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1. Die Heimat - S. 127

1899 - Leipzig : Degener
— 127 — Wölbungen des Fläming hervorzuheben sind. Der Boden ist sandig, so daß der Getreidebau kaum den Bedarf der Gegend deckt. Bis gegen Torgau hin, wo eine Kuppe eruptiven Gesteins hervorragt, wird die Elbe von niedrigen Höhenzügen begleitet, dann aber strömt sie zwischen flachen Usern hin, an denen sich nur selten eine Erhöhung des Bodens.zeigt. Deshalb mußten zur Abwehr der Überschwemmungen an beiden Ufern des Stroms starke Dämme errichtet werden. Die Ufer dieses Stromes sind fruchtbar und bilden (besonders von Prettin bis Wittenberg) anmutige Auen, die mit ihrem frischen Grün das Auge des Wanderers erquicken. An kleineren Seen ist die Gegend, besonders auf dem linken Elbufer, reich; von ihnen ist der große Teich bei Torgau hervorzuheben. Alle diese Gewässer sind sehr fischreich. Die Schwarze Elster hat bei ihrem geringen Gefälle einen fast schleichenden Gang, weshalb sie auch in ihrer Niederung sehr zur Teich- und Sumpfbildung geneigt ist. Ihren Beinamen trägt sie von dem schmutzigen Sumpfwasser. Links nimmt die Schwarze Elster die Pulsnitz aus, welche von Ortrand bis Elsterwerda in der Provinz Sachsen durch den Schraden, einen früheren Bruch, fließt. Weiter abwärts empfängt sie die Röder, die sich in zwei Arme teilt; der eine mündet zwischen Elsterwerda und Liebenwerda in die Elster, der andere geht bei Ubigau in den „Neuen Graben", der sich von der Elster abzweigt und durch die Auuaburger Heide fließt. Auf den Sandfeldern findet man das Heidekorn, Buchweizen, Kartoffeln, in der Elb-Aue dagegeu gedeihen Gerste und Weizen vortrefflich; auch trifft man hin und wieder (z. B. bei Jessen) aus Weiupflauzungen, die aber geringere Sorten liefern. Die Elb- und Elster-Gegenden sind mit zahlreichen Waldungen bestanden, welche sämtlich mit Wild bevölkert sind. In den zahlreichen Heiden beschäftigen sich die Bewohner mit Bienenzucht. An nutzbaren Mineralien sind ansehnliche Torflager, einzelne Braunkohlenbildungen und größere Thonlager bei Belgern vorhanden; zwischen Wittenberg und Zahna befindet sich Pfeifen- und Töpferthon in seltener Reinheit. a) Auf dem hier festen linken Elbufer liegt die Elbfestung Torgau (lls/4), die zugleich eine Brückenstadt des Elbstromes ist. Als Waffenplatz hat sie ihre Hauptbedeutung. Das auf eiueni Felsen an der Elbe liegende Schloß Hartenfels dient jetzt als Kaserne. (In Torgau wurde 1526 der torgauer Bund zwischen Sachsen und Hessen gegen die kathol. Reichsstände geschlossen. Luther und seine Freunde verfaßten hier 1530 die Torgauer Artikel, die Grundlage der Augsburgischen Konfession' und 1576 ward zur Beilegung der kryptocalvinistischen Streitigkeiten hier das Torgauer Buch veröffentlicht.) Etwas westlich von Torgau sind die Höhen von Siiptitz, wo am 3. No- vember 1760 die Österreicher unter Daun von Friedrich d. Gr. geschlagen wurden (Denkmal daselbst). 1811 ward Torgau auf Napoleons I. Befehl befestigt, hielt 1813 eine 3 monatliche Belagerung durch Tauenzien aus und ergab sich erst am 10. Januar 1814 auf Kapitulation. In der Nähe von Torgau befindet sich auf der rechten Elbseite das königliche Hauptgestiit Graditz. Links von der Elbe liegen noch in diesem Kreise die 3 Städte Belgern, Schildau und Dommitzsch. Belgeru (3), am linken Ufer der Elbe, ist eine Gründung der Sorbenwenden. Die Ein- wohner betreiben Ackerbau und Steingutfabrikation. Der hier gegrabene feine Ton wird nach Berlin, Leipzig und Dresden versandt. Auch Braunkohlengruben befinden sich in der Nähe. —

