— 127 —
Wölbungen des Fläming hervorzuheben sind. Der Boden ist sandig, so daß der
Getreidebau kaum den Bedarf der Gegend deckt.
Bis gegen Torgau hin, wo eine Kuppe eruptiven Gesteins hervorragt, wird
die Elbe von niedrigen Höhenzügen begleitet, dann aber strömt sie zwischen flachen
Usern hin, an denen sich nur selten eine Erhöhung des Bodens.zeigt. Deshalb
mußten zur Abwehr der Überschwemmungen an beiden Ufern des Stroms starke
Dämme errichtet werden. Die Ufer dieses Stromes sind fruchtbar und bilden
(besonders von Prettin bis Wittenberg) anmutige Auen, die mit ihrem frischen
Grün das Auge des Wanderers erquicken. An kleineren Seen ist die Gegend,
besonders auf dem linken Elbufer, reich; von ihnen ist der große Teich bei Torgau
hervorzuheben. Alle diese Gewässer sind sehr fischreich.
Die Schwarze Elster hat bei ihrem geringen Gefälle einen fast schleichenden
Gang, weshalb sie auch in ihrer Niederung sehr zur Teich- und Sumpfbildung
geneigt ist. Ihren Beinamen trägt sie von dem schmutzigen Sumpfwasser. Links
nimmt die Schwarze Elster die Pulsnitz aus, welche von Ortrand bis Elsterwerda
in der Provinz Sachsen durch den Schraden, einen früheren Bruch, fließt. Weiter
abwärts empfängt sie die Röder, die sich in zwei Arme teilt; der eine mündet
zwischen Elsterwerda und Liebenwerda in die Elster, der andere geht bei Ubigau
in den „Neuen Graben", der sich von der Elster abzweigt und durch die Auuaburger
Heide fließt.
Auf den Sandfeldern findet man das Heidekorn, Buchweizen, Kartoffeln,
in der Elb-Aue dagegeu gedeihen Gerste und Weizen vortrefflich; auch trifft man
hin und wieder (z. B. bei Jessen) aus Weiupflauzungen, die aber geringere Sorten
liefern. Die Elb- und Elster-Gegenden sind mit zahlreichen Waldungen bestanden,
welche sämtlich mit Wild bevölkert sind. In den zahlreichen Heiden beschäftigen
sich die Bewohner mit Bienenzucht. An nutzbaren Mineralien sind ansehnliche
Torflager, einzelne Braunkohlenbildungen und größere Thonlager bei Belgern
vorhanden; zwischen Wittenberg und Zahna befindet sich Pfeifen- und Töpferthon
in seltener Reinheit.
a) Auf dem hier festen linken Elbufer liegt die Elbfestung Torgau (lls/4), die zugleich eine
Brückenstadt des Elbstromes ist. Als Waffenplatz hat sie ihre Hauptbedeutung. Das auf eiueni
Felsen an der Elbe liegende Schloß Hartenfels dient jetzt als Kaserne. (In Torgau wurde 1526
der torgauer Bund zwischen Sachsen und Hessen gegen die kathol. Reichsstände geschlossen. Luther
und seine Freunde verfaßten hier 1530 die Torgauer Artikel, die Grundlage der Augsburgischen
Konfession' und 1576 ward zur Beilegung der kryptocalvinistischen Streitigkeiten hier das Torgauer
Buch veröffentlicht.) Etwas westlich von Torgau sind die Höhen von Siiptitz, wo am 3. No-
vember 1760 die Österreicher unter Daun von Friedrich d. Gr. geschlagen wurden (Denkmal
daselbst). 1811 ward Torgau auf Napoleons I. Befehl befestigt, hielt 1813 eine 3 monatliche
Belagerung durch Tauenzien aus und ergab sich erst am 10. Januar 1814 auf Kapitulation.
In der Nähe von Torgau befindet sich auf der rechten Elbseite das königliche Hauptgestiit
Graditz. Links von der Elbe liegen noch in diesem Kreise die 3 Städte Belgern, Schildau und
Dommitzsch.
