Hilfe und Dokumentation zu WdK-Explorer

Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Die Provinz Sachsen und das Herzogtum Anhalt - S. 19

1911 - Magdeburg : Creutz
Ortskunde. 19 sätze sind jetzt auf den Metalltüren der Schloßkirche in Bronze eingegraben. Auf dein Marktplatze hat man dem großen Reformator und seinem Freunde 'Wdanchtljon ein Denkmal gesetzt. In der Schloßkirche, wo beide gelehrt haben, befinden sich ihre Grabstätten wie auch die ihrer hohen Beschützer, der Knrfürsten Friedrich des Welsen und Johann des Beständigen. Das Nathans und die Stadtkirche sind bemerkenswert dnrch berühmte Gemälde von Lnkas Cranach. Sein früheres Wohnhaus ist wie das Melanchthons durch eine Gedenktafel bezeichnet. Bor dem Elsterlore hat man anch die Stelle, wo Luther am 10. 12. 1520 die päpstliche Bulle verbrannte, mit einer Eiche geschmückt und umgittert. Die Räume des ehemaligen Augnsliner-Klosters dienen jetzt als Predigerseminar. Luther- und Melanchthondenkmal aus dem Marktplatze in Wittenberge Coswig (9). Die Umgebung ist wenig fruchtbar; die Bewohner wandten sich daher^ hauptsächlich der Fabriktätigkeit und dem Gewerbe zu. Besonders blüht die Wollmaren- und Tuchfabrikation. Außerdem gibt es Sägemühlen, Ziegeleien und Töpfereien, Papier- und Zündholzsabrikeu, Braunkohleil- und Bergmehlgruben. Das alte Schloß, in dem Luther und Mclanchthon gern und oft weilten, dient jetzt als Strafanstalt. Roullll (11), d. h. die Stadt in der Rossel-Ane. Die fruchtbare Umgebung wies die Bewohner auf den Ackerbau, die günstige Lage au der Elbe und drei Eisen- bahnen auf gewerbliche Tätigkeit hin. Die nahen Waldungen veranlaßten die Anlage von Sägemühlen, die Tongruben die von Ziegeleien, die reichen Kartoffel- ernten die von Brennereien und Stärkefabriken. Die bedeutendsten Anlagen sind die Schiffbauerei (Werft) und der Peiroleumhafen, die Zitronensäure- und die ^trontianfabrik. (Die Strontianfalze finden bei der Reinignng des Zuckers und bei der Herstellung des bengalischen Feuers Verwendung.) In dem Schlosse nimmt häufig die herzogliche Familie Wohnung. 2*

