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machen, daß das Land westlich von der Elbe durch die zweite Vergletscherung nicht
berührt wurde.
Die Ursachen dieser merkwürdigen Temperaturveränderungen aufzufinden, ist
bisher noch nicht in genügender Weise gelungen. Unter vielen aufgestellten Hypo-
thesen kommt diejenige der Wahrheit vielleicht am nächsten, daß diese Temperatur-
schwaukungeu herbeigeführt wurden durch eine andere Verteilung von Land und
Meer und durch Abänderungen in der Richtung der Meeresströmungen, vor allen
Dingen des Golfstromes.
Als technisch und landwirtschaftlich wichtiges Material aus der Diluvialzeit
ist der Löß zu nennen, ein etwas kalkhaltiger Schlamm oder Lehm, der allent-
halben vorzugsweise deu fruchtbaren Ackerboden bildet. Die Gerolle-, Sand- und
Lehmlager liefern Bau- und Straßenmaterial.
Das Diluvium wird überlagert von den jüngsten Erdbildungen und dem
Schwemmlande, welches durch Flüsse und Meere fort und fort gebildet wird.
Hierher gehören die Zersetzungsprodukte abgestorbener Tier- und Pflanzenkörper
oder die Humussubstanzen, der kohlige Humus oder die Torssubstauzeu, ferner
Süßwasserkalk, Wiesenkalk, Raseneisenstein, Kalk- und Kieselabsätze heißer Quellen.
Alle diese Bildungen bezeichnet man mit dem Namen Alluvium.
Daß in der Diluvial- und Alluvialzeit auch das flüssige Feuer des Erd-
iuuern feine Gewaltherrschaft ausübte und noch ausübt, beweisen uns die gigan-
tischen Vulkane der Kordilleren, der ostasiatischen Jnselreihen und die europäischen
Vulkane in Italien (Vesuv und Ätna) und in Island, wo mit den vulkanischen
Mächten auch die heißeu Quellen, wie z. B. der Große Geysir, im Zusammen-
hange stehen. .Die Massen, welche jetzt noch die Vulkane auswerfen, find Lava,
vulkanische Asche, Schlacken und Steiue.
Während das Auftreten des Menschen in der Tertiärzeit noch zweifel-
Haft ist, so ist es unbestreitbar, daß er schon die großen klimatischen Schwankungen
der Diluvialzeit erlebte. Seinen ältesten Resten begegnet man in den Ablage-
rnngen einer Jnterglacialzeit (=Znt zwischen zwei Vergletscherungen) bei Wei-
mar, wo er inmitten der Flora eines gemäßigten Klimas lebte. Er jagte auf den
Tundren Mitteleuropas und wohnte in Höhlen. In solchen Höhlenwohnungen
der ersten Menschen, von denen in den Kalkgebirgen Europas Tausende anfge-
schlössen sind, finden sich menschliche Gebeine neben den ersten Erzeugnissen mensch-
licher Kunstfertigkeit und den Skeletten des Mammut, des Höhlenbären und andrer
ausgestorbener Tiere der Diluvialzeit. Der eiszeitliche Mensch hatte nur gelernt,
durch Behauen von splittrigen Gesteinen, sowie durch Bearbeitung von Knochen
sich Waffen herzustellen. Dunkel wie seine Herkunft ist sein weiteres Schicksal.
Als die Gletscher der letzten Eiszeit geschwunden, finden sich auch keine Spuren
von dem Vorhandensein des eiszeitlichen Menschen mehr.
Unvermittelt erscheint nach der Eiszeit eine neue Kultur, welche sich zeigt in
der Anfertigung von Waffen ans Steinen, die geschliffen und durchbohrt wurden.
Dazu verwendete man ein Material, den kostbaren Jadeit, der ausschließlich in
Asien gefunden worden ist. Ferner hatte man Tiere, wie Ziegen und Schafe,
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Extrahierte Ortsnamen: Wiesenkalk Raseneisenstein Italien Island Wei- Mitteleuropas Europas Asien
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Franken
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
— ^28 —
Auch Felder und Gärten wurden aufs genaueste durchsucht und viele vergrabene Sachen entdeckt und weggenommen.