Belgeru (3), am linken Ufer der Elbe, ist eine Gründung der Sorbenwenden. Die Ein-
wohner betreiben Ackerbau und Steingutfabrikation. Der hier gegrabene feine Ton wird nach
Berlin, Leipzig und Dresden versandt. Auch Braunkohlengruben befinden sich in der Nähe. —
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Extrahierte Personennamen: Jessen Friedrich_d Friedrich Napoleons_I. Graditz
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Franken
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
— 60 —
wurde die Stadt Würzburg durch einen Ladebrief, der auf dem Pfarraltare im Dome gefunden worden mar, vor den Freistuhl zu Neustadt gerufen.
Stadt und Fürstbischof gingen allmählich schärfer gegen die Eingriffe der Feme vor. Der Stadtrat „steckte \<{<o2 einen Bürger ins Loch", da er mit dem westfälischen Gericht gedroht hatte. Bischof Johann Iii. von Grumbach sprach ^6- durch eine Verordnung die Wahrung feiner Gerichtsbarkeit ganz entschieden aus und verbat sich jede fernere Ladung seiner Untertanen an auswärtige Gerichtsstätten. Für Freigrafen und Schöffen erwirkte er den päpstlichen Bannfluch.
Rudolf von Scherenberg fand wie in vielen Dingen auch gegen die Femgerichte tatkräftige Maßnahmen (^67). wer in Zukunft unrechtmäßige Vorladungen überbrachte, sollte an Leib und Gut gestraft werden, wer Briefe auf Altären, Zäunen oder sonstwo fand, hatte bei strenger strafe dem Bürgermeister Meldung zu machen. Der Spruch des Femgerichtes durfte nicht vollstreckt werden.
Diese Bestimmungen wurden von allen Kanzeln verlesen und ^89 nochmals erneuert.
Damit nahmen die „unbilligen Händel" mit den westfälischen Gerichten ein rasches (Ende. „Beugung des Rechtes" infolge Habsucht und Bestechlichkeit der Richter führte allmählich zur Ausartung und zum Untergang der Hi. Feme.
13, Der Markgrafenkrieg und die Grumbachischen Händel.
Markgraf 2ilbrecht 2iicibiades von Brandenburg-Kulmbach, ein kriegslustiger Söldnerführer, zog ^552 brandschatzend und verwüstend durch Deutschland. Die Reichsstadt Nürnberg und die Bistümer Bamberg und Würzburg sollten ungeheure Summen entrichten, um von den wilden Scharen des Markgrafen verschont zu bleiben. Wilhelm von Grumbach, ein ehemaliger Würzburger £?ofmarfchali und dann Rat Albrechts, brachte einen Vertrag zustande, demzufolge der Bischof von Würzburg 220 000 fl. zahlen, 320 000 fl. von den Schulden des Markgrafen übernehmen und das Amt Mainberg an Grumbach als Entschädigung für Geldforderungen abgeben sollte. Der Kaiser erklärte aber die erpreßte Übereinkunft für null und nichtig. Daraufhin fiel Albrecht in das Bistum Würzburg ein, plünderte i^aßfurt und Theres und ging nach Schweinfurt, das ihm freiwillig die Tore öffnete. Don hier aus überfiel er alle benachbarten Städte und Dörfer und ließ feine Söldner rauben und brennen nach Herzenslust. 3m )uni \553 sammelten sich Truppen verschiedener Reichsstände in Franken. Albrecht entwich mit jsoo Reitern nach Sachsen, wurde aber von dem nachsetzenden Beere bei Sievershausen geschlagen.