2. Die Provinz Sachsen und das Herzogtum Anhalt - S. 18

1911 - Magdeburg : Creutz
18 1. Das Land östlich oder rechts von der Elbe. Wohnorte hatten meist die Endung 010, itz, z. B- Jerichow, Rathenow, Buckow, Steinitz usw. Die Endung ow hat sich heute vielfach in au verwandelt, z. B. Cracau, Buckau . . . Die Weuden wurden im S. durch Markgraf Gero, im N. durch Albrecht den Bären und die Mönchsorden (Klöster, z. B. Leitzkau) nach und nach zum Christen- tum bekehrt. Zur Zeit der Reformation nahmen die Bewohner den evangelischen Glauben an. Auch breiteten sich unter ihnen deutsche und fremde Einwanderer, besonders Flamländer, aus und vermischten sich mit den Wenden; so entstand im Laufe der Zeit der jetzige Menschenschlag. Im Schweiße des Angesichts suchten unsere Voreltern dem wenig fruchtbaren Boden durch Ackerbau, Viehzucht und Waldwirtschaft das tägliche Brot abzuringen: aber anch der Fischfang und der Handel mußten dazu beitragen. Da kam der 30jährige Krieg, in dem sich die Katholiken und die Evangelischen der Religion wegen bekämpften. Er verwandelte das Land in eine Wüste. Die Dörfer und Städte waren zerstört; die Äcker lageil wüst da; die meisten Bewohner waren getötet. Unter der segensreichen Regierung der Hohenzollern erholte sich das Land wieder. Besonders machten sich der Große Kurfürst und Friedrich der Große nin diese Gegend verdient. Letzterer ließ die Sümpfe (Fiener) entwässern und legte den Planer Kanal an. Der südliche Teil des rechtselbischen Gebietes wurde erst im Jahre 1815 unserem Heimatlande einverleibt. G. Sage. Die Kutterjungfer auf dem Marktplätze in Zerbst. In einer Zeit, in der noch der Stärkere allein herrschte, hatten die Grasen von Lindau die Zerbster gezwungen, ihnen einen Zoll auf alle Nahrungsmittel, die nach Zerbst gebracht wurden, zu zahlen. Weil die Grafen den Zoll nach Willkür erhöhten, wurden die Landlente, die nach Zerbst Butter, Eier, Gemüse lieferten, hart betroffen. Die Zerbster konnten die Waren kaum bezahlen. Mit Herzleid nierkten die Bauer», daß der Verkauf täglich geringer wurde. Um nicht zu ver- armen, führten die Landleute die Waren nicht mehr in die Stadt, fondern richteten vor dem Heidetore, am Bntterdamm, einen förmlichen Markt ein. Nun konnten zwar die Hausfrauen Butter, Eier, Geflügel billiger einkaufen, hatten abei einen weiten und beschwerlichen Weg zurückzulegen. Um die Stadt von der drückenden Stener zu befreien, ging eine edle Jungfrau zum Grafen von Lindau und bat ihn, gegen eine Abfindungssumme den Zoll zu erlassen. In seinem Übermute forderte der Graf so viel Goldstücke, als man auf dem Wege vom Heidetore bis zum Markte dicht nebeneinander legen könnte. Er hoffte, niemand würde die Summe bezahlen. Aber die wohltätige Jungfran willigte ein. Sie opferte alle ihre Schätze und brachte die Summe wirklich zusammen- — Aus Dankbarkeit seyte man der Jungfrau ein Standbild. Es ist eine vergoldete weibliche Figur, die auf einer 7 m hohen Säule steht. Der Volksmund nennt sie knrz die Bntterjungfer. H. Ortsltunde. a) An der Elbe. Mtthlberg (3)*). Schiffahrt, Holz- und Getreidehandel, Fischfang, Korbflechterei. (Schlacht, Kaiser Karl V. siegt über Jobann Friedrich den Großmütigen 1547.) Wittenberg (22), d. h. weißer Berg; Sandbügel? Umgebung fruchtbar: Gemüse- bau- Fabriken: Tnch. Brauereien: Bier. Brennereien: Branntwein. Fischerei. Die Reformation hat Wittenberg zu einer berühmten Stadt gemacht. Durch De Martin Luther nahm sie hier ihren Anfang am 31. 10. 1517. Die 95 Glaubens- *) Die eingeklammerten Ziffern geben die Einwohnerzahlen der Orte in Tausenden an.

3. Die Provinz Sachsen und das Herzogtum Anhalt - S. 105

1911 - Magdeburg : Creutz
Das Flachland. 105 verwaltet und erhielt daher seinen Namen, während das Osterland (d. h. Ostmark) nach seiner Lage zu Thüringen benannt wurde. Das Osterland umfaßt hauptsächlich das Gebiet der früheren Bistümer Naumburg-Zeitz. c) Der Petersberg. In dem nördlichen Teile des Gebiets finden sich mehrere Einzel- berge, die plötzlich aus der welligen Ebene aufsteigen. Der bedeutendste Einzelberg ist der Petersberg bei Halle. Er steigt etwa 250 m hoch und besteht aus festem Gestein (Porphyr), das in Steinbrüchen gewonnen wird. Fast bis zum Gipfel deckt den Felsen Erdreich, das der Pflug des Landmannes bebant, oder das mit prächtigem Eichenwalde bestanden ist. Ans der Höhe des Berges liegen die Ruinen eines Klosters. Der König Friedrich Wilhelm Iv. ließ daneben eine schöne Kirche errichten. Von dem Berge hat man einen großen Fernblick. Man sieht etwa 40 Städte. Als unsere Vorfahren noch Heiden waren, sollen sie auf dem Berge ihren Götzen geopfert haben. Etwa 2 Stunden südöstlich vom Petersberg liegt der Landsberg. Als letzter Rest einer alten Burg trägt er eine Kapelle, die aus 2 übereinanderliegenden Kirchenräumen (Doppelkapelle) besteht. Wetterregel: Wenn der Pastor auf dem Petersberge raucht, dann regnet es bald. 2. Das Flachland. Der nördliche Teil des Gebiets ist eine Ebene. Nur hier und da sind winzige Erhebungen vorhanden. Die Ackerkrume ist sehr verschieden. Im allgemeinen wird sie von W. nach O. geringer, der Sand tritt mehr und mehr zutage. Während mau zwischen Saale und Mulde frucht- baren Acker- und Wiesenboden sieht, trifft man zwischen Mulde und Elbe meist dürftige Äcker, viel Kiefernwald, Heidekraut und Brachfelder. Links von der Mulde gedeihen Weizen, Zuckerrüben und Raps, rechts sind Roggen und Kartoffeln die Hauptfrüchte. Dübener Heide. 1. Wo liegt die Dübener Heide. Wir bezeichnen mit diesem Namen ein viereckiges Stück Land, das von der Elbe im O. und der Mulde im W. eingeschlossen wird. Im N. reicht die Dübener Heide bis zu den kleinen Städtchen Gräfenhainichen und Kemberg, im S. bis Düben an der Mulde; im O. erstreckt sie sich über Schmiedeberg hinaus fast bis zur Elbe. Wir berühren sie im N., wenn wir mit der Eisenbahn von Wittenberg über Gräfenhainichen und Bitterfeld nach Halle fahren, im O., wenn wir von Wittenberg an dem linken Elbufer entlang nach Torgau reisen. Die Dübener Heide ist 20 km lang und ebenso breit. Wieviel Stunden würdest du gebrauchen, um die Heide von Düben nach Kemberg zu durchwandern?

