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1. Geschichte für Volks- und Bürgerschulen : mit Abbildungen - S. 6

1892 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
I - 6 - Dickicht des Waldes die Römer an, anfangs einzeln, dann in dichten Haufen. Kämpfend erreichten die Römer einen freien Platz, wo sie ihr Nachtlager aufschlugen. Am folgenden Tage zogen sie weiter und kamen (wahrscheinlich bei Detmold) in den Teutoburger Wald. Der Regen floß in Strömen herab, die Bogensehnen der Römer erschlafften, und mit ihren schweren Harnischen sanken sie in den weichen Boden ein. Desto mutiger waren die Deutschen. Aus jedem Busche drangen sie hervor, von jedem Baume schossen sie Pfeile ohne Zahl auf die erschrockenen Römer herab. Erst die Nacht machte dem wütenden Kampfe ein Ende. Aber nicht lange konnten die ermatteten Römer ruhen; das Kriegsgeheul der Deutschen schreckte sie schon vor Tagesanbruch auf und trieb sie weiter. Endlich erreichten sie ein offenes Feld. Da stehen in dichten Scharen die Deutschen zum Kampfe geordnet. Mit Ungestüm dringen sie in die Reihen der Römer ein, und vor ihnen sinken die Feinde wie Halme zur Erde. Als Varus sah, daß alles verloren war, stürzte er sich verzweiflungsvoll in sein eignes Schwert. 6. Nach der Schlacht. Schrecklich war die Niederlage der Römer. Die meisten lagen erschlagen am Boden, die Lebenden gerieten größtenteils in die Gefangenschaft. Hier harrte ihrer ein schreckliches Los. Die Anführer wurden den Göttern geopfert oder an das Kreuz geschlagen. Am schlimmsten erging es den römischen Richtern; dem einen riß man die Zunge aus und rief dabei: „Nun zische, Natter, wenn du kannst!" Andere Gefangene aber wurden zu den niedrigsten Sklavendiensten gezwungen und „mancher Römer aus ritterlichem Hause alterte bei einem deutschen Bauer als Hausknecht oder Herdenhüter." Als Augustus den Ausgang der Schlacht erfuhr, zerriß er wehklagend feine Kleider, rannte wie ein Wahnsinniger mit dem Kopse gegen die Warnt) und rief: „Varus, Varus, gieb mir meine Legionen wieder!" Da er fürchtete, die Deutschen würden jetzt nach Rom kommen, ließ er Tag und Nacht Wachen durch die Stadt ziehen, verstärkte sein Heer und vertrieb alle Deutschen aus Rom. Aber die deutschen Krieger dachten nicht an Eroberungen, sondern kehrten friedlich an ihren Herd zurück. — Erst 1875 ist dem Befreier Deutschlands aus dem Teutoburger Walde, unweit Detmold, ein Denkmal errichtet worden. (S. Erdkunde S. 38.) 4. Die Hunnen. 1. Aussehen. Ums Jahr 375 kamen die Hunnen, ein wildes Reitervolk, aus den Steppen Asiens nach Europa. Sie waren sehr häßlich. Auf dem kleinen, gedrungenen Körper saß ein dicker, unförmlicher Kopf mit schwarzem, struppigem Haar. Das Gesicht war von gelbbrauner Farbe und mit vielen Narben bedeckt; denn bald nach der Geburt zerschnitt man dem Knaben die Wangen, um den Bartwuchs zu verhindern. Die kleinen Augen lagen schiefgeschlitzt im Kopfe, die Nase war plattgedrückt, die Backenknochen standen weit hervor, und die Lippen waren dick und aufgeworfen. Die Beine aber waren vom vielen Reiten säbelförmig gekrümmt. 2. Nahrung und Kleidung. Zur Nahrung dienten den Hunnen Wurzeln-(Rüben), allerlei kleines Getier und rohes Fleisch. Dieses legten sie statt eines Sattels auf ihre Pferde und ritten es so mürbe. Ihre Kleidung bestand aus einer Hose von Bockshaut und einem Kittel, der aus Mausefellen zusammengenäht war. Tag und Nacht trugen sie dasselbe Kleid so lange, bis es ihnen in Fetzen vom Leibe fiel. Den Kopf bedeckte eine rauhe Pelzmütze, und die Füße steckten in großen, unförmlichen Schuhen, so daß der Gang schwer und unbeholfen war. 3. Umherschweifendes Leben. Häuser mieden die Hunnen wie Gräber, und selbst Hütten von Rohr fand man bei ihnen nicht. Ohne Hof und Herd, ohne festen Sitz schweiften sie in Wald und Gebirg umher. Die Männer saßen Tag und Nacht auf ihren kleinen Pferden; hier aßen und tranken, kauften und verkauften sie. Ihre Frauen und Kinder führten sie in großen Ochsenwagen mit sich. Eine Heimat hatte der Hunne nicht; er wußte nicht, wo er geboren, woher er stammte. Er kannte keinen