2. Deutsche Geschichte - S. 110

1912 - Halle a.S. : Schroedel
110 lernen konnte als von den lateinischen. So wurden die Griechen zum zweiten Male die Lehrmeister der Welt. Aber auch auf die bildenden Knste wirkten die Vorbilder der Alten ganz bedeutend ein. Zwar waren die meisten Bauwerke aus ihrer Zeit entweder ganz verschwunden oder lagen in Trmmern, und die Bild-suleu schlummerten unter dem Schutte. Aber von dem, was da war, lernten eifrige und tchtige Leute recht viel, und durch emsiges Ausgraben wurde manches kstliche Bildwerk zutage gefrdert. Doch ahmten die Bildhauer und Baumeister diese Werke der Alten nicht einfach nach; sie bildeten sich wohl an ihnen, gingen aber sonst ihre eigenen Wege. So erstand in Italien eine Kunst, deren Werke noch heute jedermann mit Staunen erfllen. Im Buude mit der Bau- und Bildhauerkunst kam auch die Malerei bald zur grten Blte. Die bedeutendsten Bildhauer und Maler waren gewhnlich auch groe Baumeister. Michel Au gel o und Rafael haben an der Peterskirche gebaut. Von Italien verbreitete sich das Studium der alten Schriftsteller auch der die andern Lnder Europas. Bald wurde auf den deutschen Universitten das Studium der alten Sprachen emsig betrieben. Seine Freunde nannten sich Humanisten, Anhnger eines edlen, aus den Werken der Alten geschpften Lebens. Die Erfurter Humanistenschule war lange Zeit die berhmteste. Aber auch die Knste wurden mchtig von Italien aus gefrdert. Albrecht Drer, der bedeutendste deutsche Maler jener Zeit, stand mit Rafael in Verbindung, und die beiden sandten einander Bilder, um sich ihre Hand (ihr Knnen) zu weisen (zeigen)." Drer machte sich wie auch andere Maler den Buchdruck zunutze. Seine Holzschnitte und Kupferstiche erregen noch heute allgemeine Bewunderung. Bas Zeitalter der Reformation und des Dreiigjhrigen Krieges. I. Die Reformation in Deutschland. Das 2luftreten Luthers und feilte Folgen. Das Konzil zu Konstanz hatte die Schden der Kirche nicht geheilt; ebenso blieb das zu Basel ohne Erfolg. Allgemein dauerte darum bei frommen Christen das Verlangen nach einer Reform an Haupt und Gliedern" fort. Der Mann, der diesem Wunsche mit grtem Erfolge Ausdruck gab, war Doktor Martin Luther. 1. Luthers Jugend. Martin Luther war der erste Sohn des Berg-Huers Hans Luther aus Mhra bei Eisenach. Er wurde am 10. November 1483 in Eisleben geboren. Bald darauf zogen die Eltern in das nahegelegene Mansfeld, wo es dem Vater durch eisernen Flei gelang, ein paar Schmelz-