4. Die Provinz Sachsen und das Herzogtum Anhalt - S. 106

1911 - Magdeburg : Creutz
106 8. Das Land zwischen Saale und Elbe, 2. Was für eine Landschaft bezeichnet der Name „Heide?" Gewöhnlich denken wir uns darunter eine große Fläche mit sandigem Boden, der mit dem rötlich blühenden Heidekraut bewachsen ist. Das ist aber hier nicht der Fall. Heidekraut finden wir nur an den Rändern der Wege und auf kleinen unfruchtbaren Flächen. Die Dübener Heide gehört zu den größten und schönsten Wald gebieten unserer Heimatprvvinz. Sie besteht vorherrschend aus Nadelwaldungen. Wir treffen hohe und starke Bäuine an, von denen mancher einen Wert von 200 Ji> hat. Die Bewohner von Schiniedeberg und Düben sagen: „Wir machen einen Ausflug in die Heide" (Heidewald. Vergleiche Letzlinger Heide im Nw. von Magdeburg). 3. Wir lernen die Dübener Heide am besten kennen, wenn wir sie im Geiste durchwandern. Wir wandern auf der alteu Heerstraße, die von Düben über Remberg nach Wittenberg mitten durch die Heide führt. Es geht bergauf und bergab; denn die Gegend ist nicht eben, wie man häufig annimmt. Sie ist stellenweise sogar bergig (Tannenberg bei Schmiede- berg 180 m hoch). Rechts und links begleiten uns dichte wohlgepslegte Taunenivaldungen. Wir beobachten, wie mehrere Eichhörnchen flink und behend von Ast zu Ast hüpfen, von Baum zu Baum springen. Sonst herrscht tiefe Stille im Walde. Jetzt stehen wir vor einer größeren Wiese; dahinter rauscht eiuer kleiner Laubwald. Wir sind in der Mitte der Heide. Zwischen hohen Bäumen auf einer Anhöhe liegt ein gewaltiger Granitblock, umgeben von Bänken. Wir fetzen uns nieder, um uns von dein zweistündigen Marsche etwas auszuruhen. Könnte dieser Steinblock reden, so würde er uns von unserem Dr. Martin Luther erzählen. Aus der Vorderseite lesen wir den Namen „Lutherstein". Woher dieser Name? Als Luther auf diesem Wege von Wittenberg nach Leipzig reiste, um hier mit dem Gelehrten Dr. Eck über die Richtigkeit der evangelischen Lehre zu reden, brachten ihn seine Freunde und Studenten bis an diesen Ort. An diesem Steine nahmen sie Abschied von ihm und wünschten ihm guten Erfolg. An diesem Steine erwarteten sie ihn, als er heimkehrte. Diesen Stein bestieg er und erzählte ihnen von dein, was er in Leipzig gesehen und gehört hatte. Im Jahre 152 L verabschiedeten sich hier seine Freunde von ihm, als er im Wagen von Wittenberg über Düben nach Worms suhr. Nachdem wir uns ausgeruht haben, überlegen wir, wohin mir nun reisen. Der Weg nach N. würde uns in 2 Stunden nach Kemberg führen. Auf herrlichen Waldwegen könnten wir nach Oranienbaum und von hier nach Dessau Wauden. Reisten wir im rechten Winkel nach links, so würden wir in derselben Zeit den Westrand der Heide erreichen. Da der Schlüssel zur Dübener Heide das Eisen-Moorbad Schmiedeberg ist, so richten wir unsere Schritte nach O. Nach zweistündiger Wanderung erreichen wir diesen Badeort. Ehe wir in die Stadt gehen, besteigen nur