2. Geschichte für Volks- und Bürgerschulen : mit Abbildungen - S. 9

1892 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
— 9 - I Reiche hervor: In der Schweiz und im heutigen südöstlichen Frankreich das Reich der Burgunder, die von der Weichsel hergekommen waren und dann längere Zeit um Worms herum wohnten; in Portugal das Reich der Vandalen, Sneven und Alanen. Die Vandalen gingen 429 unter ihrem lahmen Könige Geiserich nach Nordafrika und gründeten hier das Vandalenreich, das 534 durch Belisar, den Feldherrn des römischen Kaisers Iustinian, zerstört ward. Zu beiden Seiten der Pyrenäen entstand das Reich der Westgoten (S. 7); in Italien das Reich der Ostgoten, die, anfangs von den Hunnen unterworfen, sich nach Attilas Tode in Ungarn niederließen und später unter Theodorich d. Gr. in Italien das Ostgotenreich gründeten (493); dasselbe erlangte auf kurze Zeit eine große Blüte, wurde aber bald von Narses, dem Feldherrn In-stinians, wieder zerstört (554). 568 zogen die Longobarden aus dem heutigen Lüne- burgischen und Brandenburgischen nach Oberitalien und gründeten dort unter Alboin das lombardische Reich. Die Angelsachsen gingen unter ihren Anführern Hengist und Horsa 449 nach Britannien und errichteten dort 7 Königreiche. Im nördlichen Gallien setzten sich die Franken, am Oberrhein (in Schwaben) die Alemannen fest. Unveränderte Wohnsitze behielten die Sachsen, zwischen Rhein und Elbe, Harz und Nordsee, die Friesen an der Nordseeküste und die Thüringer in Mitteldeutschland. 7. Die ersten Ansiedelungen in Deutschland. Totenbestattung. 1. Dorfansiedelungen. Die alten Germanen führten eine Art Nomadenleben. Langsam — fast unmerklich — zogen sie im Lause zweier Jahrtausende von Osten nach Westen. In den Thalgründen weideten sie das Vieh; mit dem Speer durchstreiften sie die Urwälder nach Jagdbeute, und nur wie im Vorüberziehen wurde hier und da ein Stückchen Land bestellt und abgeerntet. Erst nach der Völkerwanderung kam Ruhe in die germanischen Volksstämme: sie wurden seßhaft. In der Regel wählten sich mehrere Familien (Sippen) ein Stück Land zur gemeinsamen Heimat ans. An der bestgelegetmt Stelle wurde das Dorf erbaut. Rund herum um dasselbe lag die Flur. Diese wurden nach der Güte des Bodens in verschiedene Felder geteilt. Ein jedes Feld wurde wiederum in so viel (vom Wege ablausende) Streifen zerlegt, als Familien im Dorfe vorhanden waren. Dann wurden die Streifen verlost, und so erhielt ein jeder seinen Anteil vom guten und schlechten, vom nahen und fernen Acker. Wald und Weide aber waren gemeinsames Eigentum und kamen nicht zur Verteilung. 2. Stadtansiedelungen. Der Wohnsitz des Edelings war die Burg. Um diese herum siedelten sich in der Regel auch feine Schloßleute, — Knechte, Schmiede, Sattler, Bäcker rc. — an. Sie alle waren unfreie Leute und erhielten von ihrem Herren alles, was sie zum Lebensunterhalte gebrauchten. Viele von diesen Unfreien aber wurden mit der Zeit Freie; sie bildeten den ersten Keim der Stadtleute. Anfangs nährten sich dieselben hauptsächlich von Ackerbau und Viehzucht. Als aber die Städte größer wurden, trieben ihre Bewohner daneben auch vielfach ein Handwerk. Bald kamen auch fremde Kaufleute und legten ihre Waren vor der Kirche zum Verkaufe aus. Hier waren sie nicht nur am besten gegen etwaige Räuber geschützt, sondern hier fanden sie auch an Sonn- und Festtagen die meisten Käufer. So entstand um die Kirche herum der Marktplatz, und die Festtage (Meßtage) waren lange Zeit hindurch auch die Markttage. Daher auch der Name „Messe" für Markt. 3. Altdeutsche Totenbestattung. Bis zu Anfang des 4. Jahrhunderts wurden die Toten teils verbrannt, teils begraben. Das Verbrennen geschah, nachdem der Tote gewaschen und gekämmt war, auf einem Scheiterhaufen, der in der Regel aus Eichenholz errichtet wurde. War der Verstorbene reich, so legte man auch wohlriechende Hölzer auf die Leiche und schmückte den Holzstoß mit Waffen und Kleidern. Auch Kämme und Rasiermesser wurden der Leiche zur Seite gelegt. Beim Tode des Hausherrn tötete man auch sein Roß und seinen treuesten Knecht und verbrannte sie mit