(Ende des Jahres gelang es ihm, sich wieder nach Schweinfurt zu werfen, worauf die Stadt von den Verbündeten belagert wurde. Als
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Extrahierte Personennamen: Johann_Iii Johann Grumbach Rudolf_von_Scherenberg Rudolf Wilhelm_von_Grumbach Wilhelm Albrechts Albrechts Grumbach Albrecht Albrecht Albrecht Albrecht
Extrahierte Ortsnamen: Brandenburg-Kulmbach Deutschland Würzburg Mainberg Bistum_Würzburg Schweinfurt Sachsen
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Franken
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
— —
hervorbrachen, die Umgegend plünderten und deren Bewohner auf Lösegeld gefangen wegführten. Diesem Unwesen zu steuern, zog Bischof Gerhard an Pfingsten ^393 vor das Raubschloß, belagerte dasselbe mit allem Kraftaufwands vermochte es aber nicht zu erobern und mußte an 5t. Michaels-Tag nach manchen Verlusten wieder abziehen.
3.
3m Freigerichte Alzenau finden wir in der unruheoollen Zeit Deutschlands nicht wenige Ritter, die plündern und Hauben als einträgliches Gewerbe betrieben. Besonders waren es die Herren von Bonneburg, die viele der Märker in ihren Wohnungen anfielen und plünderten, oft zu Fehde zogen, Steuern erpreßten und das Ländchen feindlichen Reisigen preisgaben, obwohl in ihrer „edelsten" Z}and das Amt des Landrichters ruhte. Wiederholt setzten deshalb die freien Märker diese unwürdigen Vögte ab (H36l[ und ^386).
Aber auch nach dem Aussterben dieser Familie nahmen die Räubereien kein Ende. Die Schelrisse von Wasserlos, die Herren der Womburg bei Mömbris und Ulrich von Bergheim auf Z?üttelngefäß waren kecke Stegreifritter und vergewaltigten Bauern und Bürger, Kaufleute und pilger, so daß König Ruprecht in Verbindung mit den benachbarten Reichsstädten Ruhe schaffen mußte. Am Sonntag, den 22. Februar ^05, wurden die Burgen der Strauchritter von Reisigen eingenommen und verbrannt. Damit war den raublustigen Rittern für längere Zeit das Handwerk gelegt.
4. Aus fehdereicher Zeit.
Au Beginn des ^5. Jahrhunderts herrschte in Franken auf den Straßen große Unsicherheit, allenthalben hörte man von Mord, Raub und Brandschatzung. Um diesem Übel zu steuern, schlossen die fränkischen Bischöfe, der Abt von Fulda, der Burggraf von Nürnberg und Abgesandte der fränkischen Reichsstädte im )ahre ^03 zu Mergentheim ein Bündnis, „Landfriede zu Franken" genannt. Aus den Bestimmungen des Vertrages kann man auf die Vergehen gegen Person und (Eigentum sehr leicht Schlüsse ziehen. So mußte ein Artikel vorschreiben: Alle pilger und Wallfahrer, die Kaufleute und die Ackerbauer, welche Feldfrüchte und Edein bauen, sollen in ihren Wohnungen und Gewerben sicher sein; frei sollen sein alle Straßen, Kirchen, Klöster, Geistliche, Kaufleute, Kirchhöfe, Mühlen, Pflüge mit ihren Pferden, Gchsen und Zugehör, alle Ackerleute und Weinbauer. Wer diese beschädigt, soll als Verletzer des Landfriedens und Räuber bestraft werden.
Bald mußte denn auch der Bischof von Würzburg gegen Landfriedensbrecher zu Felde ziehen. Noch im gleichen )ahre belagerte er das Raub-schloß Werberg, dessen Inhaber die Stiftsuntertanen in den Ämtern
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Extrahierte Personennamen: General_Lamboy Wilhelm August Kahl August
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Franken
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
— 0)7 —
damit sie das Feld baueten, in Summa nichts ist in der ganzen pfarr als Jammer und Not, indem sie nicht die groben Gleiekuchen zu essen haben, auch viele wegen Hungerleiben in Ohnmacht fallen.