5. Die Provinz Sachsen und das Herzogtum Anhalt - S. 32

1911 - Magdeburg : Creutz
32 1. Das Land östlich oder rechts von der Elbe. Wohnorte hatten meist die Endung oiv, itz, z. B- Jerichow, Rathenow, Buckow, Steinitz usw- Die Endung ow hat sich heute vielfach in au verwandelt, z. B. Cracau, Buckau . . . Die Wenden wurden im S. durch Markgraf Gero, im N. durch Albrecht den Bären und die Mönchsorden (Klöster, z. B. Leitzkau) nach und nach zum Christen- tum bekehrt. Zur Zeit der Reformation nahmen die Bewohner den evangelischen Glauben an. Auch breiteten sich unter ihnen deutsche und sremde Einwanderer, besonders Flamländer, aus und vermischten sich mit den Wenden; so entstand im Laufe der Zeit der jetzige Menschenschlag. Im Schweiße des Angesichts suchten unsere Voreltern dem wenig fruchtbaren Boden durch Ackerbau, Viehzucht und Waldwirtschaft das tägliche Brot abzuringein aber auch der Fischfang und der Handel mußten dazu beitragen. Da kam der 30jährige Krieg, in dem sich die Katholiken und die Evangelischen der Religion wegen bekämpften. Er verwandelte das Land in eine Wüste. Die Dörfer und Städte waren zerstört; die Acker lagen wüst da; die meisten Bewohner waren getötet. Unter der segensreichen Regierung der Hohenzollern erholte sich das Land wieder. Besonders machten sich der Große Kursürst und Friedrich der Große um diese Gegend verdient. Letzterer ließ die Sümpfe (Fiener) entwässern und legte den Planer K.nml an. Der südliche Teil des rechtselbischen Gebietes wurde erst iin Jahre 1815 unserem Heimatlande einverleibt. G. Sage. Die Luttechingfer auf dem Marktplätze in Zerbst. In einer Zeit, in der noch der Stärkere allein herrschte, hatten die Grasen von Lindau die Zerbster gezwungen, ihnen einen Zoll auf alle Nahrungsnüttel, die nach Zerbst gebracht wurden, \u zahlen. Weil die Grafen den Zoll nach Willkür erhöhten, wurden die Landleute, die nach Zerbst Butter, Eier, Gemüse lieferten, hart betroffen. Die Zerbster konnten die Waren kaum bezahlen. Mit Herzleid merkten die Bauern, daß der Verkauf täglich geringer wurde. Um nicht zu ver- armen, führten die Landleute die Waren nicht mehr in die Stadt, sondern richteten vor dem Heidetore, am Butterdamm, einen förmlichen Markt ein. Nun konnten zwar die Hausfrauen Butter, Eier, Geflügel billiger einkaufen, hatten abei einen weiten und beschwerlichen Weg zurückzulegen. Um die Stadt von der drückenden Steuer zu befreien, ging eine edle Jungfrau zum Grafen von Lindau und bat ihn, gegen eine Abfindungssumme den Zoll zu erlassen. In seinein Übermute forderte der Graf so viel Goldstücke, als man auf dem Wege vom Heidetore bts zum Markte dicht nebeneinander legen könnte. Er hoffte, niemand würde die Summe bezahlen. Aber die wobliätige Jungfrau willigte ein. Sie opferte alle ihre Schätze und brachte die Summe wirklich zusammen- — Aus Dankbarkeit setzte man der Jungfrau ein Standbild. Es ist eiue vergoldete weibliche Figur, die auf einer 7 m hohen Säule steht. Der Volksmuud nennt sie kurz die Butterjungfer. It. Orts Kunde. a) An dkl' Etile. Miihlbcrg (3)*). Schiffahrt, Holz- und Getreidehandel, Fischfang, Korbflechterei. (Schlacht, Kaiser Karl V. siegt über Johann Friedrich den Großmütigen 1547.) Wittenberg (22), d. h. weißer Berg; Sandbügel? Umgebung fruchtbar: Gemüse- bau. Fabrikein Tuch. Brauereien: Bier- Brennereien: Branntwein. Fischerei. Die Reformation hat Wittenberg zu einer berühmten Stadt gemacht- Durch Dr Martin Luther nahm sie hier ihren Anfang am 31. 10. 1517. Die 95 Glaubens- *) Die eingeklammerten Ziffern geben die Einwohnerzahlen der Orte in Tausenden an.