3. Geschichte für Volks- und Bürgerschulen : mit Abbildungen - S. XII

1892 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
— Xii - Zweck, den Körper kräftig und gewandt zu machen und die Kinder zum Gehorsam zu gewöhnen. Schwächliche Kinder wurden gleich nach der Geburt in eine Kluft geworfen, woselbst sie verhungern mußten. Die gesunden blieben bis zum 7. Jahre bei der Mutter, dann kamen sie in öffentliche Gebäude und unter strenge Aufsicht. Hier wurden Übungen im Laufen, Springen, Ringen, Speer- und Diskuswerfen vorgenommen und Waffentänze aufgeführt. In letzteren ahmten die Jünglinge die beim Kampfe vorkommenden Bewegungen nach. Die Knaben gingen alle nackt und schliefen an der Erde auf Heu oder Stroh. Täglich mußten sie in einem Flusse baden, und ihre Kost war so kärglich, daß sie kaum satt wurden. Das Stehlen war ihnen als Übung in der Kriegslist erlaubt; wer sich aber dabei ertappen ließ, wurde mit Geißeln blutig gepeitscht. Letzteres geschah auch jährlich einmal mit allen Knaben in einem Tempel. Dabei durften sie keinen Laut hören lassen, ja, nicht einmal die Miene verziehen. Manche sind ohne einen Klagelaut tot niedergesunken. Dem Greise mußte jeder Jüngling die größte Achtung erweisen. Trat ein solcher ein, so mußte der Jüngling ausstehen; wurde der Jüngling gefragt, so mußte er eine kurze und bündige Antwort geben. Außerdem hatte jeder Erwachsene das Recht, einen ungezogenen Buben auf der Straße zu züchtigen. 3. Kriegsdienst. Mit dem 20. Jahre trat der Jüngling in das Heer. Im Alter von 30 Jahren wurde er den Vollbürgern zugezählt. Diese lebten allezeit „wie im Kriege und im Lager". Je 15 Mann bildeten eine Zelt- oder Tischgenossenschaft. Bis zum 60. Jahre war jeder dienstpflichtig. — Die Spartaner zogen mit Freuden in den Krieg. Vor dem Auszuge bekränzten sie das Haupt, salbten das Haar und legten ein purpurnes Gewand an, damit das Blut auf demselben nicht zu sehen sein sollte. Die Gefallenen wurden mit Olivenzweigen bekränzt und mit großen Ehren bestattet. Den Feigen bedeckte Schande sein Lebenlang. „Mit ihm oder auf ihm!" sagte eilte Mutter zu ihrem Sohne, als sie ihm den Schild übergab, mit dem er in den Krieg ziehen wollte. Und als eine andere Mutter hörte, daß ihr Sohn zwar gesiegt habe, im Kampfe aber gefallen sei, sagte sie: „Nun, dazu habe ich ihn ja geboren und erzogen, daß er für sein Vaterland zu sterben wiffe." 4. Lykurgs Ende. Als Lykurg in seinem Vaterlande alles durch weise Gesetze wohl geordnet hatte, reiste er fort, ließ aber vorher seine Mitbürger schwören, daß sie alle Gesetze bis zu seiner Rückkehr halten wollten. Aber er kehrte nicht wieder zurück, sondern blieb bis an seinen Tod in der Fremde. So wollte er die Spartaner zwingen, feinen Gesetzen treu zu bleiben. 10. Die olympischen Spiele. Alle 4 Jahre feierte ganz Griechenland in Olympia zu Ehren des Gottes Zeus ein großes Fest. Zu dieser Zeit war Friede im ganzen Lande, und aus allen Gegenden strömten die Menschen zu dem Feste herbei. Da wurden dann dem „Vater der Götter und Menschen" Opfer gebracht und Loblieder gesungen. Daraus begannen die Kampf-spiele. In einer abgesteckten Bahn, ringsum von Zuschauern umgeben, wurden Wettläufe, Ring- und Faustkämpfe, Diskus- und Speerwerfen vorgenommen. Die Preisrichter saßen auf einem erhöhten Platze und setzten dem Sieger einen Kranz von Ölzweigen aufs Haupt. Aus einem andern Platze, im Hippodromns, fanden Wettrennen zu Pferde und Wettfahrten statt. — Das Fest dauerte 5 Tage. Der Sieger wurde im Triumphe von seinen Mitbürgern eingeholt; Dichter feierten ihn in Liedern, und zu Olympia wurde ihm eine marmorne Bildsäule errichtet. Ein größeres Glück konnte sich der Grieche nicht vorstellen, als in Olympia als Sieger gekrönt zu werden. — Den Zeitraum von einem Feste zum andern nannte man Olympiade. Die erste Olympiade beginnt mit dem Festspiele des Jahres 776, aus welchem zum erstenmal

4. Geschichte für Volks- und Bürgerschulen : mit Abbildungen - S. 21

1892 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
- 21 - I seiner Herrschaft feinen Speer in die Wogen des Meeres geschleudert haben, das dadurch an einer Stelle den Namen „Ottensund" erhalten hat. 6. Adelheid. Die erste Gemahlin Ottos hieß Editha. Sie weilte am liebsten in Magdeburg und trug viel zum Aufblühen dieser Stadt bei. Aber sie starb sehr früh. — Fünf Jahre nach ihrem Tode verheiratete sich Otto mit Adelheid, einer Witwe des Königs Lothar in Italien. Als dieselbe sich nämlich nach dem Tode ihres Gemahls nicht entschließen konnte, dem Sohne des Markgrafen Berengar ihre Hand zu geben, ließ sie dieser, wie die Sage erzählt, in einen grauenhaften Kerker werfen. Nachdem es ihr jedoch mit Hilfe eines treuen Priesters gelungen war zu entfliehen, rief sie Otto um Hilfe an. Dieser eilte sofort mit einem Heere nach Italien, unterwarf ihren Bedränger und ließ dann durch Gesandte um ihre Hand werben. Adelheid willigte freudig ein, und so ward zu Pavia die glänzende Hochzeit gefeiert. Durch diese Heirat wurde Otto auch König von Italien. 7. Sorge für geistliche Bildung. Otto, der besonders feit dem Tode feiner ersten Gemahlin Editha feinen Sinn auf geistliche Dinge richtete, sorgte auch eifrig für christliches Leben in feinen Staaten. In der Hochschule zu Köln wurden die, Geistlichen ausgebildet, die dann ins Land gingen und in den ihnen zugewiesenen Ämtern und Klöstern für Veredelung der Sitten und Ausbreitung der Lehre sorgten. Ganz besonders aber lag ihm die Heidenmifsion am Herzen. Von dem 967 von ihm gestifteten Erzstift Magdeburg aus wurden nach und nach die Bistümer Merseburg, Zeitz, Meißen, Brandenburg, Havelberg u. a. gegründet, von wo aus das Evangelium zu.den heidnischen Wenden getragen wurde. 8. Klosterleben. Das Kloster lag oft mitten im Walde auf einem Hügel oder in einem lieblichen Thale und war in der Regel mit einer hohen Mauer umgeben. Am Eingänge des Klosters saß der Bruder „Pförtner". Er reicht dem vorübergehenden Armen ein Stück Brot aus seiner Zelle. Den Fremden fragt er nach feinem Begehr und meldet ihn an beim Abte, dem Vorsteher des Klosters. Wer ein Mönch werden wollte, hatte zunächst ein Probejahr zu bestehen. Nachdem er dann das Gelübde der völligen Armut, der Ehelosigkeit und des Gehorsams gegen feine Vorgesetzten abgelegt hatte, erhielt er das grobe Mönchsgewand, und wenn er ein Laie war, so wurde ihm der Scheitel kahl geschoren. Alle Mönche hatten einen gemeinschaftlichen Speise- und Schlaffaal, und in einer Küche wurde für alle gekocht. Frühmorgens läutet der „Kustos" zur Messe, die sich zu gewissen Tageszeiten 4—öntal wiederholt. In den Zwischenzeiten wird gearbeitet. Hier malt ein Mönch bunte, goldene oder silberne Buchstaben: er schreibt ein lehrreiches Buch ab. Dort in der Bücherkammer sitzt ein anderer und studiert mit Eifer wissenschaftliche Werke. Mit diesem Trupp zieht der „Kellner" in den Garten und läßt den Wein beschneiden oder die Obstbäume veredeln. Ein anderer Trupp geht mit den Knechten aufs Feld und verrichtet dort die nötigen Arbeiten u. f. w. — Die Klöster haben viel Segen gestiftet. Durch ihre Mönche wurde das Land an vielen Orten urbar gemacht, die Jugend unterrichtet und die Lehre des Evangeliums immer mehr und mehr im Volke befestigt. 9. Schlacht auf dem Lechfelde. 955. Während Ottos Regierung kamen die Ungarn noch einmal nach Deutschland In ungeheurer Zahl brangen sie durch Ostreich in Bayern ein. „Nichts soll uns aufhatten," so prahlten sie, „es müßte benn der Himmel einstürzen ober die Erbe sich aufthun, uns zu verschlingen. Unsre Rosse werben eure Flüsse und Seen austrinken und eure Stabte mit ihren Husen zerstampfen." Sie kamen bis vor Augsburg; bort lagerten sie am Lech und suchten die Stadt einzunehmen. Indes rückte Otto mit einem Heere heran und schlug auf der linken Seite des Flusses sein Lager auf. Am Morgen des Schlachttages ließ Otto im ganzen Heere einen Gottesdienst halten und nahm das Abenbmaht. Dann würde das Heer zum Kampfe aufgestellt. Als das die Ungarn sahen, konnten sie die Zeit des Angriffs nicht erwarten