3. Geschichte der Provinz Sachsen - S. 23

1906 - Hannover-List [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
9. Die Ausbreitung des Christentums durch Karl den Groen. 23 Forsachistu diobole? ec forsacho diobole. end allum diobolgelde? end ec forsacho allum diobolgelde. end allum dioboles uuercum? end ec forsacho allum dioboles uuercum and uuordum, Thuner ende Uuden ende Sax-nte ende allum them unholdum, the hira gentas sint. Gelobist in Got alamechtigan fader? ec gelbo in got ala- mechtigan fader. Gelobist in Crist godes suno? ec gelbo in Crist godes suno. Gelobist in hlogan gast? ec gelbo in hlogan gast. (Diobolgelde = Xeufetsgifbe, Teufelsgenossenschaft. Von den 3 Gttern Donar, Wodan und Saxnot ist das Wesen des letzteren unbekannt, der Name bedeutet soviel wie Schwertgeno. Uu = to.) Diese uerliche Bekehrung hielt allerdings nur solange an, als die Macht Karls und der Priester anwesend war. Wenn das frnkische Heer fort war, kehrten die Sachsen zu ihren heidnischen Gttern zurck. Im Jahre 780 war Karl mit groer Heeresmacht bis an die Oker gekommen und hatte sein Lager bei dem Orte Ohrum. Hier erschienen auf seinen Befehl alle Sachsen aus den stlichen Gegenden und lieen sich taufen. An der heute das Vatternloch genannten Stelle soll Karl der Sage nach gestanden haben. Dann zog er weiter bis zur Mndung der Ohre in die Elbe, bis in die Gegend der heutigen Stadt Wolmirstedt (frher flo die Elbe von Magdeburg ab mehr westlich) und setzte hier Geistliche ein, die predigen und taufen sollten. In dieser Zeit fate das Christen-tum hier Boden. 2. Grndung des Bistums Halberstadt. Zu den ersten und ltesten Kirchen in dem von Sachsen bewohnten Nordthringen gehrt die Kirche in Osterwick ober Seligenstadt, wie der Ort damals ge-nannt wurde. Sie ist wahrscheinlich schon um 780 gegrndet worden, als Karl diese Gegenden seiner Herrschaft und dem Christentums unterwarf. Nach Karls Plan war diese Kirche zu einem Mittelpunkt fr die Bekehrung der hier noch wohnenden Heiden bestimmt. Fr solche Kirchen wurden die Pltze immer mit besonderer Sorgfalt ausgesucht: sie muten mglichst geschtzt liegen, aber auch an einer lebhaften Verkehrsstrae, so da viele Menschen leicht zu der christlichen Predigt kommen konnten. Ferner sah man darauf, da die Kirche mglichst an einem solchen Orte gebaut wurde, wo eine heidnische Opfersttte war und wo die Leute frher zu dem heidnischen Gtzendienst zusammengekommen waren. Und das trifft bei Osterwieck oder Seligen-stadt zu. Wenn wir auch von einer lebhaften Verkehrsstrae durch diese Gegend nichts hren, so scheinen doch verschiedene Flurnamen hier darauf hinzuweisen, da hier der Sitz eines heidnischen Heiligtums gewesen ist. So heit eine Hhe der Gtchenberg und eine Wiese daran die Gtchen wiese; diese Benennung ist auf Giebich,