Schafe, Schweine, Kälber und Rindvieh wurden niedergestochen und größtenteils weggeworfen und verschleudert. Insbesondere machten
psünberungsfgerte aus Franken. (Kupferstich aus Sobcns „Die Franzosen in Franken J796".)
sie auf Hühner, ihre Lieblingsspeise, Jagd. 2luch die Hunde raubten sie und führten sie an Stricken mit und die Pferde nahmen sie ohne Umstände auf der Straße oder aus dem Stall hinweg.
„Landsmann, Geld!" — „Landsmann, wein!" dies war ihr ewiges Verlangen. Krämer und Hausierer wurden aus offener Straße angehalten und geplündert.
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1. Die Kewohner unserer Gegend in vorgeschichtlicher Zeit.
1. Die Eiszeit. Vor vielen tausend Jahren sah unsere Gegend aus wie etwa heute Grnland: sie war mit einer mchtigen Eisdecke berzogen, die bis zu einer Hhe von 400 m an den Harz und weiter nach Sden an den Thringerwald, an das Erzgebirge und die Sudeten reichte. Das Eis bildete Gletscher, die sich auf dem felsigen Untergrunde des Bodens dahinschoben und auf diesem Schrammen als Zeugen ihres Daseins zurcklieen. Solche Gletscher-schrammen sind in unserer Provinz z. B. auf den Sandsteinkpfen bei Gommern und auf der Oberflche der Grauwacke in Magdeburg nachgewiesen. Nach und nach wurde es dann wrmer, das Eis schmolz und zog sich langsam nach Norden zurck. Auf der Erde blieb die durch die Gletscher gebildete Diluviumschicht zurck.
2. Die ltere Steinzeit (palolithische Periode). In der Diluvialzeit scheinen auch in unserer Gegend zuerst Menschen auf-getreten zu sein. In einzelnen Horden durchstreiften sie das Land an der Eisgrenze und machten Jagd auf die damals hier lebenden Tiere, namentlich auf das Renntier, das die Eisgegenden bewohnte. Sie nhrten sich von dem erlegten Wild und von wildwachsenden Frchten. Als Waffen und Gerte hatten sie grob durch Absplittern Zurechtgeschlagene Feuersteine und Knochen. Kein gezhmtes Tier begleitete sie; Frchte bauten sie noch nicht; das Feuer allerdings kannten sie schon. Spuren der Menschen aus dieser Zeit hat man in den Kalktuffen von Taubach bei Weimar und in der Lindentaler Hhle bei Gera in Gemeinschaft mit Elefant, Rhinozeros, Hhlen-lwe und Hhlenhyne, im Gipsbruch von Thiede (Braunschweig) mit Mammut, Riesenhirsch und Hhlenlwen zusammen, in der Ein-hornhhle bei Scharzfeld (Harz) und in den Hhlen bei Rbe-land mit Hhlenlwe und Hhlenbr, in den Gipsbrchen von Westeregeln (a. d. Bode, Kreis Wanzleben) mit Renntier, Steppen-ziesel und Murmeltier zusammen gefunden.
Wann diese Zeit gewesen ist, ist schwer zu sagen; einige Forscher nehmen die Zeit um 50000 v. Chr. an.
3. bergang zur folgenden Periode. Wo ist der palolithische Mensch geblieben? Ist er der Vorfahr der spteren Bewohner unserer
Heine u. Rosenburg, Geschichte der Provinz Sachsen. 1
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Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): München
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
— 3 —
Bedingungen erfüllt, unter denen sie sich wohl fühlen, ihnen
tunlichst alles bietet, was sie in Freiheit, in der Heimat haben.
Im Winter beherbergen eigene Warmhäuser die Abkömmlinge
der heißen Länder, die mächtigen Löwen, die wilden Tiger, die
empfindlichen Affenarten, kurz alle, die vor rauhen Winden,
strenger Kälte, Regen und Schnee geschützt werden müssen. Aber
nicht nur die Örtlichkeit wurde nach Kräften den Heimatverhält-
nissen angepaßt, auch die Nahruug richtet sich nach dem, was sie
in der Heimat brauchen und finden. Nicht umsonst ist das Füttern
der Tiere verboten. Man wollte nicht nur dem Überfuttern vor-
beugen, sondern auch verhüten, daß den Pfleglingen Dinge, —
eßbar und nicht eßbar — vorgeworfen werden, die ihrer natür-
lichen Kost zuwiderlaufen, sie krank machen oder mit denen sie
sich verletzen.