5. Geschichte für Volks- und Bürgerschulen : mit Abbildungen - S. 31

1892 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
— 31 — I Gegner aus dem Sattel zu heben, oder wenigstens die Lanze an seinem stählernen Brustharnisch zu zersplittern. Beides galt als Sieg. Auf das 1. Paar folgte das 2., dann das 3. u. s. w.; zuweilen aber zogen die Ritter auch scharenweise gegen einander auf. Zum Schluß wurde dem Tapfersten der Preis oder Dank zuerteilt. Knieend empfing er dann aus den Händen der vornehmsten Dame einen Helm, ein Schwert, eine goldene Kette oder irgend ein andres Kleinod. Die Turniere waren ein edles, aber doch gefährliches Vergnügen; es kam nicht selten vor, daß Arme und Beine gebrochen wurden. Einem Könige von Frankreich wurde einmal im Turnier das rechte Auge ausgestochen, und in Magdeburg kamen ein andermal sogar 16 Ritter dabei ums Leben. Türmer. 2\. Rudolf von Habsburg. \273—129v 1. Das Faustrecht. Von 1250—1273 hatte das deutsche Reich keinen Kaiser. Das gab's weder Gesetz noch Recht im Lande. Der Starke fiel über den Schwachen her und nahm ihm Hab und Gut, ja, wohl gar das Leben. Es war niemand da. den Übelthäter zu strafen und den Schwachen zu beschützen; ein jeder war auf sich selbst angewiesen. Noch nie hatte das Land so schwer unter dem Drucke des Faustrechts geseufzt. 2. Raubritter. In dieser wilden Zeit trieben auch die Raubritter ihr Unwesen. Von ihren festen Burgen herab fielen sie mit ihren Knechten über die Reisenden her, plünderten die Wagen der vorüberziehenden Kaufleute und führten diese selbst in das Burgverließ (Turm), aus welchem sie nur gegen ein hohes Lösegeld entlassen wurden. Auch der Landmann hatte viel von ihnen zu erdulden. Sie entführten ihm nicht selten sein Vieh von der Weide oder aus dem Stalle, mähten ihm in der Nacht das Getreide ab, nahmen ihm sein Hausgerät und steckten dann, um sein Elend voll zu machen,