6. Die Provinz Sachsen und das Herzogtum Anhalt - S. 120

1911 - Magdeburg : Creutz
120 8. Das Land zwischen Saale und Elbe. 2. Was für eine Landschaft bezeichnet der Name „Heide?" Gewöhnlich denken wir uns darunter eine große Fläche mit sandigem Boden, der mit dem rötlich blühenden Heidekraut bewachsen ist. Das ist aber hier nicht der Fall. Heidekraut finden wir nur an den Rändern der Wege und auf kleinen unfruchtbaren Flächen. Die Dübener Heide gehört zu den größten und schönsten Waldgebieten unserer Heimatprvvinz. Sie besteht vorherrschend aus Nadelwaldungen. Wir treffen hohe und starke Bäume an, von denen mancher einen Wert von 200 J(s> hat. Die Bewohner von Schmiedeberg und Dübeu sagen: „Wir machen einen Ausflug in die Heide" (Heide = Wald. Vergleiche Letzlinger Heide im Nw. von Magdeburg). 3. Wir lernen die Dübener Heide am besten kennen, wenn wir sie im Geiste durchwandern. Wir wandern auf der alten Heerstraße, die von Düben über Kemberg nach Wittenberg mitten dnrch die Heide führt. Es geht bergauf und bergab; denn die Gegend ist nicht eben, wie man häufig annimmt. Sie ist stellenweise sogar bergig (Tannenberg bei Schmiede- berg 180 in hoch). Rechts und links begleiten uns dichte wohlgepflegte Tannenwaldungen. Wir beobachten, wie mehrere Eichhörnchen flink und behend von Ast zu Ast hüpfen, von Baum zu Baum springen. Sonst herrscht tiese Stille im Walde. Jetzt stehen wir vor einer größeren Wiese; dahinter rauscht einer kleiner Laubwald. Wir sind in der Mitte der Heide. Zwischen hohen Bäumen aus einer Anhöhe liegt ein gewaltiger Granitblock, umgeben von Bänken. Wir setzen uns nieder, um uns von dem zweistündigen Marsche etwas auszuruhen. Könnte dieser Steinblock reden, so würde er uns von unserem Dr. Martin Luther erzählen. Aus der Vorderseite leseu wir den Namen „Lutherstein". Woher dieser Name? Als Luther aus diesem Wege von Wittenberg nach Leipzig reifte, um hier mit dem Gelehrten Dr. Eck über die Richtigkeit der evangelischen Lehre zu reden, brachten ihn seine Freunde und Studenten bis an diesen Ort. An diesem Steine nahmen sie Abschied von ihm und wünschten ihm guten Ersolg. An diesem Steine erwarteten sie ihn, als er heimkehrte. Diesen Stein bestieg er und erzählte ihnen von dem, was er in Leipzig gesehen und gehört hatte. Im Jahre 1521 verabschiedeten sich hier seine Freunde von ihm, als er im Wagen von Wittenberg über Düben nach Worms fuhr. Nachdem wir uns ausgeruht habeu, überlegen wir, wohin wir nun reisen. Der Weg nach N. würde uns in 2 Stunden nach Kemberg führen. Aus herrlichen Waldwegen könnten wir nach Oranienbaum und von hier nach Dessau wandern. Reisten wir im rechten Winkel nach links, so würden wir in derselben Zeit den Westrand der Heide erreichen. Da der Schlüssel zur Dübener Heide das Eisen-Moorbad Schmiedeberg ist, so richten wir unsere Schritte nach O. Nach zweistündiger Wanderung erreichen wir diesen Badeort. Ehe wir in die Stadt gehen, besteigen wir