„Nicht necken" ist die zweite Weisung, damit die Tiere nicht
mißtrauisch und boshaft werden, sondern sich vor den Gästen
arglos und natürlich in ihrem Treiben und Bewegen zeigen.
Seil Jahren sind ja hervorragende Männer der Wissen-
schaft, kühne Reisende und Naturforscher bemüht, Wege und
sichere Mittel zu finden, uns die Tiere ferner und fernster
Länder so viel als möglich so vorzuführen wie sie sich in der
Heimat bewegen und benehmen, sich ernähren, ihre Jungen groß
ziehen. Alle erdenklichen Maßregeln werden angewendet, die
Fremdlinge möglichst lange gesund und lebend, möglichst schön
und kräftig zu erhalten.
Alle Unternehmungen dieser Art haben mit sehr vielen und
großen Schwierigkeiten zu kämpfen. Schon die weite Reise über
Meer und Länder fordert ihre Opfer. Die gefangenen Tiere
sind gegen schädliche Einflüsse weniger widerstandsfähig, werden
leichter krank und sterben in vielen Fällen früher als ihre Brüder,
die sich in dichten Wäldern, auf weiter See, in fandiger Wüste,
in schier endlosen Wiesen frei bewegen wie bei uns Fuchs, Hase
und Reh. Die das Licht der Welt in einem Käsig des Tiergartens
erblickren, kennen ja kein anderes Leben. Bei denen aber, die
jung eingefangen zu uns gebracht werden, dauert es oft lange,
ehe sie sich beruhigen und Speise und Trank annehmen. Manche
gehen bald zugrunde, da sie sich an die Haft und veränderte
Lebensweise nicht gewöhnen können. „Sie sind am Heimweh
gestorben" erzählen dann wohl die Städter, denn nicht nur
die Menschen, auch die Tiere haben eine Heimat, in der sie
sich wohl fühlen und nach der sie sich sehnen.
1*
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Regionen (OPAC): München
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
— 23 —
Geländer aufrichten, die Fußböden legen und die Fenster-
rahmen herstellen. Der Schlosser besorgte die Schlösser, Riegel,
Kegel und Angel an Fenstern und Türen. Der Töpfer setzte
in jedes Zimmer einen Ofen und in die Küche den Herd. Der
Glaser fügte in die Fensterrahmen die hellen, durchsichtigen
Scheiben. Zuletzt kam noch der Tapezierer und beklebte die
Wände mit buntfarbigen Tapeten und der Maler, der schon
die Außenmauer mit Ölfarbe angestrichen hatte, malte farbige
Ränder und bunte Blumen an die Decke. Nun muß das neue
Haus noch austrocknen und dann können die Wohnungen be-
zogen werden.
Der Mensch teilt mit manchen Tieren seine Wohnung
oder er baut ihnen eine eigene und wir nennen diese Tiere
Haustiere. Dazu gehören das Pferd, das Rind, das Schwein,
die Ziege, das Schaf, der Hund, die Katze, die Hühner, die
Enten, die Gänse und die Tauben. Im Hause halten sich aber
auch andere Tiere auf, die der Mensch nicht dulden will, weil
sie schädlich oder lästig sind, die er aber oft nicht vertreiben
kann, weil er ihnen nicht beikommen kann. Das sind zunächst
die Mäuse und Ratten und das kleinere Getier von Fliegen,
Asseln, Motten u. a. m. In den folgenden zwei Abschnitten
soll zunächst von der Katze und der Maus die Rede sein.
14. Von der Katze.
Heute ist großes Fest in der Katzenfamilie auf dem Speicher
des Wohnhanses, der erste Sehtag der vor neun Tagen ge-
bornen Kinder. Bis jetzt waren die vier Sprößlinge taub und
blind und krochen nur unbeholfen in dem Korb, der ihr Geburts-
Haus ist, herum und suchten miauend bei der Mutter die erste
Nahrung- Diese, eine schöne, graugefleckte Katze, leckt und putzt
voll Zärtlichkeit mit der rauhen Zunge an ihren Kleinen herum.