6. Geschichte für Volks- und Bürgerschulen : mit Abbildungen - S. 57

1892 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
auch sie werden geworfen, und Pappenheim selber fällt. Sterbend noch ruft er: „Sagt dem Herzog von Friedland, daß ich vergnügt sterbe, da ich unseren gefährlichsten Feind mit mir getötet weiß/' 14. Wallensteins Tod. Wallenstein wurde von seinen Feinden unaufhörlich beim Kaiser angeschwärzt. Sie glaubten, er wolle sich zum König von Böhmen machen. Da enthob ihn der Kaiser des Oberbefehls. Wallenstein unterhandelte nun in großer Hast mit den Schweden. Doch ehe es zum Abschlüsse kam, erfüllte sich sein Geschick. Zu seiner Sicherheit war er mit einem Teil seines Heeres nach Eger geeilt. Aber drei Obersten aus der Besatzung stifteten eine Verschwörung gegen ihn an und beschlossen, ihn zu ermorden. Zuerst wurden seine Freunde niedergemacht, welche man abends zum Mahle geladen hatte, und dann wurde noch in derselben Nacht der Hauptschlag vollführt. Es war 11 Uhr. Eben hatte der Sterndeuter Seni den Feldherrn mit den Worten verlassen, „die von ihm in den Sternen beobachtete Gefahr sei noch nicht vorüber." Wallenstein wollte sich gerade zur Ruhe begeben. Ein Lärm von der Straße her schreckte ihn auf. Da stürmten plötzlich die Mörder die Treppe herauf, sprengten die Thür des Schlafgemachs, und lautlos, mit ausgebreiteten Armen, empfing Wallenstein den Todesstoß. 15. Die letzten Kriegsjahre. Nach dem Tode Gustav Adolfs übernahm der kühne Herzog Bernhard von Weimar den Oberbefehl über das schwedische Heer, wurde aber bei Nördlingen (1634) vollständig von den Kaiserlichen geschlagen. Nun fielen die meisten deutschen Fürsten von den Schweden ab, deren Macht durch die verlorne Schlacht gebrochen war. Alles sehnte sich jetzt nach Frieden. Da fachte Frankreich aufs neue die Fackel des Krieges an und schloß mit den Schweden ein Bündnis, um so die Macht Deutschlands zu schwächen und die Länder am Rheine an sich zu reißen. So dauerten die Schrecken des Krieges noch 13 Jahre, in denen sich der Sieg bald auf die Seite der Kaiserlichen, bald auf die der Schweden (Torstensohn und Baner) neigte. Furchtbar waren die Greuel, welche in dieser Zeit von den Truppen verübt wurden. Nicht nur bei den Landsknechten, sondern auch bei den Schweden war alle edle Sitte geschwunden, und der Ruf: „Die Schweden kommen!" verbreitete Schrecken und Entsetzen rings umher. Die Martern, welche den Bürgern und Bauern bei Erpressungen auferlegt wurden, waren warhaft teuflisch. Dem einen band man beide Hände auf den Rücken und zog ihm mit einer durchlöcherten Ahle ein Roßhaar durch die Zunge. Dann suchte man ihm durch Ziehen an dem Roßhaar die größten Schmerzen zu bereiten, und bei jedem Schrei, den der Unglückliche ausstieß, versetzte man ihm 4 Schläge mit der Karbatsche auf die Waden. Den andern legten sie gebunden auf die Erde, steckten ihm ein Sperrholz in den Mund und schütteten ihm einen Milchkübel voll garstiger Jauche in den Leib. Das nannten sie „einen schwedischen Trunk". Zu diesen Greueln gesellte sich eine entsetzliche Hungersnot, die so furchtbar war, daß die Menschen Gras aßen, ja, sogar Fleisch vom Schindanger holten und die Gräber nach Menschenfleisch umwühlten. Dazu kam noch die schreckliche Pest, durch welche ganze Dörfer ausstarben. 16. Friede. Endlich, im Jahre 1648, ward zu Osnabrück und Münster der „westfälische Friede" geschlossen. Deutschland verlor kostbare Grenzländer, von denen die Franzosen das schöne Elsaß hinnahmen. Schweden erhielt die Insel Rügen und Vorpommern mit der Hauptstadt Stettin. Der Kurfürst von Brandenburg wurde durch die Bistümer Kammin, Halberstadt und Minden sowie das Erzstift Magdeburg entschädigt. — Durch diesen langen Krieg war Deutschland in manchen Gegenden fast zur Einöde geworden. Tausende von Städten und Dörfern lagen in Schutt und Asche, und ihre Bewohner irrten heimatlos umher. Die Felder lagen unbebaut da; denn es fehlte an Saatkorn und noch mehr an Zugvieh. Zwei Drittel der Bewohner waren