7. Die Provinz Sachsen - S. 28

1898 - Magdeburg : Selbstverl.
28 Durchflossen wird das Hügelland von der Mansfeldischen Wipper. Rechts von dieser liegt das Städtchen Mansseld. Es hat noch nicht 3000 Einwohner. Darunter sind viele Bergleute und Steinbrecher. Der größte und auch bekannteste Ort im Mansfeldischen ist Eisleben, wo Luther am 10. November 1483 geboren wurde und am 18. Februar 1546 auch gestorben ist. Weiche Stadt ist durch ihn besonders wichtig geworden? — Wann begann er dort die Reformation? — In der Marktkirche hat er 4 Tage vor seinem Tode zum letzten male gepredigt; in dieser Kirche ist eine Kanzel aus Eicheuholz, die noch heute als Luther- kanzel gilt. — In der Lutherstraße steht das Geburtshaus Luthers, von den Einwohnern das Lutherhaus genannt. Ueber der Hausthür ist Luthers Bildnis angebracht. Dasselbe ist in Stein gehauen und trägt die Umschrift: „Gottes Werk ist Luthers Lehr, drum vergeht sie nimmermehr!" — Auf dem Marktplatze ist dem großen Reformator ein Denkmal errichtet. Auch bei Eisleben wird viel Bergbau getrieben. — Die Stadt zählt 23000 Einwohner. Wichtige Kupferwerke befinden sich noch bei Hettstedt an der Wipper. 9000 Einwohner. Ein Teil der Grafschaft Mansfeld kam unter Friedrich Ii., das übrige 1815 an Preußen. Unterhalb Hettstedt tritt die Wipper in das Herzogtum Anhalt ein. Hier mündet sie auch, nachdem sie (links) noch die Eine ausgenommen hat, oberhalb Bernburg in die Saale. An der Eine liegt die gewerbreiche Stadt Aschersleben mit 24 000 Einwohnern. Dicht bei der Stadt liegt die alte Burg Askauien, die mit der dazu gehörigen Grasschaft eine der ältesten Besitzungen des Hauses Anhalt bildete. In der Mitte des 13. Jahrhunderts wurden die anhaltischen Länder geteilt. Seitdem wurde die Grafschaft Askanien von besonderen Grafen be- herrscht. Als diese im Jahre 1315 ausstarben, kam sie an das Bistum Halberstadt. Bei Aschersleben ist in neuerer Zeit ein Steinsalzlager entdeckt. Welche Städte berührt man, wenn man mit der Bahn von Nord- hausen nach Dresden, von Aschersleben nach Berlin, von Aschers- leben nach Gera fährt? 11. Drei, die vom Brocken kommen. Auf dem Brockeu entspringt die Ilse. Sie bildet von allen Harzbächen die schönsten Wasserfälle. Ans ihrem schönen, herrlich bewaldeten Thale ragt der Granitfelsen des sagenreichen Jlsensteins 66 m senkrecht empor. Dort hinein soll die wunderschöne Prinzessin Ilse verzaubert worden sein. Zuweilen kommt sie heraus aus ihrem Gefängnisse, des Morgens, ehe die Sonne aufgeht, um sich in dem klaren Wasser des Baches zu baden. Wer das Glück hat, sie dann zu sehen, den nimmt sie mit hinab

8. Die Provinz Sachsen - S. 35

1898 - Magdeburg : Selbstverl.
andere Arm heißt die Alte Elbe. Am Ende der Neustadt der- einigen sich beide Arme wieder. So entsteht eine Insel. Das ist ein Stück Land, das rings von Wasser umgeben ist. — Im südlichen Teile dieser Insel befinden sich die herrlichen Anlagen des Stadtparks. Der nörd- liche Teil wird dnrch die Zollelbe, einen schmalen Seitenarm der Stromelbe, wieder in zwei Teile geschieden: Zwischen Strom- und Zollelbe ist der Kleine, zwischen Zoll- und Alter Elbe der Große Werder, Beide werden durch die Zoll brücke mit einander verbunden. Aus der Zollelbe können die Kähne in den Hafen gelangen, den man zwischen der Zoll- und Alten Elbe angelegt hat. "Der Hafen ist wie ein See rings von Land umgeben. Hier sind die Kähne vor Beschädigung durch die Eisschollen geschützt, die im Winter oft dicht- gedrängt den Strom hinuntertreiben. In welcher Jahreszeit wird man darum auch nur selten die großen Elbkähue in diesem Haseu sehen? — Auch bei der Neustadt ist ein solcher Hafen. Dieser aber wird von den Schisfern nicht nur im Winter aufgesucht; denn hier befinden sich neben großen Speichern auch noch besondere Vorrichtungen, die das Beladen und Entleeren der Kähne er- leichtern. Hier legen also die Kähne auch an, um ihre Ladung zu löschen und mit neuer beladen zu werden. Der Neustädter Hafen ist darum nicht wie der beim Werder nur Winter- oder Sicherheitshafen, sondern auch Handelshafen. Die Lange Brücke führt uns über die Alte Elbe nach der Friedrichs- stadt, einer andern Vorstadt Magdeburgs. Von hier leitet eine Allee ab- wärts nach dem Herrenkruge, dessen herrliche Parkanlagen von den Spazier- gängern Magdeburgs am meisten besucht werden. Magdeburg ist eine alte Stadt. Sie bestand schon zur Zeit Karls des Großen. Der Kaiser Otto der Große, dessen Gemahlin Editha sich hier am liebsten aufhielt, machte sie zu einem Erzbistum. Im ganzen hat Magdeburg 48 Erzbischöfe gehabt. Der erste hieß Adalbert. Er herrschte von 968 bis 931. Im Dome befindet sich von ihm noch ein lebensgroßes, ehernes Standbild. — Das Erzbistum erwarb schon sehr früh einen großen Länderbesitz. So dehnte es sich z. B. im Osten bis zu den Grenzen der heutigen Provinz Brandenburg aus. Mit den Nachbarstaaten hat es manchen heftigen Krieg zu führen gehabt. Vor allem mit den Markgrafen von Brandenburg. Erzbischos Conrad Ii. war im Jahre 1276 gestorben. Markgraf Otto Iv. von Brandenburg hoffte, sein Bruder Erich würde nun Erzbischof von Magdeburg werden. Die Dom- Herren wählten aber einen andern, den Günther von Schwalenberg. Das verdroß den Markgrafen Otto. Er kündigte zu Anfang des Jahres 1273 dem ueuen Erzbischof Krieg an und zog mit einem Heere gegen Magdeburg. Als er die Türme der Stadt in der Ferne erblickte, rief er in feurigem Uebermute seinen Leuten zu: „Dort im Magdeburger Dome werden wir bald unsere Rosse füttern!" Aber er hatte den Mut und die Kraft der Magdeburger zu gering geschätzt: Erzbischof Günther holte das Banner des Mauritius, des Schutzpatrons von Magdeburg, aus dem Dome und zog mit den zu wilder Kampfeslust entflammten Bürgern dem Feinde entgegen. Bei Frohse «.unweit Schönebeck) kam es zur Schlacht. Ottos Heer wurde nicht allein besiegt, sondern der Markgraf selbst mit 300 Rittern und Knappen gefangen genommen. Wie gern hätte die Markgräfin Hedwig ihren Gemahl aus dieser tiefen Schmach befreit. Aber das hohe, auf 4000 Mark Silber festgesetzte Lösegeld vermochte sie nicht zu beschaffen, bis ihr ein treuer Ritter, Johann von Buch, einen Schatz nachwies, den Ottos Vater für den Fall der äußersten Not gesammelt hatte und dessen Aufbewahrungsort nur jenem Ritter bekannt war. — Kaum war Otto auf diese Weise aus der Gefangenschaft befreit, fo begann er den Krieg aufs neue; er war eben ein