Sie sollen, an die gleiche Reinlichkeit gewöhnt werden, die alles,
was zum Katzengeschlecht gehört, auszeichnet und sie bei den
Menschen zu beliebten Gliedern des häuslichen Kreises macht.
Voll Stolz beobachtet die alte Katze die Gehversuche ihrer Jungen,
ihre Verschönerungsversuche uuermüdet fortsetzend,.bis die feinen
Härchen des weichen Pelzes tadellos glatt liegen. Miezchen ist
eigentlich mit allen Hausgenossen gut Freund. Warum sollte
es auch nicht? Es erhält regelmäßig sein volles Schüsselchen
Milch, wird gestreichelt und gehätschelt und niemand ist, der
es neckt und quält. Somit hat es auch keine Ursache von seinen
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Regionen (OPAC): München
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
— 30 —
körper so zusammen, daß sie durch Öffnungen kriechen kann, die
viel zu eng für ihren Körper zu sein scheinen. Auch auf das
Dach ist Leiseschlich gekommen, weil ein fehlender Ziegel ihr
einen Weg freigab. Ob sie wohl den Schauplatz künftiger Nacht-
Wanderungen nebst ohrenzerreißender Katzenmusik besichtigt hat?
Das letzte der Kätzchen war aus der Art geschlagen.
„Töpfchenaus sucht in der Küche sein Brot, macht der
Köchin viele Not."
Wie nur der Faulpelz so fchuell die Aufbewahrungsorte
für Braten und Milch entdeckt hat! Die Köchin kann nicht
ängstlich genug alle Kästen und Türen verschlossen halten. Ehe
sie es sich versieht, ist der Dieb im Raum. Will sie ihn fangen,
ist er mit ein paar Sprüngen aus dem Fenster. Das find
Sprünge, die sich sehen lassen können. 2—3 m weit und hoch
tragen sie das Tier. Länge, Kraft, Stellung und Bau der
Beine befähigen die Katze ebenso dazu wie der merkwürdig
biegsame, zurückschnellende Körper, elastisch wie Fischbein. Heute
kam Phylax als Störenfried zu solch verbotenem Mahl. Wie
da Töpfchenmaus seine Vorderzähne zeigte, knurrte und fauchte?
Und den Katzenbuckel! Welch biegsame, gelenkige Wirbelsäule
gehört dazu, solch eine Krümmung zustande zu bringen!
Nicht nur die Köchin, auch der Nachbar ist Töpscheuaus
feiud. Seine Fanggelüste richten sich hauptsächlich auf die Vögel
seines Gartens, dessen Nester es mit Leichtigkeit erklettert. Neu-
lich brach ein dürres Ästlein, dem es sich irrtümlich anvertraut
hatte, aber Katzen fallen ja immer auf die Beine. Das erreichen
sie durch geschickte Biegung des Körpers und durch Steuern mit
dem Schwanz. Da statt der Schlüsselbeine nur nachgiebige
Sehnen und Bänder die Verbindung mit dem Rumpf herstellen,
gibts auch keinen Beinbruch. Ob Töpfchenaus immer so
glimpflich jeder Gefahr entkommt? Ob nicht einmal Falle, Flinte
oder Katzenfänger seinen Freveltaten ein Ende machen? Dann
wird es, das sich an unrechtem Gut fett gemästet hat, vielleicht
von armen Leuten geschlachtet und gegessen und sein Fell um-
kleidet wohl eine Mütze oder einen Muff oder umhüllt ein
krankes Glied als Heilmittel gegen Geschwulst und Reißen.
Seine braven Geschwister aber erhalten wohl das Gnadenbrot
und sterben einen sanften Tod an Altersschwäche. „Bleiben
denn die Kätzchen bei uns so lange sie leben?" fragen die Kinder.