7. Geschichte für Volks- und Bürgerschulen : mit Abbildungen - S. 59

1892 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
— 59 — I seines Landes ein. Auf Grund dieser Schenkung nannte sich Albrecht von jetzt an „Markgraf von Brandenburg". (Das neu erworbene Land nannte er Neumark; die Nordmark aber erhielt später den Namen Altmark.) Um aber die heidnischen Wenden für das Christentum zu gewinnen, mußte Albrecht mehrmals mit dem Schwerte in der Hand gegen sie vorrücken. Ganz besonders war es Iazzo, der Neffe Pribislaws, der die Wenden gegen Albrecht aufreizte. Endlich aber wurde Iazzo an der Havel bei Brandenburg besiegt, und nun war Albrecht Herr des Landes bis zur Oder hin. Die Götzen der Heiden wurden vernichtet, ihre Tempel aber in christliche Kirchen umgewandelt. Um das Land urbar zu machen, zog Albrecht aus Holland und vom Rheine Ansiedler herbei. Diese legten Dörfer an, trockneten Sümpfe aus und verbreiteten deutsche Sitten und christlichen Sinn im Lande. 4. Otto Iv. mit dem Pfeile. (1267—1308.) Unter den Nachfolgern Albrechts ist besonders Otto Iv. durch seinen Kampf mit der Stadt Magdeburg bekannt geworden. Die Domherren daselbst halten nämlich seinen Bruder Erich nicht, wie er gewünscht hatte, zum Erzbischof gewählt. Bald rückte er daher mit seinen Truppen vor die Stadt. Auf den Dom zeigend, sprach er die stolzen Worte: „Dort wollen wir in wenigen Tagen unsere Pferde füttern." Aber es kam anders. Die Magdeburger schlugen sein Heer, nahmen ihn selbst gefangen und stellten ihn in einem hölzernen Käfige auf dem Marktplatze öffentlich zur Schau aus. Gegen Zahlung eines Lösegeldes von 4000 Mark Silber (1 Mark — kg) kam er wieder frei. Nicht lange nachher fing er abermals Krieg mit Magdeburg an; aber auch jetzt war ihm das Glück nicht hold. Bei der Belagerung von Staßfurt wurde er durch einen Pfeil verwundet, dessen Spitze jahrelang in seinem Kopfe stecken blieb. Davon erhielt er den Beinamen „mit dem Pfeile". Erst nach dem Tode des Erzbischofs Günther wurde sein Bruder Erich Erzbischof in Magdeburg. 5. Waldemar (1308—1319), der Neffe Ottos Iv., ein kühner, kriegerischer Held, war unaufhörlich auf die Wohlfart der Mark bedacht und liebte sein Volk wie ein Vater. Da er aber danach strebte, die Grenzen seines Landes zu erweitern, geriet er bald in blutige Kämpfe mit seinen Nachbarstaaten (Dänemark, Schweden, Polen, Mecklenburg rc., im ganzen etwa 12). Diese, schon längst neidisch auf die wachsende Macht Waldemars, schloffen ein Bündnis gegen ihn, um ihn von seiner Höhe herabzustürzen. Bei Gransee kam es zu einer mörderischen Schlacht. Waldemar konnte zwar seine Feinde nicht besiegen, hatte ihnen aber solche Verluste beigebracht, daß sie ihm im Frieden zu Templiu sein Gebiet ungeschmälert lassen mußten. Leider starb dieser Held schon in der Blüte seines Lebens, erst 28 Jahre alt. 6. Brandenburg unter den Bayern. Nicht lange nach Waldemars Tode kam die Mark Brandenburg an das bayrische Haus (1324—1373), unter dem der Glanz des Landes bald wieder erlosch. Der erste Markgraf dieses Hauses war Ludwig der Bayer. Um ihn zu stürzen, setzten seine Feinde folgendes Gaukelspiel ins Werk. Ein Müllergeselle, Jakob Rehbock sah nämlich dem verstorbenen Waldemar sehr ähnlich. Er verkleidete sich als Pilger, erschien so vor dem Erzbischof von Magdeburg, der eben beim Mahle saß, und erbat sich einen Trunk Wein. Nachdem er den Becher geleert, ließ er seinen Siegelring in denselben hineinfallen und sandte den Becher dem Erzbischof zurück. Erstaunt rief dieser: „Das ist Waldemars Ring!" und ließ den Pilger hereinrufen. Dieser begann nun zu erzählen: „Ich bin Waldemar, der Markgraf. Mau hat vor 29 Jahren einen andern für mich begraben, während ich, um eine schwere Sünde zu büßen, ins heilige Land zog. Jetzt bin ich wiedergekommen, um meines Volkes Leiden zu mildern, das unter einem fremden Herrscherhause im Unglücke seufzt." So sprach er, und seine Worte fanden Glauben. Fast das ganze Land siel ihm zu, nur Frankfurt, Spandau und Briezen, seitdem Treuenbriezen genannt, blieben treu. Später eroberte zwar Ludwig alle Städte wieder, zog sich aber nach Tirol zurück,

8. Geschichte für Volks- und Bürgerschulen : mit Abbildungen - S. 60

1892 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
I — 60 — das ihm ebenfalls gehörte, und überließ die Mark seinem Bruder Otto dem Römer unter welchem die Markgrafschaft zu einem Kurfürstentum erhoben wurde (1356)' Ihm folgte sein Bruder, Otto der Faule, der letzte der bayrischen Fürsten, die über Brandenburg regierten. 7. Brandenburg unter den Luxemburgern. Von den bayrischen Fürsten fiel Brandenburg an das luxemburgische Haus. Aus diesem kamen in dem Kurfürstentums Wenzel und Sigismund zur Regierung. Letzterer war auch noch König von Ungarn und hatte keine Zeit, sich um das kleine Brandenburg zu bekümmern. Da er oft in Geldnot war, so verpfändete er die Mark an seinen Vetter Jobst von Mähren. Dieser war nur darauf bedacht, sich in dem fremden Lande zu bereichern, und drückte die Unterthanen mit harten Steuern. Die Neumark verkaufte er an den deutschen Ritteroden. Auch ließ er sich alle Jahre nur einmal in der Mark sehen, um das zusammengescharrte Geld in Empfang zu nehmen. Die Ritter aber versagten ihm den Gehorsam; sie wollten nur dem Kaiser Unterthan sein. Um ihre Freundschaft zu gewinnen, setzte Jobst die beiden trotzigsten derselben, Dietrich und Hans von Quitzow, zu Statthaltern in der Mark ein. Jetzt hatten diese freies Spiel. Mit ihren Kriegsleuten zogen sie von einer Stadt zur andern und Plünderten überall, wo ihnen nicht freiwillig große Summen gezahlt wurden. Selbst Berlin gab ihnen Feste und Schmausereien. Der Bauer war weder seines Lebens noch seines Eigentums sicher. Nicht selten steckten ihm die Raubritter, wenn sie ihm alles genommen hatten, auch noch Haus und Hof in Brand. Manche Ritter scheuten sich auch nicht, im Walde oder an der Landstraße dem Kaufmanns aufzulauern und ihm seine Waren zu rauben. 56. Die Hohenzollern in der Mark. 1. Friedrich Vi. wird Statthalter. 1412. Endlich kam dem zerrütteten Lande ein Helfer; das war der Burggraf Friedrich Vi. von Nürnberg, aus dem Hause der Hohenzollern. Dieser hatte dem Kaiser Sigismund zu der Kaiserkrone verholfen und ihm stets treu zur Seite gestanden. Dafür ernannte ihn derselbe jetzt zum Statthalter der Mark und ließ ihm zugleich 100 000 Goldgulden auf dieselbe verschreiben, da Friedrich bedeutende Ausgaben zur Einlösung verpfändeter Güter zu machen hatte. Brandenburg und viele andre Städte nahmen den Burggrafen willig auf; jedoch die Ritter des Havellandes, an ihrer Spitze Dietrich und Haus von Quitzow, verweigerten „dem Nürnberger Tand" den Eid der Treue. Sie spotteten sogar: „Wenn es auch ein ganzes Jahr Burggrafen regnet, so wollen wir sie doch nicht aufkommen lassen." Friedrich aber zog mit einer Kanone, „faule Grete" genannt, vor ihre festen Schlösser und eroberte eine Burg nach der andern. Dietrich von Quitzow floh, Hans aber wurde gefangen genommen; die andern Ritter baten demütig um Gnade. 2. Belehnung. 1415 verlieh der Kaiser dem Burggrafen aus Dankbarkeit für seine ihm geleisteten Dienste die Mark Brandenburg mit der Kurfürstenwürde als erbliches Eigentum. Zwar behielt er sich vor, für sich und seinen Bruder oder ihre männlichen Erben die Mark für 400 000 Goldgulden wieder einlösen zu können. Dieses Recht erlosch aber, als er und sein Bruder ohne männliche Erben starben. Friedrich Vi. nannte sich als Kurfürst Friedrich I. 1417 fand auf dem Konzil zu Konstanz die feierliche Belehnung statt. 3. Im Kampfe gegen die Hussiten. Als die wilden Scharen der Hussiten den Kaiser Sigismund nicht als König von Böhmen anerkennen wollten, rüstete der Kaiser ein Heer von 130 000 Mann und stellte es unter den Oberbefehl des Kurfürsten Friedrich von Brandenburg. Aber letzterer wurde bei Riesenberg in Böhmen geschlagen. Prokop d. Gr. drang nun verwüstend in die Mark Brandenburg ein und belagerte Bernau. Nach bangen Wochen kam endlich des Kurfürsten Sohn Friedrich mit einem Heere und schlug mit Hilfe der tapfern Bernauer die Hussiten in die Flucht. 1432.