163^ zogen die in Bamberg liegenden Schottländer im Amt Raueneck den Leuten sogar die Kleider vorn Leibe. Ebern und das ganze Amt Raueneck waren schon \632 von Bamberg her durch den Feind mit täglichen Einfällen, Rauben, Morden, plündern, Sengen und Brennen vielfältig heimgesucht worden. Getreide und Vieh waren vollständig hinweggenommen. vom v bis 5. April *634 wurde Ebern fünfmal geplündert. 3n den folgenden fahren nahmen Einquartierungen, Brandschatzungen und Raub und Mord kein Ende, viele Ortschaften lagen wüst. )n pfarr-weisach war *63^ infolge der Ausplünderungen nicht das geringste Stücklein Vieh noch einiges Getreide zur Aussaat aufzufinden.
Burgpreppach und llschersdorf waren am 29. November *632 nach der Plünderung niedergebrannt worden. Der Feind führte 300 Stück Vieh hinweg. 3n Leuzendorf war *635 Krieg, Teuerung und pest. )n Gemeinfeld sind auch die Kaiserlichen zweimal eingefallen, haben den ganzen Sommerbau Tag und Nacht dreschen lassen und mitfortgeführt. Die Bauern sind in den meisten Dörfern von Haus und Hos gezogen und haben die Felder öd liegen gelassen. Die Einwohner von Neußig hielten sich sieben Wochen im Bramberger Wald auf und konnten sich des Hungers nicht erwehren." —
(Senug der grausen Kunde! Nur bte Ortsnamen ändern sich, das Bild bleibt das gleiche traurige überall: Greuel, Verwüstung, Verödung, Hunger, Seuchen und Tod.----------------
13. Schwedennol in Würz bürg.
Die Stadt Würzburg seufzte unter dem Drucke besselben traurigen Schicksals wie das platte Land. Allen Stiften, Klöstern und Spitälern würden Silbergerät und anbere wertvolle Gegenstänbe, Bibliotheken und wein- und Getreibevorräte weggenommen, was der Solbat nicht pliinberte, stahl der pöbel. vergrabenes Gelb würde von den Schweden balb entbeckt. Die Armenhäuser würden ausgeraubt, so daß den Pfrünb-nern nicht einmal Brot und wein mehr gereicht werben konnte.
Das Iuliusspital mußte neben den erkrankten schwebischen Soldaten noch ein ganzes Regiment gesunber Fußtruppen verpflegen. Doch schonte Gustav Aböls die Güter dieser milben Stiftung wegen der im Stiftungsbriefe des Fürstbischofs Julius enthaltenen schweren Drohworte gegen die Verderber seiner frommen Anstalt.
J>n die Hauptstabt brängten sich die vornehmen Offiziere um sich zu bereichern und sie auszusaugen. Der Offizier wie der gemeine Solbat forberte mit Ungestüm gutes Essen und Trinken im Überfluß und reich* liches Futter für seine pferbe und plünberte babei, was er im Hause
Eichelsbacher, Bilder aus Frankens Vergangenheit. ^
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Extrahierte Personennamen: Gustav_Aböls Gustav Julius
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Franken
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
— *34 —
Erregt harrten die Bauern der Dinge, die da kommen sollten. Da erschien eine kleine französische Abteilung unter einem Major irrt Dorf um zu fouragierert. während die Mannschaft wartete, ging der Schultheiß mit dem Offizier in den Erthalschen £?of, wo sich das gemeindliche Baser-magazin befand. Indessen scheinen die Soldaten die Däuser plündernd durchsucht zu haben. Die von den vorhergegangenen Drangsalen erbitterten Bauern fielen über die piürtderer her, töteten einige und trieben die anderen in die Flucht gen Hammelburg zu. Auf ihrem Rückzug statteten die Franzosen der Kessenmühle einen Besuch ab. Deren Bewohner flohen in größter Hast den Berg hinan und waren bald im Nebel verschwunden. In der Überstürzung aber vergaßen die Müllersleute, ihre beiden Knaben von 5 und 7 fahren mitzunehmen. Die Franzosen schlugen in der Mühle alles zusammen, schnitten die Betten auf, streuten die Federn umher und eigneten sich Geld und Wertsachen an. Den beiden Kindern jedoch taten sie nichts zuleide. Die Soldaten nahmen die Kleinen mit nach Z?ammelburg und übergaben sie einem dortigen Bürger.