„So lange wir in nnserm Hause wohnen sicher. Wenn Vater
freilich verkaufen und in die Stadt ziehen wollte, verließen sie
uns treulos, denn sie hängen mehr am Haus als an den
Menschen
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Regionen (OPAC): München
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
— 32 —
Schwanz. Das fammetartige Fell ist grauschwarz mit gelb-
lichem Anflug und wird unten etwas Heller. Diese dunkle
Farbe ist ein Schutz für die Maus. Sie macht sie zur Nachtzeit,
wo sie hauptsächlich ihre Nahrungssuche hält, selbst auf kleine
Entfernung unsichtbar. Ihre Verfolger sind besonders auf die
Dienste eines sehr scharfen Gehörs angewiesen, um ihr leises
Rascheln zu vernehmen. Der Kopf ist schlank. An der spitzen,
behaarten Schnauze sind Bartborsten. Für den kleinen Kopf
sind die tieffchwarzen, runden, glänzenden Augen groß zu
nennen Wenn der Koch das Mäuslein in die Felder oder in
die Wälder jagte, träfe es zahlreiche Verwandte. Da ist die
20 cm lange, auf dem Rücken fast rostbraune, unten weißliche
Waldmaus, die in hohlen Bäumen und morschen Stümpfen
lebt und auch im Gebirge bis zu einer Höhe von 2000 m vor-
kommt. Sie nährt sich von Sämereien, Bucheckern, Nüssen und
Obst, stellt aber auch kleineren Tieren, selbst Vögeln nach. Be-
sonderen Schaden richtet sie durch das Benagen junger Bäume
an. Für den Winter sammelt sie in ihrer Behausung einen
kleinen Vorrat, doch hält sie keinen eigentlichen Winterschlaf.
Wiesel und Raubvögel sind ihre Feinde. Aus den Getreide-
feltern ist ihre Base, die Ackermaus, die eine Länge von 18 ein
hat, oben rostbraun mit schwarzen Rückenstreifen, unten weißlich
ist. Sie frißt Getreide, Wurzelknollen, verschmäht aber auch
Insekten und Würmer nicht. Auch sie spart einen Teil des
Sommerüberflusses für den Winter auf. Die kleinste Vertreterin
des Geschlechtes ist die 6 cm lange Zwergmaus, die gerne in
Scheunen, aber auch auf freiem Felde überwintert, teils schlafend,
aber ohne zu erstarren. Auf Riedgrasblättern zwischen Schilf
und Rohr oder frei in die Zweige eines Busches baut sie ihr
zierliches, kugelrundes, faustgroßes Nest mit seitlichen Offnungen.
Sie verzehrt Getreidekörner, Samen aller Art und Kerbtiere.
Sie klettert gewandt an den Ästen und selbst an den schwächsten
Grashalmen empor. Die größten den Mäusen ähnlichen Tiere
sind die über 30 cm langen Ratten mit ihren plumpen Füßen.
Da macht der Koch ein Gesicht und spricht: „Mäuslein,
Mäuslein, bleib in deinem Häuslein? Nimm dich in acht heut
Nacht, mach auch kein Geräusch und stiehl nicht mehr das Fleisch,
sonst wirst du gefangen und aufgehangen." Der Koch bedeckt
nun alle Schüsseln, stellt auf die Falle hinten im Eck und tut
hinein den Speck, sperrt die Küche zu und legt sich zur Ruh.
Wohl begreiflich, daß man den lästigen Näscherinnen nach-
stellt auf alle Weise. Da werden Fallen aufgestellt und innen
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- 123 —
In die eigentlichen Armenanstalten werden Personen auf-
genommen, die sich ihren Unterhalt nicht mehr verschaffen können
und keine Wartung und Pflege haben. Sie müssen jedoch in
München ihre Heimat haben. Diese Armen erhalten in der Anstalt
Nahrung, Wohnung, Kleidung und zur Bestreitung kleiner
Bedürfnisse ein Wochengeld. Ärztliche Behandlung, nach dem
Tode eiu Begräbnis, ist für sie ebenfalls unentgeltlich.
Die Anstalt für Obdachlose in der Entenbachstraße gewährt
augenblicklich ohne ihr Schuld in Not geratenen Personen
Unterkunft Die längste Dauer dieser Hilfe sind vier Wochen.
Arme Schulkinder ohne Aufsicht bekommen in der Suppen-
anstatt Suppe und Brot.