9. Geschichte für Volks- und Bürgerschulen : mit Abbildungen - S. 61

1892 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
— 61 — I 4. Friedrich Ii. (1440—1470), von seinen Zeitgenossen der „Eisenzahn" genannt, war ein Fürst von echter Frömmigkeit und ausgeprägter Friedensliebe. Einen bedeutenden Zuwachs verschaffte er seinem Lande durch die Wiedererwerbuug der Neumark (S. 60, 7), und auch in der Lausitz wußte er seine Herrschaft auszudehnen, so daß die Mark unter ihm die alten Grenzen wie zur glücklichsten Zeit der Ballenstädter Markgrafen fast vollständig wieder erreichte. Große Ehre wiederfuhr dem Kurfürsten dadurch, daß ihm die Polen ihre Königskrone antrugen. Er lehnte dieselbe aber, „um dem rechtmäßigen Erben nicht zu Schaden zu handeln," mit aller Entschiedenheit ab. Die ihm widerstrebenden Schwesterstädte Berlin und Köln an der Spree verstand er mit starker Hand zum Gehorsam zu zwingen. Dieselben hatten ihm mehrmals ihre Thore verschlossen. Als dann ein Streit zwischen dem Magistrate und der Bürgerschaft ausbrach, rief ersterer die Hilfe des Landesherrn herbei. Friedrich kam mit 6000 Reitern und zog ungehindert in die Stadt ein. Fortan behielt er die Schlüssel aller Thore in Gewahrsam. Um aber die beiden Städte auch fernerhin in Gehorsam halten zu können, legte er an der Spree eine fürstliche Burg an, welche er 1451 bezog, und die noch heute einen Teil des großen königlichen Schlosses in Berlin ausmacht. 5. Albrecht Achilles. (1470—1486.) Friedrich hatte das Unglück, seinen einzigen Sohn durch den Tod zu verlieren; der Kummer über diesen Verlust sowie körperliche Leiden bewogen ihn, die Regierung niederzulegen und dieselbe seinem Bruder Albrecht zu übergeben. Dieser, wegen seiner Kampfeslust der deutsche Achilles genannt, gab das Hohenzollernsche Hausgesetz heraus, nach welchem die Mark Brandenburg nie geteilt werden, sondern immer ungeteilt dem ältesten Sohne oder sonstigen Erben zufallen sollte. Durch dieses Gesetz wurde die Zerstückelung des Landes verhütet und das Wachstum desselben begünstigt. 6. Joachim I. (1499—1535) war bei seinem Regierungsantritte erst 15 Jahre alt. Die Raubritter fingen deshalb ihr altes Räuberhandwerk bald wieder an; denn sie meinten, vor dem jungen Kurfürsten sicher zu sein. Aber sie irrten sich; er ließ die Räuber fangen und hinrichten. Da schrieb ihm einer der Ritter, an die Thür: „Joachimken, Ioachimken, höbe bi, fangen toi bi, so hangen toi bi." Dennoch fuhr Joachim fort, die Übelthäter zu verfolgen. — Zu seiner Zeit trat in Wittenberg der Reformator Luther auf, aber Joachim wollte von einer Reformation durch einen Mönch nichts wissen. Als er hörte, daß aus dem Reichstage zu Nürnberg den Protestanten freie Religionsübung zugestanden war, rief er aus: „Lieber will ich Land und Leute verlieren, eher sterben und verderben, als in diesen Frieden willigen." Trotzdem breitete sich die Reformation in der Mark aus, ja, Joachims eigne Gemahlin, Elisabeth, war derselben zugethan. Als er davon Kunde erhielt, drohte er mit Kerker und Banden. Sie aber entfloh, als Bäuerin verkleidet, heimlich aus Berlin zu ihrem Vetter, dem Kurfürsten von Sachsen. Dieser wies ihr ein Schloß in der Nähe Wittenbergs zum Wohnsitz an, von wo aus sie fleißig mit Luther verkehrte. Unter Joachim I. brach in Brandenburg eine grausame Verfolgung gegen die Juden aus. Einer derselben hatte nämlich ein goldenes Gefäß mit geweihten Hostien gestohlen und mit letzteren allerlei Mißbrauch getrieben. Infolgedessen wurden noch andre Juden angeklagt, Christenkinder gekauft, getötet und ihr Blut zu Arzneien verwendet zu haben. Da es aber an thatsächlichen Beweisen für diese Greuelthaten fehlte, so zwang man die Jubelt durch die Folter zum Gestänbnis, und so wurden 38 derselben in Berlin verbrannt, alle andern aber aus dem Lande vertrieben. 7. Joachim U. (1535—1571), der Sohn Joachims I., trat auf Wunsch seiner Mutter 1539 zur lutherischen Lehre über, und nun verbreitete sich letztere sehr schnell in der Mark. — Mit dem Herzoge von Liegnitz schloß er einen Erbvertrag, auf bett Friedrich Ii. später seine Ansprüche auf Schlesien grünbete. Es würde nämlich festgesetzt, daß beim Aussterben der Kurfürsten von Branbenburg ihr Land an den Herzog