Inzwischen kam der Major von der Besichtigung des Bafermagazirts zurück. Bei Baus Nr. 83 umringten ihn die wütenden Bauern. Der Offizier wollte die erregte Menge begütigen. (Einer der Bauern jedoch schlug ihn nieder, worauf der fanatisierte Bause das unglückliche Opfer der Volksjustiz zur „Tränk" schleifte, in die Cehulba warf und mit Mistgabeln so lange unter Wasser hielt, bis das letzte Todesröcheln verstummt war. Seiner Mutter habe er noch im letzten Augenblick gedacht, erzählten später die Leute, die den Aufschrei zu Gott „o mon Dien l“ nach ihrer Art deuteten. Sofort gingen nun (Eilboten in die Dörfer des oberen Thulbagrundes um die dortigen Bewohner zur Bilfe im Kampf gegen die Marodeure herbeizurufen. Bereitwillig sandten Obererthal, Cehulba, Frankenbrunn und Reit bewaffnete Mannschaft nach Untererthal. So verstärkt, erwarteten die Bauern in zuversichtlicher Stimmung die Ankunft weiterer Banden. Denen wollten sie schon zeigen, wie derbe Bauernfäuste Haus und Hos zu verteidigen wissen! Daß beinahe die ganze französische Armee nahte, davon hatten sie allerdings keine Ahnung.
Die verscheuchten Soldaten meldeten dem bereits in Bammelburg angelangten General Iourdan den Überfall in Untererthal.
Dieser sandte daraufhin eine starke Truppe um das Dorf zu stürmen und die Erschlagenen zu rächen.
Die bei Untererthal versammelten Landleute bemerkten die nahende Streitmacht der Feinde rechtzeitig. Aber immer noch in dem Wahn befangen, nur einen Sausen zuchtloses Gesindel vor sich zu haben, setzten sie sich energisch zur Wehr. Als jedoch die geschulten Soldaten entschlossen gegen die Verteidiger vorgingen, brach der Widerstand schnell zusammen. 3n wilder Flucht liefen die Bauern auseinander, nur darauf bedacht, das Leben zu retten. Die Franzosen schossen nieder, was ihnen vor die Flinte kam. Auf dem „Steinlich" versuchte ein mutiges Bäuflein nochmals
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Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Franken
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
— 139 —
Stücke ausgesucht und mit Mandaten, größtenteils aber mit Assignaten bezahlt wurden.
Da diese Avantgarde am J[8. früh aufgebrochen war, rückte der General der schweren Kavallerie Bonneau in Alzenau, der General en chef )ourdan aber in Hörstein ein. Sie ließen sich von dem Bürgermeister Tafelgelder zahlen, obgleich sie im Schlosse durch den dort wohnenden 2lmtsvogten ohne alles Entgelt bewirtet wurden. Auch erpreßten die Bedienten des Generals )ourdan mehrere Rarolins von den Einwohnern.
Sämtliche Vogteiortschaften wurden bis zur Retirade mit steter Einquartierung belastet, wurden aber des unerträglichen Gelderpressens und Zechens müde, traten in Haufen zusammen, versahen sich mit prügeln und beugten nicht nur manchen Ausschweifungen vor, sondern wandten auch viele Einquartierungen hiedurch ab.
Der vogteibezirk blieb bei der Retirade ziemlich verschont, ist aber durch die von der fränkischen Armee zurückbehaltenen 8h Pferde, 28 Ochsen, 8 Kühe und wagen hart gedrückt. Durch das kaiserliche in dortiger Gegend gestandene Lager war zudem an Haber und Schotenfrüchten viel Schaden angerichtet. Der Schuldenstand beläuft sich dermalen auf 27 59^ fl."