Tierschutz. Ein besonderes Verdienst in dieser Beziehung
hat sich der Tierschutzverein erworben. An verschiedenen Stellen
seht ihr emaillierte 'Gefäße angekettet, die mit Wasser gefüllt
find. Da können unsere treuen Hausfreunde, die Hunde, an
heißen Sommertagen ihren Durst stillen. Fällt ein Pferd auf
glattem Asphaltpflaster und kann sich trotz menschlicher Mit-
Hilfe nicht mehr erheben, da die glatten Hufe beständig rutschen,
ist wieder der Tierschutzverein tätig. In einzelnen Häusern
wurden Teppiche und Decken hinterlegt, die man dem gestürzten
Tiere unterbreitet und ihm so das Aufstehen ermöglicht.
Muß ich euch erst von den zahlreichen Futterstellen erzählen,
die im Winter die Zuflucht der hungernden und frierenden
Vögel sind? — Kranke Tiere finden Behandlung und Pflege
in der Kgl. Tierarzneischule in der Königinstraße. Wer von
euch hat schon einmal einen kranken Hund in die unentgeltliche
Sprechstunde geführt? Unheilbar kranke Tiere werden in dieser
Anstalt rasch und schmerzlos getötet.
52.Gesundheitliche Einrichtungen.
Straßenbau, Wasserversorgung, Kanalifierung, Schlachthaus,
Wohugebäude, Bäder.
a) Straßenbau.
Je größer der Verkehr aus den Straßen mit Wagen,
Pferden und Menschen sich entwickelt, desto mehr muß gesorgt
werden, daß die Straßen den Anforderungen an Dauerhaftigkeit,
Sicherheit und Reinlichkeit entsprechen. Der Magistrat wendet
jährlich Hunderttausende von Mark auf, damit die Straßen in
der Stadt den Ansprüchen, die man an eine gute Straße zu
TM Hauptwörter (50): [T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität], T30: [Tier Vogel Mensch Pferd Hund Fisch Thiere Nahrung Eier Wasser]]
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— 146 —
haartem wird „Müller" genannt, der mit rotem als „König"
und der mit braunem gar als „Kaiser" bezeichnet. Dieser erste
Brustring ist nicht umsonst von so beträchtlicher Größe, müssen
doch starke Muskeln die Bohr- und Scharrwerkzeuge des Mai-
käsers unterstützen. Weil dieser Ring frei, nicht mit den anderen
verwachsen ist, hindert er die Beweglichkeit der Vorderbeine
nicht. Die sechs Ringe des Hinterleibes sind schwarz mit einem
dreieckigen, weißen Fleck ans einer Seite. Der Rumpf endet in
einer hellbraunen, hornartigen, dreieckigen Spitze. Am dunkel-
braunen Kopf sehen wir zwei verhältnismäßig große, glänzende,
schwarze, unbewegliche Augen und zwei keulenförmige, kleine
Fühler, die beim Männchen sieben, beim Weibchen sechs Glieder
haben. Die Augen zeigen ihm den Baum und das Blatt, auf
das er sich setzen will, um es zu verzehren. Die Fühler am
Kopfe dienen ihm als Geruchsorgan. Die oberen Glieder der
Fühler sind breit und sehen Blättern ähnlich, so daß man
meinen könnte, jeder Maikäfer trage einen zierlichen Fächer
mit sich. Darauf befinden sich die winzigen Geruchsorgane, die
das Tier zu seiner Nahrung leiten und mit denen das Mann-
chen das Weibchen aus der Menge der Genossen findet. Am
Maul sind zwei Freßspitzen, die bei der Gefräßigkeit des Tieres
fast beständig in Bewegung sind. Ein Maikäferjahr bedeutet
eine Fülle von Sorge und Arbeit für den Gärtner und Förster.