10. Geschichte für Volks- und Bürgerschulen : mit Abbildungen - S. 37

1892 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
Zum Zeichen, daß der Getötete durch die heilige Feme gefallen, ließ man ihm alles, was er hatte, und steckte ein Messer neben ihm in die Erde. Das letzte Femgericht wurde im Jahre 1568 in Celle abgehalten. 2. Der schwarze Tod. Etwa um die Mitte des 14. Jahrhunderts (von 1348 bis 1350) wurde ganz Europa von einer furchtbaren Pest heimgesucht, die man in Deutschland mit dem Namen „schwarzer Tod" belegte. Die von der Krankheit Befallenen wurden am ganzen Körper mit Geschwüren — Pestbeulen — bedeckt, spieen Blut aus und starben meistens schon nach 3 Tagen. Große Städte verloren oft mehr als die Hälfte ihrer Bewohner (Straßburg 16 000) und viele Dörfer starben ganz und gar aus. Das Volk glaubte nicht anders, als daß die Juden durch Vergiftung der Btunnen das Unglück herbeigeführt hätten. Infolgedessen wurden dieselben in den meisten Städten verfolgt, zu Haufen getrieben und in ihren Häusern verbrannt. Andere wiederum sahen die Pest als ein Strafgericht Gottes an, das man durch „Geißlerfahrten" abzuwenden suchte. Scharen von 100—300 Büßern zogen paarweise mit Kreuzen, Fahnen und Kerzen von einer Stadt zur andern. Überall wurden sie mit Glockengeläute empfangen. Am Morgen und Abend zogen sie dann vors Thor hinaus, entblößten den Rücken und schlugen sich gegenseitig mit Geißeln. Letztere waren vorn mit Knöpfen versehen, durch welche Nadeln gesteckt waren, so daß bei jedem Geißelhiebe das Blut vom Rücken floß. 3. Frondienste. Ursprünglich lebten die Fürsten und Grundherren von den Einkünften ihrer eigenen Güter (Domänen). Als sie aber später die Domänen ihren Beamten und Dienern zur Bewirtschaftung übergaben, da ließen sie sich von diesen ihren „hörigen Bauern" nicht nur die Lebensmittel in die Küche liefern, sondern auch die Dienste verrichten, welche in der herrschaftlichen Haushaltung vorfielen. Zu bestimmten Zeiten mußten die „Gefälle" (wie Gänse, Hühner, Schweine, Fische, Butter, Eier, Korn, Kessel, Töpfe rc.) entrichtet werden. In späterer Zeit traten an die Stelle solcher Lieferungen Abgaben in Geld, die Zins oder Steuern genannt wurden. Da diese in der Regel an den Festtagen erhoben wurden, so erklären sich daraus die noch heute hier und da gebräuchlichen Michaelissteuern, Osterzinse, Weihnachtshühner rc. Manche hörige Bauern mußten am Hofe die Öfen heizen, Brot backen, Bier brauen, Holz spalten, Nachtwachen leisten, Botengänge verrichten rc. Zuweilen auch mußte der Bauer mit seinem Gespann für den Herrn arbeiten und ihm Holz, Mehl, Steine rc. herbeifahren, seinen Acker bestellen oder die Ernte besorgen. Doch wurden die Leute meistens bei der Arbeit gut beköstigt. Die Kinder eines hörigen Bauern waren verpflichtet, bei ihren Grundherren in Dienst zu treten. Sie erhielten meistens nur Kost, zuweilen auch einen ganz geringen Lohn. 25. Erfindungen im Mittelalter. 1. Das Schießpulver war in Deutschland schon im 12. Jahrhunderte bekannt, doch wurde es nur zu Feuerwerken u. a. Spielereien benutzt. Erst zu Anfang des 14. Jahrhunderts fing mau an, das Pulver zum Fortschleudern der Geschosse zu verwenden. Ein Mönch (vielleicht Berthold Schwarz) soll diese Kraft des Pulvers zuerst entdeckt haben. Die ersten Feuerwaffen, welche um das Jahr 1320 auftauchten, waren sehr schwer zu laden und hatten einen unsichern Schuß, so daß sie der Armbrust und dem Bogen noch keineswegs überlegen waren. Auch die Kanonen, aus denen man anfangs mit Steinen schoß, waren von ungeheurer Größe und sehr schwer fortzuschaffen. Die Feuerwaffen fanden daher sehr langsam Eingang in die Heere, und noch im 30jäh-rigen Kriege bestand die Hälfte des Fußvolks aus Hellebardieren und Pikenieren. Erst nachdem man durch Erfindung des Bajonetts Spieß und Muskete in einer Waffe bereinigt hatte, wurde, die gesamte Infanterie (zuerst unter Prinz Eugen vor etwa 180 Jahren) mit dem Feuergewehr ausgerüstet.
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