8. Der Bischof flieht.
Bei Annäherung der Franzosen 1,796 erließ Georg Karl eine Abschiedsproklamation. Er sagt darin:
„ . . . Der Unserer Residenzstadt sich nähernde Schauplatz des Krieges zwingt uns, dieselbe zu verlassen . . . Wir verordnen und befehlen:
\. Allen Unseren Beamten und Obrigkeiten auf dem Lande, auf ihren Posten auszuharren, für Ruhe und Ordnung zu sorgen und Unseren Untertanen die unvermeidlichen Lasten des Krieges zu erleichtern . . .,
2. Euch, getreue Untertanen, befehlen wir zwar, den Siegern jenen Gehorsam zu leisten, welchen ihr nach den Rechten des Krieges dem stärkeren Überwinder schuldig seid. Wir vertrauen aber auch zu euch, ihr werdet einer väterlichen Regierung . . . mit jener Treue der Verfassung ergeben bleiben, die von jeher den Würzburgern eigen war.
3. Sollte der Feind bis in Unsere Residenzstadt vordringen, so werden Wir für Ruhe und Ordnung sorgen lassen, solange die Kraft unserer Anordnungen nicht durch höhere Befehle des Siegers vernichtet wird . . . Würzburg, i_7. Juli \7<)6. Georg Karl.“
Der Fürst reiste am \8. Juli nach Rentweinsdorf bei Ebern ab; später ging er auf die Güter des Grafen von Rotenhan nach Böhmen. —-
Am 30. August \800 mußte der Bischof seine Hauptstadt wiederum verlassen.
„Die Herannahung einer französischen Heeresmacht zwingt Uns, auf eine Zeit Unsere fürstliche Residenzstadt zu verlassen um Unsere
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Extrahierte Personennamen: Georg_Karl Karl Georg_Karl. August
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Franken
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
— Ho —
getreuen Untertanen nicht in den Lall zu setzerr, bei Unserer etwaigen Gefangennahme Unsere Freiheit mit zu drückenden Kosten zu ersaufen . . _ Würzburg, 30 August \800. Georg Karl."
Diesmal begab sich der Fürstbischof nach Meiningen. Die Ordnung des Reisezuges teilt uns ein gleichzeitiges Schriftstück mit:
V Chaise: 6 Eeibpferbe (6 Happen) { Sürst, Gesandter 0°,, Schlick,
| von Fechenbach, oon Speth.
(Herr von Ittofell, Bofmar^ schall von Reigersberg, 6of-kaplan Leibes.
Z. Chaise: 2 Postpferde .... — Bediente.
| Zerrn Gesandten von Schlick, Chaije: . J Beichtvater, \ Kammer-
diener.
5. Chaise: , Postpferde . . . , / 2geheimeko„zlisten, ,Kam-
\ merötener, \ Kammerlarei.
6. Chaise: 4 Tier.......................— \ Küchenmeister, 3 Koch.
7. Lhoise: 2 Postpferd (neue Kalesche) j ' «‘unt-fchenf , Kammer-
| laset, \ btlberdtener.
8. Chaise: Küchenfalesche mit * Tieren i ' Küchenschreiber, 2 pfört-
9. Chaise: £ine „tourst" mit » Geren | '
^o. Chaise: Kanzleiwagen mith Tieren— \ Kanzleidiener.