4. Geschichte der Provinz Sachsen - S. 91

1906 - Hannover-List [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
31. Der Bauernkrieg. 91 .Ha gegen Fürsten und Herren verbanden sich in seiner Seele mit einem hochfahrenden, rastlosen Ehrgeize und einer malosen, religisen Schwrmerei. Auf die Bibel legte er wenig Wert, hielt aber viel von Trumen und Gesichten und glaubte mit Gott persnlich ver-kehren zu knnen. Um dem armen Volke zu helfen, predigte er den Umsturz der bestehenden Verhltnisse und die Gleichheit aller Menschen. Seine zndende Beredsamkeit schaffte ihm viele Anhnger, und berall, wohin er kam, grndete er Vereine, welche die Aufrichtung der all-gemeinen Gleichheit, Gtergemeinschaft und Vernichtung der Obrigkeit auf ihre Fahnen geschrieben hatten. Daher duldete man ihn auch uirgends lange. Zwickau mute er bald verlassen; er wandte sich nach Bhmen, fand aber hier keine Aufnahme und kehrte wieder in -seine Heimat zurck. Eine kurze Zeit hielt er sich in Nordhausen auf, dann ging er als Prediger nach Allstedt in S.-Weimar. Hier fand er groen Anhang; viele Meilen weit kamen die Menschen her, von Eisleben, Mansfeld, Sangerhausen, Frankenhausen, Halle, schersleben, um seine Predigt zu hren. Der Beifall der Menge machte ihn khn, immer lauter mahnte er, den unertrglichen Verhltnissen ein Ende zu machen. Da es bereits zu Aus-'schreitungen kam, griff der Kurfürst von Sachsen ein, und Mnzer mute nach ungefhr einem Jahre im August 1524 Allstedt wieder verlassen. Er wandte sich nach Mhlhausen. 3. Pfeiffer in Mhlhausen. In Mhlhausen wirkte damals ein Geistesverwandter Mnzers, das war Heinrich Pfeiffer. Dieser war in dem eichsfelder Kloster Reiffenstein Mnch gewesen, hatte das Kloster aber 1521 verlassen und Unterkunft bei dem Junker Heinz von Entzenberg auf der nahen Burg Scharfenstein gefunden, wo er Burgkaplan ward; auerdem predigte er auch den umwohnenden Bauern auf lutherisch". Da er in seinen Predigten den Landes-Herrn, den Kurfrsten von Mainz, angegriffen hatte, sollte er verhaftet werden, entwich aber noch rechtzeitig nach seiner Vaterstadt 'Mhlhausen. Am Sonntage Sexagesim 1523 trat er hier zum ersten Male ffentlich auf. Als nach beendigtem Gottesdienst der sogenannte Bierrufer, wie blich, von dem neben der Kirche liegenden Bierrufersteine" aus neues Bier ausgerufen hatte, sprang er auf 'i>en Stein und rief der berraschten Menge zu: Hrt zu, ich will euch ein ander Bier verkndigen," und dann griff er in seiner Rede heftig die Geistlichen an; Mnche, Pfaffen und Nonnen seien Teufelsgesinde, alles, was sie htten, wre armer Leute Blut und Schwei. Auch Sen Adel und die Fürsten schonte er nicht. Bei der Menge fand er groen Beifall, und der Rat mute es dulden, da Pfeiffer in einigen Kirchen predigte. Als aber ein Aufruhr in der Stadt ent--stand, den man ihm zur Last legte, mute er die Stadt im August 1523 verlassen. Gegen Ende des Jahres aber kehrte er wieder Zurck und predigte wie zuvor, was der Rat stillschweigend duldete,

5. Geschichte der Provinz Sachsen - S. 81

1906 - Hannover-List [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
29. Die Fürsten in unserer Provinz zur Zeit der Reformation. gl gotischer Kirchen. Perlen gotischen Baustils sind ferner die Marien-und die St. Blasiuskirche in Mhlhausen, die beide aus dem Anfange des 14. Jahrhunderts stammen. Auch der Dom zu Nord-Hausen, dessen Trme und Crypta noch romanisch sind, gehrt mit dem Chor und dem Langhause dem gotischen Stile an. In der Altmark entwickelte sich erst im 15. Jahrhundert eine lebhafte Bau-ttigkeit, die in den vorhergehenden unruhigen Zeiten der bayerischen und luxemburgischen Markgrafen sehr darniederlag. Nur die St. Stephanskirche in Tangermnde, die durch Karl Iv. gebaut wurde, ist aus dieser Zeit zu nennen. Erst zur Zeit der Hohen-zollern schuf die Baukunst hier eine Reihe der herrlichsten gotischen Denkmler im Backsteinbau. Das groartigste Werk ist der Dom in Stendal, der von 14201463 erbaut wurde; ferner ist in Stendal zu bemerken die St. Marienkirche, in Tangermnde die Elisabeth-Arche und das Rathaus, in Salzwedel die Marien- und Katharinen-kirche, in Osterburg die Nikolaikirche. 29* Die Fürsten t unserer Provinz ,ur Zeit der Reformation. 1. Die brandenburger Kurfrsten. Joachim I. von Branden-brg war einer der mchtigsten Gegner der Reformation. Den Stdten und dem Adel gegenber setzte er sein Ansehen durch und vereinigte eine solche Machtflle in seinen Landen, wie keiner seiner Vorgnger. Durch seinen persnlichen Einflu auf kirchliche Angelegenheiten, durch Frderung der Gewalt der Landesbischfe, durch Stiftung der Frank-surter Universitt als Gegengewicht gegen Wittenberg und durch die von hier ausgehende Verbreitung des rmischen Rechts suchte er die refor-matorische Bewegung niederzuhalten, doch wollte er nicht mit Blut und Gewalt den Untertanen seinen Glauben aufzwingen. Seine Gemahlin Elisabeth dagegen war der Lehre Luthers standhaft zugetan. Da sie von ihrem Gemahl bedroht wurde, floh sie nach Sachsen zu ihren frstlichen Verwandten. Sie hielt sich zuerst in Torgau auf, begab sich dann nach Wittenberg und wohnte schlielich auf dem Schlosse in Prettin, bis sie 1545 zurckkehrte und in Spandau wohnte. Joachims I. beide Shne, Joachim Ii. und Johann, die sich trotz des achilleischen Hausgesetzes in die Mark geteilt hatten, fhrten die Reformation in ihren Landen ein. 2. Die Kurfrsten von Sachsen. Diese waren treue Schtzer und Pfleger der Reformation, wie sie auch sonst ihrem Lande eine vterliche Frsorge augedeiheu lieen. Friedrich der Weise, der schon 1486 nach dem durch einen Sturz vom Pferde erfolgten Tode eines Vaters Ernst die Regierung bernahm, wirkte im grten Heine u. Rosenburg, Geschichte der Provinz Sachsen. g