Trotzdem die Maikäfer eine sehr kurze Lebenszeit haben, nur
wenig Wochen im Mai sind ihnen vergönnt, so hausen sie doch
verheerend in Garten und Wald. Die Blätter der Bäume und
Sträucher sind ihre Nahrung, Eichenlaub ist besonders bevor-
zugt. Ginge man den Maikäfern nicht mit allen Mitteln ernst-
lich zu Leibe, wie viele Äste und Zweige wären von den Un-
ersättlichen kahl gefressen! Wer einen Maikäfer sieht, pflegt ihn
zu zertreten. Aus dem zerquetschten Körper fließt keiu rotes
Blut sondern ein weißer Saft. Knochen hat der Maikäfer so
wenig wie Ohren und Nase. Sehr erfolgreich ist das Ein-
sammeln, wenn man im Frühjahr sofort nach dem ersten Er-
scheinen der unwillkommenen Insekten beginnt. Auf diese Weise
konnten z. B. in einer Gegend Sachsens in einem Jahre 30 000
Zentner Maikäfer, d. f. ungefähr 1590000 Stück, mit Kalk zu
Dünger verarbeitet werden. Auch der Vermehrung der Mai-
käser sucht man vorzubeugen. Man errichtet im Wald künstliche
Brutstätten aus frischem Kuhmist und mit Erde bedeckt. Da-
durch werden die Weibchen angelockt, legen ihre Eier hinein und
im Juli, ehe die Eier ausschlüpfen, werden die ganzen Brut-
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— 33 —
an einem Stäugleiu, das mit einer Falltüre in Verbindung
steht, wird der verlockende Speckbrocken angesteckt. Wehe dem
armen Mäuslein, das sich verleiten läßt, davon zu naschen.
Der kleine Draht schnappt aus dem Riegel und die Türe fällt
zu. Auch mit vergifteten Getreidekörnern sucht man die Mäuse
zu vertilgen. Freilich ist diese Art für andere Tiere nicht nn-
gefährlich. Die natürlichen Feinde der Maus sind unsere Katzen,
die ihr leise und unhörbar nachschleichen und sie nach grausamem
Spiel verzehren. Auch die Igel sind eifrige Mäusejäger und
werden deshalb in Kellern und Gärten gehalten. Die im Freien
lebenden Wald- und Ackermäuse werden von Wieseln und
mancherlei Raubvögeln verfolgt. Man erzählt auch, daß Meister
Fuchs in mageren Zeiten ein Mäusleiu nicht verschmäht.
„Das Mäuslein aber ist ruhig und denkt: Was er sagt,
das tu ich. Aber es hat nicht lang gedauert, so kommt das
Mäusleiu und lauert und spricht: Wie riecht der Speck so gut,
wer weiß, ob's was tut. Nur ein wenig möcht ich beißen, nur
ein wenig möcht ich speisen. Einmal ist keinmal. So spricht
das Mäuslein und schleicht, bis es die Falle erreicht, schmiegt
sich und biegt sich, ringelt das Schwänzlein wie ein Kränzlein,
setzt sich ins Eck und ergötzt sich am Speck, reißt, beißt und speist"
Nun ist alles still und dunkel. Da raschelt es jut der Mauer,
leise und behutsam kommt das Mäuslein heraus, streckt erst
den Kops nach allen Seiten und überzeugt sich, daß keine Gefahr
droht. Die Maus hört ungemein fein, was schon die Verhältnis-
mäßig großen Ohrmuscheln verraten, und sieht sehr gut. Der
scharfe Geruch macht sie sofort auf den köstlichen Leckerbissen
in der Falle aufmerksam. Schnell und leise läuft — huscht —
die Maus der Ecke zu. Allerliebst ist es, wenn die Maus, dem
Eichhorn und dem Hasen ähnlich, ein Männchen macht, d. h.
auf den Hinterbeinen fitzt und sich mit den Vorderpfoten putzt
oder deu eorberteu Bissen hält. Jetzt hat sie den Speck er-
reicht, aber schon der erste Biß ist ihr Unglück.
„Plötzlich tnts einen Knall und zu ist die Fall! Das Mäus-
leiu zittert vor Schrecken und möcht sich verstecken, aber wo es
will hinaus, zugesperrt ist das Haus. Es pfeift und zappelt,
es kneift und krabbelt/ — überall ist ein Gitter und das ist
bitter! Überall ist ein Draht und das ist schad. Leider, leider
kann's Mäuslein nimmer weiter; wärs nur gewesen gescheiter "
Nun sind aller Jammer und alle Mühe vergebens. Nur
ein ängstliches Hin- und Herlaufen erlauben die engen Gitter,
keinen weiten Sprung, der sonst der Maus so leicht über alle
Weber, Heimatkunde von München. 3
TM Hauptwörter (50): [T30: [Tier Vogel Mensch Pferd Hund Fisch Thiere Nahrung Eier Wasser], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust]]
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