2 Silberwagen mit H Tieren, \ Küchenwagen, \ Kellerwagen, \ Wagen für die Koffer, \ Ipageti für die Gardistenbagage.
9. Der Landsturm im Spessart (1799—1800).
Der kurmainzische Kanzler Frhr. v. Albini leitete bei der abermaligen Annäherung der Franzosen gegen das Mainzer Land mit großem (Eifer und seltener Ausdauer die Ausstellung des Landsturmes. Der Landsturm sollte keine regellose Freischar, sondern eine Mannschaft sein, welche nach militärischen Gesetzen einem verantwortlichen Führer, dem Amtsvogt, zu gehorchen, erkennbare Abzeicken zu tragen und bei allen Unternehmungen die allgemeinen Kriegsregeln zu beobachten hatte. Das erste Aufgebot umfaßte meist ledige Leute, das zweite verheiratete und mehr als 50 Jahre alte Männer. Da das Mainzer Crzftift noch die uralte Zenteinteilung, hatte, wurden hiernach Zentkompagnien zu je 300 Mann gebildet. Die Bewaffnung bestand anfänglich oft aus Sensen und Heugabeln, später
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Extrahierte Personennamen: August Georg_Karl. Fechenbach Speth Chaije Koch
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Franken
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
— m —
-durchaus aus Munitionsgewehr mit Bajonett, Patrontasche und Säbel und war von jedem Mann, die Armen ausgenommen, selbst zu stellen. Uniformen wurden nicht getragen, doch gaben der grüne Spessartrock und die birschlederne ßose den Abteilungen ein ziemlich gleichheitliches Aussehen. Die 2lbzeichen bestanden in gelbschwarzer Kokarde und weißer Armbinde.
An Sonn- und Feiertagen übten die Offiziere mit ihren Leuten. Alarmzeichen mit den Kirchenglocken und Sammelplätze waren für den Fall des Anrücfens der Feinde verabredet.
3m August V99 drangen die Franzosen vom Rhein her mainauf-wärts und waren schon bis Seligenstadt gekommen. Am 29. August erließ Albini das allgemeine Aufgebot, worauf die Spessarter in Massen Zu den Fahnen eilten. Bereits am 30. August waren in Aschaffenburg jq. 000 Mann Landsturm eingetroffen und am nächsten Tage rückten die Reste in die Stadt ein.
Don hier aus ging der Landsturm mit den kurfürstlichen Truppen rasch gegen Frankfurt und Mainz vor. Dieser Dormarsch, der mit großer Tatkraft ausgeführt wurde, veranlaßte die Franzosen zum Rückzüge vom Main und ermöglichte die Rückkehr des Mainzer Kurfürsten nach Aschaffenburg. Der Landsturm besetzte die Gegend längs der Nidda und beugte dadurch Streifzügen der Franzosen vor, unternahm aber selbst weite Streif-züge gegen den Feind in Begleitung der kurfürstlichen Husaren und warf ihn aus der Umgegend von Wiesbaden zurück. Die Kerntruppe der Landesverteidigung war das Spessarter Jägerkorps, das ursprünglich aus den Vätern und Söhnen der alten Spessarter (Erbförsterfamtlien bestand und sich durch (Entschlossenheit und Mut vor allen auszeichnete.
~Sn den ersten Oktobertagen entspann sich ein heftiger Kampf bei -Böchft, nach welchem die Mainzer trotz kräftigen Widerstandes weichen mußten. Das Hauptquartier wurde nach Seligenstadt zurückverlegt, -die Abteilungen des Landsturmes aber hielten in vorgeschobenen Stellungen den Feind den ganzen Winter hindurch in Schach. Die Mannschaft wurde von sechs zu sechs Wochen von den Kompagnien in der f^eimcit ab-■gelöst. Kleinere und größere Gefechte fielen häufig vor.
Der Sommer des nächsten Jahres brachte heftige Kämpfe an der Nidda und wiederholtes Zurückgehen und Wiedervorrücken des Landsturmes. 3m August drangen die Franzosen sogar nach Aschaffenburg vor. Ende Oktober zog der Landsturm wieder in die Stadt ein. Am 24. November erwartete man das Anrücken des Generals 21ugereau mit bet gallo-batavischen Armee, plötzlich, nachmittags um 2 Uhr, wurde es lebendig in den verödeten Straßen der Stadt, Hörnerklang und Trompetengeschmetter ertönten und rasch stürmten Albinis Jäger und Husaren der Brücke zu, auf welcher hinter sogenannten spanischen Reitern die Wachtposten der Bolländer aufgestellt waren. Die Jäger übersprangen i>ie Barriere, rissen sie um, die Wachtposten wurden zusammengehauen,
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Extrahierte Personennamen: August August August August
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Franken
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
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Ml artn der Bataillone Ii und Iii des Regiments Würzburg schlugen sich durch und kamen in der Heimat an.