6. Geschichte der Provinz Sachsen - S. 86

1906 - Hannover-List [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
86 30. Die Einfhrung der Reformation in der Provinz Sachsen. hier die evangelische Bewegung ihren Fortgang, und als der Erz-bischof die lutherische Predigt in der Stadt verbot, zogen die Brger scharenweise in die benachbarten kurschsischen und mansfelder Orte. Da griff der Erzbischof zu schrferen Mitteln. Als Ostern 1534 die neu gewhlten Ratsherrn sich weigerten, das Abendmahl in alter Weise zu nehmen, verbannte er sie mit Weib und Kind aus der Stadt. Die Brger, die nach auswrts zum evangelischen Gottes-dienst gingen, lie er ins Gefngnis werfen. Aber durch solche Schreckmittel wuchs nur die Liebe zum Evangelium. Und endlich kam auch fr die Brger Halles die Stunde der Befreiung von all den Verfolgungen und Qulereien. Der Erzbischof gebrauchte fr seine Liebhabereien und zur Befriedigung seiner Prachtliebe sehr viel Geld, so da seine Einknfte fr den Aufwand, den er trieb, bei weitem nicht ausreichten. Wiederholt hatten seine Untertanen schon die Schulden fr ihn bezahlt, jetzt sollte das Stift wieder 400000 Taler aufbringen, was fr Halle einen Anteil von 22000 Taler trug. Da erklrten die Brger, sie wrden die Summe nur dann bezahlen, wenn ihnen evangelische Prediger bewilligt wrden. Inzwischen erschien nun auch Justus Jonas in der Stadt und hielt am Karfreitag in der Kirche Unsrer lieben Frauen vor einer groen Menge die erste evangelische Predigt. Sofort ging zwar vom Erzbischof ein Schreiben an den Rat, worin er die lutherische Predigt bei Strafe verbot; aber eine Kirche nach der andern stellte einen evangelischen Prediger an. Erzbischof Albrecht verlegte nun seine Residenz nach Mainz, wo er 1545 starb. Sein Nachfolger Johann Albert von Brandenburg-Ansbach, unter dem ebenfalls Magdeburg und Halberstadt vereint waren, wohnte wieder auf der Moritzburg und suchte, da er ein eifriger Katholik war, die Reformation zu verhindern. Zum Glck fr die Stadt war aber seine Regierungszeit nur kurz, sie dauerte nur bis 1550. Erst seine beiden Nachfolger, Friedrich (von 155052) und Sigismund (155266), Shne des Kurfrsten Joachim Ii. von Brandenburg, waren evangelisch gesinnt, und Sigismund fhrte mit Zustimmung des Domkapitels in Magdeburg 1561 die Reformation durch. Nach Sigismunds Tode whlte das halberstdtische Domkapitel nicht wieder den Erzbischof von Magdeburg zu ihrem Bischof, sondern lste das seit 87 Jahren (14791566) geschlungene Band mit dem Erzstift; es whlte den zwei Jahre alten Sohn des Herzogs von Braunschweig, Heinrich Julius, und behielt sich die stellvertretende Regierung des Landes vor. In dem Be-kenntnisstand der nunmehr evangelischen Landeskirche ward dadurch aber nichts gendert. Die evangelischen Erzbischfe und Bischfe nannten sich hinfort Administratoren. Dadurch ging freilich der Glanz des geistlichen Titels verloren, denn Administratoren waren ganz allgemein Ver-