9. Die Heimat - S. 71

1899 - Leipzig : Degener
— 71 — Jagdschloß Meiseberg, rechts die Ruinen der Burg Anhalt,*) einer Stammburg der Anhaltiner. Thalabwärts liegt oben an der linken Thalwand die Tidiaus- hohle*) (Sage!); rechts 'erhebt sich das schön erhaltene Schloß Falkenstein mit Die Schnarcherklippen nordwestlich von Llend, sehenswerten Sammlungen und Urkunden; der Schloßturm gewährt eiueu Herr- licheu Blick in das Selkethal. Hier lebte im 13. Jahrhundert der anhaltische *) cf. Marie Kutschmann, „Im Zauberbanne des Harzgebirges". Hey, „Tidian".

10. Die Heimat - S. 150

1899 - Leipzig : Degener
— 150 — B. Das Herzogtum Anhalt. Der Stammvater der anhaltischen Herzöge ist Esico aus einem schwäbischen Geschlechte, der im 11. Jahrhundert als Graf von Ballenstedt auftritt. Sein Urenkel war Albrecht der \Bär, dessen Enkel sich zuerst Fürst von Anhalt nannte. Mehrfache Teilungen brachten das Land an"vier Linien, die aber bis auf die Dessauer Linie wieder eingingen. Seit 1863 ist das Land wieder vereinigt. I. Lage des Herzogtums in den früher besprochenen Gebieten und seine Grenzen. Das Herzogtum Anhalt, das seinen Namen von der am rechten Selkenfer auf dem Hausberge gelegenen Stammburg des fürstlichen Geschlechts (— jetzt nur noch wenige Trümmer —) erhalten hat, liegt mit dem kleinen westlichen Teile aus dem nordöstlichen Unterharze, mit dem über lomal so großen Ostteile im Tieflande, das hier von Saale, Mulde und Elbe bewässert wird. Beide Teile sind durch den schmalen Streifen von Aschersleben getrennt. Außerdem liegen noch 4 kleinere Landesteile (Exklaven) im preußischen Gebiete (Groß-Alsleben, Groß- und Klein- Mühlingen, Göduitz, Dornburg); dafür umfaßt Anhalt auch wieder einige preußische Landesteile, die zum Regierungsbezirk Merseburg gehören.^ Das Herzogtum ist fast ganz von preußischem Gebiet, und zwar von den Regierungsbezirken Magdeburg, Potsdam und Merseburg umschlossen; unr das kleine Weststück grenzt unweit des Städtchens Güntersberge an das braun- schweigische Gebiet von Blankenburg. Natürliche Grenzen bilden bloß ein Stück der Elbe (gegen den Regierungsbezirk Magdeburg) und ein Stück der Fuhne (gegen den Regierungsbezirk Merseburg). Ii. Größe des Herzogtums; Anzahl, Abstammung und Religions- Verhältnisse der Bewohner. Anhalt ist seinem Flächeninhalt nach das dritte der deutschen Herzogtümer, da Braunschweig und Sachsen-Meiningen mit größerer Ausdehnung vorangehen. Der Flächeninhalt beträgt 42 O.-Meilen (2300 qkm)*), auf denen 293 300 Menschen wohnen. Es kommen demnach auf 1 qkm im Durchschnitt 128 Bewohner. Anhalt ist also etwas dichter bevölkert als die Proviuz Sachsen. Grund dafür! In den Kreisen Dessau, Kötheu und Bernburg ist die Bevölkerung am dichtesten, während sie in den Kreisen Ballenstedt und Zerbst geringer ist. (Welcher Rückschluß auf die Bodenbeschaffenheit?) Obwohl die Bevölkerung sich früher aus Slaveu, Obersachsen und Flam- läuderu zusammensetzte, so ist sie jetzt doch nach ihren Eigenschaften, ihrer Sprache, *) Anhalt hat ungefähr 7n der Provinz Sachsen als Flächeninhalt.
   bis 10 von 34 weiter»  »»
34 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 34 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer
Auswahl:
Filter:

TM Hauptwörter (50)50

# Name Treffer  
0 0
1 1
2 2
3 4
4 0
5 3
6 0
7 2
8 8
9 2
10 4
11 0
12 0
13 11
14 0
15 0
16 0
17 0
18 7
19 0
20 0
21 0
22 1
23 0
24 2
25 0
26 4
27 5
28 0
29 5
30 0
31 0
32 0
33 0
34 0
35 1
36 3
37 2
38 7
39 2
40 0
41 0
42 1
43 0
44 0
45 0
46 5
47 7
48 1
49 1

TM Hauptwörter (100)100

# Name Treffer  
0 0
1 30
2 0
3 42
4 55
5 52
6 89
7 1
8 3
9 31
10 110
11 23
12 40
13 31
14 0
15 2
16 55
17 70
18 6
19 32
20 1
21 59
22 2
23 36
24 28
25 2
26 0
27 3
28 12
29 5
30 2
31 1
32 11
33 0
34 5
35 5
36 61
37 27
38 28
39 34
40 55
41 12
42 33
43 9
44 18
45 50
46 16
47 0
48 24
49 94
50 7
51 5
52 5
53 0
54 96
55 0
56 2
57 111
58 9
59 25
60 9
61 14
62 2
63 1
64 1
65 6
66 1
67 4
68 19
69 11
70 143
71 30
72 72
73 35
74 0
75 24
76 147
77 74
78 3
79 12
80 0
81 6
82 27
83 13
84 20
85 9
86 5
87 36
88 0
89 0
90 8
91 49
92 65
93 1
94 91
95 4
96 4
97 1
98 4
99 0

TM Hauptwörter (200)200

# Name Treffer  
0 3
1 2
2 1
3 1
4 6
5 4
6 5
7 1
8 0
9 1
10 15
11 0
12 5
13 3
14 5
15 0
16 0
17 2
18 72
19 3
20 0
21 0
22 0
23 0
24 1
25 15
26 13
27 0
28 1
29 2
30 6
31 2
32 0
33 21
34 0
35 1
36 0
37 0
38 3
39 8
40 19
41 0
42 0
43 2
44 10
45 0
46 1
47 2
48 0
49 0
50 4
51 7
52 3
53 0
54 19
55 22
56 0
57 3
58 14
59 16
60 0
61 3
62 4
63 0
64 2
65 1
66 0
67 0
68 0
69 0
70 2
71 2
72 17
73 0
74 0
75 2
76 0
77 3
78 2
79 0
80 18
81 18
82 1
83 0
84 0
85 0
86 0
87 0
88 0
89 0
90 0
91 7
92 0
93 2
94 8
95 3
96 20
97 43
98 0
99 10
100 9
101 0
102 2
103 1
104 0
105 10
106 4
107 2
108 0
109 0
110 1
111 3
112 3
113 0
114 4
115 0
116 1
117 0
118 0
119 4
120 2
121 7
122 1
123 1
124 2
125 0
126 0
127 5
128 0
129 2
130 44
131 4
132 5
133 6
134 0
135 0
136 4
137 0
138 0
139 0
140 2
141 0
142 23
143 6
144 13
145 13
146 0
147 2
148 4
149 0
150 0
151 7
152 4
153 0
154 2
155 2
156 4
157 9
158 5
159 2
160 0
161 40
162 0
163 0
164 0
165 6
166 3
167 1
168 1
169 2
170 4
171 22
172 6
173 4
174 3
175 1
176 1
177 1
178 0
179 6
180 0
181 0
182 3
183 9
184 0
185 0
186 0
187 2
188 6
189 0
190 0
191 4
192 2
193 1
194 12
195 0
196 3
197 1
198 0
199 5