3. 3 n Sachsen J8j3. Die Würzburger Bataillone rückten im Frühjahr ^8*3 wieder ins Feld und beteiligten sich im verbände der Division Durutte an den Schlachten bei Großgörschen, Bautzen, Großbeeren und Dennewitz mit wechselndem Glücke, aber mit stets gleicher Tapferkeit. 3n einer Stärke von nur noch Hoo Streitern stand das Regiment in der großen Völkerschlacht am J8. Oktober vorwärts Reudnitz in den sogenannten Straßenhäusern als Reserve. In nächster Nähe gingen die zur Division gehörigen Sachsen zu den Verbündeten über, wodurch die Würzburger an einem entschiedenen Eingreifen in den Kampf gehindert waren.
Tags darauf befanden sich die Franken vor den in Linie aufgelösten Resten der Division Durutte in der Vorstadt Rosenthal auf einer von der pieijge und einem (Elstcrarme gebildeten Halbinsel. Angriffe feindlicher Schützenschwärme führten zu heftigen Gefechten. Dem dritten Ansturm mußten die Würzburger weichen. Sie zogen sich in die Gärten und wehrten sich hier drei Stunden hartnäckig, bis sie den Befehl erhielten, sich über die Elsterbrücke zurückzuziehen.
Bier drängte alles in bunter Verwirrung durcheinander. Die Teile des Regimentes wurden voneinander getrennt. Nur wenige Mannschaft gelangte noch über die Brücke; die vorzeitige Sprengung des Überganges brachte die weitaus größere Hälfte in Gefangenschaft. Der gerettete Rest zog mit Napoleons geschlagener Armee durch Thüringen. 3n Eisenach bat der Oberst, in Anbetracht der veränderten Stellung des Großherzogs von Würzburg das Heer verlassen zu dürfen. Napoleon genehmigte das Gesuch unter schmeichelhafter und ehrenvoller Anerkennung der geleisteten ausgezeichneten Dienste. Das schwache Häuflein wurde nach der Trennung von bewaffneten Gebirgsbewohnern gefangen genommen und dem Kosafengeneral platon> ausgeliefert, dem es mehrere Tage bis nach Schlüchtern folgen mußte. Da erschien ein bayerischer Offizier und überbrachte die Nachricht vom Übertritte des Großherzogs zu den Verbündeten. Das daraufhin freigelassene Regiment marschierte durch das Sinntal und kam am 3. November in einer Stärke von nur Ho Köpfen in Würz bürg an.
Das Bataillon zu Zttodlin und ein zur Besatzung von Torgau gestoßenes Ersatzbataillon, beide durch ansteckende Krankheiten furchtbar gelichtet, kehrten erst nach Monaten aus russischer Gefangenschaft heim.
Die Verleihung von ^5 Kreuzen der Ehrenlegion durch Napoleon bezeugte die unerschrockene Haltung der Frankensöhne in den Kämpfen des Jahres \8\3.
Mit Alldeutschlands Truppen marschierte auch das wiederhergestellte Regiment Würzburg im Frühjahr ^8^ nach Frankreich hinein. Es stand bei der Südarmee, kämpfte siegreich gegen den in Würzburg wohlbekannten
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Extrahierte Personennamen: Rosenthal Napoleons Napoleon Napoleon
Extrahierte Ortsnamen: Sachsen Bautzen Sachsen Eisenach Würzburg Torgau Frankreich Würzburg