7. Geschichte für Mittelschulen und ähnliche Lehranstalten der Provinz Sachsen - S. 287

1903 - Wiesbaden : Behrend
287 lichen Ausgaben und Staatsschulden auf 30 Milliarden Franks, die zu ihrer Verzinsung jhrlich 1 Milliarde erfordern. Mehrmals, be-sonders 1887, war der Ausbruch eines Revanchekrieges zu be-frchten, aber die starke Vermehrung der deutschen Streitkrfte dmpfte die Kriegsgelste der magebenden Persnlichkeiten. Sie lenkten die allgemeine Aufmerksamkeit auf das Gebiet der erfolgreich betriebenen Kolonialpolitik. 1881 wurde Tunis besetzt und unter franzsische Schutzherrschaft gestellt. Bald darauf wurde die Erwerbung von Tongking begonnen und trotz groer Kosten und starker Menschen-Verluste durchgefhrt. Die Erwerbungen am Senegal wurden bis Timbuktu und bis nrdlich vom Kongo ausgedehnt. Dazu erwarb Frankreich in jngster Zeit die Schutzherrschaft der Dahome und der Madagaskar. Unterdessen dauerten die Parteikmpfe im Innern fort Dennoch errang die Republik einen Erfolg in der ueren Politik durch den Abschlu eines Freundschaftsbundes mit Rußland 1891, der offenbar franzsischerseits gegen Deutschland gerichtet ist. Auch bei seiner letzten Reise nach dem russischen Hoflager 1902 vermied es der franzsische Prsident, deutschen Boden zu betreten, sondern whlte den beschwerlichen Seeweg durch das Skager Rak. Die Besserung der Beziehungen zwischen Deutschland und Frankreich während der Pariser Weltausstellung 1900 und der Wirren in China 1901/2 war nur vorbergehend. 2. Rußland hatte während des deutsch-franzsischen Krieges wohlwollende Neutralitt" bewahrt. Es schlo 1872 mit Deutschland und sterreich das Dreikaiserbndnis zur Wahrung des europischen Friedens. 1875 erhoben sich nach und nach smtliche unter trkischer Herrschaft stehende Christen gegen ihre Bedrcker, und die Trken warfen einige Aufstnde mit furchtbarer Grausamkeit nieder. Da mischte sich Rußland, das alle rechtglubigen (griechisch-katholischen) Slaven unter seiner Fhrung vereinigen mchte, in den Streit ein. Dadurch kam es zum russisch-trkischen Kriege 187778. Trotz der grten Tapferkeit muten sich die Trken bei Plevna ergeben und konnten auch auf die Dauer den der den Balkan fhrenden Schipkapa nicht halten. Da dem fr die. Trkei sehr ungnstigen Friedensschlu von England widersprochen wurde, mute auf dem Berliner Kongre 18 7 8 nochmals der die Verhltnisse auf der Balkanhalbinsel unterhandelt werden. Rumnien, Serbien und Montenegro wurden fr unabhngig erklrt, Bulgarien wurde ein der Trkei tributpflichtiges Frstentum, während Ostrumelien zunchst noch trkische Provinz blieb, aber einen christlichen Statthalter erhielt. Bosnien und Herzegowina gingen in sterreichische, Cypern in englische Verwaltung der. Serbien, Montenegro und Griechenland erhielten Gebietserweiterungen. Trotzdem Rußland armenische Gebiets-

