Brot. Tierschutz. Ein besonderes Verdienst in dieser Beziehung hat sich der Tierschutzverein erworben. An verschiedenen Stellen seht ihr emaillierte 'Gefäße angekettet, die mit Wasser gefüllt find. Da können unsere treuen Hausfreunde, die Hunde, an heißen Sommertagen ihren Durst stillen. Fällt ein Pferd auf glattem Asphaltpflaster und kann sich trotz menschlicher Mit- Hilfe nicht mehr erheben, da die glatten Hufe beständig rutschen, ist wieder der Tierschutzverein tätig. In einzelnen Häusern wurden Teppiche und Decken hinterlegt, die man dem gestürzten Tiere unterbreitet und ihm so das Aufstehen ermöglicht. Muß ich euch erst von den zahlreichen Futterstellen erzählen, die im Winter die Zuflucht der hungernden und frierenden Vögel sind? — Kranke Tiere finden Behandlung und Pflege in der Kgl. Tierarzneischule in der Königinstraße. Wer von euch hat schon einmal einen kranken Hund in die unentgeltliche Sprechstunde geführt? Unheilbar kranke Tiere werden in dieser Anstalt rasch und schmerzlos getötet. 52.Gesundheitliche Einrichtungen. Straßenbau, Wasserversorgung, Kanalifierung, Schlachthaus, Wohugebäude, Bäder. a) Straßenbau. Je größer der Verkehr aus den Straßen mit Wagen, Pferden und Menschen sich entwickelt, desto mehr muß gesorgt werden, daß die Straßen den Anforderungen an Dauerhaftigkeit, Sicherheit und Reinlichkeit entsprechen. Der Magistrat wendet jährlich Hunderttausende von Mark auf, damit die Straßen in der Stadt den Ansprüchen, die man an eine gute Straße zu
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