8. Geschichte für Mittelschulen und ähnliche Lehranstalten der Provinz Sachsen - S. 150

1903 - Wiesbaden : Behrend
150 Glockengelute zur Kirche geleiten. In ihren Predigten bertrieben sie den Wert des Ablasses so sehr, da das Volk vielfach zu dem Glauben kam, es knne schon allein durch Geld von allen Snden, auch den schwersten, erlst werden. Darum war der Zulauf zu ihnen groß, groß aber auch die Verwirrung, die sie in den Gemtern anrichteten. Einer dieser Ablaprediger war der Dominikanermnch Tetzel. Er trieb sein Wesen in unserem Gebiete mit groer Dreistigkeit, denn er stand unter dem besonderen Schutze des mchtigen Kirchenfrsten Albrecht von Hohenzollern-Brandenbnrg (dem jngeren Bruder des tatkrftigen Kurfrsten Joachims I. von Brandenburg S. 187). Albrecht war Erzbischof von Magdeburg und von Kur-Mainz, zu dem Erfurt und das Eichsfeld gehrten, und zugleich Bischof von Halber-stadt. Dazu hatte ihn der Papst zum Kardinal und zum Primas der deutschen Bischfe ernannt. Durch seine groartige Bauttigkeit in seiner Residenz Halle, durch seine ungeheure Prunksucht und glnzende Hofhaltung in der stolzen Moritzburg am Saalestrande, die ganz Dentfchland bewunderte, war der kunstsinnige und feingebildete Kirchenfrst in eine drckende Schuldenlast geraten. Er frderte den Ablahandel in seinen Landen, da ihm die Hlfte der Einnahmen zugesichert war. Als Tetzel sich in der Nhe von Wittenberg aufhielt, merkte Luther das Verderbliche seines Wirkens an dem Be-nehmen der eigenen Beichtkinder. Sie wollten nicht mehr aufrichtige Bue tun, sondern beriefen sich auf Tetzels Ablabriefe. Darum schlug Luther am 31. Oktober 1517 nach der an den Hochschulen blichen Sitte 9 5 Thesen (Stze) der den Abla, besonders der den Mibrauch desselben, an die Tr der Wittenberger Schlokirche, um durch Meinungsaustausch mit andern Gelehrten Klarheit zu schaffen. Diese Stze fanden gegen seine Erwartung bald in ganz Deutschland Verbreitung, und der stille Wittenberger Mnch wurde fast der Nacht ein berhmter Mann. Die Gegner schwiegen nicht, und bald war ein heftiger Federkrieg zwischen beiden Teilen entbrannt, der in kurzer Zeit die Deutschen in zwei feindliche Heerlager schied. Jetzt sah sich der Papst, der anfangs den Streit nicht beachtet hatte, gentigt einzugreifen; er erklrte 41 Stze Luthers fr ketzerisch und forderte ihn zum Widerrufe auf. Man dachte sich in Rom die Sache noch sehr einfach. Der Kardinal Eajetan, der 1518 in Augsburg aus dem Reichstage war, sollte den kecken Mnch zur Ruhe bringen. Bald stand Luther dort vor dem groen Kirchenmann. Herrisch forderte dieser vom demtig nahenden Mnche Widerruf. Das aber war gegen Luthers Gewissen. Er rechtfertigte seine Stze aus der heiligen Schrift und merkte dabei mit Befremden, wie wenig der Kardinal in der Bibel bewandert war. Da Luther frchten mute, da ihn Cajetan wegen seiner Weigerung mit nach Rom schleppen knnte, um ihn so unschdlich zu machen, floh er auf den Rat